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Historische vs. psychologische Bibelauslegung


Aleachim

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vor 2 Minuten schrieb Ennasus:

Ich behaupte: Es gibt diesen Gott, von dem Gläubige behaupten, dass sie in Beziehung mit ihm sind.
Du würdest dich nicht trauen zu sagen, dass das nicht wahr ist?

 

"Und führe mich nicht in Versuchung!" :D Ich würde fragen, was sie unter diesem "Gott" verstehen. Wenn sie dann behaupten, er existiere in einem objektiven Sinn, wären sie beweispflichtig, nicht ich, meinst du nicht auch?

 

vor 4 Minuten schrieb Ennasus:

Oder umgekehrt: Wenn ich frage: Ist es wahr, dass du deine Familie lieb hast? Dann traust du dich nicht zu antworten, weil du darüber keine wahre Aussage machen kannst?

 

Nun, zuerst einmal ist die Existenz meiner Familie eine objektiv überprüfbare Tatsachen, was man von "Göttern" nicht sagen kann. Insofern müßtest du schon mal 5 € in die Realitätskasse zahlen. ;) Die Analogie paßt einfach nicht. Was den zweiten Teil deiner Frage betrifft: Liebe zwischen Familienangehörigen, so real sie sein kann, ist eben auch ein weites Feld. Mit "wahren" Aussagen wäre ich gerade da vorsichtig.

 

Vielleicht können wir das als allgemeine Erkenntnis gewinnen. Gewißheit, "Wahrheit", gibt es nur in der subjektiven Überzeugung, die frei ist von jedem Bezug zur Wirklichkeit außer dieser Überzeugung selbst. In diesem Sinne gibt es natürlich all die verschiedenen Götter, von denen Gläubige behaupten, mit ihnen in Beziehung zu sein, als eben diese subjektive Überzeugung. Es ist diese Überzeugung, die gerade wegen ihres subjektiven Charakters nicht zu enttäuschen ist, es sei denn, der Betroffene "ent-täuscht" sich selbst.

 

In allem anderen dagegen sind unsere Vorstellungen nicht "wahr", sondern immer nur vorläufig, immer nur relativ, immer nur mehr oder weniger richtig, und dieses mehr oder weniger richtet sich danach, wie sehr unsere Vorstellungen von von uns unabhängigen, objektiven Tatsachenbeobachtungen belegt sind. Man hat eben die Wahl, entweder will man absolute Gewißheit, dann findet man die nur im subjektiven Glauben, oder man sucht nach praktischem, objektivem Erkenntnisfortschritt, dann muß man mit der Relativität, mit der Vorläufigkeit seiner Vorstellungen leben. So einfach ist das. :)

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Naturwissenschaften bauen auf Tatsachenbehauptungen auf ist insofern richtig, als dass "Tatsachen" eben "nur" "behauptet" werden können, mehr aber auch nicht. Moderne Wissenschaft baut auf Beobachtung auf, und man formuliert zunächst Thesen und dann Theorien, die diese Beobachtungen zu erklären vermögen. Aber auch diese Theorien gründen eben am Ende in Behauptungen.

 

vor 25 Minuten schrieb Marcellinus:

Man hat eben die Wahl, entweder will man absolute Gewißheit, dann findet man die nur im subjektiven Glauben, oder man sucht nach praktischem, objektivem Erkenntnisfortschritt, dann muß man mit der Relativität, mit der Vorläufigkeit seiner Vorstellungen leben.

 

Genau das schrub ich weiter oben - und Theologie kann grundsätzlich damit gut leben (was nicht bedeutet, dass nun jeder damit leben kann, dass Theologie genau das kann - noch dass jeder Theologe das kann, aber jede Zunft hat komische Vögel).

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vor 33 Minuten schrieb Marcellinus:

 

"Und führe mich nicht in Versuchung!" :D Ich würde fragen, was sie unter diesem "Gott" verstehen. Wenn sie dann behaupten, er existiere in einem objektiven Sinn, wären sie beweispflichtig, nicht ich, meinst du nicht auch?

 

*grins*

Es geht mir im Moment nicht darum, wer Recht hat.
Sondern um meine Frage an dich, ob du nicht auch dann, wenn du über innerpsychische Erfahrungen und Prozesse sprichst, Theorien bildest und sie überprüfst und zum Ergebnis kommst, dass das, was du über diese inneren Vorgänge gedacht oder wie du sie gedeutet hast, wahr ist oder nicht.
Und um deine Aussage, dass "Wahrheit“ nur eine Kategorie für Logik oder Mathematik sei.
 

Zitat


Nun, zuerst einmal ist die Existenz meiner Familie eine objektiv überprüfbare Tatsachen, was man von "Göttern" nicht sagen kann. Insofern müßtest du schon mal 5 € in die Realitätskasse zahlen. ;) Die Analogie paßt einfach nicht. Was den zweiten Teil deiner Frage betrifft: Liebe zwischen Familienangehörigen, so real sie sein kann, ist eben auch ein weites Feld. Mit "wahren" Aussagen wäre ich gerade da vorsichtig.


Die Analogie ist nicht "Gott" oder "deine Familie", sondern dass Gefühle und Ich-Aktivitäten wie vertrauen oder lieben oder hassen oder eine Aussage wie "ich bin vorsichtig" auch entweder wahr oder eben nicht wahr sein können. Zunächst mal im eigenen Innern (Ich weiß z.B., dass es wahr ist, dass ich vor dir keine Angst habe. Oder dass es wahr ist, dass ich meine Kinder nicht hasse. Oder dass ich jemand anders nicht vertraue usw...). Aber dann halt auch bei den Gefühlen, die mir andere entgegen bringen und die ich wahrnehmen kann.
 

Zitat

Vielleicht können wir das als allgemeine Erkenntnis gewinnen. Gewißheit, "Wahrheit", gibt es nur in der subjektiven Überzeugung, die frei ist von jedem Bezug zur Wirklichkeit außer dieser Überzeugung selbst.


Nein, sorry, das gewinne ich nicht als allgemeine Erkenntnis.
Wenn ich die subjektive Überzeugung gewinne, dass ich dir grundsätzlich darin vertrauen kann, dass du mir nichts Böses willst, dann ist das entweder eine Überzeugung, die zur Realität passt (weil es stimmt, dass du niemand bist, der absichtlich und ohne Not andere verletzt) und damit wahr - oder meine Theoriebildung über dich stimmt nicht mit der Realität überein und damit ist auch der Satz "Dem Marcellinus kann ich trauen" nicht wahr - (und damit meine subjektive Überzeugung falsch). 

Was natürlich schon stimmt, da stimme ich deinem Posting weiter vorne zu: Subjektive Überzeugungen sind sehr kritisch zu betrachten. Es sind immer Überzeugungen, die entstanden sind aus der Integration neuer Erfahrungen in ein bereits vorgeprägtes Gehirn und damit immer schon Deutungen der Realität. Selbsthinterfragung und kritische Selbstreflexion ist ein wichtiges Werkzeug, wenn man versuchen will, sich nicht selbst auf den Leim zu gehen. Und das zweite (das ist übrigens genuin biblisch): Wir sind auf die Zeugenschaft anderer und auf die permanente Korrektur durch das Feedback anderer angewiesen, wenn unser Selbstbild annähernd mit der Wirklichkeit übereinstimmen soll.
 

bearbeitet von Ennasus
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vor 3 Minuten schrieb Chrysologus:

Naturwissenschaften bauen auf Tatsachenbehauptungen auf ist insofern richtig, als dass "Tatsachen" eben "nur" "behauptet" werden können, mehr aber auch nicht. Moderne Wissenschaft baut auf Beobachtung auf, und man formuliert zunächst Thesen und dann Theorien, die diese Beobachtungen zu erklären vermögen. Aber auch diese Theorien gründen eben am Ende in Behauptungen.

 

Nö, vielleicht hättest du das gern, aber so ist es nicht. Wenn Astrologen die Entfernung zum Mond berechnen, und zwar so genau, daß man ein paar Menschen nicht nur hin, sondern auch heil wieder zurückbringt, ist das weit mehr als nur eine Behauptung. Das ist eben der Unterschied zwischen Wissenschaften einerseits und Philosophie oder Theologie andererseits.

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Hilfreiches Büchlein, um die Definitionen des Begriffs Wahrheit auseinander zu halten: Helmut Fischer, Die eine Wahrheit?

Zitat daraus, passend zur aktuellen Diskussion hier: "Paul Tillich [hat] klargestellt, dass die Wahrheit der Philosophie, die Wahrheit der Wissenschaften und die Wahrheit der Religionen unterschiedlichen Dimensionen angehören und daher weder miteinander in Konflikt geraten noch in Konkurrenz treten können. Die Wahrheiten dieser Disziplinen beziehen sich auf unterschiedliche Bereiche von Wirklichkeit und auf unterschiedliche Verständnisse von Wirklichkeit" (S. 92 f.)." Da kann man dann allerdings munter weiter streiten, was denn dann "Wirklichkeit" sei.
 

Der Autor weiß allerdings, wie leicht diese Wahrheits-Auffassungen dennoch kollidieren. Die Frage nach der Wahrheit der Botschaft Christi hält er deshalb für "nicht hilfreich", weil der Begriff Wahrheit suggeriere, dass sich religiöse Aussagen auf etwas Gegenständliches beziehen. In Glaubensaussagen sei jedoch die Erkenntnis nur als Bekenntnis sagbar.  

 

Alfons

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vor 1 Stunde schrieb Marcellinus:

Wenn Astrologen die Entfernung zum Mond berechnen,

Und das ist bei dir Wissenschaft?

 

Wenn also Astronomen die Entfernung zum Mond berechnen, dann ist das Wissenschaft. Und wenn Theologen die Verwendung ugaritischer Vertragsklauseln in biblischen Texten nachweisen, dann ist das Unfug?

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1 m sind 100 cm. Das ist wahr. Denn das ist auf jedem Lineal und Zollstock so und immer gleich zu beobachten. Damit kann die Wissenschaft rechnen. Wie lange man genau braucht, um die berechnete Strecke bis zum Mond heil hin- und zurückzulegen. Mit Betonung auf „heil“. Falls man keinem Herzinfarkt unterwegs erliegt. Oder das Fliewatüüt explodiert. Oder der Mond.

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29 minutes ago, Chrysologus said:

Und wenn Theologen die Verwendung ugaritischer Vertragsklauseln in biblischen Texten nachweisen, dann ist das Unfug?

Jetzt hab ich erst mal nach "ugaritisch" googeln müssen.

Ist dieser Nachweis denn ein Thema der Theologie oder nicht eher der Archäologie (bzw. eines deren Fachgebiete)?

Wobei sich speziell die christliche Theologie ja vielfach der Archäologie bedient.

 

Werner

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vor 7 Stunden schrieb Ennasus:

Ich behaupte: Es gibt diesen Gott, von dem Gläubige behaupten, dass sie in Beziehung mit ihm sind.
Du würdest dich nicht trauen zu sagen, dass das nicht wahr ist?

Oder umgekehrt: Wenn ich frage: Ist es wahr, dass du deine Familie lieb hast? Dann traust du dich nicht zu antworten, weil du darüber keine wahre Aussage machen kannst?

Ob Gott ist, ist etwas anderes als dieser Gott, weil das ein bestimmter ist. Ob es diesen Gott gibt, das lässt sich wohl bestimmen.

Wenn es mit den Attributen drunter und drüber geht, dann ist dieser Gott nicht.

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10 hours ago, Chrysologus said:

Es ist ein Thema der Exegese.

Ich hätte jetzt vermutet, die Archäologie erbringt den Nachweis, und die Exegese zieht dann daraus die Schlüsse.

 

Werner

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vor 2 Minuten schrieb Werner001:

Ich hätte jetzt vermutet, die Archäologie erbringt den Nachweis, und die Exegese zieht dann daraus die Schlüsse.

 

Werner

Nein. Die Archäologie gräbt zunächst einmal die Verträge aus, keine Frage, und bestimmt z.B. über das Stratum deren Alter. Die Althistoriker lesen sie. Und die Exegeten stellen dann fest, dass die Formel bestimmter biblischer Bücher (so nett sie klingen mögen) Standartformulierungen der Zeit sind, mit allerdings hier und da interessanten Abweichungen.

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vor 21 Stunden schrieb Chrysologus:

Und das ist bei dir Wissenschaft?

 

Wenn also Astronomen die Entfernung zum Mond berechnen, dann ist das Wissenschaft. Und wenn Theologen die Verwendung ugaritischer Vertragsklauseln in biblischen Texten nachweisen, dann ist das Unfug?

 

Nein, nur weil Astrologen die Bahnen der Planeten genau beobachten, wird aus der Astrologie noch keine Wissenschaft. ;)

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Am 14.12.2017 um 12:07 schrieb Ennasus:

Sondern um meine Frage an dich, ob du nicht auch dann, wenn du über innerpsychische Erfahrungen und Prozesse sprichst, Theorien bildest und sie überprüfst und zum Ergebnis kommst, dass das, was du über diese inneren Vorgänge gedacht oder wie du sie gedeutet hast, wahr ist oder nicht.

Und um deine Aussage, dass "Wahrheit“ nur eine Kategorie für Logik oder Mathematik sei.

 

Nein, tue ich nicht. Theorien, gemeint sind hier theoretisch-empirische Modelle, sind niemals "wahr". Sie sind entweder schlicht falsch, oder sie sind besser oder schlechter als vorherige. Wahrheit, im Sinne einer absoluten, endgültigen Bewertung, haben außerhalb von Logik und Mathematik keinen Platz. Es mag wenige Fälle geben, in denen wir über soviele Fakten verfügen, daß wir vermuten können, daß über diesen Sachverhalt keine überwältigenden Neuigkeiten mehr zu erwarten sind, und wir daher dazu neigen zu sagen: Das war es! Aber sicher sein können wir uns nicht, und schon gar nicht auf dem Gebiet "innerpsychischer Prozesse".

 

Am 14.12.2017 um 12:07 schrieb Ennasus:

Die Analogie ist nicht "Gott" oder "deine Familie", sondern dass Gefühle und Ich-Aktivitäten wie vertrauen oder lieben oder hassen oder eine Aussage wie "ich bin vorsichtig" auch entweder wahr oder eben nicht wahr sein können. Zunächst mal im eigenen Innern (Ich weiß z.B., dass es wahr ist, dass ich vor dir keine Angst habe. Oder dass es wahr ist, dass ich meine Kinder nicht hasse. Oder dass ich jemand anders nicht vertraue usw...). Aber dann halt auch bei den Gefühlen, die mir andere entgegen bringen und die ich wahrnehmen kann.

 

Das alles hat mit „Wahrheit™“ nichts zu tun. Du verwendest das Wort „wahr“, wo eigentlich nur „im Augenblick zutreffend“ angemessen wäre, und das auch noch im Bezug auf Gefühle. Auf unsichereren Boden kann man sich kaum begeben. Das Wort „Wahrheit™“ hat da nichts zu suchen.

 

Am 14.12.2017 um 12:07 schrieb Ennasus:

Nein, sorry, das gewinne ich nicht als allgemeine Erkenntnis.

Wenn ich die subjektive Überzeugung gewinne, dass ich dir grundsätzlich darin vertrauen kann, dass du mir nichts Böses willst, dann ist das entweder eine Überzeugung, die zur Realität passt (weil es stimmt, dass du niemand bist, der absichtlich und ohne Not andere verletzt) und damit wahr - oder meine Theoriebildung über dich stimmt nicht mit der Realität überein und damit ist auch der Satz "Dem Marcellinus kann ich trauen" nicht wahr - (und damit meine subjektive Überzeugung falsch).

 

Nur genau das weißt du, oder kannst du eben nur genau dann wissen, wenn sich diese Aussage überprüfen läßt, und selbst dann ist sie keine Bewertung von Dauer, denn ob man zB Marcellinus oder jemand anderem trauen kann, hängt auch sehr stark von der Situation ab. Die sachgerechte Antwort ist eben, wie in vielen Fällen nicht ein apodiktisches entweder-oder, sondern ein relatives mehr-oder-weniger. Deine Überzeugung mag zu augenblicklichen Realität passen, aber sie ist nicht mit ihr identisch, sie ist nicht "wahr"

 

Dort aber, wo sich solche Gefühle auf übernatürliche „Personen“ beziehen, da gibt es nicht einmal die Möglichkeit, auch nur zu einem vorübergehend sachgerechten Urteil zu kommen, es sei denn, man ginge davon aus, daß man von ihnen, gerade wegen ihres illusionären Charakters, gar nicht enttäuscht werden kann. ;)

 

Was aber menschliche Gefühle betrifft, das sind Begriffe wie "Wahrheit™" ebensowenig angebracht, wie in allen anderen Bereichen der Wirklichkeit. Oder wie der zu Unrecht verstorbene Liedermacher Ulrich Roski so treffen sang:

 

"Die Freundschaft ist herrlich und bricht nicht so schnell.
So singen schon Schiller und Sacha Distel.
Die Freundschaft ist herrlich und hält meist bis zuletzt,
doch wird sie zuweilen auch stark überschätzt! "

 

:D

 

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vor 6 Stunden schrieb Marcellinus:

 Wahrheit, im Sinne einer absoluten, endgültigen Bewertung, haben außerhalb von Logik und Mathematik keinen Platz.


:) Verweigern Mathematiker deswegen vor Gericht immer die Aussage? Weil sie da aufgefordert werden, nur die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu sagen?

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vor 19 Minuten schrieb Ennasus:


:) Verweigern Mathematiker deswegen vor Gericht immer die Aussage? Weil sie da aufgefordert werden, nur die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu sagen?

 

Laß dir bitte von einem Juristen erklären, was es mit dieser „Wahrheit“ auf sich hat. Mit dem philosophischen Wahrheitsbegriff hat das nichts zu tun. 

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vor 53 Minuten schrieb Ennasus:


:) Verweigern Mathematiker deswegen vor Gericht immer die Aussage? Weil sie da aufgefordert werden, nur die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu sagen?

Liebe Ennasus,

a) diese Formel gibt es nur  im US-recht

 

b ) Der juristische Wahrheitsbegriff ist subjektiv-konkret; der erkenntnistheoretische auf den Marcellinus abstellt, objektiv-generell.

 

Diese beiden Wahrheitsbegriffe sind somit trotz semantischer Identitär nicht kongruent.

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vor 11 Minuten schrieb Xamanoth:

Diese beiden Wahrheitsbegriffe sind somit trotz semantischer Identitär nicht kongruent.

 

Wenn ich Ennasus richtig verstanden habe, geht es ihr genau darum: Darauf hinzuweisen, dass es unterschiedliche Wahrheitsbegriffe gibt, die nicht kongruent sind, bei denen es aber jeweils doch um Wahrheit geht. Während ich Marcellinus so verstanden habe, dass er den Begriff Wahrheit nur für "Logik und Mathematik" gelten lassen möchte.

Alfons

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vor 5 Stunden schrieb Alfons:

 

Wenn ich Ennasus richtig verstanden habe, geht es ihr genau darum: Darauf hinzuweisen, dass es unterschiedliche Wahrheitsbegriffe gibt, die nicht kongruent sind, bei denen es aber jeweils doch um Wahrheit geht. Während ich Marcellinus so verstanden habe, dass er den Begriff Wahrheit nur für "Logik und Mathematik" gelten lassen möchte.

Alfons

Wahrscheinlich hast du recht. Na so was

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vor 2 Stunden schrieb Xamanoth:

Wahrscheinlich hast du recht. Na so was


Ja, ich wollte ein bisschen provozierend auf das hinweisen, was Alfons dankenswerterweise bereits erklärt hat.

Insgesamt geht es mir erstens darum, dass ich sehr wohl überzeugt davon bin, dass es uns Menschen möglich ist, Aussagen über die Wirklichkeit zu machen, die diese Wirklichkeit richtig beschreiben. Das geht nicht überall mit derselben Exaktheit wie mit mathematischen Formeln (je nachdem, wie die Wirklichkeit beschaffen ist, über die wir informieren wollen und je nachdem, wie viel wir darüber schon wissen), aber trotzdem: Dafür ist Sprache entstanden, dass wir uns über diese unsere Wirklichkeit verständigen können. Dass wir Sinnzusammenhänge wahrheitsgemäß zwischen uns transportieren können.

Und das Zweite, warum ich überhaupt auf die Diskussion eingestiegen bin:
Richtige, wahre Aussagen kann ich nicht nur über das machen, was es außerhalb von mir gibt und was ein anderer durch Versuche und Ähnliches überprüfen kann, sondern wahre Aussagen kann ich auch über mein inneres Erleben, über meine Handlungsmotive, über mein Wollen, meine Bedürfnisse usw. machen. Auch wenn das immer nur Teile dessen erfasst, was da ist, so ist es doch - mit entsprechender Sorgfalt und entsprechendem Bemühen - möglich, zumindest diese Teilaspekte der Wirklichkeit wahrhaftig wieder zu geben. Wenn jemand sagt, was er wirklich denkt und fühlt und es so sagt, wie es wirklich gemeint ist, ist seine Aussage über diese seine innere Wirklichkeit wahr.   

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Oh ja, und was Drittes noch: Ich bin überzeugt, dass es eine Wahrheit gibt, die nicht relativierbar ist.
Die Welt ist sichtbarer Ausdruck, materielle Ausformung dieser Wahrheit. Das heißt: Der Wahrheitsgehalt der Wirklichkeit ist absolut. So wie die Wirklichkeit selbst. Beide haben keine Lücken, weil Wahrheit eine Wesenseigenschaft der Wirklichkeit ist und die Wirklichkeit das ist, was ist.

 

Kein Mensch kann für sich beanspruchen, absoluten Zugang zu dieser Wahrheit zu haben und es sollte uns permament bewusst sein, dass unsere Sicht der Wirklichkeit immer nur einen Ausschnitt dieser Gesamtwirklichkeit im Blick haben kann, immer nur "Teilwahrheit" sein kann. Aber das kann nicht heißen, dass wir alle Gewissheiten relativieren müssen. Sondern dass wir ernst nehmen sollen, was wir wirklich wissen, gleichzeitig aber unsere Einsicht über die Wirklichkeit an den Rändern immer offen lassen sollen für alles, was wir noch nicht gesehen haben und nicht wissen und verstehen.

bearbeitet von Ennasus
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Abgesehen davon, dass ich Alfons zustimme: Ich bezweifle, dass wir die Wirklichkeit exakt beschreiben können. Es ist maximal eine Annäherung möglich. Sonst wäre die Stringtheorie nicht für unsere Begrifflichkeit und unser Vorsrellungsvermögen so vertrackt. Im Alltag behelfen wir uns, indem wir wesentliche Teile der Wirklichkeit ignorieren.

 

Hat sich mit dem letzten Post von Ennasus überschnitten.

bearbeitet von nannyogg57
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Eine totale Erfassung ist theoretisch nur für eine vollkommen statische Wirklichkeit vorstellbar, die totale Erfassung einer dynamischen Wirklichkeit scheitert am logischen Äquivalent der heisenbergschen Unschärferelation, weil ich eben entweder nur wissen kann, wie etwas ist oder aber was etwas wird. Damit ergeben sich konstruktivistisch gewissermaßen zwei Wahrheiten im Sinne zutreffender Wirklichkeitsbeschreibungen, die nicht in Kongruenz zueinander gebracht werden können: Die eine beschreibt die Statik (die Verhältnisse der Dinge und Personen zueinander), das andere die Dynamik.

 

Sprachlich stehe ich damit vor drei Grenzen: Die eine ist die absolute Grenze, dass es so verstanden die eine Wahrheit gar nicht geben kann. Das zweite ist die nur begrenzte menschliche Auffassungsgabe, die es unmöglich macht, auch nur eine der beiden Wahrheiten komplett zu erfassen, es bleibt notwendig bei Teilwahrheiten. Und die dritte Grenze ist in der Frage nach der Begrenztheit sprachliche Ausdrucksvermögens zu suchen. Ich muss immer nicht nur damit rechnen, dass, da, was ich erfasst und dann gesagt habe, falsch verstanden wird, es ist nicht einmal zwingend, dass mir diese Differenz im Verständnis im Rahmen der Kommunikation auffällt, Missverständnisse können sehr haltbar sein.

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vor 22 Minuten schrieb Chrysologus:

die totale Erfassung einer dynamischen Wirklichkeit scheitert am logischen Äquivalent der heisenbergschen Unschärferelation, weil ich eben entweder nur wissen kann, wie etwas ist oder aber was etwas wird.

Sicher kannst du bestimmen was etwas ist und wird, weil beides abstrakt ist. Das Abstrakte ist immer nur ein Moment, aber nicht das Ganze.

Ich kann dir exakt angeben was du bist und was du wirst. Du bist tot. Das wirst du sein und dann bist du es. Die Wahrheit ist immer nur eine.

Physiker sollten bei der Naturwissenschaft bleiben, sie sollten nicht in die Geisteswissenschaft sich vorwagen oder in die Politik gehen.

 

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Wenn du nicht weißt, was etwas ist, dann kannst du auch nicht sagen was es wird, denn was du nicht bestimmst, das ist nicht. Wenn du du das Sein von der Bewegung trennst, dann hast du nur die Bewegung von nichts.

"Etwas, was ich nicht bestimmen kann, wird dieses"

"Das ist dies, ich weiß aber nicht was es wird."

Heisenberg ist für die Physik zuständig, aber nur für die Physik, das wird im Weiteren nichts.

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