Jump to content

Xamanoths Spinnereien


Xamanoth

Recommended Posts

vor 2 Stunden schrieb Xamanoth:

Wat weis ich? Ich bin kein Psychologe. Du?

Um in diesem Thread Diagnosen zu stellen, braucht man kein Psychologe zu sein. *kopfschüttel*

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich werde mal sehr persönlich zynisch:

 

Den Sinn des Lebens suche ich schon lange nicht mehr. Bzw. wenn ich anfange, den Sinn des Lebens zu suchen, dann dauert es nicht lange, und ich muss wieder mehr Tabletten nehmen. Ist leider so, kann ich nicht ändern.

 

Es gibt Dinge, die bekommen einem Depri nicht. Die Suche nach dem Sinn des Lebens ist etwas, damit habe ich mir meine halbe Studiumszeit und die ersten Jahre danach versaut. Glücklicherweise bin ich dann bei einem Umzug bei meinem eigentlich gewünschten Wechsel zu den hiesigen Baptisten von deren Pastor darauf aufmerksam gemacht worden, dass aus mir immer nur ein unzufriedener Protestant würde und für mich die Altkatholiken die richtige Kirche wären. Dort bin ich nun seit fast 24 Jahren und eigentlich gut aufgehoben. Da muss man sich nicht mit dem Sinn des Lebens beschäftigen. Deswegen konnte ich das dann tun, was wirklich wichtig war, nämlich die Depris behandeln lassen.

 

Nachdem alles mit den Medis passte, fragte ich mich ernsthaft, ob ich jemals zu den Freikirchlern gekommen wäre (und auf diesem Umweg zu den Altkatholiken), wenn ich vorher schon behandelt gewesen wäre bzw. keine Depris gehabt hätte. Vermutlich nicht. Einerseits gut, andererseits hätte ich dann nicht meine Frau kennengelernt und wäre inzwischen schon geschieden (oder nie verheiratet). 

Waren übrigens mehrere Depris sowohl bei CfC (eine freikirchliche Studentenmission) als auch in den Freikirchen, in denen ich war. 

 

Seither bin ich mir sicher: Die Suche nach dem Sinn des Lebens ist für mich ungesund. Wenn sie sich aufdrängt - und das tut sie immer mal wieder mit mehr oder weniger starker Wucht - dann steht ein größeres Problem an. Und dieses Problem ist nicht durch Religion lösbar. Sondern entweder verhaltenstherapeutisch (na ja, eher selten, Wanderungen und Schwimmen hilft oftmals tatsächlich - man glaubt es nicht) oder man braucht den Shrink. Also ich. Ich brauche dann den Shrink. Andere vielleicht nicht.

 

Oftmals finden Christen es geradezu frech, wenn man ihnen mit der Theodizee kommt. Aber sorry. Zu viel erlebt in meinem Leben, zu viel gehört vom Leben meiner Vorfahren, erzogen von Menschen, die zu viel gehört und gesehen haben in ihrem Leben - übrigens mehrheitlich wirklich gläubige Katholiken - da müsste ich schon Arges rauchen, um den gütigen Gott mit der Realität zum Abgleich zu kriegen. Das Thema ist endgültig durch. Mein Gottesbild? "Gott schuf die Naturgesetze und seitdem richtet er sich selber danach". 

 

Nein. Nach wie vor: Man lebt und macht irgendwie das beste aus dem Leben. Mehr kann ich nicht tun. Und warum führe ich mich nicht auf wie der wildgewordene Rächer? Erfolg zweifellhaft, Schaden groß, Aufwand auch nicht gering. Was habe ich davon, die Gesellschaft, in der ich lebe, zu ruinieren? Wenn ich wollte, könnte ich mir sofort in einer einsamen Gegend im Isergebirge irgendwo im Wald einen Bauernhof samt Traktor und altem Moped pachten. Kontakte hätte ich dorthin genügend, verlassene Bauernhöfe gibt es auch genug, so viel der Landessprache würde ich verstehen, um mich versorgen und die Waren auf dem Markt verkaufen zu können. Niemand würde mich stören, ich würde dort vor Depris eingehen. So wie die Gegend dort auch langsam eingeht, weil jeder wegzieht. Ist ja schon das Fichtelgebirge eine Herausforderung...

Wahrscheinlich wäre ich, würde ich irgendwo im Isergebirge leben, öfters in Reichenberg oder gleich in Prag. Eine funktionierende Gesellschaft ist etwas schönes...

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Zu den Stellen im Evangelium, die mir unverständlich sind, ist Christus Aussage "Wenn ihr nicht seid wie ein Kind..."

 

Ich habe mich oft gefragt, was das heißen soll (Alfons weiß es vielleicht). Meint es kindliche Unwissenheit? Leichtgläubigkeit? Unschuld? (Alle drei Optionen erscheinen mir unvertretbar). Ich glaube heute fand ich einen Anhaltspunkt. 

 

Ein schöner Tag. Ich bin mit einem guten, langjährigen Freund und dessen 8-Jähriger Tochter (ich war schon mit dem Studium fertig, als ihrer Mutter der Bauch aufgequollen ist, Zeit verrint...) in einem herbstlichbunten Park spazieren (eine wunderbare Gelegenheit, mein flohmärktlich erworbenes, angeblich echt englisches Tweed-Sakko zusammen mit einer dunkelroten Strickkrawatte zu tragen). 

 

Die Blätter auf der Wiese verführten mich zum fröhlichen aufwirbeln, rutschen, aufwirbeln, dabei fröhlich "WUSCH!" und "WISCH!" und "ZSCHAK!" rufend; und dies mit einer Lautstärke, die der guten Laune entsprach, mein Freund war ein wenig peinlich berührt und einige Fremde ernstlich befremdet. 

 

Aber die kleine umarmte mich und rief "Du bis süß, Xami!" (dabei natürlich meinen echten Vornamen verkosend. Ich glaube ich habe es verstanden. 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Gestern zweite Sazensitzung. Freundliche Rüge vom Meister: Bevor ich die Fragen beantworte, musst du richtig atmen und sitzen lernen. 

 

Kichernd stelle ich mir eine derartige Aussage von meinem Religionslehrer oder Konfirmandenpfarrers vor.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Aus Alfons freundlichem Hinweis auf meine Kinderstube schließe ich, hier liegt der weitverbreitete Irrtum vor, dass schlechtes Benehmen von der Unkenntnis guter Manieren zeuge.

 

Völlig undenkbar erscheint , dass es Leute gibt, die zwar Wissen was sich gehört, aber temporär keine Lust haben sich entsprechend zu verhalten. 

 

Dabei ist die Akademikerquote bspw in Hooligankreisen höher als man glaubt.

 

Es kann durchaus ein gelegentlicher Quell der Greude sein, anderen ohne echten Eigennutz zu schaden.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 40 Minuten schrieb Xamanoth:

Aus Alfons freundlichem Hinweis auf meine Kinderstube schließe ich, hier liegt der weitverbreitete Irrtum vor, dass schlechtes Benehmen von der Unkenntnis guter Manieren zeuge.

 

Völlig undenkbar erscheint , dass es Leute gibt, die zwar Wissen was sich gehört, aber temporär keine Lust haben sich entsprechend zu verhalten. 

 

Dabei ist die Akademikerquote bspw in Hooligankreisen höher als man glaubt.

 

 

Was glaubt man denn da so?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 4 Stunden schrieb Xamanoth:

Völlig undenkbar erscheint , dass es Leute gibt, die zwar Wissen was sich gehört, aber temporär keine Lust haben sich entsprechend zu verhalten. 

Oh, das ist nicht nur denkbar, sondern Realität. Solche Leute nennt man A****-löcher.

 

vor 4 Stunden schrieb Xamanoth:

Dabei ist die Akademikerquote bspw in Hooligankreisen höher als man glaubt.

Stimmt.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Morgen besuche ich meine Eltern. Und daher ist Zeit für ein schlimmes Geständnis:

 

Mein Vater ist Sozialdemokrat. Wie dies früher für gewerkschaftlich organisierten Metallarbeiter und Bergmannssohn aus dem Ruhrgebiet selbstverständlich war. 

 

Jedoch kann ich einfach keine Gemeinsamkeit zwischen meinem Vater und dessen alten Freunden und den modernen politk-correctschreihälsen und Schwätzern erkennen, zu den pubertären Gestalten, die sich gerade in den Universitätsstätten herumtreiben, schon gar nicht.

 

Mein Vater ist und war immer der Ansicht, dass Egalitarismus immer Anpassung nach oben bedeutet, dass ein Arbeiter, der finanziell aufstrebt, sich auch habituell den "besseren Kreisen" anpassen muss. Folgerichtig ist er zum Beispiel der Ansicht, dass es ungehörig ist, wenn man Besuch empfängt oder sich an einen fremden Tisch setzt, ohne eine Krawatte umzubinden. Und unter "sich an einen fremden Tisch setzen" fällt auch Skat spielen in der Eckkneipe; wie unter "Besuch empfangen" der Kaffeklatsch mit Tante Sabine fällt. Auch habe ich von ihm mehr über Goethe und Thomas Mann gelernt als von meinen Deutschlehrern. 

 

Heute hingegen scheint mir Egalitarismus vor allem eine anzustrebende Anpassung nach unten zu bedeuten, ästhetisch wie intellektuell. Wenn man die Partizipationsansprüche eines Arbeiters ernst nehmen soll, muss dieser angemessene Umgangsformen und adäquates Sprachniveau besitzen. Heute ist es hingegen üblich, dass sich die besser gestellten Klassen ästhetisch und sprachlich dem Pöbel (ein Begriff, der für mich etwa mit dem "Lumpenproletariat" nach Marx gleichzusetzen ist, und der absolut nichts mit dem finanziellen Status zu tun hat, so ziemlich jeder Youtube- und Privatsender "Star" gehört für mich zum Pöbel) anzupassen. Die Herrschaft der Kapuzenpullover und T-shirts; eine Degeneration von Sprache (wie war dies mit Nahles: "Fresse schlagen") und Bildungsniveau. Ich las von mehreren Politikern, dass sie keine Zeit mehr zum lesen haben. Ich wette, Zeit zum Fernsehen haben sie. 

 

Meine Frage, was er 68 gemacht hat, hat mein Vater übrigens mit: "den Meister. Und dann gearbeit" beantwortet. 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Solange Du krampfhaft die Trennung von "Pöbel" und "Akzeptablen" aufrechterhalten willst und damit gleichzeitig vertrittst, daß die "Akzeptablen" den "Pöbel" beherrschen sollen (auch die Vorgabe von Kleidungsvorschriften ist eine Form der Herrschaft), bist Du vom Egalitarismus weiter entfernt als ich es mit meinem Wunsch nach einer christlichen Leitkultur jemals sein könnte.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Dein Vater war Teil der Klasse der Industriearbeiter. Aus ihr rekrutierten sich die Wähler, Mitglieder und Funktionäre der alten SPD. Diese Klasse verschwand mit dem Niedergang der traditionellen Industrie in Deutschland in den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts. Gleichzeitig drängten die Kinder des Bildungsbürgertums in die SPD. Während Sozialdemokraten wie dein Vater klassebewußte Proletarier waren, versuchten diese Junggenossen eine Haltung zu imitieren, die sie für proletarisch hielten. Während die alte SPD auf ihre Arbeiterbildungsvereine stolz gewesen war, versuchten diese Neumitglieder sich von ihrer bildungsbürgerlichen Herkunft zu distanzieren, indem sie Bildung verachteten und für „kleinbürgerlich“ erklärten.

 

Im Zuge der 70er kamen dann die wachsende Zahl der Lehrer und Sozialarbeiter in die SPD, die zu den Arbeitern nur noch ein therapeutisches Verhältnis hatten. Seitdem nehmen in der SPD Gesinnungsfragen überhand, gleichzeitig eine herzliche Verachtung für die praktischen Bedürfnisse der „kleinen Leute“, und eine Geringschätzung bis Verachtung für all die sogenannten Sekundärtugenden, die das Leben der vielen, einfachen Menschen überhaupt erst möglich macht. Die Spitze setzte dem Ganzen dann die Toskana-Fraktion auf, die mehr an ihrer Selbstverwirklichung interessiert waren als am Fortkommen ihrer Wähler. Seitdem hat die SPD aufgehört, Volkspartei zu sein, ein Prozeß, den Merkel nun für die CDU nachholt.

 

bearbeitet von Marcellinus
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 54 Minuten schrieb Xamanoth:

Das erscheint mir sehr treffend.

 

Mir auch, bei meinem Großvater war es ähnlich.

Und in meiner Werkstudentenzeit habe ich manchmal von Arbeitern gehört: "diese Studenten, wenn sie in jedem Satz einmal Schei*** sagen, glauben sie, sie hätten unsere Sorgen verstanden, die sind doch d***)."

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Wenn man unter Arbeitern aufgewachsen ist, zu einem Teil auch ihre Arbeit mitgemacht hat, ist eine solche Einsicht keine Kunst. Ich kannte den Satz „Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will“, und den Stolz, der damit verbunden war, bevor ich überhaupt wußte, was Arbeiterbewegung und Sozialdemokratie überhaupt ist.

bearbeitet von Marcellinus
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Irgendwie war man da auch gezeichnet. Ich besuchte ein Mädchen-Gymnasium, das die Bürger meiner Heimatstadt 1878 als Lyzeum für die "höheren Töchter" gegründet hatten. Töchter und Enkelinnen von Arbeitern waren da nicht gerne gesehen und so fragte mich einmal eine Lehrerin: "Sagen Sie mal, Sie sind katholisch und stammen nicht aus einer Akademikerfamilie (da hätte ich ja ein Flüchtlingskind sein können), warum wollen Sie eigentlich Abitur machen und studieren.?"

Nein, für solche wie mich war die Schule damals nicht gegründet worden.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ja, die Klassenschranken waren damals noch weitgehend intakt. Aber das hatte auch eine andere Seite. Die begabteren unter den Arbeiterkindern suchten sich andere Aufstiegsmöglichkeiten, zB in den Gewerkschaften. Zwar oft nur mit Volks- oder Mittelschulabschluß (ja, so hieß das), waren Leute darunter mit Fähigkeiten und auch mit dem Willen zum Aufstieg, von dem heutige Haupt- und Realschüler nicht einmal träumen können. 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ja, als Gewerkschafts- oder Kolpingsekretär  konnte man schon politische Karriere machen. (Für Frauen gab es diesen Weg -in beiden Lagern- aber lange nicht).

Aber auch "im katholischen Lager" gab es zwischen den Standesorganisationen ziemlich deutliche Grenzen zwischen Arbeitern, Angestellten und den vielen "kleinen" Selbstständigen. Nur bei der DJK (ursprünglich katholischer Sportverein) zog man da an einem "Strick".

Aber im Kontext der übrigen Sportvereine war das anders. In meiner Jugend konnte man ziemlich sicher, welche Partei jemand wählte und ob er sonntags in die Kirche ging, wenn man wusste, bei welchem Sportverein er war.

bearbeitet von Elima
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 2 Stunden schrieb Flo77:

Solange Du krampfhaft die Trennung von "Pöbel" und "Akzeptablen" aufrechterhalten willst und damit gleichzeitig vertrittst, daß die "Akzeptablen" den "Pöbel" beherrschen sollen (auch die Vorgabe von Kleidungsvorschriften ist eine Form der Herrschaft), bist Du vom Egalitarismus weiter entfernt als ich es mit meinem Wunsch nach einer christlichen Leitkultur jemals sein könnte.

Von Kleidungs"vorschriften" war keine Rede. Ich erwarte ein Mindestmaß an Ästhetik, um einen Anspruch auf Respekt geltend machen zu können. Dies ist aber nicht mit dem Wunsch nach Zwang verbunden. Zudem vertrete ich keineswegs den Wunsch nach einer "Leitkultur"; jeder mag sich erniedrigen, wie er kann. 

 

Die Herrschaft der "Akzeptablen" ist ein frommer Wunsch, oder hältst du eine Frau Merkel oder einen Herrn Gabriel oder gar einen Herrn Hofreiter in diesem Sinne für "Akzeptabel"? 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Join the conversation

You can post now and register later. If you have an account, sign in now to post with your account.

Gast
Auf dieses Thema antworten...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung jetzt entfernen

  Only 75 emoji are allowed.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Dein vorheriger Inhalt wurde wiederhergestellt.   Clear editor

×   You cannot paste images directly. Upload or insert images from URL.

×
×
  • Neu erstellen...