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Was meint "Participatio actuosa"


Der Geist

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gerade beim hochgebet sehe ich keinen raum für irgendwelches lit. Freistilringen. die versammelt gemeinde hat ein recht auf die authentische Liturgie der kirche.

 

das hat mit Schema f nun wirklich nichts zu tun.

Ich sehe auch keinen Raum für liturgischen Freistil, aber es gibt Kriterien für ein Hochgebet, und in der Kommunionepiklese oder in den Interzessionen müssen die Heiligen, die Verstorbenen und die Großkirche zur Sprache kommen, weil Gemeinde immer im Verbund feiert. Und im Rahmen der Kriterien sehe und erlebe ich Gestaltungsspielraum, denn ich dankbar annehme als jemand, der die einschlägigen Hochgebete im Halbschlaf unterscheiden kann.

Die Initiative, die Genehmigung von Hochgebeten in die Hände der jeweiligen Bischofskonferenzen zu legen, wurde zurückgepfiffen. Vermutlich sind wir da nicht ganz einer Meinung, was authentisches Gebet ist.

Authentisch kann nicht sein, wenn ein Pfarrer, voll des heiligen Geistes, Gottvater für seine Menschwerdung an Weihnachten dankt, könnte auch Glühwein gewesen sein, so genau soll das ja nicht zu unterscheiden sein. Hier wäre ein Blick ins Messbuch sicher besser gewesen.

Aber nur deshalb einem Pfarrer das freie Beten zu untersagen, finde ich nicht gut.

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Angesichts der liturgischen Gewohnheiten der Zelebranten, die ich bisher erleben durfte, bitte ich inständig darum doch bitte beim gedruckten Text zu bleiben...

 

Für uns fängt demnächst die Erstkommunionsvorbereitung an - wie willst Du Kindern bei dem heute praktisch nicht vorhandenen religiösen Grundwissen bitte Liturgie erklären, wenn sie von Sonntag zu Sonntag nicht wiederzuerkennen ist. Mein Sohn geht seitdem 2005 in der AT-Lesung die 10 Gebote rezitiert wurden fast jeden Sonntag zur Messe (die Freaks unter uns, können mir wahrscheinlich sogar sagen, welcher Sonntag das gewesen sein müsste) und trotzdem sehe ich bei ihm keine Anzeichen dafür, daß er die Liturgie als etwas verinnerlicht hat, das einen Wiedererkennungswert hat (und nein - ich erwarte von keinem 8jährigen, daß er aus den Variationen der Zelebranten jedesmal versucht Anamnese von Epiklese und Memento zu unterscheiden...)

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Angesichts der liturgischen Gewohnheiten der Zelebranten, die ich bisher erleben durfte, bitte ich inständig darum doch bitte beim gedruckten Text zu bleiben...

 

Für uns fängt demnächst die Erstkommunionsvorbereitung an - wie willst Du Kindern bei dem heute praktisch nicht vorhandenen religiösen Grundwissen bitte Liturgie erklären, wenn sie von Sonntag zu Sonntag nicht wiederzuerkennen ist. Mein Sohn geht seitdem 2005 in der AT-Lesung die 10 Gebote rezitiert wurden fast jeden Sonntag zur Messe (die Freaks unter uns, können mir wahrscheinlich sogar sagen, welcher Sonntag das gewesen sein müsste) und trotzdem sehe ich bei ihm keine Anzeichen dafür, daß er die Liturgie als etwas verinnerlicht hat, das einen Wiedererkennungswert hat (und nein - ich erwarte von keinem 8jährigen, daß er aus den Variationen der Zelebranten jedesmal versucht Anamnese von Epiklese und Memento zu unterscheiden...)

Meine EKO-Kinder erkennen am Anfang nur "Pfarrer betet, Gemeinde singt". Am Ende der EKO-Vorbereitung können sie Gebet, Predigt und Lesung unterscheiden und mit der Gemeinde zusammen sprechen und singen und wissen, dass es Zeiten des Stehens, des Sitzens und Kniens gibt, natürlich nicht selbstständig. Außerdem erwarte ich, dass sie die Funktion der liturgischen Orte mit dem Ablauf verbinden: Wortgottesdienst (Ambo) vor Eucharistiefeier (Altar) und dass sie ungefähr einschätzen können, wo im Gottesdienst sie sich gerade befinden.

Hochgebet heißt, dass die Gaben auf dem Altar sind, der Priester stellvertretend für sie betet und dass es keine gute Sache wäre zu quatschen zwischen Gabenbereitung und Vaterunser (und auch nicht während dem Evangelium und nach der Kommunion). Um jeden, der mehr wissen will, bin ich froh und er wird alles von mir erfahren, was er will. Noch nie aber hat sich ein Kind daran gestört, dass es nicht immer der gleiche Wortlaut im Hochgebet sei.

Klingt etwas desillusioniert, das Ganze, aber Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut.

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Leider ist mein Latein nicht so gut.

Aber der Ausdruck heißt: "participatio actuosa" und wird leicht mit "participatio activa" oder "participatio performans" verwechselt.

 

So weit ich es verstehe, bedeutet "participatio actuosa", dass der Priester kein einsamer Feiernder der Messe sein soll, während alle anderen Gläubigen etwas anderes machen, sondern dass eben alle am aktuellen Geschehen des Gottesdienstes teilnehmen.

 

Die Frage, wer nun den aktiven und gestaltenden Part dabei übernimmt (also vorlesen, vorsingen, Riten aktiv ausführen) scheint mir von diesem Ausdruck gar nicht berührt zu sein.

Vielmehr scheint es mir um das Ziel zu gehen, dass alle Gläubigen die Messe feiern. Die Gemeinde ist (inklusive Zelebrant) Träger der Feier.

 

Dies stellt dann nicht den Anspruch auf, dass verschiedene Dienste von Laien übernommen werden. (Dies kann und darf natürlich der Fall sein - aber es ist kein Maß für die participatio actuosa). Sondern es stellt den Anspruch auf, dass die Messe eben mitfeierbar ist. Und zwar für die ganze Gemeinde.

 

Dieser Anspruch ist - wenn man es ganz streng nimmt - ziemlich heftig. Man muss sich zum Beispiel überlegen, wie die participatio actuosa für die anwesenden Säuglinge im Kinderwagen aussehen soll. Oder will man den Anspruch für sie fallen lassen? Weil das doch ziemlich schwierig ist - besonders das "actuosa".

 

Wie steht es um die Einheit? Muss jeder in derselben Weise dabei sein? Das wäre wohl auch illusorisch. Ich habe in einer meiner Gemeinden einen hablitierten Doktor der Theologie. Der nimmt wohl anders teil, als meine Ministranten. Und da sollte es keine Wertung sein: Anders teilnehmen heißt nicht besser oder schlechter teilnehmen. Es sitzen auch Menschen mit ganz unterschiedlichen Lieblings-Zugangs-Wegen in der Kirche. Participatio actuosa stellt den Anspruch, dass man sich zumindest bemühen sollte, dass allen ermöglicht wird, die Messe mitzuverfolgen.

 

Diese Ansprüche richten sich natürlich an den Zelebranten.

Aber auch an das Messbuch.

Und an den Architekten der Kirche.

Und an den Organisten.

Und an alle anderen liturgischen Dienste natürlich auch.

 

Eine schlampig, genuschelt oder sinnwidrig vorgelesene Lesung kann die participatio actuosa für viele Leute fast unmöglich machen.

Eine Predigt voller Fremdwörter oder voller abgedrehter Gedankengänge oder rahnergleicher Schachtelsätze wohl auch.

 

Ich denke jetzt mal lieber nicht weiter.

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Bei regelmäßigen Werktagsgottesdienstbesuchern habe ich schon desöftern gesehen, dass sie die Worte des Hochgebets still mit den Lippen mitformen.

Wenn sich ihr Innenleben konform mit den Lippenbewegungen bewegt, dann ist dies doch ein schönes Bild für "participatio acutuosa".

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Im Prinzip überkreuzt sich dieser Thread hier mit dem Angenendt-Faden.

 

Angenendt beschreibt die ursprüngliche Eucharistiefeier nämlich als das Lob- , Dank- und Selbstopfer der versammelten Gemeinde. Dabei wird das Opfer nicht durch den (Amts)Priester an Gott geleitet sondern jeder einzelne opfert selbst (da der (Amts)Priester an dieser Stelle auch nur Mitopfernder ist, erklärt sich auch seine ursprüngliche Position versus orientem - aber diese Pointe nur am Rande).

 

(Ich neige auch dazu das Hochgebet mitzubeten - übrigens mit ein Grund, warum ich an dieser Stelle in Grunde eines Herzens gegen jede mutwillige Änderung des Textes bin.)

bearbeitet von Flo77
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Mir gefällt die Idee der participatio actuosa, aber es gibt eine Menge Leute, die für diese Art nicht geeignet sind und sich lieber dem Ritus überlassen und still mitbeten. Zum Beispiel tendieren gewisse Schwärmer bei einem Lied zum Mitgröhlen, habe ich schon erlebt, einmal war ich in einer Messe und ein Mann wollte es besonders fromm machen und er sang statt "zu Gott empor" "zu Gott entpor", aus seiner Seligkeit heraus, weil er wohl glaubte "entpor" ist angebracht. Viele können nicht singen und sollen es pianoforte machen und mit Lippenbewegungen mitschwärmen. Die gesprochenen Antworten sind ja leicht, da kann man nichts falsch machen. "Der Herr sei mit euch. - Und mit deinem Geiste" , ein Klacks. Was ich besonders nervig finde, ist, wenn nicht viele Leute in der Kirche sind, und sie suchen sich Plätze, ein paar ganz vorne, ein paar vereinzelt in Abständen in der Mitte und ein paar hinten, Man kann in einen Menschen nicht hineinsehen, und wahrscheinlich sind alle Besucher fromme Christen, immerhin gehen sie in die Kirche, und was tut der Pfarrer, anstatt die Messe zu halten, er hält eine Predigt und drängt die Besucher nach vorne zu gehen und sich in eine Reihe zu setzen, wenn doch die Leute aus guten Gründen die Distanz gewählt haben, vielleicht sitzt ganz hinten der sprichwörtliche Gerechtfertigte im Sinne Jesu, und vorne sitzen die Pharisäer. Aber das nehme ich zurück, denn ich glaube ja an das Gute im Menschen.

 

Dieses Kirchenverhalten, daß die Leute so versprengt sich hinsetzen, halte ich für ein Relikt aus der Zeit, wo jeder seine heilige Ruhe haben möchte und mit seinen Gedanken und Überlegungen allein sein will. Wenn der heilige Geist anwesend ist, kann es ja schon passieren, daß er die Gemeinschaft übernimmt und es ist eine sogenannte schöne Messe. Aber man kann sowas nicht erzwingen.

bearbeitet von Einsteinchen
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Dieses Kirchenverhalten, daß die Leute so versprengt sich hinsetzen, halte ich für ein Relikt aus der Zeit, wo jeder seine heilige Ruhe haben möchte und mit seinen Gedanken und Überlegungen allein sein will. Wenn der heilige Geist anwesend ist, kann es ja schon passieren, daß er die Gemeinschaft übernimmt und es ist eine sogenannte schöne Messe. Aber man kann sowas nicht erzwingen.

 

Ich halte das nicht für ein Relikt. Menschen haben heute ebenso das Bedürfnis nach Rückzug, Stille und persönlicher Einkehr wie zu irgendeiner anderen Zeit. Ich persönlich besuche Werktagsgottesdienste gerade weil ich im stressigen Alltag eine Auszeit brauche. Das bedeutet ja nicht, dass ich Gemeinschaft ablehne. Manchmal ist halt ein stiller Mitvollzug für mich die passende Art, Gottesdienst zu feiern, mal eine sehr aktive Mitgestaltung. Es gibt da kein richtig oder falsch.

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Mir gefällt die Idee der participatio actuosa, aber es gibt eine Menge Leute, die für diese Art nicht geeignet sind und sich lieber dem Ritus überlassen und still mitbeten. Zum Beispiel tendieren gewisse Schwärmer bei einem Lied zum Mitgröhlen, habe ich schon erlebt, einmal war ich in einer Messe und ein Mann wollte es besonders fromm machen und er sang statt "zu Gott empor" "zu Gott entpor", aus seiner Seligkeit heraus, weil er wohl glaubte "entpor" ist angebracht. Viele können nicht singen und sollen es pianoforte machen und mit Lippenbewegungen mitschwärmen.

Das, was Du hier beschreibst, ist participatio actuosa.

Zumindest, wenn man das "Gröhlen" als ein "Schmettern" interpretiert.

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Manchmal ist halt ein stiller Mitvollzug für mich die passende Art, Gottesdienst zu feiern, mal eine sehr aktive Mitgestaltung. Es gibt da kein richtig oder falsch.

Participatio actuosa ist meiner Meinung nach auch keine Decibel- oder Phon-Angabe.

Ich glaube nicht einmal, dass das stille Feiern eine weniger aktive Mitgestaltung bedeutet.

 

Zum Beispiel halte ich bei großen Beerdigungen, wenn die Kirche so richtig voll ist, ein gemeinsames Schweigen so vieler Menschen für ein sehr aktives und sehr beeindruckendes Gestalten der Feier. Und natürlich auch der Sprachlosigkeit der Trauer.

 

Deswegen habe ich extra schon erwähnt, dass "participatio actuosa" nicht unbedingt "participatio activa" oder "participatio performans" sein muss. Damit meinte ich nicht nur eine begrifflich schwierige Differenzierung, sondern eine Grundeinstellung zum Gottesdienst. Das äußerliche Nichtstun kann inwendig sehr aufwändig voller Leben sein. Für die Part. actuosa ist die innere Teilnahme das Entscheidende, nicht der Umtrieb, den man veranstaltet.

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Ein bisschen ein kniffliges Thema ist:

Wenn man zur Messe kommt, ganz ausgepumpt ist (oder voller Hektik) - und einfach seine Ruhe will. Man genießt einfach die Gemeinde als "Gefäß der ehrfürchtigen Stille", ohne am aktuellen Geschehen der Messe direkt teilzunehmen: Ohne den Worten andächtig zu lauschen, ohne mitzusingen, ohne die Augen auf den Altar zu richten. Je nach Tagesform und Mentalität kann aber auch diese Stille sehr spirituell sein und einem sehr viel geben.

 

Daran kann man meiner Meinung nach erkennen, dass die Hype um die particitatio actuosa auch nicht allein das Gelbe vom Ei ist, besonders nicht das "actuosa". Es handelt sich um einen Zugang neben anderen.

Die anderen Zugangswege zur Heiligen Messe werden allerdings in unserem aktuellen Ritus minder berücksichtigt.

 

Gerade am Wochenende habe ich mit jemandem gesprochen, der aus diesem Grunde Taizégottesdienste der heiligen Messe vorzieht. "Meistens brauche ich weder die Texte, noch das Getue." Interessanterweise kam noch dazu: "Das ist jetzt so eine Phase. Es war auch schon anders. Und es muss nicht ewig so bleiben."

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Aber wenn jemand "aktiv" etwas anders tut, also z.B. Rosenkranzbeten, das Beten einer Andacht im GL oder dort auch die Kurzbiografien der Diözesanheiligen studiert, kann das -meiner Meinung nach- eine fromme Übung sein, für eine aktive Teilnahme an der Eucharistiefeier halte ich das nicht.

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Ich bin auch die im Liturgiekreis unserer Gottesdienstgemeinde, die immer dafür eintritt, dass "wir einfachen Laien" bei der aktiven Gottesdienstmitfeier nicht ausgeklammert werden. Glaubensbekenntnis und Vater unser gemeinsam gebetet oder gesungen ist meine Minimalforderung. Also Kirchenchor von Anfang bis Ende oder gar Männergesangsverein oder Landfrauenchor, das ist das, was mir die Mitfeier der heiligen Messe erschwert (selbst dann, wenn ich in einem solchen Fall als Lektorin eingeteilt bin). Möglicherweise wirkt hier meine katholische Sozialisation vor dem Hintergrund der Liturgischen Bewegung noch nach.

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Kann sein, dass es an der Sozialisation liegt. Es können aber auch ganz einfach eigene Elima-Bedürfnisse sein, die das Elima-Leben mit sich bringt.

 

Die liturgische Bewegung hat uns ein hübsches Denkmittel geschenkt: Den Begriff der participatio actuosa. Es ist gut, einen Blick darauf zu werfen. Nicht gut ist, wenn man dann im Überschwang der Neuentdeckung dieses Geschenk zum Allheilmittel hochstilisiert. Es gibt andere Lebenssituationen mit anderen Bedürfnissen und anderen Zugangsweisen. Die darf man nicht vergessen.

 

Ich glaube, dass es hier sehr auf die Vermittlungsweise ankommt. Einem Während-der-Messe-Rosenkranz-Beter zu sagen, dass er das einfach falsch macht, dass er gegen den Sinn der heiligen Messe verstoße, ist wohl ein no-go. Aber Werbung machen und Anreize schaffen für das Teilnehmen an der aktuosen Mitfeier ist (als Angebot) eine gute Sache.

 

Es gibt auch unterschiedliche Situationen. Es gibt zum Beispiel Predigten, da muss man einfach zuhören. Da taucht so mancher Rosenkranzbeter ganz automatisch aus seiner gedanklichen Versenkung auf und hört einfach zu. Früher war gelegentlich das "Großer Gott" ein solches Geschmetter (im positiven Sinn!), dass man auch einfach mitsingen "musste", so man halbwegs musikalisch veranlagt war.

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Leider ist mir immer wieder mal begegnet, dass die participatio actuosa auf die Übernahme von Ämtern (Lektor, Kantor, Kommunionhelfer, Gottesdienstvorbereitungsteam, Fürbittenentwerfer, Musikensemblist) enggeführt wird - und zwar vehement. Das ist nun mal gut katholisch: Immer von den Ämtern her denken. Ich halte das übrigens nicht in sich für schlecht.

 

Aber es nimmt (oder besser: Es nahm) manchmal hysterische Züge an. Wenn wochentags kein Lektor da ist (hat schweren Schnupfen oder beide Beine gebrochen, Stimmbandlähmung oder den Terminkalender verlegt), dann kommt meistens noch dazu, dass ich gerade zuvor noch einen Termin hatte und keine Lust habe, fünf Minuten vor dem Messbeginn einen Lektor zu suchen. Dann übernehme ich schlicht für diesmal die Lesung und die Fürbitten. Daraus kann man ein Drama machen. Glücklicherweise scheint mir aber die Dramaphase diesbezüglich in den letzten Jahren sehr im Schwinden begriffen. Die meisten sehen das ganz undramatisch: Eine ad-hoc-Lösung. Und fertig. Wäre zufällig ein lesewilliger Ministrant anwesend gewesen, hätte ich sowieso wahrscheinlich diesen überredet.

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Ich habe aber nichts auf Ämter und Dienste "enggeführt" (ich dachte, eher im Gegenteil). Es ist für mich nicht gut, wenn ich zwar Lesungen und Fürbitten vorlese, aber sonst zu einem schweigenden Zuhören verdonnert bin. Das kann zwar auch an "Elima" liegen (und ich vermute, jeder, der mich hier persönlich kennt, wird zustimmen), aber ich bin davon überzeugt, dass es grundsätzlich falsch ist, die Anwesenden aufs Zuhören zu reduzieren. Wenn jemand dieses Bedürfnis hat, kann er ja schweigen, aber zu sagen (oder eben entsprechend zu handeln): wir feiern hier Messe, aber du darfst die nächsten 60 Minuten deinen Mund nicht aufmachen, halte ich für unmöglich.

bearbeitet von Elima
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Ich hatte auch nicht Dich vor Augen, als ich mein Posting schrieb. Lediglich das Stichwort "Lektor" hat mich inspiriert.

 

Das Problem mit dem "60 Minuten Mund halten" ergibt sich unter anderem aus der Größe und Schichtung der Gottesdienstgemeinde. In Gruppengottesdiensten kann man z.B. bibelteilen. Mit einer Sonntagsgemeinde (wegen der Zahl) oder einer Werktagsgemeinde (wegen der Zusammensetzung) ist so was viel schwieriger. Außerdem ist es nicht jedermanns Sache, im Gottesdienst etwas zu sagen. Auch der Kreis derer, die freie Fürbitten einbringen, ist zum Beispiel begrenzt.

 

Es ist bisher nicht einfach gewesen, die Leute charismengerecht in den Gottesdienst einzufügen. Das ist bedauerlich. Und man hätte bestimmt auch mehr tun können. Aber da gibt es viele Grenzen. Zum Beispiel gibt es Gottesdienstbesucher, die sich davon gestört fühlen. Dies geben sie gelegentlich auch zu Hören. Da wird überkritisch an einem Familiengottesdienst herumgekrittelt, seine inhaltlichen Mängel ausführlich besprochen - während man beim Pfarrer nicht dieselben Anforderungen an dessen Predigt oder liturgische Gestaltung anlegt.

 

Nicht zu vergessen ist übrigens, dass jede Einbindung von liturgisch Tätigen Zeit kostet. Gerade bei Familien- oder Jugendgottesdiensten werden aus den 60 Minuten schnell mal 65 oder sogar noch mehr Minuten. Bei Kindergottesdiensten habe ich mir aus diesem Grunde schon abgewöhnt zu predigen. Dann kommen wir wieder unter die 60 Minuten. Ist aber auch nicht allen Recht.

 

Der einzige Fall, bei dem es mir gelungen ist, eine solche Integration zu leisten, waren (und seit Neuestem: Sind wieder) die Schülergottesdienste. Aber da sind die Voraussetzungen auch so optimal, wie man das sonst nicht hat.

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Was ich besonders nervig finde, ist, wenn nicht viele Leute in der Kirche sind, und sie suchen sich Plätze, ein paar ganz vorne, ein paar vereinzelt in Abständen in der Mitte und ein paar hinten, Man kann in einen Menschen nicht hineinsehen,

 

 

Jetzt wüsst ich gerne: Warum nervt es dich, wenn sich die Leute verstreut hinsetzen?

bearbeitet von fragerin
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Was ich besonders nervig finde, ist, wenn nicht viele Leute in der Kirche sind, und sie suchen sich Plätze, ein paar ganz vorne, ein paar vereinzelt in Abständen in der Mitte und ein paar hinten, Man kann in einen Menschen nicht hineinsehen,

 

 

Jetzt wüsst ich gerne: Warum nervt es dich, wenn sich die Leute verstreut hinsetzen?

 

 

Das habe ich unklar formuliert. Das nervt mich nicht, sondern nur, daß der Pfarrer sie alle nach vorne haben will.

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So allgemein kann man das nicht sagen - dazu sind die Pfarrer zu verschieden. Ich glaube auch nicht, dass Einsteinchen eine Generalaussage treffen wollte.

Allerdings gibt es eine Ideolgie in diese Richtung. Diese Ideologie ist nicht nur bei Pfarrern verbreitet, sondern auch bei Gemeindeaktiven.

 

Dahinter scheint mir ein bestimmtes Gemeinschaftsverständnis zu stehen, auf das einige gerne andere Menschen verpflichten wollen.

"Gemeinde muss zusammen sein. Und das muss sich auch in der Wahl der Sitzplätze in der Kirche ausdrücken.

 

Es sollen ja auch - folgt man dieser Ideologie - allzu oft alle einer Meinung sein. Es handelt sich um eine übertriebene Gemeinschafts-Ideologie, die der Gemeinschaft sehr viele Rechte zumisst, die das Individuum eben opfern muss. Um die Einheit zu stärken. Die Nazi-Formulierung heißt dann (in ihrer ganzen krassen Radikalität) "Du bist nichts. Dein Volk ist alles."

 

Vor dieser Ideologie, die das Individuum gleichschaltet, habe ich auch Angst.

 

Es gibt natürlich auch ein Gegenstück zu dieser Ideologie: Eine Gegen-Ideologie, die den Individuen alle Rechte zumisst. Gemeinschaftsschädigendes Verhalten gerät dann aus dem Blick. Die Gemeinschaft soll nur noch den einzelnen unterstützen. Zu sonst ist sie nichts gut.

 

Glücklicherweise befinden sich die meisten Menschen zwischen diesen Extrem-Polen.

Es ist ein Wert, wenn man zusammenstehen kann, wenn man gemeinsam ein Lied singen und beten kann.

Und es ist ein Wert, wenn sich der Einzelne auch mal ausklinken und seinen eigenen Bedürfnissen nachhängen darf.

 

Eine gegenseitige Rücksicht (von Gemeinschaft und Individuum) inklusive eines Vertrauens. Und eine Einsicht darein, dass man so etwas nicht befehlen kann. Und wiederum eine Frage nach den Methoden. Neben der Methode des Verpflichtens gibt es ja auch noch die Anreize und gibt es die freundliche Motivation.

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Ich neige dazu beim Friedensgruß meinem Banknachbarn die Hand zu reichen/meinen Gruß anzubieten. Dafür erst über 5 Bänke steigen zu müssen passt für mich eigentlich nicht zur Würde des Anlasses.

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Um mal etwas die Ökumene in den Blick zu nehmen: wie sieht es eigentlich mit der tätigen Teilnahme bei den Orthodoxen aus?

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