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Richard Wagner-Librettos sprachliche Grenzerfahrung


Long John Silver

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Long John Silver

Hi, 

 

bin gerade wieder dabei, einer der unerwarteten Grenzerfahrungen meines Lebens zu machen. Hintergrund: ich besuche in den naechsten Tagen eine Auffuehrung von The Flying Dutchman hier in der naechsten grossen City.  Das brachte mich ganz allgemein auf die Idee, mir genauer auch die Librettos fuer "Ring des Nibelungen" anzuschauen (von denen ich eine eher vage und allgemeine Vorstellung hatte, jedenfalls (dachte ich bis jetzt) genuegend um die allgemeine Richtung des Gesungenen zu kennen. 

 

Jetzt wollte ich das ganze ernsthafter durch gehen, und stelle fest, dass dieser Stabreim  mir sich sprachlich sperrt und verwehrt. Ich bin nicht in der Lage, das ganze fliessend zu lesen  und in eine Sprachmelodie zu bringen. Das mag an mir liegen (soweit ich einmal hoerte, las Richard Wagner seine Librettos laut Freunden und Bekannten vor, also wie ein Gedicht).  Ich weiss nicht, liegt es am Stabreim oder an mir oder gehe ich das ganze falsch an und sollte ich es es mit den Noten bzw. einer Aufnahme zusammen lesen? Vielleicht ist es falsch, das so getrennt anzugehen. Jedenfalls habe ich nun den Anfang von "Rheingold" soweit sprachlich verinnerlicht, dass ich im Text weiter schreiten kann. 

 

Liegt es an mir und meinem spezifischen sprachlichen Zugang, dass ich mich so schwer tue? Muss dazu sagen, dass ich Fan von Wagners Musik bin, sehe aber momentan, dass mir offenbar ein ganz wichtige Ebene bis jetzt verschlossen blieb. Ich habe mir nach dem genauen Lesen  des Textes den Anfang von "Rheingold" angehoert und stelle fest, dass sich da etwas fuer mich beim Hoeren entscheidend veraendert hat. Nun fand ich  den  Anfang bisher sowieso denWahnsinn schlechthin, jetzt wusste ich nicht, dass dieser bisheringe Eindruck noch zu toppen ist.

 

Nun, vielleicht hat jemand hier einschlaegige Erfahrungen in diesem Bereich und kann von diesen berichten.

 

The Flying Dutchman ist sprachlich kein Problem fuer mich, den Text las ich damals ein paar Mal durch, er ist geschmeidig, trotzdem nehme ich das Textbuch mit in die Auffuehrung. 

 

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Herbert Rosendorfer schreibt irgendwo von einer Lesung von Wagners Operntexten auf sächsisch.

 

Wer dazu in der Lage ist, stelle sich vor wie das klingt:

"Seht, Elsa naht, die Tugendreiche!
Wie ist ihr Antlitz trüb und bleiche!" B)

 

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Das ist kein sauberer Stabreim, Richard Wagner hat das ursprüngliche Konzept des Stabreims sehr stark verändert, indem er die Ablaute variierte und viel mehr "schachtelte". Dadurch kriegt man Probleme (wobei ich mir nicht sicher bin, ob man mit einem korrekt gesetzten Stabreim nicht auch Probleme bekäme).

 

Eventuell wäre es wirklich eine große Hilfe, den Text zusammen mit der Melodie zu lesen - wenn Du den Text ohne Probleme inhaltlich verstehen kannst (so habe ich Dich verstanden), könnte Dich das weiterführen. Gerade bei Komponisten wie Wagner, die gleichzeitig Librettisten waren. Da gehört Musik und Libretto noch viel mehr zusammen als in den (vor der Romantik üblicheren) Fällen, wo Librettist und Komponist zwei verschiedene Leute waren (könnte man ja auch so erwarten - jemand, der ein Libretto schreiben kann, muss nicht unbedingt gut komponieren können).

 

Ich persönlich lese den Text zwar durch, bevor ich in die Oper gehe - ich nehme normalerweise auch das berühmte Reclamheftchen mit dem Libretto in die Aufführung mit (kann man zur Festspielzeit in allen Buchhandlungen Bayreuths kaufen), blättere aber üblicherweise nur in den Pausen darin und versuche gar nicht, dem Text zu folgen. Das würde ich dann auch lieber zu Hause machen. Mir kommt es dabei weniger auf den Reim an (vermutlich genau deswegen, weil ich ihn selber nicht verstehe), sondern auf den Inhalt. Darüber hinaus habe ich mich noch nicht in die Tiefen Wagners hineingewagt.

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Long John Silver
1 hour ago, Lothar1962 said:

Das ist kein sauberer Stabreim, Richard Wagner hat das ursprüngliche Konzept des Stabreims sehr stark verändert, indem er die Ablaute variierte und viel mehr "schachtelte". Dadurch kriegt man Probleme (wobei ich mir nicht sicher bin, ob man mit einem korrekt gesetzten Stabreim nicht auch Probleme bekäme).

 

Eventuell wäre es wirklich eine große Hilfe, den Text zusammen mit der Melodie zu lesen - wenn Du den Text ohne Probleme inhaltlich verstehen kannst (so habe ich Dich verstanden), könnte Dich das weiterführen. Gerade bei Komponisten wie Wagner, die gleichzeitig Librettisten waren. Da gehört Musik und Libretto noch viel mehr zusammen als in den (vor der Romantik üblicheren) Fällen, wo Librettist und Komponist zwei verschiedene Leute waren (könnte man ja auch so erwarten - jemand, der ein Libretto schreiben kann, muss nicht unbedingt gut komponieren können).

 

Ich persönlich lese den Text zwar durch, bevor ich in die Oper gehe - ich nehme normalerweise auch das berühmte Reclamheftchen mit dem Libretto in die Aufführung mit (kann man zur Festspielzeit in allen Buchhandlungen Bayreuths kaufen), blättere aber üblicherweise nur in den Pausen darin und versuche gar nicht, dem Text zu folgen. Das würde ich dann auch lieber zu Hause machen. Mir kommt es dabei weniger auf den Reim an (vermutlich genau deswegen, weil ich ihn selber nicht verstehe), sondern auf den Inhalt. Darüber hinaus habe ich mich noch nicht in die Tiefen Wagners hineingewagt.

 

Danke!

 

Ich habe jetzt in YouTube diese Aufnahme gefunden

 

https://www.youtube.com/watch?v=1erA0ob9NxM

 

sehr deutlich gesungen, finde ich (das ist auch manchmal ein echtes Problem), und da bekommt der Text richtig Schwung beim Mitlesen, ich denke, das wird was.  Ich kann die ersten Minuten jetzt schon mit singen, also, wie es mir gegeben ist, natuerlich ;-)),  aber das hilft auch beim Verstehen des Sinns. 

 

Ja, mit dem Textbuch, das ist mehr eine Stuetze im Hintergrund (der Text ist jetzt nicht schwer, wenn die Leute ordentlich artikulieren, geht das, ausserdem gibt es ja Untertitel, besser gesagt Obertitel ueber der Buehne fuer die ganz sprachunkundigen, und ich habe den Text auch ungefaehr im Sinn). Das Textbuch hat auch den Vorteil, dass ich etwas in der Hand halte, denn ich habe niemanden vor mir (Beinfreiheit!),  aber wenn man so auf dem Praesentierteller sitzt, entsteht das Problem wohin mit den Haenden :-))

 

2009 gab es in Atlanta eine Auffuehrung mit einem prachtvoll konstruierten Schiff, leider hatte ich damals keine Moeglichkeit, sie zu besuchen, das finde ich immer noch schade. 

 

 

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Die Texte von Wagner sind ... so schlecht, dass sie lustig sind.  Die Musik ist Geschmackssache.  Man koennte sagen, es sei genial, wie der Komponist mit einfachen Methoden emotionale Effekte erzielt.  Man koennte auch sagen, es sei handwerklich simpel und emotional oberflaechlich.

 

Und eine Quelle grossartigen Humors: Bitte lese "Der Ring der Nibelungen im Lichte des deutschen Strafrechts" von "Ernst von Pidde" (der Name ist in Anfuehrungszeichen, weil es ein Pseudonym ist).

bearbeitet von Baumfaeller
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Long John Silver
12 hours ago, Baumfaeller said:

Die Texte von Wagner sind ... so schlecht, dass sie lustig sind.  Die Musik ist Geschmackssache.  Man koennte sagen, es sei genial, wie der Komponist mit einfachen Methoden emotionale Effekte erzielt.  Man koennte auch sagen, es sei handwerklich simpel und emotional oberflaechlich.

 

Und eine Quelle grossartigen Humors: Bitte lese "Der Ring der Nibelungen im Lichte des deutschen Strafrechts" von "Ernst von Pidde" (der Name ist in Anfuehrungszeichen, weil es ein Pseudonym ist).

 

Ich fuehre niemals Diskussiónen ueber Qualitaet oder Nicht-Qualitaet von Richard Wagner. Weil: das bringt nichts.  

 

Wie wir alle wissen, scheiden sich in diesem Bereich, wie an so vielem in der Musik, und in der Welt sowieso,  voellig die Geiste. Das ist auch  gut so, denn waere es anders, wuerden schliesslich immer nur die gleichen beruehmten Stuecke aufgefuehrt und es gaebe keine Vielfalt :-)

 

 

 

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vor 18 Stunden schrieb Baumfaeller:

Die Musik ist Geschmackssache. 

Die Musik ist, wie Mark Twain treffend festgestellt hat, nicht so schlecht, wie sie sich anhört.

 

Aber die Texte sind...  *indentischbeiß*

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Long John Silver
3 hours ago, ThomasB. said:

Die Musik ist, wie Mark Twain treffend festgestellt hat, nicht so schlecht, wie sie sich anhört.

 

Aber die Texte sind...  *indentischbeiß*

 

3 hours ago, ThomasB. said:

Aber die Texte sind...  *indentischbeiß*

 

 

Ich bin kein ausgebildeter Musiker oder Saenger, aber Wagner vertonte keine Texte, sondern verklanglichte sie. Ein durchkomponiertes Musikstueck erfordert andere Lautmalereien als die sogenannte Nummernoper mit Arien und Rezitativen. Mir scheint, von aussen her wird bei der Kritik auf diesem Gebiet vergessen, dass in eine bestimmte Phrase Musik ein sehr verdichteter Inhalt hinein komprimiert wird, und da finde ich Wagner hat das letzlich hervorragend geloest. Die Singbarkeit des Textes spielt eine weitere Rolle, nicht vom Tonumfang her, das ist wieder etwas anderes) , sondern was Konsonanten und Anlaute und Umlaute betrifft, dass dieses in einem guten Verhaeltnis geloest ist.  Mir scheint, es waere schwierig, eine Phrase wie Weiche Wotan, weiche, flieh des Ringes Fluch! (unter Beruecksichtigung der Noten) in ein Wuerdest du Wotan, einmal darueber nachdenken, welches Unheil dir droht durch deine Betruegereien und deine Raenkespiele und deine Gier?  Will sagen, wer am Text sich stoert, muss nach Alternativen fragen und suchen und das geht  nur Hand in Hand mit der Musik und dem Inhalt.

 

Ich muss eher sagen, nachdem ich den Text exakt zusammen mit der Musik verfolge, finde ich bestimmte Passagen nicht mehr sperrig wie beim Lesen allein. Das haengt vielleicht mit den Vokalen zusammen, ich weiss nicht. Dass  fuer den normalen Sprachfluss absonderlich ungewohnte Wortschoepfungen und Wortstellungen dabei sind, bezweifle ich nicht, aber ich denke, das ist vor allem der Verklanglichung und der Komprimierung des Inhalts geschuldet und in diesem Sinne meines Erachtens optimal geloest.

 

Natuerlich kann man Wagners Texte durchforsten und eine Liste der skurrilsten Wendungen erstellen und sich die Schenkel klopfen, aber das finde ich eher eine Sport fuer diejenigen, die wahrscheinlich am allerwenigsten ueberhaupt andere Loesungen anzubieten haetten.  Natuerlich koennte ich es mir auch viel einfacher machen und statt mich mit dem Orignaltext von Der Ring des Nibelungen sprachlich zu beschaeftigen, einfach eine Uebersetzung ins Englische lesen, aber das ist nicht das Original und um dieses geht es schliesslich. Und Yield it, Wotan, Yield it! zu singen stelle ich mir ehrlich gesagt grauslich vor im Klang, und an diesem kleinen Beispiel sieht man  bereits, wie ein anderer Konsonant und andere Vokale den Einstieg in diese Ansprache voellig veraendern und dass der deutsche Text unerlaesslich ist fuer das ganze. 

 

Nun  bin ich jemand, der gern ins Eingemachte geht bei solchen Beschaeftigungen, man moege mir deshalb verzeihen, wenn ich einen kleinen Vortrag halte, ich bin mir bewusst, dass das nun nicht wirklich jeden interessieren muss, nur weil es mich ausserordentlich beschaeftigt. 

bearbeitet von Long John Silver
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Long John Silver

Akt 2 meiner Texterfahrung: Eine ganz erstaunliche Entdeckung

 

Ich hatte zu Beginn dieses Unternehmens ein Textbuch, in dem der Text wie ein Gedicht in Zeilen gegliedert ist und ich war wohl irgendwie der Meinung, dass muesste dann zu deklamieren sein (ein Versuch, der wie geschildert, an gewissen Holprigkeiten).

 

 Nun habe ich ein anderes Textbuch, in dem der Text in fliessender Rede steht (ich hoffe, ich druecke das klar genug aus). Ja, und das ist  ein Unterschied wie Tag und Nacht. 

 

Da habe ich mich verleiten zu einem falschen Weg allein durch die Aufbereitung des Textes, die mich verleitete. Andererseits ist es erstaunlich, welchen Einfluss solche Dinge haben.

 

Gestern abend war ich ziemlich erschlagen vom Schluss des 1. Akt Walkuere musikalisch, ich traeumte die ganze Nacht von Musik und mein Hirn komponierte alles moegliche zusammen, es ist nicht die schlechteste Art zu traeumen, so viel steht fest, aber naechste Nacht sollte doc hdas Fahrwassser etwas ruhiger sein.  Ich habe auch noch einen Job und nicht nur nebenbei.

 

Naja, jedenfalls das mit demTextbuch hat mich jetzt auch wieder erstaunt, obwohl es eigentlich naheliegend ist, dass solche Dinge Einfluss auf die Art haben koennen, wie man sich innerlich einen Text strukturiert. 

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Am 6.11.2017 um 16:14 schrieb Long John Silver:

Mir scheint, es waere schwierig, eine Phrase wie Weiche Wotan, weiche, flieh des Ringes Fluch! (unter Beruecksichtigung der Noten) in ein Wuerdest du Wotan, einmal darueber nachdenken, welches Unheil dir droht durch deine Betruegereien und deine Raenkespiele und deine Gier? 

 

Es gibt da eine Anekdote, deren Quelle und genauer Anlass mir leider entfallen ist. Nach dieser Anekdote hat ein Wagner-Sänger mit der Interpretin der Erda (Alt) gewettet, er könne sie mitten in der Aufführung zum Lachen bringen. Als sie gerade zu ihrer großen Arie anheben wollte, flüsterte er ihr zu: Welche Eier isst du lieber - harte oder weiche?" Und sie, mit Vollgas und dann in Gelächter stecken bleibend: "Weiche, Wotan, weiche!"

 

Apropos Weiche Wotan. Aus der Rubrik "Unnützes Wissen, das niemand braucht" hier die Information, dass die Panzerung des WK-II-Schlachtschiffs "Bismarck" aus zwei Sorten Kruppstahl bestand, die "Wotan hart" und "Wotan weich" genannt wurden. Das hat den Kasten aber auch nicht gerettet.

Alfons

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Am 6.11.2017 um 16:14 schrieb Long John Silver:

Und Yield it, Wotan, Yield it! zu singen stelle ich mir ehrlich gesagt grauslich vor im Klang, und an diesem kleinen Beispiel sieht man  bereits, wie ein anderer Konsonant und andere Vokale den Einstieg in diese Ansprache voellig veraendern und dass der deutsche Text unerlaesslich ist fuer das ganze

 

Wohl gesprochen und wahr!

Kiesest du Albions Zunge so wäre

das wohlgesetzt Werk wie wunderlich wimmerndes Wiehern.

Westens Verflachung verwüsche des Werkes Wert.

Währende Wonnen wahrt nur des Verfassers Verdienst.

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Winterstürme wichen dem Wonnemond: Winterstrümpfe riechen im Sommer noch.

 

Es gibt zwei Methoden, sich mit Wagner's Texten auseinanderzusetzen: Entweder man hört sie sich an, und verwendet sie dann als Material für Humor.  Oder man ignoriert sie absichtlich, und kann dann die Musik geniessen.  Leider gilt das im Allgemeinen fuer viele Opern: Wenn man ein bisschen Italienisch kann, dann sind Mozart, Rossini, Verdi und Puccini Opern auch eine Qual, wegen des Schwachsinns, der da gesungen wird.  Daher finde ich wortlose gesungene Musik einfach besser.  Hier ist eines meiner Lieblings-Werke fuer den Sopran: Reinhold Gliere's Konzert fuer Koloratursopran und Orchester: https://www.youtube.com/watch?v=_TiERA1cLZo (man beachte vor allem die letzte Note; die Aufnahme von Edita Gruberova ist auch sehr gut).

bearbeitet von Baumfaeller
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Long John Silver
8 hours ago, Baumfaeller said:

Winterstürme wichen dem Wonnemond: Winterstrümpfe riechen im Sommer noch.

 

Es gibt zwei Methoden, sich mit Wagner's Texten auseinanderzusetzen: Entweder man hört sie sich an, und verwendet sie dann als Material für Humor.  Oder man ignoriert sie absichtlich, und kann dann die Musik geniessen.  Leider gilt das im Allgemeinen fuer viele Opern: Wenn man ein bisschen Italienisch kann, dann sind Mozart, Rossini, Verdi und Puccini Opern auch eine Qual, wegen des Schwachsinns, der da gesungen wird.  Daher finde ich wortlose gesungene Musik einfach besser.  Hier ist eines meiner Lieblings-Werke fuer den Sopran: Reinhold Gliere's Konzert fuer Koloratursopran und Orchester: https://www.youtube.com/watch?v=_TiERA1cLZo (man beachte vor allem die letzte Note; die Aufnahme von Edita Gruberova ist auch sehr gut).

 

Es gibt eine  dritte Methode und das ist meine. Mir gefaellt der Text, weil er sich mit derm Musik wunderbar verbindet, man empfindet das so und und taucht in das ganze als Gesamtkunstwerk an. 

 

Ausserdem ist es  laengst nicht mehr ein Automatismus ueber Wagners Texte herzuziehen, da hat sich in der Rezeption laengst etwas geaendert, gerade weil begriffen wurde, dass Text und Musik gar nicht zu trennen sind und dass das vor allem nicht Wagners Absicht war. 


Wie dem auch, Wagner ist fuer eine Reihe Leute ein gewisser Streitpunkt aus allen moeglichen Gruenden, sei es musikalisch, sei es textlich, sei es politisch. Ich denke, Wagner gibt einem etwas und  oder nicht, ob das mit Geschmack zu tun hat, weiss ich nicht, es hat meines Erachtens eher damit zu tun was einen innerlich so anruehrt und so mit nimmt, dass es Besitz von einem ergreift und nicht mehr los laesst und das ist mir passiert, als ich damals zum ersten Mal etwas von Wagner hoerte. 

 

Leider habe ich  aus beruflichen gruenden viel zu wenig Zeit, um mich mit dieser Musik so intensiv und tief auseinanderzusetzen, wie ich es seit langem gern tun moechte, deshalb habe ich auch eher davor gescheut, mich wirklich intensiv mit dem Ring des Nibelungen zu beschaeftigen, weil ich schon ahne, dass mich dieses so absorbiert, dass ich es nur machen kann, wenn ich genuegend Zeit dafuer habe. Im  Moment bin ich wieder bei den hauptsaechlichen Leitmotiven und  Akkorden, Klangfarbe, Tempo, das den einzelnen Personen zugeordnet ist. 

bearbeitet von Long John Silver
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Am 6.11.2017 um 16:14 schrieb Long John Silver:

 

Ich bin kein ausgebildeter Musiker oder Saenger, aber Wagner vertonte keine Texte, sondern verklanglichte sie

 

Wagner hat seine Libretti nicht für bloße Texte, sondern für literarische Meisterwerke gehalten.

 

Zitat

 

Was für ein Dichter bin ich doch! Hilf Himmel, ich werde ganz anmassend! – Diese nie endende Uebersetzung des Tannhäuser hat mich schon so eingebildet gemacht: grade hier, wo Wort für Wort durchgegangen werden musste, kam ich eigentlich erst dahinter, wie concis und unabänderlich schon diese Dichtung ist.

 

Quelle:

Wagner hatte seine Libretti nicht für bloße Texte, sondern für literarische Meisterwerke gehalten.

Ich meine auch, mich an eine Äußerung Wagners zu erinnern, in der er seinen Parsifal mit dem Parzifal des Wolfram von Eschenbach vergleicht. Leider finde ich die Fundstelle nicht mehr. (Vielleicht sollte ich doch einmal versuchen, etwas Ordnung in meine Bibliothek zu bringen). Aber es dürfte jedem, der Wagners übersteigertes Selbstbewußtsein kennt, klar sein, wie schief dieser Vergleich ausgefallen ist.

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Long John Silver

So, habe jetzt abends die Walkuere zu Ende gehoert/geschaut/gelesen. 

Ich kannte die Musik irgendwie schon , auch die Handlung sowieso,  aber so intensiv einzusteigen, war etwas ganz anderes. Ich bin, ohne uebertreibung, voellig  fertig und zutiefst bewegt.  

 

Werde mit dem naechsten Stueck ein paar Tage Pause einlegen muessen.  

 

 

 

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vor einer Stunde schrieb Long John Silver:

So, habe jetzt abends die Walkuere zu Ende gehoert/geschaut/gelesen. 

Ich kannte die Musik irgendwie schon , auch die Handlung sowieso,  aber so intensiv einzusteigen, war etwas ganz anderes. Ich bin, ohne uebertreibung, voellig  fertig und zutiefst bewegt.  

 

Werde mit dem naechsten Stueck ein paar Tage Pause einlegen muessen.  

 

 

 

Darf ich fragen, wie du "schaust"? Also live oder auf DVD?

Die einzige Oper die ich mir als "Film" angeschaut habe, war die Entführung aus dem Serail, die ich aber schon praktisch auswendig kannte. 

Hältst du das Anschauen eines Opern-"Films" bzw. einer abgefilmten Aufführung für gewinnbringend?

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Long John Silver
vor 7 Minuten schrieb Xamanoth:

Darf ich fragen, wie du "schaust"? Also live oder auf DVD?

Die einzige Oper die ich mir als "Film" angeschaut habe, war die Entführung aus dem Serail, die ich aber schon praktisch auswendig kannte. 

Hältst du das Anschauen eines Opern-"Films" bzw. einer abgefilmten Aufführung für gewinnbringend?

 

Nun, eine Oper ist das nicht ;-), ich bin kein wirklicher Fan von Opern, vor allem nicht von italienischen (das ist keine Wertung dieser Komponisten, es zieht mich einfach nicht an). 

 

Ich schrieb bereits, dass ich mit dem Text arbeite momentan, um mir ihn gelaeufig zu machen, ich habe zu diesem Zweck die Auffuehrung in Valencia in YouTube gewaehlt, die ist zwar dort nicht ganz vollstaendig, aber YouTube hat einige Vorteile fuer mich zu einer CD, die ich kaufen muesste und da will ich mich nicht festlegen, was den Ring des Nibelungen betrifft, was ich da am liebsten zuhause haette. 

 

Bei der Sache, die ich momentan mache, ist es gut, allein zuhause zu sein und sich ganz langsam zu naehern. Gewinnbringend in meinem Sinn jedenfalls, andere wuerden es vielleicht gar nicht so versuchen wie ich, die haben andere Zugaenge,, aber ich kann nicht der Auffuehrung weder laut mitsingen oder irgendwas skandieren oder sonstwas und ich kann auch nicht spontan zum Klavier, um mir eine Phrase zu spielen.  Ich moechte auch nicht im offenen Mund in der Oeffentlichkeit sitzen und vor Erschuetterung weinen. 

 

Aber sicher ist das eine individuelle Sache, wie man da Zugang verschafft. Im Moment ist es fuer mich okay so, vor allem, weil ich gar keine Moeglichkeit habe, eine Auffuehrung vom Ring des Nibelungen in absehbarer Zeit in meiner Naehe zu erleben. Ich bin schon sehr zufrieden, dass am Freitag  The Flying Dutchman auf dem Spielplan steht.

 

Grundsaetzlich  glaube ich fuer mich, dass ich diese Stuecke generell eher mit visuellem Eindruck zusammen hoeren moechte, weil das schliesslich eine ganz bestimmendes Element des Gesamten ist.  Und da wuerde ich mich ungern festlegen auf eine bestimmte Auffuehrung. 

 

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Das kann ich absolut nachvollziehen. 

 

Gibt es in USA eine Kultur der öffentlichen Bibliotheken? 

 

Hier in der Stadtbibliothek (die allerdings auch in einer finanziell überaus glücklichen Landeshauptstadt liegt, wo schönes braunes Bier bei weitem nicht der einzige Vorzug ist, gibt es von nahezu jeder relevanten Oper mehrere DVD-Aufnahmen zum Ausleihen. Ich bin diesbezüglich vielleicht etwas altmodisch, aber youtube und ähnliches Streaming haben für mich immer etwas hektisches und flackerndes, und das Einlegen einer DVD (oder cd) eher etwas rituelles. 

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Ja, es gibt öffentliche Bibliotheken.  Je nach Gegend sind die unterschiedlich gut.  In den traditionellen Grossstaedten (New York, Chicago, Philadelphia) sind es riesige Tempel der Gelehrsamkeit, meist in protzigen klassizistischen Gebäuden, mit sehr guten Sammlungen.  Ich kenne mehrere Stadtbuechereien in kleineren Uni-Städten (Corvallis, Santa Cruz, Madison), die sehr sehr gut sind: in Uni-Städten gibt es immer eine gebildete und an Literatur und Wissen interessierte Schicht der Gesellschaft (z.B. pensionierte Profs und Ehepartner der Uni-Angestellten).  In wohlhabenden Vororten gibt es meist mehrere kleine Aussenstellen, die vor allem fuer Schulkinder da sind (da tauchen meist zwischen 2 und 3 Nachmittags dutzende Kinder auf, sitzen da und machen Hausaufgaben oder blaettern in Buechern oder quatschen, und verschwinden wieder wenn die Eltern sie gegen 5 abholen).  Die meisten dieser Aussenstellen haben auch ziemlich gute Sammlungen, und ausgebildete Bibliothekare.  Wenn ich mal ein paar Stunden zum Parken brauchen, dann suche ich mir meist die naechstgelegene Bibliothek, die haben immer WiFi, da kann ich mich mit meinem Laptop hinsetzen und nuetzlich sein, oder einfach mal ein gutes Buch lesen, oder in aktuellen Zeitungen blaettern.

 

In armen Gegenden sind es natuerlich arm aus.  Das ist die amerikanische Logik: The rich get richer, the poor die.

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vor 20 Stunden schrieb Xamanoth:

Das kann ich absolut nachvollziehen. 

 

Gibt es in USA eine Kultur der öffentlichen Bibliotheken? 

 

Hier in der Stadtbibliothek (die allerdings auch in einer finanziell überaus glücklichen Landeshauptstadt liegt, wo schönes braunes Bier bei weitem nicht der einzige Vorzug ist, gibt es von nahezu jeder relevanten Oper mehrere DVD-Aufnahmen zum Ausleihen. Ich bin diesbezüglich vielleicht etwas altmodisch, aber youtube und ähnliches Streaming haben für mich immer etwas hektisches und flackerndes, und das Einlegen einer DVD (oder cd) eher etwas rituelles. 

 

Happiness is having your own library card :-)  Nein, Musikbibliotheken gibt es natuerlich, wenn auch die am besten sortierte fuer mich nicht gerade um die Ecke ist. 

 

YouTube ist auf jeden Fall gewoehnungsbeduerftig,  das ergab sich nun wie so vieles im Leben, aus einer spontanen Eingebung. Ich wollte rasch den deutschen Text mit lesen und verinnerlichen, ohne mich da jetzt mit diversen DVD zu beschaeftigen, wie es in ihnen mit Untertiteln steht. 

 

Egal wie, in YouTube ist die Aufnahme auch nicht vollstaendig,  dazu braucht es dann sowieso die DVD. 

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Am 9.11.2017 um 03:05 schrieb Xamanoth:

Darf ich fragen, wie du "schaust"? Also live oder auf DVD?

Die einzige Oper die ich mir als "Film" angeschaut habe, war die Entführung aus dem Serail, die ich aber schon praktisch auswendig kannte. 

Hältst du das Anschauen eines Opern-"Films" bzw. einer abgefilmten Aufführung für gewinnbringend?

 

Noch mal darauf zurueckzukommen: bin jetzt eher dafuer, das ganze auf CD zu kaufen (ich habe da auch bereits etwas ins Auge gefasst, Dirigent Keilberth, kostet allerdings eine Menge Geld). Nachdem mich in dieser Auffuehrung in Valencia der unmoegliche Brustpanzer von Bruennhilde  geschockt hat (die sowieso schwergewichtige Saengerin sah  aus wie ein Mutterschweinchen aus dem Schweinemastbetrieb, demuetigend meines Erachtens) und sie auch wie ein Zirkuspferd hoch und heruntergeschwenkt wurde, bin ich ich doch eher abgeneigt zu vielen visuellen Eindruecken (diese besagte Auffuehrung war visuell auf Dauer sowieso nicht mein Geschmack, nach dem 1. Akt Walkuere ging es fuer mich visuell rapide bergab). Ich habe dann immer wieder auf andere Auffuehrungen bei YouTube geschaltet, die mir besser gefallen haben (was die Inszenierung betrifft). 

 

Wie dem auch,  jetzt wo es mit dem Text fluessig geht, kann ich auch einfach zuhoeren, das bringt mir  musikalisch mehr als mich von bestimmten Schnapsideen von Regisseuren ablenken zu lassen.  Sollte ich mir trotzdem ausserdem eine DVD kaufen, dann vielleicht von der Auffuehrung in der Met. 

bearbeitet von Long John Silver
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vor 28 Minuten schrieb Long John Silver:

 

Noch mal darauf zurueckzukommen: bin jetzt eher dafuer, das ganze auf CD zu kaufen (ich habe da auch bereits etwas ins Auge gefasst, Dirigent Keilberth, kostet allerdings eine Menge Geld). Nachdem mich in dieser Auffuehrung in Valencia der unmoegliche Brustpanzer von Bruennhilde  geschockt hat (die sowieso schwergewichtige Saengerin sah  aus wie ein Mutterschweinchen aus dem Schweinemastbetrieb, demuetigend meines Erachtens) und sie auch wie ein Zirkuspferd hoch und heruntergeschwenkt wurde, bin ich ich doch eher abgeneigt zu vielen visuellen Eindruecken (diese besagte Auffuehrung war visuell auf Dauer sowieso nicht mein Geschmack, nach dem 1. Akt Walkuere ging es fuer mich visuell rapide bergab). Ich habe dann immer wieder auf andere Auffuehrungen bei YouTube geschaltet, die mir besser gefallen haben (was die Inszenierung betrifft). 

 

Wie dem auch,  jetzt wo es mit dem Text fluessig geht, kann ich auch einfach zuhoeren, das bringt mir  musikalisch mehr als mich von bestimmten Schnapsideen von Regisseuren ablenken zu lassen.  Sollte ich mir trotzdem ausserdem eine DVD kaufen, dann vielleicht von der Auffuehrung in der Met. 

Ich würde Spotify oder Amazon prime unlimited empfehlen; dort sind dutzende Wagneraufführungen vorhanden. 

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vor 9 Stunden schrieb Xamanoth:

Ich würde Spotify oder Amazon prime unlimited empfehlen; dort sind dutzende Wagneraufführungen vorhanden. 

 

Amazon Unlimited ist in dem, was ich suche, sehr begrenzt. Ich hatte mal ein Probe-Abo vor einiger Zeit dort (genau wie Kindle Unlimited).  Ausserdem wuerde ich unnoetig Geld bezahlen, weil ich das ganze, wie Spotify auch, nicht wirklich ausnutzen wuerde, ich hoere nur sehr gezielt Musik. 

 

Ich befuerchte, es laeuft darauf hinaus, sich Ausgaben zu kaufen und ueber die Jahre das Regal damit zu fuellen ;-)) YouTube ist ganz dienlich zum Vergleichen vorab. Bin von der New Yorker Auffuehrung jetzt wieder innerlich eher und bei Kupfer gelandet (das ist auch guenstiger). Bei diesen Recherchen habe ich eine  Auffuehrung von der National Opera China vom Rheingold gesehen, also,  da kann man schon Ueberraschungen jeglicher Art erleben. Will also gut ueberlegt sein alles, obwohl wie gesagt, am Ende kauft man doch kurz ueber lang mehreres. 

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vor 21 Stunden schrieb Long John Silver:

Ich befuerchte, es laeuft darauf hinaus, sich Ausgaben zu kaufen und ueber die Jahre das Regal damit zu fuellen

 

Warum soll es dir mit Wagner besser gehen als mir mit Bach-Kantaten?
Ich wünsche frohes Sammeln. Und Weihnachten ist nicht mehr fern.

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vor 3 Stunden schrieb Alfons:

 

Warum soll es dir mit Wagner besser gehen als mir mit Bach-Kantaten?
Ich wünsche frohes Sammeln. Und Weihnachten ist nicht mehr fern.

 

O mein Gott, ich habe schon drei auf der Wunschliste ...

 

Ja, warum soll es mir besser gehen? Selbst schuld, wenn man sich auf solche Dinge einlaesst :-)))

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