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Die katholische Kirche und der Missbrauch


Björn

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vor 4 Stunden schrieb Julius:

6 Jahre Haft - davon muss George Pell 3 Jahre und 8 Monate absitzen, der Rest kann zur Bewährung ausgesetzt werden.

 

(Bisher für die Öffentlichkeit nicht zugängliche Passagen des Berichtes der Royal Commission sollen jetzt freigegeben werden)

 

Ein kurzer Videoausschnitt von der Urteilsverkündung (und einige Einzelheiten zur Urteilsbegründung) finden sich hier.

Bei mir ist erst mal die Pell von Richter Peter Kidd vorgehaltene "atemberaubende Arroganz" hängen geblieben,

und dazu die häufig berichtete Bemerkung Pells eingefallen, die dieser gegenüber einem Missbrauchsopfer gemacht habe, das 1996 in Anwesenheit Pells von wiederholtem Missbrauch berichtete, den er in den Kellerräumen einer katholischen Schule erlitten habe. Pell habe ihn schnippisch gefragt: "Und? Hat es Dir gefallen?".

 

Für den 5./6. Juni sind Anhörung und Verhandlung von Pells Berufungsantrag gegen den Schuldspruch angesetzt.

 

Eine Zusammenfassung in der FAZ

 

Das ist, was mir gleich an diesem Urteil auffiel:

wenn man in einem Prozess verliert, der letztlich auf "Aussage gegen Aussage" hin entschieden wurde, muss man schon lange seine persönliche Glaubwürdigkeit verloren haben. Diese dokumentierte unglaubliche Arroganz und somit auch Empathielosigkeit gegenüber den Opfern des Missbrauchs führte wohl in Verbindung mit der Nichtaussage vor Gericht zu einem verheerenden Bild des Angeklagten, aufgrund dessen die Jury-Mitglieder auch mit darüber entschieden haben, wie sie in diesem Fall urteilen würden.

Möglicherweise ein Fehlurteil, aber eben auch ein Urteil über die Vertrauenswürdigkeit eines hohen vatikanischen Funktionärs in einer der schlimmsten Vertrauenskrisen der Kirche überhaupt.

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1 hour ago, Shubashi said:

wenn man in einem Prozess verliert, der letztlich auf "Aussage gegen Aussage" hin entschieden wurde, muss man schon lange seine persönliche Glaubwürdigkeit verloren haben.

Da wird die "Jury of Peers" zum Bumerang.

Ursprünglich wurde sie ja mal geschaffen, damit der arme Bauer nicht vom Gutsherrn voller Voreingenommenheit abgeurteilt wurde, sondern von anderen armen Bauern, die die Situation besser einschätzen konnten, sich in den Angeklagten hineinversetzen konnten und so zu einem angemesseren Urteil gelangen konnten.

In unserer heutigen Zeit sind die Standesunterschiede abgeschafft und jeder gilt als "peer", und so hat man nun halt eine Jury von Leuten ohne jegliche juristische Ausbildung, Erfahrung oder sonstwas. Die werden dann zwar ermahnt, sie dürften sich nicht durch Presseberichte oder sonst was beeinflussen lassen, aber das ist natürlich völlig utopisch, gerade im Zeitalter des Internets. Und da kann einer wie Pell unter den gegebenen Umständen (Missbrauchsskandale) eigentlich nur verlieren, aus haargenau den gleichen Gründen übrigens, aus denen der arme Bauer dereinst vor dem Gutsherrn nur verlieren konnte.

 

Ganz unabhängig davon, ob er tatsächlich schuldig ist oder nicht.

 

Man stelle sich nur mal vor, 12 zufällige deutsche Bürger müssten darüber befinden, ob der, nach eigener Aussage 18jährige, abgelehnte Asylbewerber Achmed K. aus Marokko, der beschuldigt wird, die 15 Jährige Karin S. vergewaltigt zu haben, schuldig ist. Das Urteil wäre ziemlich vorhersehbar.

 

Ganz unabhängig davon, ob er tatsächlich schuldig ist oder nicht.

 

Werner

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vor 10 Stunden schrieb Julius:

Pell habe ihn schnippisch gefragt: "Und? Hat es Dir gefallen?".

Wenn der kirchliche Würdenträger nicht bereut, dann fürchtet er offenbar die Hölle nicht.

Der Mann hat merkwürdiger Weise keine Angst.

Dass Menschen Menschen misshandeln, ist so neu nicht, oder vielmehr menschlich.

Diese Konstante sollte nicht überraschen als vielmehr die Geschichten, die Menschen aufwenden, um ihren Mitmenschen den Missbrauch zu erklären. Diese Latte an Rationalisierungsversuchen ist mindestens unterhaltsam.

Für den Missbrauch des Menschen durch Angestellte der Kirche hat der Papst unlängst Satan als Grund genannt.  Das wird des Rätsels Lösung sein, warum der Gottesmann keine Angst vor der Hölle hat.

Schließlich hat Paulus im Brief an die Römer gesagt: er, Paulus, wolle das Gute, er müsse aber das Böse tun, was er nicht wolle.

Ich finde es bemerkenswert, dass einer Organisation die Gemeinnützigkeit zuerkannt ist, die derartige Gründe kennt.

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Peinlich und heikel ist vor allem, dass die Bedingungen in denen das geschieht unangetastet bleiben. Solange die Gemeinde, die Glieder, nicht radikal sind, solange wird das so weiter laufen, also auch diese zahnlose Kritik.

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Meine ich nicht - es ist nur unangenehm. Frankreich ist ein funktionierender Rechtsstaat, warum soll man die Immunität nicht aufheben und den Nuntius zugleich austauschen?

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vor 36 Minuten schrieb gouvernante:

 

Vielleicht sollten die polnischen Bischöfe mal einen Blick nach Irland werfen, um zu sehen, wie weit man mit einer solchen Einstellung kommt.

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vor 11 Stunden schrieb Marcellinus:

 

Vielleicht sollten die polnischen Bischöfe mal einen Blick nach Irland werfen, um zu sehen, wie weit man mit einer solchen Einstellung kommt.

das schaffen sie nicht wegen dem Selbstverständnis daß ihnen in Fleisch und Blut übergegangen ist
da hilft nur das "Erfahren"

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