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Einsteinchens Spielwiese


Einsteinchen

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Meine Gedanken kreisen um die Möglichkeit, etwas Schriftstellerisches zu machen, tatsächlich ist aus Teilen dieser meiner mykath-Existenz und meiner Erfahrung mit der Psychiatrie schon ein kleines Büchlein entstanden mit einer Auflage von 20 Stück. Ich kann nur interaktiv schreiben, immer mit meinem Blick in die Öffentlichkeit. Diese meine Spielwiese ist so etwas wie ein Versuch, so offen wie möglich und gleichzeitig so diskret wie möglich zu sein. Viele Blogger und Internetschreiber sind viel mutiger als ich. Es ist eine Gratwanderung und voller Mühsal und Beschwer, auch wenn es so leicht aussieht.

 

Dies treibt mich:

Wie man einen Bestseller schreibt

Das ist mein Arbeitstitel und der erträumte Buchtitel. Es wird auch im Sinne der Selbstreferenz ein Bestseller in vielen Ländern, wobei ich natürlich auch einiges Spritzige und Witzige über das Wesen der Selbstreferenz einfließen lasse, worüber ja schon Douglas Hofstadter sich ausgelassen hat, der es immerhin zu einem Pulitzerpreis geschafft hat. Vor allem ist wichtig, das Ziel nie aus den Augen zu lassen, ein Lehrgang in Bestsellerschreiben, denn was habe ich mir denn doch schon angelesen, das auch einmal verwertet werden muss. Natürlich stoße ich auch sämtliche Regeln des richtigen Schreibens um, indem ich gleich mit der Tür ins Haus falle und das Buch vielleicht mit den Worten beginnen lasse: Nun, einfallen muss einem schon etwas. Das Buch muss trügerisch naiv sein, damit sich der Leser geschmeichelt fühlt und er die Naivität durchschaut. Damit sich irgendeine Stadt damit schmücken kann, werde ich die hohe Kunst ausüben, meine Stadt Linz zu würdigen und nicht mit Schleim sparen, aber doch so diskret, daß man nicht sagen kann, ist das jetzt aus dem Herzen oder aus der Berechnung heraus. Daran anklingend lasse ich meine religiöse Prägung durchscheinen, was ja ganz natürlich ist und keine Berechnung ist, und werde daran erinnern, daß Jesus ja für gutes Benehmen den Himmel versprochen hat, was zwar die Hochleistungsmystiker immer mit scheelen Augen betrachten, denn diese kommen immer mit dem Gutsein um seiner selbst willen daher und mit der Liebe um der Liebe willen, aber da mach ich mir nichts vor. Es soll schon auch Geld dabei herausspringen. Nachdem ich mir also mit Linz die Seele herausgeschrieben habe, um sie an das Buch zu binden, muss ich natürlich auch die anderen Städte loben, und werde wohl ein mattes - Aber auch Wien ist schön - einfließen lassen, sozusagen als pars pro toto. Der rote Faden, der sich um das Buch zieht, ist wohl das Thema des Buchtitels, aber die Abschweifungen sind der eigentliche Inhalt, ich werde eine Theorie des Humors abhandeln, da gibt es gelehrte Abhandlungen, worüber man aber gar nicht lachen kann, die Religion ist drin und die Physik und Philosophie, aber nicht systematisiert, sondern eine naive Ansammlung von Spritzkerzen und Perlenkullern. Wir sind allerdings angehalten, keine Perlen vor die Säue zu werfen, damit ich nicht zerrissen werde oder das Buch. Leider ist jeder Mensch so zusammengebaut, als ob sich Gott von Picasso inspirieren lassen hat bei seiner Schöpfung und er eine Mischung ist aus Engel, Teufel und Sau und anderen Tieren, so daß des einen Perle des anderen Kuhfladen ist. Und in diesem Minenfeld muss ich mich bewegen, ohne daß jemand explodiert, gähnt, sich entsetzt, durchdreht, der Blasphemie anklagt, sich totlacht oder sich zu Tode schämt. Denn es gibt nicht Peinlicheres als eine verpatzte Pointe, und entgegen dem tröstlichen Glauben tut sich bei solchen Situationen nicht die Erde auf und verschlingt einen, wenn man es am nötigsten braucht. Selbstverständlich handle ich meinen festen Glauben an die reale Existenz von Himmel, Hölle und Welt ab, diese drei werde ich nicht wegdenken, weganalysieren, sublimieren oder verdrängen oder transponieren können, das Leben prasselt da einfach zu sehr, wie es das Feuer tut, wichtig ist nur, daß man nicht drin ist im Feuer. Nach dieser Vorrede sage ich vielleicht, also incipiam, das ist Latein und heißt: Lass uns beginnen, eigentlich im 1. Person Singular das kann man im Deutschen nicht bilden und zeigt, daß ich gebildet bin, aber selbstverständlich muss auch der Rauchfangkehrer meine Worte verstehen, es ist ja ein Volksbuch und für die breite Masse, und ich komme ja vom Land und denen wird ja eh nachgesagt, daß sie bauernschlau sind. Dumme Leute gibt es nicht, sondern lauter Spezialisten auf irgendeinem Gebiet, Gott ist ja ALLES, und ich bedaure nur die Spezialisten, die von fast allem nichts wissen und die anderen, die von fast nichts alles wissen, ich habe mich für den Mittelweg entschieden und rede bei allem mit und weiß von fast allem ein bißchen, das klingt bescheiden, und Bescheidenheit ist ja eine Tugend. Also, incipiam.

 

 

Mein verborgenes Leben ist mir zuwider. Obwohl ich eigentlich immer glücklich bin.

bearbeitet von Einsteinchen
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Das ganze Universum oder Multiversum ist digital durch ein Äquivalent von 0 und 1 aufgebaut, binär, C. Friedrich von Weizsäcker hatte diese Idee, er nannte dies „Ur“, alles lauter Ure, wie der Plural lautet, aus den Kombinationen dieser Ure (Urentscheidungen) entstehen die kleinsten Teilchen, so wie auch bei der Computersprache alles binär ist. Diese Idee trug er seinem Lehrer Heisenberg vor, aber der sagte, das ist mir zu abstrakt, ich verstehe das nicht, aber verfolge diese Idee, denn junges Blut hat frische Ideen. Mir sagt diese Idee zu, denn ich sehe alles bipolar, schwarz/weiß, wobei ich da natürlich nicht fanatisch bin, denn die Grautöne kann man da sich ja zusammenmischen, aber im Grunde ist alles schwarz/weiß. Den Auslöser des Urknalls kann man damit erklären, aber ich möchte es mit der Weisheit Ewalds erklären, der einmal gesagt hat, er wisse mehr als Oppenheimer, und als ich ihn fragte, wie baut man eine Atombombe, hat er nur gesagt: Pluspol, Minuspol, Plodium. Mehr vom Urknall wissen wir auch nicht. Es gab einen Spannungsunterschied zwischen positiv und negativ und es ist explodiert. Die Ausgestaltung dieser Idee ist dann Wissenschaft. Aber wie soll man das verstehen? Gut, da ist ein Spannungsunterschied, das sagt sich leicht, aus Energie, aber aus was besteht sie, aus welcher Substanz, aus was für ein Holz, wie ich mal dumm frage, denn nur sagen, aus Energie, da kann sich keiner was vorstellen. Die gewitzteren Wissenden sagen, na da gab es einfach eine Quantenfluktuation, und daraus ist das ganze hervorgegangen. Ich denke mir, die Kosmogonie des Terry Pratchett ist auch nicht dümmer, wenn man wirklich mal allem auf den Grund geht. Zu sagen, alles war am Anfang Licht, sagt soviel oder sowenig aus wie irgendetwas anderes, da ist es tiefgründig und genauso wahr, wenn ich sage: Im Anfang war das Wort. Manche Inder sagen, am Anfang war Ommmm. Und ich kenne sehr gut einen Mann, der kann durch Mantras und Klangschwingungen Atombrennstäbe in Fukushima abkühlen, und er hat eine sehr gute schulische Ausbildung, hat sich mit Physik und Quantenmechanik beschäftigt. Ich kenne nicht seine Erklärung, wie es funktioniert, aber es dürfte wohl ungefähr so sein: Die Resonanz seines bei einem Guru eingeübten Mantras überträgt sich auf die ihn umgebende Luft, deren Atome quantenpysikalisch verschränkt sind mit den Brennstäben. Natürlich verschlungen um viele Ecken und Windungen. Aber er hat das alles vorbereitet und bedacht, den Erdboden durch einen speziellen magisch aufgeladenen Segen gesegnet ,durch dessen Mantras und Chantings er die schwingende Materie durchwirbelt, er hat ein hochwissenschaftlich und extensiv getestetes Aufladungsgerät von harmonischer Energie entwickelt, eine Folie, auf der einige Punkte aufgemalt sind in einer in vielen Versuchen und Tests entstandenen ausgeklügelten Anordnung, diese Folien gehen weg wie warme Semmeln und kosten über 1000 Euros. Diese Folie stellt er überall dort hin, wo er Ordnung und harmonische Energie haben will, damit lädt er das Wasser auf usw. Wenn ich jetzt den Eindruck erwecken wollte, er sei ein Scharlatan, will ich das nicht bestätigen, man kann sehr vernünftig mit ihm reden, er ist bewußtseinsklar und nicht manipulativ. Aber er ist von der Sorte Menschen der neuen Zeit, die ein universelles Bewußtsein haben, das ganze Universum und vielleicht Gott in seinen Überlegungen, den Blick auf das denkbar Kleinste und das denkbar Größte gerichtet und damit spielend. Eigentlich in einer sehr köstlich gewürzten universellen Brennsuppe, vielleicht etwas philosophischer ausgedrückt, in einem Zustand der Potentialität, ich kann nicht anders, als dies als Continuum zu bezeichnen, aber da wären wir wieder bei Star Trek.

bearbeitet von Einsteinchen
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Wenn zu mir einer sagt, nun wollen wir in uns gehen und uns sammeln, spottet schon mein verneinender Geist, dem es so scheint, als ob ich zerstreut wäre. Nämlich wie geht man in sich? Wie sammelt man sich? Am besten, man sagt da gar nichts. Alle dürfen den Eindruck vermitteln, daß man omnipräsent eigentlich sei, mit seinen Teilen eben im Universum zerstreut, von wo wir uns eben sammeln müssen. Aber die anderen meinen eben nicht, was sie wohl sagen. Da muss ich wieder an den Therapeuten denken in den Schweigesitzungen, wo wir mehrere Sitzungen lang kein einziges Wort geredet haben, weil mir nichts eingefallen ist, und er nur ab und zu gefragt hat: Wo sind Sie gerade? Das ist allerdings leicht verdientes Geld für ihn. Ich bin hier, hätte ich sagen können, aber das habe ich mich nicht getraut. Das wäre frech gewesen. Aber er war ein großer Zuhörer, im Grunde würde ich ihn wieder nehmen, seine Methode hat sicher irgendeinen Namen. Nondirektive Gestalttherapie oder was weiß ich. Wenn er etwas gesagt hat, hatte es Hand und Fuß, wie man so sagt. Das sagt Ewald auch immer über mich. Auch ich bin eigentlich ein guter Zuhörer, und am liebsten würde ich auch nur schweigen und ab und zu ein Hölzchen werfen, wenn man sich damit seinen Lebensunterhalt bestreiten und seinen Lebensstandard aufrechthalten könnte.

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Was würde ich tun, wenn mich ein Heinrich aus einem der 10 hoch 500 Paralleluniversen besuchen würde? Die Zahl ist nicht aus der Luft gegriffen, manche Physiker glauben, daß es so viele Universen gibt. Ich würde zuerst testen, inwieweit er mir gänzlich gleich ist, er ist es, und dann würde ich mit ihm ein Brainstorming machen, was wir schreiben sollen, denn uns geht noch eine zündende Idee ab, welche Geschichte wir schreiben sollen. Ein Brainstorming mit mir selbst allein funktioniert nämlich nicht sehr gut, ich müsste ja bewerten und mir Widerstand leisten, wenn es eine schlechte Idee ist, aber wie kann ich das ohne ein echtes Gegenüber, das nicht ich selbst bin? Der eine hat eine Idee und sagt, He, das ist eine großartige Idee, ich wäre nie drauf gekommen, was ironisch ist, denn der andere ist ja derselbe wie ich. Ich könnte endlich einmal sagen, weißt du noch, wie du dies und jenes gedacht hast, während ich jetzt immer noch sagen müsste, weiß ich noch, wie ich dieses und jenes gedacht habe, was ja eine ganz andere Wirkung hat. Ich könnte mich mit Du anreden und die Kritik oder das Lob, das der andere mir macht ist von gänzlich anderer Qualtität, als wenn ich alles in mir ausmache. Die Aborigines von Australien haben ein Ritual, das Walkabout, sie gehen solange auf Wanderschaft, bis sie sich selbst treffen. Ich werde das wohl nicht tun, ich müsste eine Reise tun, hier im Westen ist die nächste Analogie wohl der Jakobsweg, und man trifft da ja sich nicht wirklich selbst, sondern es ist irgendwie nur symbolisch gemeint, während ich einen starken Zug nach echter Wortwörtlichkeit habe. Ich kann mich nicht mit Du anreden, das wäre albern, aber vielleicht kann man das ja üben, es hat mir ja schon so mancher vorgeschlagen, daß ich mich vor den Spiegel setze und mit ihm rede, was ich nicht tu, das ist und bleibt albern. Es muß ein echtes Gegenüber sein, das gleiche Ich, aber mit derselben Freiheit wie ich, wo ich selbst kaum weiß, welche Reaktion er macht auf meine Worte, obwohl er gänzlich gleich aufgebaut ist. In der Literatur gibt es solche Gedankenexperimente, zum Beispiel von Ferdinand Raimund, Der Alpenkönig und der Menschenfeind, wo der Menschenfeind auf sich selbst trifft, allerdings durch die Zauberkraft des Alpenkönigs. Aber das sind alles Märchen und fantastische Annahmen, die wie ich bemerke, jeder sich schreiben traut, aber wenn ich mich mit solchen phantastischen Möglichkeiten befasse, na, dann weiß ich eh, wo ich dann immer hingehe. Diemal bleibe ich aber draussen, denn es ist alles nur Literatur, und in der Literatur ist alles möglich, leider scheint es so zu sein, daß nur in der Literatur alles möglich ist, aber nicht in der Wirklichkeit. Darum ist die Literatur mein Metier. Hier darf man fabulieren, in der Wirklichkeit müsste man hingegen sagen – lügen. Dabei will ich immer die Wahrheit sagen, wie leer klingt es für mich manchmal, wenn es heißt, in Märchen ist eine tiefe Wahrheit versteckt, das hat mich schon als Kleiner nicht beeindruckt, es war nicht wirklich wahr, wenn ich eine Sage gelesen habe, daß dieser oder jener Berg einmal ein Riese war, der versteinert wurde. Da wurde die Geschichte entwertet, als ich herausbekam, dass das nur eine Sage ist, und wenn ich dann höre, daß da eine tiefe Wahrheit drinsteckt, dann habe ich dicht gemacht. Was habe ich davon, wenn ich lese, wie aus Stroh Gold gespinnt werden kann, wenn ich die Nutzanwendung nicht finde? Von symbolischem Gold kann ich nichts kaufen, und doch glaube ich, ich könnte Geld flüssig machen, eine verfängliche Redensart, denn bei meiner psychischen Struktur und bei der magischen Unerbittlichkeit des Universums meine ich jetzt nicht, daß damit gemeint ist, ich könnte einen Schein in Wasser auflösen, so daß das Geld flüssig ist, sondern ich meine, daß ich Geld auf mein Konto transferieren lassen könnte, und mir irgendwo Geld zukommen lassen könnte. Der Grund, warum ich noch nicht so viel habe, wie ich wohl will, ist, weil Gott oder das Universum alles wörtlich nimmt und viel unerbittlicher zwischen bildlicher und wörtlicher und symbolischer Redeweise unterscheidet. Es ist ja schon fast das ganze Sein in Redewendungen codiert, in eingefrorenen Worten, so daß man zwar leicht sagen kann, ich wickle Gott um den Finger, daß er mir Geld gibt oder ich schnapse mir mit ihm etwas aus, oder ich schaue ihm tief in die Augen, wenn ich das Auge in Wirklichkeit noch nicht gefunden habe. Ich kann ihn weder über den Tisch ziehen, noch ihm ein Stück Weges entgegenkommen, noch ihm meine Hand reichen, im Meer der Gleichnisse bin ich orientierungslos wie ein Blatt im Wind, beten hilft nicht, so funktioniert es nicht, und doch glaube ich, daß das Wort wirkt, das magische Zauberwort, wie heißt das Zauberwort, sagt man zu den Kindern, wenn sie etwas bekommen wollen, und für mich heißt es, wie heißt das Zauberwort, wenn ich etwas bekommen will. Irgendein Ritus, irgendeine Geste, eine Handlung, eine Tat, ein Wort, wirkt, öffnet neue Tore (oweh, bildliche Redeweise) ich könnte dauernd durch Bilder und Redewendungen streifen, aber wie man das Wort in klingende Münze umwandelt habe ich noch nicht heraus.

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Im Traum lebe und empfinde ich immer am Intensivsten. Heute war ich wieder in einer Art echten Hölle, oder vielleicht sollte ich eher sagen, in einer kafkaesken Situation. Da gehen die Gefühle alle auch an den Körper, an die Nieren, den Bauch, während ich am Tag nie meinen Körper oder die Gefühle spüre. Da gab es Menschen, die sich in wahre Teufel verwandelten und andere, an denen ich mich halten sollte, weil sie es gut mit mir meinten, aber es war ihnen nicht anzusehen, welche innerlich Schafe waren und welche innerlich reißende Wölfe,mir wurden Fragen gestellt und ich wurde vor Prüfungen gesetzt, und je nachdem, wie ich mich verhielt, war es gut oder schlecht, eine falsche Antwort, und der Teufel war da, eine richtige – und ich entkam einer gräßlichen Situation. Aber ich hatte kein Kriterium, nach dem man richtig von falsch unterscheiden kann, es war ein Glücksspiel, beim Prüfen von Geistern bin ich noch ein Anfänger. Und doch beunruhigt mich das nicht, es ist nicht schlimmer als das Himmel-und-Hölle-Spiel, das wir als Kinder gespielt haben, wo wir aus Papier ein Orakel gefaltet haben und ausgiebig damit gespielt haben. Es war auch da schon ein Glücksspiel, der Willkür des blinden Schicksals ausgeliefert, ob man in den Himmel oder in die Hölle kommt. So einfach sagen, man muss nur brav sein, funktioniert da nicht, denn brav bin ich eh immer, auch wenn ich rauche, was ich ja nicht tun sollte, denn das ist Selbstmord auf Raten. Was mich wirklich giftet, ist, daß ich so skrupulös bin, es ist zwar andererseits wieder gut, weil man sich ja erforschen muss, aber andererseits denke ich mir, die anderen Menschen machen sich gar nicht so viel Umstände mit sich selbst, und denen geht es gut, aber vielleicht täuscht mich das nur. Ich brauche nur an die bedauernswerten schönen Mädchen denken, die schlank sind und vor dem Spiegel verzweifelt sagen: Ich bin zu dick. Ich selber kann mich leider nicht im Spiegel betrachten, aber ich glaube ich hätte keine Probleme, wenn ich mir selbst begegnen würde. Da käme ich gut mit mir aus. Aber der Spiegel hat etwas, das immer exakt das gleiche tut, wie ich selbst, und das ist mir unheimlich. Ich spiegele mich viel lieber in anderen Menschen, da finde ich viel klarer Verhaltensweisen und Haltungen, die ich in mir selbst finde, und da bin ich viel weniger skrupulös, sondern bin ein Menschenversteher. Aber, wie ich fest überzeugt bin und mir der Traum gesagt hat, in jedem Menschen ist ein Engel und ein Teufel, und es ist gut, wenn ich nicht so vertraueensselig bin, wie ich manchmal bin. Übringens, Ewald ist eindeutig in seinen Worten, er sagte, für mich legt er jederzeit die Hand ins Feuer und er verbrennt sich nicht, für mich geht er locker in die Hölle, sagt zum Teufel Grüß Gott und kommt wieder heraus, ohne sich zu verbrennen. Ich weiß bei ihm nie, was er wörtlich oder bildlich meint. Was mir zu einem Schriftsteller fehlt, ist die Gabe, zu kritisieren und zu urteilen, gut als gut zu bezeichnen und böse als böse, eine jede Geschichte lebt vom Kampf zwischen Gut und Böse, und es ist dumm, eine Soße zu machen, wo alle nur lieb und nett sind. Jeder andere Mensch scheint diese Gabe zu haben, und ich versage sie mir, weil ich Angst habe vor den Sprüchen wie: Urteilt nicht, damit ihr nicht verurteilt werdet. Oder: Wer zu seinem Bruder sagt, du Narr, ist des Feuers der Hölle schuldig. Oder, wie der Volksmund sagt: Wer´s sagt, ist es selbst. Und ich kenne ja die Bücher, wo Jahwe als Teufel dargestellt wird und Luzifer als Gott, wo unten und oben vertauscht werden und die Hölle als immerwährende Party und der Himmel als langweiliger Singverein dargestellt wird. In dieser Brennsuppe brodle ich im Traum, in wachen Stunden und in meinen Überlegungen und Meditationen. Das alles könnte ich gut à la Terry Pratchett beschreiben, da müsste mir sehr viel dabei einfallen. Denn Hexen, Dämonen und Engel, Zauberer, Magier und Scharlatane, Mentalisten und Aufgeklärte gehören zu meinem Repertoire, mit denen gehe ich dauernd um. Und es ist eigentlich bemerkenswert, daß ich das keinem Menschen spüren lasse, denn ich bin ein ganz harmloser Bürger, der die Menschen, denen er auf der Straße begegnet, so nimmt, wie sie sind.

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Ich hatte schon einmal ein Erlebnis, wo ich ganz eindeutig glaubte, das Universum habe etwas manifestiert und materialisiert, aus dem Nichts heraus. Ich saß stillvergnügt vor meinem Computer, versunken in meinen Aktivitäten, ruhig und konzentriert. Es war eine stille Nacht, es war eine Nachtsession, ich habe in einem Forum geschrieben, ich betrachtete ganz still die Zeitangaben auf dem Bildschirm, die Computeruhr, digital zeigte einen Zeitpunkt an. Wo ich jetzt diesen Text schreibe, ist es gerade 04:21, 22.8.2012, ich war hypnotisiert von den exakten Angaben, das Posting geschrieben um exakt diesen und jenen Zeitpunkt, mein Nick registriert zu diesem und jenem Jahr, ich war in einem Zustand, wo ich fix glaubte, ich wäre gerade in einem falschen Jahr, ein paar Jahre in die Vergangenheit versetzt, ich las: geschrieben von [mein Nickname] am (Tag/Monat/Jahr hh/ss), aber ich las ganz klar 2008 und es war aber 2011, ich kann es jetzt nicht mehr so gut rekonstruieren, aber solche Phasen, wo die Zeit verrückt spielt hatte ich mehrmals, meistens ging ich dann den nächsten Tag in die Klinik. Es war eine Phase, wo ich solche Sachen schreibe:

Was ist Zeit?
(geschrieben zur rechten Zeit)
Es ist 9.6.2003 4 Uhr 28 ['28' durchgestrichen] 29 und 45 Sekunden, wenn ich diesen . Punkt mache, (auf meiner Armbanduhr).
Der Punkt (.) vor dem Wort 'Punkt' ist dieser gemeinte Zeitpunkt.
In klareren Worten: Es ist auf meiner Armbanduhr exakt 4 Uhr 29 min und 45 Sekunden.
"Die Zeit vergeht im Sauseschritt, und wir alle sausen mit"

frei nach Wilhelm Busch.

Und da war die Materialisation: Neben dem Laptop lag ein kleiner Stift, mitten aus dem Nichts. Ich bin überhaupt nicht erschrocken, es war selbstverständlich, ich nahm den Stift, und da ich auf dem Computer kein Bildschirmcapture-Programm hatte um mein Posting zu dokumentieren, daß ich soeben im Jahr 2008 bin, nahm ich den Stift und malte das Posting mit allen Details wie ein mittelalterlicher Mönch ab, alle Zeitangaben, wie um zu beweisen, daß ich durch die Zeit reisen kann. Ich malte es korrekt ab, wie ich nach dem Aufenthalt im Krankenhaus feststellen konnte. Allen meinen Klinikaufenthalten gehen Zeitanomalien voraus, 2001 verlor ich in der Firma die Übersicht über Nacht- und Frühschicht, und kann verlorene Zeiten nicht mehr rekonstruieren, das war die Zeit, wo ich mit überirdischer Kraft Star Trek-Episoden ins Internet gestellt habe, 2003 war es so und 2011. Immer war die verspielte Träumerei mit dem Computer der auslösende Faktor.

Aber die Manifestierung des Stifts kann ich im Nachhinein erklären, ich war in einem Automodus, wo das Bewußtsein völlig ruhig am Geschehen auf dem Bildschirm war, versunken in dem, was dieser oder jener Poster gerade schrieb oder dachte, und ich habe in diesem versunkenen Zustand wohl in meiner chaotischen Schreibutensilienschachtel gekramt, und ohne davon ein Bewußtsein zu haben den Stift neben den Laptop gelegt. Und es fühlte sich ganz klar und ohne sich zu erschrecken so an, als ob mit einem Augenblinken der Stift da war. Die rechte Hand wußte nicht, was die linke tut. Da ist noch viel Forschungsarbeit nötig, um das zu verstehen. Aber die sogenannten Mentalisten haben das ausgiebig studiert, es gibt im Internet die Filme zu bewundern, wie ein Mentalist spiritistische Sitzungen veranstaltet und die unglaublichsten Wunder vollbringt, aber, sie machen es sich zur Ehre, zu sagen, es geht alles mit rechten Dingen zu, man muss es nur herausfinden, jeder hat den Ehrenkodex, nichts zu verraten, da frage ich mich, wie es geht, daß man zur Gilde der Zauberer und Magier hinaufgelangt, jeder hat sein striktes Geheimnis und sein Mysterium und man wird nur in diesen heiligen Hallen aufgenommen, wenn man als Lehrling sein Gesellenstück macht, dann verraten sie vielleicht ein paar Tricks. Als der große Houdini seine Tricks vorführte, glaubte der nicht minder intelligente Sir Arthur Conan Doyle, der Erfinder von Sherlock Holmes, daß er mit Hilfe der Vierten Dimension arbeitete und daß Houdini dematerialisieren kann. Aber ich bin viel zu kritisch und will auch alles nachvollziehen können und verstehen, als daß ich das einfach glaube, glaube andererseits doch so manche Wunder, kann sie aber mit der gleichen Schärfe dekonstruieren. Es ist ein fließender Übergang bei mir zwischen Religiösem und harter Technik und Science fiction. Ich fühle mich in beiden Domänen wie zu Hause.

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Wenn mein Blick in die Ferne geht, sieht Ewald das sofort, und er fragt, was ich denn denke. Ich sage, ich überlege, irgendetwas zu schreiben und er lacht: Willst du etwa ein Buch schreiben, fragt er lachend. Ja, sage ich, aber ich weiß noch nicht, welches. Er schlägt vor: Der westliche und der östliche Philosoph, und er meint da mich und ihn. Das ist ja gerade das, was ich immer im Geheimen will, mich und ihn und unsere Beziehung zu beschreiben, wie es kommt, daß ein Mensch wie er mit einem IQ von 70 und ich selbst mit meinen vielen Büchern so eng miteinander verflochten sind. Er sagt, ich bin der einzige, der auf Augenhöhe mit ihm ist und dass wir uns einander am besten von allen Menschen verstehen. Da er sich als Philosoph sieht, frage ich ihn, ob er etwas Philosophisches weiß. Er lacht und sagt: Die Tränen der Menschheit sind ein Rinnsal, dann ein Bach, ein See und dann ein Ozean. Erst da wird die Menschheit begreifen, daß sie zusammengehört. Ist das von dir, frage ich. Ja, sagt er, das wirst du in keinem Buch finden. Ich sage, daß ich nichts Philosophisches weiß, denn es ist schon alles in Büchern gesagt worden und ich sage nicht das, was schon in den Büchern steht. Da er auf Philosophie-Modus gestimmt ist, frage ich ihn unvermittelt, was Erleuchtung ist. Er sagt: Ganz einfach, wenn man Gutes tut, wenn man weise ist. Er sieht, daß mein Geschirr nicht abgewaschen ist und sagt: Darf ich dir das Geschirr abwaschen? Ich sage, wenn Du willst, und er wäscht das Geschirr ab. Ich selbst leide ja nicht unter der Unordnung, die in meinem Zimmer sich mit der Zeit entwickelt, aber mit Ewald bleibt mein Zimmer immer sauber. Ich mache derweil einen Kaffee, und nachdem das Geschirr abgewaschen ist, serviere ich ihm den Kaffee. Er bedankt sich vielmals, und ich bemerke, daß ich mich eigentlich nie bedanke, ich nehme alles aus meinem westlichen religiösen Standpunkt als Gnade, ein Konzept, das er als Östlicher nicht kennt. Einmal hat er wieder festgestellt, daß mein Zimmer unsauber ist, und er hat einen Tag bestimmt, an dem er zusammenräumt. Um ihm nicht im Weg zu stehen, lege ich mich ins Bett und höre seinen Ausführungen zu, was ich nämlich gut kann, ist Zuhören, er kann gut reden, wenn es auch ganz belanglose Dinge sind, die ich nie zur Sprache bringen würde. „Heute habe ich meine Jacke gewaschen, dann habe ich die Hose gebügelt“ und solche Sachen. Ich bemerke, daß ich in ihm einen unschätzbaren Freund gewonnen habe, der das macht, was ich nicht kann, nämlich auf Sauberkeit achten. Mir macht Unordentlichkeit nichts aus. Ich sehe seine Hilfe als Geschenk Gottes und überlege, daß ich das erreicht habe, was ich in einem Buch, das mich verführt hat, ein westliches, gelesen habe: Gar nichts tun und alles erreichen. Mich sticht der Hafer und ich sage zu Ewald: Weißt du, worüber sich westliche Philosophen Gedanken machen und zeige ihm das Buch mit diesem Titel. Er sieht nicht die Ironie darin, daß ich nichts tu und Ewald für mich arbeitet. Ganz so ist es nicht, denn ich gebe ihm 20 Euro, worüber er sehr froh ist, aber er will das Geld nicht annehmen, er gibt es mir ein paar Tage später zurück, denn er hat Angst, mich auszubeuten. Als er fertig ist mit dem Aufwischen sagt er unvermittelt: Jetzt ist es sauber, jetzt kannst du glücklich sein, Papa. Ich weiß aber, daß er keinen Vater gehabt hat und auch keinen, den er Papa genannt hat. Ich wundere mich über diesen Ausspruch und meine Gedanken kreisen um Jesus mit seinem Abba und dass alles so von selbst geht, wenn man in der Gnade lebt.

 

 

Mein Buch (Auflage 20 Stk). heißt übrigens: "Mein Freund Ewald"

bearbeitet von Einsteinchen
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Ich hatte schon einmal eine Geschäftsidee, die ich allerdings nicht ausgeführt habe. Die Gesellen in der Arbeiterzunft schicken ja meistens den dümmsten Lehrling in die Apotheke um zum Beispiel eine Flasche Ibidum zu kaufen. Der Lehrling geht in die Apotheke und sagt, ich möchte eine Flasche Ibidum. Die Apotheker lachen und sagen, da haben sie dich drangekriegt, denn das heißt „Ich bin dumm“. Ich hatte vor, eine Sammlung von diesen Sachen anzubieten, so daß die Lehrlinge erhobenen Hauptes zurückkehren konnten mit dem Verlangten. In der Firma bin ich sehr oft mit solchen Sachen in den April geschickt worden, und ich machte immer gute Miene zu diesem Spiel und war daher auch sehr beliebt. Denn Ibidum klingt ja beinahe lateinisch. Ich war der Narr und der Clown und erreichte doch ehrlichen Respekt. Die Mädchen fürchtete ich, aber auch das war im Grunde eine Gaudi. In der Klinik war ich fähig, perfekt mit ihnen umzugehen. Mit mehr als einer erträumte ich mir eine perfekte Ehe. Wie mich das ärgerte, daß ich zu Weihnachten, nach einem Aufenthalt von einem meiner Geschwister das Buch geschenkt bekommen habe: „Die Heilige und ihr Narr“. Ich habe das Buch nicht gelesen. In der Klinik bin ich fähig, zu sagen, was gesagt werden muss, die Pfleger, die Ärzte sind an das strikte Schweigegebot verpflichtet, und doch habe ich dort nur Sachen gesagt, die sie immer wieder zum Lachen brachten, auch dort verschleiere ich und umschreibe, schlage Haken und fabuliere, so daß nichts Verwertbares herauskommt. Wie Goethe halte ich etwas von „Dichtung und Wahrheit“. Ich mystifiziere wie er und zurück bleibt nur das Geschriebene, manches werde ich verbrennen oder umarbeiten, ich habe noch keinen Namen, bin unbekannt, stehe in keiner Zeitung, scheine in keiner Gerichtsakte auf, bin unbescholten und keiner Polizei amtsbekannt, über mich liegt nichts vor, außer ein paar Arztbriefe, bin in keiner Sekte, keiner Organisation, habe keinen Beruf und kann tun was ich will. Ich bin ein unbeschriebenes Blatt.

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Da mir vieles sehr sehr peinlich ist, und es Situationen gibt, wo man in den Erdboden versinken könnte, aber leider gibt es das nicht, daß man genau dann versinkt, wenn man es braucht, habe ich um Trost zu finden, Ewald gefragt, ob er eine solche Szene schon einmal erlebt hat. Da erzählte er, wie er schon als Junge furchbar bestraft worden ist, und er es sich sein ganzes Leben lang gemerkt hat. Da gab es einen Mann mit Namen Winter, und Ewald sagte zu ihm: Winter, wo ist der Frühling, der Sommer und der Herbst? In jener Zeit kannten die Vorgesetzten keinen Spaß und prügelten solche Vorwitzigkeit aus dem Menschen heraus. Er sagte, er ist geschlagen worden wie ein Tanzbär. Ewald hat immer diese schönen bildhaften Gleichnisse. Denn einen wirklichen Tanzbär hat man ohne Gefühl geschlagen, denke ich. Wir wurden hingegen nie geschlagen, und doch habe ich auch alles eher nach der schwarzen Pädagogik von Alice Miller angenommen, ohne je geschlagen worden zu sein. Wenn er andeutet, daß er befürchtet zu sterben, sagt er es nicht direkt, sondern sagt zum Beispiel, dann bin ich wie ein kalter Hering. Auf jeden Fall ist er wunderbar diskret und hat den Anstand in den Zellen, daß nie eine Peinlichkeit aus ihm herauskommt. Über Tabuthemen redet er so diskret, wie man nur diskret sein kann, nie macht er sexuelle oder anzügliche Anspielungen, obwohl seine Filme großteils so viel Trash sind und meiner Meinung nach Splattermovies sind und obwohl er zwei Kinder hat, und eine Exfrau, die er aber nicht sehen darf. Von ihm kann man sich eine Scheibe abschneiden, wie er sagen würde. Er ist ein Sack von Sprichwörtern und stehenden Redewendungen, die er immer richtig anwendet, was ihn aber auch immer in die Bredouille bringt, zum Beispiel, wenn er zur Richterin sagt, aber Frau Richterin, haben Sie nicht bemerkt, daß Sie der Psychiater über den Tisch gezogen hat? Mir scheint, Sie sind befangen, und ich möchte ganz klar auf den Tisch haben, was Sie über mich in der Hand haben. Aber so hat er wenigstens doch erreicht, daß er ein unverbindliches Gespräch bekommen hat zwischen der Richterin, einer Psychiaterin und ihm selbst. Er sagt, wenn die Richterin nervös ist, aber Frau Richter, in der Ruhe liegt die Kraft, worauf sie sagt, sieh da, Sie sind ja da sehr weise, worauf er sagt, ja, das war ich schon immer. Ich habe es schwarz auf weiß, daß ich Ihnen entgegenkomme, jetzt müssen auch Sie mir entgegenkommen. Er kämpft da um die Aufhebung der Sachwalterschaft, denn er weiß, dass das Entmündigung ist. Er weiß genau, in diesem Geschäft bekommt man das Brot um 0,70 und in jenem kostet es 0, 90 und er kennt überall die billigsten Artikel, das sollten sie ihn fragen, während ich hingegen locker Überschlagsrechnungen mache und einen viel lockeren Geldumgang habe. Er dreht jeden Euro und Cent dreimal um, bevor er ihn ausgiebt, da kann ich mir selbst ein großes Stück Scheibe von ihm abschneiden. Aber er hat auch ideelle Werte, wenn er einen Buddha sieht, der 100 Euro kostet, aber er ist reduziert auf nur 50, dann ist es ihm das Geld wert. Mir ist ein Buch bisweilen so viel wert. Ich habe von ihm gelernt, daß ich jetzt die Preise wie er vergleiche, aber da spielt mir meine Ideologie einen Streich, derzufolge man wie ein Prasser leben muss und das Geld mit vollen Händen ausgeben, damit das Universum es auch wieder mit vollen Händen zurückgibt. Aber ich glaube nicht an das Universum, das ja nach dieser Theorie funktionieren soll, vor allem, daß es das Wort „nicht“ nicht kennt. Dem zufolge soll man nicht affirmieren: Ich bin nicht krank, da sagen die Ideologen man muss sagen, ich bin gesund, aber ich meine, der wirkliche Gott kennt sich auch mit doppelten Verneinungen aus, es müsste auch funktionieren, wenn man sagt: Ich bin nie wieder krank, oder arm, oder was auch immer man nicht will. Gott ist doch kein Automat, der zickig wird wenn man das falsche Wort hineinwirft, oder vielleicht doch? Mit meinem Fluch, den ich gegen das Rauchen ausgestoßen habe, habe ich bis jetzt auf jeden Fall noch nichts erreicht. Ich habe meine Sucht mit Ewald besprochen, und er hat gesagt, das Rauchen aufhören ist verdammt schwer, er habe drei geschlagene Wochen lang immer Vögel vor seinen Augen herumfliegen sehen, ich fragte, so richtige Vögel, was er bestätigte. Ich sagte, ich habe große Angst vor den Entzugserscheinungen, aber ich werde zum Glück nichts sehen, ich habe keine Halluzinationen diesbezüglich, aber mein ganzes Sinnen und Trachten war nach dem denkwürdigen Tag, als ich wie in der guten alten Zeit im Geschäft aufschreiben durfte, es noch einmal zu versuchen und ersparte mir nicht die Peinlichkeit, es noch einmal zu versuchen, es ging nicht, ich blamierte mich. Nun weiß ich, das Rauchen ist eine Sucht, die größer nicht sein kann, teuflisch und böse, ich würde jede Peinlichkeit dafür in Kauf nehmen. Ich würde die Stummel auf der Straße aufsammeln und habe es ja auch schon getan, aber ich würde nie jemanden anschnorren, höchstens die Geschwister, aber wie peinlich das nur ist und wie entwürdigend, dabei schnorren mich auf der Straße immer die Leute an, so mancher abgezerrte Typ hat mir schon die Hand vielmals geküßt, weil ich ihm zwei, drei Zigaretten gegeben habe. Sehr oft ist es schon passiert, daß ein Bündel von Ausländern mir die Zigaretten abschnorren, sie können ja nicht deutsch, sie gestikulieren, nehmen eine Zigarette, zeigen auf ihren Anhang um anzudeuten, daß sie auch bedient werden möchten. Und ich gebe sie her, lasse mich blenden von ihren Segnungen, wie das Verneigen oder das Handküssen. Wenigstens habe ich noch nie bei einem Fremden geschnorrt, ich habe noch nie auf der Strasse gebettelt, so weit bin ich noch nicht gesunken, aber ich habe schon vielen Schlawienerinnen und schönäugigen Frauen Geld gegeben, ich wollte sie mit meiner Güte erschlagen durch großzügiges Geben, aber sie haben da keinen Boden und wollen noch viel mehr. Einer weinenden und verzweifelten Bettlerin habe ich 100 Euro gegeben und sie hat gesagt, du bist ein Engel, und eines ist sicher, wenn ich diese hundert Euro verliere, hänge ich mich auf. Eine Woche drauf sah sie mich wieder und sagte, sie habe die Euro verloren, und aufgehängt hat sie sich nicht, sondern war weiterhin eine Bettlerin. Ich muss aber auch gestehen, daß ich das leichtfertige Geben buchstäblich hundertfach zurückbekommen habe, da muss ich durchaus Jesu Spruch bestätigen, aber ich bin verpflichtet, ein Kleinkrämer und Knauserer zu sein, ein Pedant und Mikromane, wie sagt schon Hermes Trismegistos, wie oben so unten, wie im Großen, so im Kleinen. Da das Universum ja eh holographisch aufgebaut ist, operiere ich im Kleinen, in der luftigen Esoterik wirkt es sich ja eh auch im Großen aus.

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Kann Jesus Poker spielen? Da muss man bluffen und ein Pokerface aufsetzen, wenn man kein Blatt hat. Vielleicht schon, denn er wird auch klug wie die Schlange sein und sanftmütig wie die Taube. Man kann da nicht einfach nur gut im Sinne von harmlos brav sein, so wie Ewald immer sagt: Gutheit ist Blödheit, wenn er daran denkt, daß er geheiratet hat. Es gibt ja den dummen Spruch, zu gut für die Welt, nein man muss kämpfen mit Hauen und Stechen, mit Fäusten und Schwertern, und man kann doch friedlich dabei sein, Ewald tut es mit Karate, ich tue es mit meinem Versuch, das metaphysische Schwert, über das ich geschrieben habe zu verstehen, und mit Worten. Eine schlagfertige Antwort ist schon ein Schlag, aber auch ein Ratschlag ist ein Schlag. Ich habe im Zorn einmal zu jemanden gesagt, der Schlag soll dich treffen, das ist mir seitdem so zuwider, daß ich, um diesen Ausbruch rückgängig zu machen, immer an Schlagobers denke, das wäre eine linde Prophezeiung meines Fluches, wenn die Zielperson irgendetwas mit dieser süßen Speise erlebt, das diesen fatalen Satz erfüllt. Aber das sind alles diese Art von Flüchen, die sich schon irgendwie erfüllen werden, wie man so sagt, scheiß der Hund aufs Feuerzeug. Würde das passieren, wäre das wohl ein Zeichen, daß ich mit dem Rauchen aufhöre. Ich habe ja nie so richtig geflucht im Leben, ich habe höchstens gesagt, Scheibenkleister, während meine Tante immer gesagt hat Krauthäupel noch einmal, weil es mit Kr anfängt. Ewald sagt sehr gerne „Scheiße, verdammt“ und ich sinniere immer über diese Worte, und wie sie sich wohl erfüllen. Ein beliebtes Wort ist auch „Wahnsinn“, alles, was irgendwie ungewöhnlich ist, wird quittiert mit „a Wahnsinn“, Es gibt einen Ort, wo das Wort nicht erwähnt wird, in der Nervenklinik, dort sind auch die Würfel mit der Zahl 6 durch ein Sternchen ersetzt, weil sechs wie Sex klingt. Für den empfindlichen Polen Johannes Paul II musste Maria Pötsch umgenannt werden in Maria Potsch, weil Pötsch irgendeine Schweinerei in Polen ist, in meiner Mundart gibt es das Wort Pötz, das ein sehr schlimmes Schimpfwort ist. Mutter hat, wenn sie sehr zornig war, immer gesagt: Trumpfloch! , was das wohl bedeuten mag? Tsauk, dieses Wort habe ich einmal aufgeschnappt und gesagt, ich weiß bis jetzt nicht, was es bedeutet, aber das haben wir unter keinen Umständen sagen dürfen, wenigstens haben wir uns nicht den Mund mit Seife waschen müssen. Mit dem Nachbarkind haben wir gerne ein Frage- und Antwortspiel gespielt, es gab einen Stapel mit Fragen und einen Stapel mit Antworten, auf jede Frage musste man eine zufällige Antwort vorlesen, und das ergab witzige Szenen. Eine Frage lautete und wir lasen sie vor: „Hast du schon die Jungfrau bestiegen?“ Die Mutter war dabei und sagte empört: Geh, das sagt man nicht, Hör sofort auf, und das Nachbarkind sagte wissend, „Aber, das ist doch nur ein Berg in der Schweiz“ Und doch würde ich so ein Spiel in keinem Haus mehr dulden. Aber ich glaube, als Kinder haben wir alles mitgekriegt, da gibt es ja das dumme Lied, wenn wir nicht die Omi hätten, wo die Omilein verherrlicht wird, weil sie nicht aufklärt, da ja eh alles von selber geht. Die Furcht vor der Hölle und Verdammung haben wir durch das Spiel gelernt, Ein Uhr hats geschlagen, und die Hex ist noch nicht da. Und vor dem Krampus hat so manch einer zitternd beten müssen. Es gab aber auch furchtlose unter uns, die gesagt haben: Kramperl, Kramperl, Besenstiel, beten tu ich, wann ich will. Und über Generationen hielt sich der Witz, daß man dem Pfarrer Birnen bringt, und die Mutter trichtert dem Kind ein, zu sagen: Hochwürdiger Pfarrer, hier sind die batzweichen Birn´, und das Kind sagt dann zum Pfarrer, Batzweicher Pfarrer, hier sind die hochwürdigen Birn´. Das Sensorium für meine Ernsthaftigkeit und für Sünde und Erbsünde habe ich durch das Spiel gelernt: Ernst auf Ernst, was macht der Ernst? Ein finsteres Gesicht. Wer lacht, kriegt eine Watschen ins Gesicht. Da ich lachte, kriegte ich auch die Watschen. Wenn ein Gewitter war, durfte man nicht lachen. Mein Vater hat sich sehr bemüht, uns Kindern beizubringen, daß das alles nicht so schlimm ist, aber er hat von seiner Großmutter erzählt, die dann immer gesagt hat, der Himmelvater greint, weil ihr etwas angestellt habt. Obwohl der Vater da aufklärerisch war habe ich eher Urgroßmutters Haltung übernommen. Im Einserjahr ist das Haus abgebrannt und genau 100 Jahre später hat ein Unwetter und Blitz meine Computer zerstört. Es war zur Zeit von 9/11 und in der Firma stotterten ich und meine Freunde, die Türken und Moslems, um eine gemeinsame Haltung, wie das alles zu bewerten ist. Ich arbeitete diese unzähligen Momente in der Klinik ab. Ich war in der Firma Qualitätskontrollor und ich sagte zum Doktor, ich bin der Qualitätskontrollor, was da eine ganz andere Bedeutung bekam. Ich sagte, ich bin der Betreuer (nämlich der Maschinen), und habe nun ach, selbst einen Betreuer. Ich spielte in der Klinik den Psychiater, und sagte zu einem Mitpatienten in diesem typischen Tonfall: Willst du darüber sprechen, worüber er sehr lachen musste, und habe nun selbst einen Psychiater. Aber ich bin der Meinung der gutsituierten Amerikaner, einen Psychiater hat man nicht, sondern man hält sich einen. Ich sitze gern im Wirtshaus bei einem Halbe Bier, mit dem Bierdeckel, drauf steht: Hast ein Kaiser, bist ein Kaiser. Früher ist man in ein Geschäft gegangen, hat eingekauft und dann gesagt: Aufschreiben. Das gibt es auch nicht mehr. Aber was passiert? Ich gehe in die Trafik, in einer Großstadt, frage den Trafikanten, welche die billigsten Zigaretten sind, und er sagt nur, ah, dich kenne ich gut, du kommst eh immer, du kannst aufschreiben lassen, aber nicht weitersagen, das bleibt unter uns. Ich muss aufhören und besiegle das mit dem Fluch: Scheiß der Hund aufs Feuerzeug.

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Das Leben ist ein Traum, eine Geschichte, und ich bin angetan von der Ähnlichkeit zwischen den Wörtern Traum und traumatisch. Ich suche immer nach traumatischen Erfahrungen. Denn es heißt, um die Ursache seiner Probleme und Neurosen zu finden, muss man sich erinnern, was sie ausgelöst haben. Aber man kann ja traumatische Erfahrungen nicht erinnern, weil man sie verdrängt hat, und wie Freud glaube ich, daß alles Verdrängung ist, allerdings nicht so sehr auf Sexualität fixiert. Eine saubere traumatische Erfahrung geht wie ein metaphysisches Schwert durch den Menschen, die Klinge ist so fein, daß sie den Menschen nicht tötet sondern nur subtil einige Atome leicht bewegt und ein paar Bindungen kappt. Und ich glaube durch jeden Menschen werden dauernd solche Schnitte gemacht, bei den geeichten Christen zum Beispiel dann, wenn es einen Rapport zwischen zwei Menschen gibt. Der eine ist ein Guru oder ein Priester, oder eine Person, die der Jünger verehrt und dem er göttliche Fähigkeiten zutraut. Dieser Guru läßt zum Beispiel seine Hand schwer von oben nach unten gleiten und von links nach rechts durchkreuzt, er hat ihn damit gekreuzigt, und der Jünger fühlt sich dadurch gesegnet. Das bewirkt etwas bei ihm, er ist auf jeden Fall christlich fixiert, versuche das nur einmal bei einem abgefallenen Katholiken, ich bin sicher, der würde dich erschlagen, ich würde ihm dies nicht verdenken von wegen der Taktlosigkeit. Wir haben ja eine sehr traumatische Religion, im Zeichen des Kreuzes. Dabei wäre es ja eine Tugend, wenn man sich auf ein paar Standpunkte festnageln läßt, ein Mensch ohne Standpunkte wird auch nicht geschätzt. Ich liebe nicht die Menschen, die sagen, mit dieser oder jener Haltung kreuzigst du Jesus wiederum, wiewohl ich ihn doch auch schon des öfteren aufgehängt habe – als Bild an der Wand. Aber ich war noch nie in der präkeren Situation wie in der Karrikatur von einem Priester, der einen Bausatz bekommen hat, den Jesus, das Kreuz und die Nägel, und dann steht er da und traut sich nicht. Ist ja nur gefühlloses Holz und leidensunfähige Materie wird der Gemütschrist sagen, und ein Bild ist ein Bild, eine Statue ist eine Statue. Und doch, wer traut sich, eine Fahne zu verbrennen oder die Bibel oder den Koran oder was ist mit dem Spruch, triffst du einen Buddha, töte Buddha. Wenn Ewald einmal diesen Satz hört, wenn er ihn so versteht, wie er verstanden werden soll, dann hat mein metaphysisches Schwert ihn durchschnitten, von oben nach unten, von links nach rechts, er ist dann ein bißchen weiser geworden, wenn auch nur um ein Photon, das diese Aktion von ihm gelöst hat. Er laboriert wie ich auch an diesen Geschichten von Verrat und Tod, keiner darf wissen, daß er bei mir zusammenräumt, ich habe ihm versprochen, daß ich ihn nicht an den Galgen bringe, indem ich von ihm erzähle, ich muss schweigen wie ein Grab, aber da bin ich wohl sowieso schon in des Teufels Küche. Aber da tröste ich mich mit Jesus, er hat was weiß ich für Wunder gewirkt, und gesagt, sagt es ja keinem weiter, und sie haben nur geplaudert. Sie haben verraten und sind doch keine Verräter. Da ich mit Freud angefangen habe will ich nur sagen, die schönsten Rosen sind die Neurosen.

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Ich sehe manchmal, angeregt durch die Geschichten von den Paralleluniversen, mich selbst in meinen vielen verschiedenen Ausführungen, den eher dicken Heinrich diskutieren mit dem schlanken von vor 30 Jahren, es sind fruchtbringende Diskussionen, die ich in meiner Phantasie ausarbeite, der junge schlanke war schon so weit wie ich jetzt bin, und ich kann viel von ihm lernen. Der dicke ist etwas abgeklärter und will dem schlanken erklären, wie eine Marienerscheinung funktioniert, denn ich bin stolz, daß ich bei religiösen Visionen nicht zu dem Bischof gehe, sondern zu einem Psychiater. Ich bin so abgeklärt, daß, wenn ich glaube, ich sei Jesus oder Heinrich der Große, immer in das Asyl des Wagner Jauregg gehe. Der schlanke Heinrich war gänzlich konsumiert, wenn er im Traum sah, daß eine Atombombe Prag ausradiert hat und der Dritte Weltkrieg in seinen Visionen abgelaufen ist, angeregt durch die Bücher, die er darüber gelesen hat. Was ich lese, baut sich in meiner Einbildungskraft in eine Geschichte um, die real wirkt. Darum bin ich immer in Angst, jetzt allerdings nicht, ich weiß, daß ich den Luxus habe, nichts unter meiner Kontrolle zu haben, ich bin da ein Nichts gegenüber Gott, der die Kontrolle hat, und ich denke daran, wie oft ich im Leben schon meinen Gotteskomplex abgearbeitet und analysiert habe, weil ich mich oft an seine Stelle gesetzt habe, was ich ja darf, wenn man mein kannibalistisches Eucharistieverständnis betrachtet, demzufolge man nur Jesus essen muss, und man verwandelt sich in einen. Ich bin überhaupt nicht abergläubisch, mich kann nichts erschüttern, im Mittelalter hätten sich die Leute bekreuzigt, wenn sie eine Maus im Fenster gesehen hätten, das hätte sicher eine düstere Bedeutung gehabt, jetzt schreibe ich indessen mithilfe einer Maus in ein Fenster. Es hat auch nicht mehr so eine erschütternde Bedeutung, daß ich regelmäßig im Cafe Engel eine Pizza Diavolo, scharf esse, und daß ich ein sehr gutes Verhältnis in der Arbeitszeit zur Frau des Bischofs gehabt habe. Das heißt, der Wirt hat Bischof geheißen. Ich denke bisweilen daran, was ich in meiner Klosterzeit so getan habe im Salzburg, wo ich in all meiner Depression lebte, die ich aber empört geleugnet habe, denn Depression ist Verzweiflung und nach Thomas ein Zeichen für fehlendes Gottesvertrauen, wo ich in einer Art von Euphorie einen Ausstieg aus meiner Situation gesucht habe, aber nie die Beendigung des Lebens, ich wanderte also auf den Nonnberg in Salzburg, traf dort einen sympathischen älteren Mann, den ich gleich in eine vertrauensvolle Diskussion verwickelte. Ich fragte ihn, ob er wüßte, wie man einen dezenten Abgang macht, da ich auf einem Berg war, lachte er nur und tätschelte meine Schenkel, ich ging also wieder den Berg hinab und war doch immer von Gott geschützt, denn ich glaubte damals, ich muss etwas Mutiges tun, ich bräuchte mich nur aus dem Fenster werfen oder irgendeine andere Mutprobe oder einen Vertrauensbeweis, wenn ich aus dem Fenster spring auf das harte Pflaster, würde ich wie ein Kaleidoskop neu erstehen, aber ich machte ja auch immer einen großen Radau und ließ das meine Mitbrüder wissen, so daß das alles vereitelt wurde. Solche Menschen, die anscheinend dauernd über den Glauben nachdenken und ihn hartnäckig analysieren darf man nicht mit Platitüden kommen, wie zum Beispiel zu sagen, wenn man keinen Glauben hat, muss man einen Sprung in den Glauben machen. Denn wenn man springt, kriegt man den Darwin Award, den Spottpreis der Atheisten, ein paar Gläubige haben ihn schon errungen, zum Beispiel der Pastor, der in der Badewanne das Gehen auf dem Wasser geübt hat, und dann einen Feldversuch gemacht hat auf dem Meer und jämmerlich ersoffen ist. Das hat aber überhaupt keinen Einfluß auf meinen Glauben, daß Jesus trotzdem auf dem Wasser gegangen ist, der hat eben den Trick herausgehabt, was wissen wir doch schon über die Physik? Ich habe, um dahinterzukommen mir viele physikalische Bücher verschafft und viele philosophische, ich bin wie Marx durch den Feuerbach gegangen, lese immer wieder Kant und Schopenhauer, und das haut mir regelmäßig das Heu aus dem Hirn, aber es macht Platz für eine Umstrukturierung des Glaubens, ich finde das Wort schön, das davon spricht, daß, je größer der Dachschaden ist, man einen viel schöneren Ausblick auf den Himmel hat. Das stimmt bildlich und wörtlich und symbolisch. Ich habe beim Theologiestudium gleich vom ersten Augenblick an aufgegeben, denn als ich mir den hochgeschätzten Thomas von Aquin vorgenommen habe, und wie er viele Bände geschrieben hat über die Versöhnung von Vernunft und Glauben, stieß ich auf die Anekdote, wie er gesagt hat zu seinem Schüler, was ich geschrieben habe, ist alles leeres Stroh, verbrenne es. Oder, wie ein Mitbruder bewundernd von einem Patristiker gesagt hat, er hat zehn dicke Bände über Patristik geschrieben, aber, ach, sagte er, ich habe nur auf der Oberfläche gekratzt. Das war der Keim zum Entschluß, aufzugeben. Ich war unendlich fasziniert von dem textkritischen Apparat, wo über ein Jota, ob es nun hingehört oder weggelassen werden muss, seitenlang geschrieben wird. Aber ich wollte das freischaffend tun, ohne Prüfung und nur zu meinem eigenen Spiel. Um mein skrupulöses Wesen zu demonstrieren lege ich eine Quarantäne um das Wort „freischaffend“, das so harmlos ist, denn freischaffend ist nur Gott.

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Warum ich das Rauchen nicht lassen kann

Jetzt schmeckt mir wieder diese Zigarette, die ich gerade rauche. Ich habe schon unzählige Zigaretten geraucht, die ich ja fast gar nicht mehr inhaliert habe, weil sie so einen häßlichen Geschmack hatten. Es hängt immer von meiner inneren Befindlichkeit ab. Wenn ich energiegeladen bin und mir etwas gönnen will, muss ich das mit einer Zigarette besiegeln. Was sind die Gründe für meine Sucht? Eine romantische Obsession scheint zu sein, daß ich durch das Mittel des Tabaks etwas von diesem Land einatme, in dem der Tabak angepflanzt ist. Es hält mich in Kontakt mit Indianerland oder von wo auch immer der Tabak herkommt. Da ich immerzu bete, mich von der Sucht zu befreien, und ich es erst dann als Zeichen der Erlösung ansehe, wenn ich diese Sucht nicht mehr spüre, finde ich es für nicht richtig, nicht zu rauchen, wenn der Drang da ist. Und dann ist da auch noch das viele Geld, das ich da hineingesteckt habe. Wenn ich aufhöre, ersehne ich irgendwie immer eine Wiedergutmachung und Rückerstattung des Geldes. Es ist in mir die hartnäckige Vision, daß ich jede einzelne Zigarette ausspeie, so daß ich einen riesigen Berg von Zigaretten ausspeie, und der Berg verwandelt sich in das Geld zurück, das ich dafür ausgegeben habe. Ich visualisiere auch bei einem Gang zum Automaten eine Wand vor dem Automaten und ich pralle von der Wand zurück, gleichsam als Wink Gottes, daß der Automat tabu ist. Aber ich würde, der ich alles für möglich halte, diese Wand abtasten und mich vielleicht fragen, ob das nicht eine Illusion ist und würde versuchen die unsichtbare Wand zu durchschlagen, wenn sie stabil wäre, würde ich warten und beobachten, wie die anderen Menschen sich eine Zigarette vom Automaten holen, und wenn ich sehe, daß für sie die Barriere nicht gilt, dann wäre mir klar, daß das nicht das richtige Zeichen wäre, mit dem Rauchen aufzuhören. Ich würde testen, ob für mich auch vor den anderen Automaten eine solche für mich wirksame Barriere wäre, das würde nur bedeuten, daß ich mich hypnotisiert habe, und ich wäre verpflichtet, das als Illusion zu durchschauen. Es ist das ein Kampf in mir, wie ich mir wirksam etwas verbiete und verbaue, ohne mit irgendeiner Krankheit oder einem psychischen Defekt zu bezahlen. Wenn ich das Zigarettenproblem angehe, gehe ich es immer gleich global an, wenn ich nicht mehr rauche, dann raucht keiner mehr und ich lasse mich von den Phantasien hinreissen, was wäre, wenn auf einmal keiner mehr raucht. All das Elend über die arbeitslosen Trafikanten und die verminderten Steuereinnahmen, das wäre ja noch ein kleines Übel, aber wenn ich denke, ich wäre gleich ganz gesund, und weite das auf die Menschheit aus, würde das riesige Gesundheitssystem zusammenbrechen. So eine Welt kann ich mir gar nicht ausdenken. Meine Befreiung von den Zigaretten visualisiere ich immer als mit Wundern begleitet, mit einer Betriebsanleitung, wie man das Rauchen aufhört, und endlich einmal eine Anleitung, die wirklich funktioniert, und nicht wie die Bücher, die es ja gibt, versprechen und für mich nicht gehalten haben. Ich hatte schon einmal geglaubt, ich habe das Rauchen überwunden, als ein Päckchen verschwunden war, ich hatte es wohl selbstvergessen gekauft und irgendwo verloren. Und solange die Zigarette eine magische Anziehungskraft für mich hat, habe ich sie nicht überwunden. Wenn ich kein überzeugendes Verbotsgesetz in mir aufbaue, gehe ich weiterhin ganz locker durch die Tür in die Trafik, interessanterweise habe ich ein gut aufgebautes Verbotsgesetz für Bodells. So stark muss das Gesetz in mir werden, ich muss den Tabak mit einem wirksamen Tabu aufladen. Ich sah einmal ein unschuldiges Kind, das mit seinem Vater ein Zigarettenrauchspiel spielen wollte, der Vater, der die Sucht überwunden hat, hatte seine große Not, das Spiel als ein blödes Spiel zu vermitteln, wenigstens gibt es jetzt nicht mehr die Tom-und-Jerry-Kinderzigaretten. Ich darf mir aber auch nicht die Vision anzüchten, daß die Zigarette ein Sargnagel ist, denn dann würde ich mich durch den Nocebo-Effekt schaden. Ich denke sowieso die ganze Zeit an den Tod und daß die Zeit ausläuft, nicht weil ich morbide bin, sondern weil ich leben will. Ich bin nicht sehr gut darin, ein Problem als Detailproblem anzugehen, am Rauchen und an der Zigarette hängt einfach zu viel dran, als daß ich es scharf und präzise lösen kann. Um das Rauchen aufzuhören, muss ich die Illusion überwinden, daß es gut ist, und ich kann einfach nicht bestätigen, daß es nur schlecht ist und überhaupt keinen Lustgewinn macht, und ein Buddhist bin ich nicht, der einfach sich von allen Anhaftungen losmacht. Hypnotisieren scheint bei mir nicht zu funktionieren, es ist wie wenn man zu einem knurrenden Hund sagt: Braaaav, gaaaanz ruhig, da knurrt der Hund noch viel wilder. In meiner guten Visualisierungstechnik kann ich mir zum Beispiel sehr gut vorstellen, daß ein Päckchen Zigarette an einem seidenen Faden hängt, der Faden über der Hölle im Abgrund hat die Dicke eines Punktes und von meinem Auge löst sich ein Photon, das auch die Dicke eines Punktes hat und und schlägt einen Punkt aus dem Faden heraus so daß er zerschnitten ist, weil ein Punkt einen Punkt trifft und nur der hat in der Realität eine Wirkkraft, dieses Päckchen fällt in die Hölle und wird vernichtet. Meine Welt ist eben so punktförmig pointillistisch aufgebaut. Das ist meine Welt, da beißt die Maus keinen Faden ab, oder wie der Spruch geht.

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Ich müsste mir angewöhnen, wenn ein Christ sagt, daß er eine persönliche Beziehung zu Jesus hat, ihn zu fragen: Hast du ihn gesehen? Diesbezüglich ist Ewald bei all seiner Spiritualität und mit seinen Göttern aus dem Hinduismus und mit Ufos wunderbar ehrlich und diskret. Er rückt nicht heraus mit seinen wahren Ansichten, inwiefern sie wohl existieren. Da zieht er sich auf das Reden über Mythen zurück, er ruft seine Götter nicht an, auch wenn er vor einer Statue meditiert. Und ich könnte ihm, der das Christentum so brutal abgeworfen hat, nicht mit Jesus kommen, es sei denn, ich nehme ihn in Fleisch und Blut mit und stelle ihn vor. So im Sinne, darf ich dir vorstellen: Jesus. Ewald glaubt nämlich, seine Patentante ist zur Strafe gestorben, weil sie ihn in den Katholizismus gezwungen hat. Sobald er erwachsen war, ist er konfessionslos geworden, und hat seine chinesische und indianische Identität angenommen. Für mich ist es ein Zeichen, daß er beim Ministrieren zusammengebrochen ist in einem epileptischen Anfall, was er aber empört zurückweist, aber das Krankenhaus beharrt darauf. Sein Fehler war, wie er sagt, daß er Pommes frites mit Wasser gegessen hat, das hat ihn in Wahrheit umgehauen. Ich aber denke, er hat sich so vom Christentum gedrückt. Aber er hat mich, der ich mein Katholikentum nicht verleugne, als Menschen angenommen, der ihm am nächsten ist. Und darum sehe ich so klar, daß die Zeugen Jehovas ihm nicht mit ihrer Ideologie kommen können, weil bei ihm alles ganz real und echt sein muss. Wenn sie zum Beispiel sagen, daß Gott alle Sterne beim Namen kennt, wie sie auch gesagt haben, muß da schon ein Gott da sein, der mit ihm die Sterne durchgeht und sie mit Namen benennt, sonst stößt er das als leeres Geschwätz ab. Er hat die Zeugen Jehovas immer in sein Zimmer gelassen und scheinbar aufrichtig auf seine Art reagiert und Fragen gestellt, die sie ihm auch zu beantworten versucht haben, aber als einmal die Frage auf die Schriften gekommen sind, und die Zeugen glaubten, sie hätten ihn soweit, hat er ihnen seine Bibel gezeigt, irgend etwas Hinduistisches mit vielen Bildern, da sind die Zeugen empört aufgeschreckt und waren ganz im Eindruck, daß er tief im Dämonischen steckt, seit da besuchen sie ihn nicht mehr. Wie bei allen anderen, die über ihm stehen und glauben, ihm helfen zu können, kommt ganz sicher einmal bei jedem der Punkt, wo sie ihm verbieten, je wieder eine Frage zu stellen. Ich glaube, er ist da zu viel Natur, er redet selbst und die Aufgabe der ihm Zugeteilten ist, ihn gewähren zu lassen, was sehr zeitintensiv ist. Das können sich die Sachwalter und Betreuer eigentlich gar nicht leisten, dieses ruhige Zuhören. Er ist von der Sorte Mensch, in dessen Mokassins man wandeln muß, um ihn zu verstehen. Wie er auch gesagt hat, was weiß ein Psychiater schon, wenn er sich nur eine halbe Stunde mit ihm abgibt. Ich halte es für möglich, daß er es ohne Sachwalter schafft, obwohl er ja immer das Gegenteil beweist, da er wegen jeder Kleinigkeit zum Sachwalter geht, ein Betreuer, der gut zuhört, könnte seine Funktion übernehmen, aber das ist auch wieder sehr zeitintensiv, und eigentlich glaubt er ja, daß er keinen Betreuer braucht, ich habe leider den Eindruck, was er braucht, und was er hat, bin ich, aber da muß ich mich abgrenzen und ich habe diese Funktion nicht übertragen bekommen, ich werde nicht bezahlt dafür. Wenn er krankheitseinsichtig wäre, hätte er damit keine Beschwer.

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Die traute Horrorfamilie

In der Kindheit war ich immer im Winkelhäusl. Dort war noch tiefstes Mittelalter. Aber sie hatten einen Fernseher. Der Vater, ein alter Mann mit naivem Gemüt hatte eine Liebe, nämlich er hielt sich Pfaue. Und immer, wenn er im Fernsehen etwas über Pfaue sah, sah er es sich an. Das nützten die Kinder aus. Sie riefen: Papa, ein Pfau. Der Alte rannte zum Fernseher, und die Kinder lachten: Reingelegt!

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In Physik schlecht

Der Physikprofessor wollte etwas über die Anomalie des Wassers hören. Ich wußte nichts, weil ich nichts gelernt habe. Der Professor fragte mich streng, ob wir nicht einen Teich zu Hause hätten. Ich sagte: Doch! Ja, sagte er, wieso weißt du dann nichts von der Anomalie des Wassers? Als ob wir Jungen kleine Naturforscher wären!

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Ein unsäglicher Bunter Abend

Beim Schikurs hatten wir am letzten Tag einen bunten Abend. Hier war Belustigung angesagt. Wer konnte, sollte einen Sketch vorbereiten. Ein Schüler, der immer die Lehrer karrikierte, wurde überredet, einen Sketch über einen Professor, er war ein Geistlicher, zu machen. Wir freuten uns darauf, denn er konnte so schön parodieren. Aber er hätte es lieber nicht getan. Er parodierte eine Liebesbeziehung zwischen ihm und einer Putzfrau des Internats, mit Umarmungen, auf dem Boden wälzen, nämlich gemeinsam schlafen, die ganze Klasse war starr, wir klatschten höflich, aber wir waren alle geschockt. Mehrere Professoren waren ja bei der Veranstaltung dabei. Ich ging ins Bett und hörte mir die Erzählungen an, was sich der Schüler von den Lehrern anhören musste. Nächsten Tag beim Frühstück war eine ernste Stimmung und der Schüler mußte vortreten und sich bei der ganzen Klasse entschuldigen. Er hat es auch getan und dabei auch geweint. Die Reue war ernst, und der Professor sagte, damit ist die Sache erledigt

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Wie mir Ewald ein Geschenk machte

Meine alte Kaffeemaschine hatte einen defekten Filter, aber er erfüllte noch voll seine Funktion, und Ewald meinte, ich bräuchte eine neue Kafeemachine. Ich tat nichts dergleichen und sagte, es passt schon noch. Aber eines Tages, als er zu Besuch kam, packte er eine neue Kaffeemaschine aus und bereitete sich auf das Öffnen der eingepackten Maschine vor. Vorsichtig öffnete er die Schachtel und sagte eindringlich: Vorsichtig, ganz langsam, bei jedem Handgriff den er ausführte behandelte er es wie ein rohes Ei, bis er sie aus der Schachtel hervorzog. Dann gab er mir die Bedienungsanleitung und sagte, hier ist die Bedienungsanleitung, die darfst du nicht verlieren, das ist verdammt wichtig, verdammt wichtig, nicht verlieren, und ich legte sie in den Schrank und sagte, hier ich lege sie in den Schrank, da werde ich es sicher nicht verlieren. Ich frage, wieviel ihm die Kaffemaschine gekostet hat, und er lachte nur und sagte, das sage ich nicht, bei einem Geschenk darf man das nicht sagen, es war aber für ihn auch klar, dass ich natürlich auch nicht sagen darf, dass es ein Geschenk für mich ist, das ist mein spezielles Problem, wenn ich dem Betreuer Auskunft geben muss, was diese neue Errrungenschaft gekostet hat, die selbstverständlich ich gekauft habe. Denn wenn man über Ewald spricht und sei es auch nur Gutes, hat er ganz klar gemacht, dass man ihm da nur das Hackel ins Kreuz haut, über ihn darf man nicht sprechen. Ich freue mich innerlich schon sehr über das Geschenk, und bin immer noch etwas verwirrt und leicht ungläubig, warum er so auf mich gepolt ist, er aber sagt, ohne dass ich sehr explizit Danke sage, das freue ihn sehr und er gibt mir die Hand, er zeigt viel mehr alle Anzeichen eines Menschen, der jetzt Weihnachten gespielt hat, und nennt mich viele male Kofuze, ich bin nämlich Konfuze und er ist Laoze, das sind seine höchsten Philosophen, die sich im mythischen China, seiner Traumheimat manchmal getroffen haben und Tee minteinander getrunken haben, zwei Philosphen, die sich ihrer Weisheit bewußt waren und jede Begegnung mit Tee zeremoniell ausgearbeitet haben. Du weißt, sagt er, für dich würde ich jederzeit die Hand ins Feuer legen, ich würde sage und schreibe in die Hölle gehen, dem Teufel Guten Tag sagen, und ich verbrenne mich nicht. Ich habe den Drang in mir, alles für bare Münze zu nehmen und stelle mir jede seiner Äußerungen vor, die er mit so viel Wuchtigkeit und Glaubwürdigkeit vermittelt. Ich stelle ihn auf die Probe, als er dann noch sagt, ob ich noch etwas von ihm will. Ja, sage ich, kaufe mir ein Raumschiff, mit dem ich das Universum erforschen kann, da sagte er, du weißt, dass ich das auch tun würde, wenn es das gibt. Ich habe immer das nagende Gefühl, das er für mich viel mehr getan hat, als ich für ihn tun kann, was ich vielleicht besser kann als er, ist viele Möglichkeiten ausdenken, ich bade im Meer der Möglichkeiten. Was ich vielleicht besser kann, ist beten und heimlich segnen und ihm alles Gute wünschen, ihm manchmal Ratschläge geben, meine Ratschläge haben ja, wie er sagt, immer Hand und Fuß, was ich auch kann, ist sein ewiges liturgisches Jammern wie der fromme Jammerer Jeremias möglichst neutral in mich aufzunehmen und schweigend zuhören, und da ja Ewald seines Zeichens die Kunst des Gedankenlesens beherrscht wie der kluge Hans, kann ich ruhig und entspannt meine Augen und meine Gesichtszüge sprechen lassen, esoterisch gesprochen ist zwischen uns eindeutig eine gute Energie da. Das Interessante ist, dass er so gänzlich gar nicht unheimlich ist, sondern auf seine Art bewußtseinsklar, obwohl er im Trancezustand die ärgsten Splattermovies und Horror- Teufel und Hexenfilme anschaut, die Filme wo es um Religion geht, sieht er sich selbstverständlich auch an, er hat Mel Gibsons Passion Christi in seinem Schrank, den Lutherfilm, einen Film über die Auferstehung, er müsste alles das wissen, was auch ich weiß, über Geheimgesellschaften und die große Weltpolitik, über die Atombomben,über die Kriege und Krisen der Länder der Erde, er liest täglich die Zeitung und ist umfassend informiert, nur eben anders als ich, seine Synapsen in seinem Hirn machen andere Bocksprünge und Rösselsprünge als meine.

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Wie gut oder schlecht ich mit dem Geld umgehe.

Ewald jammert mir jedesmal vor, dass er nur 80 Euro in der Woche hat, und dass er für den Aktivpass schon 10 Euro abziehen muss, die Bandagen für seinen schlechten Fuß kosten 20 Euro, und ich sage gleich, um mich zu schützen, ich hätte nur 40 Euro für die nächsten zwei Wochen, was ja auch vorerst stimmt. Denn ich soll es ja einteilen, es ist schon ein Jammer genug, daß ich einen Geldaufpasser habe ohne einen Sachwalter zu haben. Mit Ewald sollte ich nicht von Geld reden, das müsste ein Tabu sein, denn dann macht er sich solche Sorgen, als ob ich verhungern müsste und er zieht alle seine mächtigen Register, deren mächtigste ist: Beleidige nicht deinen besten Freund, genausogut hätte Kara Ben Nemsi den stolzen Scheich tödlich beleidigen können, wenn er Hilfe ablehnt. Im Soma könnte ich mit 50 Cent täglich ein ausführliches Mittagessen einnehmen. Das sind 15 Euro pro Monat. Plus 4 mal im Monat das Kaffeehaus, das sind 15 Euro. Mit 30 Euro ist mein Leben abgesichert. Aber das will weder der Betreuer noch Ewald noch irgendjemand sonst verstehen. Mit dem Rest kann ich mir Lebensqualität oder auch Essen kaufen. Mit all seiner Weisheit und all seinem Fundus an Sprichwörtern muss ich da, um in Ewalds Diktion zu bleiben, die Waffen strecken. Bei ihm gibt es ja fast nur: Essen ist gleich Geld. Obwohl ich nichts brauche und es sage, er glaubt es nicht und gegen seinen Glauben bin ich machtlos, er kauft wieder mit mir ein. Jede Kleinigkeit im Geschäft ist ein Problem, bei jedem Artikel ziere ich mich und leiste Widerstand. Also nehme ich einen Fisch, den billigsten, er ist ungehalten beleidigt, also nehme ich zwei. Das besänftigt ihn. So feilsche ich wie die Orientalen um jeden Posten, bis so einiges im Einkaufswagen ist. Mach dir keine Sorgen, mach dir keine Sorgen, sagt er in seiner iterierenden Art, also darf ich mich nicht um seine sechzig Euro sorgen, die er am Montag hat, für die ganze Woche. Ich lebe nach dem Gebot Jesu, mach dir keine Sorgen um den nächsten Tag, der wird für sich selbst sorgen, ich muss fast leider sagen, tatsächlich, Ewald sorgt für mich. Dabei bräuchte ich ihn nicht. Ich habe vielmehr den Eindruck, dass er mich braucht. Aber es wird wohl so sein, das wir einander brauchen. Wie er eben immer sagt, eine Hand wäscht die andere, dieses Weisheitssackerl. Diese Woche ist er dran, nächste Woche wieder ich. Aber ich muss zugeben, er ist einer der Menschen, die ihr ganzes Leben auf sprichwörtliche Weisheiten aufgebaut haben. Als wir aus dem Kaufhaus herausgegangen waren, fing er hintergründig zu lachen an. Warum lachst du, frage ich. Nun, weil du dir in die Zunge geschnitten hast, sagt er lachend. Wieso, frage ich? Weil du dir Sorgen gemacht hast, ob ich es bezahlen kann. Ich habe noch viele Tricks auf Lager, wie du noch lernen wirst. Von mir kannst du noch viel lernen. Ich denke, ich kann tatsächlich auch von ihm lernen, und versuche es gedanklich in seiner Rhethorik. Mich wurmt, das ich nichts auf dem Konto habe und mache das mit den 40 Euro für den restlichen Monat ungeschehen, Ewald darf davon nichts wissen. Ich lege mich ins Bett und lasse das Wort für mich arbeiten. Ich rufe die Betreuerin in der Sparkasse an und bemühe mich, es nicht wie einen Canossagang zu betrachten. Ich sage, das Geld ist gar, und ja, eh, es stimmt eh, ich muss sparen, aber ich habe ja doch diesen Bausparvertrag, der zwickt mir immer die notwendigen 50 Euro ab, ob man den nicht flüssig machen kann, nein, davon rate ich ab, sagt sie,da muss man Verlustgebühr zahlen, aber sie könne ihn aussetzen, nun, damit habe ich schon 50 Euro mehr für den nächsten Monat, aber, versuche ich die Frau, mit der ich auf gutem Fuße steh, um den Finger zu wickeln, ich habe doch irgendwo noch etwas, wo so Kleinbeträge angesammelt werden, kann man da nicht 100 Euro transferieren? Ja, sagte sie, das heißt „Capitalplan“, da ist noch was oben, so 300. Sie werde das machen. Ich freue mich und sage, da ist dann noch die Lebensversicherung, auf die ich bald wieder Zugriff habe, und über die wir reden müssen. Ich werde wieder zur Bank gehen und pauschal durchplaudern, was möglich ist. Es heißt zwar bei vielen Leuten, die Banken sind die größten Gauner, und ich habe schon so manchen Treusorgenden zerrüttet, weil ich so vertrauensselig bin, ich habe, und das bleibt, auf dem Bett liegend mir mit dem magischen Gerät namens Handy 100 Euro flüssig gemacht, durch ein Gespräch mit der Betreuerin, der ich die Generalvollmacht gegeben habe, ohne sogleich eine Unterschrift zu leisten, Beiträge zu transferieren. Die Unterschrift leiste ich, wenn ich wieder real dort bin. Und während ich mir denke, ich habe mich damit auf eine neue Existenzebene emporgeschlafen, checke ich den Bankomat. Tatsächlich, der grau unterlegte Knopf, der anzeigt, das es nichts zu beheben gibt, ist wieder schwarz, die 100 Euro sind da, aber, wie ich sehe, mit einem Minus auf dem Konto, das sich im nächsten Monat auswirkt. Das mit dem vom Capitalplan auf das Konto Transferieren ist noch nicht wahr, ich habe die Kontoauszüge ausgedrückt, mit denen werde ich sie wohl konfrontieren, ich freue mich schon darauf. Ich habe keine Angst. Mein Wort hatte nicht ganz den Effekt, den ich beabsichtigt habe und es spukt leise das Mantra Ewalds in mir, das lautet: Ein Mann - ein Wort, eine Frau - ein Wörterbuch. Jetzt habe ich wieder den Bankomat gecheckt, und es ist alles so, wie ich gewollt habe, das Konto ist nicht im Minus, vom Capitalplan wurde transferiert, und ich kann nur anerkennend sagen: Eine Frau – ein Wort, ein Mann – ein Wörterbuch.

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Die letzten Postings sind Momentaufnahmen von meiner grüblerischen Zeit Ich habe den Eindruck, ich habe alle inneren Dämonen und Engel und mein Innenleben gezeigt und integriert. Jetzt bin ich wieder oberflächlich und harmlos.

bearbeitet von Einsteinchen
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Guten Morgen. In zwei Tagen ist Weihnachten. Ewald hat gefragt, was bringt dir das Christkindl? Ich habe gesagt: Nichts. Mit einem buddhistischen Menschen Weihnachten feiern, ist ja irgendwie deppert.

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Ewald und ich sind zerbrechlich wie ein rohes Ei, ich werde mir überlegen in meinem Zimmer einen Raumausstatter zu engagieren, der mir irgendwo schwedische Gardinen (ich nehme an, das ist ein Vorhang) installiert, hinter diese werde ich gehen und Ewald von seinen Obsessionen befreien. Und dann kaufe ich mir eine weiße Weste und baue für die, die so sind wie wir beide, jeden Sündenkomplex ab.

bearbeitet von Einsteinchen
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Guten Morgen. In zwei Tagen ist Weihnachten. Ewald hat gefragt, was bringt dir das Christkindl? Ich habe gesagt: Nichts. Mit einem buddhistischen Menschen Weihnachten feiern, ist ja irgendwie deppert.

Ich habe buddhistische Persönlichkeiten nicht so streng in Erinnerung. Man muss auch nicht Kölner sein um richtig Fastelovend zu feiern.

bearbeitet von teofilos
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Es ist interessant. Ich hatte heute den Eindruck, ich wäre durch und habe den ganzen esoterischen und mystischen Bereich und Energiemedizinkomplex und die Ufos, Elfen, Feen, Chakras und andere Dimensionen und was es so alles gibt durch.

Aber jetzt sehe ich, mit meinem Oberflächenbewußtsein finde ich weiterhin jedes einzelne Buch, das ich habe, rasend interessant.

Mein Oberflächenbewußtsein scheint genauso zu sein, wie mein Unterbewußtsein, oder Unbewußtes. Das ist allerdings nicht erstaunlich, denn das Universum ist mystischer, als wir wissen. (z.B holographisch).

 

Habe ich nun Maya entschleiert oder bin ich aus dem Traum erwacht? Oder bin ich noch gefangen im verführerischen Netz der Maya?

bearbeitet von Einsteinchen
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Habe ich nun Maya entschleiert oder bin ich aus dem Traum erwacht? Oder bin ich noch gefangen im verführerischen Netz der Maya?

Mein Bestreben ist nämlich auch immer, das Konzept der "Maya" zu verstehen, die, wie die Erleuchteten und Aufgewachten sagen, (Menschen, die ich beneide), uns hart in ihren Fängen hat. Die Aufgewachten können nur sagen, sie sind aufgewacht, wenn sie sich dessen sicher sind. Man weiß es einfach, daß man erwacht ist aus dem Traum, der das Leben ist. Aber egal, ob sie es nun sind, und ich sie beneiden muss, sie kochen auch nur mit Wasser und müssen ihre Kartoffel waschen.

Ich glaube, wenn ich mir sicher bin, erwacht zu sein, im Sinne des Zen, dann will ich nur erwacht sein, wenn ich weiterhin respektvoll zu meinem Gott beten kann und die Heiligen anrufen kann und kein "erleuchtetes Schindluder" mit ihnen treibe.

Also nicht Erleuchtung, sondern Erleuchtung mit Gott und seinem Personal.

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