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Du aber werde Herr über den Dämon der Sünde


Martin

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Das Buch Genesis, Kapitel 4

 

Kain und Abel

 

6 Der Herr sprach zu Kain: Warum überläuft es dich heiß und warum senkt sich dein Blick?

7 Nicht wahr, wenn du recht tust, darfst du aufblicken; wenn du nicht recht tust, lauert an der Tür die Sünde als Dämon. Auf dich hat er es abgesehen, / doch du werde Herr über ihn!

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Kennt ihr die Erfahrung, dass die Sünde zur Herausforderung wird, zu einem Ringen mit "ihr"? Irgendetwas, es wird im Regelfall kaum Mord und Totschlag sein wie bei Kain, steht an der Tür und ihr wißt, dass es eine Herausforderung ist. Etwas, dass man durchgehen lassen könnte; etwas, bei dem niemand zu Schaden kommt. Aber ihr wißt, hier ist eine Herausforderung und eine Entscheidung wird fällig.

 

Ihr schafft es, Herr zu werden über diese Sünde, und dann ... kommt sie zurück. In einem Moment, in dem ihr selber nicht ganz auf der Höhe sein. Und diesmal verliert ihr, weil es wie eine Flutwelle hochschwappt.

 

Und dann fängt das Nachdenken an, die Ausflüchte, die Banalisierung. Ihr nehmt die Sünde hin, als nichts, was von Belang ist und dann taucht wieder das Bewußtsein auf, es ist FÜR DICH eine Sünde, es IST deine Herausforung an dieser Stelle deines Lebens.

 

Eine Entscheidung wird fällig, diesmal drängender als beim erstenmal. Das Gebet um Bewährung ist halberzig, weil der Zweifel an der Erkenntnis nagt, dass es Sünde ist: Sünde, oder nicht?

 

Sünde vor allen Dingen, weil es vom Gebet und von Gott trennt. Widerstreit, Auseinandersetzung, Niederlage. Scham vor Gott. "Warum überläuft es dich heiß und warum senkt sich dein Blick?"

 

 

Kennt ihr diese Auseinandersetzung?

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Es geht hier ja nicht darum, dass wir uns über die Sünden einzelner, oder einzelne Sünden unterhaltern, Thomas. Es geht um die Erfahrung als solche.

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Das war mir schon klar, Martin, daß Du hier keinen Bericht über die zarteste Versuchung in meinem Leben erwartet hast :blink:

 

Ich weiß nur nicht so genau, worauf Du hinauswilst. Deine Frage hab ich ja beantwortet: Die kenn ich, die Auseinandersetzung.

 

Und nu?

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Ein Thread muss doch nicht immer lang sein, Thomas. Es tut einfach gut zu wissen, dass andere auch Kämpfe ausfechten, die einen solchen Charakter haben, die sich im Verlauf so ähnlich sind.

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Lieber Martin

Da fällt mir wiedermal 'was von Franz von Sales ein:

"Wenn du eine Veruchung wahrnimmst, mache es wie die kleinen Kinder, wenn sie ein böses Tier herankommen sehen: sie flüchten sich in die Arme des Vaters und der Mutter oder rufen sie zu Hilfe. So nimm auch du deine Zuflucht zu Gott und rufe seine barmherzige Hilfe an! Dieses Heilmittel bezeichnet uns der Erlöser selbst: ‘Betet, damit ihr nicht in Versuchung fallet!’"

 

Gruss

Ziska

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Liebe Ziska,

 

Franz von Sales spricht über die Lösung.

 

Die Herausforderung liegt - so geht es mir zur Zeit im Kopf rum - auf einer vorgelagerten Stufe. Ich flüchte nicht wirklich in die Arme des Vaters und wenn ich rufe, dann mit zweigeteiltem Herzen - denn die Herausforderung liegt im Grenzbereich dessen, was man als Sünde bezeichnen könnte. Einerseits sind es die nicht so klaren Sünden, diejenigen, über die man mit einem Augenzwinkern hinweggehen würde (komm, stell dich nicht so an; die anderen denken nicht mal darüber nach; ...) andererseits sind es z.b. handfeste Orientierungsmarken wie die 10 Gebote, die dem Buchstaben nach befolgt werden können, aber nicht mit dem Herzen.

 

Ich gehe davon aus, dass es entscheidend ist, warum ich diese Herausforderung annehmen. Falsch ist es meiner Meinung nach, wenn ich Angst vor Strafe dabei empfinden würde.

 

Um zurück zu kommen auf Gottes Worte an Kain - es ist eine Verheißung.

 

Herzliche Grüße

Martin

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PS: Die herannahenden Versuchungen treten ja im Regelfall nicht wie "böse Tiere" auf ... ganz im Gegenteil. Der "natürliche" Fluchtreflex ist damit ausgesprochen schwach ausgeprägt. :blink:

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Gaensebluemchen

Hallo,

 

schwierig ist es für mich auch, zu erkennen, was überhaupt Sünde ist und was womöglich gar schwere Sünde ist.

 

Ganz klar ist, dass Dinge wie Ehebruch, Körperverletzung, Raub, Mord, etc. schwere Sünden sind - aber andererseits braucht man nur mal etwas im Internet zu suchen und findet dann auch Dinge wie "schlechte Filme & Literatur, offenherzig gekleidet sein, etc." im Bereich der schweren Sünde.

 

Mir ist klar, dass solche Dinge zwar Gefahren in sich bergen, die (wie man ja bereits gesehen hat) auch durchaus zu schweren Sünden führen können - aber per definitionem ist eine schwere Sünde ja eine willentliche Entscheidung, die eine Person wirklich von GOTT trennt. Ich persönlich habe Schwierigkeiten damit, dass etwas an sich "Harmloses" wirklich eine solch schwerwiegende Entscheidung in sich bergen kann.

 

Was denkt Ihr?

 

Viele Grüße,

Gänseblümchen

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Liebe Gänseblümchen,

 

obwohl es ganz unterhaltsam wäre, z.B. die Frage zu diskutieren, ob "offenherzige Kleidung" schwere Sünde ist, würde ich das nicht gerne an dieser Stelle machen. Falls ein Leser des Threads (Tifs würde wahrscheinlich jetzt huhu ihr A&As rufen) sich berufen fühlt, kann er diese Frage gerne an anderer Stelle unter das Volk bringen.

 

Aber genau das grundlegende Prinzip, dass du damit ansprichst, beschäftigt mich. Ein wesentlicher Aspekt der Sünde ist die Realität, sich nicht nur mit und durch die begangene Sünde (im Moment des Geschehens) von Gott zu entfernen. Sünde hat Folgen. Sobald ich versuche, die Sünde zu "bemänteln", sie zu rechtferigen, oder zu banalisieren, merke ich ,dass ich mich von Gott entferne. Um wieder beim Eingangsposting zu landen:

 

>Warum überläuft es dich heiß und warum senkt sich dein Blick?

Nicht wahr, wenn du recht tust, darfst du aufblicken<

 

Die Folge der Sünde ist es, dass wir Gott aktiv aus den Augen verlieren.

 

Herzliche Grüße

Martin

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Gaensebluemchen

Hallo Martin,

 

aber wenn ich meine Sünde, auch wenn sie vielleicht gar keine war, bereue und vor GOTT hintrage und um Vergebung bitte (je nach Schwere der Sünde auch in der Beichte), dann verliere ich GOTT ja nicht aus den Augen.

 

Ich weiß, das Problem ist: Ist das jetzt Sünde oder nicht; eigentlich würde ich es gern tun - aber darf ich das denn? Stimmt's?

 

Zum Beispiel Dinge wie: Darf ich jetzt noch ein Stück Kuchen essen oder ist das schon Völlerei? Kaufe ich mir jetzt dies und das oder ist das Verschwendung?

 

Viele Grüße,

Gänseblümchen

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Hallo Gänseblümchen,

 

stimmt. Falls man die Sünde als solche erkannt hat, und sich nicht geschlagen gibt, sondern sich gegen die Sünde stellt, dann ist die Situation klar.

 

Spannend - ich möchte es einfach mal so nenen, weil ich es so sehe - ist es in den Grauzonen. Es gilt, sich Klarheit zu verschaffen.

 

Und genau so wichtig: Man sollte sich davor hüten, in die Falle der "skrupulanten" zu tappen. Das erscheint mir genau so un-heil zu sein, wie die Sünde. Der Geist Gottes führt zur Freiheit und zur Freude - nicht zur Angst.

 

Herzliche Grüße

Martin

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Spontan dachte ich an Luthers »Pecca fortiter sed fortius fide«. – Sündige tapfer, aber glaube (noch) tapferer.

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Spontan dachte ich an Luthers »Pecca fortiter sed fortius fide«. – Sündige tapfer, aber glaube (noch) tapferer.

Das gefällt mir.

 

Gerade bei religiösen Menschen scheint die Sünde eher in ihrer Überängstlichkeit und der daraus folgenden Beschränkung ihrer Handlungsmöglichkeiten zu liegen.

 

Wenn man Sachen wie "offenherzige Kleidung" oder "ein Stück Kuchen zuviel" ernsthaft als Sünde ansehen will, führt das meiner Meinung nach zu Verantwortungslosigkeit. Man geht völlig in seiner eigenen Pedanterie auf und verliert darüber den Blick für das Wesentliche.

bearbeitet von Squire
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Lieber Martin

 

Du sagst:

"Franz von Sales spricht über die Lösung.

Die Herausforderung liegt - so geht es mir zur Zeit im Kopf rum - auf einer vorgelagerten Stufe."

 

Sorry, dann hab ich dich wohl falsch verstanden. Ich dachte, du wolltest erfahren, ob auch andere "Versuchungskämpfe" ausführen. Und wie sie dies handhaben. Und dazu vielen mir eben besagte Worte von Franz ein.

Aber dir geht es offensichtlich mehr darum, was wann wiesehr Sünde ist?

 

Gruss

Ziska

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Liebe Ziska,

 

ja, es ging um einen Austausch zu dem Thema. Einerseits wird bei der Formulierung der Gedanken vieles klarer und andererseits geben die neuen Anregungen den Gedanken neue Richtungsmöglichkeiten; das Kreiseln der Gedanken öffnet sich.

 

Wenn ich ein solches Thema eröffne, weiß ich nie, wohin es genau führt und das macht es für mich so interessant.

 

Ich versuche das Thema Schuld und Beichte schon seit Jahren besser zu fassen, denn eine Beichte hat mir vor 6 Jahren - nach 20 Jahren Gleichgültigkeitspause - den Neustart im Glauben ermöglicht. Nach dieser Beichte, die meinem Leben eine neue Richtung gegeben hat, haben sich in einem späteren Beichtgespräch wiederum wichtige Fragen gelöst.

 

Zentrale Aspekte stehen für mich nicht im Raum und ich versuche herauszufinden: Was trennt mich von Gott? Was steht zwischen Gott und mir? Was an mir ist das, was Gott sich nicht bei mir gedacht hat? Wo gehe ich in die Irre?

 

Seitdem ich in mich in einem Biliodrama intensiv mit "Kain und Abel" auseinandergesetzt habe - damals unter einer anderen Fragestellung - taucht die im Eingangsposting genannte Textstelle immer wieder in mir auf.

 

Meine Reaktionen auf mich selbst - das, dem ich im Gebet ausweiche - sind die Felder, auf die ich meine Aufmerksamkeit richte. Oder anders formuliert: Wo spricht mich mein Gewissen an und ich beginne zu argumentieren.

 

Herzliche Grüße

Martin

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