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Unlesbare Bibelstellen


Xamanoth

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Ich habe im letzten Jahr die Bibel fast am Stück gelesen.

 

Ich will hier nicht über Gräuel und Grausamkeiten schreiben, das wäre höchst ermüdend.

 

Aber: Es gibt einige Stellen und Bücher, die ich fast unlesbar finde, kompliziert, verworren, in ihrer Aussage kaum greifbar. Ich sehe diese Stellen vor allem in den Prophetenbüchern. Jesaja, Jeremia, Hesekiel schaffe ich nicht am Stück und nur mit großen Pausen. Unstrukturiert, wirr, handlungsarm.

 

Daniel in der zweiten Hälfte auch, wobei mir die erste Hälfte mit den wechselnden Ich-Erzählern als literarisch höchst hochwertig erscheint.

 

Kein Vergleich mit der Dramaturgie und greifbaren Rhetorik der Bücher Mose oder der Evangelien; unvergleichbar mit der rhetorisch-ideellen Bildkraft des Hiobbuches.

 

Geht es anderen auch so? Habt ihr Bibelstellen, mit denen ihr rein sprachlich-literarisch nicht fertig werdet? Außer den Propheten sind dies bei mir noch die Bücher Chronik und einige Briefe.

 

Rein aus literarischer Perspektive sind meine Favoriten:

- Johannesevangelium

- Hiob

- Genesis

- Erstes Buch Samuel.

 

wie wird das hier gesehen? Zudem möchte ich die Frage aufwerfen, ob ihr es für vertretbar handelt, die Bibel ähnlich zu betrachten wie Beispielsweise eine Gesamtausgabe Shakespeares, für das ich die gleichen Fragen stellen könnte. Insbesondere würde mich interssieren, ob es hier Atheisten mit gewinnendem Bibelstudium gibt.

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Jo. Hiob und Johannes. Dann noch Apostelgeschichte. Aber überwiegend (nur) aus nautischem Interesse. Shakespeare und Bibel? Sehr interessante Frage. Nun, Shakespeare hat für den Raum geschrieben. Da entfaltet sich die Wirkung. Vielleicht erschließt sich die Bibel anders, wenn sie gespielt werden würde ;).

Dein Frage ist noch in weiterer Hinsicht interessant. Ich glaube sogar Freud war es, der da mal sagte, dass das Kennen der Dramen der Antike, das der Bibel und des Shakespeare quasi ein Psychologiestudium ersetzen können. Tiefenpsychologisches.

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Jo. Hiob und Johannes. Dann noch Apostelgeschichte. Aber überwiegend (nur) aus nautischem Interesse. Shakespeare und Bibel? Sehr interessante Frage. Nun, Shakespeare hat für den Raum geschrieben. Da entfaltet sich die Wirkung. Vielleicht erschließt sich die Bibel anders, wenn sie gespielt werden würde ;).

Dein Frage ist noch in weiterer Hinsicht interessant. Ich glaube sogar Freud war es, der da mal sagte, dass das Kennen der Dramen der Antike, das der Bibel und des Shakespeare quasi ein Psychologiestudium ersetzen können. Tiefenpsychologisches.

Ich stimme Freud da durchaus zu. Gegenwärtig bin ich bei Aischylos, wobei ich mit dem gefesselten Prometheus angefangen habe, dessen Autorenschaft strittig ist. Anschließend die Orestie.

 

Macbeth und Othello scheinen mir fast Lehrbuch-Neurotiker zu sein.

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Long John Silver

Ich habe im letzten Jahr die Bibel fast am Stück gelesen.

 

Ich will hier nicht über Gräuel und Grausamkeiten schreiben, das wäre höchst ermüdend.

 

Aber: Es gibt einige Stellen und Bücher, die ich fast unlesbar finde, kompliziert, verworren, in ihrer Aussage kaum greifbar. Ich sehe diese Stellen vor allem in den Prophetenbüchern. Jesaja, Jeremia, Hesekiel schaffe ich nicht am Stück und nur mit großen Pausen. Unstrukturiert, wirr, handlungsarm.

 

Daniel in der zweiten Hälfte auch, wobei mir die erste Hälfte mit den wechselnden Ich-Erzählern als literarisch höchst hochwertig erscheint.

 

Kein Vergleich mit der Dramaturgie und greifbaren Rhetorik der Bücher Mose oder der Evangelien; unvergleichbar mit der rhetorisch-ideellen Bildkraft des Hiobbuches.

 

Geht es anderen auch so? Habt ihr Bibelstellen, mit denen ihr rein sprachlich-literarisch nicht fertig werdet? Außer den Propheten sind dies bei mir noch die Bücher Chronik und einige Briefe.

 

Rein aus literarischer Perspektive sind meine Favoriten:

- Johannesevangelium

- Hiob

- Genesis

- Erstes Buch Samuel.

 

wie wird das hier gesehen? Zudem möchte ich die Frage aufwerfen, ob ihr es für vertretbar handelt, die Bibel ähnlich zu betrachten wie Beispielsweise eine Gesamtausgabe Shakespeares, für das ich die gleichen Fragen stellen könnte. Insbesondere würde mich interssieren, ob es hier Atheisten mit gewinnendem Bibelstudium gibt.

 

Vielleicht hilft der Tip, dass die Prophetenbuecher im allgemeinen Sinn politische Schriften sind, die sich auf bestimmte konkrete gesellschaftliche Situationen beziehen und/oder politische Unfaehigkeiten, also eine Art Mahnrufe darstellen in einer Zeit, die als Bedrohung angesehen wurde (des Glaubens, der Rechtglaeubigkeit im allgemeinen, der Integritaet des juedischen Volkes etc). Dieses erfolgt natuerlich in jeweils spezifischem sprachlichen Stil und Gewichtung.

 

Vor allem Jeremiah und Hesekiel gehoeren zu meinen Lieblingstexten, allerdings kenne ich diese auch seit meiner Kindheit aus dem Gottesdienst.

bearbeitet von Long John Silver
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Ich habe im letzten Jahr die Bibel fast am Stück gelesen.

 

Ich will hier nicht über Gräuel und Grausamkeiten schreiben, das wäre höchst ermüdend.

 

Aber: Es gibt einige Stellen und Bücher, die ich fast unlesbar finde, kompliziert, verworren, in ihrer Aussage kaum greifbar. Ich sehe diese Stellen vor allem in den Prophetenbüchern. Jesaja, Jeremia, Hesekiel schaffe ich nicht am Stück und nur mit großen Pausen. Unstrukturiert, wirr, handlungsarm.

 

Daniel in der zweiten Hälfte auch, wobei mir die erste Hälfte mit den wechselnden Ich-Erzählern als literarisch höchst hochwertig erscheint.

 

Kein Vergleich mit der Dramaturgie und greifbaren Rhetorik der Bücher Mose oder der Evangelien; unvergleichbar mit der rhetorisch-ideellen Bildkraft des Hiobbuches.

 

Geht es anderen auch so? Habt ihr Bibelstellen, mit denen ihr rein sprachlich-literarisch nicht fertig werdet? Außer den Propheten sind dies bei mir noch die Bücher Chronik und einige Briefe.

 

Rein aus literarischer Perspektive sind meine Favoriten:

- Johannesevangelium

- Hiob

- Genesis

- Erstes Buch Samuel.

 

wie wird das hier gesehen? Zudem möchte ich die Frage aufwerfen, ob ihr es für vertretbar handelt, die Bibel ähnlich zu betrachten wie Beispielsweise eine Gesamtausgabe Shakespeares, für das ich die gleichen Fragen stellen könnte. Insbesondere würde mich interssieren, ob es hier Atheisten mit gewinnendem Bibelstudium gibt.

 

Vielleicht hilft der Tip, dass die Prophetenbuecher im allgemeinen Sinn politische Schriften sind, die sich auf bestimmte konkrete gesellschaftliche Situationen beziehen und/oder politische Unfaehigkeiten, also eine Art Mahnrufe darstellen in einer Zeit, die als Bedrohung angesehen wurde (des Glaubens, der Rechtglaeubigkeit im allgemeinen, der Integritaet des juedischen Volkes etc). Dieses erfolgt natuerlich in jeweils spezifischem sprachlichen Stil und Gewichtung.

 

Vor allem Jeremiah und Hesekiel gehoeren zu meinen Lieblingstexten, allerdings kenne ich diese auch seit meiner Kindheit aus dem Gottesdienst.

 

Wenn ich Jeremia richtig verstehe, stellt er eine Art Kassandra-Typus da, die Erwartung der Zerstörung Jerusalems ohne diese Verhindern zu können und die beständige Drangsalierung des Unglückspropheten ist in der Tat eine interessante Konstruktion. Dennoch erscheinen mir die eigentlichen Visionen als praktisch unlesbar.

 

Wie kommt es eigentlich, das Jeremia in den Evangelien (ich weiß nicht aus dem Gedächtnis, in welchem sein Geist erscheint) als quasi der zentrale Prophet betrachtet wurde?

bearbeitet von Xamanoth
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Dafür gibt es die Exegese. Nicht jedes "Buch" der Bibel ist als solches konzipiert (Jesaja sind schon mal - mindestens - drei verschiedene Schriften aus drei verschiedenen Jahrhunderten. Und mitunter wird etwas vorausgesetzt, das dem Ursprungsadressaten unmittelbar klar war, was wir aber erst eruieren müssen. Es lohnt, in diesen Fällen jeweils einen guten Kommentar zur Hand zu nehmen.

 

Ansonsten: Lieblings"bücher" hat jeder. Ich bin auch ein Fan des Corpus Iohanneum.

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Ich fand Levitikus und Hesekiel am schwierigsten. Am ansprechendsten waren für mich der Römerbrief, das Matthäusevangelium, die Psalmen und Hiob.

 

Ich denke, dass die Schriften der Bibel durchaus auch literarisch interessant sein können für jemanden, der in ihnen keinen geistinspirierten Schriftenkopmplex sieht. In ihr spiegeln sich schließlich Erfahrungen von Aufgang, Blüte und Niedergang ganzer Zivilisationen wieder.

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Ich denke, dass die Schriften der Bibel durchaus auch literarisch interessant sein können für jemanden, der in ihnen keinen geistinspirierten Schriftenkopmplex sieht. In ihr spiegeln sich schließlich Erfahrungen von Aufgang, Blüte und Niedergang ganzer Zivilisationen wieder.

Welche Zivilisationen zB.?

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Ich denke, dass die Schriften der Bibel durchaus auch literarisch interessant sein können für jemanden, der in ihnen keinen geistinspirierten Schriftenkopmplex sieht. In ihr spiegeln sich schließlich Erfahrungen von Aufgang, Blüte und Niedergang ganzer Zivilisationen wieder.

Welche Zivilisationen zB.?

Das so genannte volk Israel? Babylon,

? Ägypten? Rom?

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Ich denke, dass die Schriften der Bibel durchaus auch literarisch interessant sein können für jemanden, der in ihnen keinen geistinspirierten Schriftenkopmplex sieht. In ihr spiegeln sich schließlich Erfahrungen von Aufgang, Blüte und Niedergang ganzer Zivilisationen wieder.

Welche Zivilisationen zB.?

Das so genannte volk Israel? Babylon,

? Ägypten? Rom?

Die Juden, die das AT geschrieben haben, besaßen keine Erfahrungen Babylons, Ägyptens oder Roms, nur ihre Wunschträume von einem Reich Juda, unterstützt von ihrem großen, unsichtbaren Freund. Die einzige reale Erfahrung, die sie dann machten, war der Untergang ihres kleinen Reiches unter König Josia, weil er sich in maßloser Selbstüberschätzung mit Ägypten angelegt hatte. Das kommt davon, wenn man seine eigene Mythen für Realität hält. Von "Erfahrungen von Aufstieg, Blüte und Niedergang ganzer Zivilisationen" kann also keine Rede sein, nur von Illusionen darüber.

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Man denke an die Parallelen zwischen dem Kodex Hammurapi und den zehn Geboten. Man denke an die Parallele des Gilgamesh-Epos mit der Noah-Geschichte. Die "Sprüche Salomos" enthalten eine ganze Reihe von Binsenweisheiten, die in der Weisheitsliteratur des Orients ihren Ursprung hat und in die wohl Ideen verschiedener Stämme und Völker über Generationen hinweg hineingeflossen sein dürften. Genesis und Exodus bezeugen die Begegnung von Nomadenstämmen und sesshaften Völkern des Altertums. Die Prophetentradition des alten Testaments ist eingebettet in eine viel größere Prophetentradition, die unter anderem auch in anderen Gesellschaften in Babylon und Assyrien bezeugt ist. So ist die Tradition von Mahnern, die die herrschaftlichen Verhältnisse angeprangert haben und Gutes oder Schlechtes als Konsequenz des herrschaftlichen Verhaltens prophezeit haben, auch in vielen anderen Kulturen des Orients bezeugt. Die Propheten waren gewissermaßen die antiken Journalisten und Meinungsmacher. Das Hiob-Buch als Zeugnis der Weisheits-Krise, das ein Versuch ist, der Kritik an der Weisheitsliteratur zu begegnen.

 

Interessant ist beispielsweise auch die mittlerweile etwas aus der Zeit gekommene Untersuchung "sex and culture" von Unwin.

Hier findet sich eine Zusammenfassung:

http://www.dijg.de/sexualitaet/joseph-unwin-sex-culture/

 

Darin wird unter anderem aufgezeigt, dass gewisse Moralvorstellungen, die auch in der Bibel zu finden sind, immer wieder in expandierenden, erfolgreichen Kulturen vorgekommen sind, sich dann in der Blütezeit gewandelt haben und in der Endphase, kurz bevor eine Kultur untergegangen ist, dann stark abweichende Normen vertreten wurden.

 

Es lassen sich natürlich noch viel mehr Beispiele nennen, wo Parallelen zwischen der Bibel und den Völkern, mit denen das Israel des Altertums im Austausch war, aufzufinden sind. Also wären als beispielhafte Zivilisationen zumindest Ägypten, Babylon, Assur, Griechenland, Rom, die Hethiter, die Kanaaniter zu nennen, deren Ideen und Erfahrungen Einfluss auf die biblischen Authoren gehabt haben. Möglicherweise auch die Sumerer.

bearbeitet von duesi
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Es ist mMn sehr erfreulich, dass es so viele Zugänge zu Bibel gibt.

Die widersprechen sich auch nicht unbedingt.

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Mein literarischer Favorit sind die Psalmen, auch wenn es da ein bisschen wie bei einem Gedichtband ist: Zu manchen habe ich Zugang (inhaltlich und/oder sprachlich), zu anderen nicht.

Ich persönlich finde sprachlich vor allem die Makkabäerbücher sehr anstrengend, das liegt mir gar nicht.

Ich denke, das ist normal, dass man auch immer irgendwie von der Sprache der Texte beeinflusst wird.

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Darum soll man ja auch zu jedem Vers noch eine Bibliothek von Sekundärliteratur lesen.

Dann werden die langatmigen Stellen lebendig - so lebendig, wie der Autor des jeweiligen Bibliothekbuches, das man gerade liest.

 

Dummerweise gibt es keine Erfolgsgarantie: Nach dem Durchlesen vieler Sekundärbücher bekommen manche Leute sogar einen Aberwillen.

Und andere verlegen sich nach einiger Zeit ganz auf das Lesen von Sekundärliteratur, die oftmals viel besser ist, als der Bibeltext.

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Darum soll man ja auch zu jedem Vers noch eine Bibliothek von Sekundärliteratur lesen.

Dann werden die langatmigen Stellen lebendig - so lebendig, wie der Autor des jeweiligen Bibliothekbuches, das man gerade liest.

 

Dummerweise gibt es keine Erfolgsgarantie: Nach dem Durchlesen vieler Sekundärbücher bekommen manche Leute sogar einen Aberwillen.

Und andere verlegen sich nach einiger Zeit ganz auf das Lesen von Sekundärliteratur, die oftmals viel besser ist, als der Bibeltext.

Und das klappt wirklich auch mit den Makkabäerbüchern? Viele Bibelbücher hab ich mit der Zeit dann doch noch lieben gelernt, aber die Makkabäerbücher, da fehlt mir irgendwie der Zugang...

Was für Sekundärliteratur gibt es denn dazu?n

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Eine erste Anweisung von mir: Bibel eben auf eine horizontale Fläche legen. Keinesfalls schräg, sonst fließt das Blut zu schnell heraus.

Das waren furchtbare Zeiten.

 

Dann: Erst mal bei Wikipedia anfangen.

https://de.wikipedia.org/wiki/1._Buch_der_Makkab%C3%A4er

 

Dort findest Du einen netten Link zu Jörg Siegers Homepage. Das ist zwar alles ein wenig angestaubt, aber auf Jörg seiner Homepage bekommt man ganz gute Infos.

http://www.joerg-sieger.de/einleit/spez/08makk/spez89.htm

 

Interessant, aber unvollständig im Web, ist auch

https://books.google.de/books?id=CqOWMW8Vf-IC&pg=PA27&lpg=PA27&dq=makkab%C3%A4erb%C3%BCcher&source=bl&ots=wFd8P3sIf9&sig=nCqst-9Rv2aa1lyNluR7Tjb4c4U&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjYuMPj6e3TAhVIvhQKHfVnD1o4ChDoAQgkMAE#v=onepage&q=makkab%C3%A4erb%C3%BCcher&f=false

 

Sinnvoll ist auch der Wikipedia-Artikel über Antiochus Epiphanes

https://de.wikipedia.org/wiki/Antiochos_IV.

 

Ob das wirklich funktioniert?

Bei mir selber funktioniert das nur zum Teil, weil ich bei den christlichen Bibelfachleuten eine Neigung zur Ausrede entdeckt habe. Und nach der Lektüre stehe ich oft ratloser und verärgerter oder gelangweilter da, als zuvor. Reine Infos bringen mir nicht so viel - die meisten Infos sind mir schon bekannt. Und beim Bibellesen will ich keine Sintflut an Infos.

 

Außerdem muss man damit rechnen, dass ein Bibeltext auch einfach nur schlecht ist - und daran kann keine Sekundärliteratur nachträglich etwas ändern.

 

In den Makkabäerbüchern versuche ich immer mitzuempfinden und mich in die einzelnen Figuren hineinzuversetzen. Ich schreibe sozusagen das Drehbuch für mein eigenes Kopfkino. Normalerweise ist mein Kopfkino dem Bibeltext in vielerlei Hinsicht überlegen - das ist übrigens eher ein Lob. Ein Text, der bei mir kein Kopfkino auslöst: Das wäre in meinen Augen ein fast unüberbietbares Verdikt über den Text.

 

Noch besser ist: Versuchen, die religiösen Probleme herauszufinden, die in dem Text vorkommen. Und daran selber herumdenken. Das Ergebnis besteht dann darin, dass man religiös weiterkommt - und zwar mit Bordmitteln. Es entstehen eigene Vorstellungen, die dann auch zu mir passen, weil sie ja auch meinem eigenen Denken entspringen. Die Bibel stößt mich auf grundlegende religiöse Themen. Ich denke daran herum ... und befinde mich sogleich in religiösen Themen. Meistens stellt sich bei diesem Herumdenken eine Art Sog-Wirkung ein. Das ist das beste Mittel gegen die Langeweile. Ich vertraue weder den Hagiographen, dass sie mir die Weisheit mit Löffeln reichen, noch den Sekundär-Autoren. Die Auseinandersetzung mit religiösen Themen ist meine Sache, meine Aufgabe. Auf diese Weise bin ich dann auch nur sehr sparsam fremdgelenkt. (Womit sich fremdgelenkte Menschen manchmal ausgesprochen schwer tun.)

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wie wird das hier gesehen? Zudem möchte ich die Frage aufwerfen, ob ihr es für vertretbar handelt, die Bibel ähnlich zu betrachten wie Beispielsweise eine Gesamtausgabe Shakespeares, für das ich die gleichen Fragen stellen könnte. Insbesondere würde mich interssieren, ob es hier Atheisten mit gewinnendem Bibelstudium gibt.

Die Bibel ist das objektive Christentum.

Durch das Bibelstudium kann beurteilt werden, was das subjektive Christentum wert ist.

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Es gibt Bibelstellen, die sind mir intuitiv und spontan zugänglich.

Es gibt Bibelstellen, die werden mir erst zugänglich, wenn ich daran herumdenke.

Es gibt Bibelstellen, bei denen das eigene Denken zusätzlich einer äußeren Hilfestellung bedarf, z.B. einer exegetischen Information.

Es gibt Bibelstellen, die verändern sich vor meinen Augen in dem Moment, wo ich ein exegetisches Aha-Erlebnis habe. Plötzlich sehe ich die Bibelstellen mit anderen Augen.

 

Und es gibt Bibelstellen, bei denen alles Denken, Nachspüren, Identifizieren, exegetisieren nichts hilft.

Es kann sogar der gegenteilige Effekt aufkommen: Beim Nachdenken oder bei exegetischen Zusatzinformationen werden solche Bibelstellen in meinen Augen noch schlimmer, verderberter, verlogener, hetzerischer, unmoralischer oder blasphemischer.

 

Man muss beim Bibellesen mit allem rechnen. Und dies lasse ich mir auch nicht so einfach ausreden.

Es geht mir auch mit anderen Texten oder Büchern so. Bestimmte Passagen sind einfach in sich unterirdisch.

Aber davon lasse ich mich nicht abhalten, mich trotz solcher Stellen an meiner Lektüre zu bereichern.

 

Geschlechtsregister (A stammt von B ab, der von C gezeugt wurde ... blablabla) sind für mich langweilig. Es gibt Leute, die können in solchen Registern regelrecht schwelgen. Sollen sie. Wenn's ihnen Spaß macht ...

Trotzdem: Ich glaube nicht, dass es einen Weg gibt, mich dafür zu begeistern. Ich hab's schon versucht - vollständige Pleite.

 

Verherrlichung von Gewalt, Grausamkeit, Herzenskälte und Perversion erzeugen bei mir heftige emotionale Gegenreaktion. Okay, ich weiß: Nicht jeder, der solche Stellen liebt, ist selber pervers. So mancher möchte einfach nur den Text in Ehren halten, weil er eben in der Bibel steht. Und was in der Bibel steht, müsse doch irgendwie in Ordnung sein.

Andererseits sehe ich, dass Liebhaber dieser Stellen tatsächlich schon viel Unheil angerichtet haben - und dieses Unheil dann auch noch mit diesen einschlägigen Bibelstellen zu rechtfertigen suchten. Igitt! Es handelt sich hierbei nicht um einen abwegigen Missbrauch dieser Bibelstellen, sondern man folgt einfach der vorgegebenen Richtung des einschlägigen Textes. Das macht weder den Text noch die Verbrechen um einen Deut besser.

 

Mich immer nur auf meine Lieblingsstellen zu konzentrieren, die mir spontan entgegenspringen und die mich spontan bereichern?

Das wäre ein bisschen zu einfach. Auf diese Weise würde ich mich auch um die Bibelstellen betrügen, die eben ein wenig mehr Aufwand erfordern. Ich könnte ihren Ertrag nicht ernten.

Also muss ich mich dann doch mit der ganzen Bibel herumschlagen - auf die Gefahr hin, dass ich dabei auf wahre Bomben stoße oder in unsägliche Kloschüsseln greife.

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Darum soll man ja auch zu jedem Vers noch eine Bibliothek von Sekundärliteratur lesen.

Dann werden die langatmigen Stellen lebendig - so lebendig, wie der Autor des jeweiligen Bibliothekbuches, das man gerade liest.

 

Dummerweise gibt es keine Erfolgsgarantie: Nach dem Durchlesen vieler Sekundärbücher bekommen manche Leute sogar einen Aberwillen.

Und andere verlegen sich nach einiger Zeit ganz auf das Lesen von Sekundärliteratur, die oftmals viel besser ist, als der Bibeltext.

Und das klappt wirklich auch mit den Makkabäerbüchern? Viele Bibelbücher hab ich mit der Zeit dann doch noch lieben gelernt, aber die Makkabäerbücher, da fehlt mir irgendwie der Zugang...

Was für Sekundärliteratur gibt es denn dazu?n

 

Zu den Makkabäerbüchern gibt es haufenweise Sekundärliteratur, aber ich bin mir nicht sicher, ob Du das wirklich lesen willst.

Ich denke, Mecki meinte das eher ironisch.

 

Vielleicht ein paar Bemerkungen zu den Makkabäern.

Es handelt sich hier um sehr späte Texte, die im Übrigen auch nur auf Griechisch vorliegen und nur in der Septuaginta vorhanden sind.

 

Die Makkabäerbücher sind so eine Art Heldensaga nach dem Duktus ein armes unterdrücktes Volk muss seine Identität gegen die bösen Besatzer durchsetzen. Historisch gesehen ist das wohl nur teilweise richtig. Es geht auch darum, inweiweit das Judentum eine traditionelle Religion bleibt (bilderloser Kult, jüdische Bräuche) oder sich aber dem Hellenismus anpasst. In einer gewaltsamen Auseinandersetzung haben sich die Traditionalistren durchgesetzt.

 

Ob man mit diesem Büchern, wie mit jeder anderen Bibelstelle auch, etwas anfangen kann, hängt davon ab, wonach man diese Bibelstellen befragt. Historisch gesehen sind die Makkabäerbücher eine wertvollo Quelle. Auch die frühern Christen konnten v.a. mit den Märtyrergschichten der Makkabäer viel anfangen, sie glaubten, dass sie mit den Makkabäern dasselbe Schicksal teilen.

 

Ob man persönlich mit den Büchern für seinen eigenen Glauben etwas anfangen kann, ist eine ganz andere Sache.

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wie wird das hier gesehen? Zudem möchte ich die Frage aufwerfen, ob ihr es für vertretbar handelt, die Bibel ähnlich zu betrachten wie Beispielsweise eine Gesamtausgabe Shakespeares, für das ich die gleichen Fragen stellen könnte. Insbesondere würde mich interssieren, ob es hier Atheisten mit gewinnendem Bibelstudium gibt.

Die Bibel ist das objektive Christentum.

Durch das Bibelstudium kann beurteilt werden, was das subjektive Christentum wert ist.

 

 

Welche der jüdischen Opfer fehlen denn in unserem subjektiven Christentum?

 

Ich persönlich bedaure es, dass keine Stiere mehr verbrannt werden :rolleyes:

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Das Objektive ist das, wovon sich das Subjekt unterscheidet.

Im besten Fall stimmen Sein (Subjekt) und Sollen (Objekt) überein.

Das Leben eines jeden Religiösen wäre dann konform, wenn sich jede vorgegebenen Handlungsanweisung der Bibel im Handeln belegen ließe.

 

Es gibt Bibelstellen, am besten Jesusworte, die kaum im Bewusstsein seiner selbsternannten Jünger auftauchen.

Populäres Beispiel sind Jesu Aussagen aus dem Matthäusevangelium zur Selbstkastration.

 

Es gibt in den Paulusbriefen antisemitische Aussagen, die aus ihrem Kontext gelöst, beinahe strafrechtlich relevant sind.

 

Die Form "heilig" gibt jedem Text einen Schutz, den profane Texte nicht genießen.

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Unlesbare Bibelstellen sind eigentlich nur diejenigen, die von einem Sinn in einen anderen korrigiert worden sind, also stark redigierte Texte, wie die Paulusbriefe.

Hagar sei der Berg Sinai in Arabien, das Bündnis, welches in in Sklaverei hineingebiere, so Galater 4.

Das Bündnis vom Sinai ist das, welches Mose mit Jaweh geschlossen hat.

 

Dieses Bibelstelle ist "sinnfrei", weil stümperhaft redigiert.

Das aber widerspricht der Heiligkeit des Textes, also muss man sich entscheiden, was man hier wählt.

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Unlesbare Bibelstellen sind eigentlich nur diejenigen, die von einem Sinn in einen anderen korrigiert worden sind, also stark redigierte Texte, wie die Paulusbriefe.

Hagar sei der Berg Sinai in Arabien, das Bündnis, welches in in Sklaverei hineingebiere, so Galater 4.

Das Bündnis vom Sinai ist das, welches Mose mit Jaweh geschlossen hat.

 

Dieses Bibelstelle ist "sinnfrei", weil stümperhaft redigiert.

Das aber widerspricht der Heiligkeit des Textes, also muss man sich entscheiden, was man hier wählt.

Ich muss gerade ein bisschen schmunzeln. Die Paulusbriefe sind nun gerade nicht das Beispiel schlechthin für stark redigierte Texte. Da gibt es in der Bibel deutlich bessere Beispiele.

 

Gal 4, 23-26 ist wohl ehereine Glosse, ein Komentar, der in den Text geraten ist. Das Wort stümperhaft halte ich für diesen Vorgang für unangemessen.

Für denjenigen der diese Sätze hinzugefügt hat, waren sie wohl sinnvoll. Ebenmso für diejenigen, die den Text so bis in seine kanonische Form bewahrt haben. Auch wenn ein Text einem heute nichts mehr sagt, sollte m.E. mit der alten literarkritischen Arroganz, dass ein (älterer) Satz wertvoller sei als der (jüngere) Andere, heute nicht mehr gelten.

 

Allein die Tatsache, dass genau dieser Text so kankonisert wurde macht ihn per definitionem "heilig".

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