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Stefan Oster


Rollin

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Z.B. war es in der Zeit, in der die junge Kirche entstand, Mainstream, dass Frauen "in der Versammlung schweigen sollen", "denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz sagt. Wenn sie aber etwas lernen wollen, so sollen sie daheim ihre eigenen Männer fragen; denn es ist schändlich für eine Frau, in der Versammlung zu reden." (Quellenangabe braucht es da wohl keine)

 

Stimmt so nicht. Im Römischen Reich gab es auch Priesterinnen verschiedenster Art, etwa die Vestalinnen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Vestalin

 

 

Ach, und die paar Vestalinnen auf dem Forum Romanum waren "Mainstream" im Römischen Reich und hätten beispielgebend für die im Judentum wurzelnde und noch priesterlose christliche Gemeinde sein können?

bearbeitet von Julius
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die paar Vestalinnen auf dem Forum Romanum waren "Mainstream" im Römischen Reich und hätten beispielgebend für die im Judentum wurzelnde und noch priesterlose christliche Gemeinde sein können?

 

"die paar Vestalinnen" und andere Priesterinnen waren ein Zeichen dafür, dass für den Mainstream Priesterinnen damals kein Problem gewesen wären.

Die Praxis der Kirche, nur auf männliche Priester zurück zu greifen, hat also nichts mit irgendwelchen Zeitumständen zu tun.

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Davon, dass zu den Aufgaben der Vestalinnen das Reden in der öffentlichen Versammlung gehörte, weiß ich nichts.

 

Der Vergleich ist ähnlich schief wie das "Argument" mancher Schüler, schon in der Antike habe es Priesterinnen gegeben, deshalb könne die kath. Kirche die Weihe von Frauen nicht verbieten. Das Christentum in katholischer Ausprägung ist keine Fruchtbarkeitsreligion, das haben sie dann doch verstanden.

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die paar Vestalinnen auf dem Forum Romanum waren "Mainstream" im Römischen Reich und hätten beispielgebend für die im Judentum wurzelnde und noch priesterlose christliche Gemeinde sein können?

 

"die paar Vestalinnen" und andere Priesterinnen waren ein Zeichen dafür, dass für den Mainstream Priesterinnen damals kein Problem gewesen wären.

Die Praxis der Kirche, nur auf männliche Priester zurück zu greifen, hat also nichts mit irgendwelchen Zeitumständen zu tun.

 

 

WANN wirkte Paulus und wo? Auf dem Forum Romanum? Und er war Jude, Pharisäer, oder nicht? Hat der in seiner aufblühenden jüdischen Sekte eigentlich überhaupt schon an die Einführung eines Priestertums gedacht? Der Tempel stand ja noch ...

Und von welchem "Mainstream'" redest Du überhaupt? Bei Ennasus ist das noch einigermaßen klar, bei Dir aber nicht!

bearbeitet von Julius
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die paar Vestalinnen auf dem Forum Romanum waren "Mainstream" im Römischen Reich und hätten beispielgebend für die im Judentum wurzelnde und noch priesterlose christliche Gemeinde sein können?

 

"die paar Vestalinnen" und andere Priesterinnen waren ein Zeichen dafür, dass für den Mainstream Priesterinnen damals kein Problem gewesen wären.

Die Praxis der Kirche, nur auf männliche Priester zurück zu greifen, hat also nichts mit irgendwelchen Zeitumständen zu tun.

 

gerade zur officia waren frauen nicht zugelassen. reden durften zeitgemäß nur männer.

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Ich überlege gerade: wäre das Christentum statt in Rom in Ägypten großgeworden, hätten die Frauen mehr Einfluss gehabt.

Das soll jetzt nicht:"hätte, hätte....." heißen, sondern nur ein Hinweis darauf sein, dass dort schon seit langem die Stellung der Frau viel bedeutender war, als im römischen Reich (Hatschepsut, Kleopatra ....). So dass mir eher scheint, dass bei den Christen die Bedeutung der Frau (bzw. Nichtbedeutung der Frau) im öffentlichen Leben sich dem römischen Umfeld angepasst hat. (Die Männer wären ja blöde gewesen, wenn sie sich diese Chance ihre Macht zu sichern hätten entgehen lassen. :ninja:)

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(Die Männer wären ja blöde gewesen, wenn sie sich diese Chance ihre Macht zu sichern hätten entgehen lassen. :ninja:)

Ts ts ts. Da hat der Heilige Geist gewaltet und die göttliche Schöpfungsordnung durchgesetzt, jawoll.

 

Werner

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Kultisches Priestertum ist dem Christentum im Ursprung sowieso völlig fremd - die theologische Grundlegung dafür kann man im Hebräerbrief nachlesen. Daß die de facto-Entwicklung sich dann der Realität im römischen Reich (dem Hauptverbreitungsraum) angepaßt hat, ist zumindest biblisch nicht begründbar.

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Kultisches Priestertum ist dem Christentum im Ursprung sowieso völlig fremd - die theologische Grundlegung dafür kann man im Hebräerbrief nachlesen. Daß die de facto-Entwicklung sich dann der Realität im römischen Reich (dem Hauptverbreitungsraum) angepaßt hat, ist zumindest biblisch nicht begründbar.

Pass bloß auf, dass dich Wolfi jetzt nicht als Häretikerin entlarvt, wo doch das Konzil von Trient jeden mit dem Anathema belegt hat, der bestreitet, dass Jesus die Apostel im Abendmahlsraum zu Priestern gemacht hat.

 

Werner

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die paar Vestalinnen auf dem Forum Romanum waren "Mainstream" im Römischen Reich und hätten beispielgebend für die im Judentum wurzelnde und noch priesterlose christliche Gemeinde sein können?

 

"die paar Vestalinnen" und andere Priesterinnen waren ein Zeichen dafür, dass für den Mainstream Priesterinnen damals kein Problem gewesen wären.

Die Praxis der Kirche, nur auf männliche Priester zurück zu greifen, hat also nichts mit irgendwelchen Zeitumständen zu tun.

 

Die paar Vestalinnen waren die große Ausnahme, hatten genau nichts zu sagen, unterstanden dem Hohepriester, hatten eine einzige Aufgabe - das Hüten des Heiligen Feuers - traten in der Öffentlichkeit nahezu nie auf, lebten abgeschieden, und hatten keine wie immer gearteten "priesterlichen Funktionen" außerhalb des Vesta-Tempels.

Denkbar sind sie in Rom überhaupt nur gewesen, weil es nahe liegt, dass die Göttin von Heim und Herd (!) Frauen als Kultdienerinnen haben muss.

 

Außerdem geht es nach wie vor um die Diskussion "Amtspriestertum", und eine Frau als Amtsträgerin wäre in Rom völlig undenkbar gewesen. Der cursus honorum stand nur Männern offen.

 

Diese ganzen Vergleich sind nicht einmal Äpfel und Birnen, dass sind Äpfel und Autoreifen.

bearbeitet von Edith1
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Davon, dass zu den Aufgaben der Vestalinnen das Reden in der öffentlichen Versammlung gehörte, weiß ich nichts.

 

Der Vergleich ist ähnlich schief wie das "Argument" mancher Schüler, schon in der Antike habe es Priesterinnen gegeben, deshalb könne die kath. Kirche die Weihe von Frauen nicht verbieten. Das Christentum in katholischer Ausprägung ist keine Fruchtbarkeitsreligion, das haben sie dann doch verstanden.

Als Priester wird man eher die Pontifices ansehen können, und da waren ja wohl keine Frauen dabei. Der Vergleich paßt überhaupt nicht.

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Der Gedanke kam ja von Flo und ist richtig. Edith hat Pauls "Tempel des Heiligen Geistes" zitiert, und das ist in meinen Augen eben nicht mehr leibfreundlich. Der jüdische Tempel war etwas derart entrückt-heiliges, dass ein Normalsterblicher ihn garnicht betreten durfte. Und wenn man den menschliche Körper in eine solche Eben hebt, dann ist die Entwicklung zur Seualfeindlichkeit, die das Christentum bis heute plagt, eigentlich vorgezeichnet.

Nun, ich finde der "Tempel des Heiligen Geistes" ist eher eine Auf- als eine Abwertung. Der Tempel will gepflegt werden, hofiert werden, nur das beste ist gut genug für ihn.

 

Angesichts mancher Lebensweise, wäre ein wenig "Tempeldienst" wohl durchaus angebracht.

 

Was man bei Paulus nicht übersehen darf ist die eschatologische Naherwartung. Ob er nun aus der Erfahrung keine Frau abbekommen zu haben heraus noch andere Motive hatte (er beschreibt sich ja als recht unansehnlich - was aber auch wieder literarisches Understatement gewesen sein kann), ist Sexualität für Ihn anscheinend der Inbegriff der Weltlichkeit. Was an sich ja nicht falsch ist. Wer Sex hat, ist sehr körperlich, sehr diesseitsbezogen - und nicht zuletzt im Grunde egoistisch. Gerade letzteres dürfte er im römisch-hellenistischen Männerbild überdeutlich erkannt haben. Daß er sich in der Meinung, die Parusie noch zu Lebzeiten zu sehen, eben von dieser "Fessel" (der Sex ist ebenso ein Urtrieb wie das Essen - nur kann man auf Essen nun wirklich nicht ganz verzichten) völlig befreien wollte um nur noch auf das Reich Gottes hinzuleben.

 

Ebenso wird Jungfräulichkeit tatsächlich ein Wert an sich, wenn sie auf der einen Seite keine Selbstverständlichkeit ist, auf der anderen Seite aber einen gewissen Schutz bietet.

 

Mit dieser Grundlage musste die Tradition der Kirche irgendwie umgehen. Auch als sich längst herausgestellt hatte, daß sowohl Jesus als auch Paulus ein wenig sehr optimistisch mit der Zeitplanung waren.

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Z.B. war es in der Zeit, in der die junge Kirche entstand, Mainstream, dass Frauen "in der Versammlung schweigen sollen", "denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz sagt. Wenn sie aber etwas lernen wollen, so sollen sie daheim ihre eigenen Männer fragen; denn es ist schändlich für eine Frau, in der Versammlung zu reden." (Quellenangabe braucht es da wohl keine)

 

Stimmt so nicht. Im Römischen Reich gab es auch Priesterinnen verschiedenster Art, etwa die Vestalinnen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Vestalin

 

Es wäre den Christen soziologisch sehr wohl möglich gewesen, Priesterinnen einzuführen.

Das sahen sie allerdings als Widerspruch zum Ursprung.

 

 

Das ist völliger Quark.

 

Zu den Zeiten als das Christentum noch mit den Vestalinnen konfrontiert war, gab es kein Priestertum in der Christenheit, daß ähnliche Aufgaben erfüllt hätte, wie die heidnischen Kultdiener.

 

In den Gottesdiensten der Christenheit gab es niemanden, der ein Opfer darbrachte, sondern jeder Anwesende brachte sich, seine Caritas und sein Gotteslob selbst dar. Es gab vielleicht (!) schon Vorsteher, die nicht nur die Gemeinden sondern auch die Feier des Brotbrechens leiteten, aber dabei handelte es sich nicht um Priester im üblichen Sinne, die bestimmte Opferriten vollzogen um die Götter - pardon - um den Gott gnädig zu stimmen und die dafür bestimmte Voraussetzungen der kultischen Reinheit erfüllen mussten.

 

Erst im dritten und vierten Jahrhundert - mit dem Wachstum der Gemeinden, dem Bau von Kirchengebäuden und der Installation eines besonderen Priestertums - schlich sich neben der Idee, nur noch der Vorsteher der Feier vollzöge die eigentliche Opferhandlung (was dann im germanisch-fränkischen darin gipfelte, daß Brot und Wein als Opfergaben betrachtet werden) auch die damit verbundenen altheidnischen Vorstellungen von kultischer Reinheit in die Praxis der Christenheit ein.

 

Ob und wer alles in den Zeiten bis kurz vor 300 den Eucharistiefeiern vorstand, ist schlicht nicht belegt. Genauso wie wir aus dieser Zeit keine Listen haben welche Ortskirchen es gab und wer jeder einzelnen davon über die 200 Jahre lang als Leiter diente. Daß sich mit der Institutionalisierung der Zeitgeist auch in der Kirche bahnbrach und eventuelle zarte Pflänzchen einer heute annähernd modern anmutenden Rollenverteilung wieder ausriss hat für mich viel mit menschlichem/männlichem Verhalten aber wenig mit dem Heiligen Geist zu tun.

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Franciscus non papa

klar, wo kämen wir denn sonst hin? da kann ja jeder kommen! Das haben wir schon immer so gemacht!

 

Das heimliche Credo mancher-

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Franciscus non papa

 

 

 

Offensichtlich musste halt Paulus seine verkorkste Persönlichkeit an diesem Thema abarbeiten - und an seinen Neurosen leiden wir deshalb heute noch.

 

Ich habe Paulus nie als verkorkste Persoenlichkeit wahrgenommen.

 

Ohne ihn und seinen Einsatz fuer die neue Lehre waerst du nicht einmal Christ und wuesstet gar nicht, wie man Christus buchstabiert.

 

Fuer die Jahrhunderte spaeter herrschende seltsame Moral des Christentum ihn verantwortlich zu machen, der schlicht aus den aktuellen Gegebenheiten seiner Zeit heraus und der Situation der Urgemeinde gedacht hat, ist historischer Unsinn.

 

Es ist natuerlich fuer manche heutige Zeitgenossen hoechst schlimm, dass Paulus und Petrus und Silas nicht unserem heutigen "alles-geht"-Verstaendnis von Sex entsprechen und peinlicherweise Kinder ihrer Zeit waren, der sie sich verbunden fuehlten. Das spirituelle Verdienst von Paulus und den Aposteln fuer das werdende Christentum ist mit nichts aufzuwiegen. Ich habe diese staendige Anpisserei, nur weil er in manchen Dingen nicht dem Lebensgefuehl einiger Zeitgenossen heute entspricht, ziemlich satt.

 

Paulus hiermit aus tiefstem Herzen gern verteidigend und sich als sein Fan outender und wissend, was wir ihm zu verdanken haben,

 

LJS

 

I

 

na dann verteidige deinen Liebling mal schön.

 

ich bin der festen Überzeugung, ich könnte auch Christ geworden sein, ohne das Wirken des Paulus. Gott hätte schon dafür gesorgt, dass seine kirche nicht untergeht. aber man darf dem heiligen geist auch nicht alles überlassen und muss klar sagen, angesichts des vielen Blödsinns, der von Paulus überliefert ist, ist es ein wunder im strengen sinn, daß die kirche diesen kerl überlebt hat.

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Offensichtlich musste halt Paulus seine verkorkste Persönlichkeit an diesem Thema abarbeiten - und an seinen Neurosen leiden wir deshalb heute noch.

 

Ich habe Paulus nie als verkorkste Persoenlichkeit wahrgenommen.

 

Ohne ihn und seinen Einsatz fuer die neue Lehre waerst du nicht einmal Christ und wuesstet gar nicht, wie man Christus buchstabiert.

 

Fuer die Jahrhunderte spaeter herrschende seltsame Moral des Christentum ihn verantwortlich zu machen, der schlicht aus den aktuellen Gegebenheiten seiner Zeit heraus und der Situation der Urgemeinde gedacht hat, ist historischer Unsinn.

 

Es ist natuerlich fuer manche heutige Zeitgenossen hoechst schlimm, dass Paulus und Petrus und Silas nicht unserem heutigen "alles-geht"-Verstaendnis von Sex entsprechen und peinlicherweise Kinder ihrer Zeit waren, der sie sich verbunden fuehlten. Das spirituelle Verdienst von Paulus und den Aposteln fuer das werdende Christentum ist mit nichts aufzuwiegen. Ich habe diese staendige Anpisserei, nur weil er in manchen Dingen nicht dem Lebensgefuehl einiger Zeitgenossen heute entspricht, ziemlich satt.

 

Paulus hiermit aus tiefstem Herzen gern verteidigend und sich als sein Fan outender und wissend, was wir ihm zu verdanken haben,

 

LJS

 

I

 

na dann verteidige deinen Liebling mal schön.

 

ich bin der festen Überzeugung, ich könnte auch Christ geworden sein, ohne das Wirken des Paulus. Gott hätte schon dafür gesorgt, dass seine kirche nicht untergeht. aber man darf dem heiligen geist auch nicht alles überlassen und muss klar sagen, angesichts des vielen Blödsinns, der von Paulus überliefert ist, ist es ein wunder im strengen sinn, daß die kirche diesen kerl überlebt hat.

 

Jesus hätte unbedingt das Zentralkomitee der deutschen Katholiken befragen müssen, ehe er da so einfach drauflos beruft.

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Was man bei Paulus nicht übersehen darf ist die eschatologische Naherwartung. Ob er nun aus der Erfahrung keine Frau abbekommen zu haben heraus noch andere Motive hatte (er beschreibt sich ja als recht unansehnlich - was aber auch wieder literarisches Understatement gewesen sein kann), ist Sexualität für Ihn anscheinend der Inbegriff der Weltlichkeit. Was an sich ja nicht falsch ist. Wer Sex hat, ist sehr körperlich, sehr diesseitsbezogen - und nicht zuletzt im Grunde egoistisch. Gerade letzteres dürfte er im römisch-hellenistischen Männerbild überdeutlich erkannt haben. Daß er sich in der Meinung, die Parusie noch zu Lebzeiten zu sehen, eben von dieser "Fessel" (der Sex ist ebenso ein Urtrieb wie das Essen - nur kann man auf Essen nun wirklich nicht ganz verzichten) völlig befreien wollte um nur noch auf das Reich Gottes hinzuleben.

Du analysierst Paulus da meiner Meinung nach recht gut, und stellst dabei (ich weiß nicht ob bewusst), sehr gut den gnostisch beeinflussten Dualismus heraus, der sich bei Paulus findet. Der wurde zwar eigentlich als Häresie verworfen, lässt sich aber bis heute ohne Probleme im Christentum feststellen.

 

Werner

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"Was wäre, wenn" ist eine Frage, über die man trefflich spekulieren kann, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Ich persönlich glaube nicht, dass das Christentum ohne Paulus geht, es wäre eine jüdische Gruppe geblieben, was dann geworden wäre, muss ich offen lassen.

 

Wasin den Jahren zwischen dem Tod Jesu und dem Beginn des 2. Jahrhunderts passiert ist, das liegt ja doch sehr im Dunkel der Geschichte, und man ist schnell geneigt, in dieses Dunkel hinein das zu lesen, was man gerne hätte.

 

Was mir belegbar zu sein scheintt, das ist die eminent wichtige Rolle, die Paulus in der Loslösung der frühen Kirche vom Judentum gespielt hat. Seine Rolle auf dem sog. Apostelkonzil beschreibt er etwas grandioser als der Verfasses der Apostelgeschichte das tut, aber der Plot wirkt einheitlich: Im Jerusalemer Kreis um Petrus und den Herrenbruder Jakobus herum wird die Forderung laut, dass die zu Christus bekehrten dem jüdischen Religionsgesetz zu unterwerfen seien. Die Gebote Gottes seien klar und unabänderlich, so ihr Argument. Paulus hält dagegen, und das wie es scheint sehr deutlich und theologisch begründet.

 

Und er hat uns - auch das sollte man nicht klein reden - einige Sätze hinterlassen, die immer noch brisant sind: Kein Kult- oder Opferpriestertum (Eph), nicht Mann, noch Frau (Röm), unmittelbare Sendung von Gott her ohne Vermittlung durch wen auch immer (Quelle muss ich suchen), der Leib als Wohnort des Ewigen (hat Edith ja schon zitiert).

 

Daneben gibt es - das ist nicht zu bestreiten, Sätze, die leibfeindlich zu sein scheinen - mann kann die zum Teil exegetisch entschärfen, aber sie haben eine lange Nachwirkung. Allerdings kann man Paulus so wenig für die Interpretation seiner Worte in ihm vollkommen fremden Denkwelten verantwortlich machen wie man Jesus für dasselbe Phänomen haftbar machen sollte.

 

Und vergessen wir doch eines nicht: Den Römerbrief zu kommentieren war immer schon brisanter als BEtrachtungen über die Bergpredigt.

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Ein in diesem Zusammenhang eventuell auch interessanter Puzzlestein: Die Apostolische Kirche des Ostens, die in der ganz seltenen Situation ist, nie von der Reichskirche beeinflusst worden zu sein, erlaubt seit je her den Priestern das Heiraten. Auch nach der Weihe.

 

Werner

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... wäre das Christentum statt in Rom in Ägypten großgeworden, hätten die Frauen mehr Einfluss gehabt.

Das soll jetzt nicht:"hätte, hätte....." heißen, sondern nur ein Hinweis darauf sein, dass dort schon seit langem die Stellung der Frau viel bedeutender war, als im römischen Reich (Hatschepsut, Kleopatra ....). So dass mir eher scheint, dass bei den Christen die Bedeutung der Frau (bzw. Nichtbedeutung der Frau) im öffentlichen Leben sich dem römischen Umfeld angepasst hat. (Die Männer wären ja blöde gewesen, wenn sie sich diese Chance ihre Macht zu sichern hätten entgehen lassen. :ninja:)

Nun, das Christentum hat sich ja parallel auch in Ägypten ausgebreitet. Dass es bei den Kopten weibliche Priester gäbe, ist mir allerdings bisher nicht zu Ohren gekommen .....

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die paar Vestalinnen auf dem Forum Romanum waren "Mainstream" im Römischen Reich und hätten beispielgebend für die im Judentum wurzelnde und noch priesterlose christliche Gemeinde sein können?

 

"die paar Vestalinnen" und andere Priesterinnen waren ein Zeichen dafür, dass für den Mainstream Priesterinnen damals kein Problem gewesen wären.

Die Praxis der Kirche, nur auf männliche Priester zurück zu greifen, hat also nichts mit irgendwelchen Zeitumständen zu tun.

 

Die paar Vestalinnen waren die große Ausnahme, hatten genau nichts zu sagen, unterstanden dem Hohepriester, hatten eine einzige Aufgabe - das Hüten des Heiligen Feuers - traten in der Öffentlichkeit nahezu nie auf, lebten abgeschieden, und hatten keine wie immer gearteten "priesterlichen Funktionen" außerhalb des Vesta-Tempels.

Denkbar sind sie in Rom überhaupt nur gewesen, weil es nahe liegt, dass die Göttin von Heim und Herd (!) Frauen als Kultdienerinnen haben muss.

 

Außerdem geht es nach wie vor um die Diskussion "Amtspriestertum", und eine Frau als Amtsträgerin wäre in Rom völlig undenkbar gewesen. Der cursus honorum stand nur Männern offen.

 

Diese ganzen Vergleich sind nicht einmal Äpfel und Birnen, dass sind Äpfel und Autoreifen.

 

 

Die Vestalinnen sind ja auch nur ein Beispiel von vielen, da gab es etwa noch die griechischen Priesterinnen:http://www.imperium-romanum.info/wiki/index.php?title=Griechisches_Priestertum

 

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Die Vestalinnen sind ja auch nur ein Beispiel von vielen, da gab es etwa noch die griechischen Priesterinnen:http://www.imperium-romanum.info/wiki/index.php?title=Griechisches_Priestertum

Nochmal: Als das Christentum jung war, gab es darin kein besonderes Priestertum. Es gab noch nicht einmal Riten oder Ideen aus denen heraus man ein solches Aufgabefeld hätte konstruieren können. Sämtliche Vergleiche christlicher "Ämter" jener Zeit mit dem heidnischen Priestertum gehen dadurch meiner Meinung nach völlig an der Realität vorbei.
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Was man bei Paulus nicht übersehen darf ist die eschatologische Naherwartung. Ob er nun aus der Erfahrung keine Frau abbekommen zu haben heraus noch andere Motive hatte (er beschreibt sich ja als recht unansehnlich - was aber auch wieder literarisches Understatement gewesen sein kann), ist Sexualität für Ihn anscheinend der Inbegriff der Weltlichkeit. Was an sich ja nicht falsch ist. Wer Sex hat, ist sehr körperlich, sehr diesseitsbezogen - und nicht zuletzt im Grunde egoistisch. Gerade letzteres dürfte er im römisch-hellenistischen Männerbild überdeutlich erkannt haben. Daß er sich in der Meinung, die Parusie noch zu Lebzeiten zu sehen, eben von dieser "Fessel" (der Sex ist ebenso ein Urtrieb wie das Essen - nur kann man auf Essen nun wirklich nicht ganz verzichten) völlig befreien wollte um nur noch auf das Reich Gottes hinzuleben.

Du analysierst Paulus da meiner Meinung nach recht gut, und stellst dabei (ich weiß nicht ob bewusst), sehr gut den gnostisch beeinflussten Dualismus heraus, der sich bei Paulus findet. Der wurde zwar eigentlich als Häresie verworfen, lässt sich aber bis heute ohne Probleme im Christentum feststellen.
Oh, was ich meine hat wenig mit Dualismus im Sinne der Gnosis zu tun. Soweit ich weiß verachtet der echte Gnostiker alles Weltliche - was wiederum bei Paulus meiner Meinung nach nicht der Fall ist. Es ist bei ihm schlicht nicht mehr wichtig, sondern es dreht sich alles darum, die paar Jahre bis zur Parusie in Würde hinter sich zu bringen. Die Entsagung hat bei ihm glaube ich nichts mit Verachtung zu tun. Eher mit der Idee, daß der Mensch sich schon mal ans Himmelreich gewöhnen kann.
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Die Vestalinnen sind ja auch nur ein Beispiel von vielen, da gab es etwa noch die griechischen Priesterinnen:http://www.imperium-...hes_Priestertum

 

Richtig. Jesus hat Religionsgeschichte studiert und bestens nicht nur über die römischen Vestalinnen, sondern auch über griechische Priesterinnen Bescheid gewusst und, um einer solchen Entwicklung in der von ihm gegründeten Kirche vorzubeugen, im Abendmahlsaal nur 12 jüdische Männer zu Priestern geweiht. Auf dass nach seinem Tod nur ja niemand unter seinen Anhängern in aller Welt auf die "soziologisch" naheliegende Idee verfallen würde, für den christlichen Kult evtl. Vestalinnen oder griechische Priesterinnen einzusetzen. :evil:

bearbeitet von Julius
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