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Theologie in der Krise?


nannyogg57

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Kann es sein, dass die Theologie als Wissenschaft gerade in der Krise steckt?

 

Ich frage das, weil ich mich derzeit mit Luther beschäftige. Die Theologie steckte zu seiner Zeit in der Krise, sprich, sie war irrelevant.

 

Dass Päpste, Bischöfe und Priester dieses Fach nicht studierten, hatte nicht nur was mit Bildungswesen zu tun: Päpste und Bischöfe waren sehr wohl gebildet, eben humanistisch, und die Theologie war wohl etwas abgehängt.

 

Sie war de facto irrelevant.

 

Kann es sein, dass das heutzutage wieder so ist?

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Ich denke, daß die Herausforderung tiefer liegt: Gott ist für viele irrelevant und infolgedessen auch Kirche und Theologie.

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ja. Theologie ist in der Krise.

 

Zu Luther: Das universitäre Theologiestudium hatte mit Priestersein wenig zu tun. Martin Luther hat ja sein Theologiestudium erst nach seiner Priesterweihe begonnen, z. B.

 

Aus den Visitationsprotokollen des damaligen Bistums Freising, nach dem Tridentinum: [Der Pfarrer] "glaubt an die sieben Sakramente, kann sie aber nicht aufzählen."

 

zu heute:

 

"Theologen schreiben heutzutage nur noch für sich selber". Den Satz habe ich mal in der (nach wie vor für mich sehr lesenswerten) Zeitschrift "Christ in der Gegenwart" gelesen.

 

Das ist die Frucht der jahrzehntelang währenden amtlich verordneten Angst, was falsches zu sagen.

 

Joseph Ratzinger hat z. B. persönlich damals dafür gesorgt, dass Johann Baptist Metz keine Berufung nach München bekam.

 

Sogar Jürgen Werbick entschuldigte sich in seinem Buch "Kirche" dafür, dass er das Thema Priestertum der Frau überhaupt nur ansprach. Immerhin, angesprochen hat der Jürgen das Thema :)

 

btw: danke, für diesen Thread.

 

Peter.

bearbeitet von Petrus
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was gibt es denn heute noch für herausragende Theologen?

 

Damals: Heinrich "Papa" Fries, Wolfhart Pannenberg (der dem Leo Scheffczyk immer einen Schritt voraus war, weil die Frau von Wolfhart Pannenberg konnte perfekt Englisch, und sie hat ihm immer die neueste amerikanische theologische Literatur übersetzt), und auch Leo Scheffczyk, zum Beispiel. Wir sind dann immer mit den Vorlesungen von den beiden mitgewandert, vom Geschwister-Scholl-Platz in die Schellingstrasse, und zurück. Theolgie war damals spannend.

 

Bewußt habe ich nur die Profs erwähnt, die ich selber gehört habe.

 

Nicht zu vergessen unseren damaligen Assistenten in der Liturgiewissenschaft, Hansjakob Becker, mit dem zusammen ich das interdisziplinäre (Liturgiewissenschaftler, Theaterwissenschaftler, Germanisten) Seminar "Kult des Nationalsozialismus" vorbereiten durfte.

 

war ne schöne, spannende Zeit.

bearbeitet von Petrus
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Ich denke, daß die Herausforderung tiefer liegt: Gott ist für viele irrelevant und infolgedessen auch Kirche und Theologie.

danke,

gouvernante.

 

für Deinen Denk-Anstoß.

 

 

also ...

 

wie schaut das bei mir persönlich aus?

 

Gott ist für mich relevant.

 

Kirche wird für mich immer unrelevanter (mein Geld sollen sie haben, meine Seele kriegen die nicht).

 

Theologe bin ich immer noch gern.

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Ich denke, daß die Herausforderung tiefer liegt: Gott ist für viele irrelevant und infolgedessen auch Kirche und Theologie.

Ich bin skeptisch, ob Gott für viele wirklich irrelevant geworden ist - allerdings haben sich Gott, Glaube, Kirche und Theologie erfolgreich voneinander getrennt. Viele Menschen, die durchaus so etwas wie einen Gottesbezug in ihrem Leben ahnen, erwarten weder von der Kirche noch von der Theologie Hilfe oder gar Antworten. Das ist zumindest in weiten Teilen selbst verschuldet, weil man in der Theologie furchtbar viele Binnendiskurse führt. Das ehedem mal bestehende Interesse der anderen akademischen Fächer an der Theologie (das erstaunlicherweise immer noch eine Rolle spielt) wurde von dieser kaum beantwortet. Das mag auch an dem liegen, was Petrus schon geschrieben hat: Stellungnahmen zu wichtig erscheinenden Themen wurden lange in erster Linie so verfasst, dass man mit den kirchlichen Aufsichtsbehörden nicht in Konflikt kam. Außenwirkung war meist kaum ein Thema.

 

Dies ist in den letzten Jahren auch nur wenig besser geworden - der intern viel gelobte Dialogprozess wurde schon an der Basis der Kirche nicht mal mehr wahrgenommen.

 

Umgekehrt hat die Familiensynode ein erstaunlich breites Echo gefunden - dem wäre nicht so, wenn es der Mehrheit egal wäre, was Kirche sagt.

 

Innerkirchlich hat man wiederum die Theologie marginalisiert. Man betrachtet sie zumindest in der Glaubenskongregation nicht mehr als Think tank der Kirche, sondern nur noch als Öffentlichkeitsstelle des Lehramtes, die das, was letzteres gesagt hat, zu vermitteln habe. Das war mal anders: Im Vorfeld des letzten Konzils gab es in der DBK ein regelrechtes Fortbildungsprogramm für Bischöfe, mit dem Ziel, die Bischöfe auf den aktuellen Stand der theologischen Debatte und Erkenntnis zu bringen. Heute scheinen sie sich für so kompetent zu halten, dass sie dessen nicht mehr bedürfen, zumindest kann ich mich nicht an ähnliche Veranstaltungen im Vorfeld der Familiensynode erinnern.

 

Nein, ich glaube nicht, dass es am mangelnden Interesse der Menschen liegt - diese Erklärung scheint mir zu simpel zu sein.

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In der Gesellschaft spielt Theologie keine Rolle mehr
Glaube ist etwas sehr persönliches geworden, wahrgenommen werden nur mehr die radikalen jeder Religion.
Selbst das innerkirchliche Engagement hat nach gelassen.
Ich wette würde so etwas wie das Kirchenvolksbegehren heute stattfinden es hätte wesentlich weniger Beteiligung , nicht weil die Leute anderer Meinung wären sondern es gibt kaum mehr interesse da dran.
Wenn man sich in den entsprechenden Organisationen umschaut Vergreisung überall egal ob bei "Wir sind Kirche" oder auf der anderen Seite "Una Voce"

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In der Gesellschaft spielt Theologie keine Rolle mehr

iuxta modum.

 

in meiner Firma, in der ich achtzehn Jahre lang gearbeitet hatte, schon. Alle wußten, dass ich mal Theologie studiert hatte, und dann durfte ich Viele Fragen beantworten, wie das so ist, mit der Unbefleckten Empfängnis, usw., usw. Wie das so ist mit dem, Wie Gott das Böse in der Welt zulassen kann, usw, usw.

 

und manche haben mich dann auch was persönliches gefragt. Das bleibt aber in meinem Herzen.

 

Ab und zu hat mich mein Chef vorgestellt mit den Worten "Unsere Firma ist etwas ganz Besonderes. Wir haben unseren eigenen Standortpfarrer."

 

:D

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Ein Artikel, auch passend zum Thema.

und noch eine Zeitschrift, passend zum Thema. Die Zeitschrift heißt "Jesuiten", und die kann man (echt) kostenlos bestellen unter jesuiten.org (ich hoffe, dass das jetzt keine unerlaubte kommerzielle Werbung ist).

 

ich bin irgendwie draufgekommen. am Sonntag abend, bestellt, heute pünktlich geliefert.

 

Lesenswert. Und kost echt nix.

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Wenn man sich in den entsprechenden Organisationen umschaut Vergreisung überall egal ob bei "Wir sind Kirche" oder auf der anderen Seite "Una Voce"

nun, Du bringst mich auf eine Idee. Vielleicht ein gemeinsames Alten- und Pflegeheim gründen?

 

Wobei ich mir das schwierig vorstelle, vielleicht auch als Herausforderung -

 

nein, ich will da nicht zelebrieren, Schwester! Nein, ist dieser Altar überhaupt gültig geweiht?

 

nein, mit diesem Vorkonziliaren, der jeden Abend den Rosenkranz betet, will ich nicht in einem Zimmer liegen! Der stört mich mit seinem Gemurmel immer, wenn ich meine Lieblingsserie im Fernsehen anschaue!

 

:)

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Professor Gründel fällt mir ein oder Korff.

 

In der Exegese tut sich momentan mehr als zu der Zeit, als ich studiert habe.

 

Ich habe aber ansonsten den Eindruck, die Theologie, dh die wissenschaftliche Plattform oder wie man es nennen mag, ist irrelevant.

 

Man braucht sie nicht in der Seelsorge, man braucht sie nicht zum Gottesdienst feiern, man braucht sie auch nicht für den RU, man macht es halt, wenn man muss, man studiert, um in den Beruf zu kommen.

 

Nicht mal Theologen sind davon überzeugt, dass Theologie wichtig ist.

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"Theologie als Wissenschaft"? :unsure: Wissenschaft kommt von "Wissen schafft".

Zitat Wikipedia:

"In der Wissenschaft überleben nur Theorien (im Gegensatz zur Philosophie), die sich an der Erfahrung bewähren."

Mit anderen Worten:

"Welche Theorien der Theologie haben sich an der Erfahrung bewährt? Welches Wissen hat die Theologie geschafft? Was wissen wir dank der Theologie über G'tt - ist G'tt wissenschaftlich beweisbar?"

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Ich bin skeptisch, ob Gott für viele wirklich irrelevant geworden ist - allerdings haben sich Gott, Glaube, Kirche und Theologie erfolgreich voneinander getrennt. Viele Menschen, die durchaus so etwas wie einen Gottesbezug in ihrem Leben ahnen, erwarten weder von der Kirche noch von der Theologie Hilfe oder gar Antworten.

OK, vielleicht habe ich es etwas zu verkürzt geschrieben. Ich meinte: der Gott und Vater Jesu Christi, der den Menschen in eine Lebensantwort ruft, ist irrelevant geworden. Daß da eventuell noch vage Restbestände von Transzendenzsehnsucht existieren, habe ich damit nicht gemeint.

bearbeitet von gouvernante
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Professor Gründel

stimmt. Den hatte ich vergessen. Weil ich nie einsehen konnte, wozu Moraltheologie gut sein soll.

 

Der Professor mit den sexy Sekretärinnen.

 

Großer Auftritt: Zwei Minuten vor der Vorlesung. Alle Studierenden sitzen schon. Eine sehr gut aussehende junge Frau, blond, sehr kanpper Pulli, sehr knappe Jeans, betritt den Hörsaal, stolziert durch den Mittelgang herunter, legt das Skript aufs Pult, schreitet wieder hinaus. Dann begann die Vorlesung.

 

:)

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der Gott und Vater Jesu Christi, der den Menschen in eine Lebensantwort ruft

 

Dieser Satz ist theologisch sicher korrekt (ich versuche, mich höflich auszudrücken).

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Nicht mal Theologen sind davon überzeugt, dass Theologie wichtig ist.

Widerspruch ;)

 

Dem Widerspruch stimme ich zu - ich kenne auch keinen Theologen, der Theologie für unwichtig hielte.

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Nicht mal Theologen sind davon überzeugt, dass Theologie wichtig ist.

Widerspruch ;)

 

Dem Widerspruch stimme ich zu - ich kenne auch keinen Theologen, der Theologie für unwichtig hielte.

 

dann sind wir ja schon zu viert.

bearbeitet von Petrus
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Also, mir fallen da schon ein paar ein. Die haben halt studiert, aber in der Seelsorge spielt die Theologie keine Rolle.

 

Theologie ist ja keine Wissenschaft, die besondere Erkenntnisse über Gott sucht, eher darüber, was definitiv nicht Gott ist.

 

Oder, was seine Stelle nicht einnehmen sollte.

 

Apropos Dreifaltigkeit. Die ist von allem, was landläufig so als Göttliches verstanden wird, komplett abgekoppelt. Die spielt im öffentlichen Diskurs keine Rolle.

 

Oder was hinter der Zwei-Naturenlehre steckt. Ich breche die in der 9. Klasse gnadenlos runter, weil die Kids eben keine Theologen sind, und in der Regel schlucken sie die Formeln "Christen glauben nicht an einen supermanmäßigen Halbgott sondern an Jesus, der 100 % Gott war und 100 % Mensch".

 

Bischof Oster, habe ich das Gefühl, ist zumindest theologisch einer, der versucht, Pastorale und Theologie gleichermaßen nicht zu vernachlässigen, aber der nächste Schritt: "Was bedeuten theologische Sachen für Leute heute konkret?" ist bei ihm eher mau.

 

Was mich voll aufregt, ist, wenn jemand sagt: "Ist doch eh alles wurscht!" oder, man müsste die Leute nicht damit quälen, was es mit den unechten Paulusbriefe auf sich hat oder dass Markus als Erster sein Evangelium geschrieben hat.

 

Als ich mal einer katholischen Frau erzählte, Jesus hätte einen Bruder gehabt, fiel die aus allen Wolken.

 

Und die Frau war älter als ich (oder sah zumindest so aus) und Lektorin in ihrer Ortsgemeinde.

bearbeitet von nannyogg57
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der Gott und Vater Jesu Christi, der den Menschen in eine Lebensantwort ruft

 

Dieser Satz ist theologisch sicher korrekt (ich versuche, mich höflich auszudrücken).

 

Das mußt Du nur, weil die board-Regeln es erfordern. Ansonsten sind wir hier in einem Diskussionsforum und Du bist nicht die arme Oppa auf der Straße, der ich das anders verklickern müßte.

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Kann es sein, dass die Theologie als Wissenschaft gerade in der Krise steckt?

 

Ich frage das, weil ich mich derzeit mit Luther beschäftige. Die Theologie steckte zu seiner Zeit in der Krise, sprich, sie war irrelevant.

 

Dass Päpste, Bischöfe und Priester dieses Fach nicht studierten, hatte nicht nur was mit Bildungswesen zu tun: Päpste und Bischöfe waren sehr wohl gebildet, eben humanistisch, und die Theologie war wohl etwas abgehängt.

 

Sie war de facto irrelevant.

 

Kann es sein, dass das heutzutage wieder so ist?

Vielleicht hilft das weiter und ein ergänzender Beitrag zur Diskussion, die daraus entstanden ist - und noch zwei

bearbeitet von sofan
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Als ich mal einer katholischen Frau erzählte, Jesus hätte einen Bruder gehabt, fiel die aus allen Wolken.

 

Wenn du so halbgares Theologenwissen verbreitest, ist das ja schon fast Körperverletzung.

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Stammt aber nicht von Nanny, sondern steht mehrfach so in der Bibel.

 

Theologie dagegen hat die Aufgabe zu erklären, warum das mit dem Bruder in der Bibel nicht so gemeint ist. In der Bibel steht was von Brüdern Jesu. Und Theologie ist die Kunst zu erklären, dass die Bibel einerseits die Wahrheit spricht, andererseits Jesus keine Brüder gehabt hat. Und das soll man dann auch noch ernst nehmen.

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Stammt aber nicht von Nanny, sondern steht mehrfach so in der Bibel.

 

Theologie dagegen hat die Aufgabe zu erklären, warum das mit dem Bruder in der Bibel nicht so gemeint ist. In der Bibel steht was von Brüdern Jesu. Und Theologie ist die Kunst zu erklären, dass die Bibel einerseits die Wahrheit spricht, andererseits Jesus keine Brüder gehabt hat. Und das soll man dann auch noch ernst nehmen.

Nö, Theologie ist die Kunst, zu erklären, dass die Bibel eben nicht ursprünglich in heutigem Deutsch verfasst wurde und daher nicht wortwörtlich verstanden werden kann.

 

"Bruder" muss im Hebräischen bzw. Aramäischen nicht notwendigerweise der Sohn des gleichen Vaters und der gleichen Mutter sein, sondern kann auch Halbbruder, Cousin usw. sein.

 

Theologie ist weiter die Kunst, über die Bedeutung einer Aussage nachzudenken: Was konkret würde sich für den christlichen Glauben ändern, wenn Maria und Josef noch (weitere) gemeinsame Kinder gehabt hätten?

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