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Berufung


theresa???

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vor 13 Minuten schrieb Long John Silver:

Ja, ich denke,  eine Berufung kommt von Gott.

 

Was nicht heisst, dass es deshalb unproblematisch fuer den Betreffenden sein muss. Wie auch in der Bibel beschrieben, ist die Verweigerung oder Infragestellung einer Berufung menschlich. 

 

 

 

Ja... Das Problem, was sich mir stellt, wenn Berufung von Gott kommt, ist, dass heute ja eher selten brennende Dornbüsche o. Ä. erscheinen, um jemanden auf seine Berufung aufmerksam zu machen. Und geschähe mir das, wäre mein erster Weg vielleicht auch eher der zum Psychologen ;)

Nur, wenn Gott nicht unmissverständlich deutlich macht, was er will, woher weiß ich dann a) was er will und b ) ob es so etwas wie von ihm ausgehende Berufung tatsächlich gibt.

Es könnte ja schließlich auch sein, dass Gott uns unsere Anlagen und Neigungen mitgegeben hat und wir jetzt dafür verantwortlich sind, damit das (für uns und für andere) beste draus zu machen. Ohne dass es jetzt eine Berufung zu irgendwas gibt, außer eben dazu, das beste aus dem Gegebenen zu machen.

 

Was denkst du dazu?

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Vielleicht - aber das ist auch nur ein Gedanke - erkennt man das auch nur retrospektiv.

Wenn ich mir anschaue wo ich heute stehe und sich das richtig anfühlt udn mir dann vor Augen führe wie mein Weg zu diesem richtigen Punkt verlief und... Nein, der Gedanke muss noch reifen.

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vor 12 Minuten schrieb Frank:

Vielleicht - aber das ist auch nur ein Gedanke - erkennt man das auch nur retrospektiv.

Wenn ich mir anschaue wo ich heute stehe und sich das richtig anfühlt udn mir dann vor Augen führe wie mein Weg zu diesem richtigen Punkt verlief und... Nein, der Gedanke muss noch reifen.

Das ist ein interessanter Gedanke.

Was mir daran gefällt, ist die Vorstellung, dass Gott uns, ohne dass wir das vollständig durchschauen müssen, dahin führen kann, wo er uns haben will.

Was mich daran irritiert, ist zum einen, dass das wenig Raum dafür lässt, falls man das nicht will, wo anders hin zu kommen. Das klingt sehr nach der Jona-Geschichte, die mich schon als Kind immer gegruselt hat, weil Gott völlig rücksichtslos seinen Willen gegen Jona durchsetzt (so las ich es jedenfalls als Kind, heute sind mir die theologischen Hintergründe etwas klarer geworden).

Und zum andern, dass ich mein Leben ja eben doch vorwärts lebe und da ich noch relativ jung bin, sehr viele Entscheidungen noch vor mir liegen, sodass ich den Eindruck habe, dass sehr viel von dem, was im Leben passiert, positiv oder negativ in meiner Hand liegen könnte. Und auch du hast ja deine Entscheidungen getroffen, wenn auch vielleicht nicht immer bewusst. Du hättest auch das Abitur neben der Arbeit her auf einer Abendschule machen können. Vielleicht hättest du sogar den Quali mit etwas mehr Ehrgeiz mit 2,5 oder besser schaffen können, so wenig wie dir gefehlt hat, das kann ich natürlich nicht beurteilen, erscheint mir aber nicht undenkbar. Und solche Entscheidungen hat man ja vorwärts zu treffen und nicht nur rückwärts zu hoffen, dass sie irgendwie von Gott geleitet waren.

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vor einer Stunde schrieb theresa???:

Ja... Das Problem, was sich mir stellt, wenn Berufung von Gott kommt, ist, dass heute ja eher selten brennende Dornbüsche o. Ä. erscheinen, um jemanden auf seine Berufung aufmerksam zu machen. Und geschähe mir das, wäre mein erster Weg vielleicht auch eher der zum Psychologen ;)

Interessant. Meine erste Reaktion wäre wahrscheinlich dass ich mir diesen brenennden Busch näher anschauen wollte.  Ein brennender Busch, der spricht. Und dann noch womöglich behauptet, er wäre Gott. Das würd meine Neugier wecken und ich wollte wissen was da abgeht. Ich würde mir einen Eimer Wasser holen und der Sache auf den Grund gehen wollen. Auf die Idee, dass auf solche Weise ein Gott mit mir spricht, käme ich sicher zu alllerletzt. Und selbst wenn, würde ich zurst mal fragen, wie macht er das. Aber das ist wohl meiner rationalen Grundeinstellung geschuldet.

 

erläuternd...........tribald

bearbeitet von tribald
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vor 4 Stunden schrieb DonGato:

Ich sehe eine deutliche Abgrenzung zum Narzissmus. Denn solche Menschen habe eine gefestigte Persönlichkeit mit positiv übersteigerten Selbstwertgefühl. Es mag sein, dass auch Narzissten auf die Bewunderung durch andere angewiesen sind, doch auf eine ganz andere Art als die Menschen, die ihr gesamtes Selbstwertgefühl mühsam aus dem Feedback durch andere rekrutieren müssen. Meine Aussagen gehen auch nicht in die Richtung, jeder Lehrer hat ein "Helfersyndrom" sondern es geht um die Frage, ob man es halbwegs objektiv beurteilen kann, hat jemande eine Berufung oder ein Helfersyndrom?

 

Diese Frage der Differenzierung ist jedoch nicht auf solche Dinge limitiert. Derjenige, der sagt, Gott habe ihn berufen - sei es nun zum Priester oder zum Serienmörder - hat vielleicht doch nur einen Schockschuss in der Omme und so etwas wie Berufung gibt es gar nicht.

 

DonGato.     

Man kann es noch nicht mal viertelwegs objektiv beantworten. Aber wozu auch? Ob ein Feuerwehrmann gerne rettet, den Adrenalinkick braucht oder versucht seine pyromane Persönlickeit ausleben, ist letztendlich ohne Belang. Und ich wiederhole mich, leichtfertige Pathologisiererei, wie hier gerne geübt, ist dann mindestens genauso verhaltensauffällig, wie helfen wollen. ;)

 

P.S. Und wenn es keine Berufung gibt, warum hat‘s dann Berufungskommissionen. Das war jetzt ein Scherz.

bearbeitet von teofilos
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vor 14 Minuten schrieb theresa???:

Das ist ein interessanter Gedanke.

Was mir daran gefällt, ist die Vorstellung, dass Gott uns, ohne dass wir das vollständig durchschauen müssen, dahin führen kann, wo er uns haben will.

Was mich daran irritiert, ist zum einen, dass das wenig Raum dafür lässt, falls man das nicht will, wo anders hin zu kommen. Das klingt sehr nach der Jona-Geschichte, die mich schon als Kind immer gegruselt hat, weil Gott völlig rücksichtslos seinen Willen gegen Jona durchsetzt (so las ich es jedenfalls als Kind, heute sind mir die theologischen Hintergründe etwas klarer geworden).

Und zum andern, dass ich mein Leben ja eben doch vorwärts lebe und da ich noch relativ jung bin, sehr viele Entscheidungen noch vor mir liegen, sodass ich den Eindruck habe, dass sehr viel von dem, was im Leben passiert, positiv oder negativ in meiner Hand liegen könnte. Und auch du hast ja deine Entscheidungen getroffen, wenn auch vielleicht nicht immer bewusst. Du hättest auch das Abitur neben der Arbeit her auf einer Abendschule machen können. Vielleicht hättest du sogar den Quali mit etwas mehr Ehrgeiz mit 2,5 oder besser schaffen können, so wenig wie dir gefehlt hat, das kann ich natürlich nicht beurteilen, erscheint mir aber nicht undenkbar. Und solche Entscheidungen hat man ja vorwärts zu treffen und nicht nur rückwärts zu hoffen, dass sie irgendwie von Gott geleitet waren.

Der schwierigste Schritt ist hinzunehmen, dass alles gut ist.

Übrigens, mich hat als Kind die Geschichte vom schlafenden Jesus im Boot auf dem sturmgepeitschten See beeindruckt. Alle quieken und schreien, er pennt.

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vor 2 Minuten schrieb teofilos:

...

Übrigens, mich hat als Kind die Geschichte vom schlafenden Jesus im Boot auf dem sturmgepeitschten See beeindruckt. Alle quieken und schreien, er pennt.

Bei der Geschichte denke ich mir immer: "Wat ne coole Sau"

Wenn der Herr Humor hat dann komm ich wegen solcher Gedanken direkt in den Himmel... wenn nicht... und es für jeden dieser Gedanken 14Tage Fegefeuer extra gibt... komm ich vor nem Jahr nicht aus dem Grill sehen... Nun ja, ich werde sehen - bis dahin Leben und Spass haben!

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Gerade eben schrieb teofilos:

Der schwierigste Schritt ist hinzunehmen, dass alles gut ist.

Übrigens, mich hat als Kind die Geschichte vom schlafenden Jesus im Boot auf dem sturmgepeitschten See beeindruckt. Alle quieken und schreien, er pennt.

Ehrlich gesagt, das ist etwas, wogegen ich mich wehren würde: Auschwitz war nicht gut. Dass die Leute in Syrien sterben ist nicht gut. Dass es Menschen gibt, die so verzweifelt sind, dass sie sich umbringen, ist nicht gut. Und die Liste könnte ewig weitergehen. Ich kann akzeptieren, dass Gott uns manchmal Dinge "zumutet", aus Gründen, die wir nicht verstehen. Und ich kann ihm vertrauen, dass er der Gute ist und uns nichts Böses tut und will. Aber ich kann nicht alles, was so passiert, als gut deklarieren.

Witzig, dass du gerade die Geschichte nicht mochtest. Dass war/ist die Trostgeschichte für mich, wenn gerade meine Welt untergeht: Es kann sein, dass es sich so anfühlt, als würdest du untergehen. Und als ob Jesus keine Notiz davon nimmt. Aber du kannst dich drauf verlassen: Jesus wacht auf und rettet dich. Und erst dann fragt er: Warum hast du solche Angst? Warum glaubst du mir nicht?

 

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vor 17 Minuten schrieb teofilos:

Man kann es noch nicht mal viertelwegs objektiv beantworten. Aber wozu auch? Ob ein Feuerwehrmann gerne rettet, den Adrenalinkick braucht oder versucht seine pyromane Persönlickeit ausleben, ist letztendlich ohne Belang. Und ich wiederhole mich, leichtfertige Pathologisiererei, wie hier gerne geübt, ist dann mindestens genauso verhaltensauffällig, wie helfen wollen. ;)

 

P.S. Und wenn es keine Berufung gibt, warum hat‘s dann Berufungskommissionen. Das war jetzt ein Scherz.

 

Wenn man das nicht differenzieren kann, kannst Du auch gleich den Begriff "Berufung" in die Tonne boxen.

"Schockschuss in der Omme" ist weder eine medizinische Diagnose noch eine Pathologisierung menschlichen Verhaltens. Genauso wenig ist ein "Sprung in der Schüssel" eine valide Beurteilung der Intelligenz. 

 

In wie weit jedoch die Existenz von Berufungskommissionen nicht doch im Zusammenhang vom masochistisch-sadistischer Veranlagungen (welche selbst nicht pathologisch zu nennen sind) stehen, sei nicht weiter behandelt.  

 

DonGato.

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Und eine Ergänzung noch zu meiner Antwort auf @teofilos Beitrag: Und dann kommt da ja noch das dazu, was ich tue. Da ist auch manches nicht gut. Deswegen stellt sich mir die Frage, wie das mit Berufung ist. Um es zuzuspitzen: Ob das eine weitere "moralische Kategorie" (quasi ein Ziel, dass man erreichen sollte, eine spezielle Aufgabe, die man aber erstmal herausfinden muss) darstellt oder einfach ein Begriff für "die eigenen Anlagen entfalten" ist.

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vor 26 Minuten schrieb DonGato:

 

Wenn man das nicht differenzieren kann, kannst Du auch gleich den Begriff "Berufung" in die Tonne boxen.

"Schockschuss in der Omme" ist weder eine medizinische Diagnose noch eine Pathologisierung menschlichen Verhaltens. Genauso wenig ist ein "Sprung in der Schüssel" eine valide Beurteilung der Intelligenz. 

 

In wie weit jedoch die Existenz von Berufungskommissionen nicht doch im Zusammenhang vom masochistisch-sadistischer Veranlagungen (welche selbst nicht pathologisch zu nennen sind) stehen, sei nicht weiter behandelt.  

 

DonGato.

Nicht objektivieren können und nicht differenzieren können sind zwei Paar Äpfel.

Gut. Ich sag‘s mal so. Ich wurde bisher nicht berufen (im spirituellen Sinn), denke aber, dass es so etwas gibt. War Albert Schweitzer berufen oder einfach nur ein fleißiger Arzt? Und so: sollte ich berufen werden, was ich bezweifle, werde ich es wissen.

Hey, DonGato, es gibt Dinge, die sind sehr privat. Nicht im Sinne von Geheim.

bearbeitet von teofilos
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vor 26 Minuten schrieb teofilos:

....

Gut. Ich sag‘s mal so. Ich wurde bisher nicht berufen (im spirituellen Sinn), denke aber, dass es so etwas gibt. War Albert Schweitzer berufen oder einfach nur ein fleißiger Arzt? Und so: sollte ich berufen werden, was ich bezweifle, werde ich es wissen.

....

 

Wie ausgeführt: Ich meine, Berufung in Sinne einer Kombination von Veranlagung, den Wunsch, dieses auszuleben und günstigen äusseren Umständen, wird es geben. Berufung im Sinne einer Kombination mit einem supranaturalistischen Irgendetwas, denke ich, gibt es nicht.

 

Wenn Albert Schweitzer nur ein fleissiger Arzt gewesen wäre, hättest Du Ludwig Heim oder Carl Thiersch genannt aber nicht ihn.

 

DonGato.

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vor 3 Minuten schrieb DonGato:

 

Wie ausgeführt: Ich meine, Berufung in Sinne einer Kombination von Veranlagung, den Wunsch, dieses auszuleben und günstigen äusseren Umständen, wird es geben. Berufung im Sinne einer Kombination mit einem supranaturalistischen Irgendetwas, denke ich, gibt es nicht.

 

Wenn Albert Schweitzer nur ein fleissiger Arzt gewesen wäre, hättest Du Ludwig Heim oder Carl Thiersch genannt aber nicht ihn.

 

DonGato.

Den letzten Satz finde ich interessant. warum, denkst du, würdest du es wissen? und wie?

 

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Long John Silver
Gerade eben schrieb theresa???:

Ja... Das Problem, was sich mir stellt, wenn Berufung von Gott kommt, ist, dass heute ja eher selten brennende Dornbüsche o. Ä. erscheinen, um jemanden auf seine Berufung aufmerksam zu machen. Und geschähe mir das, wäre mein erster Weg vielleicht auch eher der zum Psychologen ;)

Nur, wenn Gott nicht unmissverständlich deutlich macht, was er will, woher weiß ich dann a) was er will und b ) ob es so etwas wie von ihm ausgehende Berufung tatsächlich gibt.

Es könnte ja schließlich auch sein, dass Gott uns unsere Anlagen und Neigungen mitgegeben hat und wir jetzt dafür verantwortlich sind, damit das (für uns und für andere) beste draus zu machen. Ohne dass es jetzt eine Berufung zu irgendwas gibt, außer eben dazu, das beste aus dem Gegebenen zu machen.

 

Was denkst du dazu?

 

Ich denke, das weiss man, wenn es so ist.

 

Anlagen und Neigungen meine ich nicht. 

 

Ich denke, Gott wird dieser Person die Sicherheit und die Gewissheit geben zu wissen, dass es Gottes Stimme ist. 

 

 

bearbeitet von Long John Silver
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vor 2 Minuten schrieb Long John Silver:

 

Ich denke, das weiss man, wenn es so ist.

 

Anlagen und Neigungen meine ich nicht. 

 

Ich denke, Gott wird dieser Person die Sicherheit und die Gewissheit geben zu wissen, dass es Gottes Stimme ist. 

 

 

Dann waren gut 70% der Ordensfrauen und Priester, mit denen ich gesprochen habe, nicht berufen, um das Klischeebeispiel zu bedienen.

Nein, im ernst: Meinst du nicht, dass, sobald diese Frage auftaucht, du immer beide Möglichkeiten für denkbar halten musst, und am Ende aufgrund von Intuition/Argumenten/... eine für plausibler hälst? Ich kann mir tatsächliche Gewissheit nicht vorstellen. Woher sollte die kommen? Selbst scheinbare Gewissheit kann ja ein Irrtum/ eine Versuchung/ eine Selbstüberschätzung ... sein

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Ich glaube von Bischof Fulton J. Sheen seligen Angedenkens stammt der Satz "Gott beruft nicht die Fähigen, sondern befähigt die Berufenen". 

 

Berufung ist - und damit würde ich Deutungen, die Fähigkeit oder Umstände stärker betonen, widersprechen wollen - zuallerst Handeln Gottes am individuellen Menschen. Es ist Gott, der wählt und ruft. Der Freiheit des menschlichen Willens ist es anheim gegeben, auf diesen Ruf zu antworten  (oder auch es nicht zu tun). Man sprach in früheren Zeiten auch von der Standeswahl. Diese muss - im Hören auf den Ruf Gottes und die Unterscheidung der Geister (so auch bei Papst Franziskus, bspw. in Evangelii gaudium) erfolgen.

Gegen eine allzu breite Verwendung des Begriffs Berufung verwahre ich mich. Hier ist wohl der Terminus Beruf oder Profession passender. 

 

Zu den Umständen bzw. der persönlichen Befähigung: Ginge es nach persönlichem Talent und Fähigkeiten  (die sicherlich nicht abträglich sind) wäre Jean Baptiste Marie Vianney wohl nicht "berufen" gewesen. Geht man von seinen nicht geringfügigen Problemen im akademischen Feld aus. Und dennoch ist gerade er Patron aller Weltpriester. Was bedeutet also Leistung in Gottes Augen? Ich wage zu behaupten, die anbetenden Stunden vor dem Tabernakel fanden bei Gott größeres Gefallen als das gelehrte Abfassen "kirchenkritischer" Memoranda. Nun, auch auf krummen Zeilen schreibt der Herr gerade.

 

Berufung - oder auch Erwählung - ist eines der großen Mysterien Gottes. Davon zeugen nicht zuletzt Schrift und Tradition gleichermaßen. Qui salvandos salvas gratis - heißt es in der Sequenz Dies irae. Der du jene, die zur Errettung bestimmt sind, umsonst rettest. Gottes Erbarmen steht prinzipiell jedem offen. Das bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass Gott nicht Individuen in seinem undurchdringlichen Ratschluss erwählen könnte. Daher ist Berufung etwas Kostbares und - das wird mir auch unter sog. Berufenen oft vergessen - Heiliges. Ich beobachte hier eine gewisse verschämte Bescheidenheit (daher auch die Antworten der Priester und Ordensleute aus theresas Beispiel). In unserer Zeit scheint es wenig opportun, seine gesellschaftliche oder kirchliche Funktion auf den Willen oder die Erwählung Gottes zurückzuführen. Im Zeitalter platter Hierarchien und der Egalität aller Menschen hat das einen schnöden Beigeschmack.

 

Es soll auch nicht verschwiegen werden, dass man in seiner Berufung bzw. in ihrer Deutung auch fehlgehen kann. Wer beispielsweise Priester werden will, weil er sich mit den Linken in Lateinamerika solidarisch erklärt oder Sozialarbeit im religiösen Mantel betreiben möchte, sollte in sich gehen, ehe er sich die Hände aufs Haupt legen lässt.

 

 

So, das war - erneut - eine kurze Unterbrechung meiner Forenabstinenz. Ich gelobe Besserung.

 

 

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 4 Minuten schrieb Studiosus:

Ich glaube von Bischof Fulton J. Sheen seligen Angedenkens stammt der Satz "Gott beruft nicht die Fähigen, sondern befähigt die Berufenen". 

 

Berufung ist - und damit würde ich Deutungen, die Fähigkeit oder Umstände stärker betonen, widersprechen wollen - zuallerst Handeln Gottes am individuellen Menschen. Es ist Gott, der wählt und ruft. Der Freiheit des menschlichen Willens ist es anheim gegeben, auf diesen Ruf zu antworten  (oder auch es nicht zu tun). Man sprach in früheren Zeiten auch von der Standeswahl. Diese muss - im Hören auf den Ruf Gottes und die Unterscheidung der Geister (so auch bei Papst Franziskus, bspw. in Evangelii gaudium)

Gegen eine allzu breite Verwendung des Begriffs Berufung verwahre ich mich. Hier ist wohl Beruf oder Profession passender. 

 

Zu den Umständen bzw. der persönlichen Befähigung: Ginge es nach persönlichem Talent und Fähigkeiten  (die sicherlich nicht abträglich sind) wäre Jean Baptiste Marie Vianney wohl nicht "berufen" gewesen. Geht man von seinen nicht geringfügigen Problemen im akademischen Feld aus. Und dennoch ist gerade er Patron aller Weltpriester. Nun, auch auf krummen Zeilen schreibt der Herr gerade.

 

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 

Studiosus! Du schreibst ja wieder! Wie schön, mir haben die Diskussionen schon gefehlt!

Du glaubst also, dass  Berufung quasi ein Auftrag von Gott ist, oder? Und zwar vor allem bezogen auf den Lebensstand (Ehe, Orden, Priestertum)?

Ja, das ist auch die Sicht, mit der ich aufgewachsen bin. Aber was mich daran verwirrt, ist folgendes: Wenn Gott solche "Aufträge" vergibt, warum tut er das dann so, dass sich die Betroffenen in den seltensten Fällen sicher sein können, ob und was jetzt der Auftrag Gottes war? (Jedenfalls ist das der Eindruck, den ich bisher im Gespräch mit Ordensleuten und Priestern gewonnen habe. Von der Berufung zur Ehe, die die Kirche meines Wissens ja auch lehrt, mal ganz zu schweigen, da nimmt kaum jemand überhaupt diesen Ausdruck in den Mund.) Kannst du dir das erklären?

 

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vor 1 Minute schrieb Studiosus:

Ich glaube von Bischof Fulton J. Sheen seligen Angedenkens stammt der Satz "Gott beruft nicht die Fähigen, sondern befähigt die Berufenen". 

 

Berufung ist - und damit würde ich Deutungen, die Fähigkeit oder Umstände stärker betonen, widersprechen wollen - zuallerst Handeln Gottes am individuellen Menschen. Es ist Gott, der wählt und ruft. Der Freiheit des menschlichen Willens ist es anheim gegeben, auf diesen Ruf zu antworten  (oder auch es nicht zu tun). Man sprach in früheren Zeiten auch von der Standeswahl. Diese muss - im Hören auf den Ruf Gottes und die Unterscheidung der Geister (so auch bei Papst Franziskus, bspw. in Evangelii gaudium)

Gegen eine allzu breite Verwendung des Begriffs Berufung verwahre ich mich. Hier ist wohl Beruf oder Profession passender. 

 

Zu den Umständen bzw. der persönlichen Befähigung: Ginge es nach persönlichem Talent und Fähigkeiten  (die sicherlich nicht abträglich sind) wäre Jean Baptiste Marie Vianney wohl nicht "berufen" gewesen. Geht man von seinen nicht geringfügigen Problemen im akademischen Feld aus. Und dennoch ist gerade er Patron aller Weltpriester. Nun, auch auf krummen Zeilen schreibt der Herr gerade.

 

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 

 

Wie gesagt, gibt genügend Serienmöder, die sich auf Gott berufen. Wurde diese von Gott zum besseren Töten befähigt?

 

Da es ein bekanntes Phänomen ist, dass jemanden in der Schule oder akademisch eher mediocre war, in späteren Leben sehr gutes leisten kann (illustratives Beispiel in Form von Dávila habe ich bereits genannt), sagt das Beispiel Vianney nicht bis gar nichts aus.       

 

DonGato.

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vor 2 Stunden schrieb theresa???:

Das Problem, was sich mir stellt, wenn Berufung von Gott kommt, ist, dass heute ja eher selten brennende Dornbüsche o. Ä. erscheinen

Die drei klassischen kirchlichen Kriterien bei dieser Sichtweise sind: Eignung, Neigung und Annahme durch die Kirche (idR interpretiert als Annahme durch die kirchliche Hierarchie - bei Mary Ward hat das so ca. 400 Jahre gebraucht, bis "Kirche" sich dazu durchringen konnte, zu konstatieren, dass diese Fau wohl eine Berufung hatte).

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vor 1 Minute schrieb gouvernante:

Die drei klassischen kirchlichen Kriterien bei dieser Sichtweise sind: Eignung, Neigung und Annahme durch die Kirche (idR interpretiert als Annahme durch die kirchliche Hierarchie - bei Mary Ward hat das so ca. 400 Jahre gebraucht, bis "Kirche" sich dazu durchringen konnte, zu konstatieren, dass diese Fau wohl eine Berufung hatte).

Aber was heißt Eignung? Wer will das wie beurteilen? Und wie ist das mit Neigungen? Man hat ja meist mehrere und auch widerstrebende? Woher weiß man, welche die ist, die zur Berufung führt? Und glaubst du, man "muss" dann quasi das machen, wo diese drei Punkte am besten (wer auch immer das beurteilen will) zusammenkommen, weil das dann Berufung, also quasi Auftrag Gottes ist? Oder wie funktioniert "Berufung" sonst? Es würde mich sehr interessieren, was du dazu denkst.

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Es ist jetzt nicht unbedingt mein Konzept, ich habe da nur referiert, es besagt in meinen Augen aber simpel: das was ich will, muss ich auch können; ich muss es wollen; und (klassisch) Kirche muss es auch wollen -- dass das historisch nicht so nahtlos geklappt hat, dafür habe ich ein Beispiel genannt.

Ich persönlich kann mich eher mit einem Berufungsverständnis anfreunden, wie es sich in einem Buchtitel des früheren Spirituals der münsteraner Priesterseminars, Johannes Bours, ausdrückt: "Der Mensch wird des Wegs geführt, den er wählt". Ich glaube nämlich nicht an einen Gott, der mich willkürlich Rätselspielen über Sinn und Zweck meines Lebens aussetzt, um möglicherweise am Ende zu sagen "ÄtschiBätschi, falsch geraten, ich wollte gar nicht, dass Du Ehefrau wirst... ab ins Feuerchen".

bearbeitet von gouvernante
Fipptehler
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vor 17 Minuten schrieb theresa???:

Aber was heißt Eignung? Wer will das wie beurteilen? Und wie ist das mit Neigungen? Man hat ja meist mehrere und auch widerstrebende? Woher weiß man, welche die ist, die zur Berufung führt?

Man merkt am Erfolg, wozu man berufen ist. Berufen ist man zu dem, worin man erfolgreich ist.

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Gerade eben schrieb Merkur:

Man merkt am Erfolg, wozu man berufen ist. Berufen ist man zu dem, worin man erfolgreich ist.

Aber so eindeutig ist Erfolg doch gar nicht messbar. Zum einen, weil das gerade in sozialen Berufen nicht quantifizierbar und somit nicht objektiv feststellbar ist und zum anderen, weil die meisten Dinge ja von vielen Faktoren abhängen. Und ich auch nicht unbedingt immer einen Vergleich habe, wie viel Erfolg andere haben, weil diese ihren Erfolg nur subjektiv erleben und noch subjektiver schildern.

Und dann kommt dazu: Wie willst du deinen Erfolg als Ehemann/Vater/Priester/... messen? Und wann muss sich der Erfolg einstellen? Man kann doch nicht gleich aufgeben, wenn etwas nicht klappt, oder?

Oder missverstehe ich dich? Wie meinst du das mit dem Erfolg genau?

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vor 1 Minute schrieb Merkur:

Das ist auch nicht erforderlich. Es reicht doch, wenn man selbst weiß, wozu man berufen ist.

Achso, du meinst, dass ich an meinem Erfolg feststelle, ob ich berufen bin. Aber ich weiß ja gar nicht, was genau für mich Erfolg ist. Und ob ich anderswo erfolgreicher wäre. Kann ja sein ich repariere als KFZ-Mechaniker_In die Autos relativ gut, aber als Erzieher_In würde ich eben trotzdem noch mehr aus meinen Fähigkeiten machen. Man kann ja nun schlecht Kinder mit Autos vergleichen, oder?

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