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Ungläubige auf der Straße


Mecky

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In unserer Gemeinde:

Da hocken Jugendliche auf der Kirchentreppe. Meist friedlich, manchmal Bierflaschen-gegen-den-Kirchturm-werfend. Nicht gläubig, aber auch nicht explizit atheistisch, die meisten. Manche sind Firmanden, was nicht heißt, dass sie seit der Erstkommunion mal in der Kirche waren.

 

Nachts läuft bei gutem Wetter die Party. Morgens liegen Bierdosen, Flaschenscherben, Kippen, leere und gefüllte Kondome da - zur Freude und Erbauung des alten Mannes, der um die Kirche sauber macht. Manchmal pöbeln sie ihn an, wenn er sie ausschimpft.

 

Das gleiche Bild findet sich übrigens auch an anderen Orten in unserem Dorf. Der Schulhof, die Bushaltestelle, ein Kinderspielplatz.

 

Mein Gedanke ist immer wieder: Es müsste sich jemand um die kümmern. Ich meine nicht nur sozial kümmern, sondern religiös. Missionieren.

 

Sie sind nicht bequem, die Jugendlichen. Aber ich wurde bisher immer freundlich von ihnen behandelt - allerdings habe ich auch nie Vorwürfe, Belehrungen oder Ansprüche gebracht, was auf die Dauer ganz sicher notwendig sein wird. Einmal haben sie sogar den Getthoblaster abgestellt, um mir zuzuhören, als ich ihnen ein Bilderbuch mitgebracht habe, in dem Jugendliche Gott gemalt hatten. War dann lustig.

 

Ich mach mir nichts vor: Sie fanden mich sympathisch (und bequem, weil ich ja keine Forderungen gestellt habe), sie fanden es auch witzig, was andere Jugendliche von Gott so gemalt hatten ... ... ... aber zum Glauben führt diese Strategie ja wohl kaum.

 

Ich weiß von einigen, dass sie aus wohlsituierten Familien kommen, andere haben trinkende Väter (oft mehrere) und Mütter, einige wenige sind in Vereinen. Die Vereinsler sind seltener da.

 

So ein schöner Marktplatz, aber ich hab noch nicht den Dreh gefunden, ihnen mehr zu geben, als das gemeinsame Rauchen von Zigaretten, ein paar aufmunternde Worte, ein paar Geschichten und Bilder.

 

Und ich steh auch allein. Viele Erwachsene Christen trauen sich erst gar nicht ran.

Angst, blöd angemacht zu werden - nicht ganz unbegründet.

Angst zu versagen?

Angst zu erkennen, dass man im Glauben selbst nichts zu sagen hat?

Angst, dass sich der Graben nur noch vertieft und verbreitert?

Unbeholfenheit.

Unbeholfenheit.

 

Keiner weiß, was man mit Jugendlichen auf der Kirchentreppe anfangen soll, was man ihnen religiös mitgeben soll und wie man das macht. Keiner hat ein Konzept.

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Lieber Mecky,

 

bei uns im Dorf ist es im Vergleich dazu extrem ruhig. Es sind verschwindend wenige, die sich so verhalten - man kann ihnen ganz einfach aus dem Weg gehen. Und an der Kirche halten sie sich sowieso nicht auf.

 

Ich habe in der Firmgruppe mit den "Besten" zu tun. Nahezu ausschließlich Gymnasium, die Eltern alle in der Gemeinde aktiv. Klar hat das auch seine Herausforderungen, aber was du schilderst, liegt auf einer Ebene, der ich mich bisher nicht gestellt habe.

 

Mein erster und bisher einziger Gedanke ist, nach Vorbildern zu suchen. War Don Bosco jemand, der sich engagiert hat, wie es dir vorschwebt? Gibt es einen Erfahrungsaustausch zu derlei Projekten?

 

Einzelne Gespräche sind besser als nichts, vor allen Dingen erfordern sie zunächst einmal Mut; aber wenn du mehr willst, wirst du mehr investieren müssen, ungleich mehr. Reichen die Kräfte dafür, um diesen Turm zu bauen?

 

Herzliche Grüße

Martin

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Mecky,

 

gibt es nicht wenigstens ein Pfarrheim, welches man ihnen als Partyraum anbieten könnte?

(Aber nur, wenn sie aufräumen)...

Oder eine Jugendinitiative der Gemeinde, die sie unterstützt?

 

jakob

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das gemeinsame Rauchen von Zigaretten

finde ich ich wichtig (ich bin Raucher).

 

ich erinnere mich, mühsam; es tut noch weh, drei Jahre später, aber nur noch ein bißchen :-)

 

als mich mein Vater gebeten hatte, zu kommen, um ihn ins Krankenhaus zu bringen, haben wir erst mal noch mal gemeinsam gegessen, meine Eltern und ich. Nach dem Essen haben wir noch eine geraucht.

 

Einige Wochen später, in der Nacht des Sterbens, auf der Intensivstation, auf den grünen Monitor schauend, hab' ich - es war so nachts gegen halb drei - eine Pause gebraucht; die Schwester war sehr hilfreich; sie hat mir gezeigt, wo man im Krankenhaus verbotenerweise rauchen kann.

 

später dann ist mir in die Finger gekommen Leonardo Boff, Kleine Sakramentenlehre. Sein "Sakrament des Zigarettenstummels" hab' ich sofort verstanden.

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Lieber Jakob, lieber Petrus!

 

Als Einstieg find ich Zigaretten und Party schon mal gar nicht schlecht. Und dann?

 

 

Lieber Martin!

Ich kann nicht ganz glauben, dass bei Euch eine so heile Welt ist - ich vermute dass sich diese nicht weit über den Kreis Deiner Firmanden erstreckt.

Ob ich den Turm bauen kann, weiß ich nicht. Aber es wäre nicht nur ein wichtiger Turm neben anderen, es wäre DER Turm. Eine kleine Richtungsweisung wird aus Deinem Argument allerdings völlig klar: Einer allein ist immer schwach und überfordert.

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Lieber Mecky,

 

nach den ersten Gedanken habe ich weiter gedacht, denn es hat mich nicht losgelassen. Zunächst einmal hast du recht, bei uns ist zwar vieles heile Welt, aber sie ist nicht heil. Die Welt, in der ich mich bewege, ist vergleichsweise heil. Vieles ist im Aufbruch und vieles geschieht, dass ich zuvor nicht für möglich gehalten hätte.

 

Und es ist ein wenig Ironie in meinen eigenen Zeilen erkennbar; Ironie darüber, dass ich mich von dieser heilen Welt so in Beschlag nehmen lasse. Und auch, wie sehr ich mich darin wohl fühle. Bei uns findet das, was du beschreibst, an einer Bushaltestelle statt, aber sehr selten, nicht regelmäßig.

 

Meine Gedanken sind dann aber in eine andere Richtung gegangen. Was suchen die Jugendlichen? Fehlt ihnen etwas; etwas, von dem sie nicht wissen, dass es ihnen fehlt?

 

Oder suchen sie einfach "nur" Gemeinschaft, eine Gruppe, zu der sie gehören können. In der sie sich trennen können von ihrem Kind-sein und erwachsen zu werden. Abstand, Ablehnung, Auflehnung als Prozess des Erwachsen-werdens?

 

Falls es so wäre, dann wird sich das von allein legen. Sobald Autos zur Verfügung stehen, werden sie dorthin fahren, wo mehr los ist, als im Dorf. Sie werden vom Berufsleben aufgesogen, von den Sachzwänngen des Familienlebens und sie werden diese open-air-events aufgeben. "Es" wird sich in den meisten Fällen von allein erledigen, wenn diese Gruppen nicht entgleisen.

 

Aber das ist nicht deine Frage. Es geht darum, ob du dazu berufen bist, hier tätig zu sein. Kannst du in diesem Vakuum zwischen Kind- und Erwachsenen-Dasein, dieser Zeit der Orientierung, Wegmarken aufzeigen? Ein Ziel für die Suche aufzeigen, das in dem Automatismus der zukünftigen Lebenswege nicht in den Dornen erstickt. Wie?

 

Durch eine Position, die nicht IN der Gruppe ist, NICHT als Rudelführer. Du wirst außerhalb stehen müssen. Aber wie du zuvor schon beschrieben hast, wirst du mehr fordern müssen, verbindlicheres. Ein Ziel für dich und ein Ziel für die Gruppe ist notwendig und beide müssen miteinander harmonieren, ohne dabei gleich zu sein. Jakob hat es schon angesprochen, aber diese Richtung würde ich differenzieren. Keinen Paryraum überlassen, sondern einen eigenen Raum schaffen, nichts was da ist geben, sondern erarbeiten. Irgend etwas, das "Ruine" ist selbst wieder aufbauen (Grins, erinnert mich "zufälligerweise an Jesaja). Und dabei Rituale entwickeln für den Ablauf. Abstand schaffen zum Alltag, gemeinsam ankommen, Musik, Stelle, und dann stilles, persönliches Gebet zu Gott sobald das möglich ist.

 

So würde ich es versuchen. Und vielleicht geht das doch allein. Nur Unterstützung in bestimmten Fragen des Bauens und Materials wäre notwendig.

 

Herzliche Grüße

Martin

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Hallo Mecky,

 

es wäre zumindest ein Schritt, sie von der Straße zu holen. Und dann?

Ich finde, Jugendliche kann man in erster Linie in die Kirche holen, wenn man ihnen eine

Aufgabe gibt, ihnen Verantwortung gibt und sie ernst nimmt.

 

Wenn sie sehen, daß man sich bei den Kirchenleut' aufhalten dürfen, ernstgenommen werden und

daß sie dort vielleicht etwas tun können, dann wird der eine oder andere vielleicht doch nachdenken.

 

Es geht nicht darum, sich bei ihnen beliebt zu machen, sondern ihnen sinnvolle Möglichkeiten aufzuzeigen.

Viele Jugendliche *wollen* ihren Anteil beitragen. Sie finden nur heute kaum noch Platz.

Keiner will sie, alle fordern, die Zukunft wird düster gemalt.

Wer sie will, ihnen etwas anbietet und Wege in die Zukunft aufgzeigt, der wird sie auch ansprechen können.

Die Katechese kann da ruhig etwas warten; ich glaube, der Verstandesglaube braucht zunächst

ein paar Lebenserfsahrungen, bevor er auf fruchtbaren Boden fällt.

Aber auch hier gibt es offene Flanken. Jugendangebote gibt es ja in vielen Pfarrgemeinden.

Elternangebote aber sind gerade in katholischen Gemeinden rar.

 

In dieser Frage gebe ich den dringenden Rat, einmal die Arbeitsweisen freikirchlicher Gemeinden anzuschauen. Gerade was die Aktivitäten im Jugendbereich angeht, kann die katholische Kirche ein Menge

von ihnen lernen, und sie täte gut daran, sie mit offenen Augen anzuschauen. Es geht!

 

jakob.

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Das Entscheidende der freikrichlichen Jugendarbeit ist allerdings, dass diese nicht auf der Unterhaltungs- und Ausflugsebene stehen bleibt, Jakob. Und die Mitarbeit der Eltern ist ungleich größer als in katholischen Gemeinde.

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Hallo Mecky

Ist deine Frage nun, wie man die Kids beschäftigen kann ("Ruinenaufbau" etc.) oder wie man sie zum Glauben führen kann?

Ersteres nennt sich bei uns Jugendarbeit oder Jugendsozialarbeit. Da gibt es tonnenweise Projekte und Konzepte.

Doch fürs zweite gibt es das weniger.

Ich selber war als Teeni in einer Jugendgruppe die von einem Pfarreijugendarbeiter geleitet wurde. Wir unternahmen jeweils was kleines (Eis essen o.ä.) und gingen anschliessend ins Pfarreizentrum um miteinander zu diskutieren. Der Jugendleiter brachte als Einstieg jeweils einen Text oder eine aktuelle Meldung oder ein Gebet o.ä. mit. Das war für uns total spannend und hat uns angeregt, selber weiterzudenken.

Wenn nun also die Kids so lasch vor der Kirchentreppe sitzen. Weshalb nicht regelmässig (bsp. immer am Donnerstagabend) hingehen und über ein Thema diskutieren, bsp. Weisst du eigentlich, weshalb die Leute in die Kirche gehen? Weisst du, woran die Glauben? Oder auch aktuell brisante Fragen wie: Was hältst du von Abtreibung? Weshalb? Usf.

Solche Themen, gerade auch religiöse, interessieren die Jugendlichen normalerweise sehr. Und sie sind stolz darauf, wenn ein Erwachsener ernsthaft mit ihnen über sowas redet. Wichtig ist dabei, dass du ihnen nicht eine Predigt hältst (ausser vielleicht, du bist ein ausgesprochen begnadeter Redner), sondern vielmehr versuchst zu erfahren, was die Jugendlichen denken und wissen. Und darauf kannst du mit kleinen Hinweisen oder Fragen oder persönlichen Stellungnahmen vorsichtig aufbauen.

 

Gruss und viel Vertrauen und Mut und Freude

Ziska

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Deshalb sollte man dort ernsthaft hinschauen, Martin.

Ich schaue nicht nur Jakob, ich gehe ab und zu auch hin. Lese deren Bücher - und wundere mich dennoch manchmal über ihre Art und Weise. Ich habe eine Dauereinladung: Nimm, was du bekommen kannst und hilf deiner Kirche dabei, im Geiste Gottes zu leben und wieder zu beten, zu bitten und sich dabei etwas zuzutrauen.

 

Herzliche Grüße

Martin

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// Da hocken Jugendliche auf der Kirchentreppe. Meist friedlich, manchmal Bierflaschen-gegen-den-Kirchturm-werfend.

 

// Nachts läuft bei gutem Wetter die Party. Morgens liegen Bierdosen, Flaschenscherben, Kippen, leere und gefüllte Kondome da - zur Freude und Erbauung des alten Mannes, der um die Kirche sauber macht. Manchmal pöbeln sie ihn an, wenn er sie ausschimpft.

 

 

Wieso fühlt sich niemand berufen, bei so einer „Schändung“ die Polizei zu rufen?

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Lieber Mecky

 

Was mich an deinem Threadtitel stört ist: Ungläubige auf der Strasse.

Für mich sind es erst mal Jugendliche auf der Strasse.

 

Woher weisst du das mit dem Unglauben?

 

lieben Gruss

Moni

Es sind Straftäter und sie nicht dran zu hindern Straftaten zu begehen ist auch eine Straftat.

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Lieber Mecky,

 

bei uns im Dorf ist es im Vergleich dazu extrem ruhig. Es sind verschwindend wenige, die sich so verhalten - man kann ihnen ganz einfach aus dem Weg gehen. Und an der Kirche halten sie sich sowieso nicht auf.

 

Ich habe in der Firmgruppe mit den "Besten" zu tun. Nahezu ausschließlich Gymnasium, die Eltern alle in der Gemeinde aktiv. Klar hat das auch seine Herausforderungen, aber was du schilderst, liegt auf einer Ebene, der ich mich bisher nicht gestellt habe.

 

Mein erster und bisher einziger Gedanke ist, nach Vorbildern zu suchen. War Don Bosco jemand, der sich engagiert hat, wie es dir vorschwebt? Gibt es einen Erfahrungsaustausch zu derlei Projekten?

 

Einzelne Gespräche sind besser als nichts, vor allen Dingen erfordern sie zunächst einmal Mut; aber wenn du mehr willst, wirst du mehr investieren müssen, ungleich mehr. Reichen die Kräfte dafür, um diesen Turm zu bauen?

 

Herzliche Grüße

Martin

 

 

Ich war in der Firmgruppe der Jüngste und ein Türke oder Aramäer, ich kann die diese Volksgruppen am Aussehen nicht unterscheiden wollte Geld von mir erpressen (mit allen Mitteln). Irgendwann habe ich es den blöden Tanten, die den Betreuungsauftrag bei den Firmveranstaltungen hatten gesagt, was raus kam; Die waren irgendwie mit dieser Situation überfordert zum Glück hatte ich mit denen, wie mit den anderen Mitfirmlingen, nichts weiter zu tun gehabt. Es wurde irgendwie so geregelt (ich weiß nicht mehr wie, es war `95 ) das ich zur Firmung kam und fertig.

bearbeitet von Smurf
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Mecky,

 

gibt es nicht wenigstens ein Pfarrheim, welches man ihnen als Partyraum anbieten könnte?

(Aber nur, wenn sie aufräumen)...

Oder eine Jugendinitiative der Gemeinde, die sie unterstützt?

 

jakob

Unter Aufsicht eine gute Idee. Man will ja keine Sichern Raum für irgendwelche Sachen bieten, die gesetzlich verboten sind. Ich denke da an Drogen und solche Sachen.

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Hallo Smurf!

 

Die Polizei kann nichts machen, sie hat es schon mehrmals versucht.

Das ist auch nicht direkt mein Problem. Ich will den Jugendlichen etwas geben - und zwar nicht auf der moralischen oder strafrechtlichen Tour. Ich möchte ihnen etwas geben, das ihre Angst, ihren Frust, ihre Zukunftslosigkeit und ihre mangelnde Orientierung auffängt. Oder kurz gesagt: Ich möchte sie zum Glauben führen.

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Hallo Mecky

Ist deine Frage nun, wie man die Kids beschäftigen kann ("Ruinenaufbau" etc.) oder wie man sie zum Glauben führen kann?

Ersteres nennt sich bei uns Jugendarbeit oder Jugendsozialarbeit. Da gibt es tonnenweise Projekte und Konzepte.

Doch fürs zweite gibt es das weniger.

Ich selber war als Teeni in einer Jugendgruppe die von einem Pfarreijugendarbeiter geleitet wurde. Wir unternahmen jeweils was kleines (Eis essen o.ä.) und gingen anschliessend ins Pfarreizentrum um miteinander zu diskutieren. Der Jugendleiter brachte als Einstieg jeweils einen Text oder eine aktuelle Meldung oder ein Gebet o.ä. mit. Das war für uns total spannend und hat uns angeregt, selber weiterzudenken.

Wenn nun also die Kids so lasch vor der Kirchentreppe sitzen. Weshalb nicht regelmässig (bsp. immer am Donnerstagabend) hingehen und über ein Thema diskutieren, bsp. Weisst du eigentlich, weshalb die Leute in die Kirche gehen? Weisst du, woran die Glauben? Oder auch aktuell brisante Fragen wie: Was hältst du von Abtreibung? Weshalb? Usf.

Solche Themen, gerade auch religiöse, interessieren die Jugendlichen normalerweise sehr. Und sie sind stolz darauf, wenn ein Erwachsener ernsthaft mit ihnen über sowas redet. Wichtig ist dabei, dass du ihnen nicht eine Predigt hältst (ausser vielleicht, du bist ein ausgesprochen begnadeter Redner), sondern vielmehr versuchst zu erfahren, was die Jugendlichen denken und wissen. Und darauf kannst du mit kleinen Hinweisen oder Fragen oder persönlichen Stellungnahmen vorsichtig aufbauen.

 

Gruss und viel Vertrauen und Mut und Freude

Ziska

Liebe Ziska!

 

Sozialarbeit ist immer was Gutes, das möchte ich auch. Nur befürchte ich, dass man damit bei den Jugendlichen nicht weit kommen wird. Nein, ich möchte ihnen, wie ich Smurf gerade schon geschrieben habe, Glauben geben.

 

Ich sehe es auch so, dass die Jugendlichen für Glaubensthemen offen sind, ja, dass sie begierig reagieren werden, sobald ihnen jemand was Anständiges vorsetzt.

 

Tja, "was Anständiges". Genau das ist das Problem. Was ist denn das? Es müsste zum einen was sein, was sie erfassen können - also keine hochgestochenen Traktate oder Erklärungen oder so was. Und zum anderen müsste es etwas sein, was auch wirklich tragfähig ist - und zwar so, dass sie das auch erkennen können.

 

Ich sehe mehrere große Themen:

  • Wie den Kontakt zu ihnen aufbauen, ohne kumpelhaft sich anzubiedern, aber ohne auch von oben runter zu kommen.
  • Das was Martin gesagt hat: "Reichen Deine Kräfte?" - Meine Antwort: Alleine bin ich schwach. Das Thema ist also: "Wo finde ich tatkräftige Gleichgesinnte, mit denen man auch was anfangen kann?" Das ist gar nicht so einfach. Für Sozialarbeit würde ich einige Leute gewinnen, die mir aber schnell zum Klotz am Bein werden könnten, sobald ich die Jugendlichen darüber hinaus auch zum Glauben bringen will.
  • Darüber hinaus müsste eine andere Umfeld-Atmosphäre erstellt werden. Für viele Leute bei uns sind diese Jugendliche ein angsterweckender Abschaum. Und unsere Katholiken sind da auch nicht differenzierter als der Rest des Dorfes. Das finde ich nicht nur sehr frustrierend, sondern ich sehe mich hier einer gigantischen Aufgabe gegenüber, von der ich noch keinen blassen Schimmer habe, wie ich sie in Angriff nehmen soll.
  • Noch mehr als die direkte Ablehnung der Leute, beobachte ich ein angsterfülltes Desinteresse. "Bei denen ist eh Hopfen und Malz verloren." Und - in gleichem Maße wie die Jugendlichen aufgegeben werden, haben sich die Erwachsenen doch auch schon aufgegeben. Sie trauen sich größtenteils kein Gespräch mit den Jugendlichen zu und tun auch nichts dafür, dass sich das ändert.
  • Zu guter letzt: Die gleiche Tendenz befürchte ich hier im Forum. Ich habe mich schon damit abgefunden, dass dieser Thread nicht der Reißer wird - und zwar nicht nur deswegen, weil ich ein miserabler Threaderöffner bin, sondern weil die Resignation sich nicht auf unser Dorf beschränkt, sondern ein allgemeines Kennzeichen in unserer Gesellschaft ist.

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Lieber Mecky,

 

kannst du hiermit etwas anfangen?

 

 

Keinen Partyraum überlassen, sondern einen eigenen Raum schaffen, nichts was da ist geben, sondern gemeinsam erarbeiten. Irgend etwas, das "Ruine" ist, selbst wieder aufbauen (Grins, erinnert mich "zufälligerweise an Jesaja).

 

Und dabei Rituale entwickeln für den Ablauf. Abstand schaffen zum Alltag, gemeinsam ankommen, Musik, Stille - und dann stilles, persönliches Gebet zu Gott sobald das möglich ist.

 

Verantwortung für das Geschaffene tragen; Regeln entwickeln, um das Erreichte zu bewahren. Nichts an die Wand werfen, und den Müll selbst entsorgen.

 

So würde ich es versuchen. Und vielleicht geht das doch allein. Nur Unterstützung in bestimmten Fragen des Bauens und Materials wäre notwendig.

 

Herzliche Grüße

Martin

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Hilf Dir selbst, sonst hilft Dir der Sozialarbeiter!

 

Also: Schritt eins wäre vielleicht das Auslassen der Unterstellung, dass die Kids frustriert, orientierungslos und voller Angst sind. Vielleicht sind sie es, vielleicht nicht. Das wird sich rausstellen. Aber erst, wenn man zum Freund geworden ist, denn sowas sagt man nicht jedem.

Somit ist das Ziel klar, der Weg gar nicht. Grundvoraussetzung, die dennoch nicht konträr zur Mission steht: "zwecklos" ansprechen, ohne fernes Ziel im Hinterkopf.

Wenn es Dir um Jesus geht, dann geht es Dir um den Menschen. Un der Weg zu Jesus darf keine Steine haben, die wir selbst gelegt haben. Ein großer Felsblock dabei ist es, wenn die Menschen erkennen: dem geht es nicht nd ausschließlich um mich, da in den Augen der meisten Jesus nicht als wirklicher Lebensgewinn gesehen wird.

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Übrigens, Mecky, zu der Frage (die mir erst einmal als wichtigstes erscheint):

 

Wie den Kontakt zu ihnen aufbauen, ohne kumpelhaft sich anzubiedern, aber ohne auch von oben runter zu kommen.

 

 

M. Erfahrung nach hilöft Wahrheit immer noch am besten - das heßt, Du sprichst sie an und erwähnst eben genau diese gedanken, dass Du Dich weder anbiedern noch von oben herab ankommen willst, dass Du gleiche Augenhöhe haben willst.

 

Und vergiß erst einmal andere. Freundschaft kann man nicht delegieren.

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Wie den Kontakt zu ihnen aufbauen, ohne kumpelhaft sich anzubiedern, aber ohne auch von oben runter zu kommen.

 

M. Erfahrung nach hilöft Wahrheit immer noch am besten - das heßt, Du sprichst sie an und erwähnst eben genau diese gedanken, dass Du Dich weder anbiedern noch von oben herab ankommen willst, dass Du gleiche Augenhöhe haben willst.

 

Und vergiß erst einmal andere. Freundschaft kann man nicht delegieren.

Hallo Mecky

Das seh' ich genau so wie Ralf.

Auch dass andere Bewohner Angst vor ihnen hätten, könntest du ganz offen ansprechen. Und fragen, wie sie das finden, und weshalb usf.

Die direkte "Jesusfrage" würd' ich dabei aber ganz hinten anstellen. Wie Ralf schon sagt, geht es Jesus um Menschen. Wenn du dich also mit den Jugendlichen um derentwillen befasst, so handelst du sowieso schon im Sinn von Jesus Christus. Direkt darüber zu sprechen kann unter Umständen viel zerstöhren, lass deshalb doch einfach deine Taten dafür sprechen.

 

Gruss

Ziska

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verirrt? verzweifelt? enttäuscht?

 

Ich gehe davon aus, dass DIESE Jugendlichen ihre Situation gar nicht so sehen. Ihnen wird zunächst einmal langweilig sein.

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verirrt? verzweifelt? enttäuscht?

 

Ich gehe davon aus, dass DIESE Jugendlichen ihre Situation gar nicht so sehen. Ihnen wird zunächst einmal langweilig sein.

 

Stimmt. Man müsste die Sozialhilfe streichen, damit keine Langeweile mehr aufkommt.

bearbeitet von Smurf
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