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Zukunft der NGG


nobis11

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Mich würde Eure Meinung interessieren, weil ich nicht weiß, ob ich selbst in der Frage einen Tunnelblick habe.

 

Seit dem 2. vatikanischen Konzil gibt es immer wieder neue Formen von neue geistlichen Gemeinschaften. Oft entstammen diese charismatischen Richtungen oder haben zumindest eine entsprechende Prägung.

Die oft recht jungen Mitglieder dieser Gemeinschaften sind oft in einer Weise übermotiviert, die für mich wenig mit einer Freude des Glaubens zu tun hat - die trägt sich m.E. gerade durch ihre Tiefe und Langlebigkeit -, sondern für mich immer wie eine Gruppendynamik eines Woodstock-Festivals wirkt. Begeisterung ist etwas tolles, aber wo kommt es her und wie lange kann es Bestand haben? Was sind denn so Eure Eindrücke?

Im Gegensatz zur Abgeklärtheit der alten Orden, die bewusst vom Postulat bis zum ewigen Gelübde nahezu ein Jahrzehnt vergehen lassen, scheint sich die Missionstätigkeit der jüngeren Gemeinschaften oft dahingehend zu zeigen, dass sie die Leute möglichst schnell in ihre Gruppen bekommen möchten, um sie dann dort mit einer Mischung aus "pfingstlerisch-evangelikaler" Begeisterung und völlig weltfernen Gedanken (wenn Dir ein 20jähriges Mädchen erzählt, Pädophilie käme vom Teufel und Pornokonsum scheint mir vor allem die Vernunft weniger gefördert zu werden) zu (nennen wir es wirklich mal) manipulieren.

Wie sind Eure Meinungen und Erfahrungen hierzu?

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Wie sind Eure Meinungen und Erfahrungen hierzu?

 

Erfahrungen kaum, Meinung ganz einfach: Apg. 5, 38-39.

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Klar, machen lassen, das bringt auch immer frischen Wind. Nur mache ich mir dazu auch immer wieder Gedanken, wenn mir zu eifrige Menschen über den Weg laufen, die mit einem Satz gleich ne ganze Menge Gemeindemitglieder wegbügeln.

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Seit dem 2. vatikanischen Konzil gibt es immer wieder neue Formen von neue geistlichen Gemeinschaften. Oft entstammen diese charismatischen Richtungen oder haben zumindest eine entsprechende Prägung.

Das ist nicht erst seit 50 Jahren so. Nur die Zeichen der Zeit haben sich geändert. Das 19. Jahrhundert z.B. war reich an Neugründungen charitativer Gemeinschaften. U.a. infolge der Industrialisierung entstand damals ein Bedarf an solchen Gemeinschaften, der heutzutage weitgehend von staatlichen Einrichtungen gedeckt wird. Wo z.B. damals Krankenpflege-Orden gegründet wurden gibt es heute städtische Krankenhäuser und die Pflegeorden gehen ein. Heutzutage scheint dafür ein Bedarf an Charismatischen Gemeinschaften zu bestehen.
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Im Gegensatz zur Abgeklärtheit der alten Orden, die bewusst vom Postulat bis zum ewigen Gelübde nahezu ein Jahrzehnt vergehen lassen, scheint sich die Missionstätigkeit der jüngeren Gemeinschaften oft dahingehend zu zeigen, dass sie die Leute möglichst schnell in ihre Gruppen bekommen möchten,

Auch für die neuen geistlichen Gemeinschaften gilt das Kirchenrecht, das eine mindestens fünf oder sechs Jahre dauernde Zeit der Prüfung und Erprobung vor einer dauerhaften Bindung vorschreibt. (Chryso?) Auch, wenn nicht die klassischen Begriffe "Postulat" und "Noviziat" dafür verwendet werden.
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Wenn sich die Gemeinden insgesamt als geistliche und Lebensgemeinschaft generieren würden, wären diese Sondergeneinschaften auch wieder erledigt.

 

Zumal unser Bischof von Rom erst vor einigen Wochen diese Gemeinschaften ermahnt hat den Personenkult um die Gründungsfiguren einzustellen.

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Wenn sich die Gemeinden insgesamt als geistliche und Lebensgemeinschaft generieren würden, wären diese Sondergeneinschaften auch wieder erledigt.

 

Bzw die Personen, die sich dort engagieren, dieses Potential in die Gemeinde brächten. Und wenn ich mir überlege, wenn einige dort 3stellige Beträge abdrücken, dann frage ich mich, warum sie die nicht in ihrer Heimatgemeinde spenden. Die Frage ist ja tatsächlich, ob diese Gemeinschaften nicht das Potential aus der Gemeinde heraus befördern.

bearbeitet von nobis11
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Dies offenbart vor allem ein Problem der Gemeinden.
Wie geistlichkeitsfördernd sind die Gemeinden denn?
Bei uns kommt erst in den letzten zwei Jahren wieder was Geistliches auf. Und ich befürchte, dass dies vor allem eine Gegenbewegung zu den geistabgetöteten Strukturreformen ist.

Hinter dem Mangel an durchgängiger Gemeindegeistlichkeit verbergen sich ganze Legionen von Notständen.
Mangel an geistlichem Personal - ich denke da auch an Geistliche (quantitativ, aber auch qualitativ), aber nicht nur.

Wenn es ums Machen geht, sind wir in den Gemeinden noch ziemlich gut bestückt. Noch ist es so, dass sich viele Ehrenamtliche engagieren.
Wenn es aber ums Geistliche geht, dann sehe ich viel Unbeholfenheit, viel Mangel an Ausbildung, viel Mangel an Vorbildern und am Ende: Viel Mangel an zündenden Vorstellungen.

Einen gigantischen Notstand sehe ich auch im theologischen Bereich. Es bleiben gerade die entscheidenden Fragen unbeantwortet. Und interessanterweise ist dieser Mangel nicht mit Unterweisung zu beheben. Die Ausgebildeten kommen von Ausbildungen auf pfarreilicher, dekanatlicher oder diözesaner Ebene zwar immer bereichert zurück - ohne jedoch selbst ein theologisches Grundgerüst für das eigene Leben zu haben.

Folge ist, dass innerhalb der Gemeinden für den Glauben, für die Spiritualität und für die Beantwortung religiöser Fragen gar kein Raum ist.
Soll ich Suchende nun zum Kirchenchor, zur Frauengemeinschaft, zur Gemeindecaritas oder wohin denn schicken? Diejenigen, die nach Glaube, Spiritualität und Antworten suchen, finden in den Gemeinden kaum Unterstützung.

Ist es da ein Wunder, wenn sich Gruppen zusammenfinden, die genau das pflegen, was Gemeinde nicht bietet?
Ist es ein Wunder, dass sich diese Gruppen von der Pfarrei distanzieren und partout nicht integrieren lassen?

Wir haben bei uns noch eine Niederlassung von Ordensschwestern. Die pflegen ein spirituelles Leben - und meiner Meinung nach tun sie das gar nicht mal schlecht. Sie tun dies eher modern-traditionell, als charismatisch. Und dennoch stehen sie im Kreuzfeuer der Gemeinde, weil sie sich nicht "integrieren" lassen.
"Integrieren" sagen die Gemeindegremien.
"In den Sog der Gemeinde hinabziehen lassen" sagen die Schwestern.
Tja. So unterschiedlich kann man das sehen.

Ich glaube, dass die schlimmsten Zeiten des Gemeindegetriebes schon vorbei sind - das Getriebe knirscht schon zu sehr. Neue Denkweisen beginnen, sich Raum zu schaffen. Dennoch sind wir weit davon entfernt, dass unsere Gemeinden wirkliche geistliche oder glaubensfördernde Gemeinschaften sind. Noch funktioniert das Getriebe, wenn auch unter lautem Knirschen und Ruckeln.

Ich hoffe, dass die Gemeinden langsam wieder auf den rechten Weg kommen.
Und damit wäre dann dem Isolationsproblem der neuen geistlichen Gemeinschaften die Spitze genommen.

bearbeitet von Mecky
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Soll ich Suchende nun zum Kirchenchor, zur Frauengemeinschaft, zur Gemeindecaritas oder wohin denn schicken? Diejenigen, die nach Glaube, Spiritualität und Antworten suchen, finden in den Gemeinden kaum Unterstützung.

 

Das ist ein Strukturproblem. Wieviel Zeit bleibt dem Pfarrer noch, wenn er mit seiner Verwaltungstätigkeit fertig wird, wenn er das denn wird? Der Pfarrer wird zum Pfarreiverwalter und ihm fehlt es an Zeit, Seelsorge für Gruppen zu betreuen.

 

Also wäre die einzige Möglichkeit, dass diejenigen, die sowieso der Gemeinde im kollektiv fern bleiben würden, weil sie mit den ganzen "Sonntagschristen" nichts zu tun haben wollen oder sich zumindest meinen von ihnen aus welchen Gründen auch immer abgrenzen zu dürfen, in der Pfarrei einen Kreis installieren. Bei uns in der Gemeinde gibt es eine junge Ordensgemeinschaft, die bietet z.b. regelmäßig einen Bibelkreis an, völlig ohne jeden Habitus gegenüber der Gemeinde. Dort kommen regelmäßig Menschen hin.

 

Ist es da ein Wunder, wenn sich Gruppen zusammenfinden, die genau das pflegen, was Gemeinde nicht bietet?

 

 

Nein, aber warum gehen sie aus der Pfarrei raus? Das ist doch die Frage.

 

Ist es ein Wunder, dass sich diese Gruppen von der Pfarrei distanzieren und partout nicht integrieren lassen?

 

 

Wenn man sich als Teil der Kirche versteht, gibt es dafür keinen Anlass. Es gibt doch Potential. Wenn ich mit 3 Leuten jeden Monat 100-200 Euro an irgendeine Gemeinschaft abgebe, habe ich 300-600 Euro, um z.b. Referenten einzuladen. Wo ein Wille ist, ist meiner Meinung auch ein Weg.

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"Nein, aber warum gehen sie aus der Pfarrei raus? Das ist doch die Frage."

 

Warum sollten sich Leute, die Hockey spielen wollen, dem Fußballclub anschließen?

 

Mit der Pfarrei haben sie schon genug nichtige Erfahrung gemacht. Das, was die Pfarrei tut, wird nicht einmal in jedem Falle als schlecht gesehen - aber es ist nicht das, was man eigentlich will. Die spirituellen, religiösen und glaubensmäßigen Interessen sieht man durch die Pfarrei eher behindert, als gefördert. Pfarreigetriebe ist genau das, aus dem man ausbrechen will. Und man will sich auch nicht integrieren lassen, weil man dann schon wieder vielerlei Anforderung gegenüber stände.

 

Ganz so krass, wie ich es gerade geschrieben habe, ist es glücklicherweise nicht immer. Aber Pfarreien (mit deren notwendigem Getriebe) können etwas sehr Abstoßendes haben. Die Unzufriedenheit ist sogar innerhalb der Pfarrei spürbar. Gerade in der letzten Woche hatten wir Pfarrgemeinderatsitzung. Einer der Pfarrgemeinderäte hat einen geistlichen Impuls zu Beginn der Sitzung gemacht. Das ging ungefähr so:

 

"Ich bin Pfarrgemeinderat geworden, weil ich glaube.

Dann aber organisiere ich Fahrgelegenheiten. Ich wollte doch glauben. Ich werbe einen neuen Webmaster für unsere Homepage an. Ich wollte doch glauben. Ich gehe zu einer Dekanatsratsitzung. Ich wollte doch glauben. Ich tue tausend Dinge, die alle gut sind und die alle mit dem Glauben in Verbindung stehen, die alle sehr förderlich sind für unsere Pfarrgemeinde. Aber was gewinne ich dabei für meinen Glauben?"

 

Das war natürlich weniger ein Impuls mit klarer Aussage, als vielmehr eine Diskussionsgrundlage. Und so ist es dann auch gelaufen. Dasselbe Thema, was diesen Einzelnen bewegt hat, bewegte auch die anderen PGR's. Eine gewisse Unzufriedenheit. "Soll sich unsere Tätigkeit als PGR darin erschöpfen? So gut und notwendig das alles ist: Es trifft nicht meine ursprüngliche Motivation."

 

Von da aus ist es nur ein kleiner Schritt, das Interesse an Pfarrei zu verlieren.

Und dann entdeckt man eine Alternative.

Bei uns in der Gegend sind es weniger die geistlichen Gemeinschaften, als vielmehr reformierte Freikirchen.

Wir können von großem Glück reden, dass die zwar Gruppenzusammenhalt und geistliches Leben anbieten, aber ziemlich krude Thesen von sich geben.

 

Aber es gibt eine Suchbewegung. Und sobald die Suchenden was gefunden haben, werden sie sich von der rk. Kirche und der Pfarrgemeinde abwenden und die dort erlebte Leere als "Jugendsünde" abwerten.

 

Es wäre Dir lieber, wenn sie sich stattdessen IN der Pfarrgemeinde. Aber genau dies will man ja vermeiden. Genau dies hat man schon als (religiös, spirituell und für den Glauben) fruchtlos erlebt. Tätigkeit und geistig-geistliche Bedürfnisse klaffen dort zu weit auseinander.

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Glauben geschieht nicht im luftleeren Raum. Glaube muss seine sichtbare Form in der menschlichen Gesellschaft finden. Und da sind Caritas und Dienst ehrwürdige Ausdrucksformen.

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Ja. So ist es.

Dass sich einige (geistlichen oder freikirchlichen) Gemeinschaften nicht an diesen weisen Rat halten, ist ein großes Glück für die rk. Kirche und die Pfarreien.

 

Aber das nimmt von dem Problem, das der Pfarrgemeinderat erfasst hat, nichts hinweg.

 

Es gibt noch einen Aspekt:

Die Vereinsmeierei nimmt dadurch so viel Raum ein, dass unsere Kirche so groß und so weltweit ist. Kleine Gruppen brauchen keine Statuten, keine übergreifenden Strukturen (mit tausenderlei notwendigen Absprachen) und so was.

 

Aber man kann es betrachten, wie man es will: Die Unzufriedenheit mit dem übergewichtigen Getriebe und dem Mangel an wesentlichen Motivationen, die sich aus Glaube, Religiösität und Spiritualität ergeben, ist vorhanden.

 

Wenn man den neuen geistlichen Gemeinschaften und Sekten was entgegenhalten will, dann ist es deshalb nur wenig effektiv, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Damit könnte man höchstens 10% der eigentlichen Aufgabe bewältigen. Viel wichtiger (90%) wäre die Aufforstung der eigenen Ressourcen.

 

Geistlichkeit ist dabei nur ein Element der vielen Bedürfnisse, die seit vielen Jahren bereits zu kurz kommen.

Das Feld, auf dem wir arbeiten müssen, ist gigantisch. So gigantisch, dass ich seit Längerem der Meinung bin, dass wir die Folgen des Mangels nicht mehr beseitigen können, sondern eher lernen müssen, "vertrauend auf Gott zu leiden".

Mein erster Handlungspunkt lautet: Erst mal aufhören mit dieser dauernden und immer unglaubwürdiger werdenden Ausrederei, Schönfärberei. Und dann mal gucken, was übrigbleibt, wenn man diese Retuschen weglässt. Und darauf vertrauen, dass was übrig bleibt - denn die Kirche ist schließlich kein Menschenwerk.

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Flos Aussage: "Glauben geschieht nicht im luftleeren Raum. Glaube muss seine sichtbare Form in der menschlichen Gesellschaft finden. Und da sind Caritas und Dienst ehrwürdige Ausdrucksformen."

ist natürlich völlig korrekt. So ist es.

 

Aber wenn das zur Ausrede werden soll, damit man rechtfertigen und schönfärben kann, dass die Kirche und die Pfarreien zu wenig Religiöses, Geistliches und Glaubesmäßiges pflegen, dann ist die Verwendung dieser Aussage nicht mehr korrekt.

 

Und dieses Verfahren (Ausreden und Schönfärbereien vermittels richtiger Aussagen) nehme ich in der Kirche gehäuft wahr. Wir werden zu einer perfekten Ausredengesellschaft.

 

"Heute war der Gottesdienstbesuch aber ziemlich schwach!"

"Tja im Nachbarort gibt es ein Fest, da sind viele hingegangen." Stimmt.

"Es ist momentan vielen Leuten einfach zu heiß. Und gerade ältere Leute wollen und können sich rein gesundheitlich den Kirchgang nicht leisten." Stimmt.

Stimmt. Stimmt. Alles richtig. Und trotzdem Ausrede.

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Wenngleich ich die Argumente nachvollziehen kann, möchte ich einmal aus meiner eigenen Erfahrung erzählen. Wenn die Leute eine Konkurrenz zwischen Gemeinschaft und Pfarrgemeinde sehen, machen sie einen großen Fehler. Sie verwechseln ihre Gemeinschaft irgendwann mit der Kirche und geraten in eine soziale Abhängigkeit. In einem anderen Beitrag schrieb ich, dass ich einige Monate ein Noviziat in einer Ordensgemeinschaft geleistet habe. Es war eine jüngere Gemeinschaft, aber zu den NGGs möchte ich sie trotzdem nicht rechnen, da dort alles sehr gediegen katholisch zuging. Für beide Seiten war klar: ein Noviziat ist trotz aller Ernsthaftigkeit etwas, was beide Seiten jederzeit beenden können. Natürlich ist es so, dass wenn man mehrere Monate mit Menschen zusammenlebt, eine Trennung auch immer schwer fällt. Dennoch wusste ich, dass ich nicht im luftleeren Raum bin, dass Kirche immer auch meine Pfarrei ist und ich dort gut aufgehoben bin. Eine Gemeinschaft ist immer etwas spezielleres, weil es näher am eigenen Charisma ist, aber die Pfarrei ist die Verkörperung von Gott und Kirche als tragender Grund. Wer sich durch falsche Eitelkeit oder missverstandene Sinnsuche von der Pfarrei abkoppelt und sich über die Menschen erhebt, erhebt sich damit über Gott und nimmt sich selbst jene Heimat, die einfach immer für einen selbst da ist, auch wenn sich ein spezielleres Charisma nicht bewährt.

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Aber das nimmt von dem Problem, das der Pfarrgemeinderat erfasst hat, nichts hinweg.

 

Allerdings finde ich das etwas befremdlich. Ein PGR ist ein Gremium, ein Verwaltungsinstrument. Dass eine solche Einrichtung nichts mit einem Glaubensleben zu tun hat, liegt in der Natur ihrer Sache. Ich kann doch nicht Mitglied in einem Verein werden und mich dann über Vereinsarbeit wundern. Manchmal gibt es aber komische Entwicklungen, dass Laien glauben diese Gremien machen aus ihnen angehende Priester oder Geistliche bzw setzen sie mit denen auf eine Stufe. Meine Auffassung ist: PGR wird man, um dem Pfarrer möglichst viele Verwaltungsarbeiten abnehmen zu können, damit der im Sinne seiner Berufung Zeit für die Seelsorge hat.

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Mecky, wer oder was steht einem Gentleman-Agreement im Weg, das da lautet: Ihr [Laien] helft uns [Geweihte] den Laden am laufen zu halten, wir [geweihten] helfen euch [Laien] den Glauben am laufen zu halten. Und so arbeiten wir gemeinsam an einer lebendigen Gemeinde."

 

Vielleicht würde deinem PGR ein Klausur-Wochende im Jahr oder im Halbjahr wo es eben nicht um die PGR-Arbeit sondern um den Glauben, um das Geistliche Leben um Spiritualität, um dem Hunger nach Glauben zu stillen? Nur so nen Gedanke. Ohne die Betreffenden Personen zu kennen kann ich das natürlich nicht wissen.

 

Was weg ist ist weg. Wer der Pfarrei den Rücken gekehrt hat und sich anderen Gruppen angeschlossen hat den bekommt die Pfarrei nur schwer wieder. Das muss man nüchtern so sehen, ohne die "abtrünnigen" (ich bitte das nicht wertend höchsten mit ironischem Augenzwinkern zu lesen, mir fällt kein neutrales Wort ein) abzuschreiben.

Man kann natürlich jetzt hingehen und erkennen das ihr fortgang einer Flucht vor (seelischer) Hungersnot gleicht udn bei dieser Analyse stehen bleiben. Man kann natürlich die Analyse hinterfragen und wenn sie dadurch verifiziert wird nach Lösungen suchen und optimistisch ans Werk gehen: Wenn der Weggang nicht größer wird ist das ein Erfolg. Vielleicht kommen neue? Vielleicht kommt auch jemand zurück? Ein Versuch ist es immer wert.

 

Es war diese Kombination: Arbeit in den Gremien, Gemeinschaft erleben am Rande der Sitzungen, geistlich Leben in den Aktionen (Thematische WE´s als Beisspiel) das mich, als ich Jugendlicher war, an die Pfarrjugend gebunden hat.

Heute, deutlich älter, andre Pfarrei, andere Lebenssituation, suche ich ähnliches. Klappt nur nicht so ganz. Da ist zum einen Objektives (Ich helfe keinem Gremium, keinen Liturgischem Dienst an dem ich, Dienstplanbedingt nur eingeschränkt mitarbeiten kann, Ein Bibelkreis oder ähnliches an dem ich Dienstplanbedingt nur sporadisch teilnehmen kann hilft mir nichts) zum anderem auch subjektives (oft sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht und übersieht die Lücken die sich einbringen in die Pfarrei ermöglichen) das dem im Weg steht... Ich suche weiter

bearbeitet von Frank
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Lieber Nobis!

Du beschreibst ein reales Pfund, mit dem die Kirche wuchern kann und soll.

Kirche und Gemeinden sind eine Vielfalt, geistliche Gemeinschaften, Sekten und auch so manche freikirchliche Splittergruppe neigen zur Monokultur. Monokultur kann manchmal sehr attraktiv sein - auf die Dauer aber hat man Probleme. Du beschreibst auch korrekt entscheidende Probleme: Soziale Abhängigkeit. Das ist geradezu ein Kennzeichen von geistigen und geistlichen Monokulturen. EINE Meinung, EINE Lehre, EIN Millieu.

 

Aber das sagt noch nichts über die Qualität der großen Kirche aus. Und auch nichts über die Qualität der Kleingruppe.

Für manche Menschen ist eine Vielfalt zum Beispiel voll die Überforderung. Die brauchen den geschützten Rahmen - und oft auch jemanden, er ihnen sagt, wo's lang geht. Man kann kritisieren, dass diese Menschen das optimale Sektenfutter sind, dass sie sich hervorragend für Gehirnwäsche eignen und irgendwann als Kanonenfutter missbraucht werden können. Alles richtig. Aber manche Menschen brauchen das.

 

Das Problem, dass die Gemeinden für die Suchenden, die Gruppenschutz-Bedürftigen, die Fragenden, die nach Spiritualität Lechzenden zu wenig zu geben haben, wird aber durch diese Erkenntnis eher verschärft, als gelöst.

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Ein PGR ist ein Gremium, ein Verwaltungsinstrument. Dass eine solche Einrichtung nichts mit einem Glaubensleben zu tun hat, liegt in der Natur ihrer Sache.

So hat man die Pfarrgemeinderäten in den letzten Jahren geprägt.

Dass diese Einrichtung "nichts mit einem Glaubensleben zu tun hat", ist ein deutliches Symptom. Da wird verwaltet, nicht inspiriert.

 

Und der Pfarrgemeinderat ist nicht das einzige gemeindliche Element, das "nichts mit einem Glaubensleben zu tun hat".

 

Vor ein paar Jahren habe ich einmal die These aufgestellt, dass Jesus nicht eine einzige Pfarrgemeinderats-Sitzung besucht, geleitet oder initiiert hätte.

Die Antwort war: "Stimmt. Aber Jesus wollte ja auch ein neues Gottesbild aufrichten - und nicht eine Kirche leiten."

Klasse Argument. Lösen wir uns also von diesem albernen Jesus und machen wir einen auf Kirche. Denn Kirche braucht, um zu funktionieren, kein Gottesbild, keine Inspiration, keine Transzendenz. Kirche funktioniert auch, wenn man all dies nur noch als hohles Etikett draufklebt. Wenn man in den Präambeln von Statuten und Konzeptionen möglichst häufig die Worte "Gott", "Glaube" und "Eierkuchen" verwendet, um sich dann im Hauptteil auf die wesentlichen, organisatorischen Fragen zu konzentrieren.

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Mecky, wer oder was steht einem Gentleman-Agreement im Weg, das da lautet: Ihr [Laien] helft uns [Geweihte] den Laden am laufen zu halten, wir [geweihten] helfen euch [Laien] den Glauben am laufen zu halten. Und so arbeiten wir gemeinsam an einer lebendigen Gemeinde."

Zum Beispiel der Priestermangel.

Und noch etwas: Die dauernde Übertünchung des geistlichen Notstandes mit religiös klingenden Worten.

 

Du beschreibst die traditionelle Doktrin:

Priester: Heiligungsdienst

Laien: Weltdienst

 

Das klappt schon lange nicht mehr. Längst schon sind Schafe zu Hirten geworden.

Das Denken des Weltdienstes wird prima befeuert durch die prima organisatorische Ausbildung sehr vieler Zeitgenossen. Da wird dann auch ein Wortgottesdienst prima organisiert, es werden Leute eingebunden, werden Erkenntnisse und Internetvorlagen genutzt - auf hohem Niveau.

Aber der Rahmen bleibt letztlich doch der Weltdienst.

 

Auf der anderen Seite (Priesterseite) klappt es auch schon lange nicht mehr. Nicht nur, dass die Priester oftmals derselben Versuchung des bestens organisierten und integrierenden Weltdienstes erliegen, kommt noch was viel Schlimmeres: Manche Priester haben im Bereich des Heiligungsdienstes nicht mehr viel zu bieten. Oder sie haben tatsächlich was, wissen aber nicht, wie man das Heilige Menschen nahebringen soll, die so völlig von den Erfolgen und dem Niveau weltdienstlicher Angebote begeistert sind.

 

Ich sehe auch eine tiefe Kluft, die sich immer mehr vertieft und verbreitert:

Da gibt es die Partei der progressiv-Weltlichen.

Und es gibt die Partei der konservativ-Spirituellen.

Was es leider nur wenig gibt (viel zu wenig) ist eine Gruppe, die Welterfahrung und Spiritualität so zusammenführt, dass beides unbeschadet existieren kann.

 

Die konservativ-Spirituellen gleiten ruckizucki ins Fundamentalistische und Weltfremde ab. Mit Thesen, bei denen es mir die Haare im Nacken sträubt. Und oftmals auch mit einer menschlichen Härte und Kälte nach außen (also gegenüber den Nicht-Gruppen-Mitgliedern). Desintegrativ und Polarisierend.

 

Die progressiv-Weltlichen dagegen bieten bestens organisierte Kultur und Integration. In religiöser Hinsicht ist das aber oft nur Firlefanz.

 

Und das Schlimmste: Ich sehe keine Möglichkeit, wie sich die beiden Gruppen annähern könnten. Nicht einmal voneinander zu profitieren erscheint mir möglich.

bearbeitet von Mecky
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Ein PGR ist ein Gremium, ein Verwaltungsinstrument. Dass eine solche Einrichtung nichts mit einem Glaubensleben zu tun hat, liegt in der Natur ihrer Sache.

So hat man die Pfarrgemeinderäten in den letzten Jahren geprägt.

Dass diese Einrichtung "nichts mit einem Glaubensleben zu tun hat", ist ein deutliches Symptom. Da wird verwaltet, nicht inspiriert.

 

Und der Pfarrgemeinderat ist nicht das einzige gemeindliche Element, das "nichts mit einem Glaubensleben zu tun hat".

 

Vor ein paar Jahren habe ich einmal die These aufgestellt, dass Jesus nicht eine einzige Pfarrgemeinderats-Sitzung besucht, geleitet oder initiiert hätte.

Die Antwort war: "Stimmt. Aber Jesus wollte ja auch ein neues Gottesbild aufrichten - und nicht eine Kirche leiten."

Klasse Argument. Lösen wir uns also von diesem albernen Jesus und machen wir einen auf Kirche. Denn Kirche braucht, um zu funktionieren, kein Gottesbild, keine Inspiration, keine Transzendenz. Kirche funktioniert auch, wenn man all dies nur noch als hohles Etikett draufklebt. Wenn man in den Präambeln von Statuten und Konzeptionen möglichst häufig die Worte "Gott", "Glaube" und "Eierkuchen" verwendet, um sich dann im Hauptteil auf die wesentlichen, organisatorischen Fragen zu konzentrieren.

 

 

:wub:

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Einen der besten Ansätze habe ich von meiner Gemeindereferentin erhalten. Als Fan des hl. Ulrich hat sie mal gesagt:

"Dem heiligen Ulrich ist es gelungen, seine Liebe in liebende Strukturen umzugießen."

 

Ein toller Satz. Wenn sie jetzt noch statt nur "Liebe" auch "Glaube, Geistlichkeit, Klarsichtigkeit und religiöse Begeisterung" gesagt hätte, wäre der Satz perfekt. Ich kenne mich beim heiligen Ulrich nicht genug aus. Vielleicht würde dann der Satz nicht mehr auf ihn passen. Das wäre sehr schade.

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Was für ein großartiger Thread mit einzigartigen Beiträgen. :wub: Das Problem ist also hinlänglich erkannt.

 

Meiner Meinung nach gibt es keine Hilfe über die (real existierenden) katholischen Strukturen mehr. Aber man könnte Einzelne, Paare, Familien oder Kleingruppen in den Gemeinden ausspähen, die sich mit "christlicher Spiritualität" befassen wollen und diese - so ganz ohne großen organisatorischen Aufwand - zu den Menschen oder in die Gemeinde bringen. Ein positives Verhältnis zu "Mission" bzw. Re-Mission oder Neu-Evangelisierung sollte bei ihnen vorhanden sein. Am besten wäre jemand ohne ehrenamtliche Aufgaben, sonst könnten die Leute den Eindruck bekommen, sie würden verwaltet.

 

Die organisierten, mit bester Struktur und Finanzierung ausgestatteten Initiativen der katholischen Kirche, kommen über eine verwundertes "Ja, wo laufen sie denn? Wo laufen sie denn hin?" nicht hinaus. Das aber mit wissenschaftlicher Unterstützung, entsprechenden Dissertationen und Lehrstühlen. Außerdem suchen sie oft die Lösung in der Veränderung einzelner Lehraussagen, die mMn katholische Gottesdienste genau so wenig füllen würden wie evangelische, wo diese Punkte schon lange umgesetzt wurden.

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Mecky, wer oder was steht einem Gentleman-Agreement im Weg, das da lautet: Ihr [Laien] helft uns [Geweihte] den Laden am laufen zu halten, wir [geweihten] helfen euch [Laien] den Glauben am laufen zu halten. Und so arbeiten wir gemeinsam an einer lebendigen Gemeinde."

 

Das ist der gangbare Weg. In dem Moment, wo die Gemeindearbeit auf vielen ehrenamtlichen Schultern getragen wird, hat der Priester Luft für seine Berufung. Als Hirte der Gemeinde vor Ort ist er für ihre geistliche Stütze verantwortlich. Übernehmen die Laien zum Beispiel die organisatorischen Aufgaben, kann der Priester den Laien die Unterstützung zukommen lassen, um ein geistliches Leben zu führen.

Im schlechten Fall macht der Priester die Verwaltungsarbeit und die Gemeinde 'stirbt spirituell aus'. An dieser Stelle werden die neuen geistlichen Gemeinschaften relevant, die die Seelsorge übernehmen und geistliche Entwicklungswege anbieten. Damit wird wiederum die Ortskirche untergraben. Denn der spirituelle Gehorsam geht dann nicht mehr über Pfarrer und Bischof, sondern über die Autoritätsstrukturen, die der Gemeinschaft innewohnen.

Und damit wird die Gemeinde als Teilkirche unwichtig und die Pfarrei verkommt zur reinen statistischen Verwaltung von getauften Menschen. Infolge kann man die auch völlig neu strukturieren und zusammenschließen, was wohl "Wo Glaube Raum gewinnt".

Daher halte ich es für notwendig, dass die Gemeinschaften immer die Pfarreien bereichern oder Impulse setzen, die Menschen in die Pfarreien führen, nicht aus ihnen hinaus. Dass auch die Gemeinden lernen müssen, dass Gemeinschaften nicht Teil der Bistumsstrukturen sind, ist ein anderes Thema, aber auch hier halte ich eine entsprechende Bildung der Pfarreien für notwendig, damit die Leute begreifen, dass es um gemeinsames Zusammenarbeiten geht und nicht ums "assimilieren".

bearbeitet von nobis11
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Die Mitglieder von NGG verteilen sich meist auf mehrere Pfarreien, wie soll die praktische Umsetzung aussehen, wenn sie dort Impulse setzen sollen?

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Zum Beispiel über regelmäßige Bibelabende, Buchvorstellungen, geistliche Begleitung der Ehrenamtlichen (Lektoren usw usf), im wesentlichen also das, was sie in den Gemeinschaften bekommen und worin sie kompetent werden, an die Gemeinden weitergeben. Dafür muss man aber eben seine Hybris loswerden, dass man besser ist als der normale Gläubige, sonst funktioniert das nicht.

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