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Erstkommunion für a(nti)religöses Kind?


Cordula

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Hallo Alle, dies ist mein erster Beitrag, also bitte Gnade! Konnte nichts Entsprechendes (ausser vielleicht "warum lässt man sein Kind taufen" ) im Forum finden.

 

Das ist jetzt quasi die Fortsetzung; ganz pragmatisch:

Nach Taufe "für" die Grossmutter steht nun in der dritten Klasse die Erstkommunion meiner Tochter an. Den Anmeldezettel haben wir brav ausgefüllt, in der Meinung, die Tochter werde schon altersgemäss "zur Sache" finden. Tut sie aber bisher nicht.

 

Da wir nur auf dem Papier katholisch, aber natürlich so sozialisiert sind, dachten wir, es würde schon gutgehen, und das Kind würde mitlaufen und sich im fortgeschrittenen Alter seine eigenen Gedanken machen. Dabei haben wir den familieninternen Hang zur Unabhängigkeit und Sturheit unterschätzt. Fakt ist, dass sich unsere bald 9jährige weigert, in die Kirche zu gehen ("langweilig" ) und auch sonst auf Zwänge bzw. unverständliche Rituale mit Ablehnung und Spott reagiert. Das traut sie sich wohl im Religions- (und bald Kommunions-) Unterricht nicht, aber völlig indifferent ist sie jedenfalls. Ihre Kinderbibel betrachtet sie als fade und abstruse (AT) Geschichtensammlung ...

 

Ich habe ihr schon gesagt, dass wir die Erstkommunion auch absagen können, aber das will sie auch nicht (Gesichtsverlust in der zu 3/4 kath. Klasse? - Sie schweigt sich aus).

 

Mein Gewissen (d.h. die Schaltstelle im Hirn, die dafür sorgt, dass man sich schlecht fühlt, wenn man sich anderen gegenüber nicht verhaltenskodexgemäss benimmt) sagt, dass man doch das positive Gefühl haben sollte, an etwas Besonderen teilzuhaben, wenn man an einem solchen religiösen Akt teilnimmt - wenn man es schon nicht bewusst für jemand anderen tut. Nur können wir das dem Kind nicht vermitteln (mangelnde Reife beim Kind, Eltern selbst Agnostiker). Vielleicht geht das im Kommunionsunterricht - aber dann steckt sie schon mittendrin.

 

Wer war schon mal in dieser Situation und kann dazu berichten?

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Guten Morgen, Cordula.

 

Als Katholik halte ich wenig von einer Taufe "für die Oma" und von einer Erstkommunion als feierliche Variante des Kindergeburtstages. Natürlich kann es ein Problem für Deine Tochter sein, daß eben alle mitgehen, nur sie nicht. Das ist aber lösbar: man könnte ihr erklären, daß die Sache für Menschen, die das wirklich glauben, so wichtig ist, daß man sie nicht einfach "nur so" mitmachen sollte.

 

Ich habe nicht ganz verstanden, ob Deine Tochter schon zum Kommunionuntrericht geht. Denkbar wäre, daß sie dahin geht, und erst im Laufe der nächsten Monate gemeinsam mit Euch entscheidet, ob ihr das Ganze irgendetwas sagt oder nicht. Dazu, meine ich, ist sie alt genug.

 

Den Tag selber könnte man ja - auch ohne Erstkommunion - mit einem besonderen Ereignis so gestalten, daß sie nicht gerade zu Hause rumsitzt, während die anderen ihren großen Tag haben. Nur um "dabeizusein", sollte sie nicht mitgehen. Rein pädagogisch fände ich es übrigens auch ganz sinnvoll, wenn sie bei so einer Gelegenheit lernt, zu ihrer Meinung zu stehen und gegebenfalls auch mal eine Konsequenz daraus zu ziehen, die nicht ganz bequem ist. Die Kirche bleibt ja offen: Zur Erstkommunion kann man gehen, solange man auf dieser Erde rumturnt.

 

Liebe Grüße

 

Thomas

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Liebe Cordula,

ehrlich und konsequent wäre es, das Kind nicht zur Kommunion gehen zu lassen, weil sie noch zu unreif ist und (wie ich vermute) nicht-gläubig.

 

Wenn sie am Kommunionkurs teilnehmen will, um das Gesicht nicht zu verlieren vor den Klassenkameraden, spricht nichts dagegen, hinzugehen. Aber zur Erstkommunion sollte sie dennoch nicht, wenn sie nicht glaubt. Hast Du schon mal mit dem/derjenigen gesprochen, die/der Deine Tochter vorbereiten wird? Der Katechet sollte wissen, woran er bei ihr ist. Möglicherweise wirst auch Du angesprochen - es wird erwartet, daß die Eltern die Sakramentenvorbereitung tatkräftig unterstützen. Und was sagt der Pfarrer?

 

Normalerweise ist in den Kommunionkurs auch die Beicht-Vorbereitung sowie die Erstbeichte integriert. Was ist damit? "Will" sie das auch?

 

Mein Vorschlag zur Vorgehensweise: Du redest mit dem Katecheten und dem Pfarrer, daß das Kind unter diesen Voraussetzungen keines der beiden Sakramente empfangen sollte - weil es nicht glaubt. Das Kind kann am Kommunionkurs teilnehmen (um nicht unter Spott und Hohn der Klassenkameraden zu leiden) - und am Tag der Erstkommunion ist es "krank" (in den Augen der Klassenkameraden).

 

Alternative: Kirchenaustritt - für die ganze Familie. Damit riskiert Ihr vielleicht den großen Familienkrach mit "Großmutter" - aber es ist vielleicht ehrlicher. Abgesehen davon: Wenn Eure Tochter dann in der 6./7. Klasse ist, habt Ihr dasselbe Theater mit der Firmung.

 

Eine Möglichkeit ist mir gerade noch eingefallen: Vielleicht hat "Großmutter" das Kind ja bestochen: "Wenn du zur Kommunion gehst, bekommst Du ein neues Fahrrad/ fahren wir zusammen nach Disneyland" (oder was es sonst an erstrebenswertem für eine 8-jährige geben mag). Sprich Deine Tochter doch mal darauf an! Wenn es wirklich so ist, dann würde ich mir an Deiner Stelle die Großmutter mal greifen, und sie bitten, sich im ersten Korintherbrief die Stelle Kap. 11, Verse 17-29 durchzulesen. Vielleicht ändert sie dann ihre Meinung - und Fahrrad/Disneyland (oder was auch immer) sollte man dem Kind schenken, weil man es liebt - und nicht, um es zu bestechen.

 

Liebe Grüße,

Lucia

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Hallo Cordula,

 

gute Frage, ich befuerchte nur wenn man konsequent ist, blieben kaum Kinder uebrig die zur Erstkommunion wirklich wollen.

 

Als ich 1981 ging, war sicher die Haelfte nicht sonderlich interessiert. Das wichtigste waren die geschenke (digitale Armbanduhren waren das Ding damals). Trotzdem waren nachher viele bei den Ministranten und in der Kirche dabei, was ohne Erstkommunion sicher nicht geschehen waere.

 

Ich meine fast, es geht darum dem Kind die Kirche als Moeglichkeit zu praesentieren. Wenn man sie als Kind kennengelernt hat, dann hat man diese Option, wenn spaeter Religion ein draengendes Thema werden sollte. Manche, die nicht religioes aufwuchsen, stehen ziemlich verloren da. Und das Bild, das viele Nicht-katholiken von der Kirche haben, ist oft so voller Vorurteile und so abstrus, dass diese dadurch kaum die Kirche als Option erwaegen wuerden. Wenn man sie kennt, kann man sich wenigstens fuer oder gegen entscheiden.

 

Vielleicht ist ja Erstkommunion mit 9 Jahren eigentlich zu frueh...

 

max

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Hallo Cordula,

Deine Tochter, die dezidiert den Glauben ablehnt und sich dabei der Einigkeit mit Vater und Mutter sicher weiß,  müsste ein öffentliches Bekenntnis des Glaubens ablegen oder bejahen und Wort für Wort mit feierlicher und lauter Stimme lügen. Ihr Motiv dabei nährt sich im Wesentlichen aus Bestechung und Mitlauferei. Ich finde das grauenvoll. Beides lehnte ich für mich oder Menschen in meiner Verantwortung kompromisslos ab.

 

Gleichzeitig ist ihre Teilnahme für alle Beteiligten eine Zumutung. Damit nehmen sie und ihre Eltern (also Du und Dein Mann) den Glauben der Großmutter, vieler weiterer Vorfahren und den Glauben der versammelten Gemeinde gerade nicht ernst oder genauer: ihr verhöhntet ihn. Ich finde, das kannst Du auch der Großmutter nicht antun.

 

Du musst der Großmutter reinen Wein einschenken. Und wenn Dein Mann und Du das vor Euch selbst verantworten wollen, wenn Eure Tochter korruptionsfrei dafür gewonnen werden kann und wenn die Großmutter wirklich der Enkelin eine Tür in den Glauben öffnen will, dann kannst Du ja der Großmutter anbieten, ihr Euer Kind zeitweilig anzuvertrauen. Es wird doch sicher ein Angebot der Kirche für Großmütter geben, in dessen Rahmen sich diese mit ihren außerhalb der Glaubenstradition aufwachsenden Enkeln mal über das Was, Warum und Wie ihres Glaubens auseinandersetzen können. Aber eine verlogene Zeremonie abzuziehen, das ist wirklich kein Weg.

 

Viele Grüße

Charlene

 

 

 

(Geändert von Charlene um 21:03 - 8.Januar.2003)

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Franciscus non papa

hallo,

 

 

ihr solltet auf jeden fall mal mit dem pfarrer eurer gemeinde sprechen - und mit der großmutter.

 

gerade wenn sie gläubig ist, sollte sie einsehen, dass es nicht gut ist, ein kind zum glauben "zwingen" zu wollen. das kind ja - wenn ihr das wollt - mal in den erstkommunion-unterricht gehen um die dinge dort kennenzulernen. aber dann solltet ihr alle auch die freie entscheidung des kindes respektieren.

 

lebt ihr in eher ländlicher umgebung? ist der gesellschaftliche druck so gross, dass ihr wirklich mit negativen folgen rechnen müsst, wenn euer kind nicht zur erstkommunion geht? eigentlich kann ich mir das heute gar nicht mehr vorstellen.

 

jedenfalls aber ist ehrlichkeit besser, als sich zu verbiegen und eine sache - gleich welche - nur pro forma mitzumachen.

 

sollte euere grossmutter schwierig sein, dann könnt ihr ihr ja auch sagen, dass es nach dem glauben sogar sündhaft wäre, nur "äusserlich" zur kommunion zu gehen - das wird sie doch sicher nicht wollen.

 

gruss

 

f-jo

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Hallo Cordula,

 

es wurden ja hier schon viele Beiträge veröffentlicht, und viel mehr habe ich auch nicht dazu beizusteuern, als Mutter zweier nicht-gläubig erzogener Kinder.

 

Was den Gruppenzwang angeht, wäre es für mich die schwierigere aller Seiten des Problems. Vielleicht ist es eine gute *Übung* für Deine Tochter, die Entscheidung selbst und aus eigener Überzeugung treffen zu müssen, etwa: "wenn Du das mitmachst, *bekennst* Du Dich auch dazu". Da bin ich ausnahmsweise mit Charlene absolut einer Meinung.

 

Ich weiß noch, als ich so alt war wie Deine Tochter, hatte ich von entfernten Bekannten ein silbernes geschliffenes Kreuz an einer Kette geschenkt bekommen(damals in der DDR war das noch was Besonderes). Ich fand es total schön und wollte es am liebsten immer tragen. Meine Mutter sagte mir, daß ich mich damit zu einem Glauben bekenne, den unsere Familie ablehnt und von dem ich selbst nichts wüßte... ich habe das Kreuz nie getragen.

 

Deine Tochter kann hierbei gut lernen, erhobenen Hauptes dem *ich tue es, weil man es so macht* entgegen zu treten. Meine Kinder lernen das auch selbstverständlich mit, auch wenn wir deswegen des öfteren zu Außenseitern werden. Aber wie auch wir werden sich unsere Kinder vermehrt zwischen Menschen wohl fühlen (lernen), die zu ihrer Meinung stehen. Das finde ich wichtig.

 

Viele Grüße, und es wäre schön, zu wissen, wie es bei Euch weiter geht.

Claudia

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Liebe Cordula,

es wurde eigentlich schon alles gesagt. Ich möchte nur noch eines beisteuern: Während der Erstkommunion erneuern die Kinder ihr Taufversprechen, das ihre Eltern damals für sie abgegeben haben. In 4/5 Jahren bei der Firmung wird dein Kind wieder gefragt werden:

 

Der Bischof:

Glaubt ihr an Gott, den Vater, den Allmächtigen,

den Schöpfer des Himmels und der Erde?

 

Die Firmlinge: Ich glaube.

 

Der Bischof:

Glaubt ihr an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn, der geboren ist von der Jungfrau Maria, der gelitten hat und begraben wurde, von den Toten auferstand und zur Rechten des Vaters sitzt?

 

Die Firmlinge:

Ich glaube.

 

Der Bischof:

Glaubt ihr an den Heiligen Geist, der Herr ist und

lebendig macht, der, wie einst den Aposteln am

Pfingstfest, so heute euch durch das Sakrament

der Firmung in einzigartiger Weise geschenkt

wird?

 

Die Firmlinge: Ich glaube.

 

Der Bischof:

Glaubt ihr an die heilige katholische Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen, die Vergebung der Sünden, die Auferstehung der Toten und das ewige Leben?

 

Die Firmlinge: Ich glaube.

 

Der Bischof bestätigt dieses Bekenntnis als den Glauben der Kirche:

Das ist unser Glaube, der Glaube der Kirche, zu dem wir uns in Jesus Christus bekennen.

 

 

 

Ich habe nicht den Eindruck, dass deine Tochter dies ohne sich selbst, ihre Familie und nicht zuletzt die Gemeinde und GOTT zu belügen.

Soviel Courage sollte dann doch drin sein. und das musst du deiner Tochter klar machen.

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Mal abgesehen davon stehe ich auf den Standpunkt, dass einem, wie es im Threadtitel heisst, a(nti)religiösem Kind die Kommunion seitens des Priesters nicht gespendet werden darf. Ich bin gegen die Weggabe des Sakraments zu 'Schleuderpreisen'.

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Liebe Cordula,

 

deine Tochter ist nicht unreif, wie das Lichtlein meint, sondern genau die Reife besitzt, ihre eigenen Vorstellungen zu vertreten und eben nicht das zu wollen, nur weil alle das tun.

 

Was will sie denn nun genau?

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@Ute: Wär Dein Kind reif, wenn es auf einmal zur Kirche will? Sagen wir mal, nicht in Bayern, sondern in Magdeburg? Seit wann kannst Du sagen, ob sies aus ach sooo reifen Überlegungen macht oder nicht? Etwas weil Du selbsternannte Mäpstin bist?

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Hallo Cordula,

 

mal nur so ein Gedanke. Ich habe keine Ahnung, ob das machbar ist und ob Ihr das überhaupt wollt.

Aber wenn Ihr evangelisch wärt, hätte Deine Tochter noch 5 Jahre Zeit bis zur Konfimation und damit mehr Zeit um herauszufinden, was sie möchte. Der "Gesichtsverlust" in ihrer Klasse würde sich meines Erachtens auch in Grenzen halten, weil sie sich ja damit nicht vom Glauben abwendet. In der Klasse gibt es doch bestimmt auch evangelische Kinder, oder?

Auf jeden Fall solltet Ihr mit Eurem Pfarrer sprechen.

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Bitte dazu keinen kritischen Kommentar, sonst verlieren wir wieder das Thema aus den Augen.

 

 

(Geändert von Steffen um 20:14 - 8.Januar.2003)

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Zitat von Cordula am 9:08 - 8.Januar.2003

Fakt ist, dass sich unsere bald 9jährige weigert, in die Kirche zu gehen ("langweilig" ) und auch sonst auf Zwänge bzw. unverständliche Rituale mit Ablehnung und Spott reagiert. Das traut sie sich wohl im Religions- (und bald Kommunions-) Unterricht nicht, aber völlig indifferent ist sie jedenfalls. Ihre Kinderbibel betrachtet sie als fade und abstruse (AT) Geschichtensammlung ...


 

Wenn ihr euere Tochter schon so tolerant erzogen habt, dann zieht die Konsequenzen daraus. Seid ehrlich zu euch selbst (und zu euerem Kind) und tretet gemeinsam aus der Kirche aus.

 

Nach deiner Schilderung besitzt euere Tochter genügend Selbstwertgefühl, so dass sie die (kurzfristigen) negativen Meinungen ihrer Mitschüler über den Kirchenaustritt mit Links wegsteckt.

 

(Geändert von pedrino um 21:35 - 8.Januar.2003)

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Hallo Cordula,

 

ich kann Dir aus eigener Erfahrung berichten: ich war auch so ein a(nti)-religiöses Kind: Ich glaubte zwar an einen Gott, aber der war meilenweit von dem Bibelgott entfernt. Bereits nach den ersten Begegnungen mit letzterem im Religionsunterricht führten dazu, daß er mir intuitiv (so wie Gretchen ahnungsvollerweise der Mephisto) "in tiefster innrer Seel verhaßt" war.

 

Als ich zur Konfirmation sollte, hielt ich es nur eine Stunde im Vorbereitungskurs aus. Ich erklärte entschieden, daß ich mich ganz sicher niemals konfirmieren lassen würde. Auch die wie  üblich beschorene Oma half nichts. Ich ging nicht hin. Ich ließ mich nicht konfirmieren. Und war lange Zeit stolz darauf.

 

Heute tut es mir leid. Ich hätte mir nichts vergeben. Ein wenig Konfirmationsunterricht hätte wohl kaum geschadet. (Auch wenn ich nicht konfirmandenkonform war). Eine Sakrament, an das ich ohnehin nicht glaube, hätte mir auch nichts getan. Und meiner Großmutter, die mir sehr wichtig war, hätte ich eine große Freude damit bereitet.

 

Heute würde ich jederzeit zu einer Kommunion oder Konfirmation gehen, solange es nur das Traditionsmoment wäre, das den Familienälteren so am Herzen liegt. Wäre es der wirkliche Glaube, den man von mir verlangen würde (oder auch nur das Gutheißen desselben), dann könnte ich natürlich niemals lügen.

 

Wenn Deine Tochter aus welchen Gründen auch immer die Kommunion will, dann laß sie ihr. Man verkauft damit seine Seele nicht an den Christengott. Wenn sie nicht will, dann frag, warum sie es nicht will und wenn Du Bedenken gegen die Begründung hast, dann teil sie ihr mit. Entscheiden sollte allerdings nur sie selber.

 

Das Christenum macht sich mit all seinen Ritualen ungefragt so breit in der Gesellschaft, daß man auch jederzeit diese Rituale für sich in Kauf nehmen sollte, wenn einem gerade danach ist. Und sei es auch nur just for fun. Schließlich fragt auch keiner danach, ob ich erntshaft an Jesus glaube, wenn er ein Kruzifix in einem öffentlichen Gebäude aufhängt. Erst wenn das Christentum wirklich nur noch in christlicher Privatsphäre stattfindet, werde ich Sakramente auch als nur für Christen vorbehalten erachten.

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Zitat von lissie am 21:54 - 8.Januar.2003

Heute tut es mir leid. Ich hätte mir nichts vergeben. Ein wenig Konfirmationsunterricht hätte wohl kaum geschadet. (Auch wenn ich nicht konfirmandenkonform war). Eine Sakrament, an das ich ohnehin nicht glaube, hätte mir auch nichts getan. Und meiner Großmutter, die mir sehr wichtig war, hätte ich eine große Freude damit bereitet.


 

Ich war im Konfirmandenunterricht, und deshalb weiß ich, dass bei Evangelens nur Taufe und Abendmahl Sakramente sind. Wärste mal hingegangen, Lissie...

 

Ich habe an meine Konfirmation so gut wie gar keine Erinnerung. Woran man sehen kann, wie sehr mich der Tag beeindruckt hat, nämlich gar nicht. Ich war damals seit etwa einem Jahr stolze Atheistin und die einzige Emotion, die ich damit verbinde, war ein leichtes Schuldgefühl, weil ich da mit gemacht habe, ohne zu glauben oder einen Sinn darin zu sehen.

 

Im Nachhinein war es mir allerdings egal, es hat nicht wehgetan, meinen Omas hat es gefallen und mein Konfirmationsspruch war einer der sinnvolleren aus der Bibel  - und das einzige, was ich bewußt von diesem Tag mitgenommen habe. Vielleicht auch nur, weil das Mädchen, das neben mir kniete, gelacht hat, als er vorgelesen wurde...

 

Mir hat die Teilnahme also nicht geschadet, aber ich könnte die evangelische Kirche verstehen, wenn sie heute sagt, dass die Konfirmation an mich verschwendet war.

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Uff, _vielen_ Dank erstmal an alle, die sich die Mühe gemacht haben, sich mit meinem Problem zu beschäftigen!

 

Es ist natürlich klar, dass ganz viele Aspekte in diese punktuelle Entscheidung hineinspielen. Mein Hauptanliegen ist: ich möchte niemanden um seine Möglichkeit des Glaubens bringen; es muss sehr erfüllend sein, glauben zu können - ich kann es nicht. Aber da will ich jetzt mal nicht vom Thema abweichen, es gibt  bestimmt einen anderen Thread dazu.

 

Meine Idee war halt, dass in dem Kind über den vorbereitenden Kommunionsunterricht ernsthafte religiöse Gefühle geweckt werden könnten, die wir ihm nicht vermitteln können.

 

@Thomas: ja, so etwas Ähnliches habe ich mir auch schon überlegt (spätere Entscheidung).

 

@Max: danke, diese Art Pragmatismus teile ich auch durchaus. Vielleicht sollte ich mich nicht so zermartern und das Kind halt wie die meisten anderen auch einfach "durchschicken".

 

@Lichtlein und Oestemer: Der Pfarrer ist ein relativ junger Benediktinerpater, direkt nach dem Abi ins Kloster ... Dass der mich theologisch in Nullkommanix unterspült, ist mir klar; aber ob er sich in diese Situation auch nur näherungsweise versetzen kann? Aber ich werde sicherlich mit ihm reden, wenn "der Termin" näherrückt.

Wir wohnen tatsächlich in Bayern in kleinstädtischer Umgebung, und es wird sehr genau geschaut, wer am Sonntag zur Kirche geht ... gewisse Kreise bleiben einem "ohne" immer verschlossen.

und @Charlene: die Grossmutter ist leider krebsoperiert, dauerhaft schwach und weder seelisch noch körperlich belastbar. Um Bestechung irgendeiner Art geht es hier nicht (auch von uns aus nicht).

 

@Claudia: Das Problem ist halt, wir sind eine nicht religiöse Familie in einem stark von religiösem Brauchtum geprägten Umfeld. Da ist es nicht nur eine Frage des momentanen Gruppenzwangs, sondern auch der gesamten Kultur: ob man sich später heimisch fühlen kann oder nicht. Wie mal jemand so (oder so ähnlich) schön gesagt hat in diesem Forum: in einer fremden Stadt gibt es keine atheistische Gemeinde, in der man sich ohne Fragen geborgen fühlen kann (sorry für etwaiges "misquote" ).

 

@Explorer: Du hast ja Recht, ich erinnere mich mit Grausen an meinen Mangel an Überzeugung vor 25 Jahren. Aber man wird auch durch die Vorbereitung in eine solche Vor-Spannung versetzt, dass man glaubt, nichts anderes mehr tun zu können. Mensch ist nicht immer Herr seines Tuns, trotz aller Intellektualität nicht.

 

@Ute: Tja, was will sie. Sagen tut sie es nicht. Mir scheint, mitmachen, vielleicht dabei etwas gewinnen (an Erfahrung/en), aber ohne persönlichen Einsatz. Den Weg des geringsten Widerstands?

 

@Rebecca: Mit dem Gedanken habe ich auch schon gespielt; einer ihrer Klassenkameraden ist sogar über die Sommerferien "evangelisch geworden" (ich hab's nicht verifiziert). Aber dann müssten wir wieder viele Versprechungen und Versicherungen abgeben, hinter denen wir so nicht stehen; das geht noch viel tiefer. Man ist ja nicht nur Agnostiker, sondern auch Anarchist ;-)  (oder heisst das Freidenker?)

 

@Lissie: So hart hätte ich es nicht formuliert, aber wenn ich darüber nachdenke, muss ich Dir weitgehend beistimmen.

 

Wir werden jetzt wohl mit der Vorbereitung (Kommunionsunterricht) weitermachen. "Schaun mer mal, dann sehn mer schon."

 

So, es ist spät geworden (mein Wecker geht jedenfalls um 5:25).  Herzlichen Dank nochmal an alle netten Leute, die sich um Hilfe und Lösungsansätze bemühen!

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Was ich nicht ganz verstehe, Cordula, ist, dass du anscheinend deine Tochter stellvertretend für dich in einen Glauben schicken willst, dem sie, dem Vorbild der Eltern folgend, selbst nichts abgewinnen kann.

 

Wozu willst du als Nichtgläubige in deinem Kind ernsthafte religiöse Gefühle geweckt wissen? Betrachtest du dein Kind als eine Art Stellvertreter-Opfer?

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Ute: Damit hast du recht. Ich kann bei vielen katholischen eltern es nicht nachvollziehen, wenn sie ohne Glauben ihrem Kind Religionsunterricht usw. zumuten. Das muss sogar ich als Katholik sagen.

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als ich vor zwei Jahren einen Kommunionkurs gehalten habe, hatte ich auch ein Kind dabei, dessen Mutter a-religiös und antikirchlich eingestellt war. Da das Kind jedoch im Wesentlichen von den (gelegentlich praktizierenden katholischen) Großeltern erzogen wird, war die Mutter sehr dafür, es trotzdem zur Kommunion gehen zu lassen. Bei einem solchen Hintergrund war es für mich durchaus nachvollziehbar.

 

Lucia.

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Zitat von mtoto am 16:21 - 9.Januar.2003

Unterschätzt Karteileichen nicht...! (Und ihre Sprößlinge)

 

*räusper* mtoto

Hihihihi roflmao.gif

 

Und unterschätzt die Gläubigen nicht!

Glaube kann ansteckend sein, besonders der von Erstkommunion-Katechetinnen!

 

Gruß

Angelika

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Zitat von Angelika am 18:12 - 9.Januar.2003

Glaube kann ansteckend sein, besonders der von Erstkommunion-Katechetinnen!

 

Na klar, der Nachahmungseffekt.

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Zitat von pedrino am 18:48 - 9.Januar.2003


Zitat von Angelika am 18:12 - 9.Januar.2003

Glaube kann ansteckend sein, besonders der von Erstkommunion-Katechetinnen!

 

Na klar, der Nachahmungseffekt.

Klingt mir eher nach mitreißender Begeisterung .
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Zitat von Ute am 22:58 - 8.Januar.2003

Was ich nicht ganz verstehe, Cordula, ist, dass du anscheinend deine Tochter stellvertretend für dich in einen Glauben schicken willst, dem sie, dem Vorbild der Eltern folgend, selbst nichts abgewinnen kann.


 

Soweit wie ich es verstanden habe, geht es Cordula vor allem darum, ihrer Tochter die Tür zum Glauben noch aufzuhalten. Mit einem Kichenaustritt wäre sie doch erst mal zugeschlagen.

Und dann ist da noch die Frage mit dem Religionsunterricht in der Schule. Könnte sie denn nach einem Austritt dort überhaupt noch teilnehmen?

Wenn nicht, würde sie nicht nur einmalig von der Kommunion ausgeschlossen, sondern wäre ständig ausgegrenzt. Ich weiß nicht, ob eine 9-jährige das in einem katholisch geprägten Umfeld so einfach wegsteckt.

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