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Zölibat


Kumalie

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Also das Zölibat wurde erst im Mittelalter in der katholischen Kirche eingeführt. Davor bestand bei katholischen Piestern kein Zölibat.

 

Das muss jeder erstmal vorab wisssen, wenn er über Bestand/Fortbestand des Zölibates argumentiert.

 

Ein wichtiger Grund der Einführung des Zölibates war die im Mittelalter weit verbreitete Simonie. Dabei wurden an Familienmitglieder, Kindern, Enkeln der verheirateten Priester materielle Vorteile weitergereicht, die ein damaliger Priester/Bischof mit seinem Beruf erlangte.

 

Hieraus folgt, das Bestehen des Zölibates ist nicht ein unabänderliches Element der katholischen Lehre, sondern es danach zu beurteilen, welche Vor- oder Nachteile aus dem Zölibat im jeweiligen gesellschaftlichen Umfeld resultiert.

 

Eines Zölibates bedurfte es in den frühen Christengemeinden sowie in der Merowinger/karolinger sowie Ottonenzeit nicht in Deutschland. Erst danach erfolgte das Zölibat.

 

Was bedeutet das Zölibat heute im Jahre 2004 in Europa.

 

Wir haben heute in Europa (nicht in Südamerika) einen katholischen Priestermangel, obgleich weltweit das Zölibat bei katholischen Priestern Gültigkeit hat.

 

Dieser Priestermangel ist heute bereits sehr akut in Deutschland spürbar und wird sich in den kommenden Jahren noch erheblich verschärfen.

 

In vielen Bistümern werden Kirchengemeinden zusammengelegt, da einfach keine Priester mehr vorhanden sind (diese Zusammenlegungen resultieren nur aus dem Priestermangel; an Geld für Personalkosten fehlt es in keinster Weise).

 

So werden bereits in meiner Heimat im Schnitt 4 Kirchengemeinden von einer Pastoraleinheit betreut, in der nur noch zwei Priester vorhanden sind. Früher waren es 4. Dieser Trend wird sich immer mehr verschärfen.

 

Die Frage lautet: wird durch die Abschaffung des Zölibates der Priestermangel beseitigt.

 

Die Antwort darauf ist schwierig. Letzlich aber denke ich, dass der Priestermangel durch die Aufhebung des Zölibates abgeschwächt wird, wenngleich nicht vollkommen behoben würde.

 

Und die Gefahr von Simonie sehe ich bei der heutigen Struktur der Priesterbezahlung nicht.

 

Es bleibt aber auch die Lösung dem Priestermangel entgegenzuwirken, indem katholische Priester aus Südamerika/Afrika nach Deutschland "importiert" werden. Auch darüber läßt sich bekanntlich streiten.

 

Bei allem Hin und Her in dieser Frage wäre ich letzlich aber doch für die Aufhebung des Zölibates in Europa. Hierbei spielen noch andere Gründe eine Rolle. Das Zölibat hat viele katholischen Prieser in der Vergangenheit in innere Konflikte geführt, die darauf zurückzuführen sind, dass ein Mensch sich im Laufe seines Lebens verändert. Bei vielen katholischen Priestern in Inneren Konflikten galt: während sie in jungen Jahren sich sicher waren, niemals Kinder haben zu wollen und eine partnerschaftliche Beziehung eingehen zu wollen, galt dieser Entschluss 20 Jahre später nicht mehr.

 

Insgesamt halte ich eine Aufhebung des Zölibates für begrüssenswert.

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Hallo,

 

ich bin mir da nicht schlüssig, einer seits, ist das (der?) Zölibat in unserer sehr nach persönlicher Freiheit strebenden Gesellschaft nicht mehr Zeitgemäß, andererseits ist ja der Beruf des Priesters kein Beruf wie jeder andere. Wer ihn ergreift muß sich eindeutig festlegen, Für Jesus. Ob daraus unbedingt eine Entscheidung gegen die Ehe sein muß weiß ich nicht. Vielleicht ist der gesellschaftliche Ansatz zu Europäisch gedacht und in anderen Regionen gibt es größere Probleme, zu dessen Lösung der Zölibat beitragen kann.

 

Noch ein Argument für das Zöloibat: Als ich in der Jugendarbeit aktiv war (ist fast 10 Jahre her) hörte ich von einer Untersuchung nach der der Beruf des Evangelischen Pfarrers in den Top Ten der Scheidungszahlen ganzweit oben lag. Nun sind Katholiken nicht automatisch die besseren Mensche (auch wenn die Vorstellung ganz schön wäre) so das es zu einem riesigen Glaubwürdigkeitsdefizit käme, wenn katholische Priester ähnlich hohe Scheidungsquoten hätten, aber gleichzeitig die unauflöslichkeit der ehe Predigen würden.

 

Ich finde die Regelung, die die Orthodoxie getroffen hat nicht schlecht. DAs gibt es ja auch bei ständigen Diakonen in der Katholische Kirche: Jeder behalte seinen Stand. Wer verheiratet ist kann Priester werden, wer ledig Priester wird, der lebt Zölibatär. Inder Orthodoxie ist lediglich das Bischofsamt an das Zölibat gebunden.

 

Aber letzendlich ist es mir auch egal ob der Prieser verheiratet ist oder nicht. Ich lasse mir von ihm ungern ins Schlafzimmer gucken, also darf ich bei ihm auch nicht rein. So lange er ein guter Hirte ist, ist mir sein Familienstand Wurscht.

 

Gruß!

Frank

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Ein Aspekt: Der Zölibat der Priester ist auch ein Service an die Frauen. Dass die evangelischen Pfarrer in der Scheidungsliste weit oben stehen, halte ich beim Berufsbild für keinen Zufall. Auf den Frauen liegt dann oft ein moralischer Druck, dem wirklich nicht jede Frau standhalten kann, zumal sie sich ja primär für einen Mann, nicht für einen Beruf als Ehemann entschieden hat.

Zwei Typen von Frauen scheinen es leichter durchzuhalten, Frau eines Priesters zu sein: Solche, die zu den Erwartungen so einigermaßen (böse Kritiker gibt es immer) passen - und solche die am Rebellieren Lust haben.

 

Mir hat einmal ein evangelischer Pfarrer erzählt, dass Rivalitäten unter ev. Pfarrern oft über deren Frau (Was hat denn der schon für eine!) ausgetragen werden.

 

PS: der oder das Zölibat kann laut Duden beides verwendet werden.

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Gemeint ist in diesem Thread offensichtlich nicht der Zölibat an sich. Gegen den hat eigentlich niemand etwas zu haben: Wenn sich jemand dafür entscheidet, ist dies ja seine eigene Angelegenheit, in die sich andere nicht einzumischen haben.

 

Gemeint ist die Koppelung von Priestertum und Zölibat.

 

Ich finde, dass Argumentationen, die auf einem "nur" basieren, zu kurz greifen.

Z.B.: Der Zölibat wurde "nur" wegen der Simoniegefahr verpflichtend gemacht. Oder: Der Zölibat ist "nur" eine Verbilligung des Priestergehaltes. Oder: Der Zölibat ist "nur" eine spirituelle Lebensform. Allein schon die vielen "nurs" zeigen, dass das nicht geht.

 

Zölibat ist eine vielschichtige Sache, und ebenso ist es mit der Verpflichtung der Priester zum Zölibat. Da spielen viele Beweggründe mit, die gegeneinander abgewogen werden müssen.

 

Ich storme mal brain:

  • Je nach Typ kann es für Priester sehr angenehm sein, abends in ein ruhiges Haus ohne Frau und Kinder zu kommen.
  • Der Priesterzölibat umgeht den Konflikt zwischen Familie und Gemeinde - dieses Argument könnte sowohl von Befürwortern, wie von Gegnern des Priesterzölibats verwendet werden.
  • Der Priester ist mehr auf seinen Glauben und auf seine Gottesbeziehung angewiesen.
  • Priestern fehlt ein wichtiges Erfahrungsfeld. Wenn ein Priester nicht bewusst für seine menschliche Entwicklung sorgt, dann hat das oft (und so kommt es ja leider auch konkret vor) schwere Folgen im Persönlichkeitsbild.
  • Bestimmte Erfahrungen liegen außerhalb des Erfahrungsbereichs des Priesters. Dies ist in Gesprächen manchmal ein Hindernis. Wenn ein Priester seine Kompetenz überschätzt, wirkt dies dann oft geradezu lächerlich und abstoßend. Und es ist als zölibatärer Priester gar nicht mal so einfach, abzuschätzen, für was man den inkompetent ist.
  • Der mangelnde Erfahrungsschatz von zölibatären Priestern ist auch ein großer Distanzschaffer. Viele Menschen haben Angst oder Misstrauen gegenüber so einem ... man weiß ja nicht, man kennt ja nicht, man kann sich gar nicht recht vorstellen ...
  • Durch den Zölibat können Priester neue Impulse setzen. Wenn jemand zum Priester mit Ehefragen kommt, erwartet er ja wohl auch kaum das, was ihm ein Verheirateter sagen könnte - dazu gibt es ja genug andere Gelegenheit. Hat ein zölibatärer Priester die nötige Bescheidenheit, kann er hier von einer völlig anderen Perspektive aus sehr fruchtbar ansetzen. Gute Fragen spielen da eine wichtige Rolle.
  • Zölibat verschafft Freiheit. Man ist nicht durch das Getriebe einer Familie gebunden. Und diese Zeit kann man sehr wohl für die eigene Frömmigkeit, als auch für die Gemeinde investieren.
  • Der Zeitgewinn durch den Zölibat wird oft überschätzt. Manche sehen nur: Der braucht keine Zeit für Frau und Kind ... und übersieht, dass auch Zölibat Zeit braucht. Zölibat ohne gepflegte individuelle Spiritualität und ohne Selbstreflexion ist so gefährlich, dass man einen Waffenschein dafür einführen sollte.
  • Manche Priester machen einen furchtbaren Lebensknick durch, wenn ihre Eltern gestorben sind. Besonders furchtbar ist es bei Priestern, deren Mutter Haushälterin war. Dann ist die Mutter tot, sie erkennen zu spät, dass ihre Spiritualität nicht tragfähig ist ... Polterei, Verzweiflung, Alkoholismus sind keine seltenen Folgen.

Insgesamt hat der Zölibat gute Folgen bei denen, die dafür geeignet sind, und furchtbare Folgen bei denen, die nicht der Typ dafür sind. Das Dumme ist nur (ähnlich, wie bei der Ehe): In dem Alter, da man sich dafür entscheidet, haben die wenigsten Menschen den Überblick, ob sie nun der Typ sind oder nicht. Genau genommen kann man das erst rückblickend erkennen.

bearbeitet von Mecky
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Ich spreche mich eindeutig für die Abschaffung de Zöllibats für Priester aus.

Nach fast 30 Jahren Zusammenleben mit gr. Orthodoxen sehe ich, daß Oerthodoxe Priester viel mehr in das Gemeindeleben integriert sind als katholische, was eindeutig IMHO daran liegt, daß sie Familien haben wie jeder andere.

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Ich spreche mich eindeutig für die Abschaffung de Zöllibats für Priester aus.

Nach fast 30 Jahren Zusammenleben mit gr. Orthodoxen sehe ich, daß Oerthodoxe Priester viel mehr in das Gemeindeleben integriert sind als katholische, was eindeutig IMHO daran liegt, daß sie Familien haben wie jeder andere.

In welches Leben sind sie integriert? Und ist das Sinn und Zweck?

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Nun, ich denke, das kommt darauf an, wie Du die Rolle des Priesters siehst. Sollte er (wie vor 30 bis 40 Jahren) eine Stellung haben, wo jeder Respekt hat und einen "Diener " macht, oder sollte er einer von vielen in der Gemeinde sein? :blink:

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Hallo zusammen,

 

ich habe nicht alle Beiträge in diesem Forum gelesen, hoffe also dass ich nicht etwas sage was nicht schon jemand vor mir erwähnte.

 

Nun, natürlich gibt es gute Gründe für ein Zöllibät, aus der Heiligen Schrift lässt sich jedoch nicht eindeutig herauslesen ob man als Geistlicher heiraten sollte oder nicht.

 

Vorteile hat eine Heirat auf jeden Fall denke ich. Priester sind auch Seelsorger und haben sicher auch mit Menschen zu tun die Probleme mit ihren Kindern und/oder ihren Ehepartnern haben. Wenn der Priester ebenfalls verheiratet ist, wirkt er meiner Meinung nach in diesem Fall viel "glaubwürdiger" in seinen Ratschlägen als ein unverheirateter Mann.

 

Viele Grüsse

 

oli :blink:

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... sofern es ein zölibatärer Priester überhaupt als seine Aufgabe sieht, Ratschläge für Verheiratete zu geben.

Hi Mecky,

 

ich denke ein Priester ist für alle seine Gemeindemitglieder da. Dass sich Ehepaare, oder zumindestens ein Teil, für eine Lösung ihrer Probleme an einen Priester wenden halte ich nicht für unwahrscheinlich.

 

Grüsse

 

oli :blink:

bearbeitet von oli
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Ratschläge vielleicht nicht unbedingt, aber es wird ihm eher abgenommen, daß er familiäre Probleme nachvollziehen kann. Oft braucht man ja nur jemanden der zuhört und versteht

:blink:

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Ratschläge vielleicht nicht unbedingt, aber es wird ihm eher abgenommen, daß er familiäre Probleme nachvollziehen kann. Oft braucht man ja nur jemanden der zuhört und versteht

:blink:

Sehe ich auch so brigitta. Menschen die in gleichen oder ähnlichen Situationen sind, vertraut man eher als Menschen von denen man denkt sie seinen auf diesem Gebiet unerfahren.

 

Grüsse

 

oli :lol:

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Lieber Oli!

 

Ich wende mich auch nicht dagegen, dass sich ein Priester der Verheirateten annimmt. Ich wende mich nur gegen die Methode der Ratschläge - wobei ich das auch nicht völlig streng meine.

 

Ich denke, dass es wichtiger ist, dass der Priester, wenn er mit Verheirateten spricht, erst einmal gründlich zuhört und gute Fragen stellt. Erst dann kann er aus dem Glauben heraus (oder manchmal einfach aus seiner Menschenkenntnis heraus, die sich ja hoffentlich auch vom Glauben her nährt) eine andere Perspektive eröffnen - aber nicht als "Ratschlag", sondern als eine Gesprächsgrundlage, an der man weiter denken kann.

 

Letztlich muss ja der Weg, der im Gespräch erarbeitet wird, für die Eheleute (und nicht für den Priester) gangbar sein.

 

Es ist richtig und wichtig, hier christliche Ideale, Werte, Erfahrungen ins Gespräch zu bringen - den konkreten Weg aber kann der Priester (von außen!) ja sowieso nicht vorgeben. Jeder - selbst ein guter - Rat muss ja erst durchgearbeitet werden.

 

Prinzipiell glaube ich, dass hierbei ein zölibatärer Priester nicht unbedingt weniger zu bieten hat, als ein verheirateter. Der verheiratete steht gerade bei Ratschlägen sogar naheliegender in Versuchung, seine Gedanken (hinter denen ja eheliche Erfahrungskompetenz steckt) überzubewerten. "Also ich würde an Ihrer Stelle ..." ist ein furchtbarer Blockierungssatz - gleichgültig, ob von einem Zölibatär oder einem Verheirateten gegeben wird.

 

Außerdem: Wer sagt denn, dass die Ehe eines verheirateten Priesters so dolle ist? Womöglich nimmt ihm seine Ehe jegliche Kompetenz, weil sie auch seine Beziehungsmängel offenkundig zeigt (oder sogar durch die Aussagen seiner Ehefrau aktiv in Frage gestellt wird).

 

Was hier eher problematisch ist: Unter einem zölibatären Leben können sich die meisten Menschen nicht recht etwas vorstellen. Das erweckt ein mulmiges Gefühl und Distanz. Und dadurch kommt es erst gar nicht zum Gespräch. Und das ist fatal: Den Eheleuten entgeht da eine andere Perspektive. Und der Pfarrer entfernt sich immer weiter von der Lebensrealität seiner Gemeindemitglieder.

bearbeitet von Mecky
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Menschen die in gleichen oder ähnlichen Situationen sind, vertraut man eher als Menschen von denen man denkt sie seinen auf diesem Gebiet unerfahren.

Das ist natürlich erst mal richtig. Aber mit Verheirateten spricht man ja sowieso schon: Freunde, Bekannte, Kollegen ...

 

Irgendwann ist diese Schiene auch einmal bekannt. Und dann kann es gut sein, mal was Anderes zu hören.

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Ratschläge vielleicht nicht unbedingt, aber es wird ihm eher abgenommen, daß er familiäre Probleme nachvollziehen kann. Oft braucht man ja nur jemanden der zuhört und versteht

:blink:

Sehe ich auch so brigitta. Menschen die in gleichen oder ähnlichen Situationen sind, vertraut man eher als Menschen von denen man denkt sie seinen auf diesem Gebiet unerfahren.

 

Grüsse

 

oli :lol:

Sehe ich nicht so.

Menschen in gleichen oder ähnlichen Situationen können auch genauso "betriebsblind" sein wie ich selbst.

Außerdem: Mein Frauenarzt war noch nie selbst schwanger, dennoch habe ich mich bei ihm gut betreut gefühlt.

Und mit meinem Beichtvater kann ich sehr gut Eheprobleme besprechen. Er lebt als kath. Priester zölibat, dennoch empfinde ich ihn als sehr kompetent in Beziehungsfragen, da er ja auch Beziehungen lebt. Eine Ehe würde in meinen Augen seine Kompetenz nicht unbedingt erhöhen.

 

Mecky hat ja auch einiges in dieser Richtung geschrieben, und besonders wichtig finde ich diesen Satz:

Letztlich muss ja der Weg, der im Gespräch erarbeitet wird, für die Eheleute (und nicht für den Priester) gangbar sein.

 

Liebe Grüße, Gabriele

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Hallo!

 

Hier sind schon eine ganze Menge guter Beiträge geschrieben worden. Aber die meisten beschäftigen sich doch hauptsächlich mit der Frage des Zölibats an sich. Doch dieser ist meiner Meinung nach sehr wertvoll und auch nicht das Problem, um dass es wirklich geht (gehen sollte).

 

Was vielmehr diskutiert werden sollte, ist die Pflicht, bzw. der Zwang zum Zölibat. Schließlich haben sich ungezählte Frauen und Männer freiwillig für ein eheloses Leben entschieden und führen als Nonnen und Mönche ein sehr gutes und reiches Leben.

 

Aber wenn man den Zölibat für alle zur Pflicht macht, die Priester werden wollen, dann geschieht zweierlei: zum einen entscheiden sich Männer, die wirklich sehr gute Priester werden könnten dagegen, Priester zu werden. Und auf der anderen Seite entscheiden sich junge Männer für das Leben im Zölibat, die zwar auf der einen Seite einen sehr intensiven Wunsch verspüren, Priester zu werden, aber die, wenn sich ganz ehrlich mit sich sein könnten, in ihrem Innern spüren würden, dass sie nicht für den Zölibat geeignet sind, bzw. nicht voll dahinter stehen können.

 

Erstere trauern oft über Jahre ihrer Entscheidung hinterher, was sich auch auf eine etwaige Beziehung auswirken wird. Letztere werden sich irgendwann in ihrem Leben eingestehen müssen, dass sie nicht mehr hinter ihrer Entscheidung für den Zölibat stehen können. Nun sind sie aber Priester. Und in irgendeine Richtung wird sich ihr Konflikt kanalisieren. Fast jeder hier dürfte einem solchen Priester schon einmal begegnet sein.

 

Noch einmal: ich bestreite absolut nicht, dass es Menschen gibt, die für ein Leben im Zölibat geeignet sind. Aber das sind ganz einfach nicht alle, die sich für das Priesteramt entscheiden.

 

Und wenn man die Ehelosigkeit von Ordensleuten mit dem Zölibat von Priestern vergleicht, dann sollte man eines mit einrechnen: Der Priester ist (abgesehen von seiner Haushälterin vielleicht) allein. Ordensleute hingegen leben ihre Ehelosigkeit in einer Gemeinschaft. Bei ihnen ist es also viel weniger wahrscheinlich, dass sie in ihrem Leben vereinsamen. Nicht umsonst fühlen sich viele Menschen, wenn sie einen Gesprächspartner suchen, besser bei einem Ordenspriester aufgehoben als bei einem Weltpriester. (Vom letzten Satz gibt es sicher eine Menge Ausnahmen, aber ganz grob gesagt, kann auch ich besser mit Mönchen sprechen als mit "normalen" Priestern.)

 

Ich denke deshalb, dass man jeden, der sich freiwillig für den Zölibat entscheidet (und sich dann selbstverständlich auch dazu verpflichtet), in dieser Entscheidung voll unterstützen sollte. Aber der Pflichtzölibat gehört meiner Meinung nach abgeschafft.

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Der Priester ist (abgesehen von seiner Haushälterin vielleicht) allein. Ordensleute hingegen leben ihre Ehelosigkeit in einer Gemeinschaft. Bei ihnen ist es also viel weniger wahrscheinlich, dass sie in ihrem Leben vereinsamen. [...]

 

Aber der Pflichtzölibat gehört meiner Meinung nach abgeschafft.

Warum nicht was anderes abschaffen?

 

Antwort: Weil die Menschen gerne leiden und über Probleme reden wollen.

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Lieber NoSaint!

 

Vermutlich müssen wir über beides reden, über den Zölibat, wie auch über die Pflicht für Priester. Das eine scheint mir nicht unabhängig vom anderen zu sein.

 

Wenn sich nämlich zeigt, dass für einige priesterliche Aufgaben der Zölibat (und zwar im Allgemeinen) konstitutiv ist, dann läuft das auf eine Pflicht hinaus.

Umgekehrt: Sollte sich zeigen, dass der Zölibat wichtige priesterliche Aufgaben verunmöglicht, dann läuft das auf eine Abschaffung der Pflicht hinaus.

 

Die Wahrheit liegt wohl dazwischen - und deshalb wird es mehrere Ansichten geben. Für das eine ist er förderlich, für das andere hinderlich. Und damit kommt es zu einer Abwägung.

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Um nicht missverstanden zu werden:

 

1. @Torsten: die Erwähnung der Haushälterin ist (für mich zumindest) nicht gleichzusetzen mit Abrutschen ins Schlafzimmer. Man kann mit einem nahestehenden Menschen nämlich auch etwas anderes machen als nur ... Aber die Haushälterin ist meist doch der dem Priester nahestehendste Mensch, ganz einfach, weil er mit ihr oft über Jahrzehnte unter einem Dach lebt. Mit Sex hat das nichts zu tun.

 

2. Ich stelle nicht den Zölibat in Frage. Ich halte ihn für eine gute Sache und bewundere alle Menschen die ihn leben können. Aber: Die Zwangsverpflichtung aller Männer, die Priester werden wollen, auch den Zölibat anzunehmen, halte ich für falsch.

 

Also: Ich will nicht den Zölibat abgeschafft wissen, sondern die Verpflichtung zum Zölibat. Das ist ein großer Unterschied!

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Ein wichtiges Argument wäre es, wenn geeignete Menschen dadurch vom Priesterberuf abgehalten würden. Aber stände ihnen - wenn der Wunsch nach der Weihe gegeben ist - dann nicht die Möglicheit des Diakons offen?

 

 

PS: Auch Priester haben Familien. Eltern, Brüder, Schwestern, Neffen, Nichten. Soll mir keiner sagen, er würde kein Familienleben erfahren.

bearbeitet von Martin
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Auch Priester haben Familien. Eltern, Brüder, Schwestern, Neffen, Nichten. Soll mir keiner sagen, er würde kein Familienleben erfahren.

 

Der Bruder meines Vaters war Priester, Als mein Vater starb - ich war 15 - war mein Onkel mir bis ins hohe Alter (91) ein "Ersatzvater". :blink:

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Ein wichtiges Argument wäre es, wenn geeignete Menschen dadurch vom Priesterberuf abgehalten würden. Aber stände ihnen - wenn der Wunsch nach der Weihe gegeben ist - dann nicht die Möglicheit des Diakons offen?

Lieber Martin,

 

im Abstrakten wäre das eine Möglichkeit. Praktisch sind die Aufgaben von Priestern und Diakonen aber so verschieden, dass es viele gibt, die gerne Priester sein möchten, nicht aber Diakon.

 

Auch Priester haben Familien. Eltern, Brüder, Schwestern, Neffen, Nichten. Soll mir keiner sagen, er würde kein Familienleben erfahren.
Da gibt es unterschiedliche Erfahrungsperspektiven in einer Familie. Obwohl ich Kind einer Familie bin, würde ich mir nicht zutrauen, zu erfassen, was Elternsorgen wirklich sind. Ich würde mir das nicht einmal für meine eigenen Eltern bezüglich mir zutrauen. Und ich weiß nicht, wie ich als Vater oder Mutter auf die Eigenarten reagiert hätte, die ich z.B. in meiner Jugend an den Tag gelegt habe. Ich bin mir sogar fast sicher, dass ich einen Familienalltag, sollte er plötzlich über mich hereinbrechen, gar nicht durchstehen könnte. Da sind die Wege zu lange auseinander gelaufen. Auf das Eine habe ich mich eingerichtet, das andere wäre mir fremd und damit sehr belastend.
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Lieber Mecky,

 

und dann gibt es auch noch viele, die lieber Pastoralreferent werden, statt Diakon. Aber passt das noch zum Thread?

 

Herzliche Grüße

Martin

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