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Pfarrzusammenlegungen - Großpfarren


Justin Cognito

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Justin Cognito

Es würde mich interessieren was eure Erfahrungen mit Pfarrzusammenlegungen bzw. dem Gemeindeleben in Großpfarren sind, da dieses Konzept in manchen deutschen Diözesen ja schon einige Jahre praktiziert wird? Wie funktioniert die Zusammenarbeit des Pfarrers mit den übrigen Priestern, Diakonen und haupt- und ehrenamtlichen Laien in der Pfarre? In welcher Form behalten die ursprünglichen Gemeinden ihre eigene Identität? In welchen Bereichen funktioniert die Zusammenarbeit in der Großpfarre, in welchen nicht? Welchen Voraussetzungen müssen gegeben sein? Wie viele Sonntagsgottesdienste werden in Großpfarren gefeiert und in welchen Kirchen? Gibt es auch Erfahrungen mit Pfarrzusammenlegungen am Land oder ist das eher etwas, das bisher nur in Städten praktiziert wird?

bearbeitet von Justin Cognito
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Franciscus non papa
Es würde mich interessieren was eure Erfahrungen mit Pfarrzusammenlegungen bzw. dem Gemeindeleben in Großpfarren sind, da dieses Konzept in manchen deutschen Diözesen ja schon einige Jahre praktiziert wird?

kommt wohl immer auf die örtlichen gegebenheiten an, wenn es langsam wächst, dann gehts ziemlich ohne reibungsverluste

 

Wie funktioniert die Zusammenarbeit des Pfarrers mit den übrigen Priestern, Diakonen und haupt- und ehrenamtlichen Laien in der Pfarre?

 

mit welchen anderen priestern sollte er zusammenarbeiten, es sind ja meist gar keine da! ausgenommen die pensionäre, die weiterhin als notnagel herhalten (müssen), damit an den verschiedenen kirchorten wenigstens ein gottesdienst am sonntag ist.

 

In welcher Form behalten die ursprünglichen Gemeinden ihre eigene Identität? In welchen Bereichen funktioniert die Zusammenarbeit in der Großpfarre, in welchen nicht? Welchen Voraussetzungen müssen gegeben sein? Wie viele Sonntagsgottesdienste werden in Großpfarren gefeiert und in welchen Kirchen? Gibt es auch Erfahrungen mit Pfarrzusammenlegungen am Land oder ist das eher etwas, das bisher nur in Städten praktiziert wird?

 

wie sehr eine gemeinde ihre besondere identität wahren kann, ist stark vom engagement der gemeindemitglieder abhängig.

 

insgesamt ist es aber nicht einfach, das alles zu koordinieren.

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Justin Cognito
Wie funktioniert die Zusammenarbeit des Pfarrers mit den übrigen Priestern, Diakonen und haupt- und ehrenamtlichen Laien in der Pfarre?

 

mit welchen anderen priestern sollte er zusammenarbeiten, es sind ja meist gar keine da! ausgenommen die pensionäre, die weiterhin als notnagel herhalten (müssen), damit an den verschiedenen kirchorten wenigstens ein gottesdienst am sonntag ist.

 

Hier wäre meine große Hoffnung, dass auf diese Art Priester frei würden ihrer Berufung als Seelsorger nachgehen zu können, ohne auch Pfarrer sein zu müssen. Denn ich kenne mittlerweile einige Priester, die zwar hervorragende Seelsorger sind aber leider nicht (mehr) für das Amt eines Pfarrers geeignet sind. Und diesen Männern die Chance zu geben, entlastet von Verwaltungs- und Leitungsaufgaben ihrer Berufung als Priester aber auch als Seelsorger, Lehrer, etc. nachgehen zu können, wäre für sie und sicher auch für die Menschen in den Pfarren eine große Chance. Wenn man Nägel mit Köpfen macht und z.B. in einer Diözese mit 500 Pfarren diese auf 50 verringert, müssten doch für jeden der 50 Pfarrer (die man sich dann seitens des Bistums auch gut aussuchen kann) doch zumindest zwei, drei weitere Priester (durchaus auch Pensionäre) als Mitarbeiter in der Pfarre übrig bleiben, dazu noch die Diakone und Laien.

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Ich bin phantastisch begeistert.

In wenigen Jahren habe ich eine Großpfarre mit elf Kirchen.

Momentan (also vor der Zusammenlegung) sind wir verzweifelt dabei, nachzuschauen, wie sich das organisieren lässt. Wie man die Sakramentenkatechese sinnvoll aufrecht erhalten kann. Wann, wo, wie Gottesdienst gefeiert werden soll.

Ob ein Gremium ("Pfarrgemeinderat") überhaupt noch die Kompetenz und das Interesse haben kann für Orte, die man nur von google-maps oder aus alten Mythenbüchern her kennt.

 

Meine Prognose: Das geht nicht - zumindest nicht mehr durch Aufblähung des bisherigen Systems. Die Karte ist ausgereizt, nein, eigentlich schon längst überreizt. Da muss und wird sich zwangsläufig etwas Neues ergeben. Und dieses Neue wird erst mal ein wenig freikirchlicher anmuten. Die Verbindung "nach oben" (also zur Diözese, zum Vatikan) wird dermaßen verdünnt, dass man die Kirchenleitung noch weit mehr, als heute, nur als unnötigen und wenig hilfreichen Ballast sehen wird. Schon der Pfarrer wird zum Gerücht. Was nicht "von unten", also aus der Gemeindebasis heraus, leben kann, das stirbt.

 

Die Sache ist übrigens progredierend: Diese neuen Strukturen werden es noch unattraktiver erscheinen lassen, Priester zu werden. Also muss man irgendwann zur weiteren Zusammelegung des Zusammengelegten greifen. Wodurch es noch mal unattraktiver wird, Priester zu sein. Dann ist der Bischof irgendwann auch Vorsitzender des Priesterrates, dessen Stellvertreter und alle Mitglieder ...

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Ich bin phantastisch begeistert.

In wenigen Jahren habe ich eine Großpfarre mit elf Kirchen.

Momentan (also vor der Zusammenlegung) sind wir verzweifelt dabei, nachzuschauen, wie sich das organisieren lässt. Wie man die Sakramentenkatechese sinnvoll aufrecht erhalten kann. Wann, wo, wie Gottesdienst gefeiert werden soll.

Ob ein Gremium ("Pfarrgemeinderat") überhaupt noch die Kompetenz und das Interesse haben kann für Orte, die man nur von google-maps oder aus alten Mythenbüchern her kennt.

 

Meine Prognose: Das geht nicht - zumindest nicht mehr durch Aufblähung des bisherigen Systems. Die Karte ist ausgereizt, nein, eigentlich schon längst überreizt. Da muss und wird sich zwangsläufig etwas Neues ergeben. Und dieses Neue wird erst mal ein wenig freikirchlicher anmuten. Die Verbindung "nach oben" (also zur Diözese, zum Vatikan) wird dermaßen verdünnt, dass man die Kirchenleitung noch weit mehr, als heute, nur als unnötigen und wenig hilfreichen Ballast sehen wird. Schon der Pfarrer wird zum Gerücht. Was nicht "von unten", also aus der Gemeindebasis heraus, leben kann, das stirbt.

 

Die Sache ist übrigens progredierend: Diese neuen Strukturen werden es noch unattraktiver erscheinen lassen, Priester zu werden. Also muss man irgendwann zur weiteren Zusammelegung des Zusammengelegten greifen. Wodurch es noch mal unattraktiver wird, Priester zu sein. Dann ist der Bischof irgendwann auch Vorsitzender des Priesterrates, dessen Stellvertreter und alle Mitglieder ...

 

Ich sehe ja schon kommen, dass es in 10 Jahren noch 3 Seelsorgeeinheiten in Deutschland geben wird: Deutschland Süd, Mitte und Nord...

 

Aber im Ernst: ich beobachte, dass gerade die besten, engagiertesten Priester und Seelsorger keine Lust haben, ein solch unübersichtliches Gebilde zu leiten. Dafür habe ich vollstes Verständnis. Auch ich als Mitarbeiterin bedaure die Entwicklung, denn Pastoral lebt für mich von Begegnung und Kontakt. Wenn ich mir vorstelle, irgendwann über 200 Erstkommunionkinder zu begleiten, wird mir ganz anders. Eigentlich liegt mir viel daran, alle Kinder und ihre Eltern zu kennen, aber ob das so noch möglich ist, weiß ich nicht.

 

11 Kirchen, das geht ja gar nicht... ;)

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Franciscus non papa
....ein solch unübersichtliches Gebilde zu leiten. ....

was ist zu leiten bei katechese, seelsorge und sakramenten?

 

 

na, man kann nicht einfach nette mütter die erstkommunion- oder firmkatechese machen lassen. sondern man muss das schon mit den katecheten vorbesprechen.

 

und bei mehreren kirchorten ist ein teilweise gewaltiger zeitaufwand nötig, das alles zu koordinieren. wer hält die gottesdienste in den kirchen, in denen der pfarrer nicht ist? es sollte keine terminüberschneidungen geben bei besonderen anlässen (erstkommunion, pfarrfeste usw.)

 

leitung ist ja nicht nur "befehlsausgabe" sondern schon erheblich mehr.

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....ein solch unübersichtliches Gebilde zu leiten. ....

was ist zu leiten bei katechese, seelsorge und sakramenten?

 

 

na, man kann nicht einfach nette mütter die erstkommunion- oder firmkatechese machen lassen. sondern man muss das schon mit den katecheten vorbesprechen.

 

und bei mehreren kirchorten ist ein teilweise gewaltiger zeitaufwand nötig, das alles zu koordinieren. wer hält die gottesdienste in den kirchen, in denen der pfarrer nicht ist? es sollte keine terminüberschneidungen geben bei besonderen anlässen (erstkommunion, pfarrfeste usw.)

 

leitung ist ja nicht nur "befehlsausgabe" sondern schon erheblich mehr.

warum muß das ein priester machen?

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Franciscus non papa

ein priester oder ein laientheologe kann die katecheten betreuen.

 

wobei die laientheologen ja offenbar auch zu einer aussterbenden spezies gehören.

 

und man kann das auch gut verstehen - sowohl für priester wie für laientheologen sind die aussichten auf ihre jeweilige art suboptimal.

 

mir tun die personaldezernenten leid - die verwaltung des mangels kann auch für die nicht befriedigend sein.

 

ein loch stopfen - und woanders ein neues aufreissen....

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Justin Cognito
Die Sache ist übrigens progredierend: Diese neuen Strukturen werden es noch unattraktiver erscheinen lassen, Priester zu werden. Also muss man irgendwann zur weiteren Zusammelegung des Zusammengelegten greifen. Wodurch es noch mal unattraktiver wird, Priester zu sein. Dann ist der Bischof irgendwann auch Vorsitzender des Priesterrates, dessen Stellvertreter und alle Mitglieder ...

 

Gerade hier hätt ich mir gedacht, dass die Chance liegt: Wenn es weniger Pfarren gibt, sinkt der Druck auf den einzelnen Priester Pfarrer werden zu müssen. Und so gibt es mehr Möglichkeiten die Berufung zu leben: in der kategorialen Seelsorger, in der Pfarrseelsorge als Nicht-Pfarrer, in der Schule, etc.

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Justin Cognito
wobei die laientheologen ja offenbar auch zu einer aussterbenden spezies gehören.

 

das hoffe ich ja doch nicht. Ich erleben zumindest gerade das Gegenteil: ein noch immer wachsendes Interesse an theologischer Bildung bei Laien (und ehrenamtlichen Diakonen). Und was die Anstellungssituation für Hauptamtliche betrifft, werden auch in den diesbezüglich "finanziell gebeutelten Diözesen" schon wieder andere Zeiten kommen - wenn man mal den ersten pekuniären Schock verdaut hat.

bearbeitet von Justin Cognito
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ein priester oder ein laientheologe kann die katecheten betreuen.

 

wobei die laientheologen ja offenbar auch zu einer aussterbenden spezies gehören.

 

und man kann das auch gut verstehen - sowohl für priester wie für laientheologen sind die aussichten auf ihre jeweilige art suboptimal.

 

mir tun die personaldezernenten leid - die verwaltung des mangels kann auch für die nicht befriedigend sein.

 

ein loch stopfen - und woanders ein neues aufreissen....

es fühlt sich an, als ob es dich sehr bewegt. kannst du dich trotzdem in meine absolute ahnungslosigkeit reinfühlen und etwas zusammenhängendes schreiben. der priester ist für das heilige verantwortlich. das sind nach meinem verständnis die sakramente, nur die sakramente. alles andere kann doch von jeglichen haupt- und ehrenamtlich tätigen getan werden(r.-k. getauft nehme ich als voraussetzung an).

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Franciscus non papa
ein priester oder ein laientheologe kann die katecheten betreuen.

 

wobei die laientheologen ja offenbar auch zu einer aussterbenden spezies gehören.

 

und man kann das auch gut verstehen - sowohl für priester wie für laientheologen sind die aussichten auf ihre jeweilige art suboptimal.

 

mir tun die personaldezernenten leid - die verwaltung des mangels kann auch für die nicht befriedigend sein.

 

ein loch stopfen - und woanders ein neues aufreissen....

es fühlt sich an, als ob es dich sehr bewegt. kannst du dich trotzdem in meine absolute ahnungslosigkeit reinfühlen und etwas zusammenhängendes schreiben. der priester ist für das heilige verantwortlich. das sind nach meinem verständnis die sakramente, nur die sakramente. alles andere kann doch von jeglichen haupt- und ehrenamtlich tätigen getan werden(r.-k. getauft nehme ich als voraussetzung an).

 

ein ganz praktischer aspekt: drei pfarreien werden zu einer neuen. meist gibt es da einen modus für die erste pgr wahl, der die mitglieder nach den alten pfarreien her dann in diesen pgr wählen läßt.

 

die wählen dann wieder einen verwaltungsrat, der wieder braucht einen vorsitzenden, der geborene ist der pfarrer. nun kann er auf den vorsitz verzichten, aber grade in der übergangszeit ist der pfarrer der, dem alle meist die größte neutralität zutrauen.

 

de facto hat aber ein solcher pfarrer dann auch noch eine andere pfarrei in der gleichen situation. also schon mal zwei abende im monat, mit sitzungen, dazu pgr-vorstände usw.

 

gerade in schwierigen zeiten, kann sich der pfarrer aus diesen gremien nicht ausklinken.

 

verzeih, aber ich müsste jetzt ein kleines buch schreiben, um die situation in ihrer ganzen schwere aufzeigen zu können.

 

der pfarrer kann sich eben nicht auf seine funktion als reiner sakramentenspender zurückziehen.

 

dazu kommt: wenn heute menschen heiraten, dann ist es häufig so, dass auch da einige gespräche notwendig sind, häufig gibt es da auch noch ein paar kirchenrehtliche dinge zu klären....

 

natürlich kann man sagen, dass es einen gläubigenmangel gibt, also weniger leute, wieso hat der pfr. dann doch soviel zu tun?

 

weil eben heute nicht mehr der normalfall von früher gegeben ist. zwei junge katholische menschen kommen und wollen heiraten... das ist dann doch leichter.

bearbeitet von Franciscus
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ein priester oder ein laientheologe kann die katecheten betreuen.

 

wobei die laientheologen ja offenbar auch zu einer aussterbenden spezies gehören.

 

und man kann das auch gut verstehen - sowohl für priester wie für laientheologen sind die aussichten auf ihre jeweilige art suboptimal.

 

mir tun die personaldezernenten leid - die verwaltung des mangels kann auch für die nicht befriedigend sein.

 

ein loch stopfen - und woanders ein neues aufreissen....

es fühlt sich an, als ob es dich sehr bewegt. kannst du dich trotzdem in meine absolute ahnungslosigkeit reinfühlen und etwas zusammenhängendes schreiben. der priester ist für das heilige verantwortlich. das sind nach meinem verständnis die sakramente, nur die sakramente. alles andere kann doch von jeglichen haupt- und ehrenamtlich tätigen getan werden(r.-k. getauft nehme ich als voraussetzung an).

????

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Die PG (Pfarreiengemeinschaft) Königsbrunn ist mit 15.000 Katholiken (ehemals drei Pfarreien) die größte im Bistum Augsburg.

Dort wurde das "Königsbrunner Modell" entwickelt, das vielleicht für den einen oder anderen hilfreich sein könnte bei der Organisation solcher Einheiten - besonders für in Städten gelegene Pfarreien, die zusammengelegt werden sollen, bzw. müssen.

 

Bearbeitung wg. Tippfehler

bearbeitet von Hl. Bimbam
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Franciscus non papa

nicht so eilig, hatte falsch geklickt und dann bearbeitet... und zwischendurch hab ich auch mal ein real live!

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Die Sache ist übrigens progredierend: Diese neuen Strukturen werden es noch unattraktiver erscheinen lassen, Priester zu werden. Also muss man irgendwann zur weiteren Zusammelegung des Zusammengelegten greifen. Wodurch es noch mal unattraktiver wird, Priester zu sein. Dann ist der Bischof irgendwann auch Vorsitzender des Priesterrates, dessen Stellvertreter und alle Mitglieder ...

 

Gerade hier hätt ich mir gedacht, dass die Chance liegt: Wenn es weniger Pfarren gibt, sinkt der Druck auf den einzelnen Priester Pfarrer werden zu müssen. Und so gibt es mehr Möglichkeiten die Berufung zu leben: in der kategorialen Seelsorger, in der Pfarrseelsorge als Nicht-Pfarrer, in der Schule, etc.

Im Moment (Umbruchsphase) ist dies eine Illusion - zumindest auf dem Land. Die Realität ist, dass es bestehende Dorfgemeinschaften gibt. Und diese Dorfgemeinschaften sind trotz aller Mobilität erst einmal konstitutiv für eine Ortsgemeinde. Wenn man eine Veranstaltung in A-Dorf anbietet, kommen zumeist erst mal die A-Dörfler zu dieser Veranstaltung. Man besucht sich zwar in den Gottesdiensten - aber die Besucherschicht ist eine Sonderschicht, die nicht die Gottesdiensbesucher eines Dorfes umfasst. Die Leute wollen eine christliche Gemeinde vor Ort.

 

Und dies bedeutet für den Pfarrer und für die Hauptamtlichen insgesamt: Wahnsinns Aufwand. Betreibt man ihn nicht, sterben viele Dinge ab - und nicht nur unbedeutende. Und neben dem Aufwand bedeutet es: Unübersichtlichkeit. Ich soll in ein paar Jahren mit elf Dörfern, also elf Sozialgefügen arbeiten. Ich soll elf Ministrantengemeinschaften kennen und dafür sorgen, dass sich die elf Ministrantengemeinschaften womöglich auch noch untereinander kennen. Und wie sorge ich dafür, dass die elf Ministrantengemeinschaften überhaupt noch Gottesdienste vorfinden, in denen sie auch was zu Ministrieren haben? Das heißt: Ich muss mehr Gottesdienste ermöglichen, als ich selbst zelebrieren kann. Also nichteucharistische Gottesdienste. Dann aber habe ich die Betreuung der Leute am Hals, die diese Gottesdienste entwerfen und durchführen. Und diese Leute muss ich erst mal finden. Und dann muss ich sie erst mal ausbilden. Meistens fehlt es sogar an elementarsten Dingen. Es läuft dort gut, wo sich bereits einige herausragende Leute seit Jahren darum kümmern. Aber das ist nicht in jedem Dorf der Fall. Und bei elf Dörfern mit elf verschiedenen Vorstellungen wird das alles schon wieder entsetzlich unübersichtlich.

 

Oft kommt dann die Patentlösung: "Delegiere!"

Aber das ist eine Chimäre. Wir delegieren doch jetzt schon bis zum Abwinken. Und einfach nur delegieren ohne Impulsgebung, Ausbildung, Betreuung der Delegierten, Neumotivation und Tröstung ist einfach nur Schwachsinn.

 

Im Moment habe ich einen Schüler (11. Klasse), der schon gesagt hat, dass er Priester werden will. Er ist hochintelligent, steht aber bei anderen jungen Leuten eher außen. Damit hat er genug zu schaffen. Bis er geweiht würde (falls er das wirklich durchzieht), sind solche Riesenkonglomerate die Regel. Noch wahrscheinlicher ist, dass es dann schon wieder knapp wird und noch mehr Dörfer zusammengefasst werden. Wahrscheinlich wird man ihm nicht einmal einen Diensthelikopter zubilligen, obwohl er ihn brauchen könnte. Allein räumlich gibt es Großpfarreien, da fährt man von einem bis zum anderen Ende über vierzig Minuten.

 

Ich bezweifle, dass sich der Junge weihen lassen wird. Er wird sich über kurz oder lang fragen, wovon er (geistig und sozial) leben soll. Ein Pfarrer ist nicht mehr eingebunden in eine Gemeinde, sondern in einen ganzen Landstrich. Er kann nicht davon leben, wie er Leute anwirbt, aufbaut, motiviert, begleitet und schließlich stolz darauf sein kann, wie toll die sich entwickelt haben. Er sitzt auf dem Pfarrfest in einem seiner elf Pfarreien und kennt die wenigsten. Er organisiert ein Großpfarrei-Fest - aber dort geht es ihm nicht anders. Er kennt kaum noch die Baustellenprobleme von A-Dorf, den Zwist zwischen dem Organisten und dem Mesner in B-Dorf. Er ist rundum inkompetent für Einzelfragen. Er kennt seine Ministranten nur zum Teil. Und er übersieht Frau X, die doch monatlich Taizé-Meditationen durchführt. Er sieht sie ja auch zum ersten Mal. Das alles klingt auf junge Leute, die nach ihrer Zukunft suchen, nicht sehr attraktiv.

 

Unser Bischof hat einmal auf einem Priestertag getobt. Einer der Priester hat mehr oder weniger öffentlich behauptet, dass der Priesterberuf nicht empfehlenswert sei. Diese Aussage hielt der Bischof für "völlig unverantwortlich".

 

Aber ich frage mich, ob es nicht völlig unverantwortlich ist, das Amt des Priester so zu überfrachten. Und ob es nicht unverantwortlich ist, jungen Leuten ein solch überfrachtetes Leben zu empfehlen. Zumindest muss man sie mit den Tatsachen konfrontieren. TMF scheint mir die Realität noch nicht so recht vor Augen zu haben.

 

Die Hoffnung, dass es dann mehr Vikare und Kooperatoren, Subsidiare etc. geben könnte, halte ich auch für illusionär. Momentan kratzt die Diözese alles, was irgendwie kreucht, fleucht und noch einen Rest von Leben zeigt, zusammen und bestallt diese Leute zu Leitern solcher Großgebilde. Denn man braucht sie; sonst funktioniert das System nicht und man müsste die Einheiten noch größer machen.

 

Meiner Meinung nach hat sich das Gebilde "Gemeinde" (im Sinne von Parochie ... Paroikia=griech: Um's Haus herum) in Deutschland überlebt. Diese Gemeinden krachen zusammen.

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Wir delegieren doch jetzt schon bis zum Abwinken.

gern, Mecky.

 

wir Laien helfen doch gern.

bearbeitet von Petrus
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Justin Cognito
Ich bezweifle, dass sich der Junge weihen lassen wird. Er wird sich über kurz oder lang fragen, wovon er (geistig und sozial) leben soll. Ein Pfarrer ist nicht mehr eingebunden in eine Gemeinde, sondern in einen ganzen Landstrich.

 

Natürlich ist es Realität, dass ein Pfarrer - wenn man bei den derzeitigen Zulassungsbedingungen zur Priesterweihe festhält - nie mehr "Ortspfarrer" sein kann, wie das z.B. bei uns in Österreich vom Ende des 18 Jahrhunderts bis zum Ende des 20 Jahrhunderts üblich war. Das ist einerseits schade, weil es ja ein sehr plausibler Lebensentwurf war, andererseits bringt es nichts sich an einem Idealbild abzuarbeiten, das einfach nicht mehr realistisch ist, dass kann nur zu Frustration und Scheitern führen. Es wird Zeit sich nach neuen Quellen für geistige und soziale Nahrung umzusehen. Das es nicht funktionieren kann Pfarrer in elf Pfarren zu sein, scheint mir unbestreitbar. Eher ist es möglich, Pfarrer einer Pfarre zu sein, an der Gottesdienst an verschiedenen Orten gefeiert wird. Und trotzdem wird es auch eine Gottesdienstgemeinde des Pfarrers brauchen, die vielleicht soetwas wie Beheimatung geben kann und dann halt beispielsweise immer Samstags die Vorabendmesse mit ihm feiert (in der gleichen Kirche) und zu der - um der Verbindung mit dem Pfarrer willen - auch die Verantwortlichen der einzelnen Kirche gehören. Ich vergleiche das ein fast ein bisschen mit dem Bischof und seinem Domkapitel bzw. der Gemeinschaft in der er steht, auch wenn er Sonntags meist auswärts unterwegs ist.

 

Wichtig scheint mir allerdings zu sein, dass in so einem Modell nicht jeder Priester Pfarrer werden muss (und eigentlich auch: darf) und vor allem nicht immer sein muss - denn die Aufgabe wird immer schwieriger und da scheint es mir nur logisch, dass man immer wieder auch Sabbatzeiten zugestehen muss, in denen der Priester dann auch von diesen Aufgaben entlastet ist und einfach Seelsorger und Priester sein darf.

bearbeitet von Justin Cognito
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OneAndOnlySon
Wichtig scheint mir allerdings zu sein, dass in so einem Modell nicht jeder Priester Pfarrer werden muss (und eigentlich auch: darf) und vor allem nicht immer sein muss - denn die Aufgabe wird immer schwieriger und da scheint es mir nur logisch, dass man immer wieder auch Sabbatzeiten zugestehen muss, in denen der Priester dann auch von diesen Aufgaben entlastet ist und einfach Seelsorger und Priester sein darf.

Ich würde noch einen Schritt weiter gehen und die Möglichkeit, dass ein Priester nicht als Pfarrer sondern als Mitarbeiter der Seelsorge in einer Gemeinde wirkt, auch langfristig schaffen, also über Sabbatzeiten hinaus. Ich kenne einige Priester, die hervorragende Seelsorger und Sakramentenspender sind aber eben als Manager/Pfarrer nicht glücklich werden. Da muss es einen Weg geben, das Amt des Pfarrers auch anders zu besetzen. Sonst verschleist man sich die Leute.

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ein priester oder ein laientheologe kann die katecheten betreuen.

 

wobei die laientheologen ja offenbar auch zu einer aussterbenden spezies gehören.

 

und man kann das auch gut verstehen - sowohl für priester wie für laientheologen sind die aussichten auf ihre jeweilige art suboptimal.

 

mir tun die personaldezernenten leid - die verwaltung des mangels kann auch für die nicht befriedigend sein.

 

ein loch stopfen - und woanders ein neues aufreissen....

es fühlt sich an, als ob es dich sehr bewegt. kannst du dich trotzdem in meine absolute ahnungslosigkeit reinfühlen und etwas zusammenhängendes schreiben. der priester ist für das heilige verantwortlich. das sind nach meinem verständnis die sakramente, nur die sakramente. alles andere kann doch von jeglichen haupt- und ehrenamtlich tätigen getan werden(r.-k. getauft nehme ich als voraussetzung an).

 

ein ganz praktischer aspekt: drei pfarreien werden zu einer neuen. meist gibt es da einen modus für die erste pgr wahl, der die mitglieder nach den alten pfarreien her dann in diesen pgr wählen läßt.

 

die wählen dann wieder einen verwaltungsrat, der wieder braucht einen vorsitzenden, der geborene ist der pfarrer. nun kann er auf den vorsitz verzichten, aber grade in der übergangszeit ist der pfarrer der, dem alle meist die größte neutralität zutrauen.

 

de facto hat aber ein solcher pfarrer dann auch noch eine andere pfarrei in der gleichen situation. also schon mal zwei abende im monat, mit sitzungen, dazu pgr-vorstände usw.

 

gerade in schwierigen zeiten, kann sich der pfarrer aus diesen gremien nicht ausklinken.

 

verzeih, aber ich müsste jetzt ein kleines buch schreiben, um die situation in ihrer ganzen schwere aufzeigen zu können.

 

der pfarrer kann sich eben nicht auf seine funktion als reiner sakramentenspender zurückziehen.

 

dazu kommt: wenn heute menschen heiraten, dann ist es häufig so, dass auch da einige gespräche notwendig sind, häufig gibt es da auch noch ein paar kirchenrehtliche dinge zu klären....

 

natürlich kann man sagen, dass es einen gläubigenmangel gibt, also weniger leute, wieso hat der pfr. dann doch soviel zu tun?

 

weil eben heute nicht mehr der normalfall von früher gegeben ist. zwei junge katholische menschen kommen und wollen heiraten... das ist dann doch leichter.

ich versteh es nicht. warum muß das ein geweihter priester machen? was prädestiniert ihn für diese ungeweihten tätigkeiten? du beschreibst mir was er alles macht, machen muß. warum muß er das und kein anderer.

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Wichtig scheint mir allerdings zu sein, dass in so einem Modell nicht jeder Priester Pfarrer werden muss (und eigentlich auch: darf) und vor allem nicht immer sein muss - denn die Aufgabe wird immer schwieriger und da scheint es mir nur logisch, dass man immer wieder auch Sabbatzeiten zugestehen muss, in denen der Priester dann auch von diesen Aufgaben entlastet ist und einfach Seelsorger und Priester sein darf.

Dies wäre natürlich sehr hilfreich. Ich befürchte nur: Wenn es diese Möglichkeit gibt, dann wollen 3/4 der jetzigen Pfarrer das tun, was ich auch sofort tun würde: Den Pfarrer an den Nagel hängen und einfach nur Priester sein. Ich würde mich sofort auf die Katechese stürzen. Oder Wandermissionar werden. Oder Internetseelsorger für mykath.

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OneAndOnlySon
Dies wäre natürlich sehr hilfreich. Ich befürchte nur: Wenn es diese Möglichkeit gibt, dann wollen 3/4 der jetzigen Pfarrer das tun, was ich auch sofort tun würde: Den Pfarrer an den Nagel hängen und einfach nur Priester sein.
Wäre das denn schlecht für die Kirche oder ein Gewinn für sie? "Befürchte" klingt so negativ.
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Schlecht für die Kirche wäre es vielleicht nicht. Aber schlecht für die jetzigen Strukturen. Und schlecht für die armen Pfarrer, die dann völlig überlastet wären: Hochgerechnet wären das dann 44 Dörfer.

Aus diesem Grunde (Solidarität mit den verbleibenden) schmeißen viele Pfarrer den Bettel noch nicht hin.

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OneAndOnlySon
Schlecht für die Kirche wäre es vielleicht nicht. Aber schlecht für die jetzigen Strukturen. Und schlecht für die armen Pfarrer, die dann völlig überlastet wären: Hochgerechnet wären das dann 44 Dörfer.

Aus diesem Grunde (Solidarität mit den verbleibenden) schmeißen viele Pfarrer den Bettel noch nicht hin.

Das Problem mit den 44 Dörfern würde sich so aber nicht stellen, wenn eine Ämterentkopplung möglich wäre. Denn dann würde der Priestermangel keine Rolle mehr für die Größe der Strukturen spielen.

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