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Politik für Alle


mn1217

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vor 1 Stunde schrieb Flo77:

Sorry, aber das ist für mich keine Konsequenz sondern fatalistische Resignation.

 

Was heißt hier schon Resignation. Der Stein resigniert nicht, wenn er der Schwerkraft folgt. Er handelt - oder vielmehr: es wird an ihm gehandelt - gemäß des ihm auferlegten Regelwerks. Kulturen haben ihre Zeit an der Sonne und dann steigen andere auf und nehmen diesen Platz ein. Europa und der Westen hatten relativ lange einen schönen Sonnenplatz. Und diese Zeit geht ihrem Ende zu. Wir - unsere Kultur - entschlossen uns das Individuum - das ich - vor das gemeinsame - dem wir - zu stellen. Und dafür zahlen wir einen Preis. Ich sage auch nicht, dass ich selber in einer der ostasiatischen Kulturen leben möchte, in denen der Primat der Gesellschaft über den einzelnen im Zweifel mit eiserner Disziplin durchgesetzt wird, koste es den einzelnen, was es wolle; dazu bin auch ich zu sehr in unserer eigenen Gesellschaft verankert, zu sehr selber vom individualistischen Wahn beherrscht. Nur halte ich das auf Dauer für eine Gesellschaft nicht zukunftsfähig, sie wird sich notwendig dismembrieren. Wir werden, was die Zukunft anbelangt, nicht mehr miteinander leben, sondern im günstigsten Fall nebeneinander, im wahrscheinlichsten Fall gegeneinander, also mit verschärften Konflikten zwischen den Partikeln, aus denen sich dann die Gesellschaft zusammensetzt ... wobei, Gesellschaft kann man das dann kaum mehr nennen, denn dazu müssten die Mitglieder dieser Gesellschaft, soziologisch betrachtet, als sozial Handelnde miteinander verknüpft leben und interagieren, was sie, wie oben von mir angesprochen, ja eben nicht tun. Und ethnologisch ist diese Gesellschaft schon deshalb keine Gesellschaft mehr, weil das eine Verknüpfung durch gemeinsame Werte, Überzeugungen, Traditionen und Erfahrungen voraussetzt. Was auch nicht mehr ausreichend gegeben sein kann zwischen den Partikeln, denn die Partikel pflegen jeweils ihre eigenen Werte, Überzeugungen und Traditionen. Was uns dann noch zusammenhält ist der dürre Rahmen des Gesetzes und der Reisepass.

 

Aber lasst es Euch nicht verdrießen: bis das alles wirklich durchschlägt, sind die meisten von uns wohl unter der Erde, so kann ich also diesen Beitrag dann doch noch mit einem heiteren Ausblick ausklingen lassen. Uns trifft das nicht mehr, denn wir sind dann tot. 

bearbeitet von Mistah Kurtz
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In Nordamerika gibt es noch so etwas wie Patriotismus, obwohl er (brauch ich kaum hervorzuheben) von der Intelligentsia einigermaßen bekämpft wird - doch muss sich jeder amerikanische Politiker zumindest äußerlich als patriotisch präsentieren. In Kanada kann udn soll man immer noch patriotisch sein. Meine Kleine hat sogar die Nationalhymne in der Kidnerkrippe gelernt...

 

In der Schweiz ist Patriotismus auch wnsigestns akzeptabel. Ich habe nie in Frankreich gelebt (nur in der Schweiz, D und Kanada), aber ich habe auch da den Eindruck, die Franzosen haben kein Problem, die Marseillaise zu singen usw., öffentlich oder privat. Vielleicht erscheint Deutschen das Problem in einem anderen Licht, weil es ebi ihnen anders ist? (Gewiss gibt es selbst in den suerperpatriotischen USA Versuche, den Nationalismus zu unterminieren; das Zerteilen der Bevölkerung in Rassen ist Teil hiervon.)

 

Das sind nur einnpaar unausgegorene Gedanken von mir. Vielleicht schreibe ich später mal einen Beitrag über die Wilhelm Tell-Legende und darüber, wie Mythen möglicherweise für eine Gesellschaft nötig sind...

bearbeitet von Domingo
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vor 1 Stunde schrieb Mistah Kurtz:

Gesellschaft kann man das dann kaum mehr nennen, denn dazu müssten die Mitglieder dieser Gesellschaft, soziologisch betrachtet, als sozial Handelnde miteinander verknüpft leben und interagieren, was sie, wie oben von mir angesprochen, ja eben nicht tun. Und ethnologisch ist diese Gesellschaft schon deshalb keine Gesellschaft mehr, weil das eine Verknüpfung durch gemeinsame Werte, Überzeugungen, Traditionen und Erfahrungen voraussetzt. Was auch nicht mehr ausreichend gegeben sein kann zwischen den Partikeln, denn die Partikel pflegen jeweils ihre eigenen Werte, Überzeugungen und Traditionen. Was uns dann noch zusammenhält ist der dürre Rahmen des Gesetzes und der Reisepass.

 

So ganz stimmt das nicht, jedenfalls nicht prinzipiell. Menschen, die zusammen aufwachsen, eine gemeinsame Sprache sprechen, eine gemeinsame Geschichte haben (wie gebrochen die auch immer sein mag), entwickeln über die Kette der Generationen durchaus ein Gemeinschafts-, ein Wir-Gefühl. 

 

Allerdings kann man in vielen westlichen Ländern beobachten, daß nach dem 1. Weltkrieg, vor allem aber nach dem 2. diese Kette der Generationen abgebrochen ist,  und zwar merkwürdigerweise unabhängig davon, ob das jeweilige Land zu den Gewinnern oder den Verlierern dieser Weltkriege gehörte. Exemplarisch steht dafür das Jahr 1968. 

 

In der Folge kam es zu erheblichen sozialen, kulturellen und politischen Umbrüchen (die sicherlich schon vorher begonnen haben), und verschärften sich in den 70er, 80er und 90er Jahren durch Wirtschaftskrisen und Globalisierung. Hinzu kamen Migrationsbewegungen in allen westlichen Staaten, die zu Ghetto-Bildung führten, und das Wir-Gefühl weiter schwächten. 

 

Hinzu kamen die Verkleinerung der Familien, bis hin zur eigentlich nicht mehr funktionsfähigen ein-Kind-ein-Elter-Restfamilie, die zur Selbstorganisation und -versorgung nicht mehr in der Lage ist, sondern angewiesen auf Transfer- und Hilfeleistungen des Staates. Dies alles schwächt den Zusammenhalt der Menschen untereinander, und vermehrt gleichzeitig die Abhängigkeit von und Angewiesenheit auf den Staat, sowie die Machtchancen von deren Vertretern und ihr Zug zur Allzuständigkeit. Gleichzeitig steigert es die Anspruchshaltung ihm gegenüber, weil die Menschen diesen Staat durch immer höhere Steuern und Sozialleistungen ja finanzieren müssen. 

 

Jeder Einzelne ist eingebunden in eine Maschinerie, eine Hamsterrad nicht unähnlich, die nur in ihrer Gesamtheit funktioniert, aber jeden Einzelnen von den vielen anderen Einzelnen isoliert. Alle müssen zusammen arbeiten, empfinden es aber nicht als Gemeinschaft, weil sie es nicht als Gemeinschaft erleben. Jeder Einzelne von ihnen fühlt sich vereinzelt einer anonymen, leblosen Maschinerie gegenüber, von der man aber gleichzeitig eine Absicherung in allen Lebenslagen erwartet. 

 

Kommt dann eine Krise, wie jetzt diese Infektionskrankheit, dann treffen zwei Trends aufeinander. Einerseits verlangen die Menschen, vor allen Lebensrisiken geschützt zu werden, andererseits wird aber von ihnen eine Selbstorganisation gefordert, die sie nicht mehr leisten könnten, selbst wenn sie wollten. Das trifft auf eine Staatsmaschinerie, die auf Unvorhergesehenes nicht eingerichtet ist, trotzdem Allzuständigkeit in Anspruch nimmt, mit der sie sich dann hoffnungslos überhebt. 

 

Das alles ist ein System mit derartig hohen Reibungsverlusten, daß es nur in wirtschaftlichen Hochzeiten einigermaßen funktioniert, Hochzeiten von denen die große Masse der Bevölkerung aber nichts hat, weil sie mit ihren Steuergeldern genau die Dienstleistungen finanzieren müssen, die sie sich eigentlich gar nicht leisten können, und dazu noch eine Umverteilungsbürokratie, die weit besser lebt als die, deren Steuergelder sie verwaltet. Es wird spannend zu sehen, was nun passiert, wo das Geld auch der nächsten Generationen schon ausgegeben ist, die Leistungen, um derentwillen das System vorgeblich ja betrieben wird, kaum noch aufzubringen sind, die Kosten aber weiter steigen.

 

Es gehört nicht viel Fantasie dazu, sich vorzustellen, was passiert, wenn die Mehrzahl der Menschen für diese Maschinerie zwar noch arbeiten sollen, aber nicht mehr davon profitieren. Und das in einer Zeit, in der sozialistische Fantasie wieder Hochkonjunktur haben, obwohl zu sehen sein sollte, daß die ganze Sache wieder genauso scheitert wie beim letzten Mal. 

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vor 23 Minuten schrieb Marcellinus:

So ganz stimmt das nicht, jedenfalls nicht prinzipiell. Menschen, die zusammen aufwachsen, eine gemeinsame Sprache sprechen, eine gemeinsame Geschichte haben (wie gebrochen die auch immer sein mag), entwickeln über die Kette der Generationen durchaus ein Gemeinschafts-, ein Wir-Gefühl. 

 

 

Da stimme ich Dir ja auch vollkommen zu. Aber wie Du ja selber schreibst, ist diese Kette gerissen. Auch stimme ich Dir auch hierbei zu: dieses Phänomen findet man sowohl bei den Gewinnern, als auch den Verlierern der beiden Weltkriege. Die gemeinsame Geschichte hat sich aufgelöst in individuelle Biographien. Uns verbindet immer weniger. Die USA, darauf hat oben Domingo hingewiesen, kompensieren das mit den für das Land so typischen Patriotismus. Ich habe während meines Studiums in den USA die häufige feierliche Zelebration des Pledge of Allegiance miterlebt, an den Schulen ebenso wie an den Universitäten oder zu diversen öffentlichen Anlässen. Wer sich schon mal ein Finale der US-amerikanischen American-Football-Profiliga, den Super Bowl, ansah, hat dabei gesehen, wie die Nationalhymne - The Star-Spangled Banner - von einem Star und dem Publikum gesungen wird, stehend, die Hand auf dem Herzen. Da wird der Patriotismus überhöht zum Kitt der Gesellschaft. Ich frage mich: was hält uns zusammen? Was ist unser Kitt? Fällt mir nicht gerade viel ein. Vielleicht noch das Fernsehprogramm. 

bearbeitet von Mistah Kurtz
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vor 17 Minuten schrieb Mistah Kurtz:

Was ist unser Kitt? Fällt mir nicht gerade viel ein. Vielleicht noch das Fernsehprogramm. 

:D

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Zum Thema Staat, der seine Bürger am Gängelband führt: Ab und zu höre ich mir Videos vom amerikanischen Konservativen Bill Whittle an (neulich gerade eins über den Unterschied zw. Individualismus im Sinne des klassischen Liberalismus, welcher die Ideologie der Gründer der USA war und sich in deren Verfassung niedergeschlagen hat, und dem heutigen Mimimi-Individualismus; im ersteren wurde dem Einzelnen Autonomie zuerkannt, aber auch erwartet, dass er sie dazu benutzt, der Gemeinschaft etwas zurückzugeben - sehr vereinfacht gesagt). Gerade heute früh schaute mir ein Video von ihm an, wo u.a. berichtet wurde, wie sich einiges in der Navy geändert hat bezüglich Privatautonomie: Wenn früher ein Schiff freitags um 18:00 Uhr am Hafen einlief und Montag früh um 8 den Hafen wieder verlassen musste, mussten alle Seeleute zwar Montag früh um 6 oder 7 wieder auf dem Schiff sein, sonst hatten sie aber Freigang und das war wriklich Frei-gang, d.h. solange sie sich Montag früh rechtzeitig auf dem Schiff einfanden, war alles gut. Keine Vorschriften ergingen, wie sie ihr Wochenende zu verbringen hatten. Heute müssten sie hingegen allen möglichen Regelungen folgen - in welchen Hotels sie übernachten dürfen, welche Stadtteile sie besuxhen dürften und welche nicht, usw. 

 

Also einerseits haben wir immer grassierenderen Mimimi-Individualismus, andererseits anscheinene weniger individuelle Freiheit, als Menschen zu früheren, kollektivistischeren Zeiten hatten...

bearbeitet von Domingo
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1 hour ago, Mistah Kurtz said:

Ich frage mich: was hält uns zusammen? Was ist unser Kitt? Fällt mir nicht gerade viel ein. Vielleicht noch das Fernsehprogramm. 

Ja genau, Köln 4711 bei Tag und Nacht.

Escht Alder ischwör!

 

Werner

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vor 10 Stunden schrieb Mistah Kurtz:

Ich frage mich: was hält uns zusammen? Was ist unser Kitt? Fällt mir nicht gerade viel ein. Vielleicht noch das Fernsehprogramm. 

Welches? Es gibt inzwischen so viele.... für jede (Sub-)Kultur mindestens ein eigenes.

Also nicht mal das.

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vor 17 Stunden schrieb Flo77:

Sorry, aber das ist für mich keine Konsequenz sondern fatalistische Resignation.

Eher Realismus.

Wenn ich nicht darauf hoffen kann, in einer Gesellschaft zu leben, in der alle denken wie ich, dann muss ich versuchen, in der Gesellschaft, in der ich lebe, zurechtzukommen. (Oder mir eine suchen, die mir besser gefällt).

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vor 12 Stunden schrieb Mistah Kurtz:

 Ich frage mich: was hält uns zusammen? Was ist unser Kitt? Fällt mir nicht gerade viel ein. Vielleicht noch das Fernsehprogramm. 


Das ist eine Frage, die mich, auch von der anderen Seite her (vom Einzelnen aus) gestellt, schon lange beschäftigt.

"Was uns zusammenhält" - das ist ja anders formuliert die Frage danach, was ein großer Teil der Gesellschaft als Aufgabe des Menschseins, als Sinn des Daseins empfindet, die Frage nach Werten, für die es sich einzusetzen lohnt, die Frage nach Zielen, nach der richtigen Richtung der Entwicklung.
Überhöhter Patriotismus ist keine Dauerlösung, ich vermute, das ist für die meisten Europäer auch aufgrund unserer Geschichte klar. 

Was kann es sonst sein? Die Frage ist gesellschaftlich gesehen wichtig, aber natürlich auch für jeden Einzelnen. 
Über viele Jahrtausende waren es die Religionen, die sozusagen einen "Sinnhorizont" aufgespannt haben, die dem Menschen einen Platz im Ganzen der Welt zugewiesen haben. Einen Platz im Dasein, der es sinnvoll gemacht hat und sowohl dem einzelnen menschlichen Leben wie auch der Menschheit als Ganzes eine Möglichkeit angeboten hat, sich in der Natur und im Kosmos zu verorten. So ein gemeinsames Weltbild hat dem Einzelnen geholfen, zu verstehen, worauf es in seinem Leben ankommt, wie er richtig handeln und wohin er sich entwickeln soll.

 

Dieser gemeinsame Sinnhorizont ist nun völlig weggebrochen. Und das bewirkt diese ungeheure Orientierungslosigkeit und teils depressive, teils paranoische Grundstimmung momentan und wird wohl noch eine ziemliche Weile zu heftigen Konflikten und wohl leider auch zu von Gewaltexzessen begleiteten Suchbewegungen führen.

 

Was zumindest inzwischen deutlich zu werden scheint:
Wir Menschen brauchen Sinn. Unser Gehirn funktioniert so, dass wir alles, was wir erleben, sinnvoll in das bereits Verstandene einordnen möchten und das neu Erlebte jeweils so interpretieren, dass es für uns Sinn und Bedeutung ergibt und zu dem passt, wie unser Gehirn bis dahin geprägt worden ist.
Das tun wir automatisch, immer. Und wenn es nun so ist, dass es kein gemeinsames Grundverständnis darüber, kein gemeinsames Weltbild gibt, dann muss sich jeder und jede das immer neu selbst zusammenstoppeln. Das kostet Kraft und macht, dass wir uns immer verlorener fühlen und unser Leben als immer sinnloser empfinden.

Veronica Gradl sagt das so in ihrem Buch "Prat" so:

"Vielleicht ist nicht ausreichend klar, wie unverzichtbar notwendig uns ein "Weltbild" ist, selbst wenn es ganz unbewusst bleibt:

dem Einzelnen in seiner privaten Biographie webt sich sein Leben zusammen aus den bunten Fäden seines Handelns, aus allem, was er wirklich tut, in Gedanken, Worten und Werken, Tag für Tag. Damit diese Fäden ein Gewebe ergeben können, muss dieser Mensch auch einen "Webrahmen" haben - (eine Vorstellung davon, wer er ist und wozu er lebt) - und darin aufgespannt das straffe Grundgerüst der "Kettfäden" - (die wirksamen Hoffnungszusammenhänge seines Lebens in der Zeit, seine Sinnentwürfe, die ihm Anfang und Ende verbinden.)

Wo das alles f e h l t, bleibt eine bedeutungslose Augenblicksrealität, die weder Bezug zur Vergangenheit hat, noch zur Zukunft des Kommenden. Dann spinnt sich sein Leben "unverwebt" fort, durch nichts zusammengehalten. Was bleibt, ist Gewirr und Verwirrung. Es gibt unzählig viele Menschen, die so leben - - es werden immer mehr. Denn die Hoffnung des Einzelnen ist eingebettet in die kollektiven Sinnentwürfe der Gemeinschaft. Wenn uns als Gesamtheit ein gültiges Weltbild verloren ging, können die Einzelnen nur noch mit ungeheurer Anstrengung ein individuelles Grundgerüst der Hoffnung aufrecht erhalten. (Wenn die gesamte Landschaft verkarstet, wird nach und nach auch das Gelände der Schrebergärten mit veröden. Zuerst hier einer, dort einer - - bis zuletzt alle verdorrt sind.)"

Was es jetzt also unbedingt und ganz dringend braucht, ist, dass wir ein solches neues Weltbild, ein neues Verständnis, entwickeln. Ohne ein solches werden wir auch nicht wirklich anders zu handeln beginnen können, weil das Bleiben im alten Vorstellungsrahmen uns unweigerlich in alte Handlungsmuster zwingt.

 

Ein bisschen einen Ansatz dazu sehe ich in der letzten Zeit schon, bei der Jugend, die zumindest im Erhalten der Welt als Lebensraum für möglichst viele Lebewesen ein Ziel zu entdecken scheint, beim Entwickeln neuer Ansätze, wie Wirtschaft auch funktionieren könnte (meine Schwiegertochter hat gerade eine in diesem Zusammenhang für mich sehr spannende Bachelorarbeit geschrieben), bei einem (durch Corona geförderten) neuen Verständnis davon, was Berührung und wirkliche Begegnung und real gelebte Beziehung für unser Dasein als Menschen bedeuten...
Das alles sind kleine Bausteine, die vorerst noch nicht so richtig miteinander verbunden sind, noch keinesfalls ein neues Sinngebäude für alle ergeben, aber es scheinen immer mehr solche Bausteine zu werden. Und ich hoffe sehr, dass daraus irgendwann wirklich ein neues Verstehen und etwas Neues, "das uns zusammen hält" wachsen kann und wird. 
Gelingt das nicht, wird es die Menschheit wohl nicht mehr allzu lange geben.  

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vor 2 Stunden schrieb Ennasus:

Gelingt das nicht, wird es die Menschheit wohl nicht mehr allzu lange geben.  

Die Menschheit ist weit davon entfernt, in ihrer Existenz bedroht zu sein. Klimawandel hin, Corona her... da bräuchte es schon einen netten Meteoriten oder so.

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vor 18 Minuten schrieb rince:

Die Menschheit ist weit davon entfernt, in ihrer Existenz bedroht zu sein. Klimawandel hin, Corona her... da bräuchte es schon einen netten Meteoriten oder so.

 

Das Aussterben der Spezies mag zwar akut sehr unwahrscheinlich sein, weil sich sowas gewöhnlich nicht in ein paar tausend Jahren abspielt.

Zivilisationszusammenbruch ist aber ein nicht so seltenes Ereignis und findet regelmäßig alle paar hundert Jahre irgendwo statt. Und Genozid gibt es noch wesentlich häufiger, mindestens alle paar Jahrzehnte.

bearbeitet von Shubashi
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vor 2 Stunden schrieb Ennasus:

Überhöhter Patriotismus ist keine Dauerlösung, ich vermute, das ist für die meisten Europäer auch aufgrund unserer Geschichte klar.

Hi Susanne,

 

ich kann mich irren, aber ich glaube mit diesem Satz kommst du nicht weit.

 

Hint: was ist denn das „Europäer sein“ anderes als überhöhter iSv. verordneter Patriotismus?
 

Gruss, Martin

bearbeitet von Soulman
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vor 7 Minuten schrieb Shubashi:

 

Das Aussterben der Spezies mag zwar akut sehr unwahrscheinlich sein, weil sich sowas gewöhnlich nicht in ein paar tausend Jahren abspielt.

Zivilisationszusammenbruch ist aber ein nicht so seltenes Ereignis und findet regelmäßig alle paar hundert Jahre irgendwo statt. Und Genozid gibt es noch wesentlich häufiger, mindestens alle paar Jahrzehnte.

Dass unsere "Zivilisation" mit Gender, I-feel-offended-Weicheiern und allem anderen degenerierten Schwachsinn dem Untergang entgegen geht, ist für mich eine ausgemachte Sache. Ist das gleiche Muster wie am Ende des dekadent gewordenen Roman Empire. 

bearbeitet von rince
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vor 9 Minuten schrieb rince:

Dass unsere "Zivilisation" mit Gender, I-feel-offended-Weicheiern und allem anderen degenerierten Schwachsinn dem Untergang entgegen geht, ist für mich eine ausgemachte Sache. Ist das gleiche Muster wie am Ende des dekadent gewordenen Roman Empire. 

 

Das würden auch nicht viele vermissen. Den modernen Sozialstaat, friedliche demokratische Machtwechsel, den Landfrieden, Zentralheizung, bezahlbare medizinische Versorgung und eine gute Flasche of your favourite stuff schon.

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Gibt es an diesem "Büffet" denn irgendeine Alternative, die nicht auf die Bildung einer eigenen - starken, geeinten, wehrhaften - Untergruppe hinausläuft, die durch Absorbtion, Assimilation und Unterwerfung zur Dominante wird?

 

Ich frage, weil ich durchaus die Frage im Raum sehe, ob es sich eine nach Innen auf Konsens und Kompromiss ausgerichtete Tradition leisten kann, diese "Anschmiegsamkeit" auf Dauer gegen das Außen aufrechterhalten zu können.

 

Denn eines muss ich auch zugeben: ich wäre eher dazu bereit Gewalt gegen das Außen einzusetzen als die Unterwerfung durch einen Externen zu akzeptieren.

 

Den Euro-Ökologismus sehe ich übrigens auch eher als eine solch äußere Bedrohung denn als alternatives Weltbild.

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Gab es in der Geschichte der Menschheit jemals eine gesellschaftliche Totaltransformation, die nicht mit Feuer und Schwert einherging?

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Das Leben ist kein Ponyhof. Ich hoffe einfach ganz egoistisch, dass ich die zweiten 50 Jahre noch halbwegs angenehm verbringen kann wie die ersten 50 Jahre... träumen wird man noch dürfen...

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vor 5 Minuten schrieb rince:

Das Leben ist kein Ponyhof. Ich hoffe einfach ganz egoistisch, dass ich die zweiten 50 Jahre noch halbwegs angenehm verbringen kann wie die ersten 50 Jahre... träumen wird man noch dürfen...

Sorry, ich denke da in längeren Zusammenhängen. Kinder, Enkel...

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vor 3 Stunden schrieb Ennasus:

Ein bisschen einen Ansatz dazu sehe ich in der letzten Zeit schon, bei der Jugend, die zumindest im Erhalten der Welt als Lebensraum für möglichst viele Lebewesen ein Ziel zu entdecken scheint

 

Das ist leider ein Wunschtraum und ein Widerspruch in sich. Diese Welt kann als Lebensraum erhalten bleiben, oder möglichst viele Lebewesen beherbergen, aber nicht beides gleichzeitig. 

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vor 4 Stunden schrieb Ennasus:

Wir Menschen brauchen Sinn. Unser Gehirn funktioniert so, dass wir alles, was wir erleben, sinnvoll in das bereits Verstandene einordnen möchten und das neu Erlebte jeweils so interpretieren, dass es für uns Sinn und Bedeutung ergibt und zu dem passt, wie unser Gehirn bis dahin geprägt worden ist.

 

Das bestreite ich ganz entschieden! Genauer gesagt, das was von Religiösen und Philosophen als Sinn behauptet wird, hat mit unserem biografischen Gedächtnis nichts zu tun. Ja, unser Gehirn versucht ständig, sich auf alles einen Reim zu machen, aber das geschieht automatisch und ständig und meistens im nachhinein.

 

Mit dem sogenannten „Lebenssinn“ hat das nur den Begriff gemeinsam. Das Leben insgesamt als „sinnvoll“ zu empfinden, ist meiner Ansicht nach keine intellektuelle Tätigkeit. Das Leben sinnvoll zu empfinden, ist uns angeboren. Wir alle sind ausnahmslos Teil einer Kette von Generationen von Lebewesen, die leben wollten, und damit verbunden, Leben weitergeben wollten. Alle die, die das nicht gewollt haben, sind aus dieser Kette ausgeschieden, und nicht Teil unserer Vorfahren. Wenn man so will: der Sinn des Lebens ist Leben wollen, und Leben weitergeben wollen, nicht mehr, nicht weniger.

 

Wir alle sind Nachkommen von denen, die überleben wollten (und es zumindest bis ins fortpflanzungsfähige Alter auch geschafft haben). Überleben wollen ist uns also angeboren. Und wie bei allen angeborenen Fähigkeiten, funktioniert die Weitergabe nicht immer. Menschen, die mit Depressionen zu kämpfen haben, können davon ein trauriges Lied singen. Und wie bei allen angeborenen Fähigkeiten können sie im Laufe des Lebens verkümmern, wenn sie nicht trainiert werden.

 

Aber unabhängig davon, ist das Leben sinnvoll zu finden, eine emotionale Sache, keine des Kopfes. Wenn man anfängt, darüber nachzudenken, liegt das Kind schon im Brunnen. Das letzte, das uns da wieder raus hilft, ist eine neue Ideologie. 

bearbeitet von Marcellinus
"nicht" gestrichen nach Hinweis von Domingo
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7 minutes ago, Marcellinus said:

Alle die, die das nicht gewollt haben, sind nicht aus dieser Kette ausgeschieden, und nicht Teil unserer Vorfahren.

 

Korrektur ;)

 

Quote

Aber unabhängig davon, ist das Leben sinnvoll zu finden, eine emotionale Sache, keine des Kopfes. Wenn man anfängt, darüber nachzudenken, liegt das Kind schon im Brunnen.

 

Nach einer richtig intensiven Gewichtssitzung im Fitnessstudio kommt mir das Leben tatsächlich ungewöhnlich sinnvoll vor. Das bestätigt Deine Aussage, dass es kaum an einer bestimmten Ideologie liegt. Wir müssen wohl tiefer ansetzen. Ich glaube, das ist genau, was Jordan Peterson zu tun versucht, was man von seiner Philosophie auch immer denken mag.

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vor 1 Minute schrieb Domingo:
vor 14 Minuten schrieb Marcellinus:

Alle die, die das nicht gewollt haben, sind nicht aus dieser Kette ausgeschieden, und nicht Teil unserer Vorfahren.

 

Korrektur ;)

 

Danke!

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vor einer Stunde schrieb Marcellinus:
vor 5 Stunden schrieb Ennasus:

Ein bisschen einen Ansatz dazu sehe ich in der letzten Zeit schon, bei der Jugend, die zumindest im Erhalten der Welt als Lebensraum für möglichst viele Lebewesen ein Ziel zu entdecken scheint

 

Das ist leider ein Wunschtraum und ein Widerspruch in sich. Diese Welt kann als Lebensraum erhalten bleiben, oder möglichst viele Lebewesen beherbergen, aber nicht beides gleichzeitig. 

 

Ich glaube, das hast Du falsch verstanden (wohl mit Absicht, du Schlingel ;)): Gemeint ist nicht eine möglichst große Zahl, sondern ein möglichst großer Anteil, sowohl der Spezies als auch der Individuen. Auch Seesterne sollen glücklich leben können!

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