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Hat Jesus die Sakramente eingesetzt?


Katharer

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Matthäus 28,19:

Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern;

tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes

 

Damit ist bereits bewiesen, dass Jesus sehr wohl Sakramente eingesetzt hat.

<Mecky>

Nein, damit ist nur bewiesen, daß man ihm das in den Mund gelegt hat.

</Mecky>

Gerade dieser Passus ist allerdings tatsächlich recht umstritten und wird von einer nicht kleinen Anzahl Bibelwissenschaftler als spätere Ergänzung betrachtet. Also hätte Mecky, wenn er das behauptete, nicht vollkommen unrecht. Ich teile diese Meinung - und mehr als eine Meinung ist es nicht - freilich nicht.

 

Die meisten Exegeten halten den Satz für eine nachösterliche Bildung. Matthäus habe hier etwas niedergeschrieben, was sich zwar sehr wohl aus dem ganzen Duktus der Lebensgeschichte Jesu ergäbe, was auch mit anderen Logien korrespondiere ("Wo zwei oder drei ..."), oder was Jesus vorösterlich in der einen oder anderen Form gesagt habe. Die nachösterliche Bildung wäre also kein beliebiges Produkt von Matthäus, sondern in der Geschichte Jesu verwurzelt, auch wenn Jesus den Vers nicht explizit nachösterlich gesagt habe.

Das gefällt mir. So ist es auch vorstellbar und klingt vertrauenswürdig nach Ehrlichkeit (der Exegeten, nicht von Matthäus, an den ich da noch einige Anfragen hätte.)

 

Damit sind aber nicht alle Fragen beantwortet. Vor allem nicht die Frage nach der Verbindlichkeit eines solchen Ausspruchs. Wo käme denn eine Verbindlichkeit her?

Ergibt sie sich einfach daraus, dass dieser Satz in der Bibel nun mal aufgeschrieben ist?

So einfach ist das nicht. Es gibt eine Fülle anderer Aussagen, die auch in der Bibel stehen, die aber nicht als verbindlich erachtet werden. Oft sogar im Gegenteil. Ich brauche nur wieder einmal an biblische Mordbefehle, Hetzreden, Progromaufforderungen zu erinnern. Diese werden ja auch nicht als verbindliches Glaubensgut anerkannt. Einfach nur aus der Tatsache, dass sie in der Bibel stehen, ergibt sich keine solche Verbindlichkeit.

 

Meine Antwort ist: Der zitierte Satz entspricht eben prima dem Glauben und dem Glaubenswillen. Christen WOLLEN an diesen Auftrag glauben. Sie spüren von innen heraus den Drang dazu, ihren Glauben auszubreiten und Gemeinschaft im Glauben aufzubauen. Christlicher Glaube ist ohne diesen Drang nicht mehr das, was er (nach Meinung der Christen) sein soll.

Daraus entspringt eine Menge Verbindlichkeit. Und zwar nicht deshalb, weil der Auftrag apodiktisch in der Bibel steht, sondern weil man diesen Auftrag von innen heraus einsieht, weil man dem Auftrag als Christ nachkommen WILL und ein Glaube ohne diesen Auftrag als defektiv und verzagt empfunden würde.

Es gibt also nicht nur die ÄUßERE Verpflichtung auf diesen Auftrag, sondern einen INNEREN Willen und Drang zu diesem Auftrag. Diese Kombination halte ich für optimal.

 

Wenn man dieses Kombinationsprinzip rundum (also auch auf die Sakramente) übertragen will - was ich sehr wünschenswert finde - dann ist eben nichts mit "da steht es, also glaube ich es, also befolge ich es". Da fehlt was: Nämlich die Durcharbeitung durch das Innenleben.

 

Und es könnten auch noch weit mehr als 7 Sakramente entstehen.

Man müsste nur das tun, was Matthäus getan hat: Eine im Glauben erkannte Heilsvermittlung (denn Sakramente sind Heilsvermittlung. Nicht vergessen!) einfach mal aufschreiben.

Und dann eine Form dafür finden. Eine Form, die keineswegs in einer expliziten Einsetzung eines Sakramentes durch Jesus gründet - genau so wenig, wie der Missionsauftrag sich einfach nur auf den matthäischen Vers stützen kann.

 

Die Ostkirche folgt diesem Prinzip weitaus mehr, als die katholische Kirche. Alles heilsvermittelnde Handeln der Kirche wird dort gerne mal als "Sakrament" bezeichnet.

Und die Festlegung auf 7 Sakramente war schon bei Entstehung auf dem Trienter Konzil ein antiprotestantischer Murks, der in der Zeit bis heute immer vermurkster wurde.

Und da hilft kein Verweis auf eine Bibelstelle.

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Die Bibel ist verschriftete Tradition....

Bibel ist eine Ansammlung verschrifteter Traditionen. Traditionen im Plural.

 

Präziser noch: Bibel ist eine kanonisierte Ansammlung ausgewählter Traditionen, die nur Traditionen berücksichtigt, die bis zur Kanonisierung (und damit meine ich keineswegs nur die formale Kanonisierung auf dem Trienter Konzil) vorlagen. Andere, spätere, Traditionen (z.B. Trinität, Fegefeuer ...) erscheinen nicht in der Bibel. Dafür erscheinen in der Bibel Traditionen höchst fragwürdiger oder ablehnungswürdiger Art und leben immer wieder auf.

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Muss ich daraus folgern, dass ihr auch nicht an die Einsetzung der sieben Sakramente durch Christus glauben würdet, wenn es in der Bibel stünde?

 

Saluti cordiali,

Studiosus.

 

Das ist für mich nicht die richtige Frage.

 

Es geht doch hier nicht darum, ob Jesus mehr oder weniger feierlich sieben (und zwar genau sieben, nicht sechs und auch nicht acht) Sakramente promulgiert hat, genau so wie sie definiert sind, inklusive der Vorschriften, wer die die Sakramente spendet und unter welchen Voraussetzungen sie gespendet werden dürfen. Die theologische Konzeption der Sakrament hängt sicher nicht davon ab. Man kann ja im Übrigen auch gut nachvollziehen, wann und wie sich die Sakramente historisch entwickelt haben.

 

Die Frage ist doch, ob man einen göttliche Heilszusage durch die Sakramente glaubt (oder eben nicht).

 

Zum Thema Bibelverständnis: wie schon mehrfach gessagt: die Bibel ist ein in ihrer Zeit von ebenso in dieser Zeit lebenden Autoren und ebensolche Adressaten verfasst. Und so stellt sich für jeden biblischen Text die Frage nach dem historischen Kontext und danach, welche Interpretationen ein Text erlaubt. Genau aus diesem Grund gibt es ja viele lehramtliche Äußerungen, die ein bestimmtes Verständnis für bestimmte Bibelstellen vorschreiben (siehe beispielsweise die Frage, ob Jesus Geschwister hatte oder nicht).

Insofern müsste man jett spekulieren, was genau die Bibel über eine Einsetzung von Sakramenten schreiben würde.

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Die Frage ist doch, ob man einen göttliche Heilszusage durch die Sakramente glaubt (oder eben nicht).

Hinter dieser Frage verstecken sich noch weitere Fragen.

 

Zum Beispiel: Wie kommt man denn zu einem solch gearteten Glauben? Wie entsteht er?

 

Einfachste Antwort: Indem ich in der Bibel oder in Konzilstexten nachlese - und dann einfach akzeptiere, was da steht.

Das wäre im Sinne eines Fürwahrhalte-Glaubens eine sehr praktikable Antwort. Sie bleibt aber äußerlich - Fürwahrhalte-Glaubenssätze sind immer äußerlich und heteronom.

 

Eine andere Antwort wäre: "So habe ich Sakramente erlebt. Und ich erlebe das immer wieder. Wenn ich Sakramente empfange, tut sich was in meinem Leben. Mein Glaube wird gestärkt. Manchmal kann ich das Heil mit Händen greifen. Manchmal trägt mich die Heilsverheißung durch die ganze Woche."

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