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de fide/ Dogmen und ihre Verbindlichkeit


theresa???

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Um den Schock komplett zu machen: eigentlich ist die Kommunion des Volkes auch kein "originärer" Bestandteil der Messe. Das wird man einem unter der Messe Pauls VI. sozialisierten Menschen allerdings schwerlich begreiflich machen können.

Kommt darauf an, was mal als "originär" bezeichnet. Der Rückgang der Gläubigenkommunion trat erst im frühen Mittelalter ein und wäre vorher undenkbar gewesen. Eine Fehlentwicklung, die übrigens selbst den Päpsten vor Paul VI als solche bewusst war. Das Gebot wenigstens 1x jährlich zur Kommunion zu gehen entstand nicht aus Jux und Dollerei, sondern aus dem Phänomen, daß die Gläubigen nur noch zuschauten anstatt mit Christus zu kommunizieren. Und die Bemühungen Pius X. den häufigen Kommunionempfang zu fördern sind ebenso bekannt.

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Dazu gibt es einen schönen Ausspruch von Ignatius v. Loyola, der allerdings nicht normativ ist:

 

"Was schwarz ist, werde ich für weiss halten, wenn es die universale Kirche so bestimmt".

 

Das wäre allerdings eher unter dem Register "Gehorsam" abzulegen.

Nein, das wäre unter dem Register "völlig beknattert" abzulegen. Eine Organisation, die mich dazu zwingt, einer offensichtlich falschen Aussage in Gehorsam zu folgen, hat mit mir nichts Gutes im Sinn.

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Um den Schock komplett zu machen: eigentlich ist die Kommunion des Volkes auch kein "originärer" Bestandteil der Messe. Das wird man einem unter der Messe Pauls VI. sozialisierten Menschen allerdings schwerlich begreiflich machen können.

 

Kommt darauf an, was mal als "originär" bezeichnet. Der Rückgang der Gläubigenkommunion trat erst im frühen Mittelalter ein und wäre vorher undenkbar gewesen. Eine Fehlentwicklung, die übrigens selbst den Päpsten vor Paul VI als solche bewusst war. Das Gebot wenigstens 1x jährlich zur Kommunion zu gehen entstand nicht aus Jux und Dollerei, sondern aus dem Phänomen, daß die Gläubigen nur noch zuschauten anstatt mit Christus zu kommunizieren. Und die Bemühungen Pius X. den häufigen Kommunionempfang zu fördern sind ebenso bekannt.
Die Oskirchen haben einen Gottesdienst, in dem die Ehrfurcht eine wichtige Rolle spielt. Aber sie haben weder den Dienst des Lektors noch den Kommunionempfang während des Gottesdienstes abgeschafft. Der Fehler liegt eher bei der tridentinischen Messe. bearbeitet von nannyogg57
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Um den Schock komplett zu machen: eigentlich ist die Kommunion des Volkes auch kein "originärer" Bestandteil der Messe. Das wird man einem unter der Messe Pauls VI. sozialisierten Menschen allerdings schwerlich begreiflich machen können.

Kommt darauf an, was mal als "originär" bezeichnet. Der Rückgang der Gläubigenkommunion trat erst im frühen Mittelalter ein und wäre vorher undenkbar gewesen. Eine Fehlentwicklung, die übrigens selbst den Päpsten vor Paul VI als solche bewusst war. Das Gebot wenigstens 1x jährlich zur Kommunion zu gehen entstand nicht aus Jux und Dollerei, sondern aus dem Phänomen, daß die Gläubigen nur noch zuschauten anstatt mit Christus zu kommunizieren. Und die Bemühungen Pius X. den häufigen Kommunionempfang zu fördern sind ebenso bekannt.
Die Oskirchen haben einen Gottesdienst, in dem die Ehrfurcht eine wichtige Rolle spielt. Aber sie haben weder den Dienst des Lektors noch den Kommunionempfang während des Gottesdienstes abgeschafft. Der Fehler liegt eher bei der tridentinischen Messe.

 

Natürlich. Das Formular römische Privatmesse (vulgo tridentinische Messe) hat die Katholische Kirche sicherlich durch die komplizierten Zeiten von Reformation und Gegenreformation getragen. Aber man darf glaube ich nicht außer acht lassen, weshalb dieses Formular überhaupt entstanden ist und was für ein Denken über die Eucharistie und letztlich über die Kirche damit zementiert wurde.

 

Man sieht an Leuten wie Studiosus sehr schön, was diese Form der Liturgie fördert. Die sehr viel urtümlichere Liturgie der Ostkirchen setzt da andere Akzente.

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Man sieht an Leuten wie Studiosus sehr schön

Welche Erkenntnisse gewinnst Du denn anhand von "Leuten wie mir"?

 

Und was haben meine etwaigen Ansichten mit der Art der frequentierten Messe zu tun? Wären sie je nach Form anders?

 

Saluti cordiali,

Studiosus.

bearbeitet von Studiosus
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Man sieht an Leuten wie Studiosus sehr schön

Welche Erkenntnisse gewinnst Du denn anhand von "Leuten wie mir"?

 

Und was haben meine etwaigen Ansichten mit der Art der frequentierten Messe zu tun? Wären sie je nach Form anders?

Neue Erkenntnisse vermittelst Du nicht, keine Sorge.

 

Du hast oben selbst schon mal in den Raum geworfen, daß man jemandem, der mit der Messe Paul VI. sozialisiert wurde, bestimmte Dinge nicht begreiflich machen könnte. Du willst doch nicht ernsthaft behaupten, daß das vice versa anders wäre.

 

Der Hang zum Formalismus, zur Abgrenzung, zur Abgabe von Verantwortung - alles Elemente, die in der tridentinischen Form ihren liturgischen Ausdruck finden - die jemandem aus einer normalen Gemeinde des römischen Ritus allerdings nicht so recht vermittelbar sind.

bearbeitet von Flo77
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Man sieht an Leuten wie Studiosus sehr schön

Welche Erkenntnisse gewinnst Du denn anhand von "Leuten wie mir"?

 

Und was haben meine etwaigen Ansichten mit der Art der frequentierten Messe zu tun? Wären sie je nach Form anders?

Neue Erkenntnisse vermittelst Du nicht, keine Sorge.

 

Du hast oben selbst schon mal in den Raum geworfen, daß man jemandem, der mit der Messe Paul VI. sozialisiert wurde, bestimmte Dinge nicht begreiflich machen könnte. Du willst doch nicht ernsthaft behaupten, daß das vice versa anders wäre.

 

Der Hang zum Formalismus, zur Abgrenzung, zur Abgabe von Verantwortung - alles Elemente, die in der tridentinischen Form ihren liturgischen Ausdruck finden - die jemandem aus einer normalen Gemeinde des römischen Ritus allerdings nicht so recht vermittelbar sind.

 

 

Wie man es eben von Jugend an gelernt hat. Eine profane Analogie: da fragte mich kürzlich ein junger Mensch (Teenager hätte man früher gesagt), was es denn mit diesem "Leningrad" auf sich hätte, das habe er (oder sie) noch nie gehört.

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Man sieht an Leuten wie Studiosus sehr schön

Welche Erkenntnisse gewinnst Du denn anhand von "Leuten wie mir"?

 

Und was haben meine etwaigen Ansichten mit der Art der frequentierten Messe zu tun? Wären sie je nach Form anders?

Neue Erkenntnisse vermittelst Du nicht, keine Sorge.

 

Du hast oben selbst schon mal in den Raum geworfen, daß man jemandem, der mit der Messe Paul VI. sozialisiert wurde, bestimmte Dinge nicht begreiflich machen könnte. Du willst doch nicht ernsthaft behaupten, daß das vice versa anders wäre.

 

Der Hang zum Formalismus, zur Abgrenzung, zur Abgabe von Verantwortung - alles Elemente, die in der tridentinischen Form ihren liturgischen Ausdruck finden - die jemandem aus einer normalen Gemeinde des römischen Ritus allerdings nicht so recht vermittelbar sind.

 

 

Wie man es eben von Jugend an gelernt hat. Eine profane Analogie: da fragte mich kürzlich ein junger Mensch (Teenager hätte man früher gesagt), was es denn mit diesem "Leningrad" auf sich hätte, das habe er (oder sie) noch nie gehört.

 

Nur, daß Studiosus mir nicht erzählen kann, er wäre vor Vat. II sozialisiert worden - wie vermutlich die meisten heutigen Fans der Tridentina.

 

(Ich rede auch immer noch von Königsberg und nicht von Kaliningrad.)

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Was das mit der religiösen Sozialisation von Studiosus zu tun haben soll, kapiere ich nun wiederum nicht. Ich habe eben in einem anderen Thread genau dieses Phänomen beschrieben. Erlebt habe ich es auch nicht, aber ich hatte eben in der Vorlesung aufgepasst (was zugegebenermaßen auch nicht immer der Fall war).

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vor Vat. II sozialisiert worden - wie vermutlich die meisten heutigen Fans der Tridentina.

 

Was absolut nicht stimmt. Im Gegensatz zur normalen Gemeindemesse wird man in der MT überdurchschnittlich viele junge Menschen und junge Familien mit Kindern antreffen. Ein beträchtlicher Teil der "Fans" der alten Messe erblickte das Licht der Welt lange nach dem Abschluss des Konzils.

 

Saluti cordiali,

Studiosus.

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Wundert mich nicht - die, die sie noch als Regelfall erlebt haben, haben sie ohne Bedauern abgeschafft.

Und ihre Kinder holen sie wieder hervor. Ironisch, nicht?

 

Wer weiß, in 100 Jahren gibt es vielleicht eine traditionalistische Bruderschaft, die ein Indult für das Missale von 1970 erstreitet? Tempora mutantur....

 

Saluti cordiali,

Studiosus.

bearbeitet von Studiosus
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Ich sehe in den Anhängern der außerordentlichen Form eher Wesensverwandte des Reenactements. Nett, etwas merkwürdig und in größerer Sicht irrelevant.

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Ich sehe in den Anhängern der außerordentlichen Form eher Wesensverwandte des Reenactements. Nett, etwas merkwürdig und in größerer Sicht irrelevant.

Das offenbart allerdings ein recht defizitäres Verständnis von Liturgie.

 

Der NOM, mit seinen gerade einmal 47 Jahren auf dem Buckel, kann von der gewachsenen Form des Kultes noch das ein oder andere lernen. Am besten dürfte es jedoch sein, lässt man komplett die Finger von ihm. Aber das müssen wir im Dogmen-Thread nicht weiter erörtern.

 

Vielleicht bekomme ich ja nach dem Update einen Liturgie-Thread? Ich könnte mir vorstellen, dass das auch andere interssiert.

 

 

Saluti cordiali,

Studiosus.

bearbeitet von Studiosus
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Der NOM, mit seinen gerade einmal 47 Jahren auf dem Buckel, kann von der gewachsenen Form des Kultes noch das ein oder andere lernen.

 

Das ist schlicht und erwiesenermaßen Unfug - der ordentliche Ritus ist eine schlichte Weiterentwicklung des außerordentlichen.

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Der NOM, mit seinen gerade einmal 47 Jahren auf dem Buckel, kann von der gewachsenen Form des Kultes noch das ein oder andere lernen.

 

Das ist schlicht und erwiesenermaßen Unfug - der ordentliche Ritus ist eine schlichte Weiterentwicklung des außerordentlichen.

Und das glaubst Du noch selbst, ja?

 

Deshalb gehörten dem "consilio" auch diverse protestantische Theologen an? Die sich übrigens hinterher "rühmten" einen Ritus erschaffen zu haben, den auch ein protestantischer Pastor guten Gewissens feiern könnte?

 

Es war ein Bruch. Ein gewollter Bruch.

 

Aber wie gesagt. In diesem Thread hat das eigentlich nichts verloren.

 

Saluti cordiali,

Studiosus.

bearbeitet von Studiosus
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Sorry, aber das sind die klassischen Lügen der NOM- und Kirchenfeinde - oder hast du einen Beleg dafür.

 

Im übrigen empfehle ich das Studium einer soliden Quelle zur Liturgiegeschichte und zur Geschichte der Liturgiereform sowie zur Entstehung von SC.

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Im Übrigen bestreite ich weder die Validität noch die Legitimität des NOM. Die Behauptung, der neue Ritus sei eine organische Weiterentwicklung des alten, bleibt jedoch trotzdem höchst fraglich, um nicht zu sagen abenteuerlich.

 

Gut, den zweiten Teil meines vorherigen Beitrags nehme ich unter Vorbehalt zurück.

 

Im Gegenzug erlaube ich mir aber ebenfalls eine Literaturempfehlung auszusprechen: Kurze kritische Untersuchung des neuen "Ordo Missae". Auch bekannt als Ottaviani-Intervention. Die Hauptkritikpunkte am NOM, die bis heute virulent sind, entspringen nämlich nicht etwa allein etwaigen späteren Missbräuchen, sondern sind im Ritus selbst angelegt. Oder waren die Kardinäle Ottaviani und Bacci auch "Kirchenfeinde"?

 

Saluti cordiali,

Studiosus.

bearbeitet von Studiosus
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vor Vat. II sozialisiert worden - wie vermutlich die meisten heutigen Fans der Tridentina.

Was absolut nicht stimmt. Im Gegensatz zur normalen Gemeindemesse wird man in der MT überdurchschnittlich viele junge Menschen und junge Familien mit Kindern antreffen. Ein beträchtlicher Teil der "Fans" der alten Messe erblickte das Licht der Welt lange nach dem Abschluss des Konzils.

 

Nichts anderes habe ich geschrieben. Allerdings erleben diese Menschen die Tridentina nicht mehr als Normalform sondern leben in ihrem Musealkokon.

 

Was den Unterschied in der Begeisterung durchaus erklärt.

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Kurze kritische Untersuchung des neuen "Ordo Missae". Auch bekannt als Ottaviani-Intervention.

 

Ein Dokument, dass im wesentlichen von zwei exkommunizierten Theologen ausgearbeitet wurde und das Ottaviani weiter geleitet hat. Es wurde in Rom geprüft und offensichtlich vom höchsten Lehramt verworfen.

 

Im wesentlichen verteidigt es des status quo und zeigt vor allem, dass die Autoren von der Genese der Messe wenig bis keine Ahnung haben.

 

Drei Beispiele:

  1. Sie beklagen die Trennung von Tabernakel und Altar und damit die Abänderung einer Vorschrift von wahrhaft ewiger Tradition, zurückgehend auf keine geringeren als den den Hl. Karl Borromäus, gest. 1584, der eine zu seiner Zeit knapp 100 Jahre alte spanisch-italienische Mode festschrieb. Das wurde dann so in den zum Missale gehörenden Normen festgeschrieben, die allerdings nicht für Kathedralkirchen und andere Orte mit hohem Gebetsaufkommen galten. Weder auf dem Altar von St Peter in Rom noch auf dem Altar der Lateranbasilika stand jemals ein Tabernakel! Dass die in der AEM von 1970 vorgesehene Trennung von Altar und Tabernakel und die Verlagerung des Tabernakels (nur noch einer je Kirche) an einen eigenen Ort keine Neuerfindung darstellt, kann man in beeindruckender Weise in der Lorenzkirche in Nürnberg sehen. Dort stellte Adam Kraft 1496 ein Sakramentshaus von wie ich meine kaum übertroffener Schönheit und Würde fertig. Man hat also in der Tat 1970 eine Ausnahmevorschrift des alten Missales auf alle Kirchen hin ausgedehnt und so eine knapp 400 Jahre bestehende Engführung beendet.
  2. Sie beklagen die schwindende Rolle des Priesters, der doch ganz alleine das Opfer darbringe. Mit derselben Begründung hatte Rom 150 Jahre zuvor die Antworten der Gläubigen bei der Feier der Messe überhaupt verboten, wenn man dieses Dekret als Tiefpunkt einer Entwicklung nimmt, dann ist seither eine stetig zunehmende Beteiligung der Gläubigen zu konstatieren. Im übrigen zeigt alleine eine Lektüre der Texte des Missale, das von einem alleinigen Tun des Priesters nicht im mindesten die Rede sein kann. Es heißt nicht "Te igitur [...] supplicis rogas", vielmehr heißt es "Te igitur [...] Supplices rogamus". Wenn die Kritik, der NOM trage der solitären Rolle und dem alleinigen Tun des Priesters nicht hinreichend Rechnung, zuträfe, dann gälte sie auch für den alten Ritus. Wenn ein
  3. Sie beklagen die zu geringe Betonung der Opfercharakters der Messe. Die liturgiegeschichtliche Forschung hat gezeigt, dass man theologisch in der Eucharistie Opferhandlung und Opfermahl nicht trennen kann, ohne das beide Seiten ihren Sinn zu verlieren drohen. Die verlinkten Bilder dutzender, nebeneinander her zelebrierender Priester, zeigt deutlich, wo das hin führt. Die Feier wird zum Teil der priesterlichen Privatfrömmigkeit. Der Selbstvollzug der Kirche wird in Boxen verlagert so wird jeder für sich eins mit, aber nicht mehr eins in Christus. Wie es dazu kam, kann man leicht nachvollziehen - aber das Studium der Patristik hat gezeigt, dass die Messe, so wie wir sie um 1900 vorfinden, nicht die Messe aller Zeiten war, sondern ein ritueller Vollzug, der den eucharistischen Vorstellungen der ersten 600 Jahre vollkommen widersprach, dabei allerdings (und das ist ein Kuriosum der Geschichte) Texte verwendete, die genau diesem Denken der ersten Jahrunderte entsprach. Man verstand sie nur nicht mehr, und zwar Laien und Priester gleichermaßen. Man rezitierte die Einladung Jesu "nehmt und esst", "nehmt, und trinkt" und ließ das Mahl dann aus. Der Gipfel kam dann im Supplices: "Lass uns alle (!), die wir gemeinsam(!) von diesem Altar das hochheilige Fleisch und Blut deine Sohnes empfangen (!), mit allem Gnadensegen des Himmels erfüllt werden". Man bittet Gott um Segen für einem Vollzug, den abzuhalten man für überflüssig, wenn nicht schädlich hielt.

Es wundert mich nicht, dass Rom dieses Machwerk nicht weiter beachtet hat.

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Der NOM, mit seinen gerade einmal 47 Jahren auf dem Buckel, kann von der gewachsenen Form des Kultes noch das ein oder andere lernen. Am besten dürfte es jedoch sein, lässt man komplett die Finger von ihm.

 

"Gewachsene Form des Kultes"? Ernsthaft?

 

 

Die Entstehung der Privatmesse hatte sehr spezielle – und der übrigen Christenheit bis heute wesensfremde – Gründe, die dazu führten, daß die ursprünglichen Texte verfälscht und die Liturgie auf ein abstrahiertes Theater verkürzt wurde.

 

Die ursprüngliche – und in der übrigen Christenheit immer bewahrte – Intention der Liturgie als Handeln und Feier der Gemeinde wurde im lateinischen Patriarchat durch die theologische Überhöhung des OpfergedAnkens (nicht des OpfergedEnkens) und die Idee man könne durch Messstipendien das Seelenheil erkaufen in der Form der Privatmesse geradezu ad absurdum geführt.

 

Gewachsen ist da gar nichts. Spätestens um 1100 wurde parallel zur Gemeindefeier die Privatmesse in den Klöster und Kathedralen üblich (um die Unmengen bestellter Messen „abfeiern“ zu können) und 1550 hatten dummerweise die Protestanten zuerst die Hand auf den Formularen für die Prädikantenmesse weshalb sich Trient ausgerechnet für das Formular der römischen Privatmessen als alleinige Liturgieform der lateinischen Kirche entschied. Warum nicht einer der vorhandenen und weiterhin erlaubten Riten genommen wurde, ist mir immer noch ein Rätsel.

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ausgerechnet für das Formular der römischen Privatmessen als alleinige Liturgieform der lateinischen Kirche entschied

Ein weit verbreiteter Fehler. Hier muss man differenzieren. Pate für das Missale S. Pius V. stand die Liturgie der römischen Kurialen in ihrer Vollform, d. h. das assistierte pontifikale Hochamt. Dies hat sich - in Anbetracht der Realität der Pfarreien - in der Schwundform (und hier träfe privatus i. S. v. beraubt/verlustig gegangen zu) des Hochamts mit Diakon und Subdiakon erhalten. Wo selbst dies in Ermangelung an Klerikern nicht möglich war trat die Missa cantata, zelebriert allein mit Priester und Ministranten, an dessen Stelle.

 

Die tatsächliche Privatmesse, wohl eher als Stille Messe oder Low Mass bekannt, war niemals das Vorbild des Gemeindegottesdienstes. Sondern, wie bereits festgestellt, die private, tägliche Messe des Klerus. Der Sonntag sieht das Hochamt vor. Dass Idee und Realität auseinanderklaffen ist kein exklusives Phänomen des Missale von 1570.

 

Im Übrigen hat Trient - im Gegensatz zu Vatikan II - keinen neuen Ritus geschrieben und anschließend promulgiert. Die größeren Teile der Messe gehen bis in die Zeit Gregors d. Großen und weiter zurück. Dergleichen hat auch Kardinal Ratzinger festgestellt. Es gibt keine tridentinische Messe. Es wurde schlicht fixiert, was bereits vorhanden war. Ebenfalls im Gegensatz zu VATII unter weitestgehender Duldung älterer und ordensinterner Riten.

 

Wenn man die paulinische Liturgiereform schon nicht inhaltlich zu kritisieren wagt, dann wenigstens in ihrem rabiaten Vorgehen. Hier hat man im Schnellverfahren einen gewachsenen, gesunden Ast, auf dem man selbst saß, abgeschnitten und durch ein Surrogat ersetzt.

 

Saluti cordiali,

Studiosus.

bearbeitet von Studiosus
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Davon mal abgesehen, daß es letztlich egal ist, ob nun die Privatmesse oder dann doch die päpstliche Liturgie für das Missale 1570ff. Pate stand, war der Ast auf man saß schon seit mind. 1880 nicht mehr gesund.

 

Und wie gesagt war er auch nicht gewachsen.

 

Das langsamere Verfahren verdankte Trient übrigens wohl kaum den Wünschen des Papstes oder des Konzils sondern den damaligen Kommunikationsmöglichkeiten und dem geringen Bildungsniveau der seinerzeitigen Kleriker.

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der ordentliche Ritus ist eine schlichte Weiterentwicklung des außerordentlichen.

... Es war ein Bruch. Ein gewollter Bruch.

Jede Weiterentwicklung bedeutet einen Bruch mit der Vergangenheit. Sonst wäre es ja keine Weiter-Entwicklung.

Insofern habt Ihr beide recht.

 

Der Bruch im 2. Vatikanum war allerdings ein wenig größer. Hätte man eine größere Kontinuität in der Entwicklung gewollt, hätte man gut daran getan, kleinere Entwicklungs-Brüchlein über einen längeren Zeitraum zu verteilen. Dies hatte man aber weitgehend versäumt. Es gab einen großen Nachholbedarf.

 

Der dreißigjährige Krieg erschütterte Europa. Die Liturgie hat sich nicht verändert.

Die Protestanten etablierten sich regional. Absolutismus kam auf. Kein Grund, die Liturgie zu verändern.

Die gesamte Denkweise verändern sich. Diderot, Rousseau, Voltaire, Hume, Locke. Kant zertrümmert viele alte Denkweisen.

Die französische Revolution kommt, die Kirche(nleitung) pennt und stellt sich gegen Freiheit und Menschenrechte. Klar: Da muss man dann auch liturgisch nichts verändern. Alles, wie gehabt.

Die französische Revolution setzt sich in immer mehr Ländern durch - auch in Amerika. Die Kirche verliert an Ansehen und Macht. Napoleon erobert den Vatikan. Macht nichts: Liturgisch weitermachen, wie bisher.

Die industrielle Revolution und das Ingenieursdenken des 19. Jahrhunderts prägen die Menschen. Säkularisierung. Kirchenkampf.

Weitermachen, wie bisher.

 

Das Empfinden der Menschen, ihre Erfahrungen, ihr Wissenstand, ihre Lebensumstände, ihre Denkweise: Das hat schließlich in der Liturgie nichts zu suchen.

Darwins Entdeckungen ändern daran auch nichts.

 

Diese Trennung von Mensch und Liturgie fand rasant, aber dennoch schleichend statt.

 

Die Theologie hat sich verändert. Manche wollten sogar die Bibel mit neuartigen, zeitgemäßen Methoden untersuchen. Die Kirche hat sich - wie schon zuvor gegen die Ideale der französischen Revolution, wie gegen Galileo, gegen Darwin - hartnäckig gesträubt. Der Graben zwischen profaner und liturgischer Erfahrungswelt klaffte immer weiter auf.

Macht nichts: Kräftig weiter, wie bisher!

 

Das sind doch alles nur Zeitgeistereien! Relativismus! Modernismus!

Also: Kampf gegen die "Verweltlichung". Die Lebens- und Erfahrungswelt hat in der Liturgie nichts zu suchen.

Es genügt, einen Antimodernisteneid schwören zu lassen. Ansonsten soll alles so bleiben, wie es ist.

 

Kirche hat sich inert gegen die Entwicklung der Welt und der Geschichte erwiesen. Ausdruck gegen diese Wahrnehmungsresistenz ist (unter anderem) die liturgische Starre.

Wie der Herr (Kirche), so's Gescherr (Liturgie).

 

Und dann kommt ein Johannes XXIII und will die Fenster öffnen. Ein Aggiornamento.

Ich behaupte: Guter Gedanke, aber zu spät. Viel zu spät.

 

Der ganze angestaute Druck explodiert wieder einmal (wie zuvor in der Reformation, allerdings aus leidiger Erfahrung etwas gedämpfter).

 

Stimmt: Jetzt hält die "Hermeneutik des Bruchs" Einzug. Allerdings nicht bei allen: Die einen Konzilsväter wollen einfach weitermachen, wie bisher. Wer 400 Jahre inert ist, soll auch weiterhin inert sein. Aber die anderen. Oh je, die anderen! Diejenigen also, die den Draht zur Welt noch nicht vollständig verloren haben.

Im Vatikanum entstehen Kompromisspapiere. Sie sollen beiden Seiten gerecht werden. Realiter werden sie keiner der beiden Seiten gerecht.

 

Und tatsächlich: Der Bruch bei der Liturgiereform fällt ein wenig größer aus. Es handelt sich nicht mehr um die Brüchlein wie bei einer normalen Weiterentwicklung. Und die folgende Praxis zeigt dies noch deutlicher. Vorsichtig und kompromisshaft erlaubt man (welch ein Frevel!) die Muttersprache. Und - pengo! - ein paar Jahre später ist das olle Latein fast verschwunden.

Man will eigentlich keine Experimente. Die Praxis der 70-er Jahre ist aber sehr experimentell gewesen. Und weil die Kirchenleitung es verpasst hat, sich als Avantgarde der Experimente zu verstehen (sie war ja eher Partei der Inerten), geschehen diese Experimente unkontrollierbar, dezentral, oft auch inkompetent und als klaffender Bruch mit der Vergangenheit. Das war die Rache der bislang rigoros unterdrückten Reformer.

Da war keine Kirchenleitung, die dieses undifferenzierte Experimentieren noch in Bahnen lenken konnte.

 

Der Bruch war eher so, wie wenn ein Staudamm bricht. Hätte man zuvor Seitenkanäle angelegt und hätte man den Wasserdruck auf die Staumauer vermindert, indem man Wasser kontrolliert durch diese Kanäle abfließen lassen, wäre das nicht nötig gewesen. Dann wäre eine viel kontinuierlichere Entwicklung möglich gewesen. Brüchlein hätte es gegeben, immer wieder. Aber keinen Dammbruch, nach dem Gräben weit auseinander klaffen.

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@Mecky

 

Alle Achtung. Ein, wie ich finde, sehr differenzierter Blick auf die (historischen) Hintergründe. Ich würde vielen Aussagen zustimmen. Nur in zwei Punkten will ich widersprechen:

 

1. Dass die Lebensrealität des Menschen in der Liturgie abgebildet werden sollte. Das bestreite ich. Die kirchliche Liturgie ist die Präfiguration der himmlischen Liturgie. Profaner und sakraler Bereich sollten getrennt bleiben. Was allerdings nicht heißen soll, dass die Kirche außerhalb der Liturgie nicht mit und in die Welt hinein wirken sollte.

 

2. Die Gründe für den liturgischen Dammbruch sehe ich nicht in der Inkompetenz der Päpste. Vielmehr haben alle Päpste, einschließlich Johannes XXIII. im Jahre 1962, die Liturgie als Schatz der Kirche treulich bewahrt im Sinne von Pius V. und Quo primum . Auch wenn man die Karwochenreform unter Pius XII. kritisch sehen kann. Paul VI. ist letztlich dem Zeitgeist und dem Druck der Episkopaten erlegen. Auch kann man hier schlecht die Schuld allein dem Konzil zusprechen. Aus Sacrosanctum Consilium allein lässt sich die Liturgiereform in der erfolgten Tiefe nicht rechtfertigen. Der Durchgangsritus von 1965 dürfte dem Willen der Konzilsväter mehr entsprochen haben und hätte u. U. zu keinem Schisma mit den Traditionalisten geführt. Das werden wir leider nie erfahren.

 

Saluti cordiali,

Studiosus.

bearbeitet von Studiosus
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