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Häresie der Formlosigkeit


eule

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Vor einiger Zeit wurde mal in einem Thread das im vergangenen Herbst erschienene Buch "Häresie der Formlosigkeit. Die Römische Liturgie und ihr Feind" von Martin Mosebach (Karolinger  Verlag, Wien 2002) angesprochen.

 

Hat das jemand gelesen?

Und wenn, was haltet Ihr davon?

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ich habe das Buch nicht gelesen.

 

Wenn ich mir das Interview mit dem Autor ansehe, bekomme ich den Eindruck, daß es sich hauptsächlich um ein romantisierendes Plädoyer für die "tridentinische" Messe in lateinischer Sprache handeln könnte.

 

"Die Liturgie ist das öffentliche Gebet der Christen, die eigentliche Aufgabe der Kirche: für die ganze Welt das Opfer Christi darzubringen. Aus den Tagen der Apostel in den ersten Jahrhunderten ist diese Tradition in der römischen Kirche fast unverändert und unbeeinträchtigt in unsere Gegenwart gelangt, bis sie, als eine der Auswirkungen der Welt-Kulturrevolution von 1968, fast ganz zerstört wurde."

 

Es stört ihn wohl, daß neuerdings der Opfercharakter der Messe weniger betont wird als vor dem Konzil.

 

(Geändert von Petrus um 11:05 - 25.Februar.2003)

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"Nun wäre es falsch, Mosebach als Traditionalisten abzutun oder ihn mit dem Etikett des elitären Ästheten zu versehen. Zu viele Beobachtungen finden sich in seinem Buch, an denen auch die Liturgiewissenschaft nur zu ihrem eigenen Schaden vorbeigehen kann. So deckt Mosebach etwa bei der Änderung der Zelebrationsrichtung einen Bruch zwischen Form und Gehalt auf: Das Modell der neuen Liturgie sei «der Vorstandstisch bei einer Partei- oder Vereinssammlung mit Mikrophon und Papieren». Wenn der Priester beim Gebet die versammelte Gemeinde anschaue, werde verdunkelt, dass Gott der eigentliche Adressat des Gebets sei. ...

Weiter konstatiert Mosebach, dass heute bei herausgehobenen Augenblicken der Liturgie, speziell der eucharistischen Wandlung, immer weniger gekniet werde. Der historische Hinweis, das Knien sei eine mittelalterliche Andachtsform, auch in der Kirche des ersten Jahrtausends habe man gestanden, wird von ihm als taktischer Archäologismus enttarnt. Wer heute, nachdem man jahrhundertelang gekniet habe, für die Rehabilitierung des Stehens eintrete, wolle damit der Verehrung des eucharistischen Christus ein Ende bereiten.

... Auch die vom Konzil nachdrücklich betonte «tätige Teilnehme aller Gläubigen» bei der Liturgie wird von Mosebach kritisch beleuchtet. Wo dieser Grundsatz als Freibrief für eine konsequente «Demokratisierung der Liturgie» genommen wird, verdrängt nicht selten Umtriebigkeit das Gebet. Manche Liturgen machen die Abweichung vom offiziellen Ritus zur Methode und verkennen dabei, dass eine selbst fabrizierte Liturgie immer von der begrenzten Kreativität des Liturgen abhängig ist. Durch die Verteilung möglichst vieler Rollen bei der «Gestaltung» des Gottesdienstes kann es geradezu passieren, dass der, der einen Gottesdienst besucht, um dem Heiligen zu begegnen, als Theaterkritiker wieder herauskommt. Nicht ohne maliziösen Unterton fragt Mosebach, worin die aktive Teilnahme der Jünger im Abendmahlssaal bestand, als diese sich die Füsse waschen liessen." (Neue Zürcher Zeitung)

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Wenn ich mir das Interview mit dem Autor ansehe, bekomme ich den Eindruck, daß es sich hauptsächlich um ein romantisierendes Plädoyer für die "tridentinische" Messe in lateinischer Sprache handeln könnte

 

Vorsicht mit vorschnellen Urteilen. Habe das Buch gelesen und bin sehr angetan davon. Er romantisiert nicht und eifert nicht, erkennt sehr klar, daß eine Reform notwendig war. Trotzdem kommt er zu einer klaren Befürwortung der alten Messe, ohne die neue zu verteufeln. Auf sehr unterhaltsame Weise schreibt er viel Bedenkenswertes, ohne für seine Position absolute Zustimmung einzufordern. Ein Buch, das man Befürwortern wie Gegnern der alten Messe nur empfehlen kann. Wenn alle, die eine wie auch immer aussehende Position deutlich vertreten, dies mit der Weite und Intelligenz Mosebachs täten, wäre in mancher Diskussion viel gewonnen: an Streitkultur wie Erkenntnisgewinn.

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