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Das Gesetz der Anziehung


duesi

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Am 4.7.2020 um 07:14 schrieb duesi:

..... auch Mal ein freundlicher Tritt in den A**** angebracht, eine Ermutigung, dass er alles schaffen kann, eine Ermahnung, sich Mal auf die positiven Dinge des Lebens zu konzentrieren oder die Glaubensbotschaft, dass da ein Gott ist, der sein Leben und sein Glück will. Und das meinte ich mit meinem obigen Beitrag, den du mit dem Gefühl von Bauchschmerzen kommentiert hast.

dir möchte ich nicht in psychischer not begegnen. du bist für mich ein ratSCHLÄGER.

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Ich habe nur die ersten Minuten geguckt. Danach hätte ich dieses amerikanische Zeugs gleich wieder weggeklickt, aber so bin ich noch punktuell durchgesprungen. Den Film selbst ordne ich auch unter Bullshit ein.

 

Aber er basiert wenigstens zum Teil auf richtigen Gedanken, die nicht neu sind und die ich nachvollziehen kann.

 

Das Gehirn ist plastisch und Denken ist zumindest teilweise veränderbar. Manche negativen Muster tragen wir aus unseren Genen und unserer Geschichte mit uns herum. Aber ich denke, dass das, was wir mit unseren Gedanken tun, tatsächlich solche Muster verfestigen oder auflockern kann, vielleicht sogar neue anbahnen.

 

Wenn ich mich fortlaufend damit beschäftige, was alles schiefgelaufen ist, und dass ich eine Versagerin bin, zementiert es diese Haltung. Wenn ich an meinen Sünden festklebe, kann ich nur schwer hinausfinden.

Wenn ich mich aber bewusst mehr mit den Lichtblicken beschäftige, dankbar für alles Gute und Schöne bin, mich auf Gottes Barmherzigkeit ausrichte, werde ich diese Dinge stärker wahrnehmen und eher Mut fassen.

 

Das heißt nicht, das Böse oder die Vergangenheit einfach auszublenden, und es ist auch kein Wundermittel. Das Schlimmste wäre daraus zu folgern "er ist/ich bin selbst schuld".

Aber wir sollten auch auf unsere Gedanken achten, unser Herz hüten, gut und freundlich mit uns selbst umgehen. Für Christen: Weil Gott es auch tut.

 

Schön finde ich dazu das Buch "Die Launen der Seele - Vom Umgang mit unseren Stimmungen" von Christophe André. 

Auch ein Video von Johannes Hartl zum Thema "Gefühle", das ziemlich gelungen ist, https://youtu.be/NDEC7KWIRmA, auch wenn ich sonst manches von ihm etwas merkwürdig finde.

 

Ein Film, der mich vor kurzem erst sehr angesprochen hat, ist ein Portrait des SWR über Adele Neuhauser (die Wiener Tatort-Kommissarin Bibi Fellner) wie sie mit, an und gerade auch durch die schwierigen und schönen Dinge in ihrem Leben gewachsen und unglaublich lebendig ist:

https://youtu.be/n3_YbQnfReI

bearbeitet von Gratia
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vor 16 Stunden schrieb pipa:

Der ist ein Metaphysician von dieser "Uni" - Doktortitel für 25 Dollar im Monat ohne jede Akkreditierung.

 

Zu Hilf, die Deppen kommen... :rolleyes:

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vor 15 Stunden schrieb duesi:

 Allerdings hat er Dinge in seinem Leben erreicht, eine Firma gegründet, eine Familie mit vier Kindern und dabei auch Dürrezeiten überstanden. Und das zeigt mir, dass ich von ihm etwas lernen kann.

 

Äh - was soll ich genau aus diesen Punkten lernen? Ich habe auch viel gelernt von Leuten, die zölibatär leben und keine guten Geschäftsleute sind. Und von solchen, deren Familien gescheitert sind. Eine Familie gründen, das hat oft mit Zufällen zu tun - ein Bekannter hat eine Frau geheiratet, die 3 Kinder mit in die Ehe gebracht hat. Mit einer Unterschrift und einem "Ja" ist die Familie gegründet, innert weniger Sekunden. Eine Firma gründen? Warum sollte ich? Ich bin ein lausiger Geschäftsmann, die Firma wäre pleite, bevor sie richtig Gewinn erwirtschaftet.

 

Dürrezeiten überstehen - ja. Das hat in erster Linie mit Resilienz zu tun, und dieses Thema wurde hier bereits angesprochen. Und das ist ein Thema, was man unter Umständen besser von solchen Leuten lernen kann, die schon mal richtig gescheitert sind und auch dazu stehen und nicht unbedingt von solchen, die sich auf ihren Erfolg beziehen.

 

Und die Lösungen, die mir von religiösen Leuten in meiner freikirchlichen Zeit angeboten wurden (der Spruch "Gott hat eine Vision für Dein Leben" klingt mir so) waren mir absolut nicht hilfreich, vermutlich sind sie mit daran schuld, dass ich heute dem "zu glaubenden Glauben" (sorry, mir fällt nichts besseres dazu ein) sehr distanziert gegenüberstehe und den Begriff des "Mitfeierns" bevorzuge.

 

Schau - Mein (völlig karriereloses) Berufsleben als studierter Sachbearbeiter neigt sich dem Ende entgegen, die gesundheitlichen Zipperlein werden mehr, mein Leben lief nicht so, wie ich es gerne gehabt hätte (was bei einem depressiven Rheumatiker eigentlich eine ziemlich triviale Erkenntnis ist). In dieser Situation braucht man weder die "Androhung" einer Großfamilie noch die einer Firma (die man eh nicht betreiben könnte), sondern knallharte Resilienz. Wie die Bleikugel unten im Stehaufmännchen.

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@Lothar1962: Vielleicht sind das nicht die Dinge, die du dir wünschst. Das ist ja okay. Aber für mich sind das die Dinge, von denen ich immer geträumt habe. Mich selbständig zu machen. Eine funktionierende Familie zu gründen, die fürs Leben hält. Kinder großziehen. Stabile Sozialkontakte. Meinen Glauben positiv und gewinnend zu leben, ohne Menschen damit auf die Nerven zu gehen. 

 

Sicherlich wird mein Weg anders aussehen als der von meinem Mentor. Vielleicht werde ich nicht jeden Traum in Erfüllung bringen. Aber diese Treffen, die nun schon über ein Jahr gehen, haben mein Leben tatsächlich schon positiv beeinflusst. Die negativen Bilder von Tod und Verzweiflung sind aus meinem Kopf draußen. Ich habe gelernt, mehr Respekt vor mir selbst zu haben und trotzdem kein Egoist zu sein. Für meine Kollegen habe ich öfter ein freundliches Wort oder auch Mal einen kleinen Spaß auf den Lippen, was mir auch schon positives Feedback eingebracht hat. Die Anzahl meiner Sozialkontakte hat sich vergrößert. Ein paar persönliche Probleme, die ich hatte, sind kleiner geworden. Ich bin sehr dankbar, dass ich dieses Angebot gefunden habe.

 

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vor einer Stunde schrieb duesi:

Sicherlich wird mein Weg anders aussehen als der von meinem Mentor. 

 

Ein wahrer Satz, gelassen ausgesprochen. Genau darum geht es. Individuelle Wünsche erkennen, individuelle Ziele formulieren. Und schauen, was sozusagen "im Wege steht" und wie und wo man ansetzen kann (und möchte), diese Hindernisse zu überwinden.

 

Das (von mir nun weit übertriebene) Zerrbild des Typs mit gebleichten Zähnen, JDE-Frisur (jung-dynamisch-erfolgreich), braungebrannter Haut, unglaubliche Karriere im Beruf gemacht und zu Hause die typische Werbefernsehen-Familie (attraktive Frau mit perfektem Make-Up sowie in Deutschland jüngere Tochter und älterer Sohn, in Skandinavien jüngerer Sohn und ältere Tochter), Einfamilienhaus und Familien-SUV, das war für mich immer schlicht abschreckend. Zum davonlaufen, zum Schreien. Oder - anders ausgedrückt - einfach nur hohl (sorry, wenn ich Deine Argumentation in diese Schiene geschoben habe - möglicherweise war das nicht Deine Intention).

 

Meine Kritik bezog sich letztlich nur darauf, einen bestimmten Weg jemandem nur deswegen nahezulegen, weil man selber damit gute Erfahrungen gemacht hat. Klar - in erster Näherung ist das ja auch nicht ganz verkehrt. Dann in einem zwingend notwendigen zweiten Schritt muss man auf die individuelle Situation eingehen, die es vielleicht der anderen Person völlig verunmöglicht, den gleichen Weg zu gehen. Und dieser zweite Schritt fehlte bei mir in der Freikirche. Der erste Schritt wurde gemacht, sogar ziemlich aufdringlich, aber es wurde vorausgesetzt, dass jeder "entschiedene Christ" automatisch auf dem gleichen Weg läuft.

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@Lothar1962: Ich habe da mit meinem Mentor wohl ziemlich Glück gehabt. Er sagt einerseits, dass er eine klare Vision von Leben und Gemeinde hat. Gesteht aber gleichzeitig ein, dass es nicht der einzig mögliche Weg ist, Leben und Gemeinde zu gestalten. Er betrachtet es als Einladung. Er erzählt mir einerseits, wie der Weg für ihn aussieht und warum er für ihn so aussieht. Aber ich darf selbst entscheiden, wie viel davon auch für mich passt und wo ich da mitgehen möchte und wo nicht. Ich kann offen sagen, dass ich diesen und jenen Punkt anders betrachte. Und wenn ich irgendwo Hilfestellung benötige, ist er für mich da. Es ist jedoch etwas anderes als Seelsorge. Bei einem Seelsorger stehe ich mit meinen Bedürfnissen und Wünschen im Zentrum. Allerdings haben mich über Jahre der Suche priesterliche Beichtgespräche und sogar psychologische Betreuung nicht wirklich weiter gebracht. Dieses Mentoring hat jedoch einen riesen Unterschied in meinem Leben gemacht.

 

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Off-Topic:

 

Zum Thema älterer Bruder oder ältere Schwester habe ich durchaus eine Meinung. So habe ich die Beobachtung gemacht, dass in Familien mit einem älteren Bruder und jüngerer Schwester der Bruder oft zum Beschützer wird und die Schwester einen selbstbewussteren Charakter entwickelt. Wo es umgekehrt ist, gibt es jedoch sehr viel Streit, weil die Schwester viel an ihrem kleinen Bruder herumnörgelt. Ich war vor Jahren öfter bei einer Familie zu Gast mit drei älteren Schwestern und einem jüngsten Bruder. Es war grauenhaft. Der Junge konnte nicht den Mund aufmachen, ohne dass zumindest eine Schwester deutlich ihr Missfallen zum Ausdruck gebracht hat. Der Junge war total eingeschüchtert. Das ging mir dermaßen gegen den Strich, dass ich den Mädels auch ein paar harte Worte an den Kopf geworfen habe. 

 

Ich habe jedoch auch entdecken müssen, dass diese Beobachtung nicht immer richtig ist. Mein Bruder hat einen älteren Jungen (6 Jahre) und eine jüngere Schwester (4 Jahre). Und der Junge ist ein richtiges Sensibelchen. Gar nicht in der Lage, seine kleine Schwester zu beschützen. Aber seine kleine Schwester ist eine richtige Kämpfer-Lady. Wenn sie mit anderen Kindern zusammen sind, stellt sie sich beschützend vor ihren älteren Bruder. Die beiden sind wirklich ein Herz und eine Seele. So viel Geschwisterliebe habe ich vorher noch nirgends gesehen.

bearbeitet von duesi
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Am 5.7.2020 um 09:46 schrieb gouvernante:

Vorweg. Ich habe mir das Video nicht angesehen. 
Ich meine aber, dass es nicht "positive Grundhaltung" ist, sondern das, was in der Forschung als Resilienz bezeichnet wird - und das ist relativ gut erforscht.

 

Resilienz meint doch die Widerstandsfähigkeit, die man seelisch besitzt, um mit Schwierigkeiten im Leben ohne dauerhafte Schädigungen klarzukommen. Oder?

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Am 5.7.2020 um 11:34 schrieb Julius:

Ich habe mir das Video auch nicht angesehen - irgendwer, so weiss Wikipedia, hält die Theorien der Autorin von "The Secret" für " eine Geldmaschinerie, die nicht dem Leser und Anwender, sondern den Verfassern zu Reichtum und Glück verhelfe." Ich neige sehr dazu, diesen Satz zu unterschreiben. Der Wikipedia-Artikel ist lang, ausführlich aber in weniger als 90 Minuten zu lesen.

Im Gegensatz dazu ist Resilienz tatsächlich relativ gut (und seriös) erforscht.

 

Ich denke nur, dass es auch da Grenzen gibt. Freilich gibt es Möglichkeiten, diese Widerstandsfähigkeit zu stärken. Wenn jemand jedoch kaum mehr Zeit finden kann, um sene Widerstandsfähigkeit nach einer schweirigen Lebensphase wieder zu stärken, dann ist das leider so. Irgendwann ist der Akku leer, wenn ein Mensch permanent in solchen Situationen leben muss, in denen er eine hohe Widerstandsfähigkeit braucht.

 

Es gibt z.B. auch Untersuchungen, dass Langzeitarbeitslose, die nach vielen Rückschlägen und vielen erfolglosen Bewerbungen und Vorstellungsgesprächen völlig fertig und auch körperlich krank sind, sich erholen, wenn sie aus diesem Rad der permanenten Erfolgosigkeit rausgenommen werden und sich nicht weiter wie Sisyphos dagegen ankämpfen müssen

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Am 5.7.2020 um 13:03 schrieb duesi:

Ergänzung: Auch wenn es banal ist, kann ich mir durchaus vorstellen, dass der ein oder andere, der vom Leben gebeutelt ist, durch so eine Botschaft das Ganze tatsächlich als großes Geheimnis und geradezu als Offenbarung erleben kann. Dass das Leben hart und grausam sein kann, wissen die meisten Menschen sowieso, ohne dass es ihnen gesagt werden muss. Aber die Botschaft, dass Menschen auch die Erfahrung machen können, mehr Gestaltungsmöglichkeiten zu haben als sie sich selbst jemals zugetraut hätten, wenn sie sich nur mal trauen, ihre Träume zu träumen und an die Möglichkeit ihrer Erfüllung zu glauben, kann manch einen aus der Resignation raus holen. 

 

Jetzt hab ich es, ich glaub, ich weiß, warum ich darauf so ablehnend reagiere.

Gerade habe ich diesen Beitrag von dir gelesen und prompt schoss mir wieder etwas aus meinen Erfahrungen mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in den Kopf.

Ich befürchte, ich habe zu viel davon gesehen, welchen Schaden der Glauben an solches Gesetz in dieser Absolutheit anrichten kann.

Ja man kann im Glauben an sich selbst und durch Begleitung von Menschen, die einen in diesem Glauben an sich selbst ermuntern, entschieden mehr erreichen, als man sich vorstellen kann.

Aber das ist eben kein GEsetz. Man kann nicht alles erreichen, was man sich zu erreichen vorstellen kann.

Und ich glaube, dass es auch wichtig ist, sich dieser Realität zu stellen, dass manches eben nicht erreichbar ist. Das Beharren darauf, dass man alles erreichen könne, was man wolle, man man nur stark genug an sich glaube, kann leider auch bewirken, dass man sich damit den Weg für das realistisch Machbare versperrt.

Nichts gegen Visionen und Träume, aber ein Schuss Realismus sollte wohl schon noch dabei sein

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Am 5.7.2020 um 13:09 schrieb Ennasus:


:) Ja.
Und zu den Resilienzfaktoren würde dann noch gehören, die Kraft zu haben, trotz Scheiterns nicht aufzugeben und weiter zu gehen. 

 

Was sollte trotz Scheiterns nicht aufgegeben werden?

Natürlich sollte ein Paar z.B. beim Scheitern seiner Beziehung nicht das Leben aufgeben, sondern weiter leben.

Aber es sollte irgendwann für die eigene Gesundheit besser sich das Scheitern eingestehen und die Beziehung aufgeben, anstatt sich gegenseitig krank und kaputt zu machen.

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vor 15 Minuten schrieb Die Angelika:

 

Was sollte trotz Scheiterns nicht aufgegeben werden?

Natürlich sollte ein Paar z.B. beim Scheitern seiner Beziehung nicht das Leben aufgeben, sondern weiter leben.

Aber es sollte irgendwann für die eigene Gesundheit besser sich das Scheitern eingestehen und die Beziehung aufgeben, anstatt sich gegenseitig krank und kaputt zu machen.


So konkret habe ich das gar nicht sagen wollen und könnte ich es auch nicht sagen.
Sondern ganz allgemein: Es ist ein Resilienzfaktor, wenn man die Ressourcen hat, in einer Situation des Scheiterns (auch des Scheiterns einer Beziehung) nicht resignieren zu müssen, sondern sich die Hoffnung bewahren kann und das Vertrauen, dass es sinnvoll ist, sich nicht aufzugeben. 
(Was im Einzelfall "weiter gehen" heißt, das muss man jeweils konkret suchen und verstehen wollen. Bei der einen Beziehung bedeutet es vielleicht, dass man den Mut haben muss, auf Distanz zu gehen, bei der anderen, dass man die Kraft aufbringen muss, trotz Mangel und ohne zu wissen, wohin es führt, auszuhalten und zu bleiben.)
 

bearbeitet von Ennasus
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vor 12 Minuten schrieb Ennasus:


So konkret habe ich das gar nicht sagen wollen und könnte ich es auch nicht sagen.
Sondern ganz allgemein: Es ist ein Resilienzfaktor, wenn man die Ressourcen hat, in einer Situation des Scheiterns (auch des Scheiterns einer Beziehung) nicht resignieren zu müssen, sondern sich die Hoffnung bewahren kann und das Vertrauen, dass es sinnvoll ist, sich nicht aufzugeben. 
(Was im Einzelfall "weiter gehen" heißt, das muss man jeweils konkret suchen und verstehen wollen. Bei der einen Beziehung bedeutet es vielleicht, dass man den Mut haben muss, auf Distanz zu gehen, bei der anderen, dass man die Kraft aufbringen muss, trotz Mangel und ohne zu wissen, wohin es führt, auszuhalten und zu bleiben.)
 

 

Fettung von mir

Ich denke, das ist der springende Punkt.

Ich kann in meinem Leben nicht alles erreichen, was ich für mich als wünschenswert definiere. Wenn mir das nicht gelingt, dann ist es eben so. Deshalb muss ich aber noch lange nicht mich selbst aufgeben, mich für einen Versager halten. Ich habe einen Selbstwert, der völlig unabhängig von dem ist, was da so alles um mich herum ist.

Dass es natürlich schwer ist, sich selbst für wertvoll zu erachten, wenn alles misslingt, was man für sich als wünschenswert definiert hat, dürfte eingängig sein.

Dass es außerdem jede Menge Menschen gibt, die aufgrund der äußeren Umstände gut daran tun, ihre Ziele nicht zu hoch zu stecken, ist wohl auch kein Pessimismus, sondern schlichtweg Realismus.

Wenn der junge Flüchtling aus Guinea, der Analphabet ist, vor mir sitzt und mir erklärt, dass er Arzt werden will, dann wird es wenig sinnvoll sein, ihm zu sagen, dass er alles erreichen kann, wenn er es nur stark genug will.

Wenn der Syrer, der gerade mal zwei Jahre in Deutschland ist und A2-Niveau in der deutschen Sprache hat, auf eine Fachoberschule gehen will, dann ist es mMn fahrlässig, ihn darin zu bestärken. Ihm zu erklären, dass er das probieren könne, halte ich für schon fast zynisch. Denn da ist das Scheitern vorprogrammiert. Deshalb ist er aber nicht ein Nichts. Er kann so vieles andere versuchen, wo er eine echte Chance hat. Aber er kann eben nicht alles erreichen, was er nur hartnäckig genug verfolgt und will und an sich selbst glaubt.

 

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vor 10 Stunden schrieb Die Angelika:

 

Fettung von mir

Ich denke, das ist der springende Punkt.

Ich kann in meinem Leben nicht alles erreichen, was ich für mich als wünschenswert definiere. Wenn mir das nicht gelingt, dann ist es eben so. Deshalb muss ich aber noch lange nicht mich selbst aufgeben, mich für einen Versager halten. Ich habe einen Selbstwert, der völlig unabhängig von dem ist, was da so alles um mich herum ist.

Dass es natürlich schwer ist, sich selbst für wertvoll zu erachten, wenn alles misslingt, was man für sich als wünschenswert definiert hat, dürfte eingängig sein.

Dass es außerdem jede Menge Menschen gibt, die aufgrund der äußeren Umstände gut daran tun, ihre Ziele nicht zu hoch zu stecken, ist wohl auch kein Pessimismus, sondern schlichtweg Realismus.

Wenn der junge Flüchtling aus Guinea, der Analphabet ist, vor mir sitzt und mir erklärt, dass er Arzt werden will, dann wird es wenig sinnvoll sein, ihm zu sagen, dass er alles erreichen kann, wenn er es nur stark genug will.

Wenn der Syrer, der gerade mal zwei Jahre in Deutschland ist und A2-Niveau in der deutschen Sprache hat, auf eine Fachoberschule gehen will, dann ist es mMn fahrlässig, ihn darin zu bestärken. Ihm zu erklären, dass er das probieren könne, halte ich für schon fast zynisch. Denn da ist das Scheitern vorprogrammiert. Deshalb ist er aber nicht ein Nichts. Er kann so vieles andere versuchen, wo er eine echte Chance hat. Aber er kann eben nicht alles erreichen, was er nur hartnäckig genug verfolgt und will und an sich selbst glaubt.

 


Ja, das stimmt natürlich alles.

In der Resilienzforschung geht es dann darum, zu verstehen, warum der eine geflohene Mensch, der traumatisiert und als Analphabet und ohne ein Wort Deutsch zu sprechen, in der Flüchtlingsunterkunft ankommt, die Kraft aufbringt, sich durchzukämpfen und es ihm gelingt, 10 Jahre später vielleicht nicht gerade als Arzt, aber zumindest als Pflegefachkraft in einer Einrichtung zu arbeiten. Und warum der andere mit denselben Ausgangsbedingungen 10 Jahre später noch immer Sozialhilfeempfänger ist und arbeitslos in einer Obdachlosenunterkunft wohnt. 

Man weiß inzwischen, dass sich die Resilienz eines Menschen aus dem Verhältnis zwischen Risiko- und Schutzfaktoren bestimmt und kennt solche Schutzfaktoren. Dazu gehören soziale und personale Ressourcen.
Man sieht z.B., dass Kinder, die belastende Kindheitserfahrungen halbwegs gut überstanden haben, mindestens eine Person in ihrer Umgebung hatten, die sich ihnen liebevoll, unterstützend und wertschätzend zugewandt hat. Zu den personalen Resilienzfaktoren in der Kindheit gehört auch eine hohe Effizienzerwartung: Resiliente Kinder gehen davon aus, dass sie selbst bzw. ihr Handeln ihre Situation und die Ereignisse beeinflussen können. Sie sehen und bewerten Situationen aber realistisch und erkennen und akzeptieren auch, wenn eine Situation faktisch nicht beeinflussbar ist. Sie haben eine hohe Sozialkompetenz und nützen diese Fähigkeit auch, um sich Unterstützung durch andere zu holen, wenn sie sie brauchen.

Man weiß auch, dass Resilienz nichts ist, das man einmal hat oder nicht hat und dass das für immer so bleibt, sondern: Resilienz kann man kultivieren. Sie hat mit Entwicklung zu tun und wird durch Visionen und Ausdauer und Stehvermögen begünstigt. Auch die Bereitschaft, sich Zeit für eine Gesundung zu lassen und Geduld mit sich zu haben ohne die Hoffnung auf eine Verbesserung der Situation aufzugeben, ist ein Resilienzfaktor. Dass sie mit Entwicklung zu tun hat, zeigt eine weitere Erkenntnis der Resilienzforschung: Auch Personen, die als Heranwachsende noch schwer gestört waren, konnten als Erwachsene die Kraft entwickeln, ihr Leben positiv zu gestalten.
Ein wichtiger sozialer Faktor zur Erholung von belastenden Erfahrungen im Erwachsenenleben ist außerdem ein tragfähiges soziales Netz: Auch resiliente Menschen brauchen es, dass man sie an ihre Stärke erinnert, und die weniger Resilienten profitieren von jemandem, der an sie glaubt und sie beim Erfahren von Selbstwirksamkeit unterstützt und ihnen zutraut, dass sie ihr Leben wieder in den Griff bekommen.

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Zum Thema externe/interne Motivation, das hier zwischenzeitlich aufkam, hat mir mein Mentor eine Geschichte erzählt.

 

In Costa Rica, wo es sehr viele Menschen gibt, die von der Hand in den Mund leben oder teilweise einfach so im Jungel leben, hatte eine linksgerichtete Regierung Häuser bauen lassen und mit viel Geld für viele Angebote gesorgt, damit Menschen aus der Armut rauskommen. Das Angebot wurde gut und gerne angenommen. Doch bereits nach wenigen Jahren waren die Häuser völlig heruntergekommen. Die meisten Menschen lebten wieder mit einem Lebensstandard, der vergleichbar zu vorher war. 

 

Dann kamen ein paar christliche Pastoren nach Costa Rica, die den Menschen verkündigten, dass Gott einen Ausweg aus der Armut kennen würde. Diese Pastoren hatten nicht die finanziellen Mittel, um den Menschen wirklich materiell zu helfen. Aber einige tausend Menschen haben sich dieser Botschaft zugewandt. Und ca. 90% der Menschen, die das angenommen haben, haben es innerhalb von 3(!) Jahren geschafft, sich von armen Habenichtsen auf legale Weise dahin zu entwickeln, ein eigenes selbstgebautes Haus und ein eigenes Auto zu haben und ein normales kleinbürgerliches Leben führen zu können.

 

Mein Mentor meinte dazu, dass er nichts grundsätzlich gegen Unterstützung oder Hilfen hätte, aber dass das alles nicht helfen könne, solange Menschen noch den Jungel im Herzen tragen und dass das Potenzial aus dem Segen Gottes mit der Kraft aus dem Inneren durch Glauben und Zuversicht größer sei als die Chancen, die der Staat den Menschen durch bessere Rahmenbedingungen ermöglichen könne.

bearbeitet von duesi
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vor einer Stunde schrieb duesi:

... ein normales kleinbürgerliches Leben

 

Diese Erzählungen im Duktus der "prosperity gospel" haben meiner Meinung nach wenig mit dem Evangelium zu tun.

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