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Änderung der Lehrmeinung


philipph

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On 6/23/2020 at 10:32 AM, rorro said:

 

(Hervorhebung von mir)

 

Erstaunlich, was Außenstehende für einen Eindruck haben von dem, was wir depositum fidei nennen. Dieser Eindruck ist zwar komplett falsch, aber nichtsdestotrotz interessant.

Ich halte diesen Eindruck nicht für falsch, wenn man ihn  auf das allgemein-katholische (*) Glaubensgut einschränkt. Natürlich ist die Dreifaltigkeit oder die Gottheit Jesu nicht verhandelbar. Aber ich habe auch den eindruck, dass außer dem Primat des Papstes alles in diesem Rahmen verhandelbar ist (die Heilsnotwendigkeit und das Priestertum gehören zum Rahmen, sind nichts spezifisch römisches)

 

Werner

(*) katholisch soll hier heißen: Reformation ist außen vor

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Am 21.6.2020 um 23:40 schrieb duesi:

Aber ein Eingeständnis, das Lehren auch verändert werden können, würde jede redliche Auseinandersetzung über die Berechtigung der Institution RKK verunmöglichen. Klar würden Menschen, die sich in der Tradition wohlfühlen, ein angenehmeres Leben haben. Aber Menschen, die sich wie philipph die Wahrheitsfrage stellen, warum Gott die RKK gewollt hat, denen könnte man nur noch antworten, dass die RKK ein völlig austauschbarer menschlicher Glaubensverein ist, der eine gewisse Form der Glaubenspraxis für gut befunden hat. 

wieso? man kann ja sagen dass jesus christus genau das gewollt hat. also eine kirche die von menschen verwaltet wird. und diese menschen sind immer nur nah an der wahrheit dran, aber nie die wahrheit selbst. die ist nämlich gott.

 

und gott meinte halt es wäre besser nah an der wahrheit dran zu sein, aber immerhin eine einheit in der lehre zu haben, statt hunderten splittergruppen.

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Am 22.6.2020 um 00:20 schrieb Marcellinus:

Deshalb sehe ich auch für die Abschaffung des Zölibats keine Chance, weil es den Nymbus der Priesterkaste zerstören würde.  

was wären deiner meinung nach die folgen?

 

Am 23.6.2020 um 10:32 schrieb rorro:

Erstaunlich, was Außenstehende für einen Eindruck haben von dem, was wir depositum fidei nennen. Dieser Eindruck ist zwar komplett falsch, aber nichtsdestotrotz interessant. 

wie ist es denn wirklich? die glaubenslehre ist ja verhandelbar. solang du keine dogmen angreifst.

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vor 5 Minuten schrieb philipph:
Am 22.6.2020 um 00:20 schrieb Marcellinus:

Deshalb sehe ich auch für die Abschaffung des Zölibats keine Chance, weil es den Nymbus der Priesterkaste zerstören würde.  

was wären deiner meinung nach die folgen?

 

Es würde zu einer Spaltung der RKK führen, Bürgerkrieg, allgemeines Bingo-Spielen, was weiß ich ... :D

 

Es wird nicht stattfinden. Eher geht die Sonne im Westen auf. 

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vor 3 Stunden schrieb philipph:

wieso? man kann ja sagen dass jesus christus genau das gewollt hat. also eine kirche die von menschen verwaltet wird. und diese menschen sind immer nur nah an der wahrheit dran, aber nie die wahrheit selbst. die ist nämlich gott.

 

und gott meinte halt es wäre besser nah an der wahrheit dran zu sein, aber immerhin eine einheit in der lehre zu haben, statt hunderten splittergruppen.

Das wäre natürlich weiter denkbar so zu argumentieren. Dennoch: Wenn die Lehre veränderbar ist, dann fällt der ganze Begründungszusammenhang weg:

 

Kirchliches Lehramt genießt Beistand des heiligen Geistes, der in die Wahrheit führt und die Kirche davor bewahrt, Irrtümer zu dogmatisieren. Also kann der Gläubige darauf vertrauen, dass er in den kirchlichen Dogmen wahre Aussagen wiederfindet.

 

Dieser Begründungszusammenhang fällt weg, wenn Lehren verändert werden können. Denn wenn die Kirche frühere Lehren verwirft, gesteht sie implizit ein, dass sie dem Beistand des heiligen Geistes gegenüber dem kirchlichen Lehramt nicht mehr vertraut. Und dann ist die neue geänderte Lehrmeinung genauso wenig bindend wie die alte. Der Gläubige hat keinen Grund, sich überhaupt noch am Lehramt zu orientieren, wenn das Lehramt genauso irrtümlich urteilt wie jeder einzelne Glâubige auch. In dem Fall würde die Kirchenhierarchie auf eine reine Verwaltungsfunktion reduziert werden.

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vor 1 Stunde schrieb duesi:

Kirchliches Lehramt genießt Beistand des heiligen Geistes, der in die Wahrheit führt und die Kirche davor bewahrt, Irrtümer zu dogmatisieren. Also kann der Gläubige darauf vertrauen, dass er in den kirchlichen Dogmen wahre Aussagen wiederfindet.

Für dogmatisierte Lehrentscheidungen ist das richtig.

 

vor 1 Stunde schrieb duesi:

Dieser Begründungszusammenhang fällt weg, wenn Lehren verändert werden können. Denn wenn die Kirche frühere Lehren verwirft, gesteht sie implizit ein, dass sie dem Beistand des heiligen Geistes gegenüber dem kirchlichen Lehramt nicht mehr vertraut. Und dann ist die neue geänderte Lehrmeinung genauso wenig bindend wie die alte.

Es gibt aber nicht nur Dogmen, die kirchliche Lehre beinhaltet viel mehr. Und das ist alles wandelbar, revidierbar, anpassbar. Da Gott die Welt offensichtlich nicht konstant geschaffen hat, sondern den Menschen zu immerwährendem Fortschritt geschaffen hat, ist das auch richtig so. Und es kann durchaus am Beistand des Heiligen Geistes liegen, wenn heute hüh und morgen hott entschieden wird. Weil auch der Geist Gottes nicht statisch ist.

 

Wie gesagt, wer immerwährende Wahrheiten sucht, der ist bei Kirchens falsch. Da ist, aufbauend auf den Glaubensfundamenten, alles wandelbar.

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vor 25 Minuten schrieb Moriz:
vor 2 Stunden schrieb duesi:

Dieser Begründungszusammenhang fällt weg, wenn Lehren verändert werden können. Denn wenn die Kirche frühere Lehren verwirft, gesteht sie implizit ein, dass sie dem Beistand des heiligen Geistes gegenüber dem kirchlichen Lehramt nicht mehr vertraut. Und dann ist die neue geänderte Lehrmeinung genauso wenig bindend wie die alte.

Es gibt aber nicht nur Dogmen, die kirchliche Lehre beinhaltet viel mehr. Und das ist alles wandelbar, revidierbar, anpassbar. Da Gott die Welt offensichtlich nicht konstant geschaffen hat, sondern den Menschen zu immerwährendem Fortschritt geschaffen hat, ist das auch richtig so. Und es kann durchaus am Beistand des Heiligen Geistes liegen, wenn heute hüh und morgen hott entschieden wird. Weil auch der Geist Gottes nicht statisch ist.

 

Wie gesagt, wer immerwährende Wahrheiten sucht, der ist bei Kirchens falsch. Da ist, aufbauend auf den Glaubensfundamenten, alles wandelbar.

 

Dann hätte @duesi allerdings Recht, und die Gläubigen müßten sich fragen, welche Kompetenz dieser „Geist Gottes“ eigentlich hat, oder, säkular gesprochen, die Kirchenvertreter, die vorgeben, in seinem Namen zu sprechen, oder ob man nicht besser sich seines Verstandes ohne die Leitung anderer bediente.

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vor 2 Stunden schrieb duesi:

Das wäre natürlich weiter denkbar so zu argumentieren. Dennoch: Wenn die Lehre veränderbar ist, dann fällt der ganze Begründungszusammenhang weg:

 

Kirchliches Lehramt genießt Beistand des heiligen Geistes, der in die Wahrheit führt und die Kirche davor bewahrt, Irrtümer zu dogmatisieren. Also kann der Gläubige darauf vertrauen, dass er in den kirchlichen Dogmen wahre Aussagen wiederfindet.

 

Dieser Begründungszusammenhang fällt weg, wenn Lehren verändert werden können. Denn wenn die Kirche frühere Lehren verwirft, gesteht sie implizit ein, dass sie dem Beistand des heiligen Geistes gegenüber dem kirchlichen Lehramt nicht mehr vertraut. Und dann ist die neue geänderte Lehrmeinung genauso wenig bindend wie die alte. Der Gläubige hat keinen Grund, sich überhaupt noch am Lehramt zu orientieren, wenn das Lehramt genauso irrtümlich urteilt wie jeder einzelne Glâubige auch. In dem Fall würde die Kirchenhierarchie auf eine reine Verwaltungsfunktion reduziert werden.

Ist eine hörende und lernende Kirche nicht viel vertrauenerweckender als eine, die auf angeblichen Wahrheiten beharrt, die auch gutwilligen Gläubigen kaum noch vermittelbar sind (wie das Nein zum Frauenpriestertum)?

Sie wäre damit doch in bester jesuanischer Tradition (Mk 7, 25-30).

 

 

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vor 57 Minuten schrieb Moriz:

Und es kann durchaus am Beistand des Heiligen Geistes liegen, wenn heute hüh und morgen hott entschieden wird. Weil auch der Geist Gottes nicht statisch ist.

Diese Form von Beistand des Geistes ist jedoch nicht nur dem Lehramt, sondern allen verheißen, die darum bitten. Dass eine Entwicklung hier durch den Geist Gottes vorgesehen ist, kann ich auch gerne glauben. Nur schmälert das die Bedeutung des Lehramtes. Ich bin ja auch gar nicht dagegen, dass eine Entwicklung ermöglicht wird. Ich wollte lediglich darauf hinweisen, warum es dem Lehramt so schwer fällt, Lehrmeinungen abzuändern. Es geht an die Grundfesten des kirchlichen Selbstverständnisses.

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vor 7 Minuten schrieb Naja:

 

Ist eine hörende und lernende Kirche nicht viel vertrauenerweckender als eine, die auf angeblichen Wahrheiten beharrt, die auch gutwilligen Gläubigen kaum noch vermittelbar sind (wie das Nein zum Frauenpriestertum)?

Sie wäre damit doch in bester jesuanischer Tradition (Mk 7, 25-30).

 

 

Hörend und lernend, da stimme ich zu. (Siehe auch Lukas 8, 18) Mit dem Nein zum Frauenpriestertum habe ich mich mich zu wenig befasst, um über die lehramtlichen Bewertungen viel sagen zu können. Das pastorale Hinhören auf menschliche Bedürfnisse und das Erbitten von göttlicher Eingebung müssen hier nicht im Widerstreit zueinander sein. Doch es kann nicht zugleich wahr sein, dass Gott das Frauenpriestertum will oder nicht will. Wenn es eine verwaltungstechnische Entscheidung ist, kann die Kirche ihre Meinung ändern. Wenn es ein ewiger offenbarter Glaubensgegenstand ist, würde die Kirche durch eine Änderung sich selbst demontieren.

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vor 51 Minuten schrieb duesi:

Hörend und lernend, da stimme ich zu. (Siehe auch Lukas 8, 18) Mit dem Nein zum Frauenpriestertum habe ich mich mich zu wenig befasst, um über die lehramtlichen Bewertungen viel sagen zu können. Das pastorale Hinhören auf menschliche Bedürfnisse und das Erbitten von göttlicher Eingebung müssen hier nicht im Widerstreit zueinander sein. Doch es kann nicht zugleich wahr sein, dass Gott das Frauenpriestertum will oder nicht will. Wenn es eine verwaltungstechnische Entscheidung ist, kann die Kirche ihre Meinung ändern. Wenn es ein ewiger offenbarter Glaubensgegenstand ist, würde die Kirche durch eine Änderung sich selbst demontieren.

https://www.mykath.de/topic/35332-änderung-der-lehrmeinung/?page=3&tab=comments&_fromLogin=1

 

Es ist demnach lehramtlich festgelegt, aber die Diskussion geht weiter. Und sie geht deshalb weiter, weil es keine nachvollziehbare Begründung für eine derartige Festlegung gibt.

Es wird argumentiert, Männer und Frauen hätten die gleich Würde, aber unterschiedliche Aufgaben oder Charismen. Nun ist es aber so, dass das Lehramt ausschließlich Männern offensteht, und ich wüsste nicht, wo es ein komlementäres Amt für Frauen gäbe.

D.h., alles, was Frauen tun können, können auch Männer tun (oder beide Geschlechter ergänzen sich, wie bei der Fortpflanzung). Und ich soll nun glauben, dass n =n+1, verbindlich vom Lehramt festgelegt. Weil der heilige Geist das so eingegeben hat.

Du denkst, die Kirche würde sich durch eine Meinungsänderung selbst demontieren.

Und ich denke, sie demontiert sich, wenn sie bei dieser Meinung bleibt.

 

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vor 10 Stunden schrieb duesi:

Das wäre natürlich weiter denkbar so zu argumentieren. Dennoch: Wenn die Lehre veränderbar ist, dann fällt der ganze Begründungszusammenhang weg:

 

Kirchliches Lehramt genießt Beistand des heiligen Geistes, der in die Wahrheit führt und die Kirche davor bewahrt, Irrtümer zu dogmatisieren. Also kann der Gläubige darauf vertrauen, dass er in den kirchlichen Dogmen wahre Aussagen wiederfindet.

 

Dieser Begründungszusammenhang fällt weg, wenn Lehren verändert werden können. Denn wenn die Kirche frühere Lehren verwirft, gesteht sie implizit ein, dass sie dem Beistand des heiligen Geistes gegenüber dem kirchlichen Lehramt nicht mehr vertraut. Und dann ist die neue geänderte Lehrmeinung genauso wenig bindend wie die alte. Der Gläubige hat keinen Grund, sich überhaupt noch am Lehramt zu orientieren, wenn das Lehramt genauso irrtümlich urteilt wie jeder einzelne Glâubige auch. In dem Fall würde die Kirchenhierarchie auf eine reine Verwaltungsfunktion reduziert werden.

Der Haken dabei ist nur - die Kirche hat genau das mehrfach gemacht. So hat das Konzil von Konstanz in Haec Sancta eine Lehre dogmatisch verbindlich formuliert, die erst von einem Papst bestätigt und dann von einem anderen widerrufen wurde und das mit einer Begründung, die eine Rücknahme des Unfehlbarkeitsdogmas jederzeit erlaubt. 

Deine Theorie ist in sich schlüssig, wenn man sie auf die Praxis der Kirche anwendet, dann ist der Schluss zugleich eindeutig.

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Am 20.6.2020 um 09:51 schrieb Marcellinus:


Loyola verstand sich selbst als Soldat, als Soldat des Papstes. Ich denke, er meinte das bedingungslos.

 

 

Der Hintergrund ist meiner Ansicht nach der, dass er längerfristig dachte. Auf lange Sicht wird die Kirche die richtige Antwort finden. Und dazu muss sie intakt bleiben und als Gemeinschaft voranschreiten. Und da kann es durchaus mal sinnvoll sein, eine Zeit lang in die falsche Richtung voranzuschreiten, wenn dadruch die Einheit gewahrt  bleibt. Alle Fehler wollen mal gemacht, alle Sackgassen begangen werden ...

 

Ein gutes Beispielt ist die Haltung der Kirche in der Arbeiterfrage des 19. Jahrhunderts. Da hatte die kommunisitische Bewegung durchaus auch inhaltlich eine stimmigere und humanistischere Position als die katholische Kirche. (Deren individual-caritativer Ansatz war zur Lösung der Probleme schlicht ungeeignet). Auf lange Sicht aber hat sich der Kommunismus als Irrweg herausgestellt.

bearbeitet von Franziskaner
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vor 17 Stunden schrieb philipph:

die glaubenslehre ist ja verhandelbar. solang du keine dogmen angreifst.

 

Nein. Dogmen sind formuliert worden, weil es längere oder besonders starke Streiterien um wichtige Glaubensinhalte gab. Das bedeutet, daß dieses Dogma nichts eindeutig Neues formuliert, sondern zumeist einen Streit beilegt. Das Depositum fidei (=in etwa "Glaubensbasis") ist nicht bloß die Summe der Dogmen.

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vor 2 Stunden schrieb Chrysologus:

Der Haken dabei ist nur - die Kirche hat genau das mehrfach gemacht. So hat das Konzil von Konstanz in Haec Sancta eine Lehre dogmatisch verbindlich formuliert, die erst von einem Papst bestätigt und dann von einem anderen widerrufen wurde und das mit einer Begründung, die eine Rücknahme des Unfehlbarkeitsdogmas jederzeit erlaubt. 

Deine Theorie ist in sich schlüssig, wenn man sie auf die Praxis der Kirche anwendet, dann ist der Schluss zugleich eindeutig.

 

Naja, dieses Dokument ist aufgrund der Formulierung nicht wirklich dazu geeignet, außerdem schwirrten damals gleich drei sich aktiv dünkende Päpste durch die Sphären.

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vor 15 Stunden schrieb Marcellinus:

Dann hätte @duesi allerdings Recht, und die Gläubigen müßten sich fragen, welche Kompetenz dieser „Geist Gottes“ eigentlich hat, oder, säkular gesprochen, die Kirchenvertreter, die vorgeben, in seinem Namen zu sprechen, oder ob man nicht besser sich seines Verstandes ohne die Leitung anderer bediente.

 

Darf es denn keinen Fortschritt geben?

Ich stelle mir gerade einen erfahrenen Arzt vor, der seine Patienten immer noch so behandelt wie er es im Studium gelernt hat - der gehört in den Knast! Weil sich die Heilkunst weiterentwickelt hat und weil sich von manchen gut gemeinten Behandlungsmethoden herausgestellt hat, daß sie kontraproduktiv waren.

 

Dazu kommt: Manchmal gibt es verschiedene Wege, aber es ist nicht sinnvoll, sie alle gleichzeitig zu gehen. Da ist ein Lehramt hilfreich, daß sinnvolle Einschränkungen vornimmt.

Wieder eine Analogie aus der nichtkirchlichen Welt: Man kann, wie auf dem Kontinent, auf den Straßen rechts fahren. Wenn die Straßen breit genug sind, dann kommen alle wunderbar aneinander vorbei. Man kann auch, wie auf den britischen Inseln, links fahren. Aber man darf es blos nicht mischen!

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vor 24 Minuten schrieb Moriz:

Darf es denn keinen Fortschritt geben?

Ich stelle mir gerade einen erfahrenen Arzt vor, der seine Patienten immer noch so behandelt wie er es im Studium gelernt hat - der gehört in den Knast! Weil sich die Heilkunst weiterentwickelt hat und weil sich von manchen gut gemeinten Behandlungsmethoden herausgestellt hat, daß sie kontraproduktiv waren.

 

Was hat menschliche Heilkunst mit Religion zu tun? Religion lebt von der Illusion, es gäbe auf die existenziellen Fragen der Menschen, Fragen über das Wie und Warum erst der unbelebten Natur, dann der belebten und schließlich der menschlichen Gesellschaften absolute, endgültige und dogmatische Antworten in den Handlungen, Zielen und Absichten von als Personen gedachten übernatürlichen Akteuren. Bei ihnen suchte und sucht man Sicherheit, Schutz und Hilfe, die man in sich selbst und seinen Mitmenschen wirklich oder vorgeblich nicht findet. Denn diese übernatürlichen Vater- oder Mutterfiguren kann man gedanklich ausstatten mit allem, was einem an den Menschen fehlt, vor allem deren begrenztes Wissen und ihre Fehlerhaftigkeit.

 

Wenn nun aber klar wird, daß Religionen auch nichts grundsätzlich anderes sind als andere menschliche Bemühungen, daß sie ähnlich vorläufige, fehlerhafte und irreführende Ergebnisse zeitigen, eine Abfolge von Irrtümern sich wie alles andere menschliche Wissen auch, nur mit dem unangenehmen Unterschied, daß unser wissenschaftliches Wissen auf empirischen Beobachtungen beruht, Religion aber auf nichts anderem als der Hoffnung, es möge so sein, wie man es glaubt, dann denke ich, entzieht das den Religionen den Boden unter den Füßen.

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vor einer Stunde schrieb Moriz:

 

Darf es denn keinen Fortschritt geben?

Ich stelle mir gerade einen erfahrenen Arzt vor, der seine Patienten immer noch so behandelt wie er es im Studium gelernt hat - der gehört in den Knast! Weil sich die Heilkunst weiterentwickelt hat und weil sich von manchen gut gemeinten Behandlungsmethoden herausgestellt hat, daß sie kontraproduktiv waren.

Ist die Frage, inwieweit sich die Kirche weiterentwickeln soll. Wenn sie infrage stellt, dass der Geist Gottes sie beim Glaubensgut unfehlbar geleitet hat, muss sie für einen Fortschritt ihr Selbstverständnis neu definieren. 

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vor 3 Stunden schrieb duesi:

Ist die Frage, inwieweit sich die Kirche weiterentwickeln soll. Wenn sie infrage stellt, dass der Geist Gottes sie beim Glaubensgut unfehlbar geleitet hat, muss sie für einen Fortschritt ihr Selbstverständnis neu definieren. 

Ein Selbstverständnis, bei dem gewisse Aussagen nicht infrage gestellt werden dürfen, würde im Laufe der Zeit immer angreifbarer. Aus diesem Grund wäre davon eher abzuraten.

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vor 5 Minuten schrieb Merkur:

Ein Selbstverständnis, bei dem gewisse Aussagen nicht infrage gestellt werden dürfen, würde im Laufe der Zeit immer angreifbarer. Aus diesem Grund wäre davon eher abzuraten.

Zwischen "vertrauenswürdige Aussagen über Gott" und "nicht zu hinterfragende Aussagen über Gott" ist doch ein kleiner, aber feiner Unterschied.

 

Ich habe den Eindruck, dass wir beim Thema des persönlichen Glaubenswegs gar nicht so weit voneinander entfernt sind. Auch ich betrachte den Glauben mittlerweile als einen Erfahrungsweg. Der Stein des Anstoßes beim kirchlichen Lehramt sind - so habe ich hier den Eindruck - weniger die Lehraussagen der Kirche (die scheinen für viele genauso irrtumsanfällig wie jede andere theologische Meinung). Anstoß gibt hier die Machtposition, die mit dem Lehramt verknüpft ist, und realen Druck auf Menschen ausübt, die nicht ins kirchliche Raster passen.

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vor 3 Stunden schrieb duesi:

Ist die Frage, inwieweit sich die Kirche weiterentwickeln soll. Wenn sie infrage stellt, dass der Geist Gottes sie beim Glaubensgut unfehlbar geleitet hat, muss sie für einen Fortschritt ihr Selbstverständnis neu definieren. 

 

Die Kirche wird bei der Entscheidung über wesentliche Glaubensgüter unfehlbar vom Heiligen Geist geleitet.

Aber selbst bei diesen kann sich mit der Zeit auch das Verständnis und die Rezeption selbiger wandeln. Der Heilige Geist wäre nicht Gott, wenn er da nicht korrigierend eingreifen würde!

Diese Konstanz gilt nicht für alles andere, insbesondere auch nicht für alle anderen Lehrmeinungen inklusive des Kirchenrechts.

 

Ein Beispiel: Der Begriff der 'Substanz' hatte vor Jahrhunderten eine ganz andere Bedeutung als heute. War es damals das Gegenteil der 'Akzidenz', so verstehen wir heute eher das gleiche darunter. Womit der damals geprägte Begriff der 'Transsubstantiation' bei der Wandlung irreführend wird. Hier wäre es z.B. dringend nötig, die Lehre von der 'Transsubstantiation' neu zu formulieren, damit sie auch für heutige Menschen im heutigen Sprachgebrauch verständlich ist und nicht nur für studierte Theologen. Damit würde man mit einer gravierenden (!) Änderung der Worte dem eigentlichen Inhalt wieder nahekommen.

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vor 24 Minuten schrieb Moriz:

 

Die Kirche wird bei der Entscheidung über wesentliche Glaubensgüter unfehlbar vom Heiligen Geist geleitet.

Aber selbst bei diesen kann sich mit der Zeit auch das Verständnis und die Rezeption selbiger wandeln. Der Heilige Geist wäre nicht Gott, wenn er da nicht korrigierend eingreifen würde!

Diese Konstanz gilt nicht für alles andere, insbesondere auch nicht für alle anderen Lehrmeinungen inklusive des Kirchenrechts.

 

Ein Beispiel: Der Begriff der 'Substanz' hatte vor Jahrhunderten eine ganz andere Bedeutung als heute. War es damals das Gegenteil der 'Akzidenz', so verstehen wir heute eher das gleiche darunter. Womit der damals geprägte Begriff der 'Transsubstantiation' bei der Wandlung irreführend wird. Hier wäre es z.B. dringend nötig, die Lehre von der 'Transsubstantiation' neu zu formulieren, damit sie auch für heutige Menschen im heutigen Sprachgebrauch verständlich ist und nicht nur für studierte Theologen. Damit würde man mit einer gravierenden (!) Änderung der Worte dem eigentlichen Inhalt wieder nahekommen.

Ja, das empfinde ich als einen sehr ausgewogenen Standpunkt. Einerseits bleibt bei "wesentlichen Glaubensgütern" das Vertrauen auf die geistliche Führung erhalten. Andererseits können sich Rezeption und Verständnis ändern. Mir fällt da auch die gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre ein. Einerseits hält man am Dogma fest. Andererseits interpretiert man gewisse Sätze um. Bei der Transsubstantion - denke ich- dass die "gravierende Änderung der Worte" auch von klugen Theologen ausgeübt werden kann. Es braucht dazu nicht unbedingt eine neue Lehramtsäußerung. Solange die Kirche die Glaubenskongregation (oder Inquisition) nicht einschaltet, ist das im akzeptablen Bereich. Und wenn die Kongregation doch hellhörig wird, kann man sich im Zweifelsfall auf eine bessere Formulierung einigen. 

 

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@Chrysologus: Vielen Dank für deinen Hinweis auf die Geschichte. Irgendwie empfinde ich es als etwas heuchlerisch, einerseits an so erhabenen Konzepten (Leitung des Lehramtes durch den heiligen Geist) festzuhalten und solche Geschichten, in denen dieses Konzept zu Selbstwiderspruch führt, einfach auszublenden. 

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vor 11 Stunden schrieb Chrysologus:

Der Papst, der es bestätigt hat, war keiner der drei - und die Formulierung ist recht klar.

 

Die Formulierung ist keine dogmatische Erklärung, weil sie sich eindeutig nur auf dieses Konzil bezog (heißt ja auch haec sancta, soviel Latein kann ich noch).

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