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Zum Begriff der Nation am Beispiel Österreichs


Udalricus

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Da scheint also noch ein Stück Weges nötig bis man da ist, wo die Schweizer sind (da gibt es nämlich keine "Volksgruppen", da gibt es einfach Deutschschweizer und Welschschweizer, und das hat nur etwas mit der Sprache zu tun.

 

Und ich dachte immer, die Deutschen bezeichnen die Romands als Welschschweizer, weil sie so ein Kauderwelsch sprechen. :angry2:

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Ein DEutscher bleibt von seiner Volkszugehörigkeit Deutscher, selbst wenn er sich plötzlich "Österreicher" nennt, genau wie ein Angehöriger des albanischen Volkes diese Zugehörigkeit nicht einfach abschütteln.

 

:angry2: glupak!

 

будала :angry2:

 

das spiel heißt: sprich die sprachen der österreichischen volksgruppen.

Gibt es hier vielleicht eine deutsch-österreichische Begriffsverwirrung?

Die Sorben in Deutschland sehen sich nicht als slawische Volksgruppe deutscher Nationalität, sondern als sorbische Nation mit deutscher Staatsangehörigkeit.

 

Das mag bei den Slowenen in Österreich anders sein (oder vielleicht auch nur bei den Deutsch-Österreichern, man müsste die Slowenen erst mal fragen), das würde vielleicht die Begriffsverwirrung erklären.

 

Werner

Lustigerweise gilt das, was für die Sorben in Deutschland gilt, auch für die Slowenen etwa in Ungarn (siehe etwa hier)

 

Mir scheint, es ist lediglich in Österreich politisch nicht korrekt bzw. erwünscht, von "Nationalität" zu sprechen, man sagt "Volksgruppe" und meint doch genau das gleiche.

 

Da scheint also noch ein Stück Weges nötig bis man da ist, wo die Schweizer sind (da gibt es nämlich keine "Volksgruppen", da gibt es einfach Deutschschweizer und Welschschweizer, und das hat nur etwas mit der Sprache zu tun. Wenn die österreicher also irgendwann einmal nicht mehr von "Volksgruppen" sprechen, sondern nur noch von "deutschen Österreichern" und "slawischen Österreichern" und "ungarischen Österreichern", dann sind sie tatsächlich eine Nation geworden.)

 

Werner

 

Deine Überlegungen sind deshalb unrichtig, weil der Staatsvertrag von Volksgruppen spricht, was in die entsprechenden Gesetze übernommen wurde.

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Den refelxartigen Verweis auf den Missbrauch des Gastrechts bei unliebsamer Meinungsäußerung hör ich in Deutschland nur von unseren rechten Stammtischbürgern.

 

Darf man als Ausländer in Österreich über dieses Thema nicht diskutieren, ohne befürchten zu müssen, sein "Gastrecht" zu verlieren?

 

Anschlussagitation ist aber auch harter Tobak.

 

ja. ziemlich ekeliger tobak.

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Den refelxartigen Verweis auf den Missbrauch des Gastrechts bei unliebsamer Meinungsäußerung hör ich in Deutschland nur von unseren rechten Stammtischbürgern.

 

Darf man als Ausländer in Österreich über dieses Thema nicht diskutieren, ohne befürchten zu müssen, sein "Gastrecht" zu verlieren?

 

Anschlussagitation ist aber auch harter Tobak.

 

ja. ziemlich ekeliger tobak.

Für einen Anschluß wurde hier nirgends agitiert. Ich glaube, Clown hat das ironisch gemeint. Grüße, KAM

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Ob die "östereichische Nation" eine Missgeburt ist oder nicht, das müssen die Österreicher unter sich ausmachen.

 

Tatsache ist, dass es sie vor 1945 nicht gegeben hat,

 

jedenfalls haben einige österreicher während des nationalsozialismus ihr leben für die wiederherstellung österreichs riskiert. (O5)

 

im kaff meiner großmutter wurde kurz nach dem anschluß ein großbauer verhaftet, weil er im angetrunkenen zustand "deitsche brauch ma do kane!" pöbelte. auch von diesem mann ist nicht anzunehmen, daß sich vor 1945 als deutscher gesehen hat.

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Ich sagte schon dass man darf.......man riskiert nur

a. in Richtung "deutschnational" eingeordnet zu werden, was kein Kompliment ist und

b. für unhöflich gehalten zu werden....es ist ja in der Tat nicht besonders taktvoll den Gastgebern zu sagen, das dass, was sie sich zu ihrer Identifikation zu Recht gelegt haben, eine Mißgeburt ist.

Wobei DAS ja nun ein Zitat eines Österreichers ist, wenn ich das richtig mitgekriegt habe.

 

Ich verstehe ehrlich gesagt die Empfindlichkeit eines sich so liberal gebenden Menschen wie Du es bist nicht.

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Ich sagte schon dass man darf.......man riskiert nur

a. in Richtung "deutschnational" eingeordnet zu werden, was kein Kompliment ist und

b. für unhöflich gehalten zu werden....es ist ja in der Tat nicht besonders taktvoll den Gastgebern zu sagen, das dass, was sie sich zu ihrer Identifikation zu Recht gelegt haben, eine Mißgeburt ist.

Wobei DAS ja nun ein Zitat eines Österreichers ist, wenn ich das richtig mitgekriegt habe.

 

eines deutschnationalen österreichers eben

(der nach heftiger kritik an seiner offenen deutschtümelei dann umgeschwenkt und den österreichischen patrioten vorgeschützt hat).

 

Ich verstehe ehrlich gesagt die Empfindlichkeit eines sich so liberal gebenden Menschen wie Du es bist nicht.

 

kirisiyana, ist es für dich wirklich unverständlich, wieso österreichern die aussage, sie seien deutsche, sauer aufstößt? daß die aussage, das, was teil unserer idendität ist, nicht-existent sei, uns kränkt? daß nicht wir österreicher, sondern deutsche definieren wollen, wer wir sind? daß dieses "österreicher sind deutsche" übergriffig und vereinnahmend ist?

bearbeitet von kalinka
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Ich sagte schon dass man darf.......man riskiert nur

a. in Richtung "deutschnational" eingeordnet zu werden, was kein Kompliment ist und

b. für unhöflich gehalten zu werden....es ist ja in der Tat nicht besonders taktvoll den Gastgebern zu sagen, das dass, was sie sich zu ihrer Identifikation zu Recht gelegt haben, eine Mißgeburt ist.

Wobei DAS ja nun ein Zitat eines Österreichers ist, wenn ich das richtig mitgekriegt habe.

 

Ich verstehe ehrlich gesagt die Empfindlichkeit eines sich so liberal gebenden Menschen wie Du es bist nicht.

 

 

Ich denke auch, dass Österreich so selbstbewusst und eigenständig ist, um soetwas auszuhalten.

 

Aber dass sie keine Piefkes sein wollen, kann man ja irgendwie verstehen! :angry2:

bearbeitet von Felix1234
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Gibt es hier vielleicht eine deutsch-österreichische Begriffsverwirrung?

Die Sorben in Deutschland sehen sich nicht als slawische Volksgruppe deutscher Nationalität, sondern als sorbische Nation mit deutscher Staatsangehörigkeit.

 

Das mag bei den Slowenen in Österreich anders sein (oder vielleicht auch nur bei den Deutsch-Österreichern, man müsste die Slowenen erst mal fragen), das würde vielleicht die Begriffsverwirrung erklären.

 

Werner

Du sprichst das Grundproblem der Verwirrung an, die Vermischung von Volk, Nation und Staatsangehörigkeit. Ich versuche hier mal zu erklären, wie ich glaube, dass die Begriffe am sinnvollsten verstanden werden können:

 

Volk: genetisch-ethnische Zugehörigkeit

Nation: Volk, welches gleichzeitig den Anspruch erhebt, einen Staat bilden zu können.

Staatsangehörigkeit: mittlerweile sehr pragmatisch gehandhabte rechtliche Zuordnung der Menschen als offizielle Mitglieder eines souveränen Staates.

 

Nirgends gibt es eine völlig Deckungsgleichheit der 3 Begriffe, überall gibt es auch Staatsangehörige, die nicht der jeweiligen Nation oder Volksgruppe angehören, manche Staaten definieren ihre Identität sogar durch ihre Vielvölkerschaft (z.B. USA, Australien). Und das ist auch gut so.

Dennoch ist es wichtig, zu wissen: Wo gehöre ich hin? Ohne dass dies jetzt mit Ausgrenzung oder WErtung zu tun hat. Und hier gibt es objektive, biologische Kriterien, die man nicht selber einfach abstreifen kann. Wer als Volks-Deutscher geboren wird, bleibt dies ein Leben lang ebenso wie ein Albaner, selbst wenn er sich im Laufe seines Lebens mehr zu anderen Nationen oder Staaten hingezogen fühlt, bzw. die Zugehörigkeit wechselt.

In diesem Sinne gibt es dann auch relativ sinnlose Neu-Definitionen von Volkszugehörigkeiten wie die schon erwähnte österreichische oder eine eventuelle kosovarische (wobei ich nicht weiss, ob die Kososo-Albaner das wirklich wollen!) So gesehen kann man dann auch nicht vom "Volk" der Schweizer oder der Belgier sprechen, sondern lediglich von Allemannen, Rätiern, Flamen und Wallonen.

Eine Wespenschar, die sich von ihrem Schwarm trennt, kann auch nicht sagen: Wir sind jetzt keine Wespen mehr, wir sind jetzt "Wappler"!

 

Was natürlich auch klar ist: Diese Unterscheidungen verlieren heute mehr und mehr an Bedeutung, und das ist auch gut, schließlich diente der Bezug dieser Zugehörigkeiten lange Jahrhunderte als Anlass zu Krieg und Gemetzel. Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn sich viele heute mehr als Europäer fühlen denn als Angehöriger eines bestimmten Staates oder einer Volksgruppe. Dass die althergebrachte Einteilung allerdings nach wie vor Gültigkeit besitzt, auch wenn sie an Wichtigkeit verliert, muss aber auch klar sein.

bearbeitet von Udalricus
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Ich verstehe ehrlich gesagt die Empfindlichkeit eines sich so liberal gebenden Menschen wie Du es bist nicht.

Ich denke auch, dass Österreich so selbstbewusst und eigenständig ist, um soetwas auszuhalten.

 

eine unhöflichkeit auszuhalten hindert nicht daran, die unhöflichkeit auch als solche zu bezeichnen.

 

zu der unhöflichkeit (achtung: euphemismus), die eine einschränkung des österreichisch-seins auf deutschmuttersprach-sein, gegenüber den volksgruppen ist, zu schweigen, hieße politischen kräften den diskurs zu überlassen, die ich in österreich nicht haben will.

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ach ja, ob du und haider wirklich grundlegend unterschiedliche motive haben, wage ich in anbetracht deiner nicht nur einmaligen unterschlagungung der nicht-deutschmuttersprachlichen österreicher zu bezweifelen.
Als Gast-Österreicher mit deutscher Staatsangehörigkeit und dem Volk der Bayern zugehörig, sind mir die Achtung vor und die Rechte der Minderheiten sehr wohl ein Anliegen. Ich finde es gut, dass es im Burgenland zweisprachige Ortstafeln gibt und habe den Haider-schen Eiertanz um selbige in Kärnten nur noch als absurd empfunden. Soweit zu deiner böswilligen Unterstellung!

Allerdings verstehe ich auch, dass ich für Landtag und Nationalrat nicht wahlberechtigt bin und bin nicht beleidigt. Dazu müsste ich die Staatsangehörigkeit besitzen und das ist mir momentan noch zu teuer.

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Dazu müsste ich die Staatsangehörigkeit besitzen und das ist mir momentan noch zu teuer.

 

Was! :angry2: I sag nur: Als Bayer geboren, als Bayer gestorben! Oder bist Du gar eine Franke?

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Dazu müsste ich die Staatsangehörigkeit besitzen und das ist mir momentan noch zu teuer.

 

Was! :angry2: I sag nur: Als Bayer geboren, als Bayer gestorben! Oder bist Du gar eine Franke?

 

wenn du was gegen Franken sagen willst......es gibt da eine Funktion im Profil :ph34r: :ph34r: :ph34r:

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Irgendwie diskutiert ihr meines Erachtens nach ein bisschen am Kern der Haiderschen Aussage vorbei. Denn der Skandal der Qualifikation Österreichs als ideologische Missgeburt liegt ja nicht darin, dass er den Österreicherinnen und Österreichern die nationale Identität abspricht (worüber man ja lang und unergiebig diskutieren kann, ohne von seiner Meinung heruntersteigen zu müssen), sondern darin, dass die Aussage suggeriert, dass die Existenz eines "zweiten" deutschen Staates (wie Österreich vor allem in der I. Republik positioniert wurde) als solches ein Skandal (bzw. eine ideologische Missgeburt) ist. Die Gefahr des (Deutsch-)nationalismus ist ja, die absurde Idee alle Angehörigen einer Nation (bzw. wen sie dafür halten) in einem Staat vereinen zu wollen.

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Dazu müsste ich die Staatsangehörigkeit besitzen und das ist mir momentan noch zu teuer.

 

Was! :angry2: I sag nur: Als Bayer geboren, als Bayer gestorben! Oder bist Du gar eine Franke?

Von der Volkszugehörigkeit werde ich ein Leben lang Niederbayer bleiben. Die Staatsangehörigkeit hat damit nichts zu tun!
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Als ob südlich der Benrather Linie irgendjemand Deutsch als Muttersprache hätte. :ph34r:
Na sicher. Und nicht nur Deutsch, sondern sogar - im Gegensatz zu den Norddeutschen - Hochdeutsch.
Mir könne alles, nur koi Hochdeutsch.
Die haben halt keine Ahnung. Südlich der Benrather Linie wird nunmal Hochdeutsch gesprochen, im Gegensatz zum niederdeutschen Norden.
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Die Gefahr des (Deutsch-)nationalismus ist ja, die absurde Idee alle Angehörigen einer Nation (bzw. wen sie dafür halten) in einem Staat vereinen zu wollen.

 

das negieren einer österreichischen nationalen idendität läuft in den allermeisten fällen genau darauf hinaus.

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Die Gefahr des (Deutsch-)nationalismus ist ja, die absurde Idee alle Angehörigen einer Nation (bzw. wen sie dafür halten) in einem Staat vereinen zu wollen.

 

das negieren einer österreichischen nationalen idendität läuft in den allermeisten fällen genau darauf hinaus.

 

Ich würde sogar behaupten, dass das die problematische Seite an der Leugnung der Österreichischen Nation(alität) ist. Sonst wäre die Frage für mich eher ein typisches Nicht-Problem.

 

Also ich bin froh österreichischer Staatsangehöriger zu sein. Mein Verhältnis zu diesem Staat ist aber insgesamt sehr nüchtern und mit wenig Assoziationen zu Blut und Boden verbunden. Darum ist mir die akademische Frage nach einer Österreichischen Nation eigentlich ziemlich egal. Die Zeit geschlossener sprachlicher oder sonstiger Gruppen ist meines Erachtens ja sowieso vorbei.

bearbeitet von Justin Cognito
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Gibt es hier vielleicht eine deutsch-österreichische Begriffsverwirrung?

Die Sorben in Deutschland sehen sich nicht als slawische Volksgruppe deutscher Nationalität, sondern als sorbische Nation mit deutscher Staatsangehörigkeit.

 

Das mag bei den Slowenen in Österreich anders sein (oder vielleicht auch nur bei den Deutsch-Österreichern, man müsste die Slowenen erst mal fragen), das würde vielleicht die Begriffsverwirrung erklären.

 

Werner

Du sprichst das Grundproblem der Verwirrung an, die Vermischung von Volk, Nation und Staatsangehörigkeit. Ich versuche hier mal zu erklären, wie ich glaube, dass die Begriffe am sinnvollsten verstanden werden können:

 

Volk: genetisch-ethnische Zugehörigkeit

Nation: Volk, welches gleichzeitig den Anspruch erhebt, einen Staat bilden zu können.

Staatsangehörigkeit: mittlerweile sehr pragmatisch gehandhabte rechtliche Zuordnung der Menschen als offizielle Mitglieder eines souveränen Staates.

 

Nirgends gibt es eine völlig Deckungsgleichheit der 3 Begriffe, überall gibt es auch Staatsangehörige, die nicht der jeweiligen Nation oder Volksgruppe angehören, manche Staaten definieren ihre Identität sogar durch ihre Vielvölkerschaft (z.B. USA, Australien). Und das ist auch gut so.

Dennoch ist es wichtig, zu wissen: Wo gehöre ich hin? Ohne dass dies jetzt mit Ausgrenzung oder WErtung zu tun hat. Und hier gibt es objektive, biologische Kriterien, die man nicht selber einfach abstreifen kann. Wer als Volks-Deutscher geboren wird, bleibt dies ein Leben lang ebenso wie ein Albaner, selbst wenn er sich im Laufe seines Lebens mehr zu anderen Nationen oder Staaten hingezogen fühlt, bzw. die Zugehörigkeit wechselt.

 

 

 

Jede Behauptung irgendeiner ethnisch-genetischen oder biologischen Zugehörigkeit ist grober Unsinn und eine rein deutsche Erfindung, die ihren klassischen Ausdruck im Parteiprogramm der NSDAP gefunden hat: "Volksgenosse ist nur, wer deutschen Blutes ist."

 

Würde irgendjemand den (ziemlich irrsinnigen) Versuch unternehmen, genetische Unterschiede zwischen Dänen, Niederländern, Belgiern, Luxemburgern. Franzosen, Schweizern, Österreichern, Tschechen, Polen und Deutschen zu suchen, er würde scheitern. Ein Blick in irgendeine beliebige Straße im Rheinland reicht aus. Wer tiefer schürfen will, kann ja mal der Frage nachgehen, welche "biologische" Volkszugehörigkeit Beethoven hatte.

 

Mein Vater hat in den dreißiger Jahren - da war das modern - Ahnenforschung betrieben, ist allerdings nur bis zum 19.Jahrhundert gekommen. Da tauchte ein eindeutig französischer Name auf. (Meine Familie war darauf teilweise mächtig stolz, denn man hielt es immer noch für besonders chique, französisch zu sein). Bei meiner Mutter weiß man nichts Genaues, es ist aber ganz stark zu vermuten, dass es da erhebliche slawische Einflüsse gab. Welche biologische Volkszugehörigkeit habe ich also?

 

Ein Bekannter von mir - Amerikaner - hat deutsche Vorfahren aus dem Hunsrück, französische und walisische. Wenn Du ihn fragst, welchem Volk er angehört, gibt es gar keinen Zweifel: dem der Vereinigten Staaten von Amerika. Jeder einigermaßen selbstbewusste US-Amerikaner würde Dir was pfeifen, wenn er hörte, das Du die USA als Vielvölkerstaat bezeichnest. Es gibt nur ein Volk in den USA und jeder der dort geboren wird, gehört dazu.

 

Und zu Deinem biologischen Volksverständnis gibt es immer noch eine Probe aufs Exempel: welche Volkszugehörigkeit hat ein Jude namens Oppenheimer, der heute in Israel lebt? Und welche Volkszugehörigkeit hat sein Verwandter gleichen Namens, der in den USA lebt und welche der, der -trotz allem - noch in Deutschland lebt und diesen Namen trägt? Zur Information: Oppenheim ist eine Kleinstadt am deutschen Rhein mit einer ca. 2000 Jahre alten Geschichte von jüdischen Einwohnern. Und wenn Du mehr über diese sehr deutsche Gegend wissen willst, lies mal Carl Zuckmayer oder Anna Seghers.

 

Diese Frage, welche Volkszugehörigkeit jemand, dessen Vorfahren vielleicht 2000 Jahre in Oppenheim am Rhein gelebt haben, musst Du beantworten, bevor Du von ethnisch-genetischen oder biologischen Kriterien für die Volkszugehörigkeit sprichst.

 

Es gibt darauf eine mögliche Antwort, die ich oben schon angedeutet habe: das Parteiprogramm der NSDAP. "Volksgenosse ist nur wer deutschen Blutes ist; kein Jude kann daher Volksgenosse sein." Entweder entscheidest Du Dich für diese Antwort, oder Du wirfst das Geschwätz von den ethnisch-genetischen und biologischen Kriterien für Volkszugehörigkeit auf den Misthaufen der Geschichte.

 

Es gibt keine andere Wahl.

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Also ich bin froh österreichischer Staatsangehöriger zu sein. Mein Verhältnis zu diesem Staat ist aber insgesamt sehr nüchtern und mit wenig Assoziationen zu Blut und Boden verbunden. Darum ist mir die akademische Frage nach einer Österreichischen Nation eigentlich ziemlich egal. Die Zeit geschlossener sprachlicher oder sonstiger Gruppen ist meines Erachtens ja sowieso vorbei.

 

nicht jeder, dem die österreichische nationalität zb. aus gründen der eigenen identität wichtig ist, ist assoziativ gleich bei blut und boden. :angry2:

ebensowenig wie jene, die die definitionshoheit über ihre eigene identität, für sich selbst in anspruch nehmen. im gegenteil, gerade in unserer zeit flexibler gruppenzugehörigkeiten, ist es wichtig, den menschen die definitionshoheit über ihre eigene identität zuzugestehen.

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Dazu müsste ich die Staatsangehörigkeit besitzen und das ist mir momentan noch zu teuer.

 

Was! :angry2: I sag nur: Als Bayer geboren, als Bayer gestorben! Oder bist Du gar eine Franke?

Von der Volkszugehörigkeit werde ich ein Leben lang Niederbayer bleiben. Die Staatsangehörigkeit hat damit nichts zu tun!

 

Der bedeutendste Bayer in der deutschen Geschichte war Maximilian Carl Joseph Franz de Paula Hieronymus Graf von Montgelas. Der hatte - wie sein Name schon andeutet - auch eine interessante "Volkszugehörigkeit".

http://de.wikipedia.org/wiki/Maximilian_von_Montgelas

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Ein Blick in irgendeine beliebige Straße im Rheinland reicht aus. Wer tiefer schürfen will, kann ja mal der Frage nachgehen, welche "biologische" Volkszugehörigkeit Beethoven hatte.

 

 

Hier fällt mir spontan eine Szene aus "Des Teufels General" ein, in der Harras sagt:

 

"

Schrecklich. Diese alten verpanschten rheinischen Familien! ... (lacht vor sich hin) Stell'n Se sich doch bloß mal ihre womögliche Ahnenreihe vor: da war ein römischer Feldherr, schwarzer Kerl, der hat einem blonden Mädchen Latein beigebracht. Dann kam 'n jüdischer Gewürzhändler in die Familie. Das war 'n ernster Mensch. Der 's schon vor der Heirat Christ geworden und hat die katholische Haustradition begründet. Dann kam 'n griechischer Arzt dazu, 'n keltischer Legionär, 'n Graubündner Landskecht, ein schwedischer Reiter...und ein französischer Schauspieler. Ein...böhmischer Musikant. Und das alles hat am Rhein gelebt, gerauft, gesoffen, gesungen und...Kinder jezeugt. Hm? Und der Goethe, der kam aus demselben Topf, und der Beethoven, und der Gutenberg, und der ... Matthias Grünewald. Und so weiter, und so weiter. ... Das war'n die besten, mein Lieber. Vom Rhein sein, das heißt: vom Abendland. Das ist natürlicher Adel. Das is Rasse. Sei'n Sie stolz drauf, Leutnant Hartmann, und hängen Sie die Papiere Ihrer Großmutter auf den Abtritt!

 

Quelle

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Ein Blick in irgendeine beliebige Straße im Rheinland reicht aus. Wer tiefer schürfen will, kann ja mal der Frage nachgehen, welche "biologische" Volkszugehörigkeit Beethoven hatte.

 

 

Hier fällt mir spontan eine Szene aus "Des Teufels General" ein, in der Harras sagt:

 

"

Schrecklich. Diese alten verpanschten rheinischen Familien! ... (lacht vor sich hin) Stell'n Se sich doch bloß mal ihre womögliche Ahnenreihe vor: da war ein römischer Feldherr, schwarzer Kerl, der hat einem blonden Mädchen Latein beigebracht. Dann kam 'n jüdischer Gewürzhändler in die Familie. Das war 'n ernster Mensch. Der 's schon vor der Heirat Christ geworden und hat die katholische Haustradition begründet. Dann kam 'n griechischer Arzt dazu, 'n keltischer Legionär, 'n Graubündner Landskecht, ein schwedischer Reiter...und ein französischer Schauspieler. Ein...böhmischer Musikant. Und das alles hat am Rhein gelebt, gerauft, gesoffen, gesungen und...Kinder jezeugt. Hm? Und der Goethe, der kam aus demselben Topf, und der Beethoven, und der Gutenberg, und der ... Matthias Grünewald. Und so weiter, und so weiter. ... Das war'n die besten, mein Lieber. Vom Rhein sein, das heißt: vom Abendland. Das ist natürlicher Adel. Das is Rasse. Sei'n Sie stolz drauf, Leutnant Hartmann, und hängen Sie die Papiere Ihrer Großmutter auf den Abtritt!

 

Quelle

 

Ganz großen Dank!

 

Genau das meine ich; und nirgendwo ist es besser beschrieben worden, und das ist auch das einzige worauf jemand der in Deutschland lebt, stolz sein könnte.

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Mein Vater hat in den dreißiger Jahren - da war das modern - Ahnenforschung betrieben, ist allerdings nur bis zum 19.Jahrhundert gekommen. Da tauchte ein eindeutig französischer Name auf. (Meine Familie war darauf teilweise mächtig stolz, denn man hielt es immer noch für besonders chique, französisch zu sein). Bei meiner Mutter weiß man nichts Genaues, es ist aber ganz stark zu vermuten, dass es da erhebliche slawische Einflüsse gab. Welche biologische Volkszugehörigkeit habe ich also?

 

 

:angry2:

Ich weiß nicht, ob modern da der richtige Ausdruck ist. Jedes Paar, das heiraten wollte, musste "die arische Großmutter" nachweisen. Ich kenne eine Reihe von Menschen der nächsten oder gar übernächsten Generation, die darauf ihre Nachforschungen aufbaut. Heute ist Ahnenforschung nämlich sehr modern (oder muss ich sagen "in"). Es gibt da Arbeitsgruppen vor Ort und irgendwelche Möglichkeiten gibt es auch via Internet (wie mir gesagt wurde)

 

:angry2:

bearbeitet von Elima
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Also ich bin froh österreichischer Staatsangehöriger zu sein. Mein Verhältnis zu diesem Staat ist aber insgesamt sehr nüchtern und mit wenig Assoziationen zu Blut und Boden verbunden. Darum ist mir die akademische Frage nach einer Österreichischen Nation eigentlich ziemlich egal. Die Zeit geschlossener sprachlicher oder sonstiger Gruppen ist meines Erachtens ja sowieso vorbei.

 

nicht jeder, dem die österreichische nationalität zb. aus gründen der eigenen identität wichtig ist, ist assoziativ gleich bei blut und boden. :angry2:

ebensowenig wie jene, die die definitionshoheit über ihre eigene identität, für sich selbst in anspruch nehmen. im gegenteil, gerade in unserer zeit flexibler gruppenzugehörigkeiten, ist es wichtig, den menschen die definitionshoheit über ihre eigene identität zuzugestehen.

 

da hast Du natürlich recht - aber ich bin jedenfalls froh darüber, dass es nicht zwangsläufig immer der Nation-Begriff ist, der dabei bemüht wird.

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