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Notlügen und andere "kleine" Sünden


Susa

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Hallo liebe Leute,

 

vor einigen Tagen habe ich mit einem Bekannten diskutiert: es ging darum, ob es in Ordnung ist, "unwichtige" Details zu verschweigen oder in "Kleinigkeiten" unehrlich zu sein, soweit es den anderen nicht wesentlich betrifft.

Am Ende stand ich als gesetzliche Pharisäerin da.

 

Muss da jeder sein persönliches Maß an Ehrlichkeit finden? Ist das wirklich eine Sache der individuellen Situation?

Meinertwegen mag es Ausnahmen geben, z.B. dass ich meiner herzkranken Oma nicht gerade von meinem Beinahe-Autounfall erzähle, wenn sie fragt, ob es Neuigkeiten gibt.

Aber was ist mit all den Bequemlichkeitslügen und Ausreden, die ja "jeder" erzählt?

 

Heißt es nicht, dass wir in den kleinen Dingen treu sein sollen, dann wird uns größeres anvertraut?

 

Wie haltet ihr das?

 

Brennt ihr euch Cds und zieht euch mp3s, sagt euren Freunden, ihr habt keine Zeit, wenn ihr mal keine Lust auf ein Treffen habt?

 

Natürlich bin ich auch nicht perfekt, aber wenn nicht uns Christen, wem soll man denn sonst noch trauen?

 

Ist das echt bloß gesetzlich, wenn man versucht, Ehrlichkeit zu leben?

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Ich wurde nach dem Grundsatz erzogen, dass zwar alles, was ich sage, wahr sein muss, dass ich aber nicht alles sagen müsse, was wahr ist.

 

Daran halte ich mich im Großen und Ganzen. Aber natürlich gibt es immer wieder mal Situationen, wo eine Aussage "geschönt" wird. Wenn mir jemand Fragen stellt, deren Antworten ihn nichts angehen und ich weiß, dass er sich mit dieser Antwort nicht zufrieden gibt, weiche ich schon mal aus.

 

 

 

Treu und Glauben unter den Menschen dürfen nicht zerstört werden. Und vor allem darf ich niemanden durch eine falsche Aussage schaden (daher auch die Grundbedeutung des 8. Gebotes, zwei übereinstimmende Aussagen vor Gericht reichten damals für jede Verurteilung auch für die zum Tode aus (Beispiel:die sog. keusche Susanna im Buch Daniel).

bearbeitet von Elima
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90% der Kommunikation dient dazu, sich gegenseitig zu versichern, wie lieb man sich hat. Habe ich mal gelesen, ich glaube sogar hier im Forum.

 

Notlügen sind elementar wichtig, damit sich die Mitglieder einer Gruppe noch liebhaben, auch wenn sie mal verschiedene Dinge wollen. Damit kann man sich, ohne peinliche Momente hervorrufen, aus einer unangenehmen Situation herauskomplimentieren. Wer das strikt ablehnt, schädigt sein gesellschaftliches Umfeld und damit am Ende sich selbst.

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Muss da jeder sein persönliches Maß an Ehrlichkeit finden? Ist das wirklich eine Sache der individuellen Situation?

Meinertwegen mag es Ausnahmen geben, z.B. dass ich meiner herzkranken Oma nicht gerade von meinem Beinahe-Autounfall erzähle, wenn sie fragt, ob es Neuigkeiten gibt.

Aber was ist mit all den Bequemlichkeitslügen und Ausreden, die ja "jeder" erzählt?

 

Heißt es nicht, dass wir in den kleinen Dingen treu sein sollen, dann wird uns größeres anvertraut?

 

Wie haltet ihr das?

 

Brennt ihr euch Cds und zieht euch mp3s, sagt euren Freunden, ihr habt keine Zeit, wenn ihr mal keine Lust auf ein Treffen habt?

 

Natürlich bin ich auch nicht perfekt, aber wenn nicht uns Christen, wem soll man denn sonst noch trauen?

 

Ist das echt bloß gesetzlich, wenn man versucht, Ehrlichkeit zu leben?

Liebe Susa,

 

es kommt, denke ich, immer darauf an, 1. in welchem Geist man etwas tut (ob man es gut meint) und 2. wie es wirkt.

 

Wer grundsätzlich nie und nimmer lügt oder die Wahrheit verschweigt, auch in unwichtigen Dingen, der geht natürlich auf Nummer sicher. Da er Mensch ist, schafft er es aber wahrscheinlich nicht sein ganzes Leben lang.

 

Also ich kann mir Situationen vorstellen, wo ich meine jemand schonen zu müssen und nicht die ganze Wahrheit sagen würde - ja vielleicht sogar ein wenig lügen würde. Aber aufgepasst! - schone ich den andern oder eher mich, befürchte ich selber eine unangenehme Situation, wenn ich die Wahrheit sage oder ist es wirklich so, dass der adere das nicht verkraften würde?

 

Ich habe schon mal darauf verzichtet, jemand meine ganze Meinung über ihn zu sagen - um des lieben Friedens willen. Ganz ehrlich weil das nur eine unangenehme Situation geworden wäre und: weil mir derjenige eigentlich relativ egal war. Was für ein Kleinmut von mir! Gutheißen kann ich es nicht, aber ich fürchte, ich würde wieder so handeln, um mir keinen Feind einzuhandeln.

 

Ich glaube aber, dass je gerechter und liebevoller der eigene Umgang mit anderen ist, man umso weniger die Feindschaft irgendeines anderen fürchten muss.

 

Meinen Freunden z.B. kann ich sagen, wenn ich keine Lust habe. Sie sagen es auch mir.

 

Wenn ich mit Arbeitskollegen Stress habe, dann tendiere ich eher zu leicht verlogenem Friedenhalten. Ich finde das unglaublich feige und ganz schön respektlos. Dabei habe ich auch schon mit einer Freundin die Erfahrung gemacht, dass mein starker Widerstand gegen sie von ihr nicht gänzlich übelgenommen wurde. Da war ich weder feige noch respektlos. Offenbar mache ich das nur bei Leuten, die mir etwas bedeuten. Wer weiß, vielleicht würde ich umgekehrt mehr Leuten etwas bedeuten, wenn ich jedem gegenüber soviel Rückgrad beweisen würde?

 

Das mit den mp3s runterladen ist etwas anders. Da gehts nicht um direkte Beziehung zu jemand, sondern nur indirekt. "Nur" ist gut - man sollte sich vergegenwärtigen, dass man richtigen Menschen den Lohn ihrer Arbeit vorenthält. Da handelt man rein zum eigenen Vorteil und zum Schaden eines anderen, es ist nicht ok. Die meisten Menschen inklusive meiner selbst haben hier ein zu geringes Vergegenwärtigungsvermögen. Der Person, die sie bestehlen. Wir denken alle so unendlich kurz...

 

Ich bleib dabei: Notlügen und kleine Sünden rein zum Wohl anderer finde ich ok, aber zu meinem eigenen Wohl oder Vorteil - das ist feige bis kriminell. Und das Abwägen zwischen beidem manchmal kompliziert.

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Brennt ihr euch Cds und zieht euch mp3s, sagt euren Freunden, ihr habt keine Zeit, wenn ihr mal keine Lust auf ein Treffen habt?

 

Bei Freunden: nein, bei Leuten, mit denen ich befreundet bin: ja.

 

Natürlich bin ich auch nicht perfekt, aber wenn nicht uns Christen, wem soll man denn sonst noch trauen?

 

Editiert da F&A.

bearbeitet von Clown99
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Ich bleib dabei: Notlügen und kleine Sünden rein zum Wohl anderer finde ich ok, aber zu meinem eigenen Wohl oder Vorteil - das ist feige bis kriminell.

 

Das stimmt nun nicht immer, sobald Macht und Gesetz im Spiel ist. F&A-verträgliches Beispiel: Wenn bei uns in D-Land Bibeln verboten wären, würde ich an der Grenze ohne mit der Wimper zu zucken lügen, wenn ich eine rüberschmuggeln wollte.

bearbeitet von Lissie
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Franciscus non papa

Ich bleib dabei: Notlügen und kleine Sünden rein zum Wohl anderer finde ich ok, aber zu meinem eigenen Wohl oder Vorteil - das ist feige bis kriminell.

 

Das stimmt nun nicht immer, sobald Macht und Gesetz im Spiel ist. F&A-verträgliches Beispiel: Wenn bei uns in D-Land Bibeln verboten wären, würde ich an der Grenze ohne mit der Wimper zu zucken lügen, wenn ich eine rüberschmuggeln wollte.

 

 

siehste, doch anonyme christin. :huh:

 

aber recht hast du!

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90% der Kommunikation dient dazu, sich gegenseitig zu versichern, wie lieb man sich hat. Habe ich mal gelesen, ich glaube sogar hier im Forum.

 

Auch wenn du es hier gelesen hast - praktiziert wird es hier nur manchmal :lol::huh:

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Liebe Susa- Gottes Segen .

vor einigen Tagen habe ich mit einem Bekannten diskutiert: es ging darum, ob es in Ordnung ist, "unwichtige" Details zu verschweigen oder in "Kleinigkeiten" unehrlich zu sein, soweit es den anderen nicht wesentlich betrifft.

Am Ende stand ich als gesetzliche Pharisäerin da.

Zuerst Vergelts Gott für Dein Bemühen. Deine Frage erinnert an die Worte Jesu: "Wer im Geringsten treu ist, wird es auch im Großen sein. Wer im Kleinen untreu ist, wird es auch im Großen sein." Diese Worte Jesu zeigen uns, dass alle unsere Handlungen Auswirkungen haben- oft gar nicht vorhersehbare. Daher sind wir zur Wachsamkeit angehalten und dem Bemühen, jegliche Sünde zu meiden. Jesus selbst der sich Weg, Wahrheit, Leben zeigt uns einen unbedingten Wahrheitswillen bis zur Hingabe seines Lebens. Jesus weicht nicht aus, macht keine falschen Kompromisse - auch wenn es ihm das Leben kostet und Verfolgung einbringt. Ich denke schon, dass uns das als Christen ein Vorbild sein soll. Die Ehrlichkeit in jedem Lebensbereich ist ein christliches Bestreben das wir uns durch eine Gesellschaft, die (z.B. Werbung) von der "Lüge lebt" nicht entreissen lassen sollten.

 

Muss da jeder sein persönliches Maß an Ehrlichkeit finden? Ist das wirklich eine Sache der individuellen Situation?

Meinertwegen mag es Ausnahmen geben, z.B. dass ich meiner herzkranken Oma nicht gerade von meinem Beinahe-Autounfall erzähle, wenn sie fragt, ob es Neuigkeiten gibt.

Aber was ist mit all den Bequemlichkeitslügen und Ausreden, die ja "jeder" erzählt?

 

Du schneidest einige Gedanken an. Ich denke dass es einen Unterschied gibt zwischen Klugheit die wir nach den Worten Jesu einsetzen sollen- und zwischen Winkelzügen und lügen. Ich erinnere mich an ein Beispiel: Jemand wurde von Häschern verfolgt. Da stießen sie auf einen Mann, an dem der Verfolgte vorbei gekommen war. Die Verfolger fragten: "Hast du den Mann vorbei kommen sehen?" Dieser stand auf und sagte: "Seit ich hier stehe, habe ich keinen vorbeikommen sehen". Durch diese Handlung hat er nicht gelogen - und den Verfolgten nicht verraten. Das ist ein Beispiel, dass wir dort, wo wir durch unsere Offenheit anderen schaden könnten schweigen sollten oder einen klugen Ausweg brauchen.

 

Ist das echt bloß gesetzlich, wenn man versucht, Ehrlichkeit zu leben?
Nein, das finde ich nicht. Es ist tief christlich und wird dir von Jesus besondere Gnaden bringen. Denn Christus selbst ist die Wahrheit und liebt die Ehrlicheit. Gott schenke uns ein klares und wahres Herz. bearbeitet von Mariamante
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90% der Kommunikation dient dazu, sich gegenseitig zu versichern, wie lieb man sich hat. Habe ich mal gelesen, ich glaube sogar hier im Forum.

 

Auch wenn du es hier gelesen hast - praktiziert wird es hier nur manchmal :lol::huh:

Also dann sage ich jetzt mal die Wahrheit: Ich habe hier bei Weitem nicht alle lieb.

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Jede Kommunikation besteht bekanntlich aus zwei Teilen, dem Informations- und dem Beziehungsaspekt (Stichwort: Watzlawick), wobei dem Informationsgehalt einer Aussage üblicher- und oft fälschlicherweise eine höhere Wichtigkeit zugemessen wird als dem Beziehungsaspekt. Wenn ich mich mit meinem Nachbarn über das Wetter unterhalte, geht es dabei aber normalerweise nicht um den Austausch meteorologischer Fakten, sondern einfach darum, sich mal wieder zu unterhalten, den guten Kontakt zu pflegen.

 

Solcher Smalltalk enthält notwendigerweise viele objektive Unwahrheiten. Es würde geradezu übermenschliches diplomatisches Geschick erfordern, müsste man auf Fragen wie "wie schmeckt Euch mein Braten?" oder "steht mir mein neues Kleid nicht toll?" ohne Schaden an der Beziehung jederzeit mit der ganzen Wahrheit und nichts als der Wahrheit antworten. Der eigenliche Inhalt unserer wahrheitswidrigen Antworten ("Vorzüglich!", "Ganz reizend!") liegt hier nämlich nicht auf der Inhaltsebene, sondern auf der Beziehungsebene. So lange also diese nicht auch geheuchelt ist, liegt bei der impliziten Kernaussage -- dass man den anderen mag und ihn nicht verletzen möchte -- keine Lüge vor.

 

Schwierig wird die Frage dann, wenn man sein Gegenüber eigentlich nicht ausstehen kann, aber trotzdem eine gute Beziehung vortäuscht, denn dann lügt man auch auf der Beziehungsebene. Da sollte man sich dann ehrlicherweise fragen: Tue ich das aus Pragmatismus (es bringt ja doch nichts, sich mit ihm zu streiten) oder aus Bequemlichkeit (ich habe keinen Bock / ich habe nicht den Mut / ich könnte mir selbst schaden, mich mit ihm offen auseinanderzusetzen)?

 

-- snorri

bearbeitet von snorri
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Hallo liebe Leute,

 

vor einigen Tagen habe ich mit einem Bekannten diskutiert: es ging darum, ob es in Ordnung ist, "unwichtige" Details zu verschweigen oder in "Kleinigkeiten" unehrlich zu sein, soweit es den anderen nicht wesentlich betrifft.

Am Ende stand ich als gesetzliche Pharisäerin da.

 

Muss da jeder sein persönliches Maß an Ehrlichkeit finden? Ist das wirklich eine Sache der individuellen Situation?

Meinertwegen mag es Ausnahmen geben, z.B. dass ich meiner herzkranken Oma nicht gerade von meinem Beinahe-Autounfall erzähle, wenn sie fragt, ob es Neuigkeiten gibt.

Aber was ist mit all den Bequemlichkeitslügen und Ausreden, die ja "jeder" erzählt?

 

Heißt es nicht, dass wir in den kleinen Dingen treu sein sollen, dann wird uns größeres anvertraut?

 

Wie haltet ihr das?

 

Brennt ihr euch Cds und zieht euch mp3s, sagt euren Freunden, ihr habt keine Zeit, wenn ihr mal keine Lust auf ein Treffen habt?

 

Natürlich bin ich auch nicht perfekt, aber wenn nicht uns Christen, wem soll man denn sonst noch trauen?

 

Ist das echt bloß gesetzlich, wenn man versucht, Ehrlichkeit zu leben?

 

 

Es gibt Situation in denen wir die Unwahrheit sagen müssen, damit wir ein größeres Übel verschulden. Trotzdem mag jede Lüge eine Sünde sein. Aber manchmal haben wir nur die Wahl zwischen einer kleinen und einer großen Sünde. Was daher erforderlich ist, ist eine Redlichkeit des Charakters. Diese Redlichkeit soll verhindern, daß wir uns eine Situation so zurechtbiegen wie sie uns paßt oder uns selbst über unsere Motive belügen. Letztendlich kommt es bei all unseren Handlungen auf das Motiv an.

Ein Christ wird durch sein Christsein nicht automatisch ehrlicher als andere Menschen. Ein Christ hat kein Vertrauensbonus per se. Der Christ ist zunächst Sünder wie alle anderen Menschen auch, ob er darüberhinaus auch ein guter Mensch ist, daß entscheidet sich wie bei allen anderen Menschen auch.

Ein Irrtum ist es jedenfalls, wenn man glaubt man lebe sündenfrei oder entspreche dem Gesetz. Der Mensch und die Welt sind so beschaffen, daß wir das gar nicht können, deswegen haben wir ja auch der Erlösung durch Jesus bedurft.

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Aber manchmal haben wir nur die Wahl zwischen einer kleinen und einer großen Sünde. Was daher erforderlich ist, ist eine Redlichkeit des Charakters.

Ist das nicht eine seltsame Definition von "Sünde"? Dass, wenn ich keinen "guten" Weg zur Verfügung habe, die Wahl eines der schlechten Wege trotzdem eine Sünde darstellt? Und dass man dabei dennoch einen "redlichen Charakter" haben kann? Das klingt mir mehr nach griechischer Tragödie als nach heutiger Ethik ...

 

Wäre es nicht sinnvoller zu sagen, dass das, was ein redlicher Charakter nach bestem Wissen und Gewissen als besten Weg ansieht und umsetzt, keine "Sünde" ist? Sünde wäre dann, wenn ich entweder fahrlässig nicht genug nachdenke oder bewusst einen unethischen Weg einschlage.

 

-- snorri

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-- snorri

Hey, du bist ja nach 11 Monaten Pause auch mal wieder da.

Das heiß aber nicht, daß wir deinen damaligen Brandsatz vergessen haben. Da waren noch ein paar Fragen offen, vor denen du dich davongestohlen hattest.

 

Ansonsten Welcome back, wenn du diesmal in friedlicher Absicht kommst. :huh:

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Aber manchmal haben wir nur die Wahl zwischen einer kleinen und einer großen Sünde. Was daher erforderlich ist, ist eine Redlichkeit des Charakters.

Ist das nicht eine seltsame Definition von "Sünde"? Dass, wenn ich keinen "guten" Weg zur Verfügung habe, die Wahl eines der schlechten Wege trotzdem eine Sünde darstellt? Und dass man dabei dennoch einen "redlichen Charakter" haben kann? Das klingt mir mehr nach griechischer Tragödie als nach heutiger Ethik ...

 

Wäre es nicht sinnvoller zu sagen, dass das, was ein redlicher Charakter nach bestem Wissen und Gewissen als besten Weg ansieht und umsetzt, keine "Sünde" ist? Sünde wäre dann, wenn ich entweder fahrlässig nicht genug nachdenke oder bewusst einen unethischen Weg einschlage.

 

-- snorri

Objektive Moral, oder Gesetzlichkeit ist stets allgemeingültig.

Ein Gesetz gilt immer und Unwissenheit oder guter Wille verhindert nicht die Konsequenzen, die mit einer Tat verbunden sind.

Der Mensch kann ein Tat nie objektiv bewerten, er kann nie beurteilen, ob er absolut gut gehandelt hat. Das kann nur ein allwissender Beobachter.

Ein Mensch der nun meint, daß er ja nach seiner Ansicht gerecht gehandelt hat, steht einem allwissenden Gott gegenüber, der die Selbsbelügung eines Menschen durchbrechen kann.

Es gibt daher zwei Instanzen für den Christen: Das Gewissen und Gott.

Gäbe es nur die subjektive Instanz, dann wäre eben immer das gut, was der Mensch mit seinem Gewissen vereinbaren kann. Wenn nun jemand sich selbst belügt, in dem er sich sagt, daß er z.B. einem Hilfebdürftigen nur deswegen nicht geholfen hat, weil er der Ansicht ist, daß er dem Hilfebedürftigen damit ja die Möglichkeit nehmen würde, sich selbst zu helfen und das Barmherzigkeit deswegen eigentlich schlecht wäre, dann wird sich dieser Mensch auch noch der göttlichen Instanz gegenübersehen, die objektiv über die Tat urteilen kann, so daß das Gewissen des Menschen ungeschönt mit dem eigenen Handeln konfrontiert wird.

Vor dem objektiven Gericht wird sich kein Mensch behaupten können, weil es immer kleine Lügen und selbstverschuldete Irrtümer geben wird. Der Mensch ist zu schwach in seinem Willen, um die Wahrheit immer sehen zu wollen oder zu können.

Obschon wir also nicht vor dem objektiven Gesetz bestehen können, können wir doch einer guten Gesinnung sein. Wir wollen gut sein, erkennen aber, daß wir dies nicht immer vermögen. Wir bejahen daher das göttliche in uns und unser Gewissen, wenngleich wir es nicht selbst verwirklichen können. Das wir von unsere menschlichen Schwäche befreit werden, damit wir wahrhaft gut werden können, bedürfen wir der Gnade Gottes, die uns durch die Liebe Gottes angeboten wird.

 

 

Es gibt immer eine objektive Bewertung einer Tat und eine subjektive.

Die objektive ergibt sich aus dem Gesetz und die subjektive aus dem Gewissen.

Wobei das Gewissen eine Instanz ist, durch die wir das göttliche Gesetz erkennen können, was aber nicht verhindert, daß wir das manchmal nicht wollen oder das wir uns in der Beurteilung einer Tat irren. Der Vorsatz, daher die Gesinnung, ist dann dasjenige, auf das es ankommt - aber dennoch ist eine Lüge immer auch eine Verletzung eines allgemeingültiges Gesetz.

 

In diesem Umstand sehe ich den Unterschied zwischen dem alten Bund (AT) und dem neuen Bund (NT). Während die Mensch vor Jesus durch Gehorsam gegenüber dem Gesetz, (daher der objektiven Instanz) nach Rechtfertigung vor Gott suchten, ist der Weg seit Jesus die Liebe. Es zählt daher nicht die genaue Erfüllung des objektiven Gesetzes, wie es die Pharisäer anstrebten, sondern die Gesinnung, das Gewissen und die Liebe, durch die der Sünder durch Jesus erlöst werden kann.

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Der eigenliche Inhalt unserer wahrheitswidrigen Antworten ("Vorzüglich!", "Ganz reizend!") liegt hier nämlich nicht auf der Inhaltsebene, sondern auf der Beziehungsebene. So lange also diese nicht auch geheuchelt ist, liegt bei der impliziten Kernaussage -- dass man den anderen mag und ihn nicht verletzen möchte -- keine Lüge vor.

Das würde ich auf Lissies Beispiel mit dem Staat erweitern. Objektive Unwahrheit einer Gewalt gegenüber, wenn diese Gewalt meine Freiheit einschränkt, wäre dann auch keine Lüge.

Schwierig wird die Frage dann, wenn man sein Gegenüber eigentlich nicht ausstehen kann, aber trotzdem eine gute Beziehung vortäuscht, denn dann lügt man auch auf der Beziehungsebene. Da sollte man sich dann ehrlicherweise fragen: Tue ich das aus Pragmatismus (es bringt ja doch nichts, sich mit ihm zu streiten) oder aus Bequemlichkeit (ich habe keinen Bock / ich habe nicht den Mut / ich könnte mir selbst schaden, mich mit ihm offen auseinanderzusetzen)?

Im Alltag wird wohl nicht darum herumkommen. Bei der Arbeit , am Amt, in Geschäften - überall trifft man Leute, die man nicht leiden kann, und das regelmäßig. Soll man sich da das Leben unnötig schwer machen, indem man ihnen direkt ins Gesicht sagt, wie scheiße man sie findet? (Das geht nur in Foren. :huh: )

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@Sam

 

Ich werde aus Deiner Antwort nicht recht schlau. Daher eine kurze Zwischenfrage zum Verständnis und zur Begriffsklärung: Kann man schuldlos sündig werden? Genügt es, ein Übel verursacht (oder nicht verhindert) zu haben, um dadurch sündig zu werden -- auch wenn man im Rahmen seiner menschlichen Möglichkeiten und nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt hat?

 

Dann wäre "Sünde" quasi der "Vorwurf" an einen Menschen, nicht allmächtig und allwissend zu sein. Das ist mein Problem bei Deinen Ausführungen.

 

 

@GermanHeretic:

 

Genau. An welcher Stelle überschreitet man dabei die Grenze zwischen pragmatischer Diplomatie und bequemlicher Heuchelei? Wenn ich gegenüber meinem Chef meine politische Überzeugung herunterschlucke; wenn ich schweige, während sich ein Tischnachbar seiner Steuerhinterziehungstricks brüstet; wenn ich einem sterbenskranken Menschen sage, er sehe schon wieder viel besser aus? Entscheidend ist doch: Vermeide ich eine schwierige, aber eigentlich notwendige Situation aus Bequemlichkeit? Oder erspare ich allen Seiten eine fruchtlose Konfrontation, eine unnötige Verletzung? Das wäre wohl in meinen Augen das entscheidende Kriterium dafür, ob eine Lüge im konkreten Fall eine "Sünde" ist oder nicht.

 

 

@Thofrock:

 

Wenn bei Dir Fragen offen geblieben sind, lies bitte in dem alten Thread nach. Ich für meinen Teil habe mich damit abgefunden, dass ich einige Dinge wohl nicht verstehen werde. Aber sei versichert, dass ich bei Dir auch weiterhin nicht in die Versuchung geraten werde, meine Meinung hinter kleinen Notlügen zu verschleiern.

 

 

-- snorri

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Ich sehe das so: Je bewusster mir ein Fehler ist, desto schwerwiegender ist die Sünde. Jemand der mit kleinen Schwindeleien groß wird, dessen Umwelt nie reagiert und dem Kind beibringt, dass es so nicht geht, von dem kann man auch nicht verlangen, dass sie/er ein entsprechend ausgeprägtes Unrechtsbewusstsein hat. Je bewusster das Tun der Person aber selber wird, desto höher wird der Anspruch auch in der Umsetzung dieser Einsicht. Demut = in dem Sinne sich selbst erkennen und zu sich selber stehen, ist in meinen Augen daher eine Voraussetzung, um sich das eigene Fehlverhalten bewusst zu machen. Dazu reichen aber nicht nur Gewissen und Verstand. Vor allem junge Menschen ahmen das Verhalten Älterer nach und verstehen oft nicht, warum ihr Verhalten falsch ist. Sie brauchen auch Unterstützung und Bestätigung von außen durch Eltern, Freunde und Umwelt.

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Hallo!

Vielen Dank Kirisiyana, Mariamante, Sam, utah-r,... für eure Antworten!

Mir war echt nicht ganz klar, wieviele Aspekte da mit reinfließen, vor allem das mehr oder weniger ausgeprägte Unrechtsbewusstsein hat mir doch wieder einiges zum Nachdenken gegeben.

Ist es nicht so, dass demjenigen, dem viel gegeben wurde auch viel abverlangt wird? (oder so ähnlich)

 

Liebe Grüße,

Susa

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