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Katholische Kirche & Verhütung


buntebeate

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Hallo,

 

ich hoffe, dass Ihr mich jetzt nicht gleich alle lyncht oder so, aber ich hab eine Frage, die mich schon lang beschäftigt. Ich bin zwar gläubig, auch katholisch, aber kein "Kirchgänger" und vom katholischen "System" nicht unbedingt überzeugt.

 

Wieso ist Verhütung eigentlich so verteufelt von der katholischen Kirche?? Ist es in der Bibel irgendwie festgehalten?

Und wie steht es damit in der Ehe, soll man etwa in seinem ganzen Leben 20 Kinder zeugen?? Oder ist es eher so gedacht, dass man nur dann Sex hat, wenn man Kinder will, also z.B. zweimal im Leben??

 

Ich will hier wirklich niemanden angreifen, der sich an diese Regeln hält oder davon überzeugt ist, aber für mich ist das veraltet.

 

Und wie steht die Kirche eigentlich zu AIDS, kann sie das denn mit ihrem Gewissen vereinbaren, dass sich Menschen damit evtl. anstecken würden, wenn sie die "Regeln" befolgen??

 

Ich bin gespannt auf eure Antworten...

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Wieso ist Verhütung eigentlich so verteufelt von der katholischen Kirche??

Sie ist nicht verteufelt.

Und wie steht es damit in der Ehe, soll man etwa in seinem ganzen Leben 20 Kinder zeugen?? Oder ist es eher so gedacht, dass man nur dann Sex hat, wenn man Kinder will, also z.B. zweimal im Leben??

 

Weder noch. Im christlichen Kontext hat Liebe ihr Vorbild in der göttlichen Liebe, die sich in der Menschwerdung Jesu Christi äußert. Deshalb verbindet die Kirche Sexualität mit personaler Liebe, um zu verhindern, daß Menschen zu bloßen Mitteln zum Zweck degradiert und auf diese Weise zum Objekt werden. Liebe meint hier, im Kontext des Evangeliums, sehr viel mehr als nur, nett zueinander zu sein.

 

Im christlichen Kontext hat Liebe ihr Vorbild in der göttlichen Liebe, die sich in der Menschwerdung Jesu Christi äußert. Nur von daher ist auch die katholische Sexualmoral zu verstehen. Eine solche Liebe stellt eben gerade keine Bedingungen, sondern lässt sich vorbehaltlos auf den anderen ein. In der Ehe - darum ist sie ja ein Sakrament - geht es um die vollkommene Hingabe der Liebenden zueineinander, so wie Christus sich der welt hingegeben hat. Nur von daher ist auch die katholische Sexualmoral zu verstehen. Eine solche Liebe stellt eben gerade keine Bedingungen, sondern lässt sich vorbehaltlos auf den anderen ein. Zu dieser Vorbehaltlosigkeit gehört auch die Annahme der Zeugungs-/Gebärfähigkeit des/der anderen.

 

Deshalb sieht die Kirche in der künstlichen Verhütung eine Entstellung der ganzheitlichen Liebe. Dagegen ist die natürliche Verhütung (Nutzens des Wissens um fruchtbare/unfruchtbare Tage) durchaus gestattet, wenn ein Ehepaar aus vernünftigen Gründen die Zahl der Kinder in Grenzen halten möchte.

 

Und wie steht die Kirche eigentlich zu AIDS, kann sie das denn mit ihrem Gewissen vereinbaren, dass sich Menschen damit evtl. anstecken würden, wenn sie die "Regeln" befolgen??

 

Das ist Unfug. Wenn man sich an Regeln hält - d.h. Sex nur in der Ehe lebt - ist es höchst unwahrscheinlich, daß man sich (zumindest auf sexuellen Wege) mit Aids infiziert.

 

Und wenn man sich außerehelich betätigt - was für sich ja schon mal Sünde ist - dnn ist es bei Ansteckungsgefahr eine noch größere Sünde, sich nicht zu schützen - das ist eigentlich klar wie Kloßbrühe. Und die kirchlichen Hilfsorganisationen in Afrika handeln auch genau nach dieser Regel.

 

Man nennt sie dort ABCD Regel.

 

A = Abstinenz (solange man nicht verheiratet)

B = Be faithful (sei treu!)

C = Condom (wenn Du A + B nicht kannst oder willst)

D = Death (Kommentar überflüssig)

 

 

Ich will hier wirklich niemanden angreifen, der sich an diese Regeln hält oder davon überzeugt ist, aber für mich ist das veraltet.

 

Ja. Das sagen viele. Nur geht es bei dem, was die Kirche sagt, nicht darum, ob es veraltet oder zeitgemäß ist, sondern darum, ob es wahr oder unwahr ist. Dazu sollte man im Blick behalten, was die kirchliche Moral eigentlich ist. Die Kirche ist nämlich keine moralische und schon gar keine moralistische Anstalt, sondern das Volk Gottes, das sich nicht um die Welt, sondern um das Reich Gottes zu scheren hat. Die Moral, die die Kirche verkündet, orientiert sich darum nicht am Menschenmöglichen, schon gar nicht am Machbaren, und gleich gar nicht am Zeitgeist. Sie orientiert sich am Reich Gottes - und müssen wir uns nicht verdienen, das bekommen wir geschenkt. Wo es uns gelingt, dieser Moral zu folgen, machen wir dieses Reich in unserer Welt sichtbar - damit die Welt glaube.

 

Natürlich ist eine solche "Moral" eine große Herausforderung, der keine und keiner von uns völlig gerecht werden kann. Darum geht es auch gar nicht. Es geht für die Kirche darum, zu formulieren, was Gott eigentlich von uns will - Zeugnis zu geben für das Reich Gottes. Und es geht für uns darum, diesem Ziel im Rahmen unserer Kräfte entgegenzugehen. Wenn unsere Kräfte nicht ausreichen - und das ist der Normalfall - wissen wir einen, der das, was unserer Unvermögen nicht kann, heil macht. Die im Katechismus formulierten Gebote sind Wegweiser für ein gelungenes Leben. Wenn wir dem aus uns heraus gerecht werden könnten, hätte Christus nicht am Kreuz sterben müssen., sondern wir könnten das Reich Gottes selbst aufbauen. Können wir aber nicht - wir alle fallen immer wieder auf die Nase. Aber wir vertrauen darauf, daß Christus am Ende das gut macht, was wir verbockt haben.

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nach der katholischen Regel soll man Sex nur innerhalb einer Ehe und ohne Verhütungsmittel haben. Erlaubt ist, die fruchtbaren bzw. unfruchtbaren Tage der Frau zu berücksichtigen, die Zeugung von Kindern ist nicht alleiniger erlaubter Zweck von Sex. - Im Jugendalter dürften sich nur wenige Menschen an diese Regel halten. (Hab ich auch nicht.) Der Sinn der Regel (wie jeder anderen auch) besteht aber nicht darin, daß man sich sklavisch daran hält, sondern, daß man sich mit ihrem Sinn auseinandersetzt und sein Handeln unter Berücksichtigung seines Gewissens daran auszurichten versucht. Es geht doch darum, Sexualität als nachhaltig Schönes im Leben zu erfahren und diesen gelegentlich anarchischen Trieb in die Persönlichkeit zu integrieren. Ganz wichtig ist ja auch, die Würde des Partners zu achten und niemand zu verletzen oder, anders gesagt, den Partner als ganze Person zu sehen und nicht als Werkzeug oder Ware zur Befriedigung eigener Wünsche. - Zu AIDS: die allgemeine Einhaltung der katholischen Sexuallehre hätte die Ausbreitung von AIDS vollkommen verhindert. Wenn aber jemand sich nicht daran halten kann oder will, ist es jedenfalls das kleinere Übel, wenn er wenigstens Vorkehrungen gegen die Übertragung einer tödlichen Krankheit trifft. (Kondome halte ich allerdings aufgrund ihres häufigen Reißens für ein ziemlich unsicheres Mittel.) Grüße, KAM.

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Und in den seltendsten Fällen wird es dann so heiß gegessen, wie es gekocht wurde. Es gibt da z.B. die "Königsteiner Erklärung" als Reaktion der deutschen Bischöfe auf die Enzyklika "Humanae Vitae".

 

Abgesehen davon kann jede Frage zum katholischen Glauben gestellt werden und sollte auch eine Antwort finden.

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Wenn ich die Lehre der Kirche richtig verstanden habe, gehört nach Meinung der Kirche Sexualität in eine Beziehung in der die Partner an mehr interessiert sind als an dem Körper des jeweils anderen. Der Mensch, seine interessen, Freuden und Sorgen sollen im Vordergrund stehen. Das Leben in seiner Ganzheit und nicht nur das Bett teilen. Hier gehe ich noch mit der Lehre Konform. Meine Partnerin als Individuum zu achten und zu respektieren, sie annehmen wie sie ist, für sie da zusein auch wenn es ihr nicht gut geht ist mir sehr wichtig.

 

Was ich nicht verstehe ist, warum das nur in einer Ehe möglich sein soll. Ist der Trauschein Garantie dafür? Wenn ich mir die (gescheiterte) Ehe meiner Eltern anschaue bezweifele ich das.

 

Nein das fehlen des Trauscheins ist auch keine Garantie. Das ist mir Bewußt. Das dazu der Wille beider Partner notwendig ist zeigt mir meine letzte (ebenfalls gescheiterte) Beziehung.

 

Erst wenn beide Partner zur gegenseitiger Annnahme bereit sind, besteht die Beziehung in der der Sex gut aufgehoben ist. Und nur dann macht er auch wirklich Spaß. Aber dieses annehmen ist wichtiger als der Trauschein.

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Hallo,

 

ich hoffe, dass Ihr mich jetzt nicht gleich alle lyncht oder so, aber ich hab eine Frage, die mich schon lang beschäftigt. Ich bin zwar gläubig, auch katholisch, aber kein "Kirchgänger" und vom katholischen "System" nicht unbedingt überzeugt.

 

Wieso ist Verhütung eigentlich so verteufelt von der katholischen Kirche?? Ist es in der Bibel irgendwie festgehalten?

Und wie steht es damit in der Ehe, soll man etwa in seinem ganzen Leben 20 Kinder zeugen?? Oder ist es eher so gedacht, dass man nur dann Sex hat, wenn man Kinder will, also z.B. zweimal im Leben??

 

Ich will hier wirklich niemanden angreifen, der sich an diese Regeln hält oder davon überzeugt ist, aber für mich ist das veraltet.

 

Und wie steht die Kirche eigentlich zu AIDS, kann sie das denn mit ihrem Gewissen vereinbaren, dass sich Menschen damit evtl. anstecken würden, wenn sie die "Regeln" befolgen??

 

Ich bin gespannt auf eure Antworten...

 

Hallo buntebeate,

Dazu gibt es bereits sehr viele Diskussionen, in denen das Thema wahrhaft "erschoepfend" diskutiert wurde.

 

Du kannst beruhigt sein, die Unterscheidung in "kuenstliche" und "natuerliche" Empfaengnisverhuetung verstehen 80% der Katholiken nicht und halten sich daher auch nicht daran. Und wenn Du mit Priestern sprichst ist der Prozentsatz ungefaehr genau so hoch.

 

Die diesbezuegliche Entscheidung hat Papst Paul VI auch gegen den Rat, der weitaus ueberwiegenden Mehrheit der Experten, der von ihm selbst eingesetzeten Kommission gefaellt.

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Wenn man sich an Regeln hält - d.h. Sex nur in der Ehe lebt - ist es höchst unwahrscheinlich, daß man sich (zumindest auf sexuellen Wege) mit Aids infiziert.

Das heißt also: wenn ich einen Menschen liebe, der AIDS hat, ihn dann heirate und erst nach der Heirat mit ihm Sex habe, dann werde ich kein Aids bekommen?

 

Danke für diese klugen Lebensratschläge!

Wenn jetzt der Einwand kommt, dass es so natürlich nicht zu verstehen ist, dann stellt sich immerhin die Frage:

 

Wie gehe ich mit diesen Regeln um, wenn mir genau das passiert, wenn ich also jemanden liebe, der Aids hat?

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Wenn man sich an Regeln hält - d.h. Sex nur in der Ehe lebt - ist es höchst unwahrscheinlich, daß man sich (zumindest auf sexuellen Wege) mit Aids infiziert.

Das heißt also: wenn ich einen Menschen liebe, der AIDS hat, ihn dann heirate und erst nach der Heirat mit ihm Sex habe, dann werde ich kein Aids bekommen?

 

Danke für diese klugen Lebensratschläge!

 

 

Entschuldige bitte, daß ich mir erlaubt habe, in einem katholischen Forum die Lehre der Kirche zu erläutern, ohne auf alle denkbaren Einzelfälle einzugehen.

 

Wie gehe ich mit diesen Regeln um, wenn mir genau das passiert, wenn ich also jemanden liebe, der Aids hat?

 

Dann liebe diesen jemand. In jedem Einzelfall muss man eine Gewissenentscheidung treffen.

Dafür die die Lehre der Kirche für den gläubigen Katholiken Richtschnur.

 

Die Frage, ob Enthaltsamkeit - die sicherste Variante - für die Beteiligten möglich und lebbar ist, ist wohl kaum am grünen Tisch zu beantworten. Ich würde in einem solchen Fall ein Gespräch mit dem Seelsorger und womöglich mit dem Arzt empfehlen.

bearbeitet von ThomasBloemer
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Erst wenn beide Partner zur gegenseitiger Annnahme bereit sind, besteht die Beziehung in der der Sex gut aufgehoben ist. Und nur dann macht er auch wirklich Spaß. Aber dieses annehmen ist wichtiger als der Trauschein.

Und genau dieses gegenseitige Annehmen - die entsprechenden Worte berühren mich jedesmal zutiefst, wenn ich sie höre - wird bei der kirchlichen Trauung vor Gott ausgesprochen. Genau darum geht es doch, Frank. Um nichts anderes. Wenn dies dann nicht aufrichtig gelebt werden sollte, hat der "Schein" in dieser Hinsicht nur Papierwert.

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Wenn man sich an Regeln hält - d.h. Sex nur in der Ehe lebt - ist es höchst unwahrscheinlich, daß man sich (zumindest auf sexuellen Wege) mit Aids infiziert.

Das heißt also: wenn ich einen Menschen liebe, der AIDS hat, ihn dann heirate und erst nach der Heirat mit ihm Sex habe, dann werde ich kein Aids bekommen?

 

Danke für diese klugen Lebensratschläge!

Wenn jetzt der Einwand kommt, dass es so natürlich nicht zu verstehen ist, dann stellt sich immerhin die Frage:

 

Wie gehe ich mit diesen Regeln um, wenn mir genau das passiert, wenn ich also jemanden liebe, der Aids hat?

Die entsprechende Vorgabe betrifft den "Normalfall". Das, was du schilderst, ist eine große Ausnahme. Aber natürlich kann sie vorkommen. Dann ist eine Grundsatz-Regel selbstverständlich nicht der Maßstab.

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Vielen Dank für die konstruktiven Antworten!!!

 

Jetzt scheint mir die Stellung der Kirche zu Verhütung doch nicht so "unmenschlich", auch wenn ich für mich persönlich eine andere Lebensweise gewählt habe.

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Vielen Dank für die konstruktiven Antworten!!!

 

Jetzt scheint mir die Stellung der Kirche zu Verhütung doch nicht so "unmenschlich", auch wenn ich für mich persönlich eine andere Lebensweise gewählt habe.

Fein. Dann war es die Mühe wert.

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