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Katholiken fordern Neuanfang von der Kirche


Jan_Duever

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Als Erzbischof von München und Freising hat Ratzinger sich in keiner Weise darin hervorgetan, Missbrauchsfälle in seiner Diözese nachhaltig zu unterbinden.

 

Ich halte ihm zu Gute, dass er über die Mechanismen genauso wenig Bescheid wusste oder sich Gedanken machte wie alle anderen im Land.

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vor 31 Minuten schrieb Merkur:

Die von Rorro angesprochenen Punkte Volksfrömmigkeit und Moral bezeichnen die beiden verbliebenen katholischen Milieus recht gut. Einerseits das Milieu der Volksfrömmigkeit (Ländliche Gemeinden, Kolping, Schützenvereine, Wallfahrt usw.) bzw. des traditionellen Katholzismus (z.B. benediktinische Orden).  Diese Leute sind idR gut in der säkularen Gesellschaft verankert und wirken oft auch auf Kirchenferne überzeugend. Das andere Milieu ist das der katholischen Moral (z.B. Opus Dei, neue geistliche Gemeinschaften usw.). Hier ist der Abstand zur säkularen Gesellschaft erheblich größer und auch die Kommunikation mit diesen Leuten ist nach meiner Erfahrung schwieriger.  Zwischen diesen beiden Milieus gibt es nach meiner Erfahrung wenig Berührungspunkte, es handelt sich um völlig unterschiedliche Persönlichkeiten.  Anziehender finde ich das erstere Milieu, lehramtskonformer ist aber vermutlich das zweite.

Ich kenne aus der katholischen Kirche nur eine Hand voll Freunde, habe ein paar Berührungspunkte mit der Gemeinschaft neuer Weg und der Legion Mariens, habe mal im Kirchenchor gesungen und an einer Wallfahrt und verschiedenen Exerzitien teilgenommen. Ich habe noch in keines der genannten Milieus so viel Einblick, dass ich das beurteilen könnte. Ich habe sowohl bei eher liberal denkenden Christen schon Formen anziehender Frömmigkeit entdeckt als auch bei sich als papsttreu verstehenden Christen. Was anziehend für mein Empfinden ist, ist jeweils der gelebte Glaube, nicht das theoretische Wissen oder die "Parteizugehörigkeit". Ich denke jede Gemeinschaft hat für sich ihre Anziehungskraft. Du siehst mehr Anziehungskraft in den traditionelleren Gemeinschaften, die sicher eine größere Akzeptanz in der Bevölkerung genießen. Die neueren geistlichen Gemeinschaften können für suchende Menschen jedoch gerade durch ihr Kontrastprogramm, das in der Mehrheitsgesellschaft eher etwas argwöhnisch beäugt wird, anziehend wirken. Das, was den einen eher abstößt, kann den anderen anziehen. Und umgekehrt. Eine Gemeinschaft, die es allen recht machen möchte, wird eher niemanden anziehen können. 

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Long John Silver
vor 12 Stunden schrieb Moriz:

 

Beim ersten Lesen auf kathnet hatte ich noch geglaubt, mal wolle mir einen Bären aufbinden... nachdem ein Blick auf den Kalender bestätigte, daß der 1. April schon letzte Woche war.

 

Ein peinliches Schreiben, eines Ratzingers nicht würdig.

 

Irgendwie gibt er hier den Meissner: Wirklich gute Abschnitte gemischt mit völligem Blödsinn.

 

Den Missbrauchsskandal auf die gesellschaftlichen Umbrüche in Folge der 68-er zurückzuführen ist einfach nur falsch.

Ist das noch Altersstarrsinn oder ist das schon Demenz?

 

Schade, damit gefährdet er seine Reputation als großer Theologe.

 

Man sollte dieses Schreiben nicht uebermaessig interpretieren. Benedikt kam mir stets als weltfremd, eigentlich im Sinne von aengstlich der Welt gegenueber, die er meines Erachtens weder an sich heran gelassen hat noch versteht. In seinem Weltbild kommen solche schrecklichen Dinge nicht vor (eine Naivitaet, die auch andere in der katholischen Kirche haben, die aus allen Wolken gefallen sind offenbar durch die Vorgaenge). 

 

Er sucht Zusammenhaenge, die ihm das fuer ihn unerklaerliche "erklaeren" sollen. Er ist ein sehr alter Mann und sicher nicht mehr imstande, sich auch nur ansatzweise zu aendern oder ueberhaupt Neues an sich  heran zu lassen. Er ist wie er ist, mit seinen Fehlern und auch seinen Vorzuegen. Ich erinnere mich daran, wie leid er mir tat als er nach der Papstwahl auf dem Balkon erschien und dieses Gewand war auch viel zu gross, er verschwand darin irgendwie. Ein Bild der voelligen Ueberforderung, das sich auch nie aenderte, es schien eine Qual fuer ihn zu sein, das Amt. Warum er sich aufgerafft hat, eine solches Statement zu veroeffentlichen, weiss keiner ausser ihm selbst. Vielleicht fuehlte er sich als Alt-Papst verpflichtet, vielleicht ist es auch Altersstarr oder Demenz, jedenfalls sollte man am besten das Ding in der Schublade verschwinden lassen, anstatt sich daran abzuarbeiten. Es ist wie bei den Sportler; jeder erwartet beim Interview intelligente Antworten von ihnen ;-.)). Papst gewesen zu sein macht auch keinen andern Menschen aus einem, der (siehe oben) eben weltfremd ist und auch gar nicht anderes kann. Es gibt sicher andere Texte von ihm, die die Zeit ueberdauern sollten. Dieser eher nicht.

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vor 8 Stunden schrieb duesi:

Ich kenne aus der katholischen Kirche nur eine Hand voll Freunde, habe ein paar Berührungspunkte mit der Gemeinschaft neuer Weg und der Legion Mariens, habe mal im Kirchenchor gesungen und an einer Wallfahrt und verschiedenen Exerzitien teilgenommen. Ich habe noch in keines der genannten Milieus so viel Einblick, dass ich das beurteilen könnte. Ich habe sowohl bei eher liberal denkenden Christen schon Formen anziehender Frömmigkeit entdeckt als auch bei sich als papsttreu verstehenden Christen. Was anziehend für mein Empfinden ist, ist jeweils der gelebte Glaube, nicht das theoretische Wissen oder die "Parteizugehörigkeit". Ich denke jede Gemeinschaft hat für sich ihre Anziehungskraft. Du siehst mehr Anziehungskraft in den traditionelleren Gemeinschaften, die sicher eine größere Akzeptanz in der Bevölkerung genießen. Die neueren geistlichen Gemeinschaften können für suchende Menschen jedoch gerade durch ihr Kontrastprogramm, das in der Mehrheitsgesellschaft eher etwas argwöhnisch beäugt wird, anziehend wirken. Das, was den einen eher abstößt, kann den anderen anziehen. Und umgekehrt. Eine Gemeinschaft, die es allen recht machen möchte, wird eher niemanden anziehen können. 

 

Ratzinger schreibt ja ähnliches, daß es auf eine lebendige Gottesbeziehung ankommt. Und hat damit Recht.

 

(Aber so wenig die 68-er für den Missbrauch verantwortlich sind, so wenig sind sie für 'die Verdunstung des Glaubens' zuständig. Die Anteile sonntäglicher Kirchenbesucher z.B. sinken seit den 50-er Jahren kontinuierlich, vollkommen unbeeindruckt von den 68-ern.)

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vor einer Stunde schrieb Moriz:

 

Ratzinger schreibt ja ähnliches, daß es auf eine lebendige Gottesbeziehung ankommt. Und hat damit Recht.

 

(Aber so wenig die 68-er für den Missbrauch verantwortlich sind, so wenig sind sie für 'die Verdunstung des Glaubens' zuständig. Die Anteile sonntäglicher Kirchenbesucher z.B. sinken seit den 50-er Jahren kontinuierlich, vollkommen unbeeindruckt von den 68-ern.)

 

Eine lebendige Gottesbeziehung ist zweifellos wichtig - für jeden Christen gleichermaßen.

 

Nur: Ob eine lebendige Gottesbeziehung eines Priesters ein Hilfsmittel gegen Missbrauch ist, wage ich zu bezweifeln. Wenn jemand pädophil ist, braucht er vor allem therapeutische Hilfe. Da dürfte beten ebenso viel und wenig helfen, wie bei jedem anderen psychischen Problem ...  notorische Brandstifter oder Kleptomane werden auch nicht durch Gebet geheilt ....

 

Laura

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vor einer Stunde schrieb Moriz:

(Aber so wenig die 68-er für den Missbrauch verantwortlich sind, so wenig sind sie für 'die Verdunstung des Glaubens' zuständig. Die Anteile sonntäglicher Kirchenbesucher z.B. sinken seit den 50-er Jahren kontinuierlich, vollkommen unbeeindruckt von den 68-ern.)

Ja, das sehe ich auch so. Die gesamtgesellschaftliche Glaubensverdunstung hat etwas mit dem Ruf der Kirche als Kirche der Herrschenden zu tun. Das kann man durch noch so gutes Engagement nicht so schnell umkehren. Man sieht das an dem Unterschied Polen und Tschechien. In Polen war die Kirche immer Bollwerk für die Identität, als Preußen und Russland das Land unter sich aufteilten. Dementsprechend genießt die Kirche immer noch einen guten Ruf als Kirche, die sich für die Menschen einsetzt. In Tschechien jedoch ist die Säkularisierung stärker fortgeschritten als in Deutschland. Es gibt verbreitete Geschichten von Soldaten der Habsburgermonarchie, die kontrolliert haben, ob Menschen die Sonntagsmesse besucht haben. Und die Kirche in Tschechien hat mit dem Kommunismus viel mehr zusammengearbeitet als die Kirche in Polen, die hier den kommunistischen Machthabern oft die Stirn geboten hat und sich für die Menschen eingesetzt hat.

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vor 10 Stunden schrieb duesi:

...Ich denke jede Gemeinschaft hat für sich ihre Anziehungskraft. (...) Das, was den einen eher abstößt, kann den anderen anziehen. Und umgekehrt. Eine Gemeinschaft, die es allen recht machen möchte, wird eher niemanden anziehen können. 

Zweifellos. Beide Gruppen werden aber unter den Begriff katholisch gefaßt, obwohl sie anscheinend wenig Berührungspunkte haben. Das macht Aussagen wie "katholisches Lebensmodell" oder "den Glauben mit Freude leben" usw. mißverständlich wenn im Zusammenhang nicht klar ist, welche der beiden Gruppen gemeint ist. 

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vor 15 Stunden schrieb Moriz:

 

Beim ersten Lesen auf kathnet hatte ich noch geglaubt, mal wolle mir einen Bären aufbinden... nachdem ein Blick auf den Kalender bestätigte, daß der 1. April schon letzte Woche war.

 

Ein peinliches Schreiben, eines Ratzingers nicht würdig.

 

Irgendwie gibt er hier den Meissner: Wirklich gute Abschnitte gemischt mit völligem Blödsinn.

 

Den Missbrauchsskandal auf die gesellschaftlichen Umbrüche in Folge der 68-er zurückzuführen ist einfach nur falsch.

Ist das noch Altersstarrsinn oder ist das schon Demenz?

 

Schade, damit gefährdet er seine Reputation als großer Theologe.

den Eindruck habe ich auch egal wie man die Sache dreht und wendet es wäre für dich Kirche und auch für Joseph Ratzinger besser gewesen er hätte das wahr gemacht was er 2013 ankündigte sich völlig zurückzuziehen

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vor einer Stunde schrieb duesi:

als die Kirche in Polen, die hier den kommunistischen Machthabern oft die Stirn geboten hat und sich für die Menschen eingesetzt hat.

Dafür tut diese Kirche jetzt alles um den jetzigen Machthabern in den Allerwertesten zu kriechen. Um wieder an eben dieser Macht teilhaben zu können.

 

 

darauf hinweisend..................tribald

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vor einer Stunde schrieb laura:

 

Eine lebendige Gottesbeziehung ist zweifellos wichtig - für jeden Christen gleichermaßen.

 

Nur: Ob eine lebendige Gottesbeziehung eines Priesters ein Hilfsmittel gegen Missbrauch ist, wage ich zu bezweifeln. Wenn jemand pädophil ist, braucht er vor allem therapeutische Hilfe. Da dürfte beten ebenso viel und wenig helfen, wie bei jedem anderen psychischen Problem ...  notorische Brandstifter oder Kleptomane werden auch nicht durch Gebet geheilt ....

 

Laura

Die allerwenigsten Täter sind pädophil - weswegen ich auch wenig davon halte, nun mit psychologischen Methoden auf die Suche nach Pädophilen zu gehen. Pädophlilie ist laut ICD10 F64.4:

Zitat

Sexuelle Präferenz für Kinder, Jungen oder Mädchen oder Kinder beiderlei Geschlechts, die sich meist in der Vorpubertät oder in einem frühen Stadium der Pubertät befinden.

Für den Pädophilen sind diese Kinder das, was für den Heterosexuellen Menschen des anderen und für den Homosexuellen Menschen des eigenen Geschlechts sind. Eine partnerschaftliche Beziehung ist auf Dauer nur möglich mit einem Menschen, der der eigenen Sexualpräferenz entspricht - aber das alleine ist es ja nun nicht. Sexuelle Attraktion setzt noch mehr voraus, und selbst dann muss diese nicht in die Tat umgesetzt werden. Ich für meinen Teil bin als heterosexueller Mann mit einigen Frauen gut und eng befreundet, bei einigen davon ist eine gewisse sexuelle Attraktion vorhanden, bei anderen nicht. Mit meiner Ehe kollidiert das keinesfalls.

 

Der Hetero- eben wie der Homosexuelle kann nun auf einen seiner Sexualpräferenz entsprechenden Menschen treffen und mit diesem eine erst partnerschaftliche und dann auch sexuelle Beziehung aufbauen,  es kann auch sein, dass ihm das zeitlebens nicht gelingt. Das kann im einen Fall ein Drama sein, im anderen ist es das nicht. 

 

Dem Pädophilen ist dies unmöglich - mit einem Kind kann man keine partnerschaftliche Beziehung eingehen, und ohne diese Beziehung auf Augenhöhe hat eine sexuelle Beziehung immer missbräuchlichen Charakter. Das ist notwendig dort ein Drama, wo der Betroffene eine innere Sehnsucht nach Beziehung in sich trägt und weiß, dass diese Sehnsucht nie wird erfüllt werden können. Soweit in Studien erkennbar werden die allermeisten Betroffenen im Sinne des Strafrechts nie zu Tätern - während die meisten Täter eine sehr unklare Sexualpräferenz zu haben scheinen.

 

Die lebendige Gottesbeziehung hingegen ist essentiell, im kirchlichen Kontext womöglich sogar ein Schlüssel - in allen Gutachten und Geschichten,  in die ich Einblick nehmen konnte, beginnt das Drama mit einem spirituellen Austrocknen. Das eigene Gebetsleben leidet, die Arbeit frustriert, das Pensum wird abgespult, aber es bedeutet dem Betroffenen nichts mehr. Manche versuchen in der Situation, Hilfe zu finden, andere tun das nicht. Die, die dann Täter wurden, fanden keine Hilfe, ganz egal, an wen sie sich wandten. 

 

Prävention hat dies noch nicht im Blick - aber ich denke schon, dass ein Mensch mit einem gesunden Gebetsleben und einer lebendigen Gottesbeziehung deutlich weniger gefährdet ist, Täter zu werden - zumindest aber stellt ein Seelsorger mit einem fehlenden oder zumindest verflachten sprituellen Leben eine erhebliche Gefahr da, seine Höhepunkte woanders zu suchen und dank seiner Ausbildung auch zu erreichen. Strafrechtlich relevant ist das dann nicht immer.

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vor 9 Minuten schrieb tribald:

Dafür tut diese Kirche jetzt alles um den jetzigen Machthabern in den Allerwertesten zu kriechen. Um wieder an eben dieser Macht teilhaben zu können.

 

 

darauf hinweisend..................tribald

wie im gesamten ehemaligen Ostblock der Patriach von Moskau führt sich auf als wäre er der Landesherr auch die Patriarchen von Bulgarien und Rumänien bemühen sich alles mögliche staatliche wie schulwesen ect in die Finger zu kriegen

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vor 2 Stunden schrieb duesi:

Die gesamtgesellschaftliche Glaubensverdunstung hat etwas mit dem Ruf der Kirche als Kirche der Herrschenden zu tun. 

 

Die „Glaubensverdunstung“ hat ihre Ursache in der verringerten Weitergabe des Glaubens, und die hat ihre Ursache darin, daß sich spätestens mit der Industrialisierung und damit der massiven Binnenwanderung traditionelle religiöse Milieus aufgelöst haben. Wissenschaftliche Entwicklung und allgemeine Bildung haben ein übriges getan, um das Welterklärungsmonopol der Kirchen zu beseitigen.

 

Spätestens 1860, hat mal jemand recherchiert, seien die letzten geschlossenen katholischen Milieus verschwunden, also die Gebiete, in denen Menschen alle ihre Informationen nur aus katholischen Quellen bekamen.

 

Seit der Zeit ist von Generation zu Generation die Zahl derjenigen gestiegen, die mit immer weniger religiösen Bestandteilen in ihrem persönlichen Alltag aufgewachsen sind. Gleichzeitig haben sich ehemals wissenschaftliche Vorstellungen wie Astrophysik und Evolutionstheorie immer mehr popularisiert. 

 

Ehemals als „gottgegebenes“ Schicksal angesehene Ereignisse, wie schwere Krankheiten oder andere Schicksalsschläge werden als etwas angesehen, für das nicht mehr „Gott“, und an seiner Stelle Pastor und Kirche zuständig sind, sondern staatliche oder private Fürsorge. 

 

Lebenswenden wie Geburt, Hochzeit oder Tod, werden zunehmend weltlich begangen. Die Menschen machen immer mehr die Erfahrung, daß sie Hilfe, wenn überhaupt, ganz praktisch nur von anderen Menschen erwarten können, nicht von überirdischen Wesen, und daß deren vermeintliche „Stellvertreter“ immer weniger etwas für ihr persönliches Leben Bedeutsames zu sagen haben.

 

So werden die Kirchen, ihr Personal wie die Glaubensvorstellungen, die die vertreten, von immer mehr Menschen als etwas exotisches empfunden, das ihnen fremd ist. Und wie man schon lange die Glaubensinhalte nicht mehr nachvollziehen konnte, legt man zunehmend auch die als äußerlich empfundenen Verhaltensweisen ab.

 

Und was einem selbst bedeutungsleer ist, gibt man auch nicht weiter. Für den letzten Schritt, den Kirchenaustritt, reicht dann oft ein an sich nichtiger Anlaß, wie dann zB. Leute wegen der Mißbrauchsfälle in der kath. Kirche aus der ev. austreten. Mit der Nähe zu den Herrschenden hat das kaum noch etwas zu tun, eher umgekehrt hilft diese Nähe, anders als früher, den Kirchen heute kaum noch.

bearbeitet von Marcellinus
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vor 5 Minuten schrieb Marcellinus:

Spätestens 1860, hat mal jemand recherchiert, seien die letzten geschlossenen katholischen Milieus verschwunden, also die Gebiete, in denen Menschen alle ihre Informationen nur aus katholischen Quellen bekamen.

Nach meiner Erinnerung gab es bis in die 1970erJahre durchaus noch einigermaßen geschlossene katholische Milieus. Dass überhaupt Menschen jemals "alle ihre Informationen nur aus katholischen Quellen" bekamen halte ich für zweifelhaft. In den letzten 40 bis 50 Jahren gibt es aber unbestritten eine rapide Auflösung, die nicht auf "Glaubensverdunstung", sondern auf ein Zusammenwirken verschiedener Ursachen zurückzuführen ist.

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vor 6 Minuten schrieb Merkur:

In den letzten 40 bis 50 Jahren gibt es aber unbestritten eine rapide Auflösung, die nicht auf "Glaubensverdunstung", sondern auf ein Zusammenwirken verschiedener Ursachen zurückzuführen ist.

 

Ja, „Glaubensverdunstung“ ist nur die Folge. Die Ursache ist die geringere Weitergabe der Religion in den Familien, die wiederum ihre Ursache in der gesunkenen Bedeutung hat, die die Älteren dieser Weitergabe beimessen. Dieser Prozeß geht schon über mehrere Generationen, wird nun allerdings erst massiv sichtbar. Haben langfristige Prozesse so an sich. Wenn man sie sieht, ist‘s schon passiert.

 

bearbeitet von Marcellinus
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vor 7 Minuten schrieb Merkur:

Nach meiner Erinnerung gab es bis in die 1970erJahre durchaus noch einigermaßen geschlossene katholische Milieus. Dass überhaupt Menschen jemals "alle ihre Informationen nur aus katholischen Quellen" bekamen halte ich für zweifelhaft. 

 

Auf ner Einödalm? :D

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vor 4 Minuten schrieb Marcellinus:

 

Auf ner Einödalm? :D

In Teilen NRWs durchaus. Noch in den 1990er konnte ich einen letzten Rest in Münster beobachten. Die katholisch geprägten Westfälischen Nachrichten berichteten mit Bild von einer Begegnung des Dalai Lama mit Bischof Lettmann. In der kichrenferneren Münsteraner Zeitung gab es im Bild exakt dieselbe Situation, der Bildausschnitt war etwas größer: Auf der einen Seite war noch der OB zu sehen, auf der anderen Seite der evangelische Stadtdekan.

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vor 2 Minuten schrieb Marcellinus:

 

... Die Ursache ist die geringere Weitergabe der Religion in den Familien, ...

 

Nicht die geringere Weitergabe "der Religion", sondern das Aussondern obsoleter Anteile und der Mangel an Antworten auf neue Herausforderungen. Für einen großen Teil der Gläubigen (zumindest in Westeuropa) wird der Anteil des Erhaltens- und Weitergebenswerten in der Religion ständig geringer und es kommt zu wenig gutes Neues hinzu. Exemplarisch ist ist die wenig gelungene Liturgiereform der 60/70er Jahre und die innere Zerstrittenheiten zwischen "Liberalen" und "Konservativen".

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vor 3 Stunden schrieb Marcellinus:

 

Auf ner Einödalm? :D

 

Nö, Du musst nicht übertreiben. Ich kenne, etwa in Oberschwaben, aber auch hier im Südwesten noch einige Ecken, in denen die katholischen Milieus in den 1970er-Jahren noch bestanden haben (ebenso wie auch ganz typische evangelische Milieus im Schwarzwald) - auch wenn sie im Begriffe waren, (ziemlich schmerzlos) aufgebrochen zu werden.

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vor 6 Stunden schrieb laura:

 

Eine lebendige Gottesbeziehung ist zweifellos wichtig - für jeden Christen gleichermaßen.

 

Nur: Ob eine lebendige Gottesbeziehung eines Priesters ein Hilfsmittel gegen Missbrauch ist, wage ich zu bezweifeln. Wenn jemand pädophil ist, braucht er vor allem therapeutische Hilfe. Da dürfte beten ebenso viel und wenig helfen, wie bei jedem anderen psychischen Problem ...  notorische Brandstifter oder Kleptomane werden auch nicht durch Gebet geheilt ....

 

Laura

Wirksame Beziehungen sind zweifellos wichtig, lebendige gehören dagegen dem Jargon der Eigentlichkeit an.

Eine Therapie ist nur dann wirksam, wenn der Täter unter Leidensdruck sich befindet, was bei sexueller Gewalt selten ist.

Ein pädophiler Mensch wünscht Beziehungen mit Kindern, nicht mit Therapeuten und seine lebendige Beziehung mit Gott steht da einem pädophilen Priester nicht im Wege.

Wem an den Kinder etwas liegt, der hält sie von Pädophilen fern und von Institutionen wo diese Menschen sich aufhalten.

Es tummeln sich in Institutionen, in denen lebendige Gottesbeziehungen vermittelt werden zumal Pädophile.

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vor 2 Stunden schrieb Jocke:

Wem an den Kinder etwas liegt, der hält sie von Pädophilen fern und von Institutionen wo diese Menschen sich aufhalten.

 

Dann muß man Kinder von allen Institutionen fernhalten, wo üblicherweise Kinder zu finden sind. Denn dort werden sich pädophil veranlagte Menschen, die sich ihrer Veranlagung nicht bewusst sind, zuallererst aufhalten.

 

Ich such mir meine Blondinen ja auch nicht im Altherrenclub.

bearbeitet von Moriz
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vor 5 Stunden schrieb Merkur:

Nicht die geringere Weitergabe "der Religion", sondern das Aussondern obsoleter Anteile und der Mangel an Antworten auf neue Herausforderungen. Für einen großen Teil der Gläubigen (zumindest in Westeuropa) wird der Anteil des Erhaltens- und Weitergebenswerten in der Religion ständig geringer und es kommt zu wenig gutes Neues hinzu. Exemplarisch ist ist die wenig gelungene Liturgiereform der 60/70er Jahre und die innere Zerstrittenheiten zwischen "Liberalen" und "Konservativen".

?

Ohne die Liturgiereform wären wir wahrscheinlich schon vor 30 Jahren da gewesen, wo wir jetzt sind.

(Und so schlecht finde ich sie eigentlich nicht.)

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vor 1 Minute schrieb Moriz:

Dann muß man Kinder von allen Institutionen fernhalten, wo üblicherweise Kinder zu finden sind. Denn dort werden sich pädophil veranlagte Menschen, die sich ihrer Veranlagung nicht bewusst sind, zuallererst aufhalten.

 

Ja, richtig! Von allen Institutionen, in denen ein extremes, lang andauerndes und schwer zu überwachendes Machtungleichgewicht zwischen Erwachsenen und Kindern existiert. Besonders dort, wo eine Ideologie dahintersteht, die den Erwachsenen besondere Autorität zuspricht. Das war in der Odenwaldschule so, ist ein Problem in allen Internaten, in Ferienlagern und Sporteinrichtungen und ist in kirchlichen Einrichtungen nicht anders.

 

Verstärkt wird es dadurch, daß kirchliche Einrichtungen für ihre Kleriker ein besonderes Charisma beanspruchen, das die Kinder beeindrucken soll. Das gibt diesen Klerikern Macht, und Macht korrumpiert. Nur ohne dieses Charisma funktioniert die Weitergabe von Religion nicht. Sie ist ja kein Betriebsunfall, sondern sorgsam inszenierte Absicht. Das Machtgefälle zwischen Kindern auf der einen und Klerikern auf der andere Seite ist ja gewollt, und im Interesse der Kirche auch notwendig.

 

Eigentlich müßte man den „ungeschützten“ Kontakt zwischen Kindern und Klerikern verhindern. Aber ich denke, daß die Kirchen das weder wollen noch können. Also wird es von der Seite der Kirchen keine Abhilfe geben. Bleibt nur, daß die Eltern ihre Kinder nicht mehr zu den Klerikern lassen. Nur wird damit die Chance der Kirchen noch kleiner, zumindest eine Teil der Kinder als zukünftige zahlende Mitglieder zungewinnen, wo sie doch schon den Kontakt zu deren Eltern weitgehend verloren haben.

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vor 6 Stunden schrieb Merkur:

Nach meiner Erinnerung gab es bis in die 1970erJahre durchaus noch einigermaßen geschlossene katholische Milieus. Dass überhaupt Menschen jemals "alle ihre Informationen nur aus katholischen Quellen" bekamen halte ich für zweifelhaft. In den letzten 40 bis 50 Jahren gibt es aber unbestritten eine rapide Auflösung, die nicht auf "Glaubensverdunstung", sondern auf ein Zusammenwirken verschiedener Ursachen zurückzuführen ist.

Kommt drauf an, was man als "katholisches Milieu" bezeichnet. Als ich Kind war - im Marxloh der 80er - hätte ich tatsächlich von einem solchen gesprochen, weil sich bis auf sehr wenige Ausnahmen mein gesamtes soziales Umfeld aus Katholiken (Gemeinde, Schule bzw. meiner damals noch rein-katholischen Familie) zusammensetzte.

 

Für das Geschehen nach 1990 habe ich bis heute keine sinnvolle Erklärung.

 

(Aber ich würde rückblickend auch keine Nichtkatholikin mehr heiraten.)

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