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Die katholische Kirche und der Missbrauch


Björn

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Long John Silver
vor 9 Stunden schrieb Moriz:

Ich fürchte, genau das stimmt nicht.

Derzeit ist die katholische Kirche die einzige Institution, die sich öffentlich erkennbar um Aufarbeitung bemüht. Mit vielen Um- und Irrwegen, aber immerhin. Den großen Pool an gesellschaftlicher Erfahrung im Umgang mit dem Thema Missbrauch, den gibt es einfach nicht! (Doch: Verdrängen und Verleugnen. Das tun eigentlich alle. Nur ist das gerade keine Aufarbeitung.)

Die katholische Kirche macht da gerade den Vorreiter, was den vernünftigen, öffentlich nachvollziehbaren Umgang mit Missbrauch angeht.

 

Was die katholische Kirche betrifft, stimme ich dir zu. Es ist fast schon ein bisschen zu viel, wie sehr sie sich da Schuhe

anzieht, die bereitstehen, aber okay. 

 

Das mit dem grossen Pool ist missverstaendlich, ja. Ich meinte damit vor allem die Fachkraefte, die auf diesem Gebiet paedagogisch taetig sind und Aufklaerung betreiben (wobei da auch einiges an Unfug dabei ist und ueberbordendem Eifer, wenn diese Erkenntnise in den Alltag herunter gebrochen werden und es durch den Uebereifer zu fatalen Fehleinchaetzungen kommt). Da gibt es inzwischen Erfahrungen, von denen die Kirche profitieren kann, gerade, weil sich die Muster beim Missbrauch gleichen und uebertragbar sind. Dabei ist es durchaus so, dass auch die Gesellschaft von dem Prozess profitieren koennte, den die Kirche durchmacht, im Moment sieht es eher so aus, durch die Art der oeffentlichen Bewertung, dass die Gesellschaft sogar den allgemein stattfindenden Missbrauch eher gedanklich abkoppelt von den Vorgaengen in der Kirche, als sei das nun etwas voellig anderes auf ganz besondere Strukturen aufbaue als auf den Missbrauch, der allgemein stattfindet). 

 

Es gibt da diese Gratwanderung bei Thema Missbrauch - auf der einen Seite genau hinschauen und zuoeren, aber auch nicht auf der anderen Seite vom Pferd fallen und das Gras falsch wachsen hoeren. Auch von diesen Erfahrungen kann die Kirche lernen, die gibt es bereits. Es gibt auch bereits (wenn auch in Anfaengen) das gesellschaftliche Bemuehen, echte Paedophilie von ihrem Stigma zu  befreien und die Betroffenen Wege an die Hand zu geben, mit ihrer Veranlagung verantwortlich umzugehen. 

 

Was ich wohl eher sagen wollte - die Kirche kann momentan bereits auf vielen Ansaetzen aufsatteln und sie nutzen. Dazu gehoert auch, Leute von aussen mit ins Boot zu nehmen.  Dass die Kirche da sogar eine Vorreiterrolle momentan hat, sehe ich auch so. Vor allem, wenn sie aufhoert, sich in der Bewaeltigung zu sehr auf bestimmte Themen wie Zwangszoelibat etc. eingrenzen zu lassen, sondern eher der Gesellschaft den Spiegel vorhaelt, wie sehr sich doch die Muster und Strukturen gleichen. 

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Long John Silver
vor 8 Stunden schrieb Studiosus:

Das hauptsächliche Problem, das ich mit dem Begriff Klerikalismus habe, ist, dass er nicht zwingend sexuell konnotiert sein muss. Man kann Klerikalismus betreiben ganz ohne sich je sexuell oder kriminell zu verfehlen. Daneben halte ich die Engführung auf den Kleriker - könnte ein Laie nach dieser Definition klerikalistische Züge aufweisen? - für verfehlt. Als kämen autoritäre Persönlichkeitsmerkmale nur bei geweihten Personen vor. Zudem lässt sich der Terminus, so wie er seit dem 19. Jahrhundert geprägt wurde, nicht ohne Weiteres auf das hier besprochene Phänomen übertragen. Der Begriff bezeichnete schlicht etwas anderes.

 

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 

 

Nun ja. Die Priester als Gruppe sucht nun dasselbe Phaenomen heim, wie es fuer einige Zeitgenossen Vaeter oder Maenner im allgemeinen haben - potentielle Vergewaltiger und Kindesmissbraucher. Die unzaehligen Priester und Vaeter und Maenner,  die  voellig unschuldig sind fuer solche Verdaechtigungen fallen da nichts ins Gewicht bei solchen Meinungen.  Und bei Priestern wabert in der Auffassung einiger Zeitgenossen die Vorstellung im Kopf, ein Mann, der keinen Sex habe, sei notgedrungen ein psychischer Krueppel und praedestiniert fuer alle moeglichen Untaten. Sie koennen sich ncht vorstellen, dass das Leben einen Menschen erfuellt sein kann , auch ohne ausgelebte Sexualitaet. Da fehlt ihnen der Zugang dazu, das zu verstehen. Also muss es uebel und schlecht sein. 

 

 

 

 

 

 

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vor 11 Stunden schrieb Marcellinus:

Demnach hat es zahlreiche Hinweise auf Fehlverhalten dieses Priesters gegeben, denen aber nicht nachgegangen wurde, und denen die Kirchenleitung durch die Versetzung auszuweichen versucht hat.

 

Ein déjà-vue ums andere. Zuletzt war ich auf Dein Stichwort "Altenheim" angesprungen. Priester sitzt im Altenheim - und da soll ICH mich fragen, weswegen die Taten verjährt sind ... Ich sehe zwar nicht so recht, weswegen ICH mich das fragen sollte, aber sei's drum. Es ist ja nun kein Einzelfall, dass die Betroffenen Jahrzehnte nach den Taten erst darüber berichtet haben - da sitzt dann der eine oder ander Täter eben im Altenheim (der eine oder andere Beschuldigte lebt nicht mal mehr), und ich kann höchstens noch fragen, wie lange er da schon sitzt oder wie alt und wie geistig mobil oder nicht mehr mobil er ist.

 

Das zweite déjà-vue, auf das ich anspringe, ist - nein, nicht das mit der Versetzung - sondern das mit den "zahlreichen Hinweisen auf das Fehlverhalten", die es gegeben hätte ... Kenne ich auch aus der unmittelbaren Nachbarschaft. Es schwirrten Gerüchte wie Bienen am Bienenkorb bei Sonnenschein. Als jedoch nachgefragt wurde, um dem nachgehen zu können, war plötzlich niemand mehr da, der dazu was sagen wollte, niemand, der "in etwas hineingezogen" werden wollte, und einige, die mit dem Rechtsanwalt drohten, falls sie da "mit hineingezogen werden" sollten, allesamt hatten sie nur mal gerüchtweise gehört, wussten aber nix ...

 

So ungefähr wie hier, kurz vor Weihnachten letzten Jahres: Da berichten erstmals drei Männer als von Missbräuchen Betroffene, der Priester allerdings ist seit 20 Jahren im Ruhestand und sitzt im Heim, und in der Gerüchteküche hat es wohl auch hier sehr lange gebrummt ... Auch das ist kein "Einzelfall", ebensowenig dass sich nach dem ersten, zweiten und dritten Betroffenen noch weitere melden, wenn die Angelegenheit erst mal öffentlich geworden ist und andere den Anfang gemacht haben.

Und dann hat der Bischof mal auf Gerüchte reagiert, einen Priester vorzeitig in den den Ruhestand versetzt, Sanktionen verhängt - und die Diözesanleitung im weiteren geschlampt ... Das ist dann - mindestens für die Zeit von vor 20 Jahren - auch wieder beinahe typisch. Heutzutage ist die Reaktion auf Beschuldigungen doch meist eine andere und kann im Einzelfall auch schon mal hektisch, unüberlegt und - ja, auch das - geradezu hysterisch ausfallen.

 

(Hier bei uns sind übrigens vor nicht allzu langer Zeit Beschuldigungen gegen einen früheren Studienrat laut geworden. Alles längst verjährt, von denen, die ihn noch kannten, reagierten die meisten nicht mal überrascht. Der Mann galt als Institution im Städtchen, er hat hier jahrzehntelang unterrichtet, dann saß er jahrzehntelang im Altenheim, nach dem 90. Geburtstag hat ihn der Schultes jährlich mit einem Blumenstrauße beehrt und die Lokalzeitung den Geburtstagsartikel vom Vorjahr recycelt, inzwischen lebt er nicht mehr - die Lokalzeitung allerdings hält sich bedeckt: aus Rücksicht auf die Hinterbliebenen, Kinder, Enkel, Urenkel, die noch am Ort leben. Bei katholischen Pfarrern erübrigen sich solche Rücksichtnahmen ja meistens.)

bearbeitet von Julius
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1 hour ago, Long John Silver said:

Und bei Priestern wabert in der Auffassung einiger Zeitgenossen die Vorstellung im Kopf, ein Mann, der keinen Sex habe, sei notgedrungen ein psychischer Krueppel und praedestiniert fuer alle moeglichen Untaten.

Andersrum wird ein Schuh draus.

Das Zwangszölibat und der Umgang damit führt dazu, dass stark überproportional viele Männer mit sexuellen Problemen unter den Klerikern zu finden sind.

Man muss sich nur mal jüngste (!) Verlautbarungen zum Thema Homosexualität ansehen. Da steht im Prinzip drin "Klemschwestern, die ihre Homosexualität verdrängen, dürfen kommen, solche, die sich damit auseinandersetzen haben und zu ihr stehen, müssen wegbleiben". Da kann man dann noch so viele Versammlungen in Rom abhalten und versprechen, künftig jeden sofort der Staatsgewalt zu übereignen, über den ein Gerücht aufkommt, aber an die Ursache des Übels geht man nicht.

Wenn man schon unbedingt an dem komischen Zwangszölibat festhalten will, dürfte man eigentlich niemanden unter Mitte 30 weihen, und gerade Leute "mit homosexuellen Neigungen, die keusch leben wollen" dürfte man eben nicht weihen, sondern nur solche, die sich ihrer "tiefsitzenden homosexuellen Tendenzen" bewusst sind und mit ihnen umgehen können. Und natürlich gilt das auch für die Heteros unter den Priestern to be.

Und um das zu ermöglichen, nämlich dass sich Leute auch mit ihrer Sexualität auseindersetzen statt sie zu verdrängen, dazu müsste die Kirche ihre Einstellung gegenüber Sexualität grundlegend ändern. Bei meinem Schnuppewochenende im Seminar damals war natürlich auch Zölibat ein Thema, aber außer "Sex ist gar nicht so wichtig" und "Die Evangelischen Pfarrer müssen quasi heiraten, das ist auch nicht besser" kam da rein gar nichts.

Ich kann mich nur wiederholen. Solange die Kirche da nicht grundlegend was ändert, wird sie vielleicht Symptome kurieren können, aber nicht die Krankheit selbst heilen. Die Missbrauchsfälle werden abnehmen, weil die Angst vor Strafe wächst, aber die seeliche Gesundheit des Klerus wird nicht besser. Vielleicht nimmt dann die zahl der Alkoholiker stark zu, oder ähnliches.

 

Werner

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vor 16 Stunden schrieb Studiosus:

Zum Thema Konzil: Bloß nicht! 

 

Was allerdings die technische bzw. organisatorische Machbarkeit angeht, so sehe ich das anders. Im Vergleich zu den 1960ern Jahren hat die heutige Technologie einen Quantensprung vollzogen. Es hat sich zwar die Zahl der möglichen Konzilsväter nahezu verdoppelt, dafür müssten heute Schemata und Dokumentenentwürfe nicht mehr mit abertausenden Seiten Papier mit Matritzen von Hand kopiert und die Abstimmungen mit Lochkarten durchgeführt werden. Das ginge auch alles digital: Einfach für jeden Vater ein multifunktionales - passwortgeschütztes - Tablet, dezent zwischen rotem Samt versteckt, bereitstellen. Damit können dann Dokumente gelesen, Änderungsvorschläge verschickt und abgestimmt werden. Per Knopfdruck. Die Kirche geht mit der Zeit. 

 

Lediglich die obligatorischen Reden auf Latein sollte man vielleicht überdenken.

 

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 

 

/s

es ging mir nicht um die technische Frage sondern um die Beratung das Konzil als solchen kann nur abnicken wie der Chinesische Volkskongress es war am II Vatikanum schon ein Problem daß die Väter oft nicht wußten was sie abstimmen  es läge zuviel Macht beim Präsidium und den Kommissionen 

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Jain - für ein Konzil als klassische Vollversammlung mit formellen Abstimmungen ist das zweifelsohne richtig, die Frage ist daher eher die, wie man denn das zu beschließende erstellt.

 

Man kann das so machen, wie es sich die römische Kurie im Vorfeld des letzten Konzils dachte und was dann krachend scheiterte: Rom bereitet Beschlussvorlagen zu, in denen das drinsteht, was man ohnehin schon macht und denkt und tut, und das wird dann - da erkennbar folgen- und bedeutungslos - abgenickt. Ein solches Konzil könnte man in 14 Tagen hinter sich bringen.

 

Man kann auch wie von studiosus angeregt die Debatten ins Netz verlagern - die Software dafür gibt es ja nun hinreichend und mediawiki käme auch mit mehr als 5.000 Teilnehmern klar. Allerdings habe ich Zweifel, dass die Mehrzahl der Bischöfe damit umgehen kann, es würde dann faktisch ein Konzil der jungen Bischöfe und der theologischen Fachberater (letzteres war auch auf dem Vat II  so) werden. Man kann hier sicher Anregungen aus Barcamps ziehen, inwieweit man das aber kirchlich zu übernehmen in der Lage ist, das steht auf einem anderen Blatt.

 

Eine interessante Variante habe ich am Rande des Generalkapitels der Steyler Missionsschwestern SSpS kennen gelernt. Die haben kaum plenar getagt, vielmehr teilte sich das Kapitel in kleine Gruppen von deutlich weniger als 10 Frauen auf (ich habe die Zahlen nicht mehr im Kopf, das ist hier auch unwichtig), die sich zusammen setzten und sich auf dem Weg des Bibelteilens aus die Suche nach Antworten auf die anstehenden Fragen zu machen. Am Ende bestimmte jede Gruppe eine aus ihrer Runde, die das Zusammengetragene dann in die nächste Ebene trugen, wo wiederum in kleinen Gruppen bibelgeteilt wurde im Blick auf die vorgelegte Frage, wobei die Sprecherinnen die Antworten ihrer jeweiligen Gruppe zum Ausdruck bringen sollten. Ich meine, das Spiel wiederholte sich dann nochmals, und so formulierte man am Ende die Beschlüsse. Man könnte ein allgemeines Konzil so abhalten - das wäre ebenso Neuland wie ein Barcamp, käme aber dem synodalen Prinzip weit näher, in dem es Sache der Bischöfe ist, der Glauben ihrer Kirchen zu bezeugen und nicht die eigenen Position zu vertreten.

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vor einer Stunde schrieb Chrysologus:

 es würde dann faktisch ein Konzil der jungen Bischöfe und der theologischen Fachberater (letzteres war auch auf dem Vat II  so) werden.

Das wäre ja nicht mal soooo falsch.

Hauptsache, die Bischöfe lesen und verstehen, wofür sie die Hand heben.

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vor 12 Stunden schrieb Chrysologus:

Gewerkschaftsvertreter sitzen in der MAV - ansonsten funktioniert der dritte Weg nur noch, weil der Organisationsgrad des Personals zu gering ist.

 

Der ist echt noch im Dienst?

 

Ich sehe nur zwei Erklärungsmodelle: Klerikalismus, verstanden als Gemisch aus unreif-verdrängter Sexualität und Machtmißbrauch (wobei Macht und Sexualität sich in Teilen derart ähnlich sind, dass hier von einem Zusammenhang ausgegangen werden muss - Vertreter hier der Papst, eine ganze Reihe von Bischöfen, die MGH-Studie, die päpstliche Kinderschutzkommission etc.) oder schwule Kleriker (Müller, Burke, Brandmüller usw., die meinen, vom Geschlecht des Opfers auf die Sexualprävalenz des Täters schließen zu können, was schlicht ein Denkfehler ist.)

 

Franziskus nennt das Klerikalismus. Ich habe selten eine bessere und präzisere Definition gelesen.

Man muß 2 Probleme unterscheiden
1.) die Tat als solchen
2.) die Vertuschung
zu punkt 2 kann man Lösungen finden daß man transparenter mit Versetzungen um geht und nicht alles in der Hand des Bischofs zusammenläuft
und strengste Strafen wenn vertuscht wird bis hin zu laisierung und Exkommunikation für Obere die so etwas tun oder nur versuchen

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vor 12 Stunden schrieb Studiosus:

Das hauptsächliche Problem, das ich mit dem Begriff Klerikalismus habe, ist, dass er nicht zwingend sexuell konnotiert sein muss. Man kann Klerikalismus betreiben ganz ohne sich je sexuell oder kriminell zu verfehlen. Daneben halte ich die Engführung auf den Kleriker - könnte ein Laie nach dieser Definition klerikalistische Züge aufweisen? - für verfehlt. Als kämen autoritäre Persönlichkeitsmerkmale nur bei geweihten Personen vor. Zudem lässt sich der Terminus, so wie er seit dem 19. Jahrhundert geprägt wurde, nicht ohne Weiteres auf das hier besprochene Phänomen übertragen. Der Begriff bezeichnete schlicht etwas anderes.

 

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 

Gemeint ist hier das denke ich bin was besonderes ich stehe über den Gläubigen und daher erlaubt man sich dann auch mehr weil man dann wirklich glaubt man ist ja der hochwürdige Herr

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vor 13 Stunden schrieb Marcellinus:

 

Meine Erfahrung ist eine andere. Wir hatten bei uns in der Kleinstadt einen Lehrer, auf dessen Rechner man Kinderpornografie fand. Niemand hat behauptet, daß er persönlich Kinder mißbraucht hat. Aber er wurde suspendiert, vor Gericht gestellt, verurteilt, fand sich später irgendwo an einer Abendschule wieder, persönlich wie gesellschaftlich erledigt. Gleichzeitig haben wir im Nachbarort einen Priester, der sich trotz realen Mißbrauchs lange des Schutzes seiner Oberen erfreute. Natürlich keine Anklage, keine Verurteilung. Das Übliche also. Vorreiter sehen für mich anders aus.

 

Das Problem, an solchen Beobachtungen ist, dass es da natürlich keine Konsistenz gibt - die Beispiele, wo Missbrauch auch an staatlichen Schulen über Jahrezehnte vertuscht wurde, oder es Jahre dauert, bis nach einer strafrechtlichen Verurteilung die Umstände genauer untersucht werden, damit die Opfer überhaupt zu ihrem Recht kommen, finden sich in staatlichen Schulen genauso wie in allen möglichen anderen Institutionen.

Für die Kirche wird die Möglichkeit, als Institution insgesamt auf weltweiter Ebene zu reagieren so auch zu einer Belastung - praktisch kaum eine Instititution aus eben vielleicht der Staat -  hat diese Möglichkeiten. Nur ist die Kirche nun gleichzeitig in einer Situtation allgemeiner Säkularisierung, weshalb eben viele die ganze Institution als entbehrlich ansehen. Von einer dermaßen umfassenden Infragestellung sind Staat oder Schulwesen kaum betroffen, weshalb die Aufarbeitung des Missbrauchs keine Existenzbedrohung darstellt.

Für die Kirche ist es allerdings inzwischen eine Existenzfrage.

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vor 49 Minuten schrieb Moriz:

Das wäre ja nicht mal soooo falsch.

Hauptsache, die Bischöfe lesen und verstehen, wofür sie die Hand heben.

nein das wäre völlig falsch wenn nicht alle Konzilsväter und das sind ja weit mehr als die Bischöfe die selben Möglichkeiten haben
ein Konzil daß nur abnickt ist lächerlich
 

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vor 1 Minute schrieb Shubashi:

Für die Kirche ist es allerdings inzwischen eine Existenzfrage.

 

Ich habe den Eindruck, die Existenzfrage ist mittlerweile eine ganz andere, die nämlich nach der Zukunftsfähigkeit einer reinen "Männer-Kirche" mit einem verkorksten Bild von Frauen und Sexualität. Die Mißbrauchsfälle wären aus dieser Sicht nur die Folge, nicht das eigentliche Problem. Aber das ist auch der Punkt, an dem ich mich aus der Diskussion ausklinke, weil ich das für eine kircheninterne Angelegenheit halte, die mich als Außenstehenden nichts angeht. Vor allem aber will ich nicht als ein Freund des Teufels gelten. :D

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vor 11 Minuten schrieb Spadafora:

      

vor einer Stunde schrieb Moriz:

Das wäre ja nicht mal soooo falsch.

Hauptsache, die Bischöfe lesen und verstehen, wofür sie die Hand heben.

nein das wäre völlig falsch wenn nicht alle Konzilsväter und das sind ja weit mehr als die Bischöfe die selben Möglichkeiten haben
ein Konzil daß nur abnickt ist lächerlich

Ich schrieb nichts von 'nur abnicken' sondern von verstehen, wozu sie zustimmen (oder eben auch nicht zustimmen).

Das Entscheidungen von Fachleuten vorbereitet werden halte ich für sehr sinnvoll. So funktioniert übrigens auch unsere Demokratie. Niemand, auch kein Kardinal, kann Experte auf allen Gebieten sein.

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vor 3 Minuten schrieb Marcellinus:

 

Ich habe den Eindruck, die Existenzfrage ist mittlerweile eine ganz andere, die nämlich nach der Zukunftsfähigkeit einer reinen "Männer-Kirche" mit einem verkorksten Bild von Frauen und Sexualität. Die Mißbrauchsfälle wären aus dieser Sicht nur die Folge, nicht das eigentliche Problem. Aber das ist auch der Punkt, an dem ich mich aus der Diskussion ausklinke, weil ich das für eine kircheninterne Angelegenheit halte, die mich als Außenstehenden nichts angeht. Vor allem aber will ich nicht als ein Freund des Teufels gelten. :D

 

Auch Franziskus fehlt es in der ganzen Angelegenheit möglicherweise ein bisschen an nüchternem Durchblick - hier schlägt der Mangel auch an Beratern von Außen durch.

Vielleicht ein paar mehr Experten für die Soziologie von Institutionen als noch mehr Kardinäle und Theologen.

 

Hier übrigens an ziemlich guter zusammenfassender Artikel auf ZON zum Thema.

https://www.zeit.de/2019/09/katholische-kirche-sexueller-missbrauch-krise-glaubwuerdigkeit/komplettansicht

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vor 44 Minuten schrieb Spadafora:

2.) die Vertuschung
zu punkt 2 kann man Lösungen finden daß man transparenter mit Versetzungen um geht und nicht alles in der Hand des Bischofs zusammenläuft
und strengste Strafen wenn vertuscht wird bis hin zu laisierung und Exkommunikation für Obere die so etwas tun oder nur versuchen

Auch das ist nicht so einfach...

 

Solange es kein Geständnis des Beschuldigten oder ein Gerichtsurteil gibt sind Anschuldigen nur Verdachtsfälle und dürfen nicht als Tatsachen betrachtet werden. Und die Persönlichkeitsrechte des vielleicht-ja-doch-zu-Unrecht-Beschuldigten sind zu wahren.

Eine 'transparente' Versetzung aufgrund von Anschuldigungen kommt einem Rufmord gleich. Die Versetzung selbst mag sehr sinnvoll sein - aber es kann nötig sein, die wahren Gründe dahinter zunächst nicht zu nennen. (Von daher finde ich, daß Versetzungsgründe generell nur dem Versetzten genannt werden sollten.)

Aufgabe des Bischofs (als Letztverantwortlicher) ist dabei, auf dem manchmal sehr schmalen Grat zwischen den Persönlichkeitsrechten des Beschuldigten und dem Vorwurf der Vertuschung zu balancieren. Manchmal ist da auch kein Grat mehr, sondern nur noch ein Abgrund... Daher halte ich dir Forderung nach 'strengsten' Strafen für 'Vertuscher' auch nicht für sinnvoll.

Aufarbeiten auf jeden Fall. Schauen, warum welche Entscheidungen getroffen wurden, welche Alternativen es gegeben hätte und welche Entscheidung vielleicht sinnvoller gewesen wäre. Und für die Zukunft daraus lernen! Aber vor der Strafe sollte muß man erst mal das Maß der Schuld bestimmen - und das mag so manches Mal doch nicht so groß sein.

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vor 11 Minuten schrieb Marcellinus:

 

Allerdings hinter einer Bezahlschranke.

 

Tut mir leid, neuerdings kann man viele Artikel ein paar Stunden frei lesen, dann geht die Schranke hoch.

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vor 43 Minuten schrieb Marcellinus:

 

Ich habe den Eindruck, die Existenzfrage ist mittlerweile eine ganz andere, die nämlich nach der Zukunftsfähigkeit einer reinen "Männer-Kirche" mit einem verkorksten Bild von Frauen und Sexualität. Die Mißbrauchsfälle wären aus dieser Sicht nur die Folge, nicht das eigentliche Problem. Aber das ist auch der Punkt, an dem ich mich aus der Diskussion ausklinke, weil ich das für eine kircheninterne Angelegenheit halte, die mich als Außenstehenden nichts angeht. Vor allem aber will ich nicht als ein Freund des Teufels gelten. :D

es ist tragisch komisch sonst nix mehr

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vor 43 Minuten schrieb Moriz:

Ich schrieb nichts von 'nur abnicken' sondern von verstehen, wozu sie zustimmen (oder eben auch nicht zustimmen).

Das Entscheidungen von Fachleuten vorbereitet werden halte ich für sehr sinnvoll. So funktioniert übrigens auch unsere Demokratie. Niemand, auch kein Kardinal, kann Experte auf allen Gebieten sein.

ich empfehle diese Lektüre

http://home.bautz.de/neuerscheinungen-2013/pdf/9783883095684.pdf
wenn man diese Tagebücher gelesen hat sieht man wie wichtig  die Bischöfe sind und sowas ist schlicht nicht zu machen mit einer so großen Zahl von Vätern
 

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vor 37 Minuten schrieb Moriz:

Eine 'transparente' Versetzung aufgrund von Anschuldigungen kommt einem Rufmord gleich

Anschuldigungen müssen aufgeklärt werden, und zwar zügig - deswegen gehört das Nadelöhr, dass alles erst einmal über die Schreibtische der Glaubenskongregation laufen muss, abgeschafft. Es sollte genügen, diese parallel zu informieren. Je nach Lage kann eine Beurlaubung sinnvoll sein, denn wie will man als Beschuldigter weiter arbeiten?

 

vor 1 Stunde schrieb Spadafora:

strengste Strafen wenn vertuscht wird bis hin zu laisierung und Exkommunikation für Obere die so etwas tun oder nur versuchen

Exkommunikation geht gar nicht. Denn als Sühnestrafe wäre die Exkommunikation nicht mehr Dokumentation einer Trennung des Täters von der Gemeinschaft der Gläubigen, vielmehr wäre sie eine Verstoßung des Sünders aus eben dieser Gemeinschaft. So schwer es aber fallen mag – auch der Sünder bedarf der Gemeinschaft der Kirche, und Solidarität mit den Armen und Schwachen bedeutet eben auch, dass wir es aushalten müssen, dass auch Theodore Edgar McCarrick ein Bruder in Christus bleibt.

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vor 46 Minuten schrieb Moriz:

Auch das ist nicht so einfach...

 

Solange es kein Geständnis des Beschuldigten oder ein Gerichtsurteil gibt sind Anschuldigen nur Verdachtsfälle und dürfen nicht als Tatsachen betrachtet werden. Und die Persönlichkeitsrechte des vielleicht-ja-doch-zu-Unrecht-Beschuldigten sind zu wahren.

Eine 'transparente' Versetzung aufgrund von Anschuldigungen kommt einem Rufmord gleich. Die Versetzung selbst mag sehr sinnvoll sein - aber es kann nötig sein, die wahren Gründe dahinter zunächst nicht zu nennen. (Von daher finde ich, daß Versetzungsgründe generell nur dem Versetzten genannt werden sollten.)

Aufgabe des Bischofs (als Letztverantwortlicher) ist dabei, auf dem manchmal sehr schmalen Grat zwischen den Persönlichkeitsrechten des Beschuldigten und dem Vorwurf der Vertuschung zu balancieren. Manchmal ist da auch kein Grat mehr, sondern nur noch ein Abgrund... Daher halte ich dir Forderung nach 'strengsten' Strafen für 'Vertuscher' auch nicht für sinnvoll.

Aufarbeiten auf jeden Fall. Schauen, warum welche Entscheidungen getroffen wurden, welche Alternativen es gegeben hätte und welche Entscheidung vielleicht sinnvoller gewesen wäre. Und für die Zukunft daraus lernen! Aber vor der Strafe sollte muß man erst mal das Maß der Schuld bestimmen - und das mag so manches Mal doch nicht so groß sein.

dann muß der Priester eben beurlaubt werden bis die Vorwürdfe ausgeräumt sind  wie es im Schulbereich und der Behindertenarbeit auch üblich ist wenn die Vorqwürfe ausgeräumt sind dann kann versetzt werden warum sollte ein Priester anders behandelt werden

als ein Lehrer oder Behinderten Betreuer
Im übrigen hat eine Gemeine sehr wohl das Recht zu erfahren was ihr da beschert wird
 

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vor 31 Minuten schrieb tribald:

Ich schon.:evil:

 

 

sich hiermit outend...............tribald

ich weiß nicht ob das so erstrebenswert ist der Herr Luzifer scheint was man so hört ein humorloser  Soziopath zu sein 

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vor 12 Minuten schrieb Spadafora:

wenn die Vorqwürfe ausgeräumt sind dann kann versetzt werden

 

Weswegen sollte jemand - nachdem gegen ihn erhobene Vorwürfe ausgeräumt sind - noch versetzt werden?

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vor 8 Minuten schrieb Spadafora:

ich weiß nicht ob das so erstrebenswert ist der Herr Luzifer scheint was man so hört ein humorloser  Soziopath zu sein 

 

Alles böse Propaganda der mißgünstigen Konkurrenz. :D

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