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Wozu gibt es eine katholische Pfarrei


rorro

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vor 24 Minuten schrieb rorro:

Nun, über das persönliche Verhältnis zu Gott gibt die Kirche keine Lehrmeinung vor. Was sie allerdings lehrt, ist, daß es Wahrheit unabhängig von der Erfahrung des Einzelnen gibt. Auch wenn mich die Erfahrung lehrt, daß die Sonne auf- und untergeht und wir das bis heute so sagen, ohne daß es jemanden massiv stört - schließlich bildet es unsere Erfahrung sprachlich ab - ist es falsch. 

 

Nein, es ist nicht „falsch“, sondern höchstens sehr aus einer bestimmten Perspektive betrachtet. Falsch wird es erst, wenn man daraus den Schluß zieht, daß die Sonne sich auf einer Bahn um die Erde bewege. Da wissen wir seit Kepler, daß sie Erde sich auf einer elliptischen Bahn um die Sonne bewegt. Aber auch das ist keine „Wahrheit“, sondern ein vereinfachtes Modell. Wahrheit ist es höchstens im umgangssprachlichen Sinne. Eine „unveränderliche, absoluten Wahrheit“ ist keine unserer Vorstellungen außerhalb von Mathematik oder Logik, und die sind absichtlich dafür konstruierte, menschengemachte Symbolsysteme.

 

Aber das Problem, um das es hier geht, ist noch ein anderes, nämlich die angebliche Analogie zwischen physikalischen und religiösen Vorstellungen. Physikalische Modelle lassen sich in der Regel empirisch überprüfen (wenn nicht, sind sie Fantasien im Gewande der Physik, nicht mehr). Religiöse Vorstellungen sind aber vom Prinzip her metaphysisch, und damit einer Überprüfung nicht zugänglich. Deshalb gibt es ja auch so viele verschiedene, und ist die Suche nach einer über den eigenen Glauben hinausgehenden Begründung so sinnlos. Ob ich mich dabei auf meinen persönlichen Glauben verlasse, oder mir den Glauben eines Glaubensvereins zu eigen mache, jedesmal verlasse ich mich auf den Glauben eines Menschen, einmal auf meine, das andere Mal auf den von anderen. An der Qualität (oder Nicht-Qualität) der Begründung ändert sich nichts. 

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vor 3 Minuten schrieb Lothar1962:

Sobald aber für die Wahrheitsbestimmung eine metaphysische Grundlage da sein muss, die von der gleichen Kirche kommt, wird es problematisch. Vor allem dann, wenn die anderen zu anderen Ergebnissen kommen. Dann ist es einfach eine implizite Absicherung der eigenen Sichtweise. Kann man teilen, muss aber nicht. Ist mir einfach nicht evident genug.

 

Für Religion gibt es keine Evidenz. Oder genauer gesagt (für all die Erbsenzähler da draußen): Alle Versuche, eine solche Evidenz zu zeigen (umgangssprachlich „Gottesbeweise“ genannt) sind gescheitert. Also können wir bis zum Beweis des Gegenteils davon ausgehen, daß es eine solche Evidenz nicht gibt.

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vor einer Stunde schrieb Marcellinus:

Nein, es ist nicht „falsch“, sondern höchstens sehr aus einer bestimmten Perspektive betrachtet. Falsch wird es erst, wenn man daraus den Schluß zieht, daß die Sonne sich auf einer Bahn um die Erde bewege.

 

Genau das tut ja die Wortwahl, wenn man sagt, daß die Sonne etwas tue, wie auf- oder untergehen.

 

vor einer Stunde schrieb Marcellinus:

Wahrheit ist es höchstens im umgangssprachlichen Sinne.

 

Du hast diesen "Sinn" schon mehrfach herabgesetzt - ich konnte dem nie folgen.

 

vor einer Stunde schrieb Marcellinus:

Eine „unveränderliche, absoluten Wahrheit“ ist keine unserer Vorstellungen außerhalb von Mathematik oder Logik, und die sind absichtlich dafür konstruierte, menschengemachte Symbolsysteme.

 

Diesem Axiom folge ich ebensowenig, denn mehr als das ist es nicht.

 

vor einer Stunde schrieb Marcellinus:

Aber das Problem, um das es hier geht, ist noch ein anderes, nämlich die angebliche Analogie zwischen physikalischen und religiösen Vorstellungen. Physikalische Modelle lassen sich in der Regel empirisch überprüfen (wenn nicht, sind sie Fantasien im Gewande der Physik, nicht mehr). Religiöse Vorstellungen sind aber vom Prinzip her metaphysisch, und damit einer Überprüfung nicht zugänglich. Deshalb gibt es ja auch so viele verschiedene, und ist die Suche nach einer über den eigenen Glauben hinausgehenden Begründung so sinnlos. Ob ich mich dabei auf meinen persönlichen Glauben verlasse, oder mir den Glauben eines Glaubensvereins zu eigen mache, jedesmal verlasse ich mich auf den Glauben eines Menschen, einmal auf meine, das andere Mal auf den von anderen. An der Qualität (oder Nicht-Qualität) der Begründung ändert sich nichts. 

 

Das ist für mich kein "Problem". Natürlich ist meine Überzeugung, wie Naja korrekterweise behauptete, genauso "willkürlich" wie die von Lothar.

 

Mir geht es um die Begründungen des Einzelnen. Ich suche keinen Applaus oder Zustimmung für meine Überzeugung noch ist es meine Absicht, die Überzeugung anderer niederzumachen. Jeder hat seine und das ist auch okay so. Ich kann ja auch mit den Irrtümern anderer gut leben. ;) (Zumindest hierzulande und noch)

 

Ich will andere verstehen und gebe es zu, wenn ich die Begründung dann nicht nachvollziehen kann (auch wieder ein höchst individueller Prozess).

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vor einer Stunde schrieb rorro:
Zitat

Eine „unveränderliche, absoluten Wahrheit“ ist keine unserer Vorstellungen außerhalb von Mathematik oder Logik, und die sind absichtlich dafür konstruierte, menschengemachte Symbolsysteme.

 

Diesem Axiom folge ich ebensowenig, denn mehr als das ist es nicht.

 

Doch, es ist mehr als das, und das läßt sich auch zeigen.

 

Wahrheit ist ein sprachliches Symbol für „absolute, bedingungslose Richtigkeit“ innerhalb eines bipolaren Bewertungsschemas [wahr;falsch]. 

 

Die Wahrheit einer Aussage kann nur festgestellt werden durch die Rückführung mittels logischer Operationen auf eine oder mehrere andere, ihrerseits wahre Aussagen. In der Mathematik oder Logik, beides menschengemachte Symbolsysteme, die genau für den Zweck konstruiert sind, wahre Aussagen hervorzubringen, sind dies Axiome. 

 

Das Problem von Aussagen außerhalb von Mathematik oder Logik ist, daß diese Aussagen zwar auch menschengemachte Symbole sind, aber Zusammenhänge zu beschreiben versuchen, der eben nicht aus diesen Symbolen bestehen. Bei Aussagen über empirische Zusammenhänge kommt hinzu, daß es in der empirischen Wirklichkeit keine Axiome gibt, und bei metaphysischen Aussagen noch zusätzlich daß es keine Empirie gibt. Damit kann man so viele Sätze ableiten, wie man will, immer ergibt sich das Problem des infiniten Regresses

 

Karl Popper schreibt dazu:

 

„Das alte Wissenschaftsideal, das absolut gesicherte Wissen (episteme), hat sich als Idol erwiesen. Die Forderung der Wissenschaftlichen Objektivität führt dazu, daß jeder wissenschaftliche Satz vorläufig ist. Er kann sich wohl bewähren - aber jede Bewährung ist relativ, eine Beziehung, eine Relation zu anderen, gleichfalls vorläufigen Sätzen. Nur in unseren subjektiven Überzeugungserlebnissen, in unserem Glauben können wir absolut sicher sein." (Karl Raimund Popper, Logik der Forschung, Tübingen 1984, S. 225)

 

Und weiter ...

 

„Das ummittelbar Erlebte ist subjektiv und absolut […] Die objektive Welt hingegen, welche die Naturwissenschaft rein herauszukristallisieren sucht, [..] ist notwendigerweise relativ […] Dieses Gegensatzpaar: subjektiv -absolut und objektiv - relativ scheint mir eine der fundamentalsten erkenntnistheoretischen Einsichten zu enthalten, die man aus der Naturforschung ablesen kann. Wer das Absolute will, muß die Subjektivität, die Ichbezogenheit, in Kauf nehmen; wen es zum Objektiven drängt, der kommt um das Relativitätsproblem nicht herum.“

(Hermann Weyl, Philosophie der Mathematik und Naturwissenschaft, 1966, S. 150f, zitiert bei Karl Raimund Popper, Logik der Forschung, Tübingen 1984, S. 75)

 

Man könnte auch sagen, daß uns „die Wahrheit“ (außerhalb von Mathematik  und Logik) nicht zur Verfügung steht, weil es im allgemeinen Fall unmöglich ist, alle möglichen Implikationen einer Aussage zu beweisen, vielmehr jeder unserer Begriffe zu neuen Fragen führt.

 

Anders verhält es sich dagegen mit der Falschheit von Aussagen, für deren Nachweis schon ein einziger Widerspruch, eine Widerlegung reicht. So kennen wir sicherlich nicht „die Wahrheit“ über unser Sonnensystem im Sinne eines umfassenden, absoluten und endgültigen Wissens, aber daß die Vorstellung, die Sonne kreise um die Erde, absolut und endgültig falsch ist, das ist sicher. Vielleicht ist das überhaupt der Kern unseres Wissensfortschritts, nicht daß wir immer mehr wissen, denn alles unser Wissen ist nur vorläufig, sondern daß wir von immer mehr Vorstellungen sicher wissen, daß sie falsch sind. 

bearbeitet von Marcellinus
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vor 45 Minuten schrieb Marcellinus:

Die Wahrheit einer Aussage kann nur festgestellt werden durch die Rückführung mittels logischer Operationen auf eine oder mehrere andere, ihrerseits wahre Aussagen.

 

Nein. Die Wahrheit einer Aussage kann so nur nachvollzogen(!) werden. Eine wahre Aussage wird aber nicht durch die mögliche Deduzierbarkeit wahr, sondern sie ist es oder nicht.

 

Für Dich gibt es jenseits des "alltäglichen" Gebrauchs, den Du deswegen auch stricte sensu dafür ablehnst, keine Wahrheit außerhalb deduzierbarer Aussagen.

 

Das wiederum ist eine Überzeugung, die selbst nicht ableitbar ist. :P

bearbeitet von rorro
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vor 49 Minuten schrieb Marcellinus:

daß jeder wissenschaftliche Satz vorläufig ist

 

Welche Kriterien muss ein Satz erfüllen, um beanspruchen zu dürfen, ein wissenschaftlicher Satz zu sein?

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vor 8 Minuten schrieb Abaelard:

 

Welche Kriterien muss ein Satz erfüllen, um beanspruchen zu dürfen, ein wissenschaftlicher Satz zu sein?

 

Ein Satz innerhalb von theoretisch-empirischen Wissenschaften, der ein Modell beobachtbarer Zusammenhänge beschreibt. 

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vor 20 Minuten schrieb rorro:

Die Wahrheit einer Aussage kann so nur nachvollzogen(!) werden. Eine wahre Aussage wird aber nicht durch die mögliche Deduzierbarkeit wahr, sondern sie ist es oder nicht.

 

Und weil das so ist, gibt es so viele verschiedene „Wahrheiten“. Die sich auch gern mal widersprechen. Hauptsache, es findet sich jemand, der daran glaubt. Und genau das ist „Wahrheit“: eine Glaubenssache. 

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MMn verliert der Bereich der Religion viel von seiner Erhabenheit, wenn er in die Niederungen des Forschungsbetriebs herabgezogen wird. Im Kernbereich einer religiösen Lehre gibt es m.E. nichts auf Wahrheit oder Unwahrheit zu erforschen. Dieser Bereich ist und bleibt eine höchstpersönliche und bis auf weiteres unerforschbare Angelegenheit der Gläubigen.

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vor 3 Stunden schrieb Marcellinus:

Ein Satz innerhalb von theoretisch-empirischen Wissenschaften, der ein Modell beobachtbarer Zusammenhänge beschreibt. 

 

Nicht dass ich deine Erklärung für falsch halte, aber sie stellt mich nicht wirklich zufrieden.

Ich hab  einmal gelernt, es sei ein Gesetz der Logik, dass man Gleiches nicht mit Gleichem erklären kann.

 

Also, ein Papa Marcellinus darf seiner Tochter, die ihn fragt "Du Papi, was ist denn ein Pilz?" nicht mit der vermeintlichen Erklärung kommen: "Ein Pilz ist ein Pilz mit weichem Fruchtfleischstiel und einer runden Kappe."

 

Dein Definitionsmuster scheint diesem Fehler zu erliegen:

"Ein (wissenschaftlicher) Satz ist ein Satz innerhalb von .... Wissenschaften"

 

Mein Frageinteresse zielt aber gar nicht so sehr darauf, welche Sätze als wissenschaftlich durchgehen können und welche nicht.

Kriterien, die Wissenschaftstheoretiker aufstellen, beruhen ein Stück weit auf Definitionsvereinbarung:

Der eine meint, bereits eine schöpferische Hypothese sei "wissenschaftlich" zu nennen, andere sprechen sich dafür aus, erst dann von Wissenschaft zu sprechen, wenn sich die Hypothese in Experimenten bewährt hat etc.

 

Vielmehr möchte ich gern deinen Begriff von Wahrheit verstehen.

Wie würdest du "Wahrheit" anhand der klassischen Definitionsdefinition definieren:

"Omnis definitio fit per genus proximum  et differentiam specificam."

 

Jede Definition geschieht, indem die Gattung bestimmt wird, zu welcher das zu Definierende gehört, und indem der artbildende Unterschied bestimmt wird, der das zu Definierende von den anderen Arten innerhalb der selben Gattung unterscheidet.

 

Beispiel: Homo est animal rationale. 

 

"animal" = genus proximum, also die allgemeine Klasse, die Gattung, zu welcher die zu definierende Größe gehört

"rationale" = differentia specifica, also die Angabe des artbildenden Unterschiedes

 

Die klassische Wahrheitsdefinition ist vermutlich ohnedies vielen bekannt:

veritas est adaequatio rei et intellectus   

 

veritas: definiendum

adaequatio: genus proximum

rei et intellectus: differentia specifica

 

 

 

 

bearbeitet von Abaelard
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vor 1 Minute schrieb Abaelard:

Dein Definitionsmuster scheint diesem Fehler zu erliegen:

"Ein (wissenschaftlicher) Satz ist ein Satz innerhalb von .... Wissenschaften"

 

Nur wenn du übersiehst, daß Wissenschaften ein sozialer Prozeß sind, und ein wissenschaftliche Leistung der Anerkennung durch die anderen Wissenschaftler bedarf. Aber das ist nichts, was man in wenigen Worten erklären kann, sondern Gegenstand der Wissenssoziologie, und dafür ist es mir heute Abend echt zu heiß. Mir war es nur erst einmal wichtig, darauf hinzuweisen, daß wissenschaftliche Sätze nicht im luftleeren Raum schweben, sondern einstehen und bewertet werden innerhalb einer wissenschaftlichen Community.

 

vor 6 Minuten schrieb Abaelard:

Vielmehr möchte ich gern deinen Begriff von Wahrheit verstehen.

 

Ebenfalls im Sinne der Wissenssoziologie. Der Wahrheitsbegriff ist nichts Statisches, sondern hat sich im Laufe der Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende entwickelt und verändert. Das Einzige, was unverändert geblieben ist, ist, daß er für etwas Absolutes, Unveränderliches steht, darin übrigens dem Gottesbegriff der Monotheisten nicht unähnlich, mit dem zusammen er auch oft auftritt. 

 

Eine Bemerkung noch: Für diese Diskussionen wäre es sicherlich sinnvoll, sich auch noch über die Begriffe „Religion“ und „Philosophie“ im Unterschied zu den Wissenschaften zu verständigen. Denn diese Bereiche gehen hier in der Debatte munter durcheinander.

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vor 3 Stunden schrieb Marcellinus:

Und genau das ist „Wahrheit“: eine Glaubenssache. 

 

Du sagst damit, dass der oben zitierte Satz - dein Satz - Glaubenssache ist.

 

Denn du sagst uns diesen Satz ja nur, weil du ihn für die Wahrheit hältst. Und Wahrheit wiederum ist Glaubenssache, wie du eben beteuert hast.

 

Das aber heißt, dass du in diesem Forum als Glaubenslehrer unterwegs bist.

Willkommen im Klub!

bearbeitet von Abaelard
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vor 19 Minuten schrieb Abaelard:

Denn du sagst uns diesen Satz ja nur, weil du ihn für die Wahrheit hältst


Das ist eine Unterstellung, die du belegen oder lassen solltest. 

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vor 3 Minuten schrieb Marcellinus:

Das ist eine Unterstellung, die du belegen oder lassen solltest. 

 

Wie soll ich das jetzt verstehen?

 

Du beanspruchst für deinen Satz [Und genau das ist „Wahrheit“: eine Glaubenssache] keine Wahrheit?

 

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vor 8 Minuten schrieb Abaelard:

 

Du beanspruchst für deinen Satz [Und genau das ist „Wahrheit“: eine Glaubenssache] keine Wahrheit?


Richtig! Für keinen meiner Sätze! Erstaunt?

 

 

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vor 1 Minute schrieb Marcellinus:

Richtig! Für keinen meiner Sätze! Erstaunt?

 

ja, erstaunt!

Und warum äußerst du dann die Forderung, ich solle etwas belegen oder unterlassen, wenn du ohnehin keinen Wahrheitsanspruch erhebst?

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vor 7 Minuten schrieb Abaelard:

 

ja, erstaunt!

Und warum äußerst du dann die Forderung, ich solle etwas belegen oder unterlassen, wenn du ohnehin keinen Wahrheitsanspruch erhebst?


Weil zwischen „wahr“ und „beliebig“ ein ganzes Universum passt!

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vor 4 Stunden schrieb Marcellinus:

 

Und weil das so ist, gibt es so viele verschiedene „Wahrheiten“. Die sich auch gern mal widersprechen. Hauptsache, es findet sich jemand, der daran glaubt. Und genau das ist „Wahrheit“: eine Glaubenssache. 

 

Es ist eine Glaubenssache eine Aussage als wahr anzuerkennen oder nicht, nicht jedoch der Aussageinhalt selbst. Das hat auch nichts mit Religion zu tun, auch wenn das dort ebenso Anwendung findet. Eben nicht nur dort.

 

Wie schon erwähnt: entweder hatte ich einen Urgroßvater, der Linkshänder war oder eben nicht. Das ist sogar unabhängig davon wahr oder falsch, ob jemand diese Behauptung drei Generationen später mal aufstellt. Die Behauptung erschafft hier nichts, sie wirkt nur retrospektiv.

 

Der Glaubensakt betrifft nicht die Aussage selbst, sondern das Verhältnis des Menschen zu ihr. Das trennst Du nicht scharf genug (bzw. überhaupt nicht).

bearbeitet von rorro
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vor 4 Minuten schrieb rorro:

Wie schon erwähnt: entweder hatte ich einen Urgroßvater, der Linkshänder war oder eben nicht.

 

Ich zitiere ja nur ungern die Bild-Zeitung, aber in einem hatte sie recht: Jede Wahrheit braucht einen, der sie ausspricht. Wahrheit ist ein ideologisches Kriterium. Die Welt selbst ist nicht schwarz-weiß. Erst unsere Vorstellungen von ihr machen sie dazu. Vielleicht war also dein Großvater weder Rechts- noch Linkshänder. 

 

Aber selbst wenn du das ignorierst, sollte auch dir auffallen, daß deine Beispiele verdächtig simpel sind. Für jede Aussage, die die Wahrheitsfrage wirklich verdient, gibt es eine Myriade von Möglichkeiten. Dein Entweder-Oder nützt dir da rein gar nichts. Der Glaubensakt trifft also auch die Aussage selbst, denn wie gesagt: jede Aussage braucht einen, der sie aussagt. 

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vor 47 Minuten schrieb Marcellinus:

 

Ich zitiere ja nur ungern die Bild-Zeitung, aber in einem hatte sie recht: Jede Wahrheit braucht einen, der sie ausspricht. Wahrheit ist ein ideologisches Kriterium. Die Welt selbst ist nicht schwarz-weiß. Erst unsere Vorstellungen von ihr machen sie dazu. Vielleicht war also dein Großvater weder Rechts- noch Linkshänder. 

 

Aber selbst wenn du das ignorierst, sollte auch dir auffallen, daß deine Beispiele verdächtig simpel sind. Für jede Aussage, die die Wahrheitsfrage wirklich verdient, gibt es eine Myriade von Möglichkeiten. Dein Entweder-Oder nützt dir da rein gar nichts. Der Glaubensakt trifft also auch die Aussage selbst, denn wie gesagt: jede Aussage braucht einen, der sie aussagt. 

 

"Verdächtig simpel"? Natürlich sind sie simpel, denn sie zeigen das, worum es geht. Wieso soll eine einfache Aussage die Wahrheitsfrage nicht "verdienen"? Und wieso bringst Du da einen persönlichen Nutzen rein? Davon rede ich doch gar nicht.

 

Wenn mein Urgroßvater weder Links- noch Rechtshänder war, ist die Behauptung übrigens falsch.

 

Und der BILD-Zeitung stimme ich nicht zu. Mich wundert es, daß Du es tust. Die Wahrheit braucht erst einmal gar nichts, da sie nicht unreligiös betrachtet keine Person ist. Und eine Wahrheit ist einfach da, auch wenn sie keiner kennt. Die Planeten des Sonnensystems (bzw. die Materie, die wir Planeten nennen), gab es auch schon, bevor wir sie kannten. So ist es auch mit dem Inhalt von Aussagen - sie entstehen nicht zwingend durch die Aussagen, solange diese nur beschreiben.

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vor 16 Stunden schrieb rorro:

Und eine Wahrheit ist einfach da, auch wenn sie keiner kennt.

 

Auch wenn ich kein Erkenntnistheoretiker bin, erlaube ich mir dennoch die Frage, ob vielleicht die Unterscheidung von "Wirklichkeit" und "Wahrheit" hilfreich sein könnte.

 

Konstruieren wir als Beispiel einen Baum, der im Wald umknickt. Nirgendwo, weder im Himmel noch auf Erden,  gibt es irgendein Wesen, das dieses Umknicken wahrgenommen hat.

 

Dann schiene es mir korrekt, zu sagen: Das Umknicken dieses Baumes ist eine Wirklichkeit.

Damit eben diese Wirklichkeit zu einer Wahrheit werden kann, braucht es mindestens  e i n  wahrnehmendes Wesen.

 

Denn der Begriff Wahrheit bezeichnet zumindest nach der klassischen Definition eine Relation, die Übereinstimmung von Verstand und Sache:

veritas est adaequatio rei et intellectus.

 

bearbeitet von Abaelard
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vor einer Stunde schrieb Abaelard:

Auch wenn ich kein Erkenntnistheoretiker bin, erlaube ich mir dennoch die Frage, ob vielleicht die Unterscheidung von "Wirklichkeit" und "Wahrheit" hilfreich sein könnte.

 

Das ist der eine Punkt.

 

Zitat

Damit eben diese Wirklichkeit zu einer Wahrheit werden kann, braucht es mindestens  e i n  wahrnehmendes Wesen.

Denn der Begriff Wahrheit bezeichnet zumindest nach der klassischen Definition eine Relation, die Übereinstimmung von Verstand und Sache:

veritas est adaequatio rei et intellectus.

 

Das ist der andere. Genau an dieser „Übereinstimmung von Verstand und Wirklichkeit“ scheitert der Wahrheitsbegriff, Der Nobelpreisträger Herbert Simon prägte dazu den Begriff der «begrenzten Rationalität», begrenzt durch die Knappheit der Ressourcen «Zeit», «Information» und «kognitive Fähigkeiten».

 

Oder anders formuliert: Die Wirklickkeit ist um ein Unendliches vielfältiger (und fremder) als es je eine Vorstellung von uns sein könnte. So ist keine Funktion denkbar, die eine solche eineindeutige Zuordnung zwischen menschlichem Verstand und Wirklichkeit darstellen könnte.

 

Die Wirklichkeit gibt es zwar, aber wir waren noch nie da, nicht einmal auf Besuch. ;)

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vor 12 Minuten schrieb Marcellinus:

Die Wirklichkeit gibt es zwar, aber wir waren noch nie da, nicht einmal auf Besuch.

 

Ist ja gar nicht wahr! Du hast mich soeben via Internet besucht. Und ich bin so eine Wirklichkeit, "die es zwar gibt".

bearbeitet von Abaelard
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vor 29 Minuten schrieb Abaelard:
vor 36 Minuten schrieb Marcellinus:

Die Wirklichkeit gibt es zwar, aber wir waren noch nie da, nicht einmal auf Besuch.

 

Ist ja gar nicht wahr! Du hast mich soeben via Internet besucht. Und ich bin so eine Wirklichkeit, "die es zwar gibt".

 

Das ist ein Spruch, nicht mehr, aber eben zu gut, um ihn nicht zu zitieren! :D Gemeint ist damit, daß wir die Welt nicht so sehen, wie sie ist, sondern nur den Bruchteil, den wir zum Überleben brauchen; daß unsere Wahrnehmung sich im Zuge der Evolution angepaßt hat an die Notwendigkeiten des Überlebens, nicht der Erkenntnis.

bearbeitet von Marcellinus
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vor 1 Minute schrieb Marcellinus:

Gemeint ist damit, daß wir die Welt nicht so sehen, wie sie ist, sondern nur den Bruchteil

 

achsoooo,

 

das hab ich eigentlich immer schon gewusst. Da rennst du bei mir offene Türen ein 🙂

 

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