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Haben wir wirklich einen Priestermangel?


Udalricus

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Ich möchte hier auf ein Posting von Stanley im Nachbarthread "Der Weg ist das Ziel" eingehen, welches dort eigentlich offtopic ist:

 

Wir haben einen furchtbaren Gläubigenmangel. Wenn man die Bindung der Menschen an die Kirchen mit der Zahl der Gottesdienstbesucher vergleicht, haben wir eine Priesterschwemme.

Genau so ist es. Ein Gläubiger hat heute viel eher die Möglichkeit, an einen Priester ran zu kommen als vor 50 Jahren (moderne Transport- und Kommunikationsmittel), auch weil der Andrang geringer ist. Einige Beispiele:

 

1) Zum Beichten musste man vor 50 Jahren Schlange stehen, um ein paar Worte zu wechseln, heute kann man jederzeit ein längeres Gespräch mit dem Priester führen.

2) Zur Kirche waren viele etwa eine Stunde bei Wind und Wetter in die kalte Kirche unterwegs, heute braucht niemand mehr als eine Viertelstunde mit dem Auto zu seiner geheizten Kirche.

3) Die Taufen sind in den letzten 50 Jahren auf ca. ein Drittel der damaligen Zahl reduziert worden. Jede Taufe kann individuell gestaltet werden. Das selbe gilt für Hochzeiten.

4) Kaum mehr ein Priester geht in die Schule. Es bleibt also viel Zeit für andere pastorale Aktivitäten.

5) Für die Zahl der Messbesucher reicht eine wesentlich kleinere Zahl an Messen und Priestern. in der Tat sind nämlich Messbesucher prozentual wesentlich stärker zurück gegangen als die Priester.

 

Es könnten natürlich mehr Priester sein, aber dazu bräuchte es zunächst einmal mehr Gläubige, unter denen sich dann wohl auch mehr Priester fänden. Aber das zahlenmäßige Verhältnis von beiden ist eigentlich momentan ausreichend.

 

Sorgen macht mir eher der wachsende Altersdurchschnitt - sowohl bei den Gläubigen als auch bei den Priestern.

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Die Frage, ob es eine Sollrelation von Priestern zu Gläubigen gibt, bei deren Unterschreiten man von Priestermangel sprechen darf, ist hier schon mehrfach unbeantwortet geblieben, die Verfechter der Priestermangelthese haben bestenfalls damit argumentiert, daß zur Aufrechterhaltung des status quo (bw. in etliche Diözesen des status quo ante) der Pfarreiorganisation und der Gottesdienstzahl die heutigen und erst recht die zukünftigen Priesterzahlen nicht ausreichen. Das ist sicher zutreffend, beantwortet aber die eigentliche Frage nicht. Und so habe ich immer noch den Verdacht, daß "Priestermangel" nur ein Scheinargument für die eigentlich gewünschte Änderung der Zulassungsvoraussetzungen für die Priesterweihe ist. -

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Genau so ist es. Ein Gläubiger hat heute viel eher die Möglichkeit, an einen Priester ran zu kommen als vor 50 Jahren (moderne Transport- und Kommunikationsmittel), auch weil der Andrang geringer ist. Einige Beispiele:

Ich möchte zunächst nur mal ein paar Schwachpunkte an deinen Beispielen aufgreifen:

1) Zum Beichten musste man vor 50 Jahren Schlange stehen, um ein paar Worte zu wechseln, heute kann man jederzeit ein längeres Gespräch mit dem Priester führen.

Heute muss man sich Wochen im Voraus einen Termin geben lassen. Früher konnte man einfach zur festgelegten Zeit in die Pfarrkirche kommen.

2) Zur Kirche waren viele etwa eine Stunde bei Wind und Wetter in die kalte Kirche unterwegs, heute braucht niemand mehr als eine Viertelstunde mit dem Auto zu seiner geheizten Kirche.
Auch vor 50 Jahren war die Kirche mit dem Auto nicht weiter entfernt als heute. Und wie vor 50 Jahren hat heute längst nicht jeder ein Auto zur Verfügung. Oder spielst du auf die globale Erwärmung an?
3) Die Taufen sind in den letzten 50 Jahren auf ca. ein Drittel der damaligen Zahl reduziert worden. Jede Taufe kann individuell gestaltet werden. Das selbe gilt für Hochzeiten.

Taufen werden in vielen Gemeinden seit einigen Jahren nur noch einmal im Monat abgehalten. Die individuellen Einzeltaufen der 90er Jahre sind ein aussterbendes Modell.

4) Kaum mehr ein Priester geht in die Schule. Es bleibt also viel Zeit für andere pastorale Aktivitäten.

Im Bistum Rottenburg-Stuttgart sind sämtliche Pfarrer auch im Schuldienst tätig. Ob das vor 50 Jahren auch so war, weiß ich nicht.

5) Für die Zahl der Messbesucher reicht eine wesentlich kleinere Zahl an Messen und Priestern. in der Tat sind nämlich Messbesucher prozentual wesentlich stärker zurück gegangen als die Priester.
Das trifft zu, wenn man von Fernseh- oder Kinogottesdiensten ausgeht. So kann man aber nicht rechnen, denn die Menschen sollen ja auch körperlich anwesend sein. Und weil sich die Mobilität in den letzten 50 Jahren allen Behauptungen zum Trotz nicht wesentlich verbessert hat, führt kein Weg daran vorbei, Gottesdienste vor Ort anzubieten.

 

Es könnten natürlich mehr Priester sein, aber dazu bräuchte es zunächst einmal mehr Gläubige, unter denen sich dann wohl auch mehr Priester fänden. Aber das zahlenmäßige Verhältnis von beiden ist eigentlich momentan ausreichend.

"Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter." - deine Antwort: Es gibt genug Arbeiter. Man muss die Ernte nur besser verteilen und ein paar Wochen länger hängen lassen.

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2) Zur Kirche waren viele etwa eine Stunde bei Wind und Wetter in die kalte Kirche unterwegs, heute braucht niemand mehr als eine Viertelstunde mit dem Auto zu seiner geheizten Kirche.
Auch vor 50 Jahren war die Kirche mit dem Auto nicht weiter entfernt als heute. Und wie vor 50 Jahren hat heute längst nicht jeder ein Auto zur Verfügung. Oder spielst du auf die globale Erwärmung an?

Der Anteil an Menschen, die ein Auto haben oder problemlos eines leihen können, ist sicher höher als früher.

3) Die Taufen sind in den letzten 50 Jahren auf ca. ein Drittel der damaligen Zahl reduziert worden. Jede Taufe kann individuell gestaltet werden. Das selbe gilt für Hochzeiten.

Taufen werden in vielen Gemeinden seit einigen Jahren nur noch einmal im Monat abgehalten. Die individuellen Einzeltaufen der 90er Jahre sind ein aussterbendes Modell.

Ich kenne beides; kann aber auch sein, dass wir hier in der Großstadt in einer verhältnismäßig guten Lage sind.

4) Kaum mehr ein Priester geht in die Schule. Es bleibt also viel Zeit für andere pastorale Aktivitäten.

Im Bistum Rottenburg-Stuttgart sind sämtliche Pfarrer auch im Schuldienst tätig. Ob das vor 50 Jahren auch so war, weiß ich nicht.

Zumindest für Bayern und seine Kolonien ist der Anteil der Priester im Schuldienst sicher gesunken und zwar nicht in erster Linie wegen des Priestermangels, sondern, weil mit der Priesterweihe nicht mehr automatisch die volle Lehrbefähigung für kath. Religionslehre für alle Schularten verbunden ist.

 

Wenn ich mir die Situation hier im Bistum anschaue, stellt sie sich regional recht unterschiedlich dar: In größeren Städten (auch in Nürnberg oder Fürth, trotz evangelischer Mehrheit) ist in der Regel für die Menschen noch eine Eucharistiefeier in Laufweite. Eine Pfarrei mit 7000 Katholiken in der Großstadt umfasst immer noch ein überschaubares Gebiet.

In der Fränkischen Schweiz (ländliche Region, überwiegend katholisch) wird meist auch in jedem Dorf sonntags Eucharistie gefeiert. Mehr als ca. 20 Minuten Laufweg ist nicht nötig.

Im Coburger Land oder auf der Frankenhöhe (ländliche Regionen, überwiegend evangelisch) sieht es ganz anders aus: Der Pfarrsprengel der Pfarrei Bad Windsheim umfasst rund 200 km², was bedeutet, dass ohne Auto ein katholischer Gottesdienst für viele nicht erreichbar ist. Wenn sich das Problem verschärfen sollte, kämen irgendwann auf ganz Westmittelfranken nur etwa 10000 Katholiken und ein Priester - verteilt auf ein riesiges Gebiet.

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Und so habe ich immer noch den Verdacht, daß "Priestermangel" nur ein Scheinargument für die eigentlich gewünschte Änderung der Zulassungsvoraussetzungen für die Priesterweihe ist. -

Echt?

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Ich möchte hier auf ein Posting von Stanley im Nachbarthread "Der Weg ist das Ziel" eingehen, welches dort eigentlich offtopic ist:

 

Wir haben einen furchtbaren Gläubigenmangel. Wenn man die Bindung der Menschen an die Kirchen mit der Zahl der Gottesdienstbesucher vergleicht, haben wir eine Priesterschwemme.

Genau so ist es. Ein Gläubiger hat heute viel eher die Möglichkeit, an einen Priester ran zu kommen als vor 50 Jahren (moderne Transport- und Kommunikationsmittel), auch weil der Andrang geringer ist. Einige Beispiele:

 

1) Zum Beichten musste man vor 50 Jahren Schlange stehen, um ein paar Worte zu wechseln, heute kann man jederzeit ein längeres Gespräch mit dem Priester führen.

2) Zur Kirche waren viele etwa eine Stunde bei Wind und Wetter in die kalte Kirche unterwegs, heute braucht niemand mehr als eine Viertelstunde mit dem Auto zu seiner geheizten Kirche.

3) Die Taufen sind in den letzten 50 Jahren auf ca. ein Drittel der damaligen Zahl reduziert worden. Jede Taufe kann individuell gestaltet werden. Das selbe gilt für Hochzeiten.

4) Kaum mehr ein Priester geht in die Schule. Es bleibt also viel Zeit für andere pastorale Aktivitäten.

5) Für die Zahl der Messbesucher reicht eine wesentlich kleinere Zahl an Messen und Priestern. in der Tat sind nämlich Messbesucher prozentual wesentlich stärker zurück gegangen als die Priester.

 

Es könnten natürlich mehr Priester sein, aber dazu bräuchte es zunächst einmal mehr Gläubige, unter denen sich dann wohl auch mehr Priester fänden. Aber das zahlenmäßige Verhältnis von beiden ist eigentlich momentan ausreichend.

 

Sorgen macht mir eher der wachsende Altersdurchschnitt - sowohl bei den Gläubigen als auch bei den Priestern.

 

Ich bestreite im Besonderen die beheizten Kirchen :ninja:

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Ein Priester, der sich nur für die regelmäßigen Gottesdienstbesucher zuständig fühlt, sollte über seinen Berufsethos nachdenken. Zumindest Pfarrer sind für alle Menschen in ihrem Pfarrgebiet zuständig, und das sind weitaus mehr geworden.

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Ich denke, man muss sich einfach die Frage stellen, wie man Kirche vor Ort gestalten will:

 

Das heißt, erstens mal zu überlegen, was vor Ort ist: Zehn Dörfer im Schwarzwald brauchen wahrscheinlich eine andere sellsorgerlich-pastorale Begleitung als eine Großstadtpfarrei, die zahlenmäßig mehr Gläubige hat. Dort langt es, wenn man sich einen Pfarrer mit der Nachbargemeinde teilt, zwei Sonntagsvormittags-Messen schafft der ohne Probleme. Und wenn es ansonsten noch nicht geweihtes hauptamtliches Personal gibt, ist die Kinder- Jugend, Senioren- etc.-Seelsorge gewährleistet.

Im Schwarzwalddorf geht das schon nicht mehr, zehn Messen an einem Sonntag. Hier bräuchte man eher Männer mit Zivilberuf, die sich bewährt haben und der Sonntagsmesse vorstehen können, vergleichbar den Diakonen mit Zivilberuf. Die rechtliche Form der Gemeinde könnte dann ja eine Großpfarrei mit einem Pfarrer sein.

 

Ich bin der festen Überzeugung, dass wir Katholiken doch eigentlich ziemlich lehramtstreu sind: Höhepunkt des kirchlichen Lebens ist die sonntägliche Eucharistie, und die wollen wir. Bei allem Respekt vor anderen Gottesdienstformen, aber die ist es doch, die unsere Konfession wesentlich ausmacht.

Und hier kommt wieder der Ort in Spiel: wenn in der Münchner Innenstadt 40 Leute zu einer Sonntagsmesse kommen, kann ich sagen, nee, Leuts, fahrt mit der U-Bahn zwei Stationen weiter zu St. X-bert, ist das verständlich.

Wenn im Schwarzwalddorf 40 Leute in der Messe sitzen, ist der halbe Ort da.

Und warum soll man den Leuten nicht das Recht zugestehen, sich dort zu versammeln,wo sie wohnen und leben? Klar, zum Einkaufen kann man auch auf die grüne Wiese fahren, aber ich will Kirche nicht konsumieren, ich will sie leben. Das ist meiner Meinung nach das eine schlagende Argument für eine Aufrechterhaltung (zumindest halbwegs) der momentanen flächendeckenden Struktur: die Leute mitten in ihrem Leben ansprechen. Ich will kein Mess-Event, dass man sich hin und wieder gibt wie einen Opernbesuch, sondern ein Gemeindeleben, das im Alltag verankert ist. Kirche soll beheimaten, und nicht zur Entheimatung beitragen.

 

Und wer jetzt sagt, die Leute ließen sich doch gar nicht mehr ansprechen und es käme doch eh keiner mehr (Hallo, Stanley :ninja: ), der soll mir bitte erklären, wie das mit weniger flächendeckender Präsenz gehen soll.

"Sie interessieren sich für einen Gottesdienst mit Kleinkindern? Ja, in der Nachbarstadt, 20km von hier, gibts ne Gemeindereferentin, da ist unser Dekanats-Kleinkinder-Schwerpunkt. Gehen Sie doch dahin..." Die Leute wollen, müssen angesprochen werden, und das geht nur vor Ort mit dem entsprechenden Personal.

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Die Frage, ob es eine Sollrelation von Priestern zu Gläubigen gibt, bei deren Unterschreiten man von Priestermangel sprechen darf, ist hier schon mehrfach unbeantwortet geblieben, die Verfechter der Priestermangelthese haben bestenfalls damit argumentiert, daß zur Aufrechterhaltung des status quo (bw. in etliche Diözesen des status quo ante) der Pfarreiorganisation und der Gottesdienstzahl die heutigen und erst recht die zukünftigen Priesterzahlen nicht ausreichen. Das ist sicher zutreffend, beantwortet aber die eigentliche Frage nicht. Und so habe ich immer noch den Verdacht, daß "Priestermangel" nur ein Scheinargument für die eigentlich gewünschte Änderung der Zulassungsvoraussetzungen für die Priesterweihe ist. -

Es gibt keine bestimmte Sollrelation. Ein solchen Zahlenverhältnis von Priestern zu Gläubigen bringen auch selten die ins Spiel, die von einem Priestermangel ausgehen.

 

Es geht in der Tat darum, eine möglichst optimale sakramentale und pastorale Versorgung und ein gutes Gemeindeleben zu ermöglichen. Ob man dafür mehr oder weniger Priester braucht, lasse ich gerne unbeantwortet. Mir persönlich ist es nicht wichtig, ob der Sonntagsgottesdienst von einem Priester oder einer Pastoralreferentin zelebriert wird, ob der Pfarrer bei der Einstellung einer neuen Pfarrsekretärin gefragt wird oder ob die Beichten durch pastorale Gespräche mit dem Diakon ersetzt werden.

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Ein Priester, der sich nur für die regelmäßigen Gottesdienstbesucher zuständig fühlt, sollte über seinen Berufsethos nachdenken. Zumindest Pfarrer sind für alle Menschen in ihrem Pfarrgebiet zuständig, und das sind weitaus mehr geworden.

Seelsorge für Atheisten, Muslime, Juden und Evangelische treiben, gar missionieren? Oder wie meinst du das "zuständig"?

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Die einen denken quantitativen Mangel, die anderen glauben an qualitatives Wachstum. Jesus war eher der zweite Typ. Er ging nicht von großen Zahlen aus, sondern vertraute auf kleine Sachen. Das Senfkorn wurde für ihn zum Inbegriff der Hoffnung. Dieses Senfkorn könnte in Westmittelfranken ein Kloster als Wallfahrtszentrum sein. Ich könnte mir künftig eine jährliche Wallfahrt zu Ostern vorstellen.

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Und so habe ich immer noch den Verdacht, daß "Priestermangel" nur ein Scheinargument für die eigentlich gewünschte Änderung der Zulassungsvoraussetzungen für die Priesterweihe ist. -

Echt?

 

 

Ich weiß auch nie, ob ich lachen oder weinen soll angesichts dieser Doppelzüngigkeit.

- "Wir haben Priestermangel. Betet für Berufungen!"

- "Wir könnten doch verheiratete Männer weihen?"

- "Nein, warum, früher kamen auf einen Priester viel mehr Katholiken!" :ninja:

 

Mich erinnert das manchmal an den uralten Witz vom Pfarrer, der bei Überschwemmung in der Kirche ausharrt, alle Hilfe ablehnt und um Rettung betet. Als er schließlich ersoffen ist und er Gott vorwirft, warum dieser ihn nicht errettet habe, verweist Gott nur kopfschüttelnd auf das Motorboot und den Hubschrauber, den er geschickt hatte...

 

Wir beten und beten, aber niemand freut sich, wenn mal jemand konkrete Vorschläge macht (und meist nicht mal abwegige...). "Nein, das können wir nicht!"

Ich bin gespannt, was Gott antwortet, wenn ihm dereinst der Priestermangel vorgeworfen wird...

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Ein Priester, der sich nur für die regelmäßigen Gottesdienstbesucher zuständig fühlt, sollte über seinen Berufsethos nachdenken. Zumindest Pfarrer sind für alle Menschen in ihrem Pfarrgebiet zuständig, und das sind weitaus mehr geworden.

Seelsorge für Atheisten, Muslime, Juden und Evangelische treiben, gar missionieren? Oder wie meinst du das "zuständig"?

 

Eine gute Frage: Es soll sich sorgen um deren Nöte und Probleme. Nicht, um sie zu missionieren, sondern weil die Probleme da sind. Priester sind keine Sakramentenspender, die dazu noch vorbereitende Gespräche führen und den Rest zu delegieren haben. Das ist ein sehr enges Verständnis des priesterlichen und erst recht des Pfarramtes.

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Ein Priester, der sich nur für die regelmäßigen Gottesdienstbesucher zuständig fühlt, sollte über seinen Berufsethos nachdenken. Zumindest Pfarrer sind für alle Menschen in ihrem Pfarrgebiet zuständig, und das sind weitaus mehr geworden.

Seelsorge für Atheisten, Muslime, Juden und Evangelische treiben, gar missionieren? Oder wie meinst du das "zuständig"?

 

Eine gute Frage: Es soll sich sorgen um deren Nöte und Probleme. Nicht, um sie zu missionieren, sondern weil die Probleme da sind. Priester sind keine Sakramentenspender, die dazu noch vorbereitende Gespräche führen und den Rest zu delegieren haben. Das ist ein sehr enges Verständnis des priesterlichen und erst recht des Pfarramtes.

 

Wofür braucht es Priester und wofür Laien? Und wofür ggf. Diakone? Nöte und Probleme? Das ist ein weites Feld. Es gibt auch Sozialarbeiter. Müßten deren Arbeit Priester tun?

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Ein Priester, der sich nur für die regelmäßigen Gottesdienstbesucher zuständig fühlt, sollte über seinen Berufsethos nachdenken. Zumindest Pfarrer sind für alle Menschen in ihrem Pfarrgebiet zuständig, und das sind weitaus mehr geworden.

Seelsorge für Atheisten, Muslime, Juden und Evangelische treiben, gar missionieren? Oder wie meinst du das "zuständig"?

 

Eine gute Frage: Es soll sich sorgen um deren Nöte und Probleme. Nicht, um sie zu missionieren, sondern weil die Probleme da sind. Priester sind keine Sakramentenspender, die dazu noch vorbereitende Gespräche führen und den Rest zu delegieren haben. Das ist ein sehr enges Verständnis des priesterlichen und erst recht des Pfarramtes.

 

Wofür braucht es Priester und wofür Laien? Und wofür ggf. Diakone? Nöte und Probleme? Das ist ein weites Feld. Es gibt auch Sozialarbeiter. Müßten deren Arbeit Priester tun?

 

Auch. Zumindest in einem Maße, das sie in engen Kontakt mit diesen Tätigkeiten bringt. Das ist ein weites Feld, aber eine Kirche, die sich auf die vermeintliche Kernkompetenz Sakramentenverwaltung reduziert wird zum religiösen Dienstleister. Sie rückt die λειτουργία in den Mittelpunkt, reduziert die μαρτυρία auf die Sakramentenkatechse und spaltet die διακονία an die Fachleute (zB die Sozialarbeiter) ab. Das, was da übrig bleibt, ist dann aber keine Kirche vor Ort mehr, das ist eine Servicestelle.

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Ich möchte hier auf ein Posting von Stanley im Nachbarthread "Der Weg ist das Ziel" eingehen, welches dort eigentlich offtopic ist:

 

Wir haben einen furchtbaren Gläubigenmangel. Wenn man die Bindung der Menschen an die Kirchen mit der Zahl der Gottesdienstbesucher vergleicht, haben wir eine Priesterschwemme.

Genau so ist es. Ein Gläubiger hat heute viel eher die Möglichkeit, an einen Priester ran zu kommen als vor 50 Jahren (moderne Transport- und Kommunikationsmittel), auch weil der Andrang geringer ist. Einige Beispiele:

 

1) Zum Beichten musste man vor 50 Jahren Schlange stehen, um ein paar Worte zu wechseln, heute kann man jederzeit ein längeres Gespräch mit dem Priester führen.

2) Zur Kirche waren viele etwa eine Stunde bei Wind und Wetter in die kalte Kirche unterwegs, heute braucht niemand mehr als eine Viertelstunde mit dem Auto zu seiner geheizten Kirche.

3) Die Taufen sind in den letzten 50 Jahren auf ca. ein Drittel der damaligen Zahl reduziert worden. Jede Taufe kann individuell gestaltet werden. Das selbe gilt für Hochzeiten.

4) Kaum mehr ein Priester geht in die Schule. Es bleibt also viel Zeit für andere pastorale Aktivitäten.

5) Für die Zahl der Messbesucher reicht eine wesentlich kleinere Zahl an Messen und Priestern. in der Tat sind nämlich Messbesucher prozentual wesentlich stärker zurück gegangen als die Priester.

 

Es könnten natürlich mehr Priester sein, aber dazu bräuchte es zunächst einmal mehr Gläubige, unter denen sich dann wohl auch mehr Priester fänden. Aber das zahlenmäßige Verhältnis von beiden ist eigentlich momentan ausreichend.

 

Sorgen macht mir eher der wachsende Altersdurchschnitt - sowohl bei den Gläubigen als auch bei den Priestern.

also ist alles in butter, wie ist das kirchliche leben doch schön:

 

-jederzeit längeres pastorales gespräch

-nach 15 min weg in der warmen kirche

-schöne individuelle taufe und hochzeit

-viele pastorale aktivitäten

-weniger gläubige pro priester in der messe

 

oder die kirche stirbt aus

 

-wachsende Altersdurchschnitt - sowohl bei den Gläubigen als auch bei den Priestern

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.....einmal wöchentlich wird hier in der Kirche eine Andacht von Laien gehalten. Für meine Frau und mich eine gute Sache.

 

Die Andacht findet in der Kirche statt. Wir sitzen in einem Kreis, in der Mitte befindet sich eine Kerze, eine herzliche, friedliche Atmosphäre.

 

Auf meine Frage, warum sowenige Menschen hier teilnehmen war die Antwort: Wenn kein Priester die Andacht führt ist das für die meisten Gemeindemitglieder "keine Kirche"!-

 

Schade!

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Wenn kein Priester die Andacht führt ist das für die meisten Gemeindemitglieder "keine Kirche"!
Darauf ist man auch Jahrzehntelang hinerzogen worden...

 

(Und leider haben nach meiner Erfahrung nur wenige Laienliturgen hinreichendes Charisma um das fehlende Amtscharisma auszugleichen.)

bearbeitet von Flo77
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Auf meine Frage, warum sowenige Menschen hier teilnehmen war die Antwort: Wenn kein Priester die Andacht führt ist das für die meisten Gemeindemitglieder "keine Kirche"!-

Das ist tatsächlich in vielen Gemeinden so aber ich kenne zum Glück auch ein Gegenbeispiel. Da hat sich der ehemalige Pfarrer in den Jahren vor seiner Pensionierung bei jedem Wortgottesdienst in die erste Reihe gesetzt. Somit war klar, dass das ein ganz normaler und offizieller Gottesdienst der Gemeinde ist. Außerdem konnte er den Wortgottesdienstleitern später Manöverkritik geben.

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Ein Priester, der sich nur für die regelmäßigen Gottesdienstbesucher zuständig fühlt, sollte über seinen Berufsethos nachdenken.
Ich habe nicht gesagt, dass mich die anderen nichts angehen, aber es gibt einfach weniger Betätigungspotential mit ihnen.

 

Zumindest Pfarrer sind für alle Menschen in ihrem Pfarrgebiet zuständig, und das sind weitaus mehr geworden.
Bei mir nicht.
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Es soll sich sorgen um deren Nöte und Probleme. Nicht, um sie zu missionieren, sondern weil die Probleme da sind.

Aha, der Priester als Problemelöser? Die neue Identität des Seelsorgers im 21. Jahrhundert?

Das hat einen wahren Kern, sofern es um existentielle Dinge nicht, aber nicht generell.

Vergleiche:

Einer aus der Volksmenge bat Jesus: Meister, sag meinem Bruder, er soll das Erbe mit mir teilen.

Er erwiderte ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Schlichter bei euch gemacht? (Lk 12,13f)

bearbeitet von Udalricus
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Ein Priester, der sich nur für die regelmäßigen Gottesdienstbesucher zuständig fühlt, sollte über seinen Berufsethos nachdenken.
Ich habe nicht gesagt, dass mich die anderen nichts angehen, aber es gibt einfach weniger Betätigungspotential mit ihnen.

 

Wieviel Zeit verbringst du damit, mit ihnen in Kontakt zu treten? Bei Vereinsfesten präsent zu sein? Auf Hochzeiten, Taufen, beim Beerrdigungskaffe mit denen zu reden, die nie kommen? Zu Geburtstagsfeiern von Gemeindemitgliedern zu gehen? Nur so als Beispiele gemeint.

 

Zumindest Pfarrer sind für alle Menschen in ihrem Pfarrgebiet zuständig, und das sind weitaus mehr geworden.
Bei mir nicht.

Du hast ja auch nur eine Pfarrei - frag Mecky mal, wie das bei dem ist.

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also ist alles in butter, wie ist das kirchliche leben doch schön:

 

-jederzeit längeres pastorales gespräch

-nach 15 min weg in der warmen kirche

-schöne individuelle taufe und hochzeit

-viele pastorale aktivitäten

-weniger gläubige pro priester in der messe

 

oder die kirche stirbt aus

 

-wachsende Altersdurchschnitt - sowohl bei den Gläubigen als auch bei den Priestern

Die Ambivalenz des kirchlichen Lebens in unseren Breiten gut auf den Punkt gebracht! :ninja:

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Es soll sich sorgen um deren Nöte und Probleme. Nicht, um sie zu missionieren, sondern weil die Probleme da sind.

Aha, der Priester als Problemelöser? Die neue Identität des Seelsorgers im 21. Jahrhundert?

Das hat einen wahren Kern, sofern es um existentielle Dinge nicht, aber nicht generell.

Vergleiche:

Einer aus der Volksmenge bat Jesus: Meister, sag meinem Bruder, er soll das Erbe mit mir teilen.

Er erwiderte ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Schlichter bei euch gemacht? (Lk 12,13f)

 

So wenden die Menschen sich bei Erziehungsproblemen an die Erziehungsberatungsstelle, bei Eheproblemen an die Eheberatung, bei schulischen Problemen an den Schulpsychologen, bei Nachbarschaftsproblemen an das Amtsgericht, bei Einsamkeit im Alter an den Sozialdienst....

 

...und bei psychischen Problemen an den Psychologen. Den Priester braucht man dann in der Tat nur noch für die Sakramente, alles andere ist abgedeckt.

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Wieviel Zeit verbringst du damit, mit ihnen in Kontakt zu treten? Bei Vereinsfesten präsent zu sein? Auf Hochzeiten, Taufen, beim Beerrdigungskaffe mit denen zu reden, die nie kommen? Zu Geburtstagsfeiern von Gemeindemitgliedern zu gehen? Nur so als Beispiele gemeint.

Mindestens genau so viel Zeit wie mit den Insidern.

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