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Texte der Kirchenväter


Monika

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Aus der Schrift des heiligen Bischofs Irenäus gegen die Häresien

 

Aus Buch 4 und 5

 

 

Der Geist bereitet den Menschen für den Sohn Gottes vor, der Sohn führt ihn zum Vater, und der Vater verleiht die Unvergänglichkeit zum ewigen Leben. Jeder einzelne gewinnt das ewige Leben dadurch, daß er Gott schaut. Denn wer das Licht sieht, ist selbst im Licht und hat an seinem Glanz teil. So ist, wer Gott schaut, in Gott und habt an seinem Glanz teil. Der Glanz Gottes aber macht lebendig. Wer Gott schaut, empfängt Leben. Und deswegen macht sich der Ungreifbare, Unfaßliche und Unsichtbare für die Gläubigen sichtbar, faßbar und greifbar, damit er denen Leben gibt, die ihn durch den Glauben greifen und sehen. Denn so wie seine Größe unerforschlich ist, so ist auch seine Güte unermeßlich, in der er sich sehen läßt und denen, die ihn sehen, Leben gibt. Es ist unmöglich zu leben, ohne das Leben zu haben; Leben zu haben, geht aus der Teilhabe an Gott hervor; und Teilhabe an Gott bedeutet, Gott zu sehen und seine Güte zu genießen.

 

Die Menschen werden also Gott schauen, um zu leben, und zwar dann, wenn sie durch die Schau unsterblich geworden und zu Gott gelangt sind. Die Propheten haben symbolisch verdeutlicht, daß Gott sich von jenen Menschen sehen läßt, die seinen Geist tragen und ständig auf seine Ankunft warten. So sagt Moses: „An jenem Tag werden wir sehen, daß Gott zum Menschen sprechen wird, und der Mensch wird am Leben bleiben.“ Einige sahen den prophetischen Geist und seine Wirkungen, die sich in alle Sorten von Charismen ergossen hatten. Andere sahen dagegen die Ankunft des Herrn und seinen Dienst, durch den er den Willen des Vaters im Himmel und auf Erden erfüllte. Wieder andere sahen die Herrlichkeit des Vaters, jedoch abgestimmt auf die Zeiten und auf die, die sie sahen und die sie damals hörten, und auf die Menschen, die sie danach noch hören würden. So also offenbarte sich Gott. Durch all das gibt Gott sich als Vater zu erkennen, wobei der Geist wirkt, der Sohn dient, der Vater es gutheißt, und der Mensch vollendet ist zum Heil.

 

Wer Gott fürchtet, wer an die Ankunft seines Sohnes glaubt und den Geist Gottes durch den Glauben in seinem Herzen verankert, der wird zu Recht als ein Mensch bezeichnet, der rein und geistig für Gott lebt, denn er hat den Geist des Vaters, der den Menschen reinigt und zum göttlichen Leben erhebt. Der Herr sagt vom Fleisch, daß es schwach sei, vom Geist aber, daß er willig sei. Denn er kann alles vollenden, was ihm entgegentritt. Wenn also jemand der Schwachheit des Fleisches diesen willigen Geist wie einen Stachel an die Seite gibt, dann muß das Starke das Schwache überwinden, so daß die Schwäche des Fleisches von der Stärke des Geistes verschlungen wird. Ein solcher Mensch wird nicht mehr fleischlich, sondern geistig sein, denn er hat Gemeinschaft mit dem Geist. So also legen die Martyrer Zeugnis ab und verachten den Tod; sie folgen ja nicht der Schwachheit des Fleisches, sondern ihr Geist ist willig. Die Schwäche des Fleisches ist verschlungen, und der Geist beweist seine Stärke, und das Fleisch beweist die Stärke des Geistes. Der Geist aber besitzt in sich das Fleisch als Erbe, weil er die Schwäche verschlingt. Aus beiden ist der lebendige Mensch geworden. Lebendig ist er, weil er am Geist teilhat; ein Mensch ist er, weil er aus Fleisch ist. Daher ist das Fleisch ohne den Geist Gottes tot, es hat kein Leben und kann das Reich Gottes nicht besitzen. Das Blut ist unvernünftig, so wie Wasser, das auf die Erde ausgegossen wird. Wo aber der Geist des Vaters ist, da ist ein lebendiger Mensch, da ist vernunftbegabtes Blut, da ist Fleisch, das vom Geist in Besitz genommen ist, so daß es sich selbst vergißt und die Eigenschaft des Geistes annimmt, insofern es jetzt dem Wort Gottes entspricht. Und deswegen heißt es: „Wie wir das Bild dessen trugen, der von der Erde ist, so laßt uns auch das Bild dessen tragen, der vom Himmel ist.“ Wie wir also früher – das will die Stelle besagen – ohne den himmlischen Geist in dem alten Fleisch gewandelt sind, ungehorsam gegen Gott, so laßt uns jetzt, da wir den Geist empfangen, in einem neuen Leben wandeln, gehorsam gegen Gott.

 

Indem wir uns daran gewöhnen, Gott aufzunehmen und zu tragen, nehmen wir einen Teil von Gottes Geist an. Dadurch sollen wir vollkommen werden und uns auf die Unverweslichkeit vorbereiten. Der Apostel bezeichnet das als Unterpfand, das heißt, als einen Teil der Ehre, die Gott uns versprochen hat. Er schreibt: „Nachdem ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils gehört hattet, glaubtet auch ihr daran und wurdet mit dem Heiligen Geist der Verheißung besiegelt, der das Unterpfand unseres Erbes ist.“ Dies Unterpfand macht uns schon geistig, denn es wohnt in uns, und das Sterbliche wird vom Unsterblichen verschlungen. Der Apostel sagt: „Ihr seid nicht im Fleisch, sondern im Geist, da ja der Geist Gottes in euch wohnt.“ Das heißt aber nicht etwa, daß die, denen er das schrieb, das Fleisch verloren hätten und ohne Fleisch waren. Vielmehr sagt er das, weil sie in Gemeinschaft mit dem Geist stehen, weil sie den Geist Gottes angenommen hatten, in dem wir rufen: „Abba, Vater.“ Wenn wir also jetzt schon Abba, Vater, rufen, wo wir nur das Unterpfand haben, was wird dann erst geschehen, wenn wir ihn nach der Auferstehung von Angesicht zu Angesicht schauen werden, dann, wenn alle Glieder in überströmender Freude den Jubelhymnus anstimmen und den preisen werden, der sie von den Toten auferweckt und mit dem ewigen Leben beschenkt hat? Denn wenn schon das Unterpfand den Menschen rufen läßt: Abba, Vater, und zwar dadurch, daß es ihn umfängt, was wird dann erst die gesamte Gnade des Geistes bewirken, die Gott dem Menschen verleihen wird? Sie wird uns ähnlich mit ihm machen und nach dem Willen des Vaters vollenden, denn sie wird den Menschen nach dem Bild und Gleichnis Gottes gestalten. Der Apostel bezeichnet also mit Recht diejenigen als geistige Menschen, die das Unterpfand des Geistes haben und in denen der Geist Gottes wohnt. Die geistigen Menschen werden aber keine unkörperlichen Geister sein, sondern sie haben weiterhin unser Wesen, das heißt die Vereinigung von Seele und Fleisch. Dieses Wesen wird den Geist Gottes aufnehmen und dadurch den geistigen Menschen vollenden.

 

 

(Quelle Abtei Mariendonk)

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