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These: Bibel verantwortlich für naturwissenschaftlichen Fortschritt


duesi

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vor 21 Minuten schrieb Marcellinus:

@duesi

Das, was du schreibst und zitierst, liest sich für mich wie christliche Apologetik, genauer gesagt wie protestantische, und die habe ich nicht vor zu debattieren. Ich weiß nicht, auf welchen Teil der Bibel sich Mangalwadi bezieht, aber Teile des AT sind über 2.500 Jahre alt, das NT fast 2.000, die Anfänge des neuzeitlichen Kapitalismus reichlich 500 Jahre. Du solltest dir überlegen, warum das so ist. Sollte wirklich die Bibel Grund für diese Entwicklung sein, müsstest du erklären, was sie so lange aufgehalten hat. Oder die Frage riskieren, ob du nicht vielleicht Ursache und Wirkung verwechselst, ob nicht umgekehrt die Menschen der beginnenden Neuzeit die Bibel nur als Rechtfertigung für etwas nutzten, was sie auch sonst getan oder gedacht hätten. Aber sie lebten nun mal in kirchlich dominierten Zeiten, und da tat man gerade als Neuerer gut daran, sich ein christliches Mäntelchen umzuhängen.

Ja, Mangalwadi ist Protestant. Und er kritisiert die katholische Kirche teilweise heftig in seinem Buch. Ich als Katholik teile nicht alle seine Standpunkte. Aber sein Buch ist in jedem Fall inspirierend, auch für Katholiken und Atheisten. Mangalwadi nennt als einen Grund für die lange Zeitdauer das platonistische und aristotelische Weltbild, dass die ersten Christen überwiegend aus der Antike übernommen hatten und die allegorische Lesart der Bibel. Darüber hinaus den kirchlichen Machtapparat, der sich nicht unter, sondern über die Schrift stellte (was in der Konsequenz so natürlich auch nicht stimmte, zumindest nicht konsequent) Erst durch den Protestantismus kam ein Bibelverständnis auf, dass die Bibel wörtlich und für wahr nahm. Diese biblische Lesart der Reformation und in der Vorzeit der Reformation ermöglichte die Infragestellung des Platonismus und des Aristotelismus, weil Aussagen der Bibel über bekannte Denkmuster gestellt wurden. Mit einem stumpfen Bibelfundamentalismus ist die Reformation natürlich weit über das Ziel hinausgeschossen. Aber nein, ich denke, die Hinweise sind so erdrückend, dass es einfach ignorant erscheint, zu sagen, die Bibel wurde nur als Rechtfertigung für etwas benutzt, was die Menschen ohnehin getan oder gedacht hätten.

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vor 4 Minuten schrieb duesi:

Aber nein, ich denke, die Hinweise sind so erdrückend, dass es einfach ignorant erscheint, zu sagen, die Bibel wurde nur als Rechtfertigung für etwas benutzt, was die Menschen ohnehin getan oder gedacht hätten.

 

So, sind sie das? Und warum? Fakt ist, die Bibel ist viel älter als die neuzeitlichen Wissenschaften, die Anfänge der Wissenschaften überhaupt sind älter als das Christentum, der Beginn der Naturwissenschaften ist älter als der Protestantismus. Aus alledem zu schließen, die Bibel sei trotzdem Ursache der modernen Wissenschaften ist einfach haarsträubend. Luther selbst übrigens war ein lupenreiner religiöser Fundamentalist, Geistergläubiger und Esoteriker. So war ihm das heliozentrische Weltbild ein Greuel, weil es in der Bibel anders steht. Und du betreibst christliche Apologetik, sonst nichts. Setz dich doch einfach mal mit den zahlreich vorgetragenen Argumenten auseinander, statt uns vorzubeten, wie toll du diesen Inder findest. 

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vor 1 Minute schrieb Marcellinus:

 

So, sind sie das? Und warum? Fakt ist, die Bibel ist viel älter als die neuzeitlichen Wissenschaften, die Anfänge der Wissenschaften überhaupt sind älter als das Christentum, der Beginn der Naturwissenschaften ist älter als der Protestantismus. Aus alledem zu schließen, die Bibel sei trotzdem Ursache der modernen Wissenschaften ist einfach haarsträubend. Luther selbst übrigens war ein lupenreiner religiöser Fundamentalist, Geistergläubiger und Esoteriker. So war ihm das heliozentrische Weltbild ein Greuel, weil es in der Bibel anders steht. Und du betreibst christliche Apologetik, sonst nichts. Setz dich doch einfach mal mit den zahlreich vorgetragenen Argumenten auseinander, statt uns vorzubeten, wie toll du diesen Inder findest. 

Ich habe mich mit den Argumenten auseinandergesetzt. Und deswegen habe ich auch wesentlich vorsichtiger formuliert, was dir vielleicht nicht entgangen ist. Während die Ausgangsthese war, dass die Bibel verantwortlich für Naturwissenschaftlichen und technischen Fortschritt sei, habe ich zuletzt lediglich behauptet, dass die Betrachtung der Bibel EINE (von möglicherweise vielen) Triebfedern für die technische und naturwissenschaftliche Entwicklung gewesen ist. Und für diese ABGEMILDERTE Behauptung sehe ich bei aller Wertschätzung gegenüber deiner Kompetenz als Historiker und bei aller Kenntnisnahme der übrigen Argumente immer noch hinreichend Belege.

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Die Bibel und Wissenschaften...

 

Diesbezüglich finde ich immer noch die Biographie des Monsieur Champollion faszinierend, der in seiner Arbeit massiv von der Kirche behindert wurde, da die Resultate seiner Forschungen mit der von der Kirche behauptete Zeitrechnung, die auf biblischen Angaben basierte, in Konflikt geriet. Die Bibel ist nun mal kein Buch der Wissenschaften.

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@duesi

Wobei dieser Beleg im wesentlichen darin besteht, die allermeisten Wissenschaftler des 19. Jh. seien Christen gewesen. Das ist zum einen nicht richtig, viele waren Juden, und übersieht zum anderen, daß sie vor allen fast alle Europäer oder deren Nachfahren waren, und damit Einwohner eines Kontinents, der schon 500 Jahre Säkularisierung hinter sich hatte. Der von dir so geschätzte Protestantismus, und nur auf den kannst du dich hier beziehen, hatte nämlich vor allem diese (wenn auch unbeabsichtigte) Spätfolge: eine Individualisierung und Säkularisierung des Denkens. Stichworte: Ablehnung religiöser Auroritäten sowie des Heiligen- und Wunderglaubens. Da würde ich dir dann auch zustimmen, denn wenn es eine gedankliche Grundlage der Wissenschaften gibt, dann ist es ein methodischer Naturalistismus.

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vor 3 Minuten schrieb rince:

Die Bibel und Wissenschaften...

 

Diesbezüglich finde ich immer noch die Biographie des Monsieur Champollion faszinierend, der in seiner Arbeit massiv von der Kirche behindert wurde, da die Resultate seiner Forschungen mit der von der Kirche behauptete Zeitrechnung, die auf biblischen Angaben basierte, in Konflikt geriet. Die Bibel ist nun mal kein Buch der Wissenschaften.

Auf die Missstände ist es schon wichtig, hinzuweisen. Ich behaupte auch gar nicht, dass die Bibel ein historisch zuverlässige Buch sei. Aber sehr wohl, dass ihre Weltanschauung die Technik und Naturwissenschaft beflügelt hat.

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vor 3 Minuten schrieb Marcellinus:

@duesi

Wobei dieser Beleg im wesentlichen darin besteht, die allermeisten Wissenschaftler des 19. Jh. seien Christen gewesen. Das ist zum einen nicht richtig, viele waren Juden, und übersieht zum anderen, daß sie vor allen fast alle Europäer oder deren Nachfahren waren, und damit Einwohner eines Kontinents, der schon 500 Jahre Säkularisierung hinter sich hatte. Der von dir so geschätzte Protestantismus, und nur auf den kannst du dich hier beziehen, hatte nämlich vor allem diese (wenn auch unbeabsichtigte) Spätfolge: eine Individualisierung und Säkularisierung des Denkens. Stichworte: Ablehnung religiöser Auroritäten sowie des Heiligen- und Wunderglaubens. Da würde ich dir dann auch zustimmen, denn wenn es eine gedankliche Grundlage der Wissenschaften gibt, dann ist es ein methodischer Naturalistismus.

Der erste Satz ist ein Strohmann. Ich habe deutlich geschrieben, dass ich mich ausdrücklich nicht auf die Entwicklung im 19. Jahrhundert beziehe. Das 19. Jahrhundert hatte ich erwähnt, um deutlich zu machen, dass Technik und Naturwissenschaft viele Jahrhunderte ZUVOR getrennte Wege gegangen sind. Und die Mühe, die zahlreichen genannten Argumente zu wiederholen, mache ich mir jetzt nicht.

 

Aber wenigstens eine Teilzustimmung! Das ist ja schon mal etwas. Den methodischen Naturalismus akzeptiere ich auch als Grundlage für Naturwissenschaft. Bloß sehe ich in der Rezeption der Bibel durch die Kirchengeschichte viel mehr gedankliche Punkte, die dahin geführt haben als die von dir genannten Punkte. Und man merkt, dass das fehlende Vertrauen gegenüber der Realität eines Schöpfers leider wieder Esoterik und Okkultismus sprießen lässt und dem methodischen Naturalismus letztlich die geistige Grundlage entzieht.

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vor 2 Stunden schrieb duesi:

Aber sehr wohl, dass ihre Weltanschauung die Technik und Naturwissenschaft beflügelt hat.

Tja, alle Gläubigen werden dir da zustimmen, die nicht so Gläubigen wohl eher nicht. Thats Life.

 

völlig umaßgeblich einwerfend..................tribald

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vor einer Stunde schrieb tribald:

Tja, alle Gläubigen werden dir da zustimmen, die nicht so Gläubigen wohl eher nicht. Thats Life.

 

völlig umaßgeblich einwerfend..................tribald

Anscheinend verläuft der Graben an anderer Stelle. Der Atheist Aldous Huxley beispielsweise kritisiert das Christentum dafür, dass es Wissenschaft und Technik hervorgebracht hat wegen der negativen Auswirkungen. Der Marxist Joseph Neeman, den ich im Eingangspost genannt habe, sieht auch das Christentum als Grund für die Entwicklung der Wissenschaft. Auf der anderen Seite sehen manche Christen das wiederum anders. Also ist der Meinungsgraben nicht ideologischer Natur. Es handelt sich schon um eine Fragestellung der Historiker.

bearbeitet von duesi
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vor 3 Stunden schrieb duesi:

Auf die Missstände ist es schon wichtig, hinzuweisen. Ich behaupte auch gar nicht, dass die Bibel ein historisch zuverlässige Buch sei. Aber sehr wohl, dass ihre Weltanschauung die Technik und Naturwissenschaft beflügelt hat.

 

Dann solltest du auch erklären können, warum es diesen Effekt die meiste Zeit seiner Existenz nicht gehabt hat, sondern sich die Wissenschaften erst zu dem Zeitpunkt und in den Ländern entwickelten, als die Priesterherrschaft zuende ging. 

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vor 45 Minuten schrieb duesi:

Anscheinend verläuft der Graben an anderer Stelle. Der Atheist Aldous Huxley beispielsweise kritisiert das Christentum dafür, dass es Wissenschaft und Technik hervorgebracht hat wegen der negativen Auswirkungen. Der Marxist Joseph Neeman, den ich im Eingangspost genannt habe, sieht auch das Christentum als Grund für die Entwicklung der Wissenschaft. Auf der anderen Seite sehen manche Christen das wiederum anders. Also ist der Meinungsgraben nicht ideologischer Natur. Es handelt sich schon um eine Fragestellung der Historiker.

 

Nun, daß die Wissenschaften von links und rechts kritisiert werden, je nachdem, wem ihre jeweiligen Ergebnisse nicht in den Kram passen, ist ja nun keine neue Erkenntnis. Das spricht eigentlich ziemlich deutlich dafür, daß es sich um ein ideologisches Problem handelt, denn in einem sind sich alle Ideologen einig: in der Ablehnung der Empirie. :D

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Das ist so nicht richtig, lieber Marcellinus. Es gab schon eine dokumentierte Menge empirischer Verfahren, um festzustellen ob eine alte Juffe eine Hexe ist, oder eben nicht.

 

:D, Martin

bearbeitet von Soulman
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vor 8 Stunden schrieb duesi:

Und man merkt, dass das fehlende Vertrauen gegenüber der Realität eines Schöpfers leider wieder Esoterik und Okkultismus sprießen lässt und dem methodischen Naturalismus letztlich die geistige Grundlage entzieht.

 

Die „geistige Grundlage“ des methodischen Naturalismus ist schlicht die Erfahrung, daß er funktioniert, und zwar vollkommen unabhängig davon, welcher Weltanschauung man ansonsten anhängt.

 

Allerdings hat das dann ein paar Auswirkungen auf die eigene Weltanschauung (so man denn eine hat; so selbstverständlich ist das nämlich gar nicht; in manchen anderen Sprachen gibt es dafür nicht einmal ein Wort). Wunderglaube oder Schöpfungsmythen vertragen sich damit zB. nicht.

 

Wer nach dem Verlust seines Glaubens bei irgendeiner Ersatzreligion landet, hat dagegen seinen Glauben einfach nicht auf die richtige Art verloren, nämlich in aller Gelassenheit und Heiterkeit. ;)

 

Das ist übrigens das Einzige, was ich vom Luthertum positiv in Erinnerung habe: das es mir den kath. Wunderglauben erspart hat. Man kommt halt leichter davon los, wie sich bis heute an den etwas höheren Austrittszahlen ablesen läßt. 

 

Lange Jahre, auch noch nach meinem Austritt, habe ich diese eher rationale Tradition der Lutherischen für eine Eigenschaft aller Protestanten gehalten. Erst später habe ich verstanden, daß das zB. für Luther selbst keineswegs galt, und für viele Protestanten bis heute nicht. Die Pietisten sind ein Beispiel, aber auch die Neigung vieler Protestanten, ob gläubig oder nicht, Dinge des täglichen Lebens religiös aufzuladen. 

 

Wie dem auch sei: Es erscheint mir wichtig, die unterschiedlichen Aspekte, Religion, Philosophie und Wissenschaft auseinanderzuhalten, und in jedem Fall dabeizusagen, wovon man jeweils gerade spricht. 

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vor 13 Stunden schrieb Marcellinus:

 

Die „geistige Grundlage“ des methodischen Naturalismus ist schlicht die Erfahrung, daß er funktioniert, und zwar vollkommen unabhängig davon, welcher Weltanschauung man ansonsten anhängt.

 

Allerdings hat das dann ein paar Auswirkungen auf die eigene Weltanschauung (so man denn eine hat; so selbstverständlich ist das nämlich gar nicht; in manchen anderen Sprachen gibt es dafür nicht einmal ein Wort). Wunderglaube oder Schöpfungsmythen vertragen sich damit zB. nicht.

 

Wer nach dem Verlust seines Glaubens bei irgendeiner Ersatzreligion landet, hat dagegen seinen Glauben einfach nicht auf die richtige Art verloren, nämlich in aller Gelassenheit und Heiterkeit. ;)

 

Das ist übrigens das Einzige, was ich vom Luthertum positiv in Erinnerung habe: das es mir den kath. Wunderglauben erspart hat. Man kommt halt leichter davon los, wie sich bis heute an den etwas höheren Austrittszahlen ablesen läßt. 

 

Lange Jahre, auch noch nach meinem Austritt, habe ich diese eher rationale Tradition der Lutherischen für eine Eigenschaft aller Protestanten gehalten. Erst später habe ich verstanden, daß das zB. für Luther selbst keineswegs galt, und für viele Protestanten bis heute nicht. Die Pietisten sind ein Beispiel, aber auch die Neigung vieler Protestanten, ob gläubig oder nicht, Dinge des täglichen Lebens religiös aufzuladen. 

 

Wie dem auch sei: Es erscheint mir wichtig, die unterschiedlichen Aspekte, Religion, Philosophie und Wissenschaft auseinanderzuhalten, und in jedem Fall dabeizusagen, wovon man jeweils gerade spricht. 

Natürlich kann man an Wunder glauben und in der Naturwissenschaft den methodischen Naturalismus anwenden. Der methodische Naturalismus ist eben kein weltanschaulicher Naturalismus. Einer meiner Theoretische Physik-Professoren (der sich selbst als Atheist identifizierte) sagte sogar, dass er hervorragende Naturwissenschaftler kenne, die an eine Sechs-Tage-Schöpfung glaubten. Ich halte diese Denkweise zwar für unvernünftig und bin eher ein Verfechter einer theistischen Evolution. Der Glaube an Wunder oder der Glaube an den Schöpfer kann natürlich keine naturwissenschaftliche Hypothese sein, da er nicht falsifizierbar ist. Genauso könnte ein allmächtiger Gott uns auch vor 10 Minuten mit all unseren Erinnerungen geschaffen haben. Man kann das weder widerlegen noch belegen. Dennoch erscheint mir der Glaube an den Schöpfer trotz allen Widerspruchs und allen Spotts (der jetzt auch sicher wieder folgen wird) für höchst vernünftig, ja für vernünftiger als der Glaube an den weltanschaulichen Naturalismus.

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Long John Silver
vor 31 Minuten schrieb duesi:

Natürlich kann man an Wunder glauben und in der Naturwissenschaft den methodischen Naturalismus anwenden. Der methodische Naturalismus ist eben kein weltanschaulicher Naturalismus. Einer meiner Theoretische Physik-Professoren (der sich selbst als Atheist identifizierte) sagte sogar, dass er hervorragende Naturwissenschaftler kenne, die an eine Sechs-Tage-Schöpfung glaubten. Ich halte diese Denkweise zwar für unvernünftig und bin eher ein Verfechter einer theistischen Evolution. Der Glaube an Wunder oder der Glaube an den Schöpfer kann natürlich keine naturwissenschaftliche Hypothese sein, da er nicht falsifizierbar ist. Genauso könnte ein allmächtiger Gott uns auch vor 10 Minuten mit all unseren Erinnerungen geschaffen haben. Man kann das weder widerlegen noch belegen. Dennoch erscheint mir der Glaube an den Schöpfer trotz allen Widerspruchs und allen Spotts (der jetzt auch sicher wieder folgen wird) für höchst vernünftig, ja für vernünftiger als der Glaube an den weltanschaulichen Naturalismus.

 

Methodischer Naturalismus hat nichts mit Weltanschauung oder Religion zu tun, es ist nur eine Methode, eine Art und Weise, wissenschaftlich zu arbeiten.  Diese sagt zunaechst ueberhaupt nichts aus darueber, was und ob jemand glaubt oder nicht privat oder wie atheistisch er ist oder nicht. Das sind zwei voellig verschiedene Ebenen. Ich persoenlich wuerde den Begriff gar nicht in einer solchen Debatte wie hier jetzt als "Argument"  fuer oder gegen etwas Bestimmtes verwenden. Das gibt der Begriff nicht her. 

 

(Dass manche Leute nichtdestotrotz  da alles moegliche hinein interpretieren, besagt nichts, er gibt es trotzdem nicht her.  Diese  Methode, wissenschaftlich zu arbeiten, oder wissenschaftliche Ergebnisse zu verwerten, hat nun mal in keinster Weise etwas mit Weltanschauungen oder Glauben zu tun, sondern einzig damit, welchen Fakten sich daraus ergeben).

 

 

 

G

 

 

 

 

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vor 56 Minuten schrieb duesi:

Natürlich kann man an Wunder glauben und in der Naturwissenschaft den methodischen Naturalismus anwenden. Der methodische Naturalismus ist eben kein weltanschaulicher Naturalismus. Einer meiner Theoretische Physik-Professoren (der sich selbst als Atheist identifizierte) sagte sogar, dass er hervorragende Naturwissenschaftler kenne, die an eine Sechs-Tage-Schöpfung glaubten. Ich halte diese Denkweise zwar für unvernünftig und bin eher ein Verfechter einer theistischen Evolution. Der Glaube an Wunder oder der Glaube an den Schöpfer kann natürlich keine naturwissenschaftliche Hypothese sein, da er nicht falsifizierbar ist. Genauso könnte ein allmächtiger Gott uns auch vor 10 Minuten mit all unseren Erinnerungen geschaffen haben. Man kann das weder widerlegen noch belegen. Dennoch erscheint mir der Glaube an den Schöpfer trotz allen Widerspruchs und allen Spotts (der jetzt auch sicher wieder folgen wird) für höchst vernünftig, ja für vernünftiger als der Glaube an den weltanschaulichen Naturalismus.

 

Nein, kein Spott. Es ist einfach deine Privatangelegenheit. Aber es zeigt sehr schön, daß Wissenschaft nicht auf einer bestimmten Weltanschauung der einzelnen Wissenschaftler beruht. Newton zB war Alchemist. 

 

Der Grund dafür ist einfach: Subjekt wissenschaftlicher Erkenntnis ist nicht der einzelne, sondern die Gemeinschaft der Wissenschaftler, und die müssen sich nur über die gemeinsame Methode und die Qualitätsstandards verständigen, mit denen sie ihre Arbeiten vergleichen und bewerten. 

 

Was der einzelne für sich persönlich glaubt oder nicht glaubt, ist im Bezug auf die Wissenschaften solange nicht von Belang, wie es der gemeinsamen Arbeit nicht im Wege steht. Wenn jemand dagegen seine Arbeit so sehr von seinem Glauben dominieren läßt, wie es dieser indische Konvertit tut, kommen eben Bekenntnisschriften heraus, keine historischen Arbeiten (wobei in den Geschichtswissenschaften die wissenschaftlichen Standards leider erheblich niedriger sind als in den Naturwissenschaften, aber das ist ein anderes Thema).

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vor 2 Stunden schrieb Long John Silver:

 

Methodischer Naturalismus hat nichts mit Weltanschauung oder Religion zu tun, es ist nur eine Methode, eine Art und Weise, wissenschaftlich zu arbeiten.  Diese sagt zunaechst ueberhaupt nichts aus darueber, was und ob jemand glaubt oder nicht privat oder wie atheistisch er ist oder nicht. Das sind zwei voellig verschiedene Ebenen. Ich persoenlich wuerde den Begriff gar nicht in einer solchen Debatte wie hier jetzt als "Argument"  fuer oder gegen etwas Bestimmtes verwenden. Das gibt der Begriff nicht her. 

 

(Dass manche Leute nichtdestotrotz  da alles moegliche hinein interpretieren, besagt nichts, er gibt es trotzdem nicht her.  Diese  Methode, wissenschaftlich zu arbeiten, oder wissenschaftliche Ergebnisse zu verwerten, hat nun mal in keinster Weise etwas mit Weltanschauungen oder Glauben zu tun, sondern einzig damit, welchen Fakten sich daraus ergeben).

 

 

 

G

 

 

 

 

Ja, das stimmt. Die Methode hat nichts mit einer Weltanschauung zu tun oder besser gesagt, sie funktioniert unabhängig von einer Weltanschauung. Aber die Entwicklung der Methode des methodischen Naturalismus in der Neuzeit geschah aus einer Reflexion über die Schöpfungstheologie. Und die Akzeptanz dieser Methode scheint mit dem Schwinden des Schöpfungsglaubens auch weniger zu werden.

bearbeitet von duesi
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vor 1 Stunde schrieb Marcellinus:

 

Nein, kein Spott. Es ist einfach deine Privatangelegenheit. Aber es zeigt sehr schön, daß Wissenschaft nicht auf einer bestimmten Weltanschauung der einzelnen Wissenschaftler beruht. Newton zB war Alchemist. 

 

Der Grund dafür ist einfach: Subjekt wissenschaftlicher Erkenntnis ist nicht der einzelne, sondern die Gemeinschaft der Wissenschaftler, und die müssen sich nur über die gemeinsame Methode und die Qualitätsstandards verständigen, mit denen sie ihre Arbeiten vergleichen und bewerten. 

 

Was der einzelne für sich persönlich glaubt oder nicht glaubt, ist im Bezug auf die Wissenschaften solange nicht von Belang, wie es der gemeinsamen Arbeit nicht im Wege steht. Wenn jemand dagegen seine Arbeit so sehr von seinem Glauben dominieren läßt, wie es dieser indische Konvertit tut, kommen eben Bekenntnisschriften heraus, keine historischen Arbeiten (wobei in den Geschichtswissenschaften die wissenschaftlichen Standards leider erheblich niedriger sind als in den Naturwissenschaften, aber das ist ein anderes Thema).

Sicher kann man die Analyse des christlichen Einflusses auf die Entwicklung von Technik und Naturwissenschaft in Mittelalter und Neuzeit neutraler und unvereingenommener bewerkstelligen als Mangalwadi dies tut. Aber diesen Einfluss ganz zu leugnen, erscheint mir ziemlich ignorant. Außerdem hatte ich neben Mangalwadi noch eine andere Quelle genannt:

 

Biblical Origins of Modern Secular Culture: An Essay in the Interpretation of Western History. By Willis B. Glover. Macon, Ga.: Mercer University Press, 1984. 286 pp.

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Nun, ich will den Einfluss der heiligen Inquisition auf die Entwicklung der Technik gar nicht in Abrede stellen... :evil:

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Long John Silver
vor 59 Minuten schrieb duesi:

Ja, das stimmt. Die Methode hat nichts mit einer Weltanschauung zu tun oder besser gesagt, sie funktioniert unabhängig von einer Weltanschauung. Aber die Entwicklung der Methode des methodischen Naturalismus in der Neuzeit geschah aus einer Reflexion über die Schöpfungstheologie. Und die Akzeptanz dieser Methode scheint mit dem Schwinden des Schöpfungsglaubens auch weniger zu werden.

 

*Staun* 

 

Und wo und in welchem Bereich ist die Akzeptanz dieser Methode weniger geworden? Ich habe mich erst gestern mit einem Kollegen unterhalten über DNA-Analysen alter Gebeine und ihre Altersbestimmung. Auf dem Gebiet scheint die Methode doch eher noch im Aufwind  :-)))

 

Konkretisiere doch mal - oder noch besser:  hat eine andere Methode den Platz des MN eingenommen oder droht, ihn zu verdraengen?

 

 

bearbeitet von Long John Silver
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vor 6 Minuten schrieb Long John Silver:

 

*Staun* 

 

Und wo und in welchem Bereich ist die Akzeptanz dieser Methode weniger geworden? Ich habe mich erst gestern mit einem Kollegen unterhalten über DNA-Analysen alter Gebeine und ihre Altersbestimmung. Auf dem Gebiet scheint die Methode doch eher noch im Aufwind  :-)))

 

Konkretisiere doch mal - oder noch besser:  hat eine andere Methode den Platz des MN eingenommen oder droht, ihn zu verdraengen?

 

Das ist mrir ein wenig zu diffus und unkonkret, was du behauptest. Da haette ich gern einige Belege dafuer. 

Also, innerhalb der Naturwissenschaft wird die Methode natürlich anerkannt. Aber in der Gesellschaft wird die Akzeptanz des methodischen Naturalismus zum Erkenntnisgewinn (ich schreibe jetzt bewusst nicht: zur Wahrheitsfindung) weniger. Homöopathie, Chem-Trails, Horoskope, etc. pp.

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vor 37 Minuten schrieb duesi:

Also, innerhalb der Naturwissenschaft wird die Methode natürlich anerkannt. Aber in der Gesellschaft wird die Akzeptanz des methodischen Naturalismus zum Erkenntnisgewinn (ich schreibe jetzt bewusst nicht: zur Wahrheitsfindung) weniger. Homöopathie, Chem-Trails, Horoskope, etc. pp.

 

Ich sag ja, das sind die Leute, die ihren Glauben auf die falsche Art verloren haben. :D

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Das ist Sinn anderer Art. Wer keinen Zugang dazu hat, gut, muss man nicht, aber wer den Zugang hat-warum denn nciht.

Ich dneke, es ist ein Irrtum, davon auszugehen, dass jemand , der zB nach Santiago de Compostela geht deswegen nicht naturwissenschaftlich denken kann.

Die Naturwissenschaft ist allerdings auch kein heiliger Gral.

Es ist ein Weg,die Schöpfung zu verstehen, aber nicht der einzige.

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vor 2 Stunden schrieb Marcellinus:

@duesiWarst du mal in einem traditionellen kath. Wallfahrtsort? Alles Gläubige und mehr Aberglauben geht nicht! :D

Worin besteht genau der Aberglaube? Ich finde Wallfahrten auch ohne religiösen Hintergrund sehr sinnvoll, insbesondere wenn sie mit längeren Fußwegen verbunden sind.

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