Jump to content

Wiedervereinigung auf Alpenart


ullr

Recommended Posts

Hallo,

Ich habe bei Spiegel Online diesen interessanten Artikel gefunden. Hier in mykath schreiben viele Österreicher und mich interessiert ihre Meinung zu diesem Artikel. Ich habe den Thread hier in der Katakombe eröffnet, einfach, weil es ja ein politisches und kein religiöses Thema ist, und auch, weil sich dieses Thema nicht eignet, jedenfalls ist es nicht mein Interesse, hier ein großes Hauen und Stechen zu initiieren. Wie sehen die Österreicher diese Darstellung.? Gross ist ja nur ein Beispiel. Österreichische Soldaten haben in der deutschen Wehrmacht mitgekämpft, in Deutschland gab/gibt es eine bittere Diskussion über die Rolle der Soldaten. Wie wurden/werden diese Fragen in den österreichischen Familien/Gemeinden/Öffentlichkeit gehandhabt? Stimmt die Aussage des Spiegelartikels über die jüdischen Friedhöfe?

Ich persönlich möchte mich aus der Diskussion heraushalten, mich interessieren tatsächlich nur die Meinungen der österreichischen User.

Gruß

Ullr

bearbeitet von ullr
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Justin Cognito

Ich denke, dass Länder weder Täter noch Opfer sind. Täter und Opfer sind immer einzelne Menschen. Und da glaub ich, dass die Verteilung Täter/Mitläufer/Opfer in Österreich wohl nicht viel anders war als in Deutschland.

 

Die Maxime, dass Österreich die erste Eroberung Nazi-Deutschlands war (vgl. die Moskauer Deklaration von 1943), hat uns wohl viel Leid und eine Teilung wie in Deutschland erspart. Darüber hinaus war die staatsrechtliche Überleitung sehr viel einfacher - die Verfassung der Republik Österreich lebte nach 1945 einfach wieder auf. Historisch gesehen war der Wille zum Widerstand auf Seiten der damaligen (austrofaschistischen) Regierung da, scheiterte aber an der ausbleibenden Unterstützung, vor allem Italiens (aber auch Englands und Frankreichs), und am Unvermögen zum (angebotenen) Schulterschluss mit der ausgeschalteten Linken. Die Ereignisse in den Märztagen 1938 lesen sich wie ein Krimi. Und werden leider auch heute viel zu undifferenziert dargestellt. Der damalige Bundeskanzler Kurt Schuschnigg wich tatsächlich der Gewalt - das damalige offizielle Österreich wollte weiterbestehen und hat die Nazis nicht ins Land geholt (selbst der Ruf des Nazis Seyß-Inquart nach deutschen Truppen [wegen angeblicher bürgerkriegsähnlicher Zustände] war fingiert).

 

Es wird aber auch oft übersehen, dass die von Hitler verhinderte Volksabstimmung über die Souveränität Österreichs mit hoher Wahrscheinlichkeit eindeutig für die Beibehaltung der Eigenstaatlichkeit ausgegangen wäre (ohne damit zu unterstellen, dass diese Volksabstimmung annähernd demokratischen Standards genügt hätte). Das Anschlussgesetz wurde dann auch von Hitler und nicht vom damaligen (noch im Amt befindlichen) österreichischen Bundespräsidenten Miklas unterschrieben (bzw. gegengezeichnet) . Es stimmt, dass viele Menschen in Österreich gejubelt haben, als Hitler einmarschiert ist - aber wie undifferenziert heute Nazi-Propagandamaterial dieser Zeit verwendet wird (Jubelbilder etc.), stimmt mich auch nachdenklich. Es besteht immer die Gefahr die Opfer zu übersehen, die es selbstverständlich auch bei diesem "Anschluss" gab.

 

Es hat in Österreich (im Verhältnis) vermutlich genauso viele Nazis gegeben wie in Deutschland und noch viel mehr Mitläufer. Die Verantwortung für die Verbrechen dieser Zeit lastet auf uns also genauso und um nichts weniger als auf Deutschland. Das wurde lange Zeit und viel länger als in Deutschland verdrängt. Es darf aber nicht übersehen werden, dass mit Österreich von Hitler ein souveräner Staat - gegen dessen Willen* - besetzt wurde und die internationale Öffentlichkeit (eine sehr löbliche Ausnahme war hier Mexiko) geschwiegen hat.

 

Es wäre fatal, wenn das notwendige Anliegen, dass Österreicherinnen und Österreicher historische Verantwortung übernehmen, dazu führen würde, die Annexion Österreichs im Nachhinein für legitim zu erklären.

 

* aber mit großer (mehrheitlicher ? -> das ist die unbeantwortbare Frage) Zustimmung der Bevölkerung. Die von den Nazis durchgeführte nachträgliche Volksbefragung kann jedenfalls kaum als Maßstab gelten, da diese ein Hohn auf jede freie Wahl war.

bearbeitet von Justin Cognito
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Zitat:

Als fatal erweist sich in Österreich vor allem die Haltung des Klerus: In einer Erklärung vom 18. März sprechen sich die österreichischen Bischöfe dezidiert für die Vereinigung aus, die Unterstützung des neuen Regimes, so das Kalkül, sichere den Erhalt der eigenen Privilegien. Auch führende Politiker stimmen dem "Anschluss" ohne Zögern zu: Karl Renner etwa, der frühere sozialdemokratische Staatskanzler, unterstreicht in einem Zeitungsinterview sein klares "Ja".

No comment!

bearbeitet von Katharer
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Justin Cognito

Eine Anmerkungen: Am 18. März war der Anschluss bereits vollzogen. Der Einmarsch Deutscher Truppen geschah am 12. März. Die Motivation für die "Feierliche Erklärung", dass es es sich beim Anschluss um einen "langerwarteten Wunsch der Bevölkerung" handelte, könnte daher differenzierter betrachtet werden - wenngleich sie selbstverständlich kein Ruhmesblatt war. Die Motivation war aber sicher breiter gefächert, als dass es um bloßen Machterhalt ging. Vom Linzer Bischof Gföllner, der vor 1938 gegen die Nazis aufgetreten war, heißt es zB. dass er gegen diese (allerdings dann auch von ihm unterschriebene) Erklärung war. Konsequenterweise wurde die Erklärung im hiesigen Diözesanblatt nicht veröffentlicht. Ich würde aber die Macht des Faktischen hier nicht zu gering veranschlagen.

 

vgl.

 

Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes

bearbeitet von Justin Cognito
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Man muß klar sagen daß den Anschluß Österreichs im Jahr 1918 viele <berfürwortet haben 1938 dann gab es nur 2 Gruppen die konsequent dagegen warwren die Monarchisten und die Komunisten

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Man muß klar sagen daß den Anschluß Österreichs im Jahr 1918 viele <berfürwortet haben 1938 dann gab es nur 2 Gruppen die konsequent dagegen warwren die Monarchisten und die Komunisten

 

Die Nazigegner einzig und alleine in totalitären Splittergruppen zu verorten ist im postmodernen Diskurs vielleicht schick, historisch bleibt es trotzdem schlicht und einfach unrichtig. Es gab auch unter Sozial- und Christdemokraten Menschen, die den Anschluss abgelehnt haben. Manche von diesen Menschen wurden deshalb auch verfolgt, ins Exil gezwungen oder ermordet. Dasselbe gilt für Anarchisten und Austrofaschisten, die ja auch nicht alle monarchistisch eingestellt waren (selbst bei Schuschnigg könnte man das diskutieren, Dollfuß ist da m.E. aber z.B. über jeden Verdacht erhaben). Von den über 200.000 jüdischen Österreichern und Österreicherinnen einmal ganz zu schweigen. Zu sagen nur die Monarchisten und Kommunisten wären gegen den Anschluss gewesen, ist deshalb einfach falsch. Allenfalls könnte man feststellen, dass diese Gruppen im aktiven militärischen Widerstand gegen Hitler überproportional vertreten waren.

 

Es stimmt, dass 1918 die meisten Österreicherinnen und Österreicher den Staat nicht für überlebensfähig hielten, 1938 sah die Sache aber ganz anders aus. Dass nach dem erfolgten Anschluss viele weitere Österreicherinnen und Österreicher der Hitlerei auf den Leim gegangen sind, stimmt aber. Auch wenn es wichtig ist die Verantwortung von österreichischen Staatsangehörigen an den Verbrechen des Nationalsozialismus aufzuzeigen und mit der Verdrängung dieser Beteiligung aufzuhören, soll das trotzdem nicht dazu führen, dass die mahnenden Stimmen und persönlichen Beispiele der Nazigegner in diesem Land (und zwar jeglicher Colleur) noch einmal - mit den Propagandabilder der Nazis übrigens - zu verstummen gebracht werden oder dass der völkerrechtswidriger Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich für irgendwie demokratisch legitim erklärt wird. Oder dass sich die Staaten, die gegen den Annexion eines selbständigen Staates keinen Protest erhoben haben, aus der historischen Verantwortung stehlen können.

bearbeitet von Justin Cognito
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

 

Hallo Ullr,

 

Am Vorabend, da sich die zwei über das Schicksal Österreichs entscheidenden Tage zum 70sten Mal jähren, brech ich für dieses wichtige Thema noch einmal noch einmal mein "Forenfasten".

Der von Dir hier zur Diskussion gestellte Spiegelartikel ist im Grossen und Ganzen korrekt und hinterlässt aber doch einen schalen Nachgeschmack der Oberflächlichkeit. Hier ein paar Anmerkungen warum:

 

1.Man kann der der Geschichte des “Anschlusses“ nicht gerecht werden, wenn man nicht auf 1866, auf die Geschichte die Monarchie und die Geschichte der 1. Republik zurückgeht.

 

1.1.Monarchie:

 

- Die deutsche Geschichte des 19. Jh nach dem Untergang des römischen Reiches deutscher Nation 1804/1806 war immer wesentlich von der Frage “großdeutsch“ oder “kleindeutsch“ geprägt gewesen, also von der Frage: Neues deutsches Reich mit Österreich bzw wenigstens dessen deutschen Gebieten oder eben ohne Österreich. Diese Frage hat Bismarck 1866 in Königsgrätz und endgültig dann 1870 mit der Reichsgründung “kleindeutsch“ entschieden und gelöst.

- Diese Entwicklung war auch der Grund warum Hitler nach der Annexion Österreichs vom großdeutschen Reich bzw. vom 3. Reich gesprochen hat.

- Die k.k. Monarchie war nun einmal ein Vielvölkerstaat mit folgender Nationalitätenverteilung

 

Nationalität / Absolutzahl / Prozent

__________________________________

Deutsche : 12.006.521 / 23,36

Tschechen : 6.442.133 / 12,54

Slowaken : 1.967.970 / 3,83

Polen : 4.976.804 / 9,68

Ruthen : 3.997.831 / 7,78

Slowenen : 1.255.620 / 2,44

Serben u.Kroaten : 4.380.891 / 8,52

Italiener : 768.422 / 1,50

Rumänen : 3.224.147 / 6,27

Ungarn : 10.056.315 / 19,57

andere : 2.313.569 / 4,51

Quelle: http://herodot.twoday.net/

 

- Dabei hatten sich speziell die Ungarn im sog. “Ungarischen Ausgleich“ 1867 erhebliche Zugeständnisse zu Lasten der anderen Nationen und besonders der deutschen Mehrheit erkämpft. Nur als besonderes Beispiel sei angeführt, dass die nichtungarische Reichshälfte erst ab 1915 Österreich hieß vorher war es “Cisleithanien“.

- Dass sich unter diesen Umständen nie ein österreichisches Staatsbewusstsein herausbilden konnte liegt auf der Hand. Das wachsende Nationalbewusstsein der nichtdeutschen Staatsangehörigen rief natürlich ein immer stärkeres deutsches Nationalbewusstsein hervor.

 

1.2. Erste Republik:

 

1.2.1. Der Vertrag von St. Germain, der Friedensvertrag mit Österreich, enthielt dem neuen Staat genau jene Rechte vor, die Wilson als Selbstbestimmungsrecht der übrigen Völker proklamiert hatte. Ob wahr oder nicht, diese Anekdote ist jedenfalls typisch: Georg Clemenceau soll die Grenzen Österreichs festgelegt haben indem er auf der Landkarte die neuen Nationalstaaten weg gestrichen hat und feststellte

Et l’ Autriche c’est qui reste. (Österreich ist das was überbleibt).

1.2.2. Österreich wurde der Anschluss an Deutschland verwehrt, ja sogar der Name “Deutsch Österreich“ wurde nicht gestattet. Noch 1931 annullierte der Internationale Gerichtshof in den Haag die Verträge für eine deutsch österreichische Zollunion, weil man sie als einen Verstoß gegen das Anschlussverbot bewertete.

1.2.3. Um diesen Thread nicht zu überspannen soll zusammenfassend lediglich gesagt werden, dass die Entwicklung der Ersten Republik von einer laufenden Verschärfung der Spannungen zwischen einer immer mehr sich autoritären Strukturen zuwendenden “Christlich sozialen Partei“ und einer strukturell marxistischen “Sozialdemokratie“ gekennzeichnet ist. Beide Großparteien verfügten zudem über bewaffnete Wehrverbände: Bei den christlich Sozialen waren es die Heimwehren bei den Sozialdemokraten der Republikanische Schutzbund.

 

1.3. Der christlich soziale Ständestaat:

 

1.3.1. Am 4. März 1933 nutzte die Regierung Dollfuß eine Geschäftordnungspanne des Parlaments – es waren alle 3 Präsidenten zurückgetreten, sodass niemand mehr geschäftsordnungsmäßig den Nationalrat einberufen konnte – um dieses auszuschalten und mit Hilfe von Notverordnungen auf der Grundlage des "Kriegswirtschaftlichen Ermächtigungsgesetzes" zu regieren. Diese Rechtsbeugung wurde vom damaligen Bundespräsidenten Miklas toleriert.

1.3.2. Im Februar 1934 kam es zum Bürgerkrieg, der mit einer Niederlage der Schutzbündler endete. Es wurden eine Reihe von standrechtlichen Todesurteilen verhängt und auch vollstreckt unter anderem an Karl Münichreiter, der trotz seiner schweren Verletzungen auf einer Tragbahre zum Galgen geschleppt wurde.

3.3. Resultat war eine nachhaltige Entfremdung der Sozialdemokratie und der Arbeiter vom Staat und damit eine kaum mehr vorhandene Bereitschaft gegen den Anschluss zu kämpfen.

1.3.4. Der Vollständigkeit und Gerechtigkeit halber müssen noch einige Fakten angeführt werden:

- Der Mann, der die Demokratie in Österreich abgeschafft hat, Engelbert Dollfuß, wurde das erste Opfer des Nationalsozialismus. Er wurde bei einem fehlgeschlagenen Putsch der Nazis am 25. Juli 1934 von diesen ermordet.

- Dollfuß spaltet heute noch die Nation …….die Einen sehen in ihm den Arbeitermörder die Anderen glorifizieren ihn als Märtyrer.

- Faktum ist, dass das Bild des Mannes, der Österreich zu einem halbfaschistischen autoritären Staat gemacht hat, heute noch in den Räumen des Parlamentklubs (Fraktion) der ÖVP hängt. Als ich mich im Juli 1964 als Student geweigert habe, an den damaligen Feierlichkeiten zum 30. Todestag teilzunehmen, habe ich im Rahmen meiner katholischen Studentenverbindung erhebliche Probleme bekommen.

- Erwähnen muss man auch, dass sich die Begründer des autoritären Ständestaat nachdrücklich auf die Enzyklika Pius XI “Quadragesimo Anno“ berufen haben, ob zu Recht oder zu Unrecht ist umstritten.

- Aber auch die Sozialdemokratie war nicht das Musterbeispiel an Demokratiebewusstsein, als welche sie sich heute so gerne sehen würde. Ihre Führer, besonders Otto Bauer, übten sich in Verbalradikalismus, der bis hin zum Ruf nach der Diktatur des Proletariats reichte. Im Hinblick auf den Bürgerkrieg schien es fast als ob sie von den Folgen dieser Radikalisierung selbst überrascht worden seien.

- Letztlich war Schuschniggs Idee Österreich als den kleineren deutschen Staat zu positionieren, vom Ansatz her wahrscheinlich das Dümmste, was man tun konnte.....quasi ein Selbsteingeständnis fehlender Daseinsberechtigung.

 

2. Diese Spaltung Österreichs, eine riesige Arbeitslosigkeit und das weitestgehende Fehlen eines österreichischen staatlichen Selbstbewusstseins sind der historische Hintergrund, vor dem dann der Anschluss so abgelaufen ist, wie es der Spiegel schildert.

Hervorheben muss man besonders die Scheußlichkeiten, die sich bei den “Arisierungen“ und anlässlich der "Reichspogromnacht" in allen österreichischen Städten ereignet haben. Der “Eifer“ den die Österreicher dabei an den Tag legten übertraf Deutschland und ist heute noch ein Grund sich zu schämen.

Ich verweise dazu auf mein Posting vom 9. November 2006 http://www.mykath.de/index.php?s=&show...st&p=800541

 

 

3. Nachkriegsösterreich

3.1. Was die Zeit nach dem Krieg anlangt hat sich Österreich, wie im Spiegel ausgeführt, tatsächlich lange hinter der Moskauer Deklaration versteckt. Dies war zur Erlangung des Staatsvertrages legitim ja selbstverständlich. Fatal wurde es als diese Opferbehauptung auch zur Abwehr berechtigter Entschädigungsforderungen oder zur Verschleierung der eigenen Mitschuld herhalten musste.

 

3.2. Richtig ist ferner, dass erst das Jahr 1968 und dann die “Waldheimaffäre“ Anstoß zu einer Aufarbeitung der recht unrühmlichen Rolle, die österreichische Bürger in der Maschinerie des Naziverbrechens spielten, gegeben haben.

 

3.3. Was die Beschäftigung und die Karrieren von Nazis nach dem Krieg anlangt ist muss man sagen dass schon bald nach dem Krieg alle Parteien um die “Ehemaligen“ gebuhlt haben. Karrieren von Ex Nazis hat es in allen Parteien gegeben. Der im Spiegelartikel erwähnte Dr. Gross machte seine Karriere über den BSA = Bund sozialistischer Akademiker und Intellektueller.

 

3.4. Wichtig gerade im Hinblick auf die nationalistische Fehlentwicklung der Ersten Republik (s. Schuschniggs Schnapsidee vom 2. kleinen deutschen Staat) erscheint das inzwischen erfolgreiche Bemühen, einen österreichischen Nationsbegriff zu entwickeln.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Was im Rückblick auf den Anschluss besonders weh tut, ist die Blauäugigkeit der österreichischen Bischöfe, insbesondere von Kardinal Innitzer. Vor lauter Begeisterung über den Anschluss hat er mit den anderen Bischöfen ein Willkommens-Schreiben herausgegeben und Hitler in Wien mit großem Glockengeläut feierlich begrüßt.

Dieses Vorgehen hat Papst Pius XI. so entsetzt, dass er Innitzer nach Rom zitieren lies und ihm heftige Vorwürfe machte. Dadurch und wohl auch durch die Beobachtung, was die einmarschierten Nazis nach und nach anrichteten, änderte Innitzer seine Einstellung innerhalb weniger Monate und so kam es Ende 1938 zu der berühmten Predigt bei einer Jugendmesse im Stephansdom, wo Innitzer verkündete: Nur Christus ist unser Führer! Daraufhin hat die Hitlerjugend aus Rache das Erzbischöfliche Palais verwüstet.

Ich glaube, man muss beide Vorgänge erwähnen, um der Situation und Reaktion der katholischen Kirche von damals gerecht zu werden. Und vor allem ist heute ein Urteil über damals immer leichter gefällt als dies den Menschen, die das weitere GEschehen ja noch nicht wissen konnten, damals möglich war.

 

Die Frage ist natürlich auch: Waren die Österreicher für den Anschluss trotz der Nazis oder wegen der Nazis? Das ist schwer zu beurteilen.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Die Frage ist natürlich auch: Waren die Österreicher für den Anschluss trotz der Nazis oder wegen der Nazis? Das ist schwer zu beurteilen.

 

Schon deshalb, weil die meisten Österreicher ein falsches Bild von den Nazis gehabt haben dürften. Vor 1938 waren vor allem außenpolitische und wirtschaftliche Erfolge zu verzeichnen, nicht zuletzt die Olympiade. Die Unterdrückung von politischen Gegnern, der Kirchen und der weitgehende Entzug der Bürgerrechte jüdischer Deutscher war im Ausland wenig wahrnehmbar. Krieg und Holocaust waren unvorstellbar. Das kleine Land, kümmerlicher Rest eines großen Reiches schien keine dauernde Perspektive zu bieten. - Heute, zwei Generationen später, bietet das selbstbewußte Österreich vielen Deutschen, Mittelständlern und Arbeitslosen, die Perspektive, die sie daheim vermissen. Grüße, KAM

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

1918waren sehr viele dafür weil man eben der meinung war das kl. österreich ist nicht lebesfähig großdeutsche christlich soziale und sozialisten hatten die forderung nach dem anschluß in ihren programmen und es war ja auch von deutsch- österreich die rede

einen anschluß haben ja nur die siegermächte des 1 weltkriegs verhindert

1938 dachten eben viele daß sich dieser wunsch jetzt umsätzen liäßt wie z.b. der sozialist dr karl renner der erster staatskanzler der 1 Rebublich war und 1945 dann wiederum bundeskanzler und Bundespräsident bei der Gründung der II Republik

ja und die Österreichischen Bischöfe dachten Rtten was zu Retten ist und Kardinal Innitzer war ein Großdeutscher und dann kam es eben zu dem Zirkus im Jahr 1938 er hat sich bei den Nazis angebiedert wie sein Nachfolger König bei den Linken was wenig bekannt ist ist die Tatsache das Pius XI nahe daran war Innitzer dafür das Kardinalat zu entziehen was es in der neueren Geschichte nur 1 mal gegeben hat

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

... Kardinal Innitzer war ein Großdeutscher und dann kam es eben zu dem Zirkus im Jahr 1938 er hat sich bei den Nazis angebiedert wie sein Nachfolger König bei den Linken ...
Ist das nicht ein sehr übler und schiefer Vergleich?
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

nein den das prinzip ist das selbe das die anbiederung 1938 katastrophalere Folgen hatte ist keine Frage

 

Otto von Habsburg sagt bei ÖVP Veranstaltung im Parlament klar was sache ist der Bundeskanzler in der Schlacht gegen Hitler gefallen und natürlich war der Staat Österreich Opfer der Nazis

http://www.orf.at/080310-22766/index.html

und die linken heulen natürlich auf , wie wolfgang auch bald vermute ich,

 

schön finde ich daß die ÖVP hin und wieder noch katholische Patriotische Reflexe hat stehender Applaus für die Rede seiner Kaiserlichen Hoheit

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

nein den das prinzip ist das selbe das die anbiederung 1938 katastrophalere Folgen hatte ist keine Frage

 

Otto von Habsburg sagt bei ÖVP Veranstaltung im Parlament klar was sache ist der Bundeskanzler in der Schlacht gegen Hitler gefallen und natürlich war der Staat Österreich Opfer der Nazis

http://www.orf.at/080310-22766/index.html

und die linken heulen natürlich auf , wie wolfgang auch bald vermute ich,

 

schön finde ich daß die ÖVP hin und wieder noch katholische Patriotische Reflexe hat stehender Applaus für die Rede seiner Kaiserlichen Hoheit

Naja, um das

Er glaube, es gebe keinen "Staat in Europa, der mehr Recht hat, sich als Opfer" von Nazi-Deutschland zu bezeichnen, als Österreich, sagte Habsburg bei einer Gedenkveranstaltung der ÖVP im historischen Reichsratssaal des Parlaments.

für Unsinn zu halten, muss man nicht links sein.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

... Kardinal Innitzer war ein Großdeutscher und dann kam es eben zu dem Zirkus im Jahr 1938 er hat sich bei den Nazis angebiedert wie sein Nachfolger König bei den Linken ...

Ist das nicht ein sehr übler und schiefer Vergleich?

Finde ich auch. Aber ich denke, man kann Siri nicht mehr ändern.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

nein den das prinzip ist das selbe das die anbiederung 1938 katastrophalere Folgen hatte ist keine Frage

 

Otto von Habsburg sagt bei ÖVP Veranstaltung im Parlament klar was sache ist der Bundeskanzler in der Schlacht gegen Hitler gefallen und natürlich war der Staat Österreich Opfer der Nazis

http://www.orf.at/080310-22766/index.html

und die linken heulen natürlich auf , wie wolfgang auch bald vermute ich,

 

schön finde ich daß die ÖVP hin und wieder noch katholische Patriotische Reflexe hat stehender Applaus für die Rede seiner Kaiserlichen Hoheit

Du findest einen reflexhaften Glauben schön? Na dann ...

Dazu: katholisch und patriotisch enden zwar beide auf -isch, aber das tun Haschisch und russisch auch. Ist das nicht fantastisch?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Otto von Habsburg sagt bei ÖVP Veranstaltung im Parlament klar was sache ist der Bundeskanzler in der Schlacht gegen Hitler gefallen und natürlich war der Staat Österreich Opfer der Nazis

http://www.orf.at/080310-22766/index.html

Eine Interessante These.

So betrachtet war natürlich auch Deutschland ein Opfer der Nazis.

Und wenn man den Gedanken noch weiter denkt, war sogar die NSDAP ein Opfer Hitlers.

Und Hitler würde sicher auch einen Grund finden, warum er nur ein armes Opfer ist.

Oh, ich weiss, die Vorsehung! Die war an allem Schuld.

Alle anderen sind nur arme Opfer.

 

Werner

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich persönlich möchte mich aus der Diskussion heraushalten
schade.

Mich interessiert wirklich die Meinung der Österreicher. Wie gehen sie damit um. Ich halte dieses Forum von seinen Usern und Usern her schon für so stabil, vielfältig und intelligent, dass man die Meinungsvielfalt raushören kann. Ich habe es schon gesagt: das Posting von Wolfgang hat mich beeindruckt und auch das, was hier jetzt über Otto von Habsburg geschrieben wird, ist für mich hochinteressant.

Gruß

Ullr

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Otto von Habsburg sagt bei ÖVP Veranstaltung im Parlament klar was sache ist der Bundeskanzler in der Schlacht gegen Hitler gefallen und natürlich war der Staat Österreich Opfer der Nazis

http://www.orf.at/080310-22766/index.html

Eine Interessante These.

So betrachtet war natürlich auch Deutschland ein Opfer der Nazis.

Und wenn man den Gedanken noch weiter denkt, war sogar die NSDAP ein Opfer Hitlers.

Und Hitler würde sicher auch einen Grund finden, warum er nur ein armes Opfer ist.

Oh, ich weiss, die Vorsehung! Die war an allem Schuld.

Alle anderen sind nur arme Opfer.

 

Werner

 

Da ich glaube, dass Hegel Unrecht damit hatte, Staaten für Subjekte der Weltgeschichte zu halten, ist es m.E. natürlich auch nicht sinnvoll, Staaten für Täter oder Opfer zu halten.

 

Selbstverständlich ist es Blödsinn zu glauben, dass in Österreich (auch nur prozentuell) mehr Menschen unter der Hitlerei gelitten hätten, als sonstwo. Man braucht z.B. nur an Polen zu denken, um zu sehen wie grenzenlos dumm solche Aussagen sind. Trotzdem gab es aber auch in Österreich viele Opfer der Nazi-Terrorherrschaft und es ist - gerade am Jahrestag des Anschlusses - gut und wichtig an sie zu denken.

 

Genauso halte es aber auch für wichtig festzuhalten, dass der Staat Österreich vor 70 Jahren vom Deutschen Reich tatsächlich gewaltsam annektiert wurde. Auch wenn viele - viel zu viele - Österreicherinnen und Österreicher, diesem Anschluss damals zujubelten und während der Nazi-Herrschaft im gleichen Maß Schuld auf sich luden wie die Deutschen.

bearbeitet von Justin Cognito
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Die Rolle von Engelbert Dollfuß hat der amtierende Österreichisch Bundespräsident Fischer gestern knapp auf den Punkt gebracht:

 

Die Tatsache dass der Bundeskanzler der Jahre 1932-1934 durch die Ausschaltung des Parlaments und die Anordnung von standrechtlichen Todesurteilen Schuld auf sich geladen hat und die Tatsache, dass er auf gemeine Weise von Nationalsozialisten ermordet wurde und als Gegner des Nationalsozialismus (und man kann wohl dazufügen: überzeugter Österreicher) starb, schließen einander nicht aus.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Die Frage ist natürlich auch: Waren die Österreicher für den Anschluss trotz der Nazis oder wegen der Nazis? Das ist schwer zu beurteilen.

 

Schon deshalb, weil die meisten Österreicher ein falsches Bild von den Nazis gehabt haben dürften. Vor 1938 waren vor allem außenpolitische und wirtschaftliche Erfolge zu verzeichnen, nicht zuletzt die Olympiade. Die Unterdrückung von politischen Gegnern, der Kirchen und der weitgehende Entzug der Bürgerrechte jüdischer Deutscher war im Ausland wenig wahrnehmbar. Krieg und Holocaust waren unvorstellbar. Das kleine Land, kümmerlicher Rest eines großen Reiches schien keine dauernde Perspektive zu bieten. - Heute, zwei Generationen später, bietet das selbstbewußte Österreich vielen Deutschen, Mittelständlern und Arbeitslosen, die Perspektive, die sie daheim vermissen. Grüße, KAM

 

Von meiner Verwandtschaft väterlicherseits weiß ich, dass sie mit Hitler nichts am Hut hatten, da sie überzeugte Christlich-Soziale waren und ihm den Mord an Dollfuß immer persönlich angelastet haben. Meines Wissens ist auch niemand aus meiner Verwandtschaft je irgend einer NS Gliederung beigetreten (und das heißt ja eigentlich schon einiges). Bei der Volksabstimmung* hat mein Großvater dann trotzdem für den Anschluss gestimmt - er ist einfach auf die Propaganda hereingefallen: Er erzählte, dass er, als er - als einfacher Bauer - im Kino die ganzen Deutschen Städte Nürnberg, Berlin, München, etc. sah und es hieß "das sind alles wir" (Du bist Deutschland?) war das für ihn irgendwie erhebend. (Die Bilder dieser Städte nach dem Krieg waren wohl weniger erhebend). Dazu kam die (inszenierte) Aufhebung von Klassenunterschieden: Es ist egal ob du Arbeiter oder Bauer bist ... das kam 4 Jahre nach dem Bürgerkrieg gut.

 

Meine Verwandten mütterlicherseits waren Arbeiter bzw. Landarbeiter. Tiefrot, aber 1938 großteils arbeitslos. Mein Urgroßvater verhielt sich möglichst ruhig - um nicht aufzufallen. Ein anderer Verwandter wollte gegen den Anschluss stimmen und dazu in die Wahlzelle gehen - was ihm brüsk verwehrt wurde, er werde doch keine Geheimnis aus seiner Gesinnung machen - eine Stimme mehr für den Anschluss. Mein Großvater bekam allerdings nach dem Anschluss sofort Arbeit und war dadurch (obwohl nie bei der Partei) als junger Mann anscheinend doch recht schnell für Hitler eingenommen - die Erkenntnis was das für einer das war, kam später dann aber doch, er hat Hitler bis zu seinem Tod als "Enttäuschung" und seine Bewunderung als großen Fehler bezeichnet.

 

 

* Nachdem der Österreichische Bundeskanzler Schuschnigg für den 13. März 1938 eine Volksabstimmung über die Unabhängigkeit Österreichs angesetzt hat, die wohl mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit für diese ausgefallen wäre, hat Hitler diese Volksabstimmung am 11. März durch Gewaltdrohungen verhindert, Schusschnigg zum Rücktritt gezwungen und am 12. März den Anschluss trotzdem gewaltsam vollzogen. Nachträglich hat er dann jedoch selbst eine Volksabstimmung angesetzt - für den 10. April. Diese ging in Österreich mit 99,75 Prozent für den Anschluss aus (im "Altereich" gab es eine ähnliche hohe Zustimmung). Es waren jedoch allein in Österreich 400.000 Menschen wegen politischer Bedenklichkeit nicht wahlberechtigt (ich schätze, dass das sicher mehr als ein Zehntel der damaligen Wahlbevölkerung war, vielleicht sogar bis zu 20 %), dazu kamen die vielen Geflohenen, Verhafteten auch Ermordeten. Die Abstimmung selbst war dann auch von vorne bis hinten manipuliert. Wobei ich vermute, dass auch eine korrekt abgelaufene Wahl zu diesem Zeitpunkt (also nach dem vollzogenen Anschluss, unter massiven Propagandaeinsatz, etc.) eine Mehrheit für den Anschluss gebracht hätte.

bearbeitet von Justin Cognito
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Die Rolle von Engelbert Dollfuß hat der amtierende Österreichisch Bundespräsident Fischer gestern knapp auf den Punkt gebracht:

 

Die Tatsache dass der Bundeskanzler der Jahre 1932-1934 durch die Ausschaltung des Parlaments und die Anordnung von standrechtlichen Todesurteilen Schuld auf sich geladen hat und die Tatsache, dass er auf gemeine Weise von Nationalsozialisten ermordet wurde und als Gegner des Nationalsozialismus (und man kann wohl dazufügen: überzeugter Österreicher) starb, schließen einander nicht aus.

Das ist sicher richtig.

Der Vorwurf, den man Dollfuß machen kann und muss, ist der selbe, den man den deutschen Kommunisten machen muss: Dass er nämlich durch Bekämpfung der Demokratie den Boden bereitet hat, auf dem Hitler gewachsen ist.

 

Über Deutschland vor der Machtergreifung wird gern gesagt: Es gab nicht zuviele Nazis, sondern zuwenig Demokraten. Das gilt wohl für Österreich 1938 auch.

 

Werner

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Über Deutschland vor der Machtergreifung wird gern gesagt: Es gab nicht zuviele Nazis, sondern zuwenig Demokraten. Das gilt wohl für Österreich 1938 auch.

 

Werner

 

Oder zu wenig aufrechte Katholiken. Oder zu wenig standhafte Monarchisten. Schlichtweg wollte in beiden Ländern eine Mehrheit die Nazis, wobei möglicherweise nicht alle Programmpunkte erkannt und ausdrücklich mitgewollt wurden. Es scheint aber, daß eine Mehrzahl auch keinen Krieg wollte, da kam erst Begeisterung auf, als es zunächst glatt zu gehen schien. Grüße, KAM

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Join the conversation

You can post now and register later. If you have an account, sign in now to post with your account.

Gast
Auf dieses Thema antworten...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung jetzt entfernen

  Only 75 emoji are allowed.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Dein vorheriger Inhalt wurde wiederhergestellt.   Clear editor

×   You cannot paste images directly. Upload or insert images from URL.

×
×
  • Neu erstellen...