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Historische vs. psychologische Bibelauslegung


Aleachim

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vor 34 Minuten schrieb Studiosus:

In der Liturgie müsste sich das konsequenterweise fortsetzen: "Lesung aus dem historisch-kritischen und gendersensiblen Kommentar des Gewaltforschers So-und-So

Das wird gelegentlich in der Predigt überboten.

"Wir haben in der Lesung gehört, dass Gott Mensch und Tier in der Sintflut ersäufte.

Wenden wir uns doch lieber der genialen exegetischen Erkenntnis zu, dass dieser Text überhaupt nicht von der Sintflut und vom Ersäufen erzählt, wie es uns hervorragende exegetische Erkenntnisse bestätigen!"

 

Das Problem: Manche Bibeltexte sind dermaßen grausam, dass viele Menschen die Produkte der Exegese den Bibeltexten vorziehen. Der Bibeltext ist grauenhaft. Also spricht man lieber von den beschönigten exegetischen Werken, ohne dem Bibeltext auch nur ansatzweise nahezukommen.

 

Was meinst Du, woher das kommt:
Brautpaare kommen in hellen Scharen zu den Priestern und Diakonen - und wollen anstelle der biblischen Lesung einen anderen Text.

Ganz sicher, weil sie mit den Bibeltexten so zufrieden sind. Weil sie in den Bibeltexten ausgedrückt fühlen, was sie füreinander empfinden. Weil ihnen die Bibeltexte aus der Seele sprechen.

 

Selbst literarisch und gedanklich sehr banale Texte werden hier der Bibel vorgezogen. Wer will sich schon gerne den Hochzeitstag von biblischem Murks verderben lassen? Dann doch lieber einen banalen oder kitschigen Text, auch wenn dieser nicht viel taugt und überhaupt nichts mit Gott, Glaube oder Kirche zu tun hat.

 

Ich gebe den Brautpaaren im Vorfeld die zur Trauung vorgesehenen Bibeltexte an die Hand. 

Die schlechte Erfahrung mit der Bibel schreckt viele davon ab, die paar Seiten überhaupt vor dem Traugespräch zu lesen.

Manchmal liegt es nicht einmal an der eigenen schlechten Erfahrung, die man gemacht hat. Aber die Bibel ist dermaßen im Verruf, dass sich schon herumgesprochen hat: Auf keinen Fall irgend so ein Bibeltext. Die sind alle, alle öde, nichtssagend, moralisierend und haben mit Dir und Deiner Liebe und Deiner Hochzeit überhaupt nichts zu tun.

 

Wenn ich ausgewählte Texte dann im Traugespräch mit den Paaren anspreche, fallen manchen Paaren ihre Vorbehalte wie Schuppen aus den Haaren.

Die haben gar nicht damit gerechnet, dass in der Bibel so was stehen könnte.

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vor 5 Minuten schrieb Mecky:

 

Ich gebe den Brautpaaren im Vorfeld die zur Trauung vorgesehenen Bibeltexte an die Hand. 

Die schlechte Erfahrung mit der Bibel schreckt viele davon ab, die paar Seiten überhaupt vor dem Traugespräch zu lesen.

Manchmal liegt es nicht einmal an der eigenen schlechten Erfahrung, die man gemacht hat. Aber die Bibel ist dermaßen im Verruf, dass sich schon herumgesprochen hat: Auf keinen Fall irgend so ein Bibeltext. Die sind alle, alle öde, nichtssagend, moralisierend und haben mit Dir und Deiner Liebe und Deiner Hochzeit überhaupt nichts zu tun.

 

Ich kenne die erbärmliche Antwort, aber WARUM wollen sich solche Leute katholisch trauen lassen?

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Gerade eben schrieb Chrysologus:

Was ist denn nicht Fiktion? Welcher Perikope darf man trauen?

Das ist ja gerade der Trick! Das weiß eben kein Mensch.

Kaum eine Perikope kann als nicht-fiktiv wirklich belegt werden. Genau genommen: Nicht eine einzige - aber ich will nicht pingelig sein. Deswegen sage ich "Kaum eine".

 

Einzig kann man sagen: "Diese Perikope spricht mich an. Sie sagt mir was. Ich halte die Aussagen dieser Perikope für wichtig - egal, ob der Autor lügt, betrügt oder eventuell sogar ehrlich spricht."

Existenziell gesehen kann das eine ganze Menge bringen. 

Nicht-Fiktion ist das, was ich in mir als Reaktion auf die Perikope wahrnehme.

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vor 4 Minuten schrieb Marcellinus:

Sehe ich das richtig, daß es bis in das 20. Jh. hinein in kath. Haushalten gar keine Bibel gab? Man hatte den Katechismus, und das war's.

Es war sogar gelegentlich kirchlich verboten, die Bibel zu lesen.

Und bis hin zu Luther gab es die Bibel hauptsächlich in Latein, was sowieso die meisten ausgeschlossen hat.

Und da für Katholiken in den ersten Jahrhunderten nach der Reformation sowieso alles Protestantische Teufelswerk war, hat sich das auch ganz gut erhalten.

 

Und heute? Würde mich ja mal interessieren, wie viele Katholiken tatsächlich in der Bibel lesen. 

Gut: Man hört Ausschnitte in der Messe. Unsere Kirchen sind ja auch meistens wegen Überfüllung geschlossen, so dass man davon ausgehen kann, dass die allermeisten Katholiken die Lesungen hören.

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vor 1 Stunde schrieb Mecky:

Darüber habe ich in letzter Zeit hier eine ganze Menge geschrieben. Lies einfach mal nach.

 

Der Link ist unvollständig.

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vor 17 Minuten schrieb Marcellinus:

Sehe ich das richtig, daß es bis in das 20. Jh. hinein in kath. Haushalten gar keine Bibel gab? Man hatte den Katechismus, und das war's.

 

Das kommt darauf an, welche katholischen Haushalte Du meinst. In gebildeten Haushalten war es schon weit vor dem 20. Jahrhundert üblich, die Bibel im Haus zu haben. Dort auf gerne in den jeweiligen Ausgangssprachen, die früher zum allgemeinen Bildungskanon gehörten. Früh (lange vor Luther) gab es auch landessprachliche Ausgaben. Tatsächlich hat die katholische Bibelübersetzung eine lange Tradition. Siehe auch die sog. Korrekturbibeln.

 

Im 19. Jahrhundert in Deutschland sehr beliebt war die Übersetzung von van Eß (die leider später auf den Index kam). Ebenso war die Allioli-Bibel weit verbreitet.

 

Für die unteren Schichten erübrigt sich die Frage nach der Bibel, wenn man den damaligen Alphabetisierungsgrad betrachtet. Da hilft ein Katechismus dann auch wenig weiter.

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 6 Minuten schrieb Mecky:

Das wird gelegentlich in der Predigt überboten.

"Wir haben in der Lesung gehört, dass Gott Mensch und Tier in der Sintflut ersäufte.

Wenden wir uns doch lieber der genialen exegetischen Erkenntnis zu, dass dieser Text überhaupt nicht von der Sintflut und vom Ersäufen erzählt, wie es uns hervorragende exegetische Erkenntnisse bestätigen!"

Ich würde so nicht predigen - aber ich würde auch keine Predigt einleiten mit den Worten:

 

"Heute haben wir eine Geschichte vom notorischen Lügner Lukas gehört. Aber diese Geschichte sagt mir was, und deswegen habe ich sie vorgelesen."

 

Alternativ:

"Heute haben wir eine Geschichte vom notorischen Lügner Lukas gehört. Und diese Geschichte sagt mir nichts, das Gottesbild darin ist toxisch, lassen sie sich auf keine Fall darauf ein, seien sie vorsichtig, distanzieren sie sich davon. Denn eigentlich müßte es so sein...."

 

vor 5 Minuten schrieb Mecky:

Deswegen sage ich "Kaum eine".

 

Du drückst Dich vor der Frage - welche denn? Welcher kann man trauen?

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vor 9 Minuten schrieb Xamanoth:

Ich kenne die erbärmliche Antwort, aber WARUM wollen sich solche Leute katholisch trauen lassen?

Sie lieben die Kirche, das Fest oder den Pfarrer eben mehr, als die Bibel.

Oder sie sehen in den profanen Texten, die sie mitbringen, ihren Glauben besser ausgedrückt, als in der Bibel.

Gerade dies sollte man nicht unterschätzen.

Selbst die schmalzigsten Texte geben ihnen für ihren Glauben mehr, als die biblischen.

In den Texten steht oftmals nicht viel Substanzielles drin - aber eben mehr, als in den biblischen Texten.

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vor 3 Minuten schrieb Mistah Kurtz:
vor 1 Stunde schrieb Mecky:

Darüber habe ich in letzter Zeit hier eine ganze Menge geschrieben. Lies einfach mal nach.

Der Link ist unvollständig.

Der Link ist vollständig. Du hast nur nicht verstanden, was ich mit ihm sagen will.

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vor 11 Minuten schrieb Mecky:

Der Link ist vollständig. Du hast nur nicht verstanden, was ich mit ihm sagen will.

 

Verstehe. Eines von diesen Postings ...

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vor 12 Minuten schrieb Chrysologus:
vor 18 Minuten schrieb Mecky:

Deswegen sage ich "Kaum eine".

Du drückst Dich vor der Frage - welche denn? Welcher kann man trauen?

Die Frage welcher "man" trauen kann, kann ich sowieso nicht beantworten.

 

Für mich persönlich kann ich sagen: Mein Vertrauen beruht nicht auf Bibelstellen, nicht auf einer einzigen. 

Ich vertraue keiner einzigen Bibelstelle, die etwas historisches aussagen will, dass das angeblich historische auch wirklich historisch ist.

Ich vertraue keinem einzigen Logion, dass Jesus das wirklich so gesagt hat.

Ich traue auch keiner einzigen moralischen biblischen Weisung, nur weil sie eben in der Bibel steht.

 

Oder kurz: Mein Vertrauen speist sich aus einer anderen Quelle.

 

Wenn irgendwo steht, ich solle morden,

dann ist mir egal, ob das in der Bibel steht, in den Evangelien, oder auf dem Mond eingraviert ist.

Ich lasse mich nicht zum Mord verführen. Egal, was in der Bibel steht.

Meine Abneigung gegen Mord beziehe ich nicht (vergeblich) aus der Bibel.

Mein Wertesystem beziehe ich nicht durch abkupfern aus der Bibel.

Mein Wertesystem hat andere Quellen.

 

Wenn irgendwo steht, das Grab Jesu sei leer gewesen,

dann traue ich dieser Angabe so wenig wie den folgenden Spukgeschichten.

Wenn ich Spukgeschichten will, dann lese ich lieber Stephen King.

Mein Glaube an die Auferstehung wird zwar durch diese Perikopen weiter entfacht und geprägt,

aber deswegen halte ich die Spukgeschichten und die Geschichten vom leeren Grab noch lange nicht für wahr.

Ich traue keinen Hokuspokusgeschichten.

Was damals genau geschehen ist, weiß ich nicht.

Auch mein Auferstehungsglaube hat andere Quellen.

Wie auch der Auferstehungsglaube von Judas Makkabäus andere Quellen hat, als leere Gräber oder Spukgeschichten.

(Falls man den Makkabäerbüchern trauen kann.)

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vor 36 Minuten schrieb Chrysologus:

"Heute haben wir eine Geschichte vom notorischen Lügner Lukas gehört. Und diese Geschichte sagt mir nichts, das Gottesbild darin ist toxisch, lassen sie sich auf keine Fall darauf ein, seien sie vorsichtig, distanzieren sie sich davon. Denn eigentlich müßte es so sein...."

Schlechte Predigt.

 

Allerdings könnte ich über den Beginn des Lukasevangeliums tatsächlich in die Richtung predigen, dass es Lukas mit der angeblichen Recherche nicht seriös gemeint hat.

Ich halte das Gottesbild von Lukas nicht für toxisch - im Gegensatz zum Gottesbild so manch anderer Hagiographen.

Lukas ist ein prima Geschichtenerzähler. Die Geschichten sind zum Teil wirklich gut und packend. Aber sie beruhen nicht auf einer sorgfältigen Nachforschung, wie er uns vorlügt. Sondern es sind eben Geschichten, die er so erzählt, wie es zu seiner Überzeugung passt. Und dazu verdreht er die Wirklichkeit, lügt er, gewichtet er ...

Hätte er zu Beginn seines Evangeliums geschrieben, wie er hier Legenden und Anekdoten verbrät, die ihm zugetragen wurden und er sich nun Gedanken darüber gemacht habe, dann würde ich ihn auch nicht als Lügner bezeichnen. Dann wäre er ein Geschichtenerzähler. Aber genau das will er ja nicht. Er will dem Theophilus einen "Bericht" (jaja, so was sagt Lukas) abliefern, der besser ist als die bisherigen Berichte, so dass sich der Theophilus ein Bild von der Glaubwürdigkeit machen kann. Und damit stempelt sich Lukas selbst als Lügner ab und sein Evangelium wird zur Lüge, anstatt zur Anekdotensammlung.

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@ mecky: Wenn der Herr heute wiederkäme,  würde er mich fragen: Hast du im RU jede Geschichte exakt und so im Wortlaut wiedergegeben, wie ich sie gesagt habe? Hast du nichts hinzugefügt, kein einziges Wort?

Oder wird er mich fragen: Hast du lebendig erzählt und die Sache so weitergegeben, dass deine SchülerInnen dabei nicht eingeschlafen sind?

(Ich musste heute meiner ersten Klasse versprechen, ihnen keine langweiligen Geschichten zu erzählen).

 

Und was würde er dir sagen?

 

Und was den Evangelisten, denen du nicht zugestehst, was du dir rausnimmst und rausnehmen musst, wenn du nur irgendwie pastoral unterwegs bist?

 

Du veränderst nach deiner Meinung, aber die Evangelisten durften es nicht und sind für dich Lügner?

 

Die haben nicht für dich geschrieben, sondern für ihre Leute damals. Du weißt es.

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vor 2 Stunden schrieb nannyogg57:

Hast du im RU jede Geschichte exakt und so im Wortlaut wiedergegeben

Das ist eine ziemlich großflächige Verharmlosung.

Er hätte wohl nichts dagegen, dass ich die Geschichte in Deutsch erzähle und nicht in Aramäisch oder Hebräisch. Er hätte wohl auch nichts dagegen, dass ich andere Worte verwende.

Wenn ich aber die Geschichte so erzähle, dass sie kaum noch etwas zu tun hat mit dem, was er getan, gesagt und gewollt hat, dann habe ich keine Ahnung, wie Jesus reagieren würde. Wenn ich ihm Titel andichte, die er nie für sich gebraucht und gewollt habe, wenn ich seine Geburtsgeschichte zu etwas mache, was überhaupt nichts mit der Realität zu tun hat, wenn ich nirgends dazu sage, dass ich hier ausschmücke oder deute, sondern meine Erzählung so darstelle, als sei es wirklich so geschehen und er habe alles so gesagt, wie ich es erzähle: Dann rechne ich damit, dass er mich als Lügner bezeichnen würde. Ganz einfach, weil ich wirklich gelogen habe.

Wenn ich ihm Zauberei andichte, wenn ich ausgerechnet ihm ausländerfeindliche Sprüche unterstelle: Womöglich würde ich seinen Zorn auf mich ziehen.

 

Ich überlege mir, wie ich reagieren würde, wenn man mit mir in dieser unredlichen Art umginge, wenn man mir so einen Unfug unterstellen würde. Ich sage Dir: Ich wäre stinksauer.

 

Diese Verharmlosung, mit der Du auf "exakt und so im Wortlaut" in eine Reihe stellst mit Unterstellungen, Verzerrungen und frei flottierenden Neuerfindungen, begegnet mir andauernd. Sie ist eines der Mittel, mit der man sich um den Skandal herumdrückt. Man macht aus massiven Lügen und Falschdarstellungen eine niedliche Ungenauigkeit.

 

Hast Du das Beispiel gelesen, wo jemand sich darauf berief, dass jeder Zeuge einen Unfall anders darstellt? Das ist auch so eine Untertreibung. Wenn vor Gericht jemand sagt, die Titanic sei gegen den Eisberg geknallt, weil eine Horde böser Engel über den Atlantik gejoggt wäre. Dies wäre der korrekte Vergleich. Aber nein: Es wird untertrieben - in atemberaubendem Maße. 

Wenn der Zeuge anschließend sagen würde: "Okay, Scherz beiseite - in Wirklichkeit war es so ...", dann wäre die Situation gerettet. Die Lüge hätte sich als Scherz entpuppt. Sagt er das aber nicht, dann handelt es sich um eine Lüge. Oder der Zeuge ist völlig plemplem und gehört in ärztliche Behandlung.

 

Wenn aber über den Wortlaut hinaus mit dem jeweiligen Text Ziele (z.B. Manipulation) verfolgt werden, die Jesus womöglich niemals im Sinne hatte, dann bin ich mir ziemlich sicher, dass Jesus nicht damit einverstanden ist. Wenn Jesus ein Eheverständnis unterstellt wird, und sich womöglich herausstellt, dass er ganz andere Vorstellungen hatte, als es die Evangelisten oder deren Gemeinde behaupten, dann wäre er wohl auch not amused. Wenn Machtstrukturen legitimiert werden sollen, wenn Vollmachten legitimiert werden sollen (du bist Petrus ... Schlüsselübergabe ... Bindungs- und Lösevollmacht ...) und dies gar nicht im Interesse Jesu lag: not amused.

Wenn Jesus zum Übermenschen hochstilisiert wird, während er doch Mensch war: not amused.

 

Und vor allem: Wenn sich Jesus in diesen ganzen, überformten, Gemeindeanliegen-überwucherten, theologisch überwuchernden Darstellungen kaum mehr selbst wiederfindet und er erkennt, dass den Lesern der Zugang zu seinem Leben, seinen originalen Gedanken und seinen originalen Worten absichtlich verstellt wurde, weil die Evangelisten andere Ziele und Absichten verfolgten: Wie wird er reagieren?

 

bearbeitet von Mecky
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vor 2 Stunden schrieb nannyogg57:

Die haben nicht für dich geschrieben, sondern für ihre Leute damals. Du weißt es.

Stimmt. Sie wollten nicht mich täuschen und betrügen, sondern ihre Zeitgenossen manipulieren.

Sie wollten nicht mir einen Bären aufbinden, sondern ihren Zeitgenossen.

Aber das macht es nicht besser, sondern im Gegenteil: Noch schlimmer. Zusätzlich zur Zeitdistanz haben es heutige Bibelleser noch mit Verfälschungen zu tun, die nach 2000 Jahren völlig undurchschaubar sind. Auch die moderne Exegese kann da nur gelegentlich und nur mit viel Ungewissheit Abhilfe schaffen - und zahlt dafür einen hohen Preis: Das, was die Forscher herausfinden, ist oftmals meilenweit von einem naiven Erfassen des Textes entfernt.

 

Letztendlich kommt dieser Betrug in unsere Zeit. Und ganz eigensüchtig sage ich: Das betrifft mich, das betrifft Dich, das betrifft jeden heutigen Leser und rüttelt dadurch an den Grundpfeilern des Bibelverständnisses. Wir haben tolle Methoden entwickelt, um den Evangelisten auf die Schliche zu kommen. Aber die Folgen der Lügerei treffen auch die heutige Zeit. Trotz all unserer supertolle Methodik können wir diesen Lügenwust nach 2000 Jahren nicht mehr durchdringen. Jesus verschwindet hinter den Lügen und Verfälschungen, mit der die Evangelisten schon ihre Zeitgenossen getäuscht und manipuliert haben - und zwar: voraussichtlich für alle Zeiten. 

 

Das Zurückrechnen, das Du und Chryso vorgeschlagen haben, halte ich für ziemlich hoffnungslos. Fast komplett hoffnungslos und an der Grenze zur Unredlichkeit. Man kann gelegentlich halbwegs schlüssig zurückrechnen, was die Evangelisten wollten. Man kann vielleicht auf grobe Charakterzüge Jesu zurückrechnen ... aber da wird es schon recht ungewiss. Denn in Wirklichkeit kommen wir nicht viel weiter, als bis zu den vorliegenden Evangelientexten. Auf das, was wirklich geschehen ist, was Jesus wirklich getan und gesagt hat, braucht man erst gar nicht versuchen zurückzurechnen. Das ist komplette Illusion. 

Und je theologisch bedeutsamer eine Stelle ist, desto verworrener wird der Versuch einer Zurückrechnung. Das, was man halbwegs sinnvoll rekonstruieren kann, sind sehr banale Dinge. Die Evangelisten haben Realität und Theologie nur durch eine Verfälschung der Realität auf die Reihe bekommen. Und dies betrifft tatsächlich primär ihre Zeitgenossen. Aber es hat auch zur Folge, dass wir heutigen Menschen vor diesem Phänomen stehen.

 

Auch die Mär, die Zeitgenossen hätten durchaus verstanden, wie dies alles gemeint sei, halte ich für eine Illusion. Die Zeitgenossen scheinen mir den Verdrehungen, Verfälschungen und Lügen noch mehr aufgesessen sein, als wir das heute tun. Man war damals viel mehr geneigt, Storys als bare Münze zu nehmen, bei denen heutzutage jeder vernünftige Mensch abwinkt. Ganz schnell kamen Phänomene wie Doketismus auf, also die völlige Loslösung von der irdischen Realität. Und es war damals schwierig, ein langer Prozess, gegen diesen Mist (Doketismus) gute Argumente zu finden. Kein Wunder bei der Darstellungsweise der Evangelien. Eine folgenreiche Entwicklung beruht auf der Falschdarstellung, Überformung und Erfindungsmentalität der Evangelisten. Die ganze christologische Diskussion wurde davon geprägt, verwirrt und sehr schwierig gemacht.

bearbeitet von Mecky
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8 hours ago, Mecky said:

Nö, nicht eines. Hunderte.

 

Spricht der Geisterfahrer und wundert sich. 

 

Der Thread heisst eigentlich: historische und psychologische Bibelauslegung und nicht: Mecky auf dem Selbstfindungstrip. Wieder ein Thread von vielen der letzen beiden Jahre (oder sind es bereits drei?) der von diesem Trip gekapert werden wid und zerstoert. 

 

Wo waren wir eigentlich stehen davor jetzt geblieben? Bei der Furcht Gottes, soweit ich mich erinnere. 

 

Ich moechte in diesem Zusammenhang  Psalm 111 zu zitieren: "Die Furcht des HERRN ist der Weisheit Anfang. Das ist eine feine Klugheit, wer darnach tut, des Lob bleibt ewiglich." Als Verweis dazu Hiob 28 (wer's nachlesen mag). 

 

Gottesfurcht bezeichnet biblisch die Anerkennung der Majestaet und Groesse und Souveranitaet Gottes und die Anerkennung, dass er heilig ist. Ein Hinweis auf diese Beziehung ist in den Vorgaengen zu finden, die wir (siehe Jung) numinoes nennen, also angehaucht werden von einem jaehen Wissen, das wir aber nicht greifen koennen. 

 

 

bearbeitet von Long John Silver
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vor 8 Stunden schrieb gouvernante:

Interessiert Dich eine exegetische Antwort?

 

Zitat Xamanoth:

Zitat

Ehrlich gesagt verstehe ich die Frage nicht. 

 

Na ja, im Moment scheinst Du mir auf dem Trip zu sein "Es reicht mir, zu wissen, was das Lehramt sagt" - und so simpel wäre es nicht.

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vor 5 Stunden schrieb Mecky:

Man kann vielleicht auf grobe Charakterzüge Jesu zurückrechnen ... aber da wird es schon recht ungewiss.

Und dennoch gaukelst du uns und anderen beständig vor, eine Ahnung von dem zu haben, was Jesus wollte. Ist er dir im Schlaf erscheinen, oder denkst du dir das einfach aus?

 

Ein Beispiel:

 

vor 6 Stunden schrieb Mecky:

Wenn aber über den Wortlaut hinaus mit dem jeweiligen Text Ziele (z.B. Manipulation) verfolgt werden, die Jesus womöglich niemals im Sinne hatte, dann bin ich mir ziemlich sicher, dass Jesus nicht damit einverstanden ist.

 

Du bist dir sicher heißt dann, Du glaubst deinen eigenen Lügen? Denn Wissen kann es ja nicht sein, das hast Du nach eigenen Worten nicht.

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vor 1 Stunde schrieb Chrysologus:

Und dennoch gaukelst du uns und anderen beständig vor, eine Ahnung von dem zu haben, was Jesus wollte. Ist er dir im Schlaf erscheinen, oder denkst du dir das einfach aus?

 

Ein Beispiel:

 

 

Du bist dir sicher heißt dann, Du glaubst deinen eigenen Lügen? Denn Wissen kann es ja nicht sein, das hast Du nach eigenen Worten nicht.



Oder noch einmal anders gefragt: Dass die Bibel "Wort Gottes" ist, das glaubst du ja offensichtlich nicht. Aber kannst du denn wenigstens glauben, dass durch all diese "Lügen" noch das Wesentliche, um das es geht, durchschimmert (oder wie auch immer man das formulieren will)?

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