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Umgang mit religiösen Texten


Alfons

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vor 10 Minuten schrieb helmut:

marxistische Dialektik=widersprüche im wort und wahrnehmung, die durch fühlen und leben und entwicklung aufgehoben werden.

 

Könntest Du das konkreter und ausführlicher formulieren.

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vor 10 Minuten schrieb helmut:

marxistische Dialektik=widersprüche im wort und wahrnehmung, die durch fühlen und leben und entwicklung aufgehoben werden.


Ja? Das klingt zumindest so sehr ähnlich. Wobei bei der Symbolsprache ja eigentlich von vornherein gar kein Widerspruch gesehen wird, sondern einfach klar ist, dass alle diese Bilder auf verschiedenen Ebenen gleichzeitig wahr sind. Und dass mit Hilfe von Bildern aus der äußeren Wirklichkeit Dynamiken in der inneren Wirklichkeit gesagt werden. Immer verbunden mit implizitem Wissen über das "richtige" Wachsen des Individuums und der Menschheit.

Was steckt hinter der marxistischen Dialektik für ein Menschenbild? Wohin soll die Entwicklung gehen?

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vor 41 Minuten schrieb Ennasus:

Was steckt hinter der marxistischen Dialektik für ein Menschenbild? Wohin soll die Entwicklung gehen?

 

Oh, @Ennasus, wo bleibt die Bildung? Marx, Engels, Lenin, Stalin, Kommunismus - sagen dir diese Begriffe was?

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vor 10 Minuten schrieb Marcellinus:

 

Oh, @Ennasus, wo bleibt die Bildung? Marx, Engels, Lenin, Stalin, Kommunismus - sagen dir diese Begriffe was?


Ja, natürlich 😀.
Aber ich habe mich nie wirklich intensiv damit auseinander gesetzt.
Und fand es gerade interessant, von Helmut zu hören, welchen Unterschied zwischen einem christlichen und einem marxistischen Menschenbild er sieht.

(Zum Beispiel wäre ich beim Begriff "marxistische Dialektik" nie auf das gekommen, als was Helmut es beschreibt. Mein rudimentäres Vorwissen lässt mich da an ganz anderes denken).

bearbeitet von Ennasus
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vor 4 Minuten schrieb Ennasus:

Zum Beispiel wäre ich beim Begriff "marxistische Dialektik" nie auf das gekommen, als was Helmut es beschreibt.

 

Nicht nur du nicht! Und nein, es liegt nicht an dir! :D

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vor 2 Minuten schrieb Marcellinus:

 

Nicht nur du nicht! Und nein, es liegt nicht an dir! :D


Mag sein - aber herausfinden kann ich das nur, wenn ich nachfrage und zuhöre (jemandem, der dazu wesentlich mehr weiß als ich und eigene Erfahrung mit den Auswirkungen eines solchen Denkens hat) und mich dann - wenn es mich genug interessiert, noch einmal selber einlese und neu zu verstehen versuche.

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vor 17 Stunden schrieb Guppy:

 

 Es ist doch ziemlich klar zu erkennen, wo von "Blindheit" in einem allegorischen Sinn die Rede ist oder wo es um eine konkrete Beschreibung eines körperlichen Krankheitszustandes namens "Blindheit" geht, von dem ein Mensch durch Christus geheilt wurde.
 

 

Für wen ist das doch ziemlich klar zu erkennen? Für dich? Für mich? Für alle, die dir in deiner Erkenntnis zustimmen, oder für alle, die mir in meiner Erkenntnis zustimmen? Was ist, wenn ich es doch ziemlich klar an anderen Orten als du halte, dass dort von Blindheit in allegorischem Sinn gesprochen wird? Bin ich dann blind für die Erkenntnis oder bist du es?

 

Zitat

Oder nehmen wir die Stelle wo Jesus sagt:"Wenn euch euer Auge zur Sünde verführt, dann reisst es heraus und werft es weg. Es ist besser mit einem Auge in das Leben zu kommen als mit zwei Augen in die Hölle." Da ist ja klar, dass Jesus nicht wirklich meint, wir sollen uns ein Messer holen und uns das Auge aus dem Schädel puhlen, sondern es ist ganz klar allegorisch gemeint.

 

Wieso ist das klar?

Weil du es dir nicht vorstellen kannst, dass er das wirklich gemeint haben könnte? Also möglich ist das ja immerhin, dass man das tut. Wieso also soll das in der Bibel nicht wortwörtlich gemeint sein, wohingegen die Jungfrauengeburt wortwörtlich gemeint sein soll? Weil dich die Vorstellung des Augenausreißens schmerzt, die der Jungfrauengeburt dagegen nicht? Das wäre ja nun wirklich ziemlich subjektiv. Es soll Leute geben, denen die Vorstellung der Jungfrauengeburt solche Kopfschmerzen bereitet, dass sie sich überlegen, ihren Glauben aufzugeben, weil sie diesen Schmerz nicht ertragen. ISt es da nicht besser, sie vertrauen ohne Festhalten an einer wortwörtlichen Vorstellung von der Jungfrauengeburt ansonsten noch Gott?

 

 nimmst das mit den Augenausreißen nicht wörtlich, weil es dich vermutlich zweifeln ließe. Andererseits gestehst du anscheinend anderen nicht zu, dass sie andere Bibelstellen nicht wörtlich verstehen. Das ist selektiv und subjektiv.

 

Zitat

Studiosus, was genau lehrt die Kirche eigentlich dazu. Sind die Wunder Jesu nach Lehre der Kirche reale historische Ereignisse, bei denen Jesus Kraft seiner göttlichen Gewalt wirklich Gelähmte und Blinde geheilt und Tote auferweckt hat oder ist das alles gar nicht wirklich passiert und sind nur Symbole etc.? Was sagt die Kirche?

 

Du hattest auch mal die Jesus-Bücher von Papst Benedikt kurz genannt. Ich habe die leider noch nicht gelesen. Äussert der Papst sich da auch zu den Wundern? Und wenn ja, in welcher Weise legt er sie aus?

 

Papst Benedikt ist emeritierter Papst. Wenn du schon unbedingt eine Lehrautorität brauchst, dann übergehe nicht den aktuellen Papst.

Ich persönlich ohnehin der Meinung, dass dieser Papst nicht begriffen hat, welche gedanklichen Wege er mit seiner Emeritierung ermöglicht. Obwohl ich über diesen Paps in meiner rk Zeit nie sonderlich glücklich war, halte ich diesen seinen SChritt für inkonsequent. Wer die Papstwahl nicht für eine demokratische Wahl und das Amt nicht für ein weltliches Amt hält, kann sich mE nicht einfach mal so aus Altersgründen emeritieren lassen. Da war JP II konsequenter, auch wenn das für die sog. Welt unverständlicher war. Papst Benedikt handelte mit seiner Emeritierung äußerst zeitgeistig, was er ansonsten so gerne verurteilt hat

bearbeitet von Die Angelika
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vor 13 Stunden schrieb Studiosus:

Kriterien historischer und literarischer Plausibilität

 

Und es wäre nach diesen Kriterien plausibel, die Jungfrauengeburt so wie  Guppy zu verstehen?

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vor 23 Minuten schrieb Ennasus:
vor 30 Minuten schrieb Marcellinus:

Nicht nur du nicht! Und nein, es liegt nicht an dir! :D


Mag sein - aber herausfinden kann ich das nur, wenn ich nachfrage und zuhöre (jemandem, der dazu wesentlich mehr weiß als ich und eigene Erfahrung mit den Auswirkungen eines solchen Denkens hat) und mich dann - wenn es mich genug interessiert, noch einmal selber einlese und neu zu verstehen versuche.

 

In diesem Fall würde wahrscheinlich schon Wiki („Materialistische Dialektik“) helfen, um zu erkennen, daß wir es hier mit einer helmut‘schen Spezialdialektik zu tun haben, für die es ein viel treffenderes Wort gibt: „Subjektivismus“. ;)

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vor 28 Minuten schrieb Ennasus:

und mich dann - wenn es mich genug interessiert, noch einmal selber einlese und neu zu verstehen versuche.

 

Zu Marx und seiner Dialektik sind fast so viele Bücher geschrieben worden wie über die Bibel. Man kann sich in wenigen Stunden einen Überblick verschaffen, aber es ist auch in Jahren unmöglich, so viel zu lesen, um einen Gläubigen zu überzeugen. ;)

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vor 6 Minuten schrieb Ennasus:


Ja? Das klingt zumindest so sehr ähnlich. Wobei bei der Symbolsprache ja eigentlich von vornherein gar kein Widerspruch gesehen wird, sondern einfach klar ist, dass alle diese Bilder auf verschiedenen Ebenen gleichzeitig wahr sind. Und dass mit Hilfe von Bildern aus der äußeren Wirklichkeit Dynamiken in der inneren Wirklichkeit gesagt werden. Immer verbunden mit implizitem Wissen über das "richtige" Wachsen des Individuums und der Menschheit.

Was steckt hinter der marxistischen Dialektik für ein Menschenbild? Wohin soll die Entwicklung gehen?

da steckt ein materialistisches menschenbild dahinter. seine religionskritik zeigt es. das ist aber nicht das entscheidende. es ist eine denkmethode zur erforschung von dingen und gedanken in ihrer widersprüchlichkeit.

beispiele wären heute die beziehungen zwischen vergangenem und heutigem christentum und ideen für die zukunft.

oder das leben im heute aus eigener erkenntnis und autoritärer hierarchie.

oder die wunderbare vereinbarkeit unterschiedlichster welten, die kaum zur kritik oder ergänzung herausfordern.

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vor einer Stunde schrieb Marcellinus:

 

Oh, @Ennasus, wo bleibt die Bildung? Marx, Engels, Lenin, Stalin, Kommunismus - sagen dir diese Begriffe was?

stalin hat mit marxismus soviel zu tun wie "echte" priester mit jesu leben.

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vor 1 Minute schrieb helmut:

da steckt ein materialistisches menschenbild dahinter. seine religionskritik zeigt es. das ist aber nicht das entscheidende. es ist eine denkmethode zur erforschung von dingen und gedanken in ihrer widersprüchlichkeit.

beispiele wären heute die beziehungen zwischen vergangenem und heutigem christentum und ideen für die zukunft.

oder das leben im heute aus eigener erkenntnis und autoritärer hierarchie.

oder die wunderbare vereinbarkeit unterschiedlichster welten, die kaum zur kritik oder ergänzung herausfordern.


Ich habe gerade den Link von Marcellinus überflogen (mehr Zeit habe ich im Moment nicht) und muss gestehen, dass ich auf Anhieb nicht wirklich viel verstehe.
Vermutlich müsste ich das als "Denkmethode" einmal selbst anwenden, um mehr davon zu erfassen.

Was ich zu verstanden haben meine: Es geht um die Wechselwirkungen zwischen gedachter und materieller Wirklichkeit? Indem die Wirklichkeit ist, wie sie ist, hat sie Einfluss auf mein Denken und mein Wollen, und indem ich etwas will und als Konsequenz daraus handle, verändere ich diese Wirklichkeit? Das Ganze als Prozess in der Zeit und mit dem Fokus auf die Prozesse in der Gesellschaft? Wobei der Ausgangspunkt jeweils die konkrete historische Situation ist? So irgendwie?
Wo sind da die Widersprüche?
Und wie hängen deine Beispiele damit zusammen?

 

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vor 10 Minuten schrieb helmut:

beispiele wären heute die beziehungen zwischen vergangenem und heutigem christentum und ideen für die zukunft.


Vielleicht verstehe ich doch etwas: Ich könnte mit Hilfe dieser Denkmethode aufzeigen, warum und wie sich aus dem damaligen Christentum das heutige entwickelt hat und darüber nachdenken, wohin es wie weiter gehen könnte?
Falls das so stimmt: Was ist der Vorteil gegenüber einer "hundsnormalen" Analyse der geschichtlichen Prozesse (sorry, Marcellinus, die wird es auch nicht geben; aber vielleicht verstehst du, was ich meine)

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vor 15 Minuten schrieb Ennasus:

Was ich zu verstanden haben meine: Es geht um die Wechselwirkungen zwischen gedachter und materieller Wirklichkeit? Indem die Wirklichkeit ist, wie sie ist, hat sie Einfluss auf mein Denken und mein Wollen, und indem ich etwas will und als Konsequenz daraus handle, verändere ich diese Wirklichkeit? Das Ganze als Prozess in der Zeit und mit dem Fokus auf die Prozesse in der Gesellschaft? Wobei der Ausgangspunkt jeweils die konkrete historische Situation ist? So irgendwie?
Wo sind da die Widersprüche?

 

Die „materialistische Dialektik“ ist eine Philosophie des 19. Jh. Unter der „objektiven Dialektik“ verstanden Marx und Engels so etwas wie die Naturgesetze der Geschichte, des historischen Prozesses, die sie entdeckt zu haben glaubten. Die „subjektive Dialektik“ war nur deren „Abklatsch“ im Kopf der Menschen, im Sinne von: Das Sein bestimmt das Bewußtsein. Marx und Engels meinten, daß sich die gesamte Natur nach diesem Gesetz von These, Antithese und Synthese entwickle, und eben auch die menschlichen Gesellschaften, bis im Kommunismus alle Gegensätze aufgeboben seien, und damit das „Ende der Geschichte“ erreicht. Stattdessen sahen wir das Ende des Kommunismus, und damit das Ende der marxistisch-leninistischen Dialektik. Zumindest wäre jede wissenschaftliche Theorie nach einer solch krachenden Widerlegung gescheitert gewesen.

 

Aber der Marxismus-Leninismus ist eben keine Wissenschaft, sondern eine Philosophie (und das Wort Religion nicht zu verwenden), mithin ein Glaubenssystem, und Glaubenssysteme kann man in den Augen der Gläubigen nicht widerlegen. Sie enden erst, wenn sich keine neuen Gläubigen mehr finden, und das kann noch dauern. Es bewahrheitet sich das Diktum von Friedrich August von Hayek, dass der Kommunismus eben auch deshalb so anziehend wirkt, weil er Leuten, «die nicht allzu sehr durch Kenntnis der konkreten Tatsachen beschwert sind, mehr Raum für das Spiel ihrer Einbildungskraft bietet».

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vor 13 Minuten schrieb Ennasus:

Vielleicht verstehe ich doch etwas: Ich könnte mit Hilfe dieser Denkmethode aufzeigen, warum und wie sich aus dem damaligen Christentum das heutige entwickelt hat und darüber nachdenken, wohin es wie weiter gehen könnte?
Falls das so stimmt: Was ist der Vorteil gegenüber einer "hundsnormalen" Analyse der geschichtlichen Prozesse (sorry, Marcellinus, die wird es auch nicht geben; aber vielleicht verstehst du, was ich meine)

 

Das mußt du mich nicht fragen. Wir können das, was wir über die Vergangenheit wissen, versuchen zu analysieren. Dazu brauchen wir neben Tatsachenbeobachtungen auch eine Synthese, Modelle, die zeigen, wie diese Beobachtungen nachprüfbar zusammenhängen könnten. Das ist schon schwer genug, weil unsere Wissen über die Vergangenheit notwendig unvollkommen ist. Hinzu kommt, daß wir immer wieder versucht sind, nicht Geschichte zu betreiben, sondern Geschichten zu erzählen, der Geschichte also einen Sinn zu geben. Den finden wir nur in uns selbst, in unseren Wünschen, und weil die wechseln, schreibt jede Generation ihre Geschichte neu. Zu meinen, man habe die absoluten, ewigen und endgültigen „Gesetze“ gefunden, nach denen die Geschichte menschlicher Gesellschaften funktioniert, ist eine romantische Vorstellung, nicht mehr, und zu meinen, man könne daraus fehlerfrei die Zukunft vorhersagen, ist einfach ein Irrtum. Wenn man daraus eine politische Ideologie macht, ist das Scheitern vorprogrammiert. 

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vor 7 Minuten schrieb Marcellinus:

 

Die „materialistische Dialektik“ ist eine Philosophie des 19. Jh. Unter der „objektiven Dialektik“ verstanden Marx und Engels so etwas wie die Naturgesetze der Geschichte, des historischen Prozesses, die sie entdeckt zu haben glaubten. Die „subjektive Dialektik“ war nur deren „Abklatsch“ im Kopf der Menschen, im Sinne von: Das Sein bestimmt das Bewußtsein. Marx und Engels meinten, daß sich die gesamte Natur nach diesem Gesetz von These, Antithese und Synthese entwickle, und eben auch die menschlichen Gesellschaften, bis im Kommunismus alle Gegensätze aufgeboben seien, und damit das „Ende der Geschichte“ erreicht. Stattdessen sahen wir das Ende des Kommunismus, und damit das Ende der marxistisch-leninistischen Dialektik. Zumindest wäre jede wissenschaftliche Theorie nach einer solch krachenden Widerlegung gescheitert gewesen.


Danke. Und was genau ist dann in diesem Kontext These, Antithese und Synthese?
 

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vor 14 Minuten schrieb Marcellinus:

 

Das mußt du mich nicht fragen. Wir können das, was wir über die Vergangenheit wissen, versuchen zu analysieren. Dazu brauchen wir neben Tatsachenbeobachtungen auch eine Synthese, Modelle, die zeigen, wie diese Beobachtungen nachprüfbar zusammenhängen könnten. Das ist schon schwer genug, weil unsere Wissen über die Vergangenheit notwendig unvollkommen ist. Hinzu kommt, daß wir immer wieder versucht sind, nicht Geschichte zu betreiben, sondern Geschichten zu erzählen, der Geschichte also einen Sinn zu geben. Den finden wir nur in uns selbst, in unseren Wünschen, und weil die wechseln, schreibt jede Generation ihre Geschichte neu. Zu meinen, man habe die absoluten, ewigen und endgültigen „Gesetze“ gefunden, nach denen die Geschichte menschlicher Gesellschaften funktioniert, ist eine romantische Vorstellung, nicht mehr, und zu meinen, man könne daraus fehlerfrei die Zukunft vorhersagen, ist einfach ein Irrtum. Wenn man daraus eine politische Ideologie macht, ist das Scheitern vorprogrammiert. 


Okay, ja danke. Das kann ich nachvollziehen und verstehen.

Wobei ich bezweifle, dass es menschenmöglich ist, Geschichte zu betreiben, ohne eine Geschichte draus zu machen, ohne zu deuten und die Fakten "sinnvoll" in das bereits vorhandene Wissen einzuordnen. Unser Bewusstsein und unser explizites Gedächtnissystem, das genau aus dem Grund auch als narratives Gedächtnis bezeichnet wird, funktionieren nun einmal nur so. Man kann schon unterscheiden zwischen Faktenwissen und episodischem Gedächtnis, aber wenn wir Wissen über vergangene Prozesse wiedergeben, geht das, wenn man nicht nur (plakativ gesagt) Jahreszahlen aufzählen will, nur als Narration. Das bewusste Gehirn funktioniert weder wie ein Karteikasten noch wie ein Kopierapparat.

bearbeitet von Ennasus
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vor 6 Minuten schrieb Ennasus:


Danke. Und was genau ist dann in diesem Kontext These, Antithese und Synthese?
 

 

Ich zitiere mal wieder Wiki, Stichwort. Historischer Materialismus.

 

„Der historische Materialismus ist die Anwendung der Leitsätze des dialektischen Materialismus auf die Erforschung der Gesellschaft und ihre Geschichte. Demnach lässt sich auch die Entwicklung einer Gesellschaft wissenschaftlich erklären: Durch den Klassenkampf befinden sich die sozialen Verhältnisse zwischen den Klassen in einer ununterbrochenen Bewegung. Die Produktivkräfte (Arbeitskräfte und Produktionsmittel) entwickeln sich im Laufe der Zeit, bis sie mit den Produktionsverhältnissen (Arbeitsteilung und Besitzverteilung) in Widerspruch geraten. Marx sieht die Produktionsverhältnisse als „Fesseln“, welche ein Hindernis für die weitere Entwicklung der Produktivkräfte bilden. Die Unterklassen sind stets darauf bedacht, die Produktionsverhältnisse zu ihrem Vorteil zu verändern. Dies hat zur Folge, dass neue herrschende Klassen zustande kommen und der Klassenkampf erneut anfängt.“

 

Im Feudalismus zum Beispiel sind die hauptsächlichen Produktionsmittel Grund und Boden, der zusammen mit den darauf lebenden Leibeigenen, den Feudalherren gehört, also dem Adel. Innerhalb dieser Feudalgesellschaft entwickelt sich langsam aber sicher die kapitalistische Produktionsweise, deren Produktionsmittel Maschinen und die Arbeiter sind, die sie bedienen. Diese neue Produktionsweise gerät zunehmen mit den Produktionsverhältnissen, nämlich der Adelsherrschaft in Widerspruch, und damit zu einem Hindernis für die weitere Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise. So kommt es 1789 zu Französischen Revolution, der Entmachtung des Adels, und dem Beginn der Herrschaft des Bürgertum. Das geht so weiter, bis die bürgerlichen Produktionsverhältnisse wiederum zu einer Fessel der sich weiter entwickelnden Produktionsmittel werden. 

 

These wäre die Agrargesellschaft, Antithese die kapitalistische Produktion, Synthese der Kapitalismus.

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ihr seht zuviel dahinter in diesem forumskontext.

ausgehend von der dielektik sind mir widersprüche und das leben damit seit 50 jahren nicht fremd. damit kann ich mit susannes gedankengängen gut leben, auch wenn ich sie nicht teile. ich erkenne keine grundsätzlichen widersprüche. es ist konkretes materielles  und gleichzeitig subjektives leben.

den begriff "subjektivismus" teile ich nicht. er macht das individuelle, die persönlichkeit eines anderen verächtlich.

 

um im thema zu bleiben: der umgang mit religiösen texten wird aus fakten(soweit noch zuverlässig erkennbar) UND meiner gefühlswelt bestimmt.

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vor 21 Minuten schrieb Marcellinus:

 

Das mußt du mich nicht fragen. Wir können das, was wir über die Vergangenheit wissen, versuchen zu analysieren. Dazu brauchen wir neben Tatsachenbeobachtungen auch eine Synthese, Modelle, die zeigen, wie diese Beobachtungen nachprüfbar zusammenhängen könnten. Das ist schon schwer genug, weil unsere Wissen über die Vergangenheit notwendig unvollkommen ist. Hinzu kommt, daß wir immer wieder versucht sind, nicht Geschichte zu betreiben, sondern Geschichten zu erzählen, der Geschichte also einen Sinn zu geben. Den finden wir nur in uns selbst, in unseren Wünschen, und weil die wechseln, schreibt jede Generation ihre Geschichte neu. Zu meinen, man habe die absoluten, ewigen und endgültigen „Gesetze“ gefunden, nach denen die Geschichte menschlicher Gesellschaften funktioniert, ist eine romantische Vorstellung, nicht mehr, und zu meinen, man könne daraus fehlerfrei die Zukunft vorhersagen, ist einfach ein Irrtum. Wenn man daraus eine politische Ideologie macht, ist das Scheitern vorprogrammiert. 

du hast recht. das gilt aber für alle geschichtskonstrukte, wie volk, nation, staat usw.

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vor 4 Minuten schrieb Ennasus:

Wobei ich bezweifle, dass es menschenmöglich ist, Geschichte zu betreiben, ohne eine Geschichte draus zu machen, ohne zu deuten und die Fakten "sinnvoll" in das bereits vorhandene Wissen einzuordnen.

 

Ja, das ist Fluch und Segen der Geschichte zu gleich. ;)

 

Wenn man aufhört, nach einem solchen „Sinn“ zu suchen, also Geschichten zu erzählen, sondern stattdessen versucht zu erklären, wie beobachtbare Tatsachen nachprüfbar zusammenhängen, kommt man von der Geisteswissenschaft zur theoretisch-empirischen Wissenschaft. Die Physik wie die Biologie haben diesen Schritt schon geschafft, die Menschenwissenschaften noch nicht. Wobei man sich keine Illusionen machen darf: Der Status einer theoretisch-empirischen Wissenschaft bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als daß nicht mit jeder neuen Erkenntnis das bisherige Theoriegebäude komplett umgeschrieben werden muß, was in den Geschichteswissenschaften mit dem Euphemismus umschrieben wird, „jede Generation schreibe sich ihre Geschichte eben neu“. Theoretisch-empirische Wissenschaft bedeutet dagegen nicht, daß dabei irrtumsfreies, endgültiges Wissen herauskommt, auch wenn manche das zu meinen scheinen.

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vor 21 Minuten schrieb Marcellinus:

 

..... stattdessen versucht zu erklären, wie beobachtbare Tatsachen nachprüfbar zusammenhängen.....

ist ein vergebliches unterfangen. umfang, auswahl und deutung der fakten ist zufällig und  ideologisch bestimmt und damit für historische romane geeignet. das nenne ich jetzt subjektivismus.

 

auch die empirie unterliegt der forderung nach  nach Objektivität und Wiederholbarkeit der Beobachtungen. aus der historischen empirie folgende theorien lassen den verdacht des historischen materialismus aufkommen.

 

bearbeitet von helmut
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vor einer Stunde schrieb helmut:

ihr seht zuviel dahinter in diesem forumskontext.

ausgehend von der dielektik sind mir widersprüche und das leben damit seit 50 jahren nicht fremd. damit kann ich mit susannes gedankengängen gut leben, auch wenn ich sie nicht teile. ich erkenne keine grundsätzlichen widersprüche. es ist konkretes materielles  und gleichzeitig subjektives leben.

den begriff "subjektivismus" teile ich nicht. er macht das individuelle, die persönlichkeit eines anderen verächtlich.

 

um im thema zu bleiben: der umgang mit religiösen texten wird aus fakten(soweit noch zuverlässig erkennbar) UND meiner gefühlswelt bestimmt.


Auch danke.
Wenn du Gefühlswelt ausweitest (und die Welt der inneren Bilder, Assoziationen usw. dazunimmst), sind wir noch ein Stück weiter beisammen.

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