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"Gott stinkt!"


Mecky

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Es geht wohl um eine Art pubertären Machtkampf - das typische pubertäre Suchen nach Grenzen. Er will wissen, wie der Pfarrer auf eine solche Provokation reagiert. Und er will wissen, was bei mir (bzw. seiner Religionslehrerin) dahinter steckt. Können wir was gegen seine Provokation setzen? Haben wir Argumente? Bieten wir ihm Gelegenheit, seiner pubertär-flapsige Provokation zu durchbrechen und von dort aus in ein Gespräch zu kommen? Haben wir dabei wirklich was zu sagen, oder sind wir auf strukturelle Machtdemonstrationen angewiesen (Dauerlauf, Strafarbeit etc.)?

 

Heute Mittag habe ich ihn wieder gesehen und habe ihn gefragt, ob er wirklich mit mir über Gott diskutieren wollte. Nö, natürlich nicht. Ist ja auch völlig klar, denn er ahnt wohl, dass er in einer ernsthaften Diskussion nicht mithalten kann. Die Sache muss in der Schwebe bleiben. Provokation seinerseits muss erlaubt bleiben. Gewonnen habe ich eher, wenn es mir gelingt, den Schwarzen Peter zurückzugeben und ihn zu provozieren. Diese Sprache würde er erstklassig verstehen.

 

Aber ich denke noch ein wenig weiter, wenn ich an seine Situation denke. Er kommt aus einem Haus, in dem Glaube und Kirche Thema sind. Seine Mutter ist in der Pfarrgemeinde aktiv. Und in der Pubertät muss man schließlich austesten, was die Meinung der Eltern so insgesamt wert ist.

Gläubig sein ist bei seinen Alterskollegen wohl eher der Inbegriff von "uncool". Im Religionsunterricht sind die engagiert, die noch uncooler als uncool sind. Es gehört eher zum guten Ton, einfach mal aus Prinzip gegenüber so einer organisierten Uncoolheit (Das Wort Coolheit ist übrigens schon fast eine Unverschämtness...) betont cool und provokativ zu sein.

 

Kann der Pfarrer, kann die Relilehrerin zugleich was cooles sagen und trotzdem gläubig sein? Allein solche Vorbilder wären für ihn akzeptabel. Es geht dabei absolut nicht nur um die flapsige Pubertätscoolness. Die würde als plumpe Anbiederung abgelehnt. Nein, es geht eher um eine gewisse Überlegenheit. Und die darf eben nicht nur inhaltlich (also von den nüchternen Argumenten her) da sein, sondern sie bedarf auch einer akzeptablen Art und Weise.

 

Der Junge sucht doch nach so was - auch wenn ihm selbst dies sicherlich nicht bewusst ist. Das wäre ein echtes Vorbild. Denn er selbst steht doch, sobald er mal was von dem rauslassen wird, wovon er von innen heraus überzeugt ist, in der gleichen Situation. Er muss dann wissen, wie man dann reagieren kann.

Findet er kein Vorbild, dann wird er wohl eher zu dem Schluss kommen, dass man über seine wahren Überzeugungen besser den Mund hält. Alles andere wäre nämlich uncool - oder erwachsener gesagt: Nicht gesellschaftsfähig.

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Ich kenne das von Gesprächen mit meinem Gleichaltrigen Cousin (15). Er hat Gott auch immer beleidigt.
Ich glaube, dass dies zu hoch gegriffen ist. Der Junge will die gläubigen Erwachsenen mal austesten. Mal gucken, womöglich ist ja was dran, was sie sagen. Und er tut dies eben auf eine alters-angemessene Art.
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2. Er ist nicht so intelligent und er will nur provozieren oder läuft dem Zeitgeist nach.
Die Jugend läuft nicht dem Zeitgeist nach, sondern ist der Zeitgeist selbst. Die Jungen schwimmen ja noch auf der Bugwelle der Zeit und Zeit ist für sie die Zukunft.

 

Aber (wie fast immer) ist das Wort Zeitgeist viel zu unpräzise, um damit zu hantieren. Es gibt weder DEN Zeitgeist, noch DIE Jugend. Das sind nur grobe Begriffe und meist auch noch polemische Kampfbegriffe.

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Gerlinde Blosche
Es geht wohl um eine Art pubertären Machtkampf - das typische pubertäre Suchen nach Grenzen. Er will wissen, wie der Pfarrer auf eine solche Provokation reagiert. Und er will wissen, was bei mir (bzw. seiner Religionslehrerin) dahinter steckt. Können wir was gegen seine Provokation setzen? Haben wir Argumente? Bieten wir ihm Gelegenheit, seiner pubertär-flapsige Provokation zu durchbrechen und von dort aus in ein Gespräch zu kommen? Haben wir dabei wirklich was zu sagen, oder sind wir auf strukturelle Machtdemonstrationen angewiesen (Dauerlauf, Strafarbeit etc.)?

 

Heute Mittag habe ich ihn wieder gesehen und habe ihn gefragt, ob er wirklich mit mir über Gott diskutieren wollte. Nö, natürlich nicht. Ist ja auch völlig klar, denn er ahnt wohl, dass er in einer ernsthaften Diskussion nicht mithalten kann. Die Sache muss in der Schwebe bleiben. Provokation seinerseits muss erlaubt bleiben. Gewonnen habe ich eher, wenn es mir gelingt, den Schwarzen Peter zurückzugeben und ihn zu provozieren. Diese Sprache würde er erstklassig verstehen.

 

Aber ich denke noch ein wenig weiter, wenn ich an seine Situation denke. Er kommt aus einem Haus, in dem Glaube und Kirche Thema sind. Seine Mutter ist in der Pfarrgemeinde aktiv. Und in der Pubertät muss man schließlich austesten, was die Meinung der Eltern so insgesamt wert ist.

Gläubig sein ist bei seinen Alterskollegen wohl eher der Inbegriff von "uncool". Im Religionsunterricht sind die engagiert, die noch uncooler als uncool sind. Es gehört eher zum guten Ton, einfach mal aus Prinzip gegenüber so einer organisierten Uncoolheit (Das Wort Coolheit ist übrigens schon fast eine Unverschämtness...) betont cool und provokativ zu sein.

 

Kann der Pfarrer, kann die Relilehrerin zugleich was cooles sagen und trotzdem gläubig sein? Allein solche Vorbilder wären für ihn akzeptabel. Es geht dabei absolut nicht nur um die flapsige Pubertätscoolness. Die würde als plumpe Anbiederung abgelehnt. Nein, es geht eher um eine gewisse Überlegenheit. Und die darf eben nicht nur inhaltlich (also von den nüchternen Argumenten her) da sein, sondern sie bedarf auch einer akzeptablen Art und Weise.

 

Der Junge sucht doch nach so was - auch wenn ihm selbst dies sicherlich nicht bewusst ist. Das wäre ein echtes Vorbild. Denn er selbst steht doch, sobald er mal was von dem rauslassen wird, wovon er von innen heraus überzeugt ist, in der gleichen Situation. Er muss dann wissen, wie man dann reagieren kann.

Findet er kein Vorbild, dann wird er wohl eher zu dem Schluss kommen, dass man über seine wahren Überzeugungen besser den Mund hält. Alles andere wäre nämlich uncool - oder erwachsener gesagt: Nicht gesellschaftsfähig.

Lieber Mecky,

obwohl ich jetzt ganz wenig Zeit habe, möchte ich Dir gerne mit Deinen Zeilen Recht geben.

Der Junge sucht auf seine Art auf seine Fragen von Dir eine Antwort zu bekommen.

Cool und trotzdem überzeugend dabei sein, das gelingt Dir, so wie ich Dich vom Forum her kenne sicher noch bei ihm. Auf jeden Fall ist das Vertrauen zu Dir da. Er provoziert, weil er Deine Nähe sucht und braucht, wie Du schon erwähnst, seinem Alter entsprechend partnerschaftlich coole aber auch sachliche Antwort, die er woanders nicht so bekommt.

Unter Kameraden ist es doch heute vielfach cool nicht zu glauben und nicht in die Kirche zu gehen. Ich habe auch schon früher erlebt, dass Schüler die "noch" in die Kirche gehen nicht bloß als altmodisch galten. Vielleicht gehört er zu denen, die auch mal was dagegen halten wollen und dazu braucht er Deine Hilfe. Ich finde es gut, wenn Du ihn weiterhin noch begleitest.

Viel Erfolg dabei,Gerlinde

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Liebe Gerlinde!

 

Die Sprüche des Jungen sind ja nichts Außergewöhnliches. Ähnliches habe ich immer wieder mitbekommen - meistens laufen solche Konfrontationen ja nonverbal: Man schneidet zum Beispiel ein religiöses Thema an, und wird angeguckt, als käme man direkt aus der Irrenanstalt. Da bedarf es keiner Worte.

 

Ich weiß immer noch nicht, wie man auf solche Provokationen am Besten reagiert. Ich weiß höchstens, wie ich darauf NICHT reagieren will. So habe ich z.B. keine Lust, mich in ähnlicher Weise lächerlich und zum Handlanger zu machen, wie es so mancher Bischof bei der Provokation von dem Popetown-Werbeplakat tat.

 

So nicht. Aber wie?

 

Ein Zweites kommt hinzu. Ich beobachte eine furchtbare Zungenlähmung, wenn es um den Glauben geht, eine Angst, den Glauben irgendwie anzusprechen. So mancher schämt sich sonntags morgens sogar seines Gotteslobes in der Hand. Die Angst vor der Unbeholfenheit, wenn man Provokationen begegnet. Die Angst nicht zu wissen, wie man sich dann verhalten soll.

 

Und ein Drittes: Ich glaube, dass solche Provokationen auch ihr Gutes haben. Wenn man richtig reagieren würde, wären das doch hervorragende Ausgangspunkte für tiefgreifendere Gespräche. Die grundsätzliche und sehr häufige Frage, wie man über den Glauben ins Gespräch kommen soll, würde sich hier ganz und gar organisch von selbst lösen.

 

Das funktioniert natürlich nicht, wenn man dann - ach so betroffen und beleidigt - herumpoltert. Dann entsteht normalerweise zwar ein Streitgespräch, aber dabei bewegt sich ja überhaupt nichts. Da werden lediglich Positionen (manchmal auch Bastionen) hartnäckig auf beiden Seiten verteidigt.

 

Wieder weiß ich nur, was ich NICHT will. Ich suche nun nach Möglichkeiten, das zu realisieren, was ich wirklich will: Einen Ansatz zu Gesprächen, die auch was bringen.

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Morgen habe ich übrigens eine Firmveranstaltung. Dabei lasse ich mich mal von Jugendlichen beraten, welche Antworten sie für gut halten würden.

 

Ich lege ihnen auf verschiedenen Zetteln folgende Provokationen vor:

 

Gott stinkt!

 

Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass da jemand im Himmel ist, der auf die aufpasst!

 

Die, die immer in die Kirche rennen, sind die Schlimmsten von allen!

 

Beten ist Mist. Besser ist es, die Ärmel hochzukrempeln und was zu tun!

 

Glauben ist was für Dumme und Dämliche.

 

Ministranten haben was an der Waffel. Sonst würden sie sonntags was Gescheiteres machen, als in die Kirche zu gehen und sich dort zu langweilen.

 

Wissen ist auf jeden Fall besser als Glauben.

 

Du glaubst wohl nicht, dass Gott die Welt in sieben Tagen erschaffen hat!

 

Beten ist was für Leute, die rumjammern, anstatt ihre Probleme anzupacken.

 

Wenn es Gott überhaupt gibt, dann ist es ihm so was von egal, wie es uns hier geht!

 

Du glaubst an ein Leben nach dem Tod? Nach dem Tod kommen nur noch die Würmer!

 

Du glaubst daran, dass Jesus Wasser in Wein verwandelt hat und über den See gelaufen ist? Du bist doch total plempblem!

 

Die Kirche ist eine Mörderbande, die schon Tausende Ketzer, Hexen und Andersdenkende ermordet hat. Denk nur mal an die Kreuzzüge!

 

Wer glaubt, dass bei der Kommunion Jesus in die Hostie krabbelt, muss schon sehr, SEEEHR naiv sein!

 

Gott ist eine Phantasiefigur, die sich Menschen ausgedacht haben!

 

und sie sollen sich mal überlegen, ob ihnen zum einen oder anderen eine coole oder starke Antwort einfällt.

 

Ich erwarte nicht, dass dabei die große Supererkenntnis kommt (weder bei mir, noch bei ihnen). Wahrscheinlich werden es nur wenige Antworten sein und noch weniger wirklich brauchbare. Aber ich versuche es einfach einmal.

bearbeitet von Mecky
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Morgen habe ich übrigens eine Firmveranstaltung. Dabei lasse ich mich mal von Jugendlichen beraten, welche Antworten sie für gut halten würden.

 

Ich lege ihnen auf verschiedenen Zetteln folgende Provokationen vor:

Gott stinkt!

 

Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass da jemand im Himmel ist, der auf die aufpasst!

 

Die, die immer in die Kirche rennen, sind die Schlimmsten von allen!

 

Beten ist Mist. Besser ist es, die Ärmel hochzukrempeln und was zu tun!

 

Glauben ist was für Dumme und Dämliche.

 

Ministranten haben was an der Waffel. Sonst würden sie sonntags was Gescheiteres machen, als in die Kirche zu gehen und sich dort zu langweilen.

 

Wissen ist auf jeden Fall besser als Glauben.

 

Du glaubst wohl nicht, dass Gott die Welt in sieben Tagen erschaffen hat!

 

Beten ist was für Leute, die rumjammern, anstatt ihre Probleme anzupacken.

 

Wenn es Gott überhaupt gibt, dann ist es ihm so was von egal, wie es uns hier geht!

 

Du glaubst an ein Leben nach dem Tod? Nach dem Tod kommen nur noch die Würmer!

 

Du glaubst daran, dass Jesus Wasser in Wein verwandelt hat und über den See gelaufen ist? Du bist doch total plempblem!

 

Die Kirche ist eine Mörderbande, die schon Tausende Ketzer, Hexen und Andersdenkende ermordet hat. Denk nur mal an die Kreuzzüge!

 

Wer glaubt, dass bei der Kommunion Jesus in die Hostie krabbelt, muss schon sehr, SEEEHR naiv sein!

 

Gott ist eine Phantasiefigur, die sich Menschen ausgedacht haben!

und sie sollen sich mal überlegen, ob ihnen zum einen oder anderen eine coole oder starke Antwort einfällt.

 

Ich erwarte nicht, dass dabei die große Supererkenntnis kommt (weder bei mir, noch bei ihnen). Wahrscheinlich werden es nur wenige Antworten sein und noch weniger wirklich brauchbare. Aber ich versuche es einfach einmal.

 

Erzählst du uns bitte ein bisschen was von den Antworten?

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Wieder weiß ich nur, was ich NICHT will. Ich suche nun nach Möglichkeiten, das zu realisieren, was ich wirklich will: Einen Ansatz zu Gesprächen, die auch was bringen.
Und mein Vorschlag, das Sprachbild des Jungen ernst zu nehmen und auf es einzusteigen und mit Hilfe des Bildes zurückzufragen und so drauf zu kommen, was an Fragen oder Gefühlen oder was auch immer dahintersteht, kommt dir nicht umsetzbar vor?

 

Mir kommt das der sinnvollste Weg vor: erst mal die richtigen Fragen stellen. Neugierig sein - nicht, um seine Sensationsgier zu befriedigen, sondern aus wirklichem Interesse am anderen Fragen stellen.

Wenn das glückt, kann ihm das im Idealfall helfen, dass er selber besser erkennen und verstehen kann, was ihn umtreibt. Und es eröffnet die Möglichkeit zu guten Gesprächen und Antworten.

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Ein Zweites kommt hinzu. Ich beobachte eine furchtbare Zungenlähmung, wenn es um den Glauben geht, eine Angst, den Glauben irgendwie anzusprechen. So mancher schämt sich sonntags morgens sogar seines Gotteslobes in der Hand. Die Angst vor der Unbeholfenheit, wenn man Provokationen begegnet. Die Angst nicht zu wissen, wie man sich dann verhalten soll.
Und vor diesem Hintergrund hätte ich dann doch nochmal gerne eine Antwort auf meine letzte PN zu meinem Patenproblem.

 

Religiöse Sprachlosigkeit ist etwas, das ich fast täglich durchmache. Wenn wie gestern in den Nachrichten Sätze kommen wie "Papst will Abtreibungsgegner aus der Kirche ausschließen" entfährt mir ein Schnauben - aber wie soll ich erklären, warum mich dieser Schwachsinn so aufregt, wenn unser Episkopat regelmäßig selbst danebenlangt.

 

Und ein Drittes: Ich glaube, dass solche Provokationen auch ihr Gutes haben. Wenn man richtig reagieren würde, wären das doch hervorragende Ausgangspunkte für tiefgreifendere Gespräche. Die grundsätzliche und sehr häufige Frage, wie man über den Glauben ins Gespräch kommen soll, würde sich hier ganz und gar organisch von selbst lösen.
Das funktioniert mMn allerdings nur, wenn ein grundsätzliches Interesse an einer Auseinandersetzung auch Seitens des "Aggressors" vorhanden ist.

 

Ich begegne in solchen Situationen eher Desinteresse und Fassungslosigkeit.

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Erzählst du uns bitte ein bisschen was von den Antworten?
Ja, das würde mich auch interessieren

Ich kann mir gut vorstellen, dass du sehr positiv überrascht sein wirst.

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Wieder weiß ich nur, was ich NICHT will. Ich suche nun nach Möglichkeiten, das zu realisieren, was ich wirklich will: Einen Ansatz zu Gesprächen, die auch was bringen.
Und mein Vorschlag, das Sprachbild des Jungen ernst zu nehmen und auf es einzusteigen und mit Hilfe des Bildes zurückzufragen und so drauf zu kommen, was an Fragen oder Gefühlen oder was auch immer dahintersteht, kommt dir nicht umsetzbar vor?

Wenn es Möglichkeiten gibt, dann auf dieser Ebene.

 

Es geht allerdings nicht nur um das Sprachbild, sondern um die ganze provozierende Situation, die dabei aufkommt. Schwerlich wird man das eine vom anderen ablösen können. Es ist ein personales Problem.

 

Jugendliche haben in solchen Gesprächen ja ein eigentümliches Problem. Sie wissen weder genau, was sie wirklich wollen, noch können sie zu all dem, was in ihnen herumgärt wirklich stehen. Stellt man bei einer Gruppe Jugendlicher eine Überzeugungsfrage, hat man sie ruckzug überfordert. Es sei denn, man genießt ein tiefes Vertrauen und gibt ihnen das glaubwürdige Gefühl, dass man sowohl ihre Ausdrucksweise als auch ihre ganze Person ernst. Gelingt das, dann kann es zu wahren Offenbarungen kommen.

 

Meistens beginnt es aber damit, dass sie auf eine Ebene steigen, auf der sie sich nicht festlegen müssen - dazu sind sie zu unsicher. Soche Ebenen können eine Provokation sein, bei der man hinterher (allein schon vom Tonfall) immer sagen kann: "War ja gar nicht so gemeint!". Oder ein scheinbar flapsiges Rumgealbere, dessen Tiefgang man allerdings nicht unterschätzen darf. Zwischendrin kommen dann die typischen Insiderbemerkungen, die jeden anderen (insbesondere Autoritäten) hilflosmachen und hilflos machen sollen: Eine kleine Machdemonstration so nebenbei: "Da kannst Du nicht mitreden!".

 

Wenn ich genau weiß, was ich will, schaffe ich das. Aber dies ist im Moment bei mir einfach noch nicht der Fall. Ich finde den eigentlichen Knackpunkt noch nicht. Und wenn man diesen Knackpunkt nicht findet, ist alle Mühe vergeblich und die Provokation mündet dann leicht in Verachtung. "Der versteht uns nicht!" - "Der und sein komischer Glaube!" - "Der will uns was aufdoktern!"

Und dann fängt Gott erst richtig an zu stinken.

bearbeitet von Mecky
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Und ein Drittes: Ich glaube, dass solche Provokationen auch ihr Gutes haben. Wenn man richtig reagieren würde, wären das doch hervorragende Ausgangspunkte für tiefgreifendere Gespräche. Die grundsätzliche und sehr häufige Frage, wie man über den Glauben ins Gespräch kommen soll, würde sich hier ganz und gar organisch von selbst lösen.
Das funktioniert mMn allerdings nur, wenn ein grundsätzliches Interesse an einer Auseinandersetzung auch Seitens des "Aggressors" vorhanden ist.

Ich begegne in solchen Situationen eher Desinteresse und Fassungslosigkeit.

Das Interesse an einer Auseinandersetzung kann auch geweckt werden. Der Aggressor liefert ja selbst einen Aufhänger. Die meisten Aggressoren schätze ich so ein, dass sie sehr wohl eine Auseinandersetzung führen möchten, aber keinen blassen Dunst haben, wie man zu einer vernünftigen Auseinandersetzung kommen soll. Da herrscht eine große Angst, dass man mit undurchschaubaren und scheinbar unwiderlegbaren Argumenten konfrontiert wird, die aber dennoch für sie persönlich uneinsichtig sind. Und da herrscht auch die Angst, dass der Verteidiger zum Aggressor wird und ebenso olber den Ball zurückschießt.

 

Insgesamt halte ich diesen mangelnden Willen zur Auseinandersetzung (denn äußerlich wirkt das ja wirklich so) eher für ein Vertrauensproblem als für ein inhaltliches Problem, das sich am Thema festmachen ließe.

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Erzählst du uns bitte ein bisschen was von den Antworten?
Ja, das würde mich auch interessieren

Ich kann mir gut vorstellen, dass du sehr positiv überrascht sein wirst.

Ok. Wenn die mich nicht vollständig abnagen, schreib ich Euch was. :angry:

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Wieder weiß ich nur, was ich NICHT will. Ich suche nun nach Möglichkeiten, das zu realisieren, was ich wirklich will: Einen Ansatz zu Gesprächen, die auch was bringen.
Und mein Vorschlag, das Sprachbild des Jungen ernst zu nehmen und auf es einzusteigen und mit Hilfe des Bildes zurückzufragen und so drauf zu kommen, was an Fragen oder Gefühlen oder was auch immer dahintersteht, kommt dir nicht umsetzbar vor?

Wenn es Möglichkeiten gibt, dann auf dieser Ebene.

 

Es geht allerdings nicht nur um das Sprachbild, sondern um die ganze provozierende Situation, die dabei aufkommt. Schwerlich wird man das eine vom anderen ablösen können. Es ist ein personales Problem.

 

Jugendliche haben in solchen Gesprächen ja ein eigentümliches Problem. Sie wissen weder genau, was sie wirklich wollen, noch können sie zu all dem, was in ihnen herumgärt wirklich stehen. Stellt man bei einer Gruppe Jugendlicher eine Überzeugungsfrage, hat man sie ruckzug überfordert. Es sei denn, man genießt ein tiefes Vertrauen und gibt ihnen das glaubwürdige Gefühl, dass man sowohl ihre Ausdrucksweise als auch ihre ganze Person ernst. Gelingt das, dann kann es zu wahren Offenbarungen kommen.

 

Meistens beginnt es aber damit, dass sie auf eine Ebene steigen, auf der sie sich nicht festlegen müssen - dazu sind sie zu unsicher. Soche Ebenen können eine Provokation sein, bei der man hinterher (allein schon vom Tonfall) immer sagen kann: "War ja gar nicht so gemeint!". Oder ein scheinbar flapsiges Rumgealbere, dessen Tiefgang man allerdings nicht unterschätzen darf. Zwischendrin kommen dann die typischen Insiderbemerkungen, die jeden anderen (insbesondere Autoritäten) hilflosmachen und hilflos machen sollen: Eine kleine Machdemonstration so nebenbei: "Da kannst Du nicht mitreden!".

 

Wenn ich genau weiß, was ich will, schaffe ich das. Aber dies ist im Moment bei mir einfach noch nicht der Fall. Ich finde den eigentlichen Knackpunkt noch nicht. Und wenn man diesen Knackpunkt nicht findet, ist alle Mühe vergeblich und die Provokation mündet dann leicht in Verachtung. "Der versteht uns nicht!" - "Der und sein komischer Glaube!" - "Der will uns was aufdoktern!"

Und dann fängt Gott erst richtig an zu stinken.

Ich denke, Jugendliche haben einen sicheren Instinkt dafür, ob man wirklich an ihnen, an ihrer Person Interesse hat. Ob man sie ernst nimmt und als gleichwertige Gegenüber sieht, denen man halt einige Jahr und insofern auch Lebenserfahrung voraushat - deren Erfahrungen und Gefühle aber genauso zählen und gleich schwer wiegen wie die des Erwachsenen - oder ob da irgendwas von Obenherab drin ist. Oder von Botschaft, die man unbedingt rüberzubringen müssen glaubt oder so.

 

Wenn sie spüren, dass es jemandem wirklich darum geht, sie kennen- und verstehen zulernen und auch zu respektieren, wenn sie das nicht wollen, sind sie meiner Erfahrung nach meistens sehr offen. Zumindest wenn sie von sich aus (so wie dieser Junge) sozusagen ein Gesprächsangebot gemacht haben. (Wobei ihm das - seiner späteren Reaktion nach - wohl eher "passiert" sein dürfte)

 

Ich glaube, der Knackpunkt in diesem Fall wäre, dass du dir für dich klar wirst, warum dich der Satz des Jungen so beschäftigt. Irgendwas muss das ja auch mit dir zu tun haben.

Und wenn du dir darüber bei dir selber im Klaren bist, kannst du das ja konkret noch einmal thematisieren - oder evt auch, dass du nicht genau weißt, wie umgehen damit: "Mich beschäftigt nach wie vor, was du unlängst gesagt hast, ich hab mich provoziert gefühlt und würde gern besser verstehen, warum. Ich muss dich einfach nochmal fragen. Hast du was Bestimmtes im Kopf gehabt dabei oder etwas beabsichtigt damit?...."

Klingt wohl ein bisschen seltsam, wenn das so dasteht - aber ich glaube, dass das eine Möglichkeit wäre, dass beide danach mehr verstehen.

Und wenn er nicht drauf einsteigen will, muss man das halt auch akzeptieren.

bearbeitet von Ennasus
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fides quaerens intellectum
Es geht wohl um eine Art pubertären Machtkampf - das typische pubertäre Suchen nach Grenzen. Er will wissen, wie der Pfarrer auf eine solche Provokation reagiert. Und er will wissen, was bei mir (bzw. seiner Religionslehrerin) dahinter steckt. Können wir was gegen seine Provokation setzen? Haben wir Argumente? Bieten wir ihm Gelegenheit, seiner pubertär-flapsige Provokation zu durchbrechen und von dort aus in ein Gespräch zu kommen? Haben wir dabei wirklich was zu sagen, oder sind wir auf strukturelle Machtdemonstrationen angewiesen (Dauerlauf, Strafarbeit etc.)?

 

Heute Mittag habe ich ihn wieder gesehen und habe ihn gefragt, ob er wirklich mit mir über Gott diskutieren wollte. Nö, natürlich nicht. Ist ja auch völlig klar, denn er ahnt wohl, dass er in einer ernsthaften Diskussion nicht mithalten kann. Die Sache muss in der Schwebe bleiben. Provokation seinerseits muss erlaubt bleiben. Gewonnen habe ich eher, wenn es mir gelingt, den Schwarzen Peter zurückzugeben und ihn zu provozieren. Diese Sprache würde er erstklassig verstehen.

 

Aber ich denke noch ein wenig weiter, wenn ich an seine Situation denke. Er kommt aus einem Haus, in dem Glaube und Kirche Thema sind. Seine Mutter ist in der Pfarrgemeinde aktiv. Und in der Pubertät muss man schließlich austesten, was die Meinung der Eltern so insgesamt wert ist.

Gläubig sein ist bei seinen Alterskollegen wohl eher der Inbegriff von "uncool". Im Religionsunterricht sind die engagiert, die noch uncooler als uncool sind. Es gehört eher zum guten Ton, einfach mal aus Prinzip gegenüber so einer organisierten Uncoolheit (Das Wort Coolheit ist übrigens schon fast eine Unverschämtness...) betont cool und provokativ zu sein.

 

Kann der Pfarrer, kann die Relilehrerin zugleich was cooles sagen und trotzdem gläubig sein? Allein solche Vorbilder wären für ihn akzeptabel. Es geht dabei absolut nicht nur um die flapsige Pubertätscoolness. Die würde als plumpe Anbiederung abgelehnt. Nein, es geht eher um eine gewisse Überlegenheit. Und die darf eben nicht nur inhaltlich (also von den nüchternen Argumenten her) da sein, sondern sie bedarf auch einer akzeptablen Art und Weise.

 

Der Junge sucht doch nach so was - auch wenn ihm selbst dies sicherlich nicht bewusst ist. Das wäre ein echtes Vorbild. Denn er selbst steht doch, sobald er mal was von dem rauslassen wird, wovon er von innen heraus überzeugt ist, in der gleichen Situation. Er muss dann wissen, wie man dann reagieren kann.

Findet er kein Vorbild, dann wird er wohl eher zu dem Schluss kommen, dass man über seine wahren Überzeugungen besser den Mund hält. Alles andere wäre nämlich uncool - oder erwachsener gesagt: Nicht gesellschaftsfähig.

Was ist denn eigentlich Dein Ziel? Willst Du dem Jungen den christlichen Glauben näher bringen?

 

Ich merke, dass ich bei einigem, was ich hier lese, Beklemmungen bekomme. Es wirkt für mich in der Tat so, als wolle man den Jungen irgendwie verbiegen. Muss er denn unbedingt in die Kirche finden?

 

Ich war früher genauso wie dieser Junge, ich würde sogar sagen, oft reagiere ich immer noch so: erstmal provozieren, um zu sehen, ob etwas Gescheites vom Gegenüber kommt. Nicht nur im Religiösen, aber auch da: Erst mit über 30 Jahren habe ich jemanden getroffen, der meinen Einwänden und meiner Kritik teilweise zugestimmt, vieles einfach stehen gelassen und vor allem ganz einfach von seinem Glauben erzählt hat, allerdings hat er alles mit Fragezeichen versehen und immer wieder betont, keine Antworten zu haben. Genau das hat mich überzeugt. Ist aber sicher kein Patentrezept.

 

Nur insofern vielleicht: er hat ja ganz Recht damit, dass ihm einiges ungereimt und faul vorkommt. Ich denke, das solltest Du auf jeden Fall ernst nehmen. Ausserdem vermute ich, dass letztgültige Antworten und Gewissheiten heutzutage vielen unglaubwürdig vorkommen, auch schon Jugendlichen. Ich selbst müsste in Deiner Situation lachen. Gott stinkt? Hast Du ihn mal gefragt, warum? Oder ich würde ihm sagen, dass sein Gott vielleicht stinkt, meiner aber nicht. -- Ein bisschen Leichtigkeit und Gelassenheit; vielleicht sind ihm diese Themen ja auch zu schwer und ernst - und sehr wahrscheinlich vorbelastet.

 

Du sprichst davon, dass er Vorbilder sucht. Das ist doch genau der Punkt: Du kannst ihm vorleben, dass man in der Kirche und cool sein kann. Dabei kommt es auf die besseren Argumente gar nicht in erster Linie an. Wenn er sieht, dass Du zu Deinem Glauben stehst, auch wenn das alle uncool finden, ist das sicher überzeugender als alles andere.

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Gerlinde Blosche

Lieber Mecky,

danke für Deine ehrliche Antwort. Ich bin zwar keine Religionslehrerin , aber ich versuche trotzdem Dir eine einigermaßen vernünftige Antwort auf grund meiner Erfahrungen als Mutter zu geben.

Das was Du "nicht willst" im Umgang mit Deinen Schülern halte ich für richtig. Du suchst nach Ansätzen für gute Gespräche.

Zunächst bringst Du sicher schon die gute Vorrausetzung mit, dass die Schüler spüren, dass du sie magst. Deshalb trauen sie sich die Fragen, die sie umtreiben auch gelegentlich provokant stellen. Ich halte es für ein gutes Zeichen, wenn Schüler sich aussprechen trauen was sie umtreibt. Das macht den Unterricht sicher erst lebendig, wenn ein Religionslehrer sich bemüht darauf einzugehen, was natürlich schwieriger ist als stur sein Unterrichtskonzept durchzuziehen . Ein fertiges Konzept gibt es nämlich dazu nicht.

Eine wichtige Vorraussetzung für alle Gespräche und Fragen ist m.E. auch , dass die Schüler auf grund greifbarer Erfahrungen mit der Schöpfung an Gott glauben, dass Er es ist, der Leben geschaffen hat und nicht der Mensch. Aus dem Staunen vor seiner Schöpfung wächst die Achtung vor dem großen Gott. Diese Basis erleichtert schon jegliches Gespräch über Gott. (Geh mal in den Schulgarten mit Deinen Schülern und beobachte mit ihnen einen Regenwurm und frage sie, warum er das kann was er macht.)

Für wichtig halte ich auch, dass weniger religiös erzogene Schüler dort abgeholt werden wo sie stehen und nicht in eine "Ecke" gedrängt werden, aber das machst Du sicher eh.

Offene Fragen, die man nicht beantworten kann, sollte man ruhig zugeben, da Gott in vielen Dingen doch ein Geheimnis bleibt.

Ich denke, ein Religionslehrer darf ruhig cool sein. wenn er dabei als authentisch, ehrlich und fair erlebt wird und seine Schüler mag.

Ich finde es schön, dass Du Dich so bemühst, den Schülern ein guter Lehrer zu sein.

Liebe Grüße auch von meinem Mann, der sich ebenfalls ein Leben lang mit vielen Religionsstunden geplagt hat, Gerlinde

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Hi Mecky,

 

ich finde diese Idee super! Ist das der Einstieg zum Firmkurs? Auch wenn es vielleicht nicht soviele Antworten werden, aber ich denke damit erreichst Du die Jugendlichen. Zum einen begibst Du Dich auf Ihre Ebene und in ihren Alltag, denn da wird jeder das eine oder andere schon einmal gehört haben. Viele warten vielleicht auch genau auf diese Antworten, da ich es auch bei unseren Jugendlichen (aber eigentlich auch den Erwachsenen) merke, wie sprachlos man doch oft ist und viele oft auf genau solche Gespräche warten um im Alltag besser antworten zu können. Auf alle Fälle dürfte dies eine sehr gute Diskussionsgrundlage sein und vielleicht auch die Themen des ganzen Kurses mitbestimmen.

 

Ich bin gespannt auf Deinen Bericht.

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Zur religiösen Sprachlosigkeit: Die hat mich letztens auch eiskalt bei einem Bewerbungsgespräch erwischt, aber ich komme langsam Schritt für Schritt weiter.

 

Das erste war für mich das Gefühl, dass ich mich des Glaubens nicht zu schämen brauche, denn ich habe mich - hier zum Beispiel - schon mit den dollsten Anfeindungen und Vernunftsargumenten konfrontiert gesehen und sah doch nie einen echten Anlass zur Aufgabe des Glaubens.

 

Ich fing an im Plaudergespräch mit Kollegen oder Freunden auf Glaubensthemen zu kommen, wenn sie mir halt grad zu etwas einfielen. Ich stellte fest, die wenigsten Menschen meines Umfelds machen sich hierüber Gedanken und haben daher auch keine starke Argumentation. Und ich merkte: Mit heiter-gelassenem Ernst steckt man die Leute an. Solange ich unverkrampft bleibe, lassen sich die Leute etwas aus der Welt der Kirche erzählen oder stimmen mir zu oder verwickeln sich mit mir in ein angeregtes philosophisches Gespräch.

 

Ich war erstaunt, dass dieser oder jener auch gläubig ist - dazu hatte es keine Anzeichen gegeben...

 

Kurzum: Zu einem "Gott stinkt" kann ich nur raten sich genauso zu verhalten wie zu einem "Grießpudding stinkt". Spontan. Verwundert. Nachfragend. Ohne Angst vor dem, was auch immer kommen mag. Du bist der Erwachsene und hast Antworten, und zwar gute, darauf kannst Du Dich verlassen.

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Hi Mecky,

 

ich kann dir leider nur schreiben, was ich auf diese Fragen antworten würde, vielleicht kannst du ja was mit anfangen (Anmerkungen zu meinen Antworten sind kursiv).

 

Morgen habe ich übrigens eine Firmveranstaltung. Dabei lasse ich mich mal von Jugendlichen beraten, welche Antworten sie für gut halten würden.

 

Ich lege ihnen auf verschiedenen Zetteln folgende Provokationen vor:

 

Gott stinkt!

 

zwei Antworten

Welcher? und

Ja, natürlich, wieso nicht auch das. Der heilige Nikolaus von Kues sagt, das in Gott alle Gegensätze zusammenfallen, also auch Duft und Gestank.

 

Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass da jemand im Himmel ist, der auf die aufpasst!

 

Also ich finde es beruhigend, dass ich weiß(!), dass es jemanden gibt, der alles über mich weiß, auch das, was mir peinlich oder sogar unzugänglich ist. Das relativiert Urteile der Mitmenschen doch ganz erheblich.

 

Die, die immer in die Kirche rennen, sind die Schlimmsten von allen!

 

Na dann wird es doch wohl höchste Zeit, dass die in die Kirche rennen, die besser sind. Und das sind ja wohl die meisten, wenn die Schlimmsten in der Kirche zu finden sind. So gibts dann auch eine bessere Kirche.

 

Beten ist Mist. Besser ist es, die Ärmel hochzukrempeln und was zu tun!

 

"Ora et labora" Schon gehört? Schon verstanden? Im Gegensatz zu den protestantischen Herätikern waren in der katholischen Kirche immer auch die Werke von Belang, also das was einer tut! (m. E. ein ganz wichtiger Unterschied!) Nur mit Handeln allein ist es nicht getan, Aktionismus kann jeder! "Wichtig ist was hinten rauskommt" (H. Kohl), und eine lieblos getane Arbeit wäre i. d. R. besser ungetan geblieben. Und damit ich meine Werke mit Sinn, Ziel und Liebe tue, bete ich! Dann klappts besser.

 

Glauben ist was für Dumme und Dämliche.

 

Genau, für so Loser und Pfeiffen wie Albert Schweitzer, Albert Einstein (Achtung, Deist), Teilhard de Chardin (Wer das ist? Das wissen Biolehrer), Leonard Euler, Johann S. Bach, Ernst Gödel, usw. usf. Und jeder, der Jesuit werden will muss zwei Naturwissenschaften studiert haben. Schon dämlich!

 

Ministranten haben was an der Waffel. Sonst würden sie sonntags was Gescheiteres machen, als in die Kirche zu gehen und sich dort zu langweilen.

 

Gingen Ministranten sonntags in die Kirche um sich dort zu langweilen, hätten sie tatsächlich "was an der Waffel". Deshalb ist stark zu vermuten, dass sie sich dort nicht langweilen.

 

Wissen ist auf jeden Fall besser als Glauben.

 

D'accord! Denn man tau. Glauben oder Wissen? Der Test!

1. a²+b²=c² wenn a, b und c die Seiten eines rechtwinkligen Dreiecks sind. Geglaubt oder gewusst? Wenn letzters behauptet wird, einen Beweis der Behauptung verlangen, es gibt ein paar kurze, knackige. Sich auf Authoritäten zu berufen ist eben kein Wissen, sondern waschechtes Glauben.

 

2. Heißes Eisen, nur gut vorbereitet anpacken! Die Evolutionstheorie stimmt. Gewusst woher? s. 1. oder geglaubt?

 

3. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis einer Ware. Gewusst oder geglaubt?

 

4. Die meisten Lebewesen kann man mit bloßem Auge erkennen. Gewusst oder geglaubt? Tatsächlich ist der größte Anteil an Lebewesen nicht mit bloßem Auge erkennbar, mindestens die Hälfte aller Arten sind Einzeller (und das ist eine für die Mehrzeller außerordentlich voreingenommene Schätzung

 

5. Der Bauplan eines Lebewesens ist in seiner DNA festgelegt. Geglaubt oder gewusst? Das ist ein verbreiteter Irrtum, ein ganz erheblicher (und im Detail noch unbekannter) Anteil an der Gestaltung des neuen Lebewesens hat auch die Mutter, die ja mindestens bis zur Eiablage mit dem Embryo interagiert, bei Menschen noch weit über die Geburt hinaus.

 

Im "Lexikon der populären Irrtümer" sind noch eine Menge Beispiele in der Art von 4. und 5., bei Mathe und Physik lernen die meisten Schüler den Stoff immer noch auswendig, anstatt ihn zu verstehen, die zweite Antwort kann eine außerordentlich wichtige Diskussion über die Interpretation wissenschaftlicher Fakten auslösen, die dritte Antwort hat's ebenfalls in sich, als einen Vertreter eines anderen Glaubens kann man hier Karl Marx anführen, der in "Lohn, Preis und Profit" zeigt, das der Preis in erster Linie durch die aufgewendete Arbeit bestimmt ist, und Nachfrage und Angebot lediglich Schwankungen um diese "geronnene Arbeit" (K. Marx) bewirken.

 

Du glaubst wohl nicht, dass Gott die Welt in sieben Tagen erschaffen hat!

 

Nö, glaub ich nicht, denn "Ja, in deinen [Gottes] Augen sind tausend Jahre wie der gestrige Tag, der vorbeiging, wie eine Wache in der Nacht" (90. Psalm, 4. Vers). Die tausend Jahre sind hier ein Wortbild, das einen von Menschen nicht mehr zu überschauenden Zeitraum darstellt. Für die Schöpfungsgeschichte (die, nebenbei, auch nicht sieben, sondern nur sechs Tage dauerte, " Und Gott vollendete am siebten Tag sein Werk, das er geschaffen und er ruhte am siebenten Tag von all seinem Werk, das er gemacht hatte." (1. Buch Mose, 2. Kapitel, 2. Vers) gilt das natürlich auch, wer hier Gottes Werk auf 6x24h eindampft wird weder Gott noch seinem Werk gerecht. Dafür, dass die Menschen, die das damals aufschrieben, keine Ahnung von unserem Bild der Weltentstehung haben konnten, stimmt es immerhin leidlich in der Reihenfolge mit unserer Anschauung überein. Auch hier Stoff für heiße Diskussionen: bestimmt die Religion die Art wie Menschen Wissenschaft betreiben, und wen ja, wie weit. So kennt ja unsere Physik zumindest einen Anfang der beobachtbaren Welt, hätte beispielsweise eine "hinduistische Physik" eine andere Interpretation der beobachtbaren Tatsachen ergeben?

 

Beten ist was für Leute, die rumjammern, anstatt ihre Probleme anzupacken.

 

Nein, jammern ist was für Leute, die weder beten noch ihre Probleme anpacken können.

 

Wenn es Gott überhaupt gibt, dann ist es ihm so was von egal, wie es uns hier geht!

 

Mir hat er jedenfalls schon mal Geld geschenkt, und das auch noch, obwohl ich damals gar nicht an ihn glauben wollte.

 

Du glaubst an ein Leben nach dem Tod? Nach dem Tod kommen nur noch die Würmer!

 

An ein Leben nach dem Tod glaubten z. B. die Alten Ägypter, für Christen beginnt das ewige Leben mit der Taufe, aber weil wir sündigen (uns vom Sinn der Taufe entfernen), vergessen wir das manchmal, um diesen Vergessen zu vergessen gibts die Beichte, so dass ich guten Gewissens behaupten kann, das ewige Leben beginnt immer jetzt, der Tod ist nur Statist im Theater des Lebens. Da sieht man doch den Ernst des Lebens gleich entspannter.

 

Du glaubst daran, dass Jesus Wasser in Wein verwandelt hat und über den See gelaufen ist? Du bist doch total plempblem!

 

Ich glaube zwar, dass Jesus Wasser in Wein verwandelt hat und über den See gelaufen ist, aber ich würde das nicht gerade als die Quintessenz meines Glaubens bezeichnen. Zuallererst glaube ich nämlich, das es darauf ankommt, dass ich meine Mitmenschen liebe und das es möglich ist diese Liebe aktiv zu betreiben, ja, das es noch nicht einmal besonders schwer ist, die Anleitung steht im Evangelium nach Lukas, 6. Kapitel, 31. Vers, wo Jesus sagt: "Wie ihr von den Menschen behandelt sein wollt, so behandelt auch sie."

Ach ja, und dann glaube ich noch, dass man Gott mehr gehorchen soll als den Menschen.

 

Die Kirche ist eine Mörderbande, die schon Tausende Ketzer, Hexen und Andersdenkende ermordet hat. Denk nur mal an die Kreuzzüge!

 

Zu diesem Thema kann man Romane schreiben, und die werden auch geschrieben, en masse.

Aber Mecky, wenn du mal so richtig fett, ja womöglich sogar phat provozieren willst, dann mach mal zwei Statistiken.

Die erste enthält drei Spalten: 1. Land; 2. Anteil der protestantischen Bevölkerung dieses Landes in der Zeit der Hexenprozesse; 3. Anzahl (soweit eruierbar) der hingerichteten Hexen. Das gibt ein die Schüler sicher erstaunendes Ergebnis, aber womöglich Ärger mit dem protestantischen Kollegen, oder eine gute Gelegenheit in einer überkonfessionellen Arbeitsgruppe die Hexenverfolgung zu erarbeiten (ab ca. 16 Jahre).

 

Nun ja, immerhin war der nahe Osten zur Zeit des Propheten Mohammed überwiegend christlich. Ägypten war christlich, Syrien war christlich, die heutige Türkei war christlich, bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Muslime diese Länder eroberten, wobei sich der muslimische Erober von Damaskus nicht entblödete die (seit der Antike gepflegte und der Alexandriens ebenbürtige) Bibliothek mit der Begründung niederzubrennen, dass die Bücher entweder mit dem Koran übereinstimmten und somit überflüssig, oder dem Koran widersprächen und damit sogar gefährlich seien. Reichlich kleinkariert könnte man behaupten: "die ham aba angefangen", nur führt das natürlich nicht weiter. Allerdings sollte, wer im Glashaus sitzt, nicht unbedingt mit Steinen werfen.

 

Und schließlich, das immerhin hat die Aufklärung gebracht: dass die meisten Gottlosen ihr gottloses Treiben nicht mehr katholisch bemänteln. Aus dem Proselytentum erwächst nichts Gutes.

 

Wer glaubt, dass bei der Kommunion Jesus in die Hostie krabbelt, muss schon sehr, SEEEHR naiv sein!

 

Ob naiv das richtige Wort ist? Erst ist Jesus nicht im Brot, da ist es dann nur Brot, dann gibts eine Wandlung und dann ist er im Brot und es ist Jesu Fleisch. Da krabbelt niemand. Im Übrigen ist das ein Geheimnis wie das geschieht, geheim im Sinne von unerforschbar.

Was jetzt die Naivität angeht, so sagt Jesus selbst: "Laßt die Kinder zu mir kommen und wehrt es ihnen nicht, denn für solche wie sie ist das Reich Gottes" und zwar im 10. Kapitel des Markusevangeliums. Eine gewisse kindliche Unvoreingenommenheit (d.i. Naivität) ist also durchaus christliche Lebensart. Angeblich halten Menschen sich für um so schlauer halten, je dümmer sie sind.

 

Gott ist eine Phantasiefigur, die sich Menschen ausgedacht haben!

 

Umgekehrt wird auch ein Schuh draus.

 

und sie sollen sich mal überlegen, ob ihnen zum einen oder anderen eine coole oder starke Antwort einfällt.

 

Ich erwarte nicht, dass dabei die große Supererkenntnis kommt (weder bei mir, noch bei ihnen). Wahrscheinlich werden es nur wenige Antworten sein und noch weniger wirklich brauchbare. Aber ich versuche es einfach einmal.

 

Ich bin ja nun dem Firmungsalter längst entwachsen, aber ein bissel wollt ich auch dazu sagen.

 

Achso, zu guter Letzt: Cool ist doof (Teddy Hecht*)

 

Viel Erfolg!

AndreasB

 

*betreute in den 80igern eine Modekolumne in der Humorfachzeitschrift Titanic.

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Zur religiösen Sprachlosigkeit: Die hat mich letztens auch eiskalt bei einem Bewerbungsgespräch erwischt, aber ich komme langsam Schritt für Schritt weiter.

Wieso wurdest Du in einem Bewerbungsgespräch nach deinem Glauben gefragt? :angry:

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Es geht wohl um eine Art pubertären Machtkampf - das typische pubertäre Suchen nach Grenzen. Er will wissen, wie der Pfarrer auf eine solche Provokation reagiert.
Woher weißt Du das?
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Die, die immer in die Kirche rennen, sind die Schlimmsten von allen!
finde ich auch. Aber was bitte, sollte daran eine Provokation sein?
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"Gott stinkt!"

"Dass Gott die Welt in sieben Tagen erschaffen hat, ist saudumm!"

 

Szenen eines Gesprächs während einer Autofahrt mit einem schlecht gelaunten 12-Jährigen. Gleiches hat er seiner Religionslehrerin an den Kopf geworfen.

 

Die Religionslehrerin und auch ich sind abgebrüht genug, um bei solchen Sprüchen nicht nervös zu werden. So weit, so gut. Aber wie soll man einem 12-Jährigen antworten?

 

Stinkt Gott oder stinkt dir Gott?

 

Walter

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"Gott stinkt!"

"Dass Gott die Welt in sieben Tagen erschaffen hat, ist saudumm!"

 

Szenen eines Gesprächs während einer Autofahrt mit einem schlecht gelaunten 12-Jährigen. Gleiches hat er seiner Religionslehrerin an den Kopf geworfen.

 

Die Religionslehrerin und auch ich sind abgebrüht genug, um bei solchen Sprüchen nicht nervös zu werden. So weit, so gut. Aber wie soll man einem 12-Jährigen antworten?

 

Stinkt Gott oder stinkt dir Gott?

 

Walter

 

Das hatte ich weiter oben auch schon gefragt.

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Zur religiösen Sprachlosigkeit: Die hat mich letztens auch eiskalt bei einem Bewerbungsgespräch erwischt, aber ich komme langsam Schritt für Schritt weiter.

Wieso wurdest Du in einem Bewerbungsgespräch nach deinem Glauben gefragt? :angry:

Ich hab mich in einer kirchlichen Einrichtung beworben :D

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