Jump to content

Judenmission - Pro und Contra


Udalricus

Recommended Posts

Hier einige Antworten von Kardinal Lehmann zum genannten Thema:

 

Das Christentum ist undenkbar ohne die Herkunft aus dem Volk Israel. Man denke nur an Aussagen, wie bei Joh 4,22: „Das Heil ist aus den Juden.“ Aber auch die bekannten Ausführungen in Kapitel 9-11 im Römerbrief sagen mit aller Deutlichkeit: „Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich.“ (Röm 11,18) Im Übrigen kann man die judenkritischen Aussagen des Neuen Testaments weder tilgen noch ignorieren. Wir müssen sie heute sorgfältig interpretieren mit den Ergebnissen der historisch-exegetischen Wissenschaft. In diesem Sinne hat ganz gewiss der Holocaust in Verbindung mit Antijudaismus und Antisemitismus uns neu die Augen geöffnet. Er verändert die Wahrnehmung biblischer Texte und hat so eine wichtige hermeneutische Funktion im Vorgang der Interpretation dieser Texte. So ist die ganze Geschichte der Entfremdung zwischen der Kirche und dem Judentum eine schwere Hypothek, die die Kirchen heute nicht einfach abstreifen können. Die historische Last ist zu groß.

 

Dem Zweiten Vatikanischen Konzil ist trotz vieler Geburtswehen in der Erklärung „Nostra aetate“ ein Epoche machender Text zum Verhältnis zwischen Judentum und Kirche gelungen. Zwar gab es schon im Gefolge des Zweiten Weltkrieges und des Erschreckens über die nationalsozialistischen Gräuel Hinweise für eine dringende Umkehr der Kirche. Man kann nicht leugnen, dass es vor allem die Päpste selbst waren, die das Anliegen vorantrieben. Johannes XXIII. hatte schon 1959 für den Karfreitag verletzende Worte aus den so genannten „Großen Fürbitten“ ausmerzen lassen. Der Antisemitismus sollte mit einem Schuldbekenntnis der Kirche bezüglich dessen christlicher Wurzeln verurteilt werden; eine positive Lehräußerung sollte die Israelvergessenheit der Kirche aufheben. Dabei sollte die Grunddifferenz nicht verschwiegen werden, dass die Christen an Jesus als den gekommenen Messias glauben, während die Juden noch auf den Kommenden warten.

 

Beim jüdisch-christlichen Dialog geht es um eine aus den erwähnten Gründen entspringende Vorzugsstellung. Die Juden sind unsere älteren Brüder. Wir können nicht vergessen, was ihnen auch von Christen angetan worden ist. Dies ist der Grund, warum dieser Dialog im Gespräch der Religionen, von der innerkirchlichen Ökumene abgesehen, immer noch einen herausragenden Vorrang genießt. Ich glaube, dass die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils auch an dieser Stelle eine wichtige Hilfe geschaffen hat. In den Großen Fürbitten des Karfreitags heißt es nun: „Lasst uns auch beten für die Juden, zu denen Gott, unser Herr, zuerst gesprochen hat: Er bewahre sie in der Treue zu seinem Bund und in der Liebe zu seinem Namen, damit sie das Ziel erreichen, zu denen sein Ratschluss sie führen will ... erhöre das Gebet deiner Kirche für das Volk, das du als erstes zu deinem Eigentum erwählt hast: Gib, dass es zur Fülle der Erlösung gelangt.“

 

Die Zitate sind einer Rede entnommen, die Karl Kardinal Lehmann am 20. März 2006 anläßlich seiner Auszeichnung mit dem Abraham Geiger Preis in der Bayerischen Vertretung in Berlin gehalten hat. Deutschlands Rabbinerseminar hatte den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz "für seine Freundschaft dem Judentum gegenüber ausgezeichnet, aber auch zum Dank für seinen Mut, mit dem er eigenen Überzeugungen stets treu geblieben ist." (Rabbiner Walter Homolka).

 

Quelle

 

Ich denke, damit ist alles gesagt! Lasst uns diesen thread beenden!

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Der in der Bibel bezeugte Glaube der Juden ist für die Kirche keine andere Religion, sondern Fundament des eigenen Glaubens.

Aber welcher Jude glaubt noch so, gleichsam eingefroren im Urzustand im Jahre 1 v. Chr.? Hat sich nicht seitdem der jüdische Glaube in vielen Bereichen vielmehr in Abgrenzung und Widerspruch von der Kirche fortentwickelt?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Der in der Bibel bezeugte Glaube der Juden ist für die Kirche keine andere Religion, sondern Fundament des eigenen Glaubens.

Aber welcher Jude glaubt noch so, gleichsam eingefroren im Urzustand im Jahre 1 v. Chr.? Hat sich nicht seitdem der jüdische Glaube in vielen Bereichen vielmehr in Abgrenzung und Widerspruch von der Kirche fortentwickelt?

 

Von welcher Kirche? Und warum sollte sich der jüdische Glaube verändern oder fortentwickeln? Wir katholischen Christen beharren ja auch auf tausend Jahre alte Glaubensgrundsätze!!

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Der in der Bibel bezeugte Glaube der Juden ist für die Kirche keine andere Religion, sondern Fundament des eigenen Glaubens.

Aber welcher Jude glaubt noch so, gleichsam eingefroren im Urzustand im Jahre 1 v. Chr.? Hat sich nicht seitdem der jüdische Glaube in vielen Bereichen vielmehr in Abgrenzung und Widerspruch von der Kirche fortentwickelt?

 

Die jüdische Theologie hat sich in den zurückliegenden 2000 Jahren ebenso weiter entwickelt wie die christliche Theologie. Im Jahre 40 nach Christi Geburt gab es die Dogmen der Christen ja auch noch nicht. Warum sollte die jüdische Theologie im Jahre 1 vor Christus stehen geblieben sein? Abgegrenzt haben sich Christen von Juden ebenso wie umgekehrt. Die christliche Theologie hat meiner Meinung nach jedoch viel mehr aufzuarbeiten als die jüdische.

bearbeitet von Alice
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich behaupte, dies widerspricht dem Auftrag Jesu:

"Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern;

tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes!" (Mt 28,19)

Warum sollte das Volk Jesu hier eine Ausnahme bilden?

 

Weil das Volk Jesu nicht mit "allen Völkern" gemeint ist. "Die Völker" meint "die Heiden". Das Volk Jesu ist die Ausnahme, es ist von Gott erwählt, aus ihm kommt das Heil.

Aber warum hat sich Jesus dann mit den Juden so große Mühe gegeben, daß er eine längere Zeit (genauer gesagt: die gesamte Zeit seiner irdischen Wirksamkeit) nur bei ihnen herumgegangen ist und gelehrt hat (und bekannterweise durchaus Dinge, die viele von ihnen nicht hören wollten)? Nach diesem Ansatz wäre es ja richtiger gewesen, er wäre mit dem Beginn seiner Lehrtätigkeit ausgewandert.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Aber warum hat sich Jesus dann mit den Juden so große Mühe gegeben, daß er eine längere Zeit (genauer gesagt: die gesamte Zeit seiner irdischen Wirksamkeit) nur bei ihnen herumgegangen ist und gelehrt hat (und bekannterweise durchaus Dinge, die viele von ihnen nicht hören wollten)? Nach diesem Ansatz wäre es ja richtiger gewesen, er wäre mit dem Beginn seiner Lehrtätigkeit ausgewandert.

 

Weil er sich als Jude zu den Juden gesandt verstand.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Aber warum hat sich Jesus dann mit den Juden so große Mühe gegeben, daß er eine längere Zeit (genauer gesagt: die gesamte Zeit seiner irdischen Wirksamkeit) nur bei ihnen herumgegangen ist und gelehrt hat (und bekannterweise durchaus Dinge, die viele von ihnen nicht hören wollten)? Nach diesem Ansatz wäre es ja richtiger gewesen, er wäre mit dem Beginn seiner Lehrtätigkeit ausgewandert.

 

Weil er sich als Jude zu den Juden gesandt verstand.

Aber das wäre ja nach der vertretenen Logik grundfalsch!

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Aber das wäre ja nach der vertretenen Logik grundfalsch!

 

Wie meinen?

Versuch's mal mit der Bibel und nicht mit Deiner "Logik".

bearbeitet von Alice
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Aber warum hat sich Jesus dann mit den Juden so große Mühe gegeben, daß er eine längere Zeit (genauer gesagt: die gesamte Zeit seiner irdischen Wirksamkeit) nur bei ihnen herumgegangen ist und gelehrt hat (und bekannterweise durchaus Dinge, die viele von ihnen nicht hören wollten)? Nach diesem Ansatz wäre es ja richtiger gewesen, er wäre mit dem Beginn seiner Lehrtätigkeit ausgewandert.

 

Weil er sich als Jude zu den Juden gesandt verstand.

Aber das wäre ja nach der vertretenen Logik grundfalsch!

Hier hat Soames recht.

 

Das ist unlogisch.

 

Werner

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Das ist unlogisch.

 

Warum?

Warum sollte ein Jude, der sich als zu den Juden gesandt versteht, sagen "geht und lehrt alle Völker"?

 

Werner

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Das ist unlogisch.

 

Warum?

Warum sollte ein Jude, der sich als zu den Juden gesandt versteht, sagen "geht und lehrt alle Völker"?

 

Ich denke, das hat der auferstandene Jesus gesagt.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Das ist unlogisch.

 

Warum?

Warum sollte ein Jude, der sich als zu den Juden gesandt versteht, sagen "geht und lehrt alle Völker"?

 

Ich denke, das hat der auferstandene Jesus gesagt.

Achso, man muss zwischen Christus vor und nach der Auferstehung unterscheiden?

Hm.. interessanter Ansatz... Darüber muss ich mal nachdenken.

 

Werner

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Achso, man muss zwischen Christus vor und nach der Auferstehung unterscheiden?

Hm.. interessanter Ansatz... Darüber muss ich mal nachdenken.

 

Nix Auferstehung, nix Christus (oder irre ich mich da?)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Achso, man muss zwischen Christus vor und nach der Auferstehung unterscheiden?

Hm.. interessanter Ansatz... Darüber muss ich mal nachdenken.

 

Nix Auferstehung, nix Christus (oder irre ich mich da?)

Jetzt reden wir aneinander vorbei.

 

ich hatte dich so verstanden, als meintest du, vor seinem Tod habe sich Jeus als zu den Juden gesandter Jude verstanden, nach der Auferstehung kommt dann das "lehret alle Völker", also quasi ein Wandel im Sendungsbewusstsein.

 

Werner

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

ich hatte dich so verstanden, als meintest du, vor seinem Tod habe sich Jeus als zu den Juden gesandter Jude verstanden, nach der Auferstehung kommt dann das "lehret alle Völker", also quasi ein Wandel im Sendungsbewusstsein.

 

Nö, kein "Wandel", ein "Weitergehen" (schwierig zu formulieren, vielleicht fällt mir noch was besseres ein). Und noch was: Der Missionsbefehl erging immer noch an Juden, und was sollten sie "den Völkern" ("den Heiden") lehren? Viel mehr als die Torah, wie sie der Jude Jesus lehrte, hatten sie noch nicht zu lehren ...

 

 

Die EKD meint:

 

3.2.6 Wie im Römerbrief des Paulus, so spielt auch in dem etwa 30 bis 40 Jahre später entstandenen Matthäusevangelium die Erfahrung der Ablehnung Jesu als des Messias durch die überwiegende Mehrheit des jüdischen Volkes und deren theologische Verarbeitung eine zentrale Rolle. Matthäus zeichnet die Geschichte Jesu als Geschichte der abschließenden, von leidenschaftlicher Liebe getragenen Zuwendung Gottes zu seinem Volk, die in tragischem Scheitern endete. Die bekannte Schlussszene, der sogenannte Missionsbefehl (Mt 28,18-20), handelt davon, wie nach diesem Scheitern durch Gottes Handeln ein neuer, unerwarteter Anfang erschlossen wurde: Der auferstandene und erhöhte Jesus sendet nunmehr seine Jünger zu den Weltvölkern, das heißt, zu den Menschen außerhalb des Gottesvolkes. Ihnen soll Jesus jetzt aufgrund seiner gegenwärtigen weltweiten Herrschaft als der maßgebliche messianische Lehrer verkündigt werden. Israel, das Gottesvolk, dem Jesu ganze Zuwendung gegolten hatte, wird in diesem Sendungsbefehl auffälligerweise nicht erwähnt.
bearbeitet von Alice
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Justin Cognito

Die Frage ist ob Jüdinnen und Juden die an Christus glauben, in der katholischen Kirche ihren Glauben leben können oder ob es sich dabei nicht doch um eine durch und durch heidenchristliche Veranstaltung handelt. Das ist ein wirkliches Problem. Wo ist der Ort an dem Jüdinnen und Juden ihren Glauben an Christus verankern können? Dass sie einfach nach den Vorschriften und Vorstellungen der Heidenchristen leben sollen, würde wohl dem Befund des NT wiedersprechen ..... Dort wurde ja wohl auch nie davon ausgegangen, dass Juden nicht mehr jüdisch leben sollten, "nur" weil sie an Christus glauben. Judenchristen waren, sind und werden auch als Getaufte Juden bleiben: alles andere wäre doch wohl eine ziemliche Vereinnahmung durch die Heidenchristen, die - wie gesagt - biblisch nur schwer begründet werden könnte.

bearbeitet von Justin Cognito
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Die Frage ist ob Jüdinnen und Juden die an Christus glauben, in der katholischen Kirche ihren Glauben leben können oder ob es sich dabei nicht doch um eine durch und durch heidenchristliche Veranstaltung handelt. Das ist ein wirkliches Problem. Wo ist der Ort an dem Jüdinnen und Juden ihren Glauben an Christus verankern können? Dass sie einfach nach den Vorschriften und Vorstellungen der Heidenchristen leben sollen, würde wohl dem Befund des NT wiedersprechen .....

 

Nun, es gibt ja Juden, die ihren Platz in der katholischen Kirche gefunden haben - mühsam zwar, und oftmals unverstanden. Schwierig ist es schon, sicherlich, aber unmöglich auch nicht.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Justin Cognito

Die Frage ist ob Jüdinnen und Juden die an Christus glauben, in der katholischen Kirche ihren Glauben leben können oder ob es sich dabei nicht doch um eine durch und durch heidenchristliche Veranstaltung handelt. Das ist ein wirkliches Problem. Wo ist der Ort an dem Jüdinnen und Juden ihren Glauben an Christus verankern können? Dass sie einfach nach den Vorschriften und Vorstellungen der Heidenchristen leben sollen, würde wohl dem Befund des NT wiedersprechen .....

 

Nun, es gibt ja Juden, die ihren Platz in der katholischen Kirche gefunden haben - mühsam zwar, und oftmals unverstanden. Schwierig ist es schon, sicherlich, aber unmöglich auch nicht.

 

Natürlich gibt es die. Was ich in Erinnerung rufen wollte, ist dass die judenchristliche Tradition eine eigene Tradition war und es mir wie ein Verrat an dieser Tradition vorkäme aus Juden Heidenchristen machen zu wollen. Die Frage ist also wie Juden in der Katholischen Kirche ihren Glauben als Juden die an Christus glauben, leben können?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Die Frage ist ob Jüdinnen und Juden die an Christus glauben, in der katholischen Kirche ihren Glauben leben können oder ob es sich dabei nicht doch um eine durch und durch heidenchristliche Veranstaltung handelt. Das ist ein wirkliches Problem. Wo ist der Ort an dem Jüdinnen und Juden ihren Glauben an Christus verankern können? Dass sie einfach nach den Vorschriften und Vorstellungen der Heidenchristen leben sollen, würde wohl dem Befund des NT wiedersprechen .....

 

Nun, es gibt ja Juden, die ihren Platz in der katholischen Kirche gefunden haben - mühsam zwar, und oftmals unverstanden. Schwierig ist es schon, sicherlich, aber unmöglich auch nicht.

Ich denke, wir sollten, natürlich auch kompromißbereit, aufeinander zugehen.

 

Liebe grüße

Josef

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Natürlich gibt es die. Was ich in Erinnerung rufen wollte, ist dass die judenchristliche Tradition eine eigene Tradition war und es mir wie ein Verrat an dieser Tradition vorkäme aus Juden Heidenchristen machen zu wollen.

 

Die zerstörte Tradition der Judenchristen (etwa der in Byzanz) kannst Du nicht wieder aufleben lassen. Ausserdem finde ich, dass das von Dir sogenannte katholische "Heidenchristentum" erstaunlich viele jüdische Elemente und Anklänge an das Judentum birgt. Aber das habe ich auch erst durch intensivere Beschäftigung mit dem Judentum bemerkt.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Justin Cognito

Natürlich gibt es die. Was ich in Erinnerung rufen wollte, ist dass die judenchristliche Tradition eine eigene Tradition war und es mir wie ein Verrat an dieser Tradition vorkäme aus Juden Heidenchristen machen zu wollen.

 

Die zerstörte Tradition der Judenchristen (etwa der in Byzanz) kannst Du nicht wieder aufleben lassen. Ausserdem finde ich, dass das von Dir sogenannte katholische "Heidenchristentum" erstaunlich viele jüdische Elemente und Anklänge an das Judentum birgt. Aber das habe ich auch erst durch intensivere Beschäftigung mit dem Judentum bemerkt.

 

Man kann zerstörte Traditionen nicht mehr künstlich aufleben lassen. Das stimmt schon. Und ich bin natürlich auch kein Judaist dementsprechend - mit meinem bescheidenen Wissen in der Sache - auch nicht so hundertprozent "diskursfähig". Aber wenn es z.B. um Mission an Juden geht, müsste man meines Erachtens durchaus überlegen, wie jüdische Identität (z.B. die Beschneidung oder Speisevorschriften) auch ihren Ort im christlichen Bekenntnis dieser Menschen finden kann - das ist für mich nicht nur eine individuelle Gewissensentscheidung, sondern da geht es schon um die Anerkennung des jüdischen Glaubens dieser Menschen. Ich hab ein bisschen Angst vor der einfachen Botschaft "Werdet katholisch" oder gar "Werdet römisch-katholisch", wenn damit eine Abkehr vom Judentum (zumindest mit-) intendiert ist. Ich glaube wir müssen uns als Kirche auf die judenchristlichen Traditionen besinnen, ehe wir mit gutem Gewissen hier missionieren wollen. Und das ist für uns als Heidenchristen ziemlich schwierig (und sogar etwas anmaßend).

bearbeitet von Justin Cognito
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Aber wenn es z.B. um Mission an Juden geht, müsste man meines Erachtens durchaus überlegen, ...

 

Wer will hier missionieren? (Na ja, ich fühle mich jetzt nicht angesprochen). Für mich reicht es, mich auf jüdische (und nicht judenchristliche) Traditionen zu besinnen, um mich in meinem katholischen Glauben bestärkt und bereichert zu fühlen.

bearbeitet von Alice
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

ich hatte dich so verstanden, als meintest du, vor seinem Tod habe sich Jeus als zu den Juden gesandter Jude verstanden, nach der Auferstehung kommt dann das "lehret alle Völker", also quasi ein Wandel im Sendungsbewusstsein.

 

Nö, kein "Wandel", ein "Weitergehen" (schwierig zu formulieren, vielleicht fällt mir noch was besseres ein). Und noch was: Der Missionsbefehl erging immer noch an Juden, und was sollten sie "den Völkern" ("den Heiden") lehren? Viel mehr als die Torah, wie sie der Jude Jesus lehrte, hatten sie noch nicht zu lehren ...

 

 

Die EKD meint:

 

3.2.6 Wie im Römerbrief des Paulus, so spielt auch in dem etwa 30 bis 40 Jahre später entstandenen Matthäusevangelium die Erfahrung der Ablehnung Jesu als des Messias durch die überwiegende Mehrheit des jüdischen Volkes und deren theologische Verarbeitung eine zentrale Rolle. Matthäus zeichnet die Geschichte Jesu als Geschichte der abschließenden, von leidenschaftlicher Liebe getragenen Zuwendung Gottes zu seinem Volk, die in tragischem Scheitern endete. Die bekannte Schlussszene, der sogenannte Missionsbefehl (Mt 28,18-20), handelt davon, wie nach diesem Scheitern durch Gottes Handeln ein neuer, unerwarteter Anfang erschlossen wurde: Der auferstandene und erhöhte Jesus sendet nunmehr seine Jünger zu den Weltvölkern, das heißt, zu den Menschen außerhalb des Gottesvolkes. Ihnen soll Jesus jetzt aufgrund seiner gegenwärtigen weltweiten Herrschaft als der maßgebliche messianische Lehrer verkündigt werden. Israel, das Gottesvolk, dem Jesu ganze Zuwendung gegolten hatte, wird in diesem Sendungsbefehl auffälligerweise nicht erwähnt.

Dann hätte sich der Messias Jesus geirrt. Warum hätte er sein Kommen und sein Leiden auf sich nehmen sollen, wenn es für die Juden offenbar auch ohne geht?

 

Ich verstehe, wenn sich Theologen und Bischöfe wegen der Sünden, die Christen an Juden mindestens auch unter dem Vorwand des Glaubens begangen haben, herumzudrücken versuchen (zumindest mir kommt es so vor). Es macht die Sache aber nicht logischer.

Jesus, von dem wir glauben, daß er nicht erst nach seiner Auferstehung Gott war und auch nicht erst seit der Auferstehung eine Mission hatte, wirkte in seinem irdischen Leben vor und nach der Auferstehung nur unter den Juden. Sie versuchte er etwas zu lehren, was sie aus ihrem bestehenden Glauben ablehnten. Insofern verstehe ich nicht, wie man nun sagen kann, daß der bestehende Glaube ausreiche. Dann hätte Jesus sich die Inkarnation ersparen können.

 

Sein Taufbefehl bedeutet, daß für den nicht schuldlos unwissenden Menschen die Taufe (u. a.) auf seinen Namen heilsnotwendig ist. Den Juden als dem Volk des alten Bundes war die Verheißung Jesu gegeben, und ihre Tragik bestand und besteht ja gerade darin, daß sie die Erfüllung dieser Verheißung nicht nur nicht erkannten, sondern kreuzigten bzw. jedenfalls ablehnten (sonst wären sie ja Judenchristen geworden).

 

Daß man die jüdischen Gebräuche und Gesetze zumindest für sich selbst nicht ablehnen muß, um Christ sein zu können, sehen wir ja schon an den neutestamentlichen Judenchristen. Von daher scheint mir im Christwerden keine explizite Ablehnung des jüdischen Gesetzeswerkes (von den durch Christus überholten abgesehen) zu stecken.

Andererseits erscheint es mir eine gewagte Logik, das Heil auf jeden Fall auch dann zuzusprechen, wenn man Christus als Christus ausdrücklich ablehnt (was ein Jude ja tut).

 

Wie Gott das regelt, sei dahingestellt (denn die Treue der Juden zum Alten Bund verdient eine ganz immense Hochachtung), aber das Ziel, auch sie zu Christus, dem Licht der Welt zu bringen, als solches aufzugeben (im Unterschied zu einer Haltung, die es nur als solches momentan wegen einer selbstempfundenen Unwürdigkeit als Missionar nicht aktiv betreibt) erscheint mir widersprüchlich.

Ich habe durchaus den Eindruck, als sage die Kirche aber genau das (sollte ich mich irren, bitte ich um Berichtigung), auf jeden Fall aber scheint eine Mehrzahl der an der Mission überhaupt noch interessierten Christen dies so zu sehen.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Natürlich gibt es die. Was ich in Erinnerung rufen wollte, ist dass die judenchristliche Tradition eine eigene Tradition war und es mir wie ein Verrat an dieser Tradition vorkäme aus Juden Heidenchristen machen zu wollen.

 

Die zerstörte Tradition der Judenchristen (etwa der in Byzanz) kannst Du nicht wieder aufleben lassen. Ausserdem finde ich, dass das von Dir sogenannte katholische "Heidenchristentum" erstaunlich viele jüdische Elemente und Anklänge an das Judentum birgt. Aber das habe ich auch erst durch intensivere Beschäftigung mit dem Judentum bemerkt.

 

Man kann zerstörte Traditionen nicht mehr künstlich aufleben lassen. Das stimmt schon. Und ich bin natürlich auch kein Judaist dementsprechend - mit meinem bescheidenen Wissen in der Sache - auch nicht so hundertprozent "diskursfähig". Aber wenn es z.B. um Mission an Juden geht, müsste man meines Erachtens durchaus überlegen, wie jüdische Identität (z.B. die Beschneidung oder Speisevorschriften) auch ihren Ort im christlichen Bekenntnis dieser Menschen finden kann - das ist für mich nicht nur eine individuelle Gewissensentscheidung, sondern da geht es schon um die Anerkennung des jüdischen Glaubens dieser Menschen. Ich hab ein bisschen Angst vor der einfachen Botschaft "Werdet katholisch" oder gar "Werdet römisch-katholisch", wenn damit eine Abkehr vom Judentum (zumindest mit-) intendiert ist. Ich glaube wir müssen uns als Kirche auf die judenchristlichen Traditionen besinnen, ehe wir mit gutem Gewissen hier missionieren wollen. Und das ist für uns als Heidenchristen ziemlich schwierig (und sogar etwas anmaßend).

Ich wußte noch gar nicht, daß Katholiken die Beschneidung oder das koschere Essen verboten ist. Woher entnimmst Du das?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

×
×
  • Neu erstellen...