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Männerseite - Frauenseite


Flo77

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Hallo Zusammen,

 

letztens kam im ZDF der Film "Geliebtes Fräulein Doktor" von 1954 (mit einem sehr, sehr, sehr jungen Hans Clarin).

 

Es ging um eine im Kloster ausgebildete Lehrerin, die an ein katholisches Jungeninternat kommt um eine widerspenstige Klasse zu mäßigen, der Klassenprimus verknallt sich in sie, sie aber in den Sportlehrer - naja am Ende kriegt sie ihn ja auch.

 

Was mir allerdings aufgefallen ist: eine Szene spielt in einer Messe (zumindest nehme ich das an), allerdings war 1. kein Priester zu sehen. Die Bänke waren vollbesetzt und der Chor sang ein Marienlied, aber man hätte noch nicht mal sagen können, die Altarmannschaft wäre unterwegs und 2. saßen die Herren vom Lehrerkollegium in der ersten Reihe auf der LINKEN Seite (vom Eingang aus) - ich dachte das wäre die Frauenseite gewesen. :angry:

 

3. Saß das Fräulein Doktor nicht wie zu erwarten auf der rechten Seite bei den anderen Frauen sondern in der zweiten Bank bei den Schülern der von ihr betreuten Klasse.

 

(sie hatte jedenfalls Zeit genug davon zu träumen, wie sie an der Hand des Sportlehrers zum Altar schritt ... *seufz*)

 

Waren das jetzt dramaturgische Freiheiten oder hatte man 1954 schon nicht mehr die ganze Strenge der alten Regeln?

 

Was das Marienlied angeht erinnere ich mich an einen Film mit Roy Black in dem er das Ave Maria singt, weil der Kantor Halsschmerzen hat - das Messszenario ist definitiv vorkonziliar und vom Ablauf her befinden wir uns auch hier VOR dem Introitus.

 

Waren diese Lieder tatsächlich üblich oder wird hier nur ein Ideal dargestellt?

 

Ich finde es übrigens sehr angenehm, wie selbstverständlich der Gottesdienst in manchen Filmen integriert ist - aus jüngeren ist mir da außer ein paar Trauungen nicht wirklich was bekannt.

bearbeitet von Flo77
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Franciscus non papa

frauenseite - männerseite

 

da gibts/gab es durchaus unterschiedliche bräuche.

 

im heimatdorf meines vaters (unterfranken) waren die erwachsenen männer auf den emporen (zwei übereinander), die frauen und kinder unten im kirchenschiff. (die männer verliessen nach dem evangelium fast geschlossen die kirche, man konnte von der unteren empore direkt nach draussen auf eine freitreppe kommen, standen vor der kirche und beredeten die dorfpolitik, sobald der "herr lehrer" auf der orgel das credo intonierte, kam man wieder rein)

 

in meiner heimatpfarrei waren die beiden seitenaltäre maria (rechts) und josef (links) gewidmet, enstprechend war rechts die "frauenseite", links die der männer. wobei bei den jungs zur disziplinierung auch lehrerinnen oder pfarrhelferinnen sassen.

 

da ich ja so gut wie nie im kirchenschiff sitze, hat sich bei mir diese grundorientierung gehalten, wenn ich dann doch mal einfach so im gottesdienst bin, sitze ich meist auf der linken seite...

 

gottesdienste in filmen sind in der regel kaum gute zeugnisse für die liturgie der jeweils behandelten zeit. oft kommt es z.b. bei der auswahl der liturgischen gewänder, weniger drauf an, dass die wirklich die richtigen sind, als auf das prachtvolle bild, das z.b. durch verschiedenfarbige chormäntel entstehen kann. auch die musik ist so behandelt. wenn es auch denkbar ist, in einer marienmesse das "ave maria" als introitus zu singen.

 

ave maria: das ist auch so ein desaster: DAS ave maria gibt es musikalisch nicht. natürlich kennen hinz und kunz diese meditation von charles gounod über das 1. praeludium aus dem wohltemperierten klavier von bach. aber es ist nur eine vertonung von unzähligen, bruckner, verdi, saint saens, donizetti, cherubini usw.

 

das von schubert ist gar kein ave maria, es kommen nur die worte ave maria vor, der text ist aus einem schauspiel von walter scott (das fräulein am see, oder so ähnlich)

 

liturgisch kommt das ave maria als offertorium am 4. advent vor - bzw. auch in den sog. rorate-messen.

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die männer verliessen nach dem evangelium fast geschlossen die kirche, man konnte von der unteren empore direkt nach draussen auf eine freitreppe kommen, standen vor der kirche und beredeten die dorfpolitik

Mir hat mal jemand gesagt, dass davon der sog. "Kirchenvorstand" (sie standen halt vor der Kirche und regelten alles Wichtige) käme. Stimmt das?

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Mir hat mal jemand gesagt, dass davon der sog. "Kirchenvorstand" (sie standen halt vor der Kirche und regelten alles Wichtige) käme. Stimmt das?

 

Natürlich.

 

Der Begriff "Behörde" kommt ja auch vom Wortstamm "Horde" und das "Gremium" von lat. "Grex" - die Herde, das Rudel. :angry:

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Franciscus non papa

Mir hat mal jemand gesagt, dass davon der sog. "Kirchenvorstand" (sie standen halt vor der Kirche und regelten alles Wichtige) käme. Stimmt das?

 

Natürlich.

 

Der Begriff "Behörde" kommt ja auch vom Wortstamm "Horde" und das "Gremium" von lat. "Grex" - die Herde, das Rudel. :D

 

:angry:

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Ich finde es übrigens sehr angenehm, wie selbstverständlich der Gottesdienst in manchen Filmen integriert ist - aus jüngeren ist mir da außer ein paar Trauungen nicht wirklich was bekannt.
Beerdigungen (bzw. Besuche beim in der Kirche stehenden Sarg) sind auch ein häufiges Szenario.
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In meiner Heimatpfarre gab es einmal Filmaufnahmen für eine Hochzeitsszene. Die Hochzeit spielte in einer kleinen Landkirche, vor der auch die Außenaufnahmen gemacht wurden. Für die Innenaufnamen war die Kirche den Filmemachern aber offensichtlich zu hässlich, weshalb sie sich als Drehort die Seitenkapelle unserer romanischen Basilika ausgesucht haben. Den Pfarrer durfte dann prompt auch unser Küster spielen :angry:

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Ich finde es nur immer peinlich, wenn bei Kirchenszenen nicht mal die allereinfachsten Details stimmen.

 

Da spricht der Priester mit salbungsvollem Gesicht "In Nomine Patris, et Filiis, et Spiritus Sanctis" *autsch*

 

Da zieht der Priester mit Birett und Rauchmantel zur Messe ein :angry:

 

Da beendet der Priester die Predigt mit den Worten "Amen, und nun geht hin in Frieden!" (naja, vielleicht ein Wortgottesdienst??)

 

Hochzeiten finden grundsätzlich im holywoodianischen Ritus statt, nie im katholischen

 

Bei Beerdigungen ist der Priester meist nur zur Zierde dabei

 

und so weiter

 

Die einzigen stimmigen Kirchenszenen jüngeren Datums habe ich in den "Pfarrer Braun"-Folgen mit Ottfried Fischer gesehen, aber da gibt es auch (ist im Abspann zu sehen) einen echten Priester als "kirchlichen Ratgeber"

 

Werner

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Hochzeiten finden grundsätzlich im holywoodianischen Ritus statt, nie im katholischen
Meinst Du von wegen "wer was dagegen hat jetzt oder nie!"?

 

Habe ich eigentlich schon lange nicht mehr gehört.

 

Die einzigen stimmigen Kirchenszenen jüngeren Datums habe ich in den "Pfarrer Braun"-Folgen mit Ottfried Fischer gesehen, aber da gibt es auch (ist im Abspann zu sehen) einen echten Priester als "kirchlichen Ratgeber"
Wobei Fischer doch soweit ich weiß zwar kein gläubiger aber doch erfahrener Katholik ist.
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Hochzeiten finden grundsätzlich im holywoodianischen Ritus statt, nie im katholischen
Meinst Du von wegen "wer was dagegen hat jetzt oder nie!"?

 

Habe ich eigentlich schon lange nicht mehr gehört.

Nicht nur das. Es geht immer nach dem Schema "Willst du, XY, den hier anwesenden Z, so antworte mit ja" "ja" "und willst du Z, die hier anwesnde XY, so antworte mit ja" "ja" "Somit erkläre ich euch zu Mann und Frau"

 

Ich hab noch nie in nem Film ne "richtige" katholische Hochzeit gesehen, und ich weiss wie das ausieht, ich hab schon bei zahllosen ministriert.

 

Werner

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Den Pfarrer durfte dann prompt auch unser Küster spielen :D
Skandal Skandal! Eine Sakramentensimulation! Ist ja schlimmer wie bei den Priesterinnen ;):angry:

Siehstemal, zum Glück hatte die Küsterin nicht gerade Vertretungsdienst. :)
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Nicht nur das. Es geht immer nach dem Schema "Willst du, XY, den hier anwesenden Z, so antworte mit ja" "ja" "und willst du Z, die hier anwesnde XY, so antworte mit ja" "ja" "Somit erkläre ich euch zu Mann und Frau"

Meinst Du sowas:

 

SpaceRat, willst du xxx, die Gott dir anvertraut,

als deine Ehefrau lieben und ehren

und die Ehe mit ihr nach Gottes Gebot und Verheißung führen – in guten und in bösen Tagen –,

bis der Tod euch scheidet,

so antworte: Ja, mit Gottes Hilfe.

Antwort: Ja, mit Gottes Hilfe.

 

xxx, willst du SpaceRat, den Gott dir anvertraut,

als deinen Ehemann lieben und ehren

und die Ehe mit ihm nach Gottes Gebot und Verheißung führen – in guten und in bösen Tagen –,

bis der Tod euch scheidet,

so antworte: Ja, mit Gottes Hilfe.

Antwort: Ja, mit Gottes Hilfe.

 

 

Ringübergabe

Gebt einander die Ringe als Zeichen Eurer Liebe und Treue.

xxxx, trage diesen Ring als Zeichen unserer Liebe und Treue.

SpaceRat, trage diesen Ring als Zeichen unserer Liebe und Treue.

 

Händereichen

Reicht einander die Hand.

 

Trauvotum

Gott hat Euch einander anvertraut.¹

Christus spricht:

Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.

 

?

 

¹Diese Passage ist ein Tribut an die Zivilehe. Ehelich hat das Paar ja schon der Standesbeamte gesprochen.

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Hochzeiten finden grundsätzlich im holywoodianischen Ritus statt, nie im katholischen

Dafür soll's einen einleuchtenden Grund geben: Die "fehlerhafte" Zeremonie soll sicherstellen, dass die Schauspieler nicht versehentlich "in echt" verheiratet werden.

Glauben ja alle, der Hokuspokus macht's.

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Hochzeiten finden grundsätzlich im holywoodianischen Ritus statt, nie im katholischen

Dafür soll's einen einleuchtenden Grund geben: Die "fehlerhafte" Zeremonie soll sicherstellen, dass die Schauspieler nicht versehentlich "in echt" verheiratet werden.

Glauben ja alle, der Hokuspokus macht's.

Deswegen hat vielleicht bei uns auch der Küster gepriestert und nicht der Pfarrer geschauspielert...

 

...obwohl es ja noch die sakramentale Voraussetzung der richtigen Intention gibt.

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Bei uns hat es jahrelang nur Seitengänge gegeben, da aus Platzmangel die Reihen in der Mitte geschlossen mit Bänken vollstanden. Damit war das leidige Thema vom Tisch. Heute setzt sich jeder wo er will. Frauen mit Kindern meist auf die Seite, wo die einzige Seitentüre ist. Das ist einfach strategisch am günstigsten.

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