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Aussterbender Gemeindeberuf: Pfarrhaushälterin


Shubashi

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Dass der Zölibat immer und überall von jedem Priester als Teil seiner Berufung oder überhaupt der priesterlichen Berufung verstanden wurde, kann man, denke ich, zurecht diskutieren. 

 

Mancher wird ihn aus Gründen des gesellschaftlichen Aufstiegs hingenommen und mehr oder minder streng gelebt haben. Andere, wie John Henry Newman, sind dagegen schon früh zu der Einsicht gelangt, dass ihre "Berufung eines solchen Opfers bedürfe" (diese Formulierung findet sich, wenn mich nicht alles täuscht, in Newmans Autobiographie Apologia pro vita sua. Die exakte Fundstellen müsste ich nachrecherchieren @Merkur). Newman wäre es ja in seiner Zeit in der Church of England freigestanden, bzw. es war und ist Usus, sich zu verheiraten. Das tat er nun, wie es sich darstellt, aus Überzeugung nicht. Sein unermüdliches Wirken als anglikanischer Pastor und Prediger wäre wohl auch in Konflikt mit einem zivilen Leben als Ehemann geraten. So wählte er den ungeteilten Dienst.

 

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 

bearbeitet von Studiosus
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Zu Newmans Zeiten war es allerdings auch einfacher, Freundschaften zu unterhalten ohne den Argwohn bestimmter Kreise zu wecken. Sein Wunsch, neben seinem langjährigen Freund Ambrose St. John begraben zu werden würde heute wohl nicht mehr respektiert werden.

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Richtig. Allerdings sollte man diese Freundschaft auch nicht missdeuten. Ich weiß, dass interessierte Kreise hierin etwas erblicken wollen, was mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht gegeben war. Newman selbst befeuert dies, unabsichtlich, auch durch gewisse Formulierungen: "Er kam zu mir wie Ruth zu Naomi". Ein eigentlich neutraler Satz, unter der Lupe einer gewissen Art, Exegese und Theologie zu betreiben, natürlich missbrauchbar.

 

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 

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vor 18 Stunden schrieb Marcellinus:

Zölibatär aus „Berufung“? Könnte es sein, daß ihr euch etwas vormacht? Die meiste Zeit war der Priesterberuf, ähnlich wie bei Nonnen und Mönchen, eine Chance zu gesellschaftlichem Aufstieg für die, die sonst wenig Chancen hatten. Familiengründung dagegen war an ökonomische Voraussetzungen gebunden. Noch in meiner Schulzeit waren viele Lehrer unverheiratet (von Lehrerinnen gar nicht zu reden) und aßen in der örtlichen Kneipe im Abo. 

 

Heute gibt es zahlreiche berufliche Alternativen, die dazu noch Familienbildung ermöglichen, und weit attraktiver sind. Bleiben die „Berufenen“, aber die waren zu allen Zeiten eine Minderheit.

 

Es gibt zweifellos berufene Zölibatäre. Doch sind die, wie Du richtig anmerkst, in der Minderheit.

 

Die Mehrheit nimmt den Zölibat lediglich in Kauf. Und das geht absolut am Kern der Sache vorbei. Doch Rettung naht. In Form von Religionspädagoginnen.

 

Oder es gleich so machen, wie der Dekan vom Nachbarort. Der hat, um Gerüchten vorzubeugen, am Ende seines Einführungsgottesdienstes erklärt: Wenn man zu Ohren bekäme, seine Pfarrhaushälterin sei seine Freundin, dann solle man das bestätigen. Das sei kein Gerücht, sondern sie Wahrheit.

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Am 27.1.2019 um 12:51 schrieb Higgs Boson:

 

Es gibt zweifellos berufene Zölibatäre. Doch sind die, wie Du richtig anmerkst, in der Minderheit.

 

Die Mehrheit nimmt den Zölibat lediglich in Kauf. Und das geht absolut am Kern der Sache vorbei. Doch Rettung naht. In Form von Religionspädagoginnen.

 

Oder es gleich so machen, wie der Dekan vom Nachbarort. Der hat, um Gerüchten vorzubeugen, am Ende seines Einführungsgottesdienstes erklärt: Wenn man zu Ohren bekäme, seine Pfarrhaushälterin sei seine Freundin, dann solle man das bestätigen. Das sei kein Gerücht, sondern sie Wahrheit.

Zölibatesse sagte man früher dazu. 

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Am 26.1.2019 um 18:01 schrieb Marcellinus:

Noch in meiner Schulzeit waren viele Lehrer unverheiratet (von Lehrerinnen gar nicht zu reden) und aßen in der örtlichen Kneipe im Abo. 

 

Zu meiner Schulzeit gab es darum auch auffallend viele Lehrer, die schließlich Wirtstöchter geheiratet haben. Ich kenne aus der Verwandtschaft mindestens drei davon. Aber unverheiratete Lehrerinnen? Die wurden eher nicht als Abo-Esserinnen gesichtet (wenn ich mich jetzt richtig erinnere, ich war selber mal einige Zeit Abo-Esser).  😊

bearbeitet von Julius
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vor 2 Stunden schrieb Julius:

 

Zu meiner Schulzeit gab es darum auch auffallend viele Lehrer, die schließlich Wirtstöchter geheiratet haben. Ich kenne aus der Verwandtschaft mindestens drei davon. Aber unverheiratete Lehrerinnen? Die wurden eher nicht als Abo-Esserinnen gesichtet (wenn ich mich jetzt richtig erinnere, ich war selber mal einige Zeit Abo-Esser).  😊

Meines Wissens gab es ja auch ein Heiratsverbot für Lehrerinnen. Das "Fräulein" war wohl von daher nicht nur Anrede, sondern auch Berufsbezeichnung.  Jedenfalls war es "ein Ereignis", dass meine erste Lehrerin (Schuljahr 1946/47) einige Jahre später heiratete (und weiterhin Grundschullehrerin blieb).

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vor 5 Minuten schrieb Xamanoth:

„Afrika“ als EIN Land zu betrachten ist so deutsch...

 

Was ist daran spezifisch „deutsch“? Außer daß es „spezifisch deutsch“ zu sein scheint, jede Unsitte in unserem Lande für „spezifisch deutsch“ zu halten.

bearbeitet von Marcellinus
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vor 28 Minuten schrieb Elima:

Meines Wissens gab es ja auch ein Heiratsverbot für Lehrerinnen. Das "Fräulein" war wohl von daher nicht nur Anrede, sondern auch Berufsbezeichnung.  Jedenfalls war es "ein Ereignis", dass meine erste Lehrerin (Schuljahr 1946/47) einige Jahre später heiratete (und weiterhin Grundschullehrerin blieb).

 

Ich habe gerade nachgeschaut und war doch erstaunt, dass der Lehrerinnenzölibat 1950 nicht abgeschafft, sondern "abgemildert" wurde. Das hatte ich so nicht auf dem Radar.

Mag sein, dass mir das entgangen ist, weil die Lehrerinnen, die ich um 1950 herum kannte - wenn sie heirateten , jung und meistens einen Kollegen geheiratet und sich dann umgehend in die Rolle aus Hausfrau und Mutter gefügt haben.

 

Aber eigentlich ging's mir um den Eindruck (bewusst "beobachtet" und registriert habe ich das ja damals nicht), dass Lehrer als Abo-Esser selbstverständlich waren, Lehrerinnen aber nicht. Die wohnten, soweit ich mich erinnere, auch meistens zur Untermiete oder bei den Eltern und hatten keine eigene Wohnung. Wahrscheinlich haben sich die Untermieterinnen hauptsächlich von geschmierten Brötchen und/oder Tütensuppe ernähren müssen. Letzteres ging ja auch mit nem Tauchsieder.

bearbeitet von Julius
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vor 9 Minuten schrieb Marcellinus:

 

Was ist daran spezifisch „deutsch“? Außer daß es „spezifisch deutsch“ zu sein scheint, jede Unsitte in unserem Lande für „spezifisch deutsch“ zu halten.

Weiß ich nicht , stand aber inne Zeit.

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vor einer Stunde schrieb Xamanoth:

„Afrika“ als EIN Land zu betrachten ist so deutsch...

 

"Afrika ist groß" ist genau das Gegenteil von "es als EIN Land" zu betrachten.

bearbeitet von Julius
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Ich präzisiere: Im Kongo gibt es im ländlichen Raum nur wenige Möglichkeiten der beruflichen Qualifikation. Da ist die Möglichkeit, sich in der Agrarwirtschaft selbst zu verwirklichen, ansonsten ist es recht mau. Einen Aufstieg gibt es, wenn man Lehrer oder Pfarrer wird.

 

Die Priesterseminare sind gut gefüllt. Unser ehemaliger Pfarrer, der aus dem Kongo kam, war ein hochmotivierter und herzlicher Seelsorger. Nicht jeder, der Pfarrer werden will, wird tatsächlich genommen. Die Kandidaten werden nicht nur nach ihrer Berufung gefragt, sondern auch auf ihre Eignung geprüft.

 

Eine Zeitlang führte ihm eine Schwester den Haushalt, die noch immer bei uns am Ort wohnt und inzwischen glücklich mit einem Deutschen verheiratet ist.

bearbeitet von nannyogg57
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vor 7 Stunden schrieb nannyogg57:

Ich präzisiere: Im Kongo gibt es im ländlichen Raum nur wenige Möglichkeiten der beruflichen Qualifikation. Da ist die Möglichkeit, sich in der Agrarwirtschaft selbst zu verwirklichen, ansonsten ist es recht mau. Einen Aufstieg gibt es, wenn man Lehrer oder Pfarrer wird.

 

Die Priesterseminare sind gut gefüllt. Unser ehemaliger Pfarrer, der aus dem Kongo kam, war ein hochmotivierter und herzlicher Seelsorger. Nicht jeder, der Pfarrer werden will, wird tatsächlich genommen. Die Kandidaten werden nicht nur nach ihrer Berufung gefragt, sondern auch auf ihre Eignung geprüft.

 

Eine Zeitlang führte ihm eine Schwester den Haushalt, die noch immer bei uns am Ort wohnt und inzwischen glücklich mit einem Deutschen verheiratet ist.

 

Und wo ist Dein Beleg für Deine These? 

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Am 23.1.2019 um 13:58 schrieb gouvernante:

Zitat: "Ich halte es nicht für gut, wenn bei den zunehmenden Anforderungen an Priester sich diese auch noch selbst um ihren Haushalt kümmern müssen."

Die Anforderungen treffen mittlerweile de facto alle im seelsorgerlichen Dienst. 

es reicht eine Bedienerin die 2 mal die Woche kommt putzt die Wäsche macht oder wegbringt
Essen kann man bequem Menüs auswärts und Kaffeekochen und Frühstück machen wird der H.H wohl selber hinkriegen 

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vor 15 Stunden schrieb rorro:

 

Und wo ist Dein Beleg für Deine These? 

Eventuell, weil es mir der betreffende Pfarrer so erzählt hat?

 

Bei Sachen, die einem nicht in den Kram passen, nach Belegen zu fragen, obwohl die Antwort schon da ist, ist kein Argument.

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Ach, von einem Pfarrer aus dem Kongo schließt Du auf Afrika oder auch nur den Kongo. Als ob ein dt. Pfarrer die Berufungssituation für ganz Deutschland einschätzen könnte. Sein Bistum ja, aber da hört's auch schon meistens auf. n=1 ist als Evidenz sehr mau. Kann trotzdem stimmen, aber der Beleg ist eben sehr schwach.

Wenn es nach einem Regentanz regnet (n=1), dann muß da auch kein Zusammenhang bestehen. Kann aber.

bearbeitet von rorro
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Ich habe davon gesprochen, dass es eine der Hauptursachen ist. Natürlich kann man sich auch zurechtdenken, es wäre ausschließlich die hohe Frömmigkeit der Afrikaner. Oder Gott fände Gefallen daran, in unseren Tagen besonders Leute aus Afrika zum Priester zu berufen. Oder die Afrikaner wären nicht so taub wie die Europäer, wenn sie zum Priestertum berufen werden.

 

So simple Antworten wie meine müssen dagegen erst bewiesen werden. Und wenn, dann gilt das nur für den einen Pfarrer oder nur für die eine Diözese, während es in der Nachbardiözese natürlich komplett was anderes ist.

 

Du fragst immer nach Belegen, wenn dir was nicht passt. Siehe Nachbarthread.

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vor 9 Minuten schrieb nannyogg57:

Du fragst immer nach Belegen, wenn dir was nicht passt.

 

Für meine eigene Meinung von anderen Belege zu fordern, wäre ja auch besorgniserregend.

 

Im Allgemeinen verlange ich immer Belege von Aussagen, die apodiktisch etwas behaupten.

 

Wir können natürlich auch nur auf der Gefühlsebene oder dem Gewissheitsgrad "ist bestimmt so" argumentieren, nur fände ich das arg langweilig.

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Am 26.1.2019 um 19:16 schrieb Studiosus:

Andere, wie John Henry Newman, sind dagegen schon früh zu der Einsicht gelangt, dass ihre "Berufung eines solchen Opfers bedürfe"...

Übrigens hat der Vatikan heute bekannt gegeben, dass Newmann heiliggesprochen werden soll. Das erforderliche zweite Wunder konnte festgestellt werden. Näheres hier.

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Am 23.1.2019 um 13:58 schrieb gouvernante:

Zitat: "Ich halte es nicht für gut, wenn bei den zunehmenden Anforderungen an Priester sich diese auch noch selbst um ihren Haushalt kümmern müssen."

Die Anforderungen treffen mittlerweile de facto alle im seelsorgerlichen Dienst. 

Unser ehemaliger Pfarrer (ein Pater) hatte einen Haushälter! Er sprach immer davon es sei sein Bruder, nur ähnlich sah dieser Bruder ihm nicht. Vielleicht meinte er ja einfach nur "mein Mitbruder".  Es gab jedenfalls reichlich Getuschel und Vermutungen unter den Gemeindemitgliedern.

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