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Xamanoths Spinnereien


Xamanoth

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Klar ist die Klage der AfD eine Luftnummer.

Die AfD produziert gern heiße Luft.

Allerdings gehört das Produzieren heißer Luft ja inzwischen zum üblichen politischen Alltag, deswegen mein Hinweis auf Regierungssprecher/Chemnitz und deswegen läuft auch der diesbezügliche Vorwurf an die AfD mMn ziemlich ins Leere.

 

Zu dem Vorfall selber: Das Opfer erinnert sich ja selbst an nichts, es gibt aber Augenzeugen.

Und wenn man sich den veröffentlichten Film ansieht, kann man auch gut nachvollziehen, wie die erstens auf Kantholz und zweitens auf "auf den Liegenden eintreten" gekommen sind.

Aus deren Perspektive sah das so aus (und was Augenzeugen im Nachhinein alles für nichtvorhandene Details erinnern, habe ich sogar schon selbst mitbekommen)

 

Und zur Reaktion auf die Geschichte: Die erste Reaktion von Frau Bärbock war (sinngemäß): Wer Gewalt predigt, braucht sich nicht wundern, wenn er zum Opfer von Gewalt wird.

Wenn sie das ernst meint, dürfen sich Linke aber auch nicht über Gewalt gegen sie wundern.

 

Und noch ganz allgemein: Merken denn die ganzen wohlmeinenden Verteidiger von Demokratie und Freiheit nicht, dass sie mit ihrem Verhalten Wasser auf die Mühlen genau der AfD kippen?

 

Werner

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Ich hab den Bullock ganz gelesen. Nicht nur die erste große Analyse Hitlers, sondern sowohl der Weimarer Endphase als auch des NS in ganzen. Ich fühle mich in einer Ansicht bestätigt: Wer die Bezeichnung. „Nazi“ ernsthaft für irgendeinen Heute agierenden verwendet, disqualifiziert sich intellektuell, ästhetisch und charakterlich.

 

Nächste Lektüren:

- Hiob, Kohelet, Sprüche Salomo

- Bullock: Hitler und Stalin- parallele Leben

- Stephen King: Schlaflos

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vor 16 Minuten schrieb Xamanoth:

Ich hab den Bullock ganz gelesen. Nicht nur die erste große Analyse Hitlers, sondern sowohl der Weimarer Endphase als auch des NS in ganzen. Ich fühle mich in einer Ansicht bestätigt: Wer die Bezeichnung. „Nazi“ ernsthaft für irgendeinen Heute agierenden verwendet, disqualifiziert sich intellektuell, ästhetisch und charakterlich.

 

Nächste Lektüren:

- Hiob, Kohelet, Sprüche Salomo

- Bullock: Hitler und Stalin- parallele Leben

- Stephen King: Schlaflos

 

Je weiter weg historisch und/oder kulturell der Nationalsozialismus liegt, desto eher wird dieser Begriff verwendet werden.  Als ich mal (als Student in Spanien) in einem Gespräch mit zwei Studentinnen hörte, daß sie den damaligen Ministerpräsidenten Aznar einen Nazi nannten und ich einwarf, daß er das sicher nicht sei, waren sie interessiert zu hören, was dieses Wort denn genau bedeutete (was ich u.a. an meiner Familiengeschichte erläutern konnte). Übelnehmen konnte ich es ihnen nicht, bei links orientierter Jugend aus anderen Ländern ist das ein politisch diffamierendes Schlagwort ohne Tiefe.

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Die Antifa ist nicht unbedingt ein Born guten politischen Geschmacks. Ich bin da momentan persönlich ein wenig drin und begleite gerade einen Pubertierenden in der Gratwanderung zwischen politischem Engagement, hormonell unterstützter Revolution und der notwendigen kritischen Reflexion, was seine Peergroup so alles an Bullshit im Internet postet. Im Kontext des Übergriffs auf den Bundestagsabgeordneten war dann auch ein Gespräch mit ihm anberaumt und er fand es spontan unmöglich, was da passierte. Dass aber Teile der Antifa blöde Kommentare loslassen würden, war zu erwarten.

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Ich hatte übersehen, dass ich noch:

Hermann Parzinger ; die Kinder des Prometheus (hatte ich aus Gründen die mir nicht mehr einsichtig sind, auf S. 550 unterbrochen)

Davis, Spieltheorie für Nichtmathematiker (danke, Sokrates - falls du noch hier liest - für die Empfehlung)

 

habe. Deren Lektüre werde ich vorziehen.

 

Im übrigen habe ich heute morgen den Kohelet gelesen, und die Formel "es ist alles eitel und haschen nach Wind" ist einer der wesentlichsten Wahrheiten der heiligen Schrift. Mithin: Wir kommen aus dem Nichts und gehen ins nichts. Es ist völlig egal, was wir in der Zwischenzeit tun. Und das ist befreiender als alle Aussagen des Evangeliums (der Gedanke ich nicht von mir, sonderm vom Marquis de Sade, ich weiß nicht mehr, in welchem Text, und jener schrieb "die Lügen Christi", aber das wäre ja kein wertschätzender Umgang).

 

Andererseits:
 

Zitat

 

16 Ich überlegte mir Folgendes: Ich habe mein Wissen immerzu vergrößert, sodass ich jetzt darin jeden übertreffe, der vor mir über Jerusalem geherrscht hat. Oft konnte ich Wissen und Können beobachten.

17 So habe ich mir vorgenommen zu erkennen, was Wissen wirklich ist, und zu erkennen, was Verblendung und Unwissen wirklich sind. Ich erkannte, dass auch dies ein Luftgespinst ist.

18 Denn: Viel Wissen, viel Ärger, /wer das Können mehrt, der mehrt die Sorge.


 

Stimmt doch gar nicht.

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vor 3 Minuten schrieb Xamanoth:

Wir kommen aus dem Nichts und gehen ins nichts. Es ist völlig egal, was wir in der Zwischenzeit tun.

 

Das ist das, was ich den individualistische Irrtum nenne. Für unser individuelles Leben mag zumindest der erste Satz zutreffen, aber wir sind auch Teil einer Kette von Generationen, und spätestens da wird der zweite Satz falsch.

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vor einer Stunde schrieb Marcellinus:

 

Das ist das, was ich den individualistische Irrtum nenne. Für unser individuelles Leben mag zumindest der erste Satz zutreffen, aber wir sind auch Teil einer Kette von Generationen, und spätestens da wird der zweite Satz falsch.

Äh... nein. Wenn deine Kindeskinder verstorben sind, existiert höchstwahrscheinlich nicht mal mehr Erinnerung an dich. Und für mich, der ich keine Abkömmlinge habe, gilt „nach mir die Sintflut, bzw. mein Ableben ist wertungsmässig der Apokalypse gleichzusetzen.

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vor 16 Minuten schrieb Xamanoth:

Äh... nein. Wenn deine Kindeskinder verstorben sind, existiert höchstwahrscheinlich nicht mal mehr Erinnerung an dich. Und für mich, der ich keine Abkömmlinge habe, gilt „nach mir die Sintflut, bzw. mein Ableben ist wertungsmässig der Apokalypse gleichzusetzen.

 

Versager gibt es immer (ich weiß, du kannst das haben! :D

 

Unser Leben hat zwei Aspekte, einen persönlichen und einen sozialen, wie eine Medaille zwei Seiten hat. Wir können sie vielleicht nicht immer gleichzeitig sehen, aber sie sind beide da.

 

Die eine Seite ist unser persönliches Leben. Das ist endlich, beginnt irgendwann, und endet auch definitiv, und, da hat Epikur schon Recht: "Das schauerlichste Übel also, der Tod, geht uns nichts an; denn solange wir existieren, ist der Tod nicht da, und wenn der Tod da ist, existieren wir nicht mehr." Also nix mit Apokalypse.

 

Aber das ist nur die eine Seite der Medaille: Die andere ist unser soziales Leben. Es ist Teil der Kette der Generationen, eingebettet in die, die vor uns kamen, und die, die nach uns weiterleben. In diesem Sinne hat unser Leben einen Anfang, wenn überhaupt, der weit vor unserer Geburt liegt, und endet auch nicht mit unserem Tod.

 

Unsere Gesellschaften sind ein Gewebe von Ketten, die durch die Zeit reichen. Du bist notwendig ein Teil eines dieser Stränge. Auch wenn ein Strang mit dir endet, die anderen tun es nicht. Die Erinnerung ist nicht der Punkt, das Weitergeben des Erreichten ist es. Das Leben ist ein Fackellauf. Wir Einzelnen tragen sie eine Zeit lang, und geben sie dann weiter. Das tust auch du, und sei es nur dadurch, daß du mit anderen redest. DAS ist von Bedeutung, nicht ob sich jemand daran erinnert. 

 

 

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Wenn man sieht, wieviele "große Geister" keine Nachkommen hatten, dürfte offensichtlich sein, daß die eigene Nachkommenschaft zwar die vornehm(lich)ste Art der Fackelweitergabe ist, aber längst nicht die einzige und auch nicht die notwendigste.

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vor 1 Minute schrieb Flo77:

Wenn man sieht, wieviele "große Geister" keine Nachkommen hatten, dürfte offensichtlich sein, daß die eigene Nachkommenschaft zwar die vornehm(lich)ste Art der Fackelweitergabe ist, aber längst nicht die einzige und auch nicht die notwendigste.

 

So isses!

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vor 3 Minuten schrieb Marcellinus:

 

So isses!

Ja... aber wieso ist es für einen großen Geist faktisch und objektiv Relevant, ob seine Gedanken noch 2000 Jahre später rezipiert werden  (wie zB Platons) oder ob sie 10 Jahre später vergessen sind? 

 

Der (mythisch nicht historisch betrachtet) klügste Mensch seiner Zeit nannte das Haschen nach Wind.

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vor 1 Minute schrieb Xamanoth:

Ja... aber wieso ist es für einen großen Geist faktisch und objektiv Relevant, ob seine Gedanken noch 2000 Jahre später rezipiert werden  (wie zB Platons) oder ob sie 10 Jahre später vergessen sind? 

 

Der (mythisch nicht historisch betrachtet) klügste Mensch seiner Zeit nannte das Haschen nach Wind.

Es ist Teil der menschlichen Unsterblichkeit über seine Existenz hinauszuwirken. Egal wie lang oder kurz ein Leben war und auch egal wie "bedeutend" es in den Augen der Welt gewesen sein soll, es bestand aus Beziehungen. Und über diese Beziehungen beeinflusst jedes Leben das Leben und die Beziehung seiner Beziehungspartner. Es gibt ja das Denkmodell, daß jeder Mensch über sechs Kontakte jeden anderen Menschen kennt (ich halte das zwar für stark vereinfacht und würde die Zahl der notwendigen Zwischenmänner erhöhen, aber für nicht gänzlich falsch). So beeinflusst aber jeder Mensch auf die eine oder andere Weise alle Menschen, die zeitgleich mit ihm leben und natürlich auch alle, die nach ihm kommen (auch wenn es nicht seine eigenen Nachkommen sind). Denn jeder Mensch ist die Summe seiner Vorfahren, genetisch und sozial.

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vor 4 Minuten schrieb Xamanoth:

Ja... aber wieso ist es für einen großen Geist faktisch und objektiv Relevant, ob seine Gedanken noch 2000 Jahre später rezipiert werden  (wie zB Platons) oder ob sie 10 Jahre später vergessen sind? 

 

Der (mythisch nicht historisch betrachtet) klügste Mensch seiner Zeit nannte das Haschen nach Wind.

 

Ich weiß nicht ob es für ihn von Bedeutung ist. Entscheidend ist, daß es für die Gesellschaft, der er angehört, von Bedeutung ist, und oft auch darüber hinaus.

 

Es ist nicht eine Frage des Gefühls oder Empfindens, es ist eine objektive Tatsache: Menschliche Gesellschaften können nicht existieren, ohne daß ihr Wissen von Mensch zu Mensch weitergeben wird. Aber es ist noch mehr als nur Wissen, es ist der gesamt psycho-soziale Habitus, den jeder von uns von den älteren lernen muß. 

 

Menschliche Gesellschaften bestehen nicht nur aus Menschen, sondern auch aus Bezeihungen zwischen diesen Menschen, Ketten von Interdependenzen, die Muster bilden und Eigenschaften besitzen, die kein einzelner Mensch alleine hätte, und die doch nur von Menschen und ihren wechselseitigen Beziehungen gebildet werden.

 

Das gibt den einzelnen Menschen, ihren Fähigkeiten und dem, was sie weitergeben, ihre Bedeutung, eine objektiven Bedeutung, die übrigens unabhängig davon ist, ob die Einzelnen wie ihre Zeitgenossen insgesamt sich dessen bewußt sind.

 

Sich das bewußt zu machen, sich bewußt machen zu können, ist übrigens auch Ausdruck des Standes, den die Reflektion einer Gesellschaft über sich selbst erreicht hat, und nicht so sehr Frucht individueller Intelligenz. Es ist stattdessen eine Frage einer geänderten Perspektive, der Perspektive gewissermaßen von außen auf das eigene Leben, nebenbei auch eine gute Übung gegen zu große Ich-Zentriertheit, hin zu einer gesünderen und realistischeren Ich-Wir-Balance.

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vor 8 Minuten schrieb Flo77:

Es ist Teil der menschlichen Unsterblichkeit über seine Existenz hinauszuwirken. Egal wie lang oder kurz ein Leben war und auch egal wie "bedeutend" es in den Augen der Welt gewesen sein soll, es bestand aus Beziehungen. Und über diese Beziehungen beeinflusst jedes Leben das Leben und die Beziehung seiner Beziehungspartner. Es gibt ja das Denkmodell, daß jeder Mensch über sechs Kontakte jeden anderen Menschen kennt (ich halte das zwar für stark vereinfacht und würde die Zahl der notwendigen Zwischenmänner erhöhen, aber für nicht gänzlich falsch). So beeinflusst aber jeder Mensch auf die eine oder andere Weise alle Menschen, die zeitgleich mit ihm leben und natürlich auch alle, die nach ihm kommen (auch wenn es nicht seine eigenen Nachkommen sind). Denn jeder Mensch ist die Summe seiner Vorfahren, genetisch und sozial.

 

Ja, du hast es kürzer geschrieben, und ja, das Modell, wie jedes Modell, vereinfacht die Wirklichkeit, aber es ist nicht gänzlich falsch. ;)

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Ich habe für mich aus dem Buch Kohelet die Lehre gezogen, bei allem menschlichen Streben die Freude am Leben nicht zu verlieren. Denn Freude am Leben ist das einzige, was der Prediger nicht "Haschen nach Wind" nennt. Also, bei allem Streben irgendwo Maß zu halten und sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen.

 

Über Papst Johannes XXIII. (den Papst des 2. vatikanischen Konzils) heißt es diesbezüglich, dass er lange Zeit schlecht schlafen konnte. Bis Gott im Traum zu ihm sprach und sagte: "Nimm dich nicht so wichtig". Seit dem Tag konnte er besser schlafen.

 

Das heißt aber nicht, dass es deswegen grundsätzlich unnütz wäre, etwas sinnvolles für die Gesellschaft auszubrüten.

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vor 13 Minuten schrieb duesi:

Ich habe für mich aus dem Buch Kohelet die Lehre gezogen, bei allem menschlichen Streben die Freude am Leben nicht zu verlieren. Denn Freude am Leben ist das einzige, was der Prediger nicht "Haschen nach Wind" nennt. Also, bei allem Streben irgendwo Maß zu halten und sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen.

 

Über Papst Johannes XXIII. (den Papst des 2. vatikanischen Konzils) heißt es diesbezüglich, dass er lange Zeit schlecht schlafen konnte. Bis Gott im Traum zu ihm sprach und sagte: "Nimm dich nicht so wichtig". Seit dem Tag konnte er besser schlafen.

 

Das heißt aber nicht, dass es deswegen grundsätzlich unnütz wäre, etwas sinnvolles für die Gesellschaft auszubrüten.

Ja, genau auf die „Freude am Leben“ kommt es an. Nicht auf Sinn und Bedeutung . (Siehe auch meine Signatur ). 

 

Ich dachte - wirklich - längere Zeit, ich sei einer der klügsten Menschen die ich persönlich kenne (hier bietet sich ein Verweis auf den Threadtitel geradezu an). Aber ich bin nicht im Ansatz in der Lage, ein Werk wie die Metaphysik der Sitten, die Welt als Wille und Vorstellung oder auch nur die Fleißarbeiten Longerichs, Mommsens, Bullocks, G. Manns oder C. Clarks oder Münklers zu schreiben. Also wäre jede wissenschaftliche Betätigung Haschen nach Wind . 

 

Macht im Grunde aber nichts, immerhin hab ich noch Steaks in Kühlschrank.

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vor 2 Minuten schrieb Xamanoth:

Ja, genau auf die „Freude am Leben“ kommt es an. Nicht auf Sinn und Bedeutung . (Siehe auch meine Signatur ). 

 

Ich dachte - wirklich - längere Zeit, ich sei einer der klügsten Menschen die ich persönlich kenne (hier bietet sich ein Verweis auf den Threadtitel geradezu an). Aber ich bin nicht im Ansatz in der Lage, ein Werk wie die Metaphysik der Sitten, die Welt als Wille und Vorstellung oder auch nur die Fleißarbeiten Longerichs, Mommsens, Bullocks, G. Manns oder C. Clarks oder Münklers zu schreiben. Also wäre jede wissenschaftliche Betätigung Haschen nach Wind . 

 

Macht im Grunde aber nichts, immerhin hab ich noch Steaks in Kühlschrank.

Lass es dir schmecken! 😉

 

Dennoch meine ich, dass allein "Ficken, Fressen und Saufen" (man verzeihe mir die Wortwahl) den Menschen nicht voll ausfüllen können. Du hast ja schon an anderer Stelle auch von anderen Genüssen (wie dem Erfassen von Musik, der Würdigung von Schriftstücken usw.) geschrieben. Und die Fähigkeit, das Ganze mit anderen Menschen, die einem wichtig sind, zu teilen, kann auch eine solche Freude am Leben bewirken oder zumindest befördern.

 

Ich habe den Eindruck, dass du gar nicht so weit weg von dem bist, was ich (und andere Christen) als Freude an Gott bezeichnen würden. (auch wenn du dem vermutlich nicht zustimmst)

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vor 16 Stunden schrieb Marcellinus:

 

Das ist das, was ich den individualistische Irrtum nenne. Für unser individuelles Leben mag zumindest der erste Satz zutreffen, aber wir sind auch Teil einer Kette von Generationen, und spätestens da wird der zweite Satz falsch.

 

Nein, er wird nicht falsch. Es hat in der Erdgeschichte etliche Faunenschnitte gegeben. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass es solche Events nicht wieder gegen wird und es besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass bei Eintritt eines solchen Events der Mensch auf der Liste der ausgestorbenen Arten vertreten sein wird. Das individuelle Leben endet mit dem Tod. Da könnte man noch sagen, dass der Mensch eben nicht alleine als Individuum existiert und dass er über das, was Flo77 anspricht, Anteil an einer Art Unsterblichkeit hat. Nur endet diese Art "Unsterblichkeit" mit dem Aussterben der Art. Was für einen Zweck hat es, eine Fackel weiterzureichen, wenn am Ende doch diese Fackel zu Boden fällt und die Flamme erlischt? Was hilft es, dass dieses Ereignis nicht mit meinem Tod eintritt, statt dessen aber 10, 20 oder 100 Generationen nach mir?  

 

Die objektive Bedeutung menschlicher Existenz, von der Du sprichst, ist für mich Metaphysik für Arme. Ein leerer Trost, der beim nächsten Artenschnitt als solcher entlarvt ist. Wenn niemand mehr da ist, der die Fackel weiterträgt - wohin überhaupt? zu welchem Ziel und welchem Zweck? - ist völlig irrelevant, ob die Fackel nun über kurze oder lange Strecke getragen wurde. Am Ende erlischt sie doch. 

 

Im Vergleich zu dieser Form der Metaphysik sind die Tröstungen der Religion ja geradezu rational. Denn die sind sich zumindest bewusst, dass - rein diesseitig betrachtet - der Mensch aus seinem Schicksal am Ende ins Nichts zu gehen nicht gerettet werden kann, so wenig, wie die Postosuchus an der Trias-Jura-Grenze gerettet werden konnten oder die vielen Arten, die zur Zeit der Perm-Trias-Grenze ausstarben. 

 

Wir kommen aus dem Nichts, und gehen in Nichts. Und davor kann uns auch die Verknüpfung mit der Art als gesamtes nicht retten. Denn auch die Art wird irgendwann von der Tafel des Universums gewischt. Das ist nur eine Frage der Zeit.

bearbeitet von Mistah Kurtz
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Du hast einerseits Recht, und andererseits nicht. Du hast Recht, daß das als Metaphysik etwas für Arme ist, aber Metaphysik betreibe ich nicht. Wenn ich von Bedeutung rede, meine ich sie immer relativ, und die Bedeutung eines einzelnen Lebens ergibt sich auch aus seiner Beziehung zu der Gesellschaft, von der es ein Teil ist.

 

Daraus ergibt sich, was ich die zwei Seiten der einen Medaille genannt habe, das persönliche Leben, das einerseits einen konkreten Anfang und ein bestimmbares Ende hat, und andererseits Teil der Kette der Generationen ist. Das ist die Ich-Wir-Balance, die wichtig ist für unsere Selbstwahrnehmung.

 

Die Kette der Generationen selbst hat sicherlich einen Anfang, und vermutlich auch früher oder später ein Ende. Aber eines hat sie sicherlich nicht: ein Bewußtsein von sich selbst. Daher können uns solche Gedanken egal sein.

 

Noch einmal: ich betreibe weder Philosophie noch gar Religion. Mir geht es in diesem Fall ausschließlich um die persönliche gedankliche Orientierung. Da ist es einfach Fakt, daß mein persönliches Leben einerseits endlich, und andererseits Teil einer Kette ist, die vor meiner Geburt begonnen hat, und mit meinem Tode nicht endet. Daß diese Kette selbst endlich ist, wenn auch in einem ganz anderen Maßstab - geschenkt.

bearbeitet von Marcellinus
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Dieses Denken in Generationenfolgen verstehe ich nicht.

 

Der geschätzte Diogenes würde mal gefragt, wie er bestattet werden sollte. „Werft mich einfach aufs Feld“ sagte er. „Aber da wirst du von Vögeln gefressenen.“ „Dann gebt mir meinen Stock , dann verjage ich sie“. „Aber wenn du tot bist hast du doch keine Empfindung mehr“. „Was macht es dann wenn die Vögel mich fressen?“

 

Die nachfolgenden Generationen sind erst recht unserer Wahrnehmung und Empfindung entzogen. Was gehen sie uns also an?

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vor einer Stunde schrieb Xamanoth:

Dieses Denken in Generationenfolgen verstehe ich nicht.

[...]

Die nachfolgenden Generationen sind erst recht unserer Wahrnehmung und Empfindung entzogen. Was gehen sie uns also an?

 

Wenn das so ist, ist es ein Denkfehler. Denn du weißt, oder könntest es zumindest wissen, daß es diese Generationen übergreifenden Aufgaben gibt. „Nach mir die Sintflut“ ist kein besonders nachhaltiges Konzept. Bei uns im Norden hieß das früher: „Eine Hand für den Mann, und eine Hand für das Schiff.“ Wie wir von denen profitieren, die vor uns da waren, sollten wir auch an die denken, die nach uns kommen. Sollten wir das nicht schaffen, werden uns die überholen, die in größeren Zusammenhängen denken.

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vor 19 Stunden schrieb duesi:

Lass es dir schmecken! 😉

 

Dennoch meine ich, dass allein "Ficken, Fressen und Saufen" (man verzeihe mir die Wortwahl) den Menschen nicht voll ausfüllen können. Du hast ja schon an anderer Stelle auch von anderen Genüssen (wie dem Erfassen von Musik, der Würdigung von Schriftstücken usw.) geschrieben. Und die Fähigkeit, das Ganze mit anderen Menschen, die einem wichtig sind, zu teilen, kann auch eine solche Freude am Leben bewirken oder zumindest befördern.

 

Ich habe den Eindruck, dass du gar nicht so weit weg von dem bist, was ich (und andere Christen) als Freude an Gott bezeichnen würden. (auch wenn du dem vermutlich nicht zustimmst)

Das Leben ist - wenn es gut verläuft - ein Aufstieg in der Erfahrung von Freuden. Ein Kind darf sich über ein gefieptes Alle-meine-Entlein auf der ersten Blockflöte freuen. Sinnliche Freude (also wirklich Freude, nicht getriebenes Laster) führt in den Bereich physikotheologischer Gottesbeweise. (Nicht in naturwissenschaftlichem Sinn zu verstehen). 

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Des einen sinnliche Freude ist des anderen getriebenes Laster.

Sprüche Salomos, Kap 37, Vers 8 (apokryph)

 

Werner

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vor 6 Minuten schrieb Werner001:

Des einen sinnliche Freude ist des anderen getriebenes Laster.

Sprüche Salomos, Kap 37, Vers 8 (apokryph)

 

Werner

Finde ich nicht, Fake?

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