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Feindesliebe - wer ist der Feind?


Shubashi

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In einem anderen Thread ist eine interessante Frage aufgetaucht: wer ist ist eigentlich der "Feind", dem wir seine bösen Taten vergeben oder mit Gutem vergelten sollen?

 

Ich muss gestehen, dass ich dieses Gebot bisher immer als eines der persönlichen Ethik verstanden habe: ich muss auf denjenigen zugehen, der mir übles will. Es geht darum, den Hass zu überwinden, der in mir aufsteigen will, weil nur so der Kreislauf der Vergeltung durchbrochen wird und der letzlich auch mich zerstörende Hass so überwunden werden kann.

In gewissem Sinne eine existenzielle Entscheidung, je nach dem was zwischen uns vorliegt.

 

Die Vorstellung jedoch, einem anderen, mir völlig fernen Übeltäter, mit dem mich nichts verbindet außer dass ich seine Taten kenne, auf Kosten derjenigen zu vergeben, die er verfolgt und bedrängt, erscheint mir dagegen eine Travestie der Feindesliebe: sie kostet mich überhaupt nichts, kein Kreislauf der Gewalt wird dadurch unterbrochen, es ist letztlich eine billige Selbstüberhöhung meiner Person, für die andere mit ihrem Leiden bezahlen müssen. Der Bösewicht kann so im Extrem sogar zur Popikone werden, auf einem Mao- oder Castro-T-Shirt.

bearbeitet von Shubashi
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Du siehst das schon richtig. Beim Gebot der Feindesliebe werden die Zuhörer aufgefordert IHRE Feinde zu lieben.

 

Werner

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In einem anderen Thread ist eine interessante Frage aufgetaucht: wer ist ist eigentlich der "Feind", dem wir seine bösen Taten vergeben oder mit Gutem vergelten sollen?

 

Ich muss gestehen, dass ich dieses Gebot bisher immer als eines der persönlichen Ethik verstanden habe: ich muss auf denjenigen zugehen, der mir übles will. Es geht darum, den Hass zu überwinden, der in mir aufsteigen will, weil nur so der Kreislauf der Vergeltung durchbrochen wird und der letzlich auch mich zerstörende Hass so überwunden werden kann.

In gewissem Sinne eine existenzielle Entscheidung, je nach dem was zwischen uns vorliegt.

 

Die Vorstellung jedoch, einem anderen, mir völlig fernen Übeltäter, mit dem mich nichts verbindet außer dass ich seine Taten kenne, auf Kosten derjenigen zu vergeben, die er verfolgt und bedrängt, erscheint mir dagegen eine Travestie der Feindesliebe: sie kostet mich überhaupt nichts, kein Kreislauf der Gewalt wird dadurch unterbrochen, es ist letztlich eine billige Selbstüberhöhung meiner Person, für die andere mit ihrem Leiden bezahlen müssen. Der Bösewicht kann so im Extrem sogar zur Popikone werden, auf einem Mao- oder Castro-T-Shirt.

Popikonen schafft das Kapital. Wenn Coca Cola den Che auf der Dose hat und es sich besser Verkauft, was soll's.

Das Thema Gewalt ist sehr differenziert und in Deiner Einführung vermischst Du die Kategorien. Mein Verständnis ist, wenn ich mich mit etwas verbinde werde ich Teil der selben Natur. Natürlich rettest Du damit keinen Menschen (biolog.).

Ein guter Freund, kein Guru oder Weiser, einfach ein guter Freund hat mir mal gesagt, "Was Du am anderen hasst zeigt dir den Teil in dir den du nicht sehen willst und an dem du noch arbeiten musst."

bearbeitet von teofilos
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In einem anderen Thread ist eine interessante Frage aufgetaucht: wer ist ist eigentlich der "Feind", dem wir seine bösen Taten vergeben oder mit Gutem vergelten sollen?

 

Ich muss gestehen, dass ich dieses Gebot bisher immer als eines der persönlichen Ethik verstanden habe: ich muss auf denjenigen zugehen, der mir übles will. Es geht darum, den Hass zu überwinden, der in mir aufsteigen will, weil nur so der Kreislauf der Vergeltung durchbrochen wird und der letzlich auch mich zerstörende Hass so überwunden werden kann.

In gewissem Sinne eine existenzielle Entscheidung, je nach dem was zwischen uns vorliegt.

 

Die Vorstellung jedoch, einem anderen, mir völlig fernen Übeltäter, mit dem mich nichts verbindet außer dass ich seine Taten kenne, auf Kosten derjenigen zu vergeben, die er verfolgt und bedrängt, erscheint mir dagegen eine Travestie der Feindesliebe: sie kostet mich überhaupt nichts, kein Kreislauf der Gewalt wird dadurch unterbrochen, es ist letztlich eine billige Selbstüberhöhung meiner Person, für die andere mit ihrem Leiden bezahlen müssen. Der Bösewicht kann so im Extrem sogar zur Popikone werden, auf einem Mao- oder Castro-T-Shirt.

Popikonen schafft das Kapital. Wenn Coca Cola den Che auf der Dose hat und es sich besser Verkauft, was soll's.

Das Thema Gewalt ist sehr differenziert und in Deiner Einführung vermischst Du die Kategorien. Mein Verständnis ist, wenn ich mich mit etwas verbinde werde ich Teil der selben Natur. Natürlich rettest Du damit keinen Menschen (biolog.).

Ein guter Freund, kein Guru oder Weiser, einfach ein guter Freund hat mir mal gesagt, "Was Du am anderen hasst zeigt dir den Teil in dir den du nicht sehen willst und an dem du noch arbeiten musst."

 

 

Leider verstehe ich nicht so ganz, was Du meinst. Welche Kategorien werden vermischt?

Für mich ist es ein Unterschied, ob ich einen Übeltäter persönlich kenne oder nicht, ob er mir und meinen Verwandten etwas antut, oder Menschen, von deren Existenz ich allenfalls aus der Zeitung oder dem Radio weiss. Ich kann mich über solche Greueltaten empathisch entsetzen oder vielleicht in Wut geraten, dass so etwas möglich ist, aber einen Menschen, den ich überhaupt nicht kenne, hassen? Ich denke, da bewege ich mich schnell in den Bereich der Ideologie herein, wo "Völkerfreundschaft" oder "Hass auf den Volksfeind" nach Belieben anzuordnen ist. Eher also Nietzsche als Jesus.

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Ich muss gestehen, dass ich dieses Gebot bisher immer als eines der persönlichen Ethik verstanden habe: ich muss auf denjenigen zugehen, der mir übles will. Es geht darum, den Hass zu überwinden, der in mir aufsteigen will, weil nur so der Kreislauf der Vergeltung durchbrochen wird und der letzlich auch mich zerstörende Hass so überwunden werden kann.

In gewissem Sinne eine existenzielle Entscheidung, je nach dem was zwischen uns vorliegt.

 

Die Vorstellung jedoch, einem anderen, mir völlig fernen Übeltäter, mit dem mich nichts verbindet außer dass ich seine Taten kenne, auf Kosten derjenigen zu vergeben, die er verfolgt und bedrängt, erscheint mir dagegen eine Travestie der Feindesliebe: sie kostet mich überhaupt nichts, kein Kreislauf der Gewalt wird dadurch unterbrochen, es ist letztlich eine billige Selbstüberhöhung meiner Person, für die andere mit ihrem Leiden bezahlen müssen. Der Bösewicht kann so im Extrem sogar zur Popikone werden, auf einem Mao- oder Castro-T-Shirt.

Popikonen schafft das Kapital. Wenn Coca Cola den Che auf der Dose hat und es sich besser Verkauft, was soll's.

Das Thema Gewalt ist sehr differenziert und in Deiner Einführung vermischst Du die Kategorien. Mein Verständnis ist, wenn ich mich mit etwas verbinde werde ich Teil der selben Natur. Natürlich rettest Du damit keinen Menschen (biolog.).

Ein guter Freund, kein Guru oder Weiser, einfach ein guter Freund hat mir mal gesagt, "Was Du am anderen hasst zeigt dir den Teil in dir den du nicht sehen willst und an dem du noch arbeiten musst."

 

 

Leider verstehe ich nicht so ganz, was Du meinst. Welche Kategorien werden vermischt?

Für mich ist es ein Unterschied, ob ich einen Übeltäter persönlich kenne oder nicht, ob er mir und meinen Verwandten etwas antut, oder Menschen, von deren Existenz ich allenfalls aus der Zeitung oder dem Radio weiss. Ich kann mich über solche Greueltaten empathisch entsetzen oder vielleicht in Wut geraten, dass so etwas möglich ist, aber einen Menschen, den ich überhaupt nicht kenne, hassen? Ich denke, da bewege ich mich schnell in den Bereich der Ideologie herein, wo "Völkerfreundschaft" oder "Hass auf den Volksfeind" nach Belieben anzuordnen ist. Eher also Nietzsche als Jesus.

 

Dann haben wir uns etwas mißverstanden.

 

P.S. Die Seele (im psych. Sinne) hat keine Geografie. Heisst: Hamburg ist genau so weit weg, wie der Irak.

bearbeitet von teofilos
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wer ist ist eigentlich der "Feind", dem wir seine bösen Taten vergeben oder mit Gutem vergelten sollen

Darf ich mir erlauben mit einer Geschichte zu antworten:

 

Ein chin. Kaiser verhieß seinen Ministern, er würde alle seine Feinde vernichten. Einige Zeit später als der Kaiser anlässlich einer Feier viele eingeladen hatten, sahen die Minister den Kaiser mit seinen Feinden am Tisch sitzen, heiter plaudern und freundschaftlichen Kontakt pflegen. Sie nahmen den Kaiser beiseite und sagten: "Wir dachten, Ihr würdet eure Feinde vernichten?" Darauf der Kaiser: "Ich HABE meine Feinde vernichtet, ich habe sie zu Freunden gemacht."

 

Die Sichtweise, im Nächsten einen "Feind" zu sehen ist gefährlich und nicht gerade christlich. Denn vor Gott sind wir eigentlich alle "Brüder und Schwestern im Herrn". Gewiß erleben wir manchmal verirrte Brüder, die uns das Leben schwer machen. Aber wenn es uns gelingt, auch jene, die sich gegen uns wenden nicht als Erzfeinde zu sehen- sondern in übernatürlicher Sichtweise sogar als Prüfstein unserer Geduld, Schulung in der Demut und Stufen der Heiligung- dann wird die Einschätzung eine andere werden.

bearbeitet von Mariamante
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Die Sichtweise, im Nächsten einen "Feind" zu sehen ist gefährlich und nicht gerade christlich.

 

 

ja.

 

hallo Mariamante,

 

ich lad'

Dich ein,

mein Feind zu sein.

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Und was macht man mit Feinden, die sich nicht zu Freunden machen lassen?

Wenn ich das Verhalten Jesu gegenüber jenen ansah, die IHN anfeindeten, denke ich an Worte: Jesus drehte sich um und ging weg, entzog sich ihrem Zugriff, gab keine Antwort. Wenn jemand uns feindlich gesinnt bleiben will- möge es sein Problem sein. Von unserer Seite her ist es auch aus psychohygienischen Gründen wertvoll und wichtig, keine feindliche Gesinnung zu haben- sondern für den anderen zu beten.

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ich lad' Dich ein, mein Feind zu sein.

 

abgelehnt. Für solche Spiele ist mit die zeit zu schade.

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Die Sichtweise, im Nächsten einen "Feind" zu sehen ist gefährlich und nicht gerade christlich.

 

 

ja.

 

hallo Mariamante,

 

ich lad'

Dich ein,

mein Feind zu sein.

 

 

Und was macht man mit Feinden, die sich nicht zu Freunden machen lassen?

 

Werner

Schwierig. Wie auch Feinde, die Freunde werden wollen und wir das nicht zulassen.

Dieses Chinesenbeispiel von MM erreicht mich nicht wirklich. Das ist Politik und hat mit "Seelenfrieden" nichts zu tun.

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Ich denke da immer an die Beispielerzählung aus dem Lukas-Evangelium: der Samariter hat der Verwundeten geholfen, weil er Hilfe brauchte. Dass da großartige Gefühle im Spiel waren, kann ich mir nicht vorstellen. Darauf kommt es (für mich) an: der Mensch, der meine Hilfe braucht, ist -biblisch gesehen- mein Nächster, also verpflichtet mich die Nächstenliebe ihm zu helfen, auch wenn er wirklich mein (biologischer) Bruder ist, der mir das Leben schwer macht, wo immer er kann. (Auch wenn es leichter ist einem fernen Nächsten in der 3. Welt zu helfen).

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Das war ich, der das Thema Feindesliebe aufgebracht hat, mit dem Hinweis, dass ich keinerlei Feindesliebe übe und ein entsprechendes Konzept für fehlerhaft halte.

 

Habe mal von einem Ehepaar aus Frankreich gelesen, deren Tochter von jemand umgebracht wurde. Dieses christlich gesinnte Ehepaar hat nach der Verbüssung der Haftstrafe den Übeltäter adoptiert. Ich nehme schon an, dass jemand nicht christlich Gesinnter den Mörder des eigenen Kindes als "Todfeind" angesehen und bekämpft hätte. Mit dem Kampf gegen den Todfeind hätte man gewiß auch an der Selbstzerstörung gearbeitet. Ich bin daher nach wir vor der Meinung, dass die "Feindesliebe" kein fehlerhaftes Konzept ist- im Gegenteil. Aber sie fordert sehr viel und lässt sich ohne Gottes Gnade und Beistand sicher nicht verwirklichen. Weil etwas schwierig werden kann, ist es nicht fehlerhaft. Der Fehler liegt m.E. eher darin, dass wir dem Todfeind aus unserer Sichtweise heraus keine Chance mehr lassen, sich zu ändern. Er ist von uns zum "Tod" in dem Sinne verurteilt, dass wir ihn für uns als absolut schädlich halten.

 

Die Liebe, die Jesus uns nahe legt ist kein Gefühl- sondern ein Auftrag und eine Willenssache. Für jene zu beten, die uns verletzten, beleidigen oder schädigen wollen ist nicht nur wichtig, damit sich der andere aus seiner teuflischen Gesinnung befreien kann- sondern auch für uns selbst- da Hass und Feindbilder uns selbst nach und nach zerstören können.

bearbeitet von Mariamante
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Das war ich, der das Thema Feindesliebe aufgebracht hat, mit dem Hinweis, dass ich keinerlei Feindesliebe übe und ein entsprechendes Konzept für fehlerhaft halte.

 

Mit der Definition, wer mein "Feind" ist, bin ich sehr eng: Mein "Feind" ist derjenige, der mich psychisch oder physisch zerstören will und auch Anstalten dazu macht, das umzusetzen und auch die Möglichkeit haben, das zu tun. Ansonsten benutze ich den Begriff "Gegner". "Feind" ist für mich gleichbedeutend mit "Todfeind".

 

Und solche Feinde liebe ich nicht. Ich würde versuchen, sie zu bekämpfen, bevor sie mich bekämpfen (da bringe ich die Notwehr hinein), wenn das absolut nicht geht, würde ich schauen, den Einflussbereich des Feindes zu verlassen, was beispielsweise Juden getan haben, wenn sie glücklicherweise aus dem 3. Reich auswandern konnten, oder Stasiverfolgte, wenn sie die DDR verlassen konnten. Die "Zersetzungsmaßnahmen" der Stasi würde ich als absolute Feindeshandlungen ansehen wollen - ich habe Menschen kennengelernt, die das erlebt haben.

Nachdem ich entsprechende Betroffene kenne, würde ich auch behaupten, dass ein Vergewaltiger ein Feind sein kann, der hat zwar nicht unbedingt das erklärte Ziel, sein Opfer zu vernichten, nimmt das aber als Kollateralschaden in Kauf.

 

Was ich dem Begriff der "Feindesliebe" abgewinnen kann: Zu versuchen, den Hass bei mir selber zu bekämpfen bzw. möglichst nicht aufkommen zu lassen - so gut das nun möglich ist. Hass- oder Rachegefühle sind sicherlich sowohl natürlich als auch in gewissem Rahmen sinnvoll, aber sie behindern das weitere Leben.

 

Wenn man sich erfolgreich dem Feind entzogen hat (sei es, dass er tot ist, dass er aufgegeben hat oder mich nicht mehr erreichen kann), dann führen diese Emotionen nicht mehr weiter. Sie hindern mehr, als sie nutzen.

 

Ach ja, und noch eines: Bei "Feindesliebe" geht es ausschließlich um mich selber und höchstens um die Menschen, die mich konkret danach fragen. Einem anderen Menschen ungefragt zu erklären, dass seine Hassgefühle doof und unangebracht sind, das ist ja schon annähernd Körperverletzung. Insofern gehört das für mich nicht in das Portfolio einer Kirche, sondern allerhöchstens in eine ganz persönliche Beratung.

Yep. Und die Kurve hat Darth Vader nicht gekriegt und unterlag der dunklen Seite der Macht.

Verzeihe die Parabel. Manchmal lesen auch jüngere mit und sogar Leute, die in Hamburg Kakerlaken abfackeln wollen. Ganz ohne Kammerjägerschein.

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Das war ich, der das Thema Feindesliebe aufgebracht hat, mit dem Hinweis, dass ich keinerlei Feindesliebe übe und ein entsprechendes Konzept für fehlerhaft halte.

 

Mit der Definition, wer mein "Feind" ist, bin ich sehr eng: Mein "Feind" ist derjenige, der mich psychisch oder physisch zerstören will und auch Anstalten dazu macht, das umzusetzen und auch die Möglichkeit haben, das zu tun. Ansonsten benutze ich den Begriff "Gegner". "Feind" ist für mich gleichbedeutend mit "Todfeind".

 

Und solche Feinde liebe ich nicht. Ich würde versuchen, sie zu bekämpfen, bevor sie mich bekämpfen (da bringe ich die Notwehr hinein), wenn das absolut nicht geht, würde ich schauen, den Einflussbereich des Feindes zu verlassen, was beispielsweise Juden getan haben, wenn sie glücklicherweise aus dem 3. Reich auswandern konnten, oder Stasiverfolgte, wenn sie die DDR verlassen konnten. Die "Zersetzungsmaßnahmen" der Stasi würde ich als absolute Feindeshandlungen ansehen wollen - ich habe Menschen kennengelernt, die das erlebt haben.

Nachdem ich entsprechende Betroffene kenne, würde ich auch behaupten, dass ein Vergewaltiger ein Feind sein kann, der hat zwar nicht unbedingt das erklärte Ziel, sein Opfer zu vernichten, nimmt das aber als Kollateralschaden in Kauf.

 

Was ich dem Begriff der "Feindesliebe" abgewinnen kann: Zu versuchen, den Hass bei mir selber zu bekämpfen bzw. möglichst nicht aufkommen zu lassen - so gut das nun möglich ist. Hass- oder Rachegefühle sind sicherlich sowohl natürlich als auch in gewissem Rahmen sinnvoll, aber sie behindern das weitere Leben.

 

Wenn man sich erfolgreich dem Feind entzogen hat (sei es, dass er tot ist, dass er aufgegeben hat oder mich nicht mehr erreichen kann), dann führen diese Emotionen nicht mehr weiter. Sie hindern mehr, als sie nutzen.

 

Ach ja, und noch eines: Bei "Feindesliebe" geht es ausschließlich um mich selber und höchstens um die Menschen, die mich konkret danach fragen. Einem anderen Menschen ungefragt zu erklären, dass seine Hassgefühle doof und unangebracht sind, das ist ja schon annähernd Körperverletzung. Insofern gehört das für mich nicht in das Portfolio einer Kirche, sondern allerhöchstens in eine ganz persönliche Beratung.

Nur wer mich zerstören will oder auch, wer es aus Gleichgültigkeit/ Ich-Bezogenheit tut (bzw. in die Richtung geht, komplett zerstören ist glaub ich eh schwierig, in einem Rechtsstaat), ohne es explizit zu wollen? Zweiteres habe ich schon erlebt, ersteres noch nicht.

 

Dass der erste Ansatz "Gefahrenzone verlassen!" ist, das ist klar. Aber wie geht es dann weiter? Für mich heißt Feindesliebe dann erstmal: Versuchen, nicht schlecht über denjenigen zu reden. Keine Rache zu suchen. Meinem Feind nicht selber zum Feind werden, ihn nicht zerstören oder verletzen wollen. Das ist für den Anfang schwer genug. Und dann irgendwann: Falls mein "Feind" Hilfe von mir braucht, diese nicht verweigern. Meinem Feind Gutes wollen oder wenigstens tun. Das fällt mir schwer. Oft scheitere ich daran. Aber ich denke, das wäre Feindesliebe.

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Ein Feind ist jemand, der mir an Leib und Leben will. Ihm Gutes zu wünschen, heißt, ihm dabei Erfolg zu wünschen. Na, dann viel Spaß! Ich halte es da lieber mit Konfuzius: Begegne deinen Freunden liebevoll, deinen Feinden angemessen. Liebe deine Feinde? Wie ungerecht gegenüber deinen Freunden!

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Ein Feind ist jemand, der mir an Leib und Leben will. Ihm Gutes zu wünschen, heißt, ihm dabei Erfolg zu wünschen. Na, dann viel Spaß! Ich halte es da lieber mit Konfuzius: Begegne deinen Freunden liebevoll, deinen Feinden angemessen. Liebe deine Feinde? Wie ungerecht gegenüber deinen Freunden!

Wieso?

Erstens: Ein Feind kann auch jemand sein, der mir psychisch massiv schaden will oder das zur Durchsetzung seiner Interessen in Kauf nimmt. Der mich belügt und versucht, mich kleinzumachen, zu manipulieren und auszunutzen.

Zweitens: Nein, ihm Gutes zu wünschen heißt nicht, ihm zu wünschen, dass seine bösen Pläne gelingen. Sondern, dass es ihm gut gehen möge. Wenn er ernstlich krank wird, ihm Heilung/Gesundung zu wünschen zum Beispiel. Oder wenn es ihm schlecht geht, dass er wieder glücklicher wird.

Auf die Gefahr hin, dass mir "Geschichterl-Erzählen" statt Diskutieren vorgeworfen wird, hier ein Liedtext zum Thema Feindesliebe, das mich als Kind sehr beeindruckt hat. http://www.songtexte.com/songtext/gerhard-schone/meine-rache-63ed7223.html

Das wäre für mich Feindesliebe: Ich habe die Chance, Rache zu nehmen und zu bestrafen, und das wäre eigentlich auch gerecht. Aber ich verzichte auf diese Rache.

bearbeitet von theresa???
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Ein Feind ist jemand, der mir an Leib und Leben will. Ihm Gutes zu wünschen, heißt, ihm dabei Erfolg zu wünschen. Na, dann viel Spaß! Ich halte es da lieber mit Konfuzius: Begegne deinen Freunden liebevoll, deinen Feinden angemessen. Liebe deine Feinde? Wie ungerecht gegenüber deinen Freunden!

 

Wieso?

Erstens: Ein Feind kann auch jemand sein, der mir psychisch massiv schaden will oder das zur Durchsetzung seiner Interessen in Kauf nimmt. Der mich belügt und versucht, mich kleinzumachen, zu manipulieren und auszunutzen.

Zweitens: Nein, ihm Gutes zu wünschen heißt nicht, ihm zu wünschen, dass seine bösen Pläne gelingen. Sondern, dass es ihm gut gehen möge. Wenn er ernstlich krank wird, ihm Heilung/Gesundung zu wünschen zum Beispiel. Oder wenn es ihm schlecht geht, dass er wieder glücklicher wird.

Auf die Gefahr hin, dass mir "Geschichterl-Erzählen" statt Diskutieren vorgeworfen wird, hier ein Liedtext zum Thema Feindesliebe, das mich als Kind sehr beeindruckt hat. http://www.songtexte.com/songtext/gerhard-schone/meine-rache-63ed7223.html

Das wäre für mich Feindesliebe: Ich habe die Chance, Rache zu nehmen und zu bestrafen, und das wäre eigentlich auch gerecht. Aber ich verzichte auf diese Rache.

Was willst du mir damit sagen? Daß man Folterer freilassen soll? Was Religion in Menschen so anrichtet! Und du hast mich auch nicht verstanden. Ich habe nicht von Rache gesprochen, sondern von Angemessenheit. Das meint in der Regel Gerechtigkeit, was der ausdrückliche Verzicht auf Rache ist. Die Behauptung aber, man könnte eine Welt auf Liebe bauen, ist bei den Machtlosen Wunschtraum, bei den Mächtigen Lüge, in beiden Fällen aber Illusion, und nicht einmal eine erfreuliche.

 

Oh, ich muß mich korrigieren. Eine Welt auf Liebe bauen, geht schon. Man muß darunter nur etwas anderes verstehen. Die Stasi konnte das, und deine Kirche kann das bis heute (auch wenn ihr zum Glück mittlerweile meistens die Macht fehlt). Wie war das noch? Wer seine Kinder liebt, der züchtigt sie. Und sind nicht alle Menschen "Gottes Kinder"?

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"Wer den Stock schont, der hasst den Sohn. Wer den Sohn liebt, der züchtigt ihn beizeiten".

 

Oder alla Francesco: Schlagen. Aber mit WÜRDE!

 

Bitteschön.

 

Saluti cordiali,

Studiosus.

bearbeitet von Studiosus
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"Wer den Stock schont, der hasst den Sohn. Wer den Sohn liebt, der züchtigt ihn beizeiten".

 

Oder alla Francesco: Schlagen. Aber mit WÜRDE!

Und mit Kindern kann er auch nicht...

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"Wer den Stock schont, der hasst den Sohn. Wer den Sohn liebt, der züchtigt ihn beizeiten".

Oder alla Francesco: Schlagen. Aber mit WÜRDE!

 

Und mit Kindern kann er auch nicht...

All das zeigt, daß es nicht auf Begriffe ankommt, sondern darauf, was damit begriffen wird.

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"Wer den Stock schont, der hasst den Sohn. Wer den Sohn liebt, der züchtigt ihn beizeiten".

 

Oder alla Francesco: Schlagen. Aber mit WÜRDE!

 

Bitteschön.

 

Saluti cordiali,

Studiosus.

Das ist gequirllte ....

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