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Gott mit der Vernunft erkennen


theresa???

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Die spannende Frage ist, was passiert, wenn Dich Deine Vernunft etwas Anderes lehrt als das Dogma.

 

Dann ist es mit der Anerkennung einer natürlichen Vernunft v.a. in traditionalistischen Kreisen nicht mehr so weit her.

Eine wichtige Feststellung. Rein deskriptiv ist es so, dass das Dogma lehrt, dass Gott im Lichte der natürlichen Vernunft aus der Schöpfung erkannt werden kann. Das wäre die Gotteserkenntnis. Hier ist die Vernunft das Mittel.

 

Das Dogma bzw. die Dogmata hingegen sollen im Glauben anerkannt werden. Ein Nachvollziehen des Dogmas durch die menschliche Vernunft ist keine Notwendigkeit. Hier ist der Glaube das Mittel.

 

Saluti cordiali,

Studiosus.

Also: wenn ich Dich richtig verstehe, erreicht die Vernunft nur dann ein akzeptables Ergebnis, wenn es das - nicht zwangsläufig vernünftig begürndete - Dogma stützt.

 

Ich finde das einen irren Gedanken: Im Grunde ist die Vernunft nach diesem Konzept praktisch nix wert, selbst nicht in den Bereichen Naturwissenschaft und Technik, da ja auch da jederzeit das Dogma zuschlagen kann (siehe Schöpfungsgeschichte oder komplexe Fragestellungen zur Abtreibung).

 

Welchen sinnvollen Dialog möchte man mit dieser Haltung führen. Wahrscheinlich keinen. Wahrscheinlich finden viele Nichtgläubige so etwas lächerlich und viele vernunftbegabte Gläubige einfach ärgerlich.

Ich habe nur - ohne Gewähr - versucht aufzuzeigen wie die Wechselwirkungen von Glaube und Vernuft hier aussehen. Ob das tatsächlich so strikt zu sehen ist, kann ich nicht beurteilen. Fides et ratio dürfte die aktuellste päpstliche Meinung zu diesem Themenkomplex sein. Eine ältere wäre Anslems fides quaerens intellectum bzw. credo, ut intellegam. Oder noch älter Tertullians credo quia absurdum est.

 

Saluti cordiali,

Studiosus.

 

 

Fides et ratio - Glaube und Vernunft

fides quaerens intellectum - Der Glaube, der nach Erkenntnis strebt

credo, ut intellegam - ich glaube, damit ich verstehen kann

credo quia absurdum/ineptum est - ich glaube, weil es absurd/ungereimt ist

bearbeitet von Studiosus
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Fides et ratio dürfte die aktuellste päpstliche Meinung zu diesem Themenkomplex sein. Eine ältere wäre Anslems fides quaerens intellectum bzw. credo, ut intellegam. Oder noch älter Tertullians credo quia absurdum est.

Der Tertullian zugeschriebene Satz passt in diesem Kontext überhaupt nicht. In das Absurde kann sich vielleicht die Phantasie einfinden, aber nicht die Vernunft.

Dann halt nicht.

 

Saluti cordiali,

Studiosus.

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Der Tertullian zugeschriebene Satz passt in diesem Kontext überhaupt nicht. In das Absurde kann sich vielleicht die Phantasie einfinden, aber nicht die Vernunft.

Dann halt nicht.

Die Vernunft könnte sich allenfalls mit dem Absurden abfinden.

Ich sagte ja, von mir aus ist das so. Ich habe nur gesammelt, was mir zum Thema Verhätnis Glaube und Vernuft spontan eingefallen ist. Da gäbe es sicher mehr und besseres. Aber mich interessiert dieser Problemkreis nicht wirklich.

 

Saluti cordiali,

Studiosus.

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ich dachte das Konzept hinter "Credo quia absurdum" ist: Das ist so absurd, das kann sich niemand ausgedacht haben. Also muss es wahr sein.

Das halte ich für gar nicht so unplausibel. Wenn ich zum Beispiel Lehrer wäre und ein Schüler mir sagen würde, sein Vater habe die Hausaufgaben gegessen, würde ich das eher glauben als die berühmte Geschichte vom Hund/ der Katze.

Weil, so einen Schwachsinn denkt man sich nicht aus ;)

Oder eben doch ... https://www.youtube.com/watch?v=uSi1LzGgkOE ab 0:40

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ich dachte das Konzept hinter "Credo quia absurdum" ist: Das ist so absurd, das kann sich niemand ausgedacht haben.

Wenn dieses Argument gültig wäre, dann wäre Mark Twain sein eigener Großvater. http://www.kracke.org/2012/10/07/mein-eigener-grosvater-mark-twain/#.WV680VFCSCg

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[...] Ich habe nur gesammelt, was mir zum Thema Verhätnis Glaube und Vernuft spontan eingefallen ist. Da gäbe es sicher mehr und besseres. Aber mich interessiert dieser Problemkreis nicht wirklich.

Das Verhältnis von Glaube und Vernunft zu bedenken ist aber schon wichtig, wenn man nicht im Fideismus landen möchte.

Unter anderem deswegen habe ich auf Johannes Paul II. und Fides et ratio verwiesen, die den Fideismus ausdrücklich verwerfen.

 

Sich für eine Sache nicht interessieren und von etwas keine Kenntnis haben sind zwei Paar Schuhe.

 

Saluti cordiali,

Studiosus.

bearbeitet von Studiosus
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Das Verhältnis von Glaube und Vernunft zu bedenken ist aber schon wichtig, wenn man nicht im Fideismus landen möchte.

Unter anderem deswegen habe ich auf Johannes Paul II. und Fides et ratio verwiesen, die den Fideismus ausdrücklich verwerfen.

 

[..]

Dann verstehe ich nicht, wie Du schreiben konntest:

Ein Nachvollziehen des Dogmas durch die menschliche Vernunft ist keine Notwendigkeit. Hier ist der Glaube das Mittel.

Du musst auch nicht alles verstehen ;)

 

Ich will es dennoch versuchen: die Transsubstantiation ist dogmatisch definiert. Du kannst sie mit allerlei termini beschreiben: species, substantia, accidentia, epiklese, consecratio.

 

Kannst Du sie mit deiner Vernunft wahrhaft nachvollziehen? Das mysterium fidei vernünftig erklären?

 

Die moderne Überbetonung der eigenen Vernunft ist übrigens ebenso häretisch wie die Irrlehre des Fideismus.

 

Die Kirche legt die Dogmen zu glauben vor, nicht zu verstehen. Der Glaube kommt notwendigerweise dort zum Zuge, wo die menschlichen Mittel der Erkenntnis enden. Oder wie es Thomas von Aquin in seinem eucharistischen Hymnus ausdrückt: praestet fides supplementum sensuum defectui.

 

Saluti cordiali,

Studiosus.

bearbeitet von Studiosus
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Du interpretierst mich so, dass zwingend eine Dissonanz entsteht. Darüber hinaus überzeugt mich deine Erklärung der Transsubstantiation nicht: Du setzst Gott und seine Allgegenwart bereits a priori voraus. Wo ist da noch die Leistung der natürlichen, nicht vom Glauben überlagerten, Vernunft?

 

Naja, egal. Mir wird diese Diskussion fad.

 

Saluti cordiali,

Studiosus.

bearbeitet von Studiosus
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Du interpretierst mich so, dass zwingend eine Dissonanz entsteht. Darüber hinaus überzeugt mich deine Erklärung der Transsubstantiation nicht: Du setzst Gott und seine Allgegenwart bereits a priori voraus. Wo ist da noch die Leistung der natürlichen, nicht vom Glauben überlagerten, Vernunft?

Naja, egal. Mir wird diese Diskussion fad.

Saluti cordiali,

Studiosus.

Weil Glaube, besonders einer, der auf Dogmen beruht, der Verzicht auf Vernunft ist. Oder um es mit Wilhelm Busch zu sagen: "Wer in Glaubensfragen den Verstand befragt, bekommt unchristliche Antworten."

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Beim Eingangsdogma komme ich zum Ergebnis, dass ich nicht weiß wie es gehen soll, aber ich weiß wofür es gut ist.

 

So geht es mir meistens wenn mir ein Dogma über den Weg läuft.

 

Verständnisfrage: Gibt es einen Unterschied zwischen "Mit Sicherheit erkennen" und "genau wissen"?

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Röm 120

20 Seit Erschaffung der Welt wird seine unsichtbare Wirklichkeit

an den Werken der Schöpfung mit der Vernunft wahrgenommen,

seine ewige Macht und Gottheit. (Daher sind sie unentschuldbar.)

 

Das ist eine Gegenposition zur Demiurgenvorstellung der Gnosis. Da Gott die Welt nicht erschaffen hat, sondern der Demiurg, kann man aus der Schöpfung auch nichts über den Schöpfer ablesen.

 

Dem widerspricht der Hl. Irenäus von Lyon. Schöpfungsordnung und Heilsordnung finden hier zueinander. Gott (und nicht der Demiurg) hat die Welt geschaffen, und zwar mitsamt einem Heilsplan für die Menschen. Der Höhepunkt dieser Heilsgeschichte besteht in den Inkarnation Gottes in Jesus. Hier fallen Natur und göttliches Heilswerk in einem Punkt zusammen. Schau auf den Menschen Jesus, dann kannste bestens Gott und seinen Heilsplan erkennen.

Die Wirkweisen der Natur sind Schöpfung. Sie dienen allesamt dazu, den (Heils-)Willen ihres Schöpfers in die materielle Welt hineinzubuchstabieren.

 

Ein Widerspruch zwischen Erkenntnis der Natur und geoffenbarter Erkenntnis des göttlichen Heils wäre in den Augen des Irenäus ein Abgleiten in die Gnosis.

 

Allerdings konnte sich Irenäus im 2. Jahrhundert wohl kaum vorstellen, wie viel man heute an Naturerkenntnis gewonnen hat.

Mit der natürlichen Ordnung meinte er natürlich etwas, was damals so üblich war. Er war kein Experte.

Aber ich finde seinen Gedankengang immer noch beeindruckend. Ausbaufähig.

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Wenn man Gott nicht anhand der natürlichen Phänomene erkennen kann, dann ist dem biblische Zeugnis die Erfahrungsgrundlage entzogen - und zwar vollständig.

Ein klarer Widerspruch zwischen Natur und Schöpfung würde den Glauben zu einem weltfremden Nichts machen.

 

Wenn die Entdeckungen von Kopernikus/Galilei/Kepler einer göttlichen Heilsordnung widersprechen würden, dann hätte der Glaube ganz, ganz schlechte Karten.

Gleiches gilt für die Entdeckungen im Gefolge von Charles Darwin und für jede andere naturwissenschaftliche Erkenntnis.

 

Um diese irenäische Einheit von Natur und Schöpfung zu wahren, hat die Kirche vorsichtshalber wissenschaftliche Erkenntnisse einfach abgestritten und bekämpft.

Was nicht sein darf, das nicht sein kann.

Das "Buch der Offenbarung" und das "Buch der Natur" begannen, immer weiter auseinander zu klaffen.

Um das "Buch der Offenbarung" zu retten, hat man sogar das Lesen im "Buch der Natur" unter Strafe stellen lassen. Man hat Diderot festsetzen wollen, seine Enzyklopädie hat man verboten. Aber das hat nicht geklappt.

 

Man wollte die beiden Bücher nicht gleichwertig sehen. Sondern das Offenbarungsbuch sollte das Naturbuch normieren. Naturerkenntnis nach kirchlicher Vorschrift sozusagen. Die naturwissenschaftlichen Ergebnisse sollten von der Bibel vorgeprägt werden. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf.

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In der Serie war Tim der trottelige Moderator einer Heimwerkersendung (war aber im Grunde mit zwei linken Händen gesegnet). "Das glaube ich nicht, Tim." war der Standardsatz seines - handwerklich und menschlich ungleich fitteren - Co-Moderators wenn Tim mal wieder eine "Weisheit" von sich gab. oder eine große handwerkliche Leistung ankündigte.

Ein Clip sagt mehr als tausend Worte.

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Und wenn man denen vernunftmäßig nicht folgen kann, ist man plötzlich Häretiker?

Letztlich legt das Dogma fest, dass es (irgendwo) einen logisch konsistenten Gottesbeweis gibt. Welcher das sein soll und wie er lautet, darüber schweigt sich das Dogma praktischerweise aus, wohlwissend, dass Kant jeden Gottesbeweis, der schlauen Theologen eingefallen ist, als logisch nicht haltbar erwiesen hat.

 

Du sollst also glauben, dass es einen Beweis gibt, der logisch ist, den aber leider noch keiner kennt. Aber es gibt ihn. Bestimmt!

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Das Problem für jeden Schöpfungsglauben ist nur, daß unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse zunehmend belegen, daß diese Welt sich entwickelt hat, ohne definierbaren Anfang, zwar strukturiert, aber ohne Absicht oder Ziel. Das ist nun mal das genaue Gegenteil einer absichtsvollen Schöpfung. Hinzu kommt, daß die Entwicklung dieser Welt mindestens seit 13 Mrd. Jahren andauert. Was davor war, wissen wir (noch) nicht, doch nimmt dessen Bedeutung ab mit dem Quadrat der räumlichen wie zeitlichen Entfernung. Auf deutsch: es ist belanglos.

 

Jeder Versuch, nachträglich "göttliches Wirken" in dieser Welt unterzubringen, endet zwangsläufig in Obskurantismus und Realitätsverlust, sodaß man mit einigem Recht sagen kann, daß Religionen als Welterklärung ausgedient haben. Ob Glaubensvorstellungen ohne eine Grundlage in der Wirklichkeit dieser Welt noch eine Bedeutung haben, oder ob sie zwangsläufig in Widerspruch zu einem realistischen Weltbild geraten, was man ja auch hier immer wieder beobachten kann, muß jeder Gläubige für sich entscheiden. Daß man für einen auf vor- bzw. antiwissenschaftlichen Dogmen beruhenden Glauben seine Vernunft immer wieder auf Urlaub schicken muß, dürfte aber deutlich geworden sein

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Ob die natürliche Entwicklung gewollt und beabsichtigt war - und zwar so, wie sie dann real abgelaufen ist - kann die Naturwissenschaft weder bestätigen, noch widerlegen. So etwas ist überhaupt kein naturwissenschaftliches Thema.

 

Ob die Entwicklung ein Ziel verfolgt, kann man auch nicht sagen. Lediglich wenn jemand angeberisch vorgibt, er würde das Ziel Gottes mit dieser Welt schon kennen ... und darum müsste sich die Natur in diese oder jene Richtung weiterentwickeln, dann begeht er ebenso eine Grenzüberschreitung, wie der Atheist, der behauptet, es könne da überhaupt kein Ziel und keine Absicht geben.

 

Was man aber kann ist: Konstatieren, dass in Menschen das Gefühl einer höheren Absicht, einer Fügung, einer Lenkung und einer Zielhaftigkeit der Natur aufkommen kann.

Das Zustandekommen dieses Gefühl kann man zwar noch mal aufklären. Aber man kann nicht ausschließen, dass Gott dieses Zustandekommen genau so (also evolutiv) gewollt hat, wie es eben zustande gekommen ist.

 

Von daher widersprechen sich naturwissenschaftliche Erkenntnis und religiöser Glaube nicht.

 

Man kann dem Nichtgläubigen nicht nachweisen, dass dieses Gefühl von Schöpfung, Fügung, Absicht und Plan andere Gründe hat, als die evolutive Zweckmäßigkeit dieses Gefühls.

Man kann dem Gläubigen aber auch nicht nachweisen, dass dieses Gefühl "nichts als" das Produkt der Evolution ist und die Evolution hier eine Gefühlslage produziert habe, die zwar evolutorisch vorteilhaft, aber dennoch trügerisch sei.

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Das Problem für jeden Schöpfungsglauben ist nur, daß unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse zunehmend belegen, daß diese Welt sich entwickelt hat, ohne definierbaren Anfang, zwar strukturiert, aber ohne Absicht oder Ziel.

 

Das fett markierte wiederum ist eine Annahme, man kann sie glauben, man muss das aber nicht.

 

 

 


Daß man für einen auf vor- bzw. antiwissenschaftlichen Dogmen beruhenden Glauben seine Vernunft immer wieder auf Urlaub schicken muß, dürfte aber deutlich geworden sein

 

Soweit man Dogmen so versteht, wie studiosus das tut, stimme ich dir zu. Aber ich stimme studiosus in seiner eigenwilligen Interpretation nicht zu.

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Ob die natürliche Entwicklung gewollt und beabsichtigt war - und zwar so, wie sie dann real abgelaufen ist - kann die Naturwissenschaft weder bestätigen, noch widerlegen. So etwas ist überhaupt kein naturwissenschaftliches Thema.

 

Ob die Entwicklung ein Ziel verfolgt, kann man auch nicht sagen. Lediglich wenn jemand angeberisch vorgibt, er würde das Ziel Gottes mit dieser Welt schon kennen ... und darum müsste sich die Natur in diese oder jene Richtung weiterentwickeln, dann begeht er ebenso eine Grenzüberschreitung, wie der Atheist, der behauptet, es könne da überhaupt kein Ziel und keine Absicht geben.

 

Was man aber kann ist: Konstatieren, dass in Menschen das Gefühl einer höheren Absicht, einer Fügung, einer Lenkung und einer Zielhaftigkeit der Natur aufkommen kann.

Das Zustandekommen dieses Gefühl kann man zwar noch mal aufklären. Aber man kann nicht ausschließen, dass Gott dieses Zustandekommen genau so (also evolutiv) gewollt hat, wie es eben zustande gekommen ist.

 

Von daher widersprechen sich naturwissenschaftliche Erkenntnis und religiöser Glaube nicht.

 

Man kann dem Nichtgläubigen nicht nachweisen, dass dieses Gefühl von Schöpfung, Fügung, Absicht und Plan andere Gründe hat, als die evolutive Zweckmäßigkeit dieses Gefühls.

Man kann dem Gläubigen aber auch nicht nachweisen, dass dieses Gefühl "nichts als" das Produkt der Evolution ist und die Evolution hier eine Gefühlslage produziert habe, die zwar evolutorisch vorteilhaft, aber dennoch trügerisch sei.

 

Doch, man kann sehr genau sagen, daß die Entwicklung unseres Universums kein Ziel hat, jedenfalls nicht, wenn man mit diesem Begriff Zielhaftigkeit der Entwicklungsschritte begreift. Vielmehr ist für ein auch nur ansatzweises Verständnis eben dieser Entwicklung Voraussetzung, daß man von Absichtslosigkeit und Ziellosigkeit ausgeht, und die jeweils einzelnen Entwicklungsschritte aus einem in den Eigenschaften der Dinge selbst liegenden Entwicklungsprozeß begreift, nicht aus einem von außen vorgegebenen Ziel. Insofern ist Absichts- und Ziellosigkeit nicht Grenzüberschreitung, sondern ein belegbares Erklärungsmodell, das sich aus den beobachtbaren Tatsachen ergibt.

 

Ob religiöse Gefühle ein Vor- oder Nachteil sind, hängt wohl von der Situation ab, sagt aber nichts darüber, wie realistisch solche Vorstellungen waren oder sind, zum einen, weil es ganz unterschiedliche religiöse Vorstellungen gab und gibt, zum anderen, weil gerade falsche Vorstellungen durchaus erfolgreich sein können. Man nennt so etwas adaptive Wahnvorstellungen. Ein wunderhübsches Beispiel sind die Kreuzzüge, bei denen die gleichzeitige Verheißung von Sündenvergebung und Eroberung zumindest 200 Jahre recht erfolgreich war. Nachhaltig war es allerdings nicht, was zum einen an ihrem wahnhaften Charakter lag, und zum anderen daran, daß die Christen kein Monopol auf solche Art von Wahnvorstellungen besaßen.

 

Kurz, man muß schon beide Augen ziemlich fest zumachen, wenn man keinen Widerspruch sehen will zwischen religiösen und wissenschaftlichen Welterklärungen. Ob es Glauben ohne solche Welterklärungen gibt, weiß ich nicht; die hier verbreiteten Religionen verzichten jedenfalls nicht darauf, und geraten deshalb immer wieder mit den Wissenschaften in Konflikt, und versuchen ihnen ihre Methoden und Grenzen zu setzen, in der einzelne Gläubige tun es auch.

 

Was man zeigen kann, ist, daß eine naturalistische Erklärung der Entwicklung dieser Welt der einzig realistische Weg zu einem besseren Verständnis dieser Welt ist, einschließlich eines besseren Verständnis von uns Menschen selbst. Was ich dagegen nicht zeigen muß, ist, was es mit deinem Glauben auf sich hat. Das ist deine Privatangelegenheit. ;)

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Das Problem für jeden Schöpfungsglauben ist nur, daß unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse zunehmend belegen, daß diese Welt sich entwickelt hat, ohne definierbaren Anfang, zwar strukturiert, aber ohne Absicht oder Ziel.

Das fett markierte wiederum ist eine Annahme, man kann sie glauben, man muss das aber nicht.

Nein, das ist keine Annahme, schon gar keine, die man glauben müßte, sondern die schlichte, durch Tatsachenbeobachtungen belegbare Feststellung, daß wir bis heute keinen solchen absoluten Anfang gefunden haben (nein, auch der Urknall hatte vermutlich ein "Vorher"). Nicht mehr, nicht weniger.

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Doch, man kann sehr genau sagen, daß die Entwicklung unseres Universums kein Ziel hat, jedenfalls nicht, wenn man mit diesem Begriff Zielhaftigkeit der Entwicklungsschritte begreift.

Nein, man kann das überhaupt nicht sagen, weil man den Begriff "Ziel" nicht auf die Zielhaftigkeit der einzelnen Entwicklungsschritte begrenzen kann, ohne dass er sinnlos wird.

 

Wenn jemand sagt, dass die Hervorbringung einer unübersehbaren Vielfalt das Ziel ist, dann kannst Du nicht naturwissenschaftlich dagegen argumentieren.

Wenn jemand sagt, dass das Ziel sei, das Periodensystem unserer Welt im Ernstfall auszuprobieren, kannst Du auch nicht naturwissenschaftlich dagegen argumentieren.

 

Wenn jemand sagt, dass das Ziel sei, Wesen hervorzubringen, die dieses Weltall bestaunen oder auch nur darin leben zu können, dann ist dies in gleicher Weise unwidersprechbar.

Man könnte sogar noch hinzufügen: Und zwar Wesen genau in jener Zahl und Ausformung, wie sie real existieren. Auch unwidersprechbar.

 

Du kannst höchstens sagen: Die Entwicklungen laufen nicht auf einen von Dir vorgezeichneten Weg. Sie er füllen nicht das, was Du als Ziel gerne definieren willst.

Womöglich bildet sogar die prozessorientierte Ungerichtetheit der (biologischen, aber auch z.B. astronomischen) Evolution das Ziel.

 

Was Gott (im Sinne von Einsteins "der Alte") sich als Ziel vorgenommen hat, kann nicht von Menschen definiert werden. Es kann nicht einmal auf naturwissenschaftlichem Wege erkannt werden. Die Qualität "Ziel" liegt quer zu den Naturwissenschaften. "Ziel" ist keine naturwissenschaftliche Qualität, sondern eine Zuschreibung willensbegabter Wesen.

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Das Problem für jeden Schöpfungsglauben ist nur, daß unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse zunehmend belegen, daß diese Welt sich entwickelt hat, ohne definierbaren Anfang, zwar strukturiert, aber ohne Absicht oder Ziel.

Das fett markierte wiederum ist eine Annahme, man kann sie glauben, man muss das aber nicht.

Nein, das ist keine Annahme, schon gar keine, die man glauben müßte, sondern die schlichte, durch Tatsachenbeobachtungen belegbare Feststellung, daß wir bis heute keinen solchen absoluten Anfang gefunden haben (nein, auch der Urknall hatte vermutlich ein "Vorher"). Nicht mehr, nicht weniger.

 

Und aus welchen belegbaren Tatsachenbeobachtungen ergibt sich, dass ein Tsunami dem Ziel Gottes für diese Welt widerspricht?

 

Du hast ein wenig Vermischung betrieben.

Die Frage nach dem definierten Anfang hat naturwissenschaftliche Dimensionen. Die Frage: "Was war davor?" ist eine sinnvolle naturwissenschaftliche Frage - unbeschadet der Grenze, dass wir diese Frage momentan für die Zeit vor 10e-43 Sekunden nach dem Urknall nicht beantworten können. Mit der heutigen, sich immer noch entwickelnden Physik.

 

Mit "ohne Absicht und ohne Ziel" verlässt Du aber das naturwissenschaftliche Terrain. Das ist was anderes. Es gibt keine Absichtskorpuskel oder Absichtswellen, die man naturwissenschaftlich untersuchen kann. Ob es Absicht war, dass es Leben gibt, kann man nicht naturwissenschaftlich ermitteln. Ebenso wenig, wie man naturwissenschaftlich klären kann, ob die Sonne gerade freundlich lacht, oder ob sie gnadenlos brennt.

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Die Frage nach dem definierten Anfang hat naturwissenschaftliche Dimensionen. Die Frage: "Was war davor?" ist eine sinnvolle naturwissenschaftliche Frage - unbeschadet der Grenze, dass wir diese Frage momentan für die Zeit vor 10e-43 Sekunden nach dem Urknall nicht beantworten können. Mit der heutigen, sich immer noch entwickelnden Physik.

Was war vor der Zeit?

 

Finde den Fehler.

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Gott steht in seinem n-dimensionalen Raum und schaut auf die Uhr. Es ist 253 Uhr und 62 Minuten.

In seiner Hand hält er ein kleines Kügelchen - einen neuen Kosmos.

Einen richtigen Kosmos mit seinen eigenen Dimensionen. Mickrige viere!

Aber Gott muss ihn erst noch aufziehen, bevor in diesem neuen Kosmos die Zeit beginnt.

Erst um 253 Uhr und 65 Minuten hat er die neue Welt aufgezogen und lässt den Aufzieher schneppern,

so dass im neuen Kosmos von nun an eine eigene Uhr zu ticken beginnt.

Mechanisch, muss man extra aufziehen,

aber dennoch himmelsmechanisch und super getaktet:

alle 10e-43 Sekunden drehen sich die Rädchen - wenn man die Insassen fragen wird.

 

Gott schaut auf seine himmlische Uhr.

Er erkennt, es ist 253 Uhr und 65,12345678902234567890323456789042345678905234567890 Uhr.

 

Frage1: Wieviel Zeit ist im neuen Kosmos abgelaufen?

Frage2: Was geschah vor dem Beginn der neuen Kosmoszeit?

bearbeitet von Mecky
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