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Dante und der Läuterungsberg


Bananarama

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Also, Dante beschreibt in seiner "Göttlichen Komödie" das Leben nach dem Tod und beschreibt unter anderem auch den "Läuterungsberg".

 

Ich habe das Buch nie gelesen, weshalb ich mich nun frage:

 

1) Was ist der "Läuterungsberg?

 

2) Warum muss auch Dante da rein?

 

3) Erwartet jeden von uns der Läuterungsberg, oder ist das sogar eine Station des Purgatoriums?

 

4) In wie weit gehen die Vorstellungen Dantes von denen der Kirche, auch zu seiner Zeit, auseinander?

 

Ich hoffe es gibt hier ein paar, die sich mal mit Dante beschäftigt haben, und die Unwissende wie mich aufklären können :blink:

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Also bis zum Ende habe ich es auch noch nie geschafft, das weiteste war bisher Judas im innersten Höllenkreis.

 

Im Prinzip geht es darum, dass Dante die Chance bekommt, als LEBENDER die verschiedenen Bereiche des Jenseits zu besuchen, und auch wieder zurückzukommen. (Schließlich berichtet er ja von seiner "Reise".) Himmel und Hölle sind in verschiedene Ebenen oder Kreise eingeteilt. Jeder Ebene sind Leute mit verschiedenen "Sündenregistern" zugeordnet. Das kann schon damit beginnen, dass jemand vor Jesus geboren ist und deshalb nicht bis in die himmlischen Bereiche kommen kann. Solche sind dann im Läuterungsbereich. Dazu zählen die großen Philosophen und Denker der Antike wie auch sonstige wichtige Persönlichkeiten, die, wären sie nicht Heiden gewesen, von Dante sicher gern im Himmel gesehen worden wären.

Dante hat auf seiner Reise verschiedene Führer. Der erste ist ein von ihm sehr verehrter Philosoph, der aber nicht in den Himmel hineindarf, weshalb er dort eine andere Führerin bekommt. Ob diese ein Engel ist, weiß ich nicht mehr so genau.

Ich kann auch nicht genau sagen, in welcher Reihenfolge Dante die drei Bereiche Läuterungsberg, Hölle und Himmel durchschreitet, meine aber, mich erinnern zu können, dass er bis in den innersten Kreis der Hölle hineinmuss, um an Judas und den anderen Verrätern vorbei in die himmlischen Kreise hineinzugelangen. Wieso, weshalb, warum? Wer nicht liest, bleibt dumm. Also, ich gelobe Besserung, und nach dem Examen Versuch Nummer drei zu starten.

Auf jeden Fall ist es Dante zum Schluss vergönnt, eine Gottesschau zu haben.

 

Aber vielleicht liest du ja irgendwann mal selber nach. Ich habe mir die relativ günstige Reclamausgabe gekauft. Neben dem erträglichen Preis hat die noch den Vorteil, ziemlich gut kommentiert zu sein. Und nach einer relativ kurzen Einlesephase kann man das Buch auch einigermaßen gut lesen.

 

Inwieweit Dante mit anderen Auffassungen seiner Zeit konform war, kann ich nicht genau sagen, aber das könntest du unter Umständen nachlesen bei Bernhard Lang, 'Der Himmel. Eine Kulturgeschichte des Ewigen Lebens' (suhrkamp) und in der Kurzfassung von ihm 'Himmel und Hölle' (Reihe: Beck Wissen). Auf jeden Fall hat Dante mit seiner Gattung der Vision eine gewählt, die ihn in seiner Zeit wenig angreifbar macht. Denn zu der Zeit galt, dass man ja nicht wissen könne, ob da vielleicht doch etwas dran sei...

 

So, mehr kann ich dir jetzt auch nicht sagen, aber in einem Jahr habe ich wieder Zeit, auch zu meinem Vergnügen zu lesen. *ächz* Und dann weiß ich vielleicht mehr.

 

 

 

758.gif ach ja, wenns erst einmal so weit wäre...

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Nach FELTEN/HAUSMANN/JANOWSKI/KAPP/STILLERS/THOMA/WETZEL:Ital.Literaturgeschichte,S.38 erzählt die Commedia die visionäre Wanderung Dantes durch ein dreigeteiltes Jenseits: den Abstieg in die Hölle,

den Aufstieg auf den Läuterungsberg (=Fegefeuer)

und den Flug durch die Himmelssphären zum Empyreum (="feurig" heller Himmel)

Unter der Führung der antiken Dichters VERGIL, den die im Paradies wohnende BEATRICE dem in einem Wald verirrten Dante zu Hilfe schickt, steigt Dante zunächst in die trichterförmige Hölle hinab.

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Schade, ich hatte ein längeres Posting geschrieben, wo ich Dantes Weltbild erklärt habe. Leider ist es in den Weiten des Internets entschwunden. Ich hatte auch das Reimschema, die Zahlenmystik und den Inhalt kurz geschildert.

 

Die Comedia begleitet mich schon ein Leben lang. Mit 14 Jahren habe ich das erste Mal das Inferno gelesen und werde seitdem nicht mehr von Dantes Dichtung losgelassen. Für Nicht-Literaturwissenschaftler gibt es eine vergnügliche, kleine Interpretation von Fritz R. Glunk in der Reihe "Meisterwerke kurz und bündig" des Piper-Verlages.

 

Wenn ich morgen Zeit habe, werde ich vielleicht nochmal versuchen, genauer auf Dantes Weltbild einzugehen. Übrigens stammt meine Signatur aus dem 3. Höllengesang der Göttlichen Komödie und heißt auf Deutsch "Wenn du hier eintrittst, lasse alle Hoffnung fahren".

 

Liebe Grüße

Barbara

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Lieber Bananarama,

 

Dantes Göttliche Komödie ist ein sehr vielschichtiges Werk und hat nicht nur eine religiöse Bedeutung. Der Dichter wurde aus seiner Heimatstadt Florenz vertrieben, die er sehr liebte und rechnete in der Ferne mit allen ab, die ihm nicht wohlgesonnen waren. Auch belohnte er in dichterischer Freude diejenigen, die er liebte und zu denen er hielt. In der Figur der Beatrix hat er seiner verstorbenen Geliebten ein ewiges Denkmal gesetzt.

 

Dante wurde zwischen dem 18. Mai und 17. Juni, wahrscheinlich aber am 30. Mai 1265 in Florenz geboren. Er starb in der Nacht vom 13. auf den 14. Sept. 1321 in Ravenna. Im Alter von 9 Jahren erblickte er seine ewige Geliebte Beatrix nur für einen kurzen Augenblick. Mit zwölf Jahren wurde er verheiratet mit einem anderen Mädchen. Er wurde Politiker und unterstützte eine Partei, die gegen die Waffenhilfe der Stadt für den Papst Bonifatius VIII bei dessen Privatkriegen war. Der Papst brachte durch Verbündete und Kirchenbann die Stadt dazu, ihm wieder wohlgesonnen zu sein und 15 der Widersacher, darunter auch Dante, wurden aus der Stadt verbannt. Er sollte seine Heimat nie mehr wiedersehen.

 

In der Comedia (die Göttliche Komödie heißt auf italienisch Divina Comedia) beschreibt Dante den siebentägigen Weg eines Protagonisten, den er nach sich selbst benennt, durch das Jenseits, wie man es sich damals vorstellte. Eine faszinierende Dichtung ist die Comedia, in 14233 Versen. Es treten über 600 Menschen auf, Bekannte und Unbekannte, von denen wir erst durch die Comedia wissen. Er beschreibt nie überbotene Horrorszenen, von denen die Autoren in Hollywood heute noch profitieren und den unendlichen Traum vom Glück. Generationen von Forschern haben sich mit dem Buch abgemüht, ohne es in allen Details erfassen zu können. Mit Dantes Werk beginnt die italienische Literatur. Es ist gigantisches Meisterwerk, was man getrost mit der Ilias und der Odyssee gleichsetzen kann.

 

Die Comedia ist in drei Teile eingeteilt. Die Hölle (it. Inferno) mit 34, den Läuterungsberg (Purgatorio) mit 33 und das Paradies (Paradiso) ebenfalls mit 33 Gesängen. Die Zahl drei spielt bei Dante eine große Rolle, aber er wollte in seiner Gesamtdichtung auf 100 Gesänge kommen, deshalb hat das Inferno einen Eröffnungsgesang. Für die Comedia erfand Dante die Terzinenstrophe, die aus drei Verszeilen besteht. Dabei reimt sich der erste Vers immer mit dem dritten einer Strophe, während sich der zweite Vers auf den ersten der Folgestrophe reimt. So entsteht auch im Aufbau der Comedia der Eindruck einer Wanderung, durch den fortschreitenden Reim.

 

Dantes Weltbild geht konform mit dem seiner Zeit: seine Erde steht im Mittelpunkt der Welt, darüber ziehen auf je einer eigenen Bahn Mond, Merkur, Venus, Sonne, Mars, Jupiter und Saturn ihre Bahn. Darüber kommt der Fixsternhimmel und darüber der Kristall-Himmel der Engel, deren Liebe zu Gott die Welt bewegt. Das macht zusammen neun Himmelssphären, die die Grenze zum Gotteshimmel bilden.

 

Analog dazu ist die Hölle ein tiefes Loch auf der Südhalbkugel der Erde. sie ist in neun konzentrisch angeordnete Stufen eingeteilt, die zum Mittelpunkt der Erde führen. Darin, also mitten in der Welt sitzt Luzifer in einem Eissee, die Erzverräter Judas, Cassius und Brutus mit seinen Zähnen zermalmend. Vom Eingang der Hölle angefangen begegnet Dante mit seinem Führer, dem römischen Dichter Virgil, den zu ewiger Höllenstrafe Verdammten. Diese Strafen werden von Stufe zu Stufe schwerer.

 

Am Körper Luzifers entlangkletternd erreichen die Wanderer einen Gang, der sie auf die Oberfläche der Erde auf der Nordhalbkugel zurückführt. Dort türmt sich der Läuterungsberg auf, der aus der beim Graben der Hölle ausgeworfenen Erde besteht. Auch der Berg hat neun Stufen, auf denen die Menschen, die keine Todsünden begangen hatten, auf ihre Erlösung und Himmelfahrt warten. Oben auf dem Berg muß Virgil Dante verlassen, weil er kein Christ ist und somit nicht in den Christenhimmel kann.

 

Er übergibt ihn Beatrix, die ihn dann durch die Himmelssphären leitet, wo er zum Schluß über dem Kristallhimmel einen Blick auf das göttliche Feuer werfen darf. Beatrix erklärt ihm, daß die Verteilung der Seligen auf den Himmelssphären nur in seiner beschränkten Wahrnehmung existiere, in Wirklichkeit seien sie alle in einem Paradies vereint. Diese Relativität der Bewegung begegnet uns heute auch wieder in Sience-Fiction-Romanen wie Star Trek, wie man sieht wurde auch das bei Dante abgekupfert.

 

Es gibt über hundert deutsche Übersetzungen der Comedia, gute und weniger gute. Ich besitze mehrere, darunter auch die Reclam-Ausgabe. Für die Literaturforschung hat sich die zweisprachige Ausgabe von Hermann Gmelin durchgesetzt, die außer einer Prosa-Nacherzählung eines jeden Gesangs auch einen dreibändigen Kommentar enthält. Aber diese Dante-Ausgabe ist leider nicht billig und eigentlich für den Laien nicht so geeignet.

 

Ich könnte noch viel mehr schreiben, aber das würde den Rahmen eines Internetforums sprengen.

 

Liebe Grüße

Barbara

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Liebe Barbara,

 

vielen Dank für diese Zusammenfassung.

Das macht Appetit auf Selberlesen. :blink:

 

Ich bin mal gleich zum Bücherschrank gelaufen; meine dreibändige Ausgabe ist von Karl Vossler übersetzt und reimt sich nicht so, wie von Dir beschrieben. Stattdessen ist sie sehr schön illustriert von Monika Beisner.

 

Liebe Grüße, Gabriele

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Liebe Barbara,

 

vielen Dank für diese Zusammenfassung.

Das macht Appetit auf Selberlesen. :P

 

Ich bin mal gleich zum Bücherschrank gelaufen; meine dreibändige Ausgabe ist von Karl Vossler übersetzt und reimt sich nicht so, wie von Dir beschrieben. Stattdessen ist sie sehr schön illustriert von Monika Beisner.

 

Liebe Grüße, Gabriele

Liebe Gabriele,

 

mit der Vossler-Übersetzung hast Du eine der guten erwischt. Die Terzinenstrophe ist auch nur im italienischen Original sinnvoll, da die Übersetzung sonst verwaschen würde. Ich kenne diese Übersetzung nicht, habe mir aber sagen lassen, daß sie sich recht nüchtern an das Original hält und nicht dichterisch überhöht.

 

Schön, daß Du eine illustrierte Ausgabe hast. Die ersten Illustrationen stammen von Botticelli. Ich besitze einen Bildband davon.

 

Nimm Dir nicht zuviel vor. Die Comedia ist starker Tobak. Es ist keine Schande, nach der Lektüre des Inferno eine Pause einzulegen, vielleicht sogar eine jahrelange :blink:

 

Ich wünsche viel Spaß

Barbara

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