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Die Frage nach dem Fasten


theresa???

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Die Frage nach dem Fasten (Mt 9, 14-17)

14 Da kamen die Jünger des Johannes zu ihm und sagten: Warum fasten deine Jünger nicht, während wir und die Pharisäer fasten?

15 Jesus antwortete ihnen: Können denn die Hochzeitsgäste trauern, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; dann werden sie fasten.

16 Niemand setzt ein Stück neuen Stoff auf ein altes Kleid; denn der neue Stoff reißt doch wieder ab und es entsteht ein noch größerer Riss.3

17 Auch füllt man nicht neuen Wein in alte Schläuche. Sonst reißen die Schläuche, der Wein läuft aus und die Schläuche sind unbrauchbar. Neuen Wein füllt man in neue Schläuche, dann bleibt beides erhalten.

 

Was für Tage sollen das sein? Hat Jesus uns nicht versprochen, bei uns zu sein, alle Tage bis an das Ende der Welt?

Ist damit die gesamte Zeit nach Jesu Tod gemeint? Oder nur die drei Tage zwischen seinem Tod und seiner Auferstehung?

Und, wenn Jesus uns doch versprochen hat, immer bei uns zu sein, wie können wir dann fasten, obwohl er bei uns ist?

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Die Frage nach dem Fasten (Mt 9, 14-17)

14 Da kamen die Jünger des Johannes zu ihm und sagten: Warum fasten deine Jünger nicht, während wir und die Pharisäer fasten?

15 Jesus antwortete ihnen: Können denn die Hochzeitsgäste trauern, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; dann werden sie fasten.

16 Niemand setzt ein Stück neuen Stoff auf ein altes Kleid; denn der neue Stoff reißt doch wieder ab und es entsteht ein noch größerer Riss.3

17 Auch füllt man nicht neuen Wein in alte Schläuche. Sonst reißen die Schläuche, der Wein läuft aus und die Schläuche sind unbrauchbar. Neuen Wein füllt man in neue Schläuche, dann bleibt beides erhalten.

 

Was für Tage sollen das sein? Hat Jesus uns nicht versprochen, bei uns zu sein, alle Tage bis an das Ende der Welt?

Ist damit die gesamte Zeit nach Jesu Tod gemeint? Oder nur die drei Tage zwischen seinem Tod und seiner Auferstehung?

Und, wenn Jesus uns doch versprochen hat, immer bei uns zu sein, wie können wir dann fasten, obwohl er bei uns ist?

Jesus beantwortet die Frage doch so:"Können denn die Hochzeitsgäste trauern, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; dann werden sie fasten."

"Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende." (Matthäus 18.20)

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Wenn ich jetzt schreibe, dass Vers 15b vermutlich nicht von Jesus selbst stammt, sondern später eingefügt wurde, dann gibt es wieder einen Shitstorm von wegen, ich würde mir die Bibel zurecht schnitzen.

 

Aber ich schreibs und ich sehe das Problem deshalb einfach nicht, weil ich die Erklärung der Exegese, dass dieser Satz (15b) eingefügt wurde, für mich für ausreichend halte.

 

Dass Jesus und seine JüngerInnen nicht fasteten, das dürfte schwer historisch sein (Tendenzwidrigkeit).

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Gut vorstellbar scheint mir der Duktus zu sein:

 

Jesus wird kritisiert, weil seine Jünger sich nicht an die üblichen und traditionellen religiösen Tugendnormen halten.

Jesus macht aus dieser Frage etwas anderes. Seine direkte Antwort wirkt eher ein wenig abfällig. Fasten ist nicht so sehr sein Thema.

Jesus nimmt stattdessen die Frage als Stichwort, um seine eigene Botschaft anzubringen, die nur sehr bedingt etwas mit der Frage zu tun hat.

Die Aussage ist: Bleibt mir vom Leib mit Euren ollen Kamellen. Der Bezug zu mir und meiner neuen Botschaft ist wichtig. Wenn's hier stimmt, dann ist mir das mit dem Fasten schnurz.

 

Damit ist über das Fasten nichts ausgesagt, außer dass er Fasten für schön und nett hält, es ihm aber nicht so wichtig ist.

 

Die Kirche hat daraus eine Fastenregelung gemacht, die sich an Ereignissen aus Jesu Leben orientiert.

Einige haben dann aber so gemacht, als wäre das Fasten geradezu die Hauptattraktion des christlichen Lebens.

 

Arios wurde unter anderem damit angepriesen, dass er fasten könne wie eine Schlange.

Entlang dieser Bibelstelle kann man vermuten, dass sich Jesus darüber amüsiert hätte.

So was zieht bei ihm nicht. Und jemanden durch Hinweis auf seine Selbstzucht anzupreisen hätte ihm gezeigt, wie wenig er verstanden worden ist. Nicht die Leistung des Menschen steht bei Jesus im Vordergrund, sondern der Bezug zu ihm und die Orientierung an ihm. Wer das Fasten mehr liebt, als ihn, kann nicht sein Jünger sein, sondern ist ein eitler Pfau. Wer sich an ollen Kamellen mehr orientiert, als an Jesus, kann ebenso nicht sein Jünger sein, sondern ist Jünger der ollen Kamellen.

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Wenn ich jetzt schreibe, dass Vers 15b vermutlich nicht von Jesus selbst stammt, sondern später eingefügt wurde,

Das ist gewiss exegetisch gut recherchiert. Aber wir haben den Text eben nur inklusive dieser Einfügung vorliegen.

Die Exegese muss sich nun damit beschäftigen,

ob diese Einfügung sinnvoll ist, ob sie etwas ausdeutet, ob sie ein Gewinn für den Leser ist,

oder ob sie lediglich der Neigung Matthei (bzw. seiner Lieferanten) entspringt, alles so lange zu "überformen" und anzureichern, bis man das, was wirklich geschehen ist, gar nicht mehr erkennen kann.

 

Ich vermute, dass beide Motive (Klärung / Selbstdarstellung) eine Rolle gespielt haben. In welchem Verhältnis? Kann man heute kaum noch sagen.

 

Viel wichtiger für den glaubenswilligen Leser ist die inhaltliche Fragestellung, die mit der Bibelstelle aufgeworfen wird:

- Woran orientiere ich mich? An ollen Kamellen? Oder an den Idealen, die Jesus (jenseits des Üblichen) bzw. Matthäus aufgestellt haben?

- Ist das mit dem Fasten ein "nice to have" oder haben sich solche Themen bei mir zur Hauptattraktion meines Glaubenslebens aufgeplustert?

- Beherrsche ich auch das, was Jesus/Mt hier vorführt: In kritischen bzw. sogar böswilligen Fragen einen Anlass erkennen, meine eigene gläubige Botschaft anzubringen?

 

Damit wäre die "Frage nach dem Fasten" sozusagen off topic.

bearbeitet von Mecky
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Wenn ich jetzt schreibe, dass Vers 15b vermutlich nicht von Jesus selbst stammt,...

Schade. Dadurch nimmst Du mir meine Argumentation, dass ich mich auf Jesus berufen kann, wenn ich sage "Fasten ist Blödsinn, es langt völlig, dass ihr irgendwann mal nix zu kauen habt und dann darbt, das Leben ist ein Fest (bzw. soll eines sein), da passt Fasten nun überhaupt nicht dazu".

 

Insofern ist das Dreitagesfasten zwischen dem letzten Abendmahl (also Gründonnerstag) und der Auferstehung (also Ostermorgen) gerechtfertigt - vielleicht sogar das daran erinnern durch ein ganz klitzekleines Fasten heutzutage. Ist ja nicht so, dass man nichts davon hat - Endorphinausschüttungen sind ja auch nicht verkehrt.

 

Exegese kann ich auch!

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Schade. Dadurch nimmst Du mir meine Argumentation, dass ich mich auf Jesus berufen kann, wenn ich sage "Fasten ist Blödsinn, es langt völlig, dass ihr irgendwann mal nix zu kauen habt und dann darbt, das Leben ist ein Fest (bzw. soll eines sein), da passt Fasten nun überhaupt nicht dazu".

Die Bibelstelle sagt nicht aus, dass Fasten Blödsinn ist, sondern dass es Wichtigeres gibt. Fasten kann schon mal angesagt sein - aber nur als "nice to have".

Der Faster soll sich auf seine Fastenleistung nicht so viel einbilden, denn durch alles Fasten kann er nicht den Glauben an Jesus Christus ersetzen. Ersetzt er es dennoch, handelt es sich um eine Fehlleistung jenseits der Botschaft Jesu.

bearbeitet von Mecky
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Franciscus non papa

Mir kommt gerade eine andere Herangehensweise in den Sinn:

 

Angesichts des Hungers in der Welt, ist die Möglichkeit Fasten zu können ein Geschenk.

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Du meinst:

Dass wir die Fähigkeit und die Kraft haben, wenigstens ein bisschen was zur Lösung des Hungerproblems beitragen zu können oder wenigstens ein wenig Solidarität verbreiten können?

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Man kann auch die Abfuhr, die Jesus seinen Kritikern gibt, so interpretieren:

 

"Verzwecke nicht die Fastenfrage, um mir eins reinzudrücken. Klappt nicht! Ich habe noch eine Menge wichtigere Dinge zu sagen. Deinen Parolen habe ich mehr entgegenzusetzen, als Du Dir auszumalen vermagst. Meine Technik: Ich prinzialisiere das Problem ... und steige auf eine viel wichtigere Themen-Ebene um. Ätsch!"

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Faustregel: Sieht man Dir das Fasten an, dann machst Du etwas falsch.

Das bezieht sich aber auf eine andere Stelle. Allerdings: Auch Matthäus. Zusammenhänge sind also nicht auszuschließen.

Zusammengefasst: Fasten ist nicht zum Angeben, Kritisieren oder sonstigen Demütigungen anderer geeignet. Fasten kann man höchstens als Frömmigkeitsform für den eigenen Gebrauch im stillen Kämmerlein der Gottseligkeit verwenden. Dort kann es dann sehr angemessen sein. Wenn Du es willst!

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Du meinst:

Dass wir die Fähigkeit und die Kraft haben, wenigstens ein bisschen was zur Lösung des Hungerproblems beitragen zu können oder wenigstens ein wenig Solidarität verbreiten können?

Wer überlegt, ob er fasten soll oder nicht, der hat genug zu essen.

 

Werner

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Franciscus non papa

Du meinst:

Dass wir die Fähigkeit und die Kraft haben, wenigstens ein bisschen was zur Lösung des Hungerproblems beitragen zu können oder wenigstens ein wenig Solidarität verbreiten können?

Mir ist da der Begriff der Dankbarkeit wichtiger. Wir haben so viel Anlaß Danke zu sagen. Wäre uns das bewußter, so fiele es uns vielleichter leichter, die Freude des Christentums auszustrahlen.

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Also eher Werners Vermutung: Dankbarkeit, dass man so viel zum Essen hat, dass man sich ein freiwilliges Fasten überhaupt leisten kann.

Das ist mit dem Fasten nur oberflächlich verbunden: Das Fasten ist dann eine Ausdrucksform der Dankbarkeit - unter vielen anderen Ausdrucksformen. Oder das Fasten ist eine Möglichkeit, sich daran zu erinnern, wie gut es uns geht, dass wir ein Fasten überhaupt in Betracht ziehen.

 

Woher soll dabei nun die Freude des Christentums kommen? Weil: Dankbarkeit kann man auch ohne jegliches Christentum empfinden, sogar ohne Religion.

Eine ziemlich gute Antwort auf diese Frage fände ich: "Das hängt mit dem christlichen Gottesbild zusammen: Gott als der Vater, der uns beschenkt." Aber diese Antwort bleibt mir im Halse stecken, wenn ich mich in einen Hungernden hineinversetze. Wäre ich Hungernder, dann käme ich sicherlich auf den Gedanken, dass diese Vorstellung vom sorgenden Vater ein Hohn ist.

"Oh Gott, von dem wir alles haben!" - Ich habe nichts. "I****!"

"wir preisen Dich für Deine Gaben!" - "Ach ja. Vielen Dank für NICHTS!"

"Du speisest uns, weil Du uns liebst!" - "Und mich speist Du nicht, weil Du mich nicht liebst!" (Logisch falscher Umkehrschluss. Aber in Hungerlaune wäre er mir einsichtig.)

"So segne auch, was Du uns gibst!" - "Naja, da hast Du bei mir nicht viel zu tun, Du komischer Vater, der seine Kinder verhungern lässt!"

 

Ich hungere nicht. Sieht man mir auch an. Aber ich versetze mich gerne in einen Hungernden hinein. Und diese Empathie macht eine Menge Dankbarkeit dann wieder kaputt.

Ich brauche dann einen "Nachbrenner", also weitere Gedanken, die das Leben und auch den Hunger und das Leiden überhaupt noch einmal aus einer anderern Warte aus beleuchten.

Interessanterweise tritt dann bei den Nachbrennern ein neuer Dankbarkeitseffekt auf: Ich kann Gott ganz ehrlich und überzeugt dafür danken, dass er mir die Möglichkeit gegeben hat, solche Nachbrenner-Gedanken zu finden. Das ist nicht jedem gegeben. Es handelt sich dann nicht mehr um den Dank für meinen sattmachenden Reichtum, sondern Dankbarkeit für meine Veranlagung, die er mir geschenkt hat: Glaubensfähig und denkfähig bis hin zum Erkennen solcher Nachbrenner-Gedanken. Hat nicht jeder. Und das macht mich dann wieder sehr persönlich dankbar. Dankbar für die Fähigkeiten, die er mir geschenkt hat. Dankbar für den Glauben. Dankbar dafür, dass ich mich nicht zu schnell mit Verpflichtungen zu Dankbarkeit abspeisen lasse.

 

Die dazu passende Frömmigkeitsform besteht dann natürlich nicht in einem Fasten, sondern im Einsetzen dieser Fähigkeiten. Und wenn ich diese Fähigkeiten auch noch für andere fruchtbar machen kann, dann macht mich das sogar sehr glücklich.

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Wenn ich jetzt schreibe, dass Vers 15b vermutlich nicht von Jesus selbst stammt, sondern später eingefügt wurde, dann gibt es wieder einen Shitstorm von wegen, ich würde mir die Bibel zurecht schnitzen.

 

Aber ich schreibs und ich sehe das Problem deshalb einfach nicht, weil ich die Erklärung der Exegese, dass dieser Satz (15b) eingefügt wurde, für mich für ausreichend halte.

 

Dass Jesus und seine JüngerInnen nicht fasteten, das dürfte schwer historisch sein (Tendenzwidrigkeit).

Ich bin davon überzeugt, dass vieles was Jesus gesagt haben soll nicht von ihm stammt sondern von den Verfassern des NT später zurechtgeschnitzt wurde. Dieses "Zurechtschnitzen" geschah wohl deshalb um das Christentum deutlich von der jüdischen Herkunft zu distanzieren. So wird auch behauptet, dass Jesus und seine Jünger bei ihren "Abendmahlen" auch Schweinefleisch gegessen haben sollen weil sie ja schon Christen waren. Mit anderen Worten;" Das letzte Abendmahl zünftig mit Schweinsbraten", einfach absurd.

Jesus und seine Jünger waren Juden, und vermutlich auch gläubige Juden. Es gibt im Judentum mehre Gründe und Regeln für das Fasten, so z. b. :

 

"Die jüdische Braut und der Bräutigam fasten am Tag ihrer Hochzeit, um ihre Ehe im Zustand der spirituellen Reinheit zu beginnen. Der Akt des Fastens sühnt für etwaige frühere Vergehen der Braut und des Bräutigams."

bearbeitet von Katharer
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Wenn ich jetzt schreibe, dass Vers 15b vermutlich nicht von Jesus selbst stammt, sondern später eingefügt wurde, dann gibt es wieder einen Shitstorm von wegen, ich würde mir die Bibel zurecht schnitzen.

 

Aber ich schreibs und ich sehe das Problem deshalb einfach nicht, weil ich die Erklärung der Exegese, dass dieser Satz (15b) eingefügt wurde, für mich für ausreichend halte.

 

Dass Jesus und seine JüngerInnen nicht fasteten, das dürfte schwer historisch sein (Tendenzwidrigkeit).

 

Dann müsste aber auch Vers 14 eine Einfügung sein. Nur in was überhaupt?

 

Nix Genaues weiß man nicht. Wie immer.

 

Ich halte Vers 14 (Da kamen die Jünger des Johannes zu ihm und sagten: Warum fasten deine Jünger nicht, während wir und die Pharisäer fasten?) für ein Zeugnis eines weitreichenderen Konfliktes zwischen Johannesjüngern und Jesusjüngern. Es hat über diese Frage Zoff gegeben. Es hat sich wohl kaum rentiert, diesen ganzen Konflikt in epischer Breite auszuführen - Konflikte laufen normalerweise so, dass man ganze Bücher über einzelne Aspekte schreiben könnte. Also hat Matthäus, der in irgendeiner Weise Wind davon bekommen hat, das ganze Geschehen in ein paar Phantasiesätzen zusammengefasst, wie es ihm gutdünkte. Dass und ob dann Vers 15b noch nachträglich hineingeflickt wurde, spielt keine große Rolle. Auch die anderen Verse geben keine Originalsituation wieder. Über das, was Jesus (und seine Widersacher) wirklich gesagt hat, und wie sich dieser Konflikt zugetragen hat, erfahren wir wieder einmal nichts Konkretes. Wir haben lediglich das Resümee vor Augen, das Matthäus daraus zieht.

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Nanny bestreitet aber einen solchen Konflikt:

 

Dass Jesus und seine JüngerInnen nicht fasteten, das dürfte schwer historisch sein (Tendenzwidrigkeit).

Es könnte beides zutreffen:

1. Die Jünger haben gefastet

2. Es kam trotzdem zum Konflikt bzw. zu einer ganzen Konfliktlage.

 

Der Bibeltext ist wieder einmal sehr unpräzise. Da steht der Vorwurf: "Deine Jünger fasten nicht!". Es steht nichts darüber, ob dieser Vorwurf zutreffend war. Und kein Mensch kann Dir sagen, ob überhaupt irgendwann einmal ein Johannesjünger einen solchen Vorwurf ausgesprochen hat. Das alles könnte auch schlicht an Matthäus liegen oder seinen Informanten.

 

Aber auch wenn die Jünger gefastet haben, muss dies keineswegs zu einer friedlichen Koexistenz geführt haben. Vielleicht haben sie nicht "richtig" gefastet? Oder aus den falschen Motiven? Wer Vorwürfe machen will, findet da immer etwas Geeignetes.

 

Jesus geht auf jeden Fall in dieser Bibelstelle nicht auf solchen Kleinklein-Hickhack ein. Und davon abgesehen, ob er dies historisch tat, oder ob es Matthäus erfunden hat oder ein angeblicher Augen- und Ohrenzeuge: Klasse Reaktion. Wer sich auf ein solches Hickhack einlässt, erreicht nicht viel - und er läuft Gefahr, im Hickhack dermaßen zu ersaufen, dass er nicht mehr zu seiner Botschaft kommt. Und dem schiebt Jesus/Mt sofortissime einen Riegel vor. Er hat Wichtigeres zu tun.

 

Die von Nanny konstatierte Tendenzwidrigkeit ist übrigens zwar ein Argument, aber ein unsicheres. Der beschriebene Jesus verhält sich häufig tendenzwidrig - z.B. im Ansprechen fremder Frauen. Auch Papst Franziskus handelte mit seiner Fußwaschung tendenzwidrig. Da sieht man auch, wie unsicher solche Tendenzargumente sind: Es stellt sich nämlich die Fage: Welcher Tendenz widrig? Gerade diese päpstliche Fußwaschung entsprach nämlich einer großen Tendenz, allerdings einer anderen Tendenz, als manche es gerne hätten. Für das Fasten der Jünger gibt es allerdings noch andere Argumente, als dieses Tendenzargument. Ein wahrer Fastengegner hätte z.B. niemals das Fasten Jesu in der Wüste thematisiert.

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Die Jünger des Johannes fasteten, Jesus und seine Jünger nicht.

 

Das ist der Konflikt.

 

Jesus beantwortet das mit dem Verweis aufs Hochzeitsmahl.

 

Die späteren Christen, siehe Paulus 1 Kor 7, haben gefastet.

 

Nächster Konflikt mit dem Jesuswort.

 

Deshalb 15b.

 

Ansonsten wäre ich sehr vorsichtig mit einem Verweis auf jüdisches Brauchtum. Denn zurzeit Jesu war das pharisäische Judentum nur eine Gruppe und die Regeln dieser Gruppe sicher nicht so ausgefeilt wie im sich daraus entwickelndem Judentum (in Bezug auf den Verweis auf das Fasten der Eheleute vor der Hochzeit).

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Ansonsten wäre ich sehr vorsichtig mit einem Verweis auf jüdisches Brauchtum. Denn zurzeit Jesu war das pharisäische Judentum nur eine Gruppe und die Regeln dieser Gruppe sicher nicht so ausgefeilt wie im sich daraus entwickelndem Judentum (in Bezug auf den Verweis auf das Fasten der Eheleute vor der Hochzeit).

Die Didache betont aber schon, daß die Christenheit Mittwochs und Freitags (und nicht wie das Judentum Montags und Donnerstags) fasten solle.

 

Das Phänomen des zweimaligen wöchentlichen Fastens scheint also durchaus so verbreitet gewesen sein, daß man es zum einen beibehalten aber sich doch von der bisherigen Praxis absetzen wollte.

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Man kann daraus schlußfolgern, dass um 100 die Juden dienstags und donnertags fasteten.

 

Dass wir mittwochs und freitags "fasten", kannst du noch heute an jedem Speiseplan einer normalen säkularisierten Schüler- oder Studierendenmensa sehen.

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Der Matthäus ist schon so einer.

Erst lässt er Jesus in die Wüste gehen, um einen 40-tägigen Fastenmarathon par excellence hinzulegen.

Dann lässt er Jesus konkrete Anweisungen geben, wie man denn "richtig" fastet, nämlich so, dass es keiner merkt.

Und schließlich lässt er Jesus nicht widersprechen, wenn sie ihm vorwerfen, dass seine Jünger nicht fasten würden.

 

Matthäus biegt den Jesus immer genau so, wie es ihm gerade passt.

Was hat Jesus denn wirklich vom Fasten gehalten? Was hat Jesus denn wirklich zu diesem Thema gesagt? Was soll der Leser denn aus einem solch wirren Kauderwelsch für sich selbst ableiten? An wen führt das Matthäusevangelium den Leser heran - an Jesus? Welchen Jesus? Jesus den Faster, Jesus den Fastenratgeber, oder an Jesus, den Anwalt der Nichtfaster?

Oder an sich (Matthäus) selbst?

 

Das wäre eine legitime Sache. Das machen andere Schriftsteller auch. Aber gute Schriftsteller denken erst einmal nach. Man muss ja von Jesus wirklich denken, er wäre ein ziemlich bescheuerter Wirrkopf gewesen, der seine eigenen Ansichten andauernd durcheinander bringt. Tja, das hat man eben, wenn man sich notorisch von der Realität entfernt.

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Der Mecky weiß, dass er bei der Frage nach dem Fasten bei Mk vorbeigucken sollte. Da hat es der Mt nämlich abgekupfert.

 

Mk schweigt sich über Jesu Fasten in der Wüste aus, Mt erwähnt Fasten (nur nicht wie), Lk sagt, er hätte nix gegessen.

 

Mt bringt als Sondergut die Sache, dass man beim Fasten nicht angeben soll.

 

Das klärt nicht die Eingangsfrage von theresa???, ob wir fasten dürfen oder nicht, weil Jesus ja nicht wirklich weg ist.

 

Aber es bringt zum Ausdruck, dass man Bibelstellen nicht als direkte Handlungsanweisungen wie ein Gesetz verstehen darf, wenn es um solche Dinge geht.

 

Insgesamt tendieren die Evangelien tatsächlich dazu, die Zeit der Gegenwart Jesu "im Fleisch" speziell zu sehen. Deshalb können sie damit umgehen, dass in dieser Zeit Fasten ein No-go war, nach seinem Tod und seiner Auferstehung aber durchaus möglich.

 

Man muss aber ganz klar sehen, dass, wenn Christen fasten, es dazu kein Gebot des Herrn gibt. Deswegen dieses unbeholfene " ... wenn der Bräutigam genommen ist".

 

Offensichtlich wollten die frühen Christen auch durch Fasten ihren Glauben zum Ausdruck bringen. Den Bezug zum Wüstenaufenthalt stellten erst die Mönche im 4. Jahrh. her.

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Der Mecky weiß, dass er bei der Frage nach dem Fasten bei Mk vorbeigucken sollte. Da hat es der Mt nämlich abgekupfert.

Wenn der Mt beim Mk abgekupfert hat, ist dies sein Privatvergnügen. Das geht mich nichts an, weil ich es letztlich auch nicht nachprüfen kann. Mt hat keine Quellenangabe gemacht - und so lese ich ihn dann auch.

 

Die Stellen mit dem Wüstenfasten, mit der Fastenberatung und dem Vorwurf der Johannesjünger stehen alle bei Mt. Egal, wo er abgekupfert haben mag: Er hätte er eben mal sein Gehirn einschalten sollen, damit es ihm nicht ergeht, wie Guttenberg. Wenn schon abkupfern, dann bitte mit etwas mehr Qualität!

So, wie es Mt darstellt, ist das eine Frechheit gegenüber Jesus. Und eine Frechheit gegenüber dem Leser, den er anschmiert. Und natürlich eine Frechheit gegenüber jeglicher Sorgfaltspflicht und der historischen Wahrheit. Ziemlich verantwortungslos.

 

Ich befürchte, dass alle drei Aspekte (Wüstenfasten, Fastenberatung, Vorwurfsstory) sich gar nicht ereignet haben. Alles nur Mache. Wenn Mt schreibt, "Jesus ging in die Wüste", dann war das gar nicht so. Womöglich. Und wenn er schreibt, Jesus habe gesagt, man solle das Fasten verheimlichen, hat das Jesus womöglich gar nicht gesagt. Nie und nirgends. Und womöglich haben die Johannesjünger auch niemals mit den beschriebenen Worten ihre Vorwürfe geäußert und Jesus hat niemals die niedergeschriebene Antwort gegeben.

 

Verlässlichkeit ist einfach anders.

 

Und das Schlimmste: Das nimmt von dem Evangelium ein Stück Glanz weg. Das sind gar nicht die Taten und Worte Jesu, die hier niedergeschrieben wurden. Sondern es ist ein Konglomerat aus matthäischer Theologie und Gemeindevorstellungen. Wie viel dieses Konglomerat mit Jesus zu tun hat, ist unklar und kann auch nicht wirklich geklärt werden. Was Jesus zum Thema "Fasten" gesagt und praktiziert hat, werden wir erst erfahren, wenn wir auferstanden sind. Und dann wende ich mich ganz sicher nicht an Matthäus. Der soll geflissentlich mal die Klappe halten. Ich werde auf ihn zurückkommen, wenn ich mal wieder theologische Reflexionen brauche - auf dieser Ebene sind die matthäischen Gedanken nämlich gar nicht mal schlecht.

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