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Bedingungsloses Grundeinkommen


Xamanoth

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Natürlich gefällt mir mein Job. Und das werden vermutlich die meisten Besserverdienenden sagen (bei weniger gut Verdienenten sieht das ganz anders aus).

Aber hier ist die Alternative ja nicht ein mieser Job, sondern gar nicht arbeiten und trotzdem Geld bekommen. Und damit sage ich ganz klar: ich arbeite, weil ich das Geld brauche. Und das dürften die allermeisten so sehen. Leute, die deswegen arbeiten, weil die so gern arbeiten und der Job so toll ist, sind eine Ausnahme 

 

Werner

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vor 50 Minuten schrieb Long John Silver:

Meine Meinung zum Thema Bedingungsloses Grundeinkommen fuer alle: eine inhumane Idee. Inhuman, weil sie ein Menschenbild konstruiert, das sich voellig kontraer dazu bewegt, dass die meisten Menschen selbststaendig sein wollen und nicht von irgendeinem Staat Almosen oder der Gemeinschaft abhaengig sein wollen. Das mag fuer die meisten als Uebergang funktionieren, bis sie wieder der eigene Herr in ihrem Umstaenden sein koennen, fuer eine bestimmte Anzahl funktioniert es nicht, entweder weil die Umstaende es verhindern oder sie es verlernt haben oder gar nicht anstreben, selbststandig zu sein. 

 

Das Bedingungslose Grundeinkommen (Richard Nixon machte damals bei uns den Vorstoss, kam aber nicht durch. Auf Bundesstaatebene wurde es in einigen Staaten einige Zeit praktiviert, aber fuer bestimmte Gruppen von Beduerftigen. Soweit ich mich entsinne, auch mit sinnvollen Ergebnissen, jedenfalls nicht mit dem, dass die meisten Empfaenger ueberhaupt nie wieder arbeiten wollten).

 

 Auf der Ebene der Beduerftigkeit macht es fuer mich auch Sinn,  wenn es zeitlich begrenzt ist bzw. eine zeitliche Begrenzung nur unter bestimmten Umstaenden aufgehoben werden kann).  Ein Bedingungsloses Grundeinkommen fuer ALLe halte ich fuer Entmuendigung und kuenstliche Infantilisierung von Menschen. 

Ich sehe das BGE (zumindest in der von mir verfochtenen Form der neg. Einkommensteuer) vorallem als einfaches Konzept zur Herstellung von Steuergerechtigkeit, Wahrung des Abstandsgebots, Wahrung des Solidaritätsprinzips,Einsparung von Verwaltungskosten, etc.

 

Bei uns wäre die Einführung lediglich die Bereinigung eines Wust an staatlichen Leistungen, die eh schon bezahlt werden aber in einem ziemlichen Gewirr von Leistungsträgern, Finanzierungstöpfen, steuerlichen Regelungen, etc. verklausuliert sind.

 

Aber für jemanden, der eine Krankenversicherungspflicht ablehnt ist der Solidaritätsgedanke vermutlich eh Teufelswerk. Sorry, aber dann lass Deine Nachbarn auf der Straße verrecken, aber verkauf uns das nicht als moralische Höchstleistung.

 

 

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Long John Silver
vor 27 Minuten schrieb Flo77:

Ich sehe das BGE (zumindest in der von mir verfochtenen Form der neg. Einkommensteuer) vorallem als einfaches Konzept zur Herstellung von Steuergerechtigkeit, Wahrung des Abstandsgebots, Wahrung des Solidaritätsprinzips,Einsparung von Verwaltungskosten, etc.

 

Bei uns wäre die Einführung lediglich die Bereinigung eines Wust an staatlichen Leistungen, die eh schon bezahlt werden aber in einem ziemlichen Gewirr von Leistungsträgern, Finanzierungstöpfen, steuerlichen Regelungen, etc. verklausuliert sind.

 

Aber für jemanden, der eine Krankenversicherungspflicht ablehnt ist der Solidaritätsgedanke vermutlich eh Teufelswerk. Sorry, aber dann lass Deine Nachbarn auf der Straße verrecken, aber verkauf uns das nicht als moralische Höchstleistung.

 

 

 

Gibt es einen Grund, so aggressiv und polemisch zu werden, wenn jemand eine andere Meinung als du?

bearbeitet von Long John Silver
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So, gut jetzt mit den Höflichkeiten. Ich habe keine Lust, in einem bisher sehr gut laufenden Thread Beiträge zu löschen. 

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vor einer Stunde schrieb Werner001:

Natürlich gefällt mir mein Job. Und das werden vermutlich die meisten Besserverdienenden sagen (bei weniger gut Verdienenten sieht das ganz anders aus).

Aber hier ist die Alternative ja nicht ein mieser Job, sondern gar nicht arbeiten und trotzdem Geld bekommen. Und damit sage ich ganz klar: ich arbeite, weil ich das Geld brauche. Und das dürften die allermeisten so sehen. Leute, die deswegen arbeiten, weil die so gern arbeiten und der Job so toll ist, sind eine Ausnahme 

 

Werner

Es gibt aber durchaus Menschen, die für einen inhaltlich besseren Job auf ein besseres Gehalt verzichten. Mich zum Beispiel. Ich bin vor einigen Jahren von Sysops und Support in die Softwareentwicklung gewechselt. Das war für mich mit einem deutlichen Gehaltseinschnitt  verbunden. Trotzdem hat sich der Schritt gelohnt, weil ich jetzt einfach deutlich lieber arbeite. In der IT gibt es solche Wechsel relativ häufig, weil ein Informatikstudium oder eine Ausbildung zum Fachinformatiker grundsätzlich zu beiden Bereichen befähigt. Viele ITler entscheiden sich nach einigen Jahre im Beruf dann nochmal um. Meiner Beobachtung im Kollegen- und Freundeskreis nach, ist das sehr oft zumindest mit einem kleinen Minus beim Gehalt verbunden. 

 

Zum Thema BGE: Ich habe keine Ahnung, wie sich ein BGE auf solche Entscheidungen auswirkt. Es ist zumindest nicht ganz unwahrscheinlich, dass sich dann mehr Leute für einen schlechter bezahlten Job entscheiden, zumindest wenn die Differenz zum aktuellen Job die Höhe des BGE nicht übersteigt. Und das könnten bei einer Familie mit drei Kindern durchaus 3000-5000 Euro netto sein. Die Frage ist, ob die Steuereinnahmen dann noch ausreichen, um das BGE zu finanzieren. Das kommt aber auch sehr auf das Steuermodell an, dass mit dem BGE eingeführt würde. 

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1 minute ago, OneAndOnlySon said:

Es gibt aber durchaus Menschen, die für einen inhaltlich besseren Job auf ein besseres Gehalt verzichten. Mich zum Beispiel. Ich bin vor einigen Jahren von Sysops und Support in die Softwareentwicklung gewechselt. Das war für mich mit einem deutlichen Gehaltseinschnitt  verbunden. Trotzdem hat sich der Schritt gelohnt, weil ich jetzt einfach deutlich lieber arbeite. In der IT gibt es solche Wechsel relativ häufig, weil ein Informatikstudium oder eine Ausbildung zum Fachinformatiker grundsätzlich zu beiden Bereichen befähigt. Viele ITler entscheiden sich nach einigen Jahre im Beruf dann nochmal um. Meiner Beobachtung im Kollegen- und Freundeskreis nach, ist das sehr oft zumindest mit einem kleinen Minus beim Gehalt verbunden. 

 

Zum Thema BGE: Ich habe keine Ahnung, wie sich ein BGE auf solche Entscheidungen auswirkt. Es ist zumindest nicht ganz unwahrscheinlich, dass sich dann mehr Leute für einen schlechter bezahlten Job entscheiden, zumindest wenn die Differenz zum aktuellen Job die Höhe des BGE nicht übersteigt. Und das könnten bei einer Familie mit drei Kindern durchaus 3000-5000 Euro netto sein. Die Frage ist, ob die Steuereinnahmen dann noch ausreichen, um das BGE zu finanzieren. Das kommt aber auch sehr auf das Steuermodell an, dass mit dem BGE eingeführt würde. 

Ja, dann kannst du es dir leisten, auf diesen Teil des Gehaltes zu verzichten. Ich würde gern weniger arbeiten, auch das ist mit weniger Geld verbunden, und ich werde das in absehbarer Zeit auch tun, wenn ich es mir eben leisten kann (das ist wie gesagt absehbar). Aber trotzdem werde ich noch arbeiten - weil ich das Geld brauche.

Würde ich weiterhin das gleiche Geld bekommen, würde ich nicht mehr arbeiten. Ich wüsste genug mit meiner Zeit anzufangen.

Ich war aber noch nie in meinem Leben in der Situation, wo ich mir das aussuchen konnte, eben weil ich immer das Geld brauchte.

Ich hatte noch nie einen sehr gut verdienenden Ehemann oder ein ererbtes Vermögen, das mir die Wahl gelassen hätte, zu arbeiten oder es bleiben zu lassen.

Mag sein, dass ich dann angefangen hätte, etwas zu arbeiten, nur um des Spaßes an der Arbeit willen.

Aber in der glücklichen Lage war ich nie. Ich musste immer arbeiten um Geld zu verdienen.

 

Werner

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vor 13 Minuten schrieb OneAndOnlySon:

Es gibt aber durchaus Menschen, die für einen inhaltlich besseren Job auf ein besseres Gehalt verzichten. Mich zum Beispiel. Ich bin vor einigen Jahren von Sysops und Support in die Softwareentwicklung gewechselt. Das war für mich mit einem deutlichen Gehaltseinschnitt  verbunden. Trotzdem hat sich der Schritt gelohnt, weil ich jetzt einfach deutlich lieber arbeite. In der IT gibt es solche Wechsel relativ häufig, weil ein Informatikstudium oder eine Ausbildung zum Fachinformatiker grundsätzlich zu beiden Bereichen befähigt. Viele ITler entscheiden sich nach einigen Jahre im Beruf dann nochmal um. Meiner Beobachtung im Kollegen- und Freundeskreis nach, ist das sehr oft zumindest mit einem kleinen Minus beim Gehalt verbunden. 

 

Zum Thema BGE: Ich habe keine Ahnung, wie sich ein BGE auf solche Entscheidungen auswirkt. Es ist zumindest nicht ganz unwahrscheinlich, dass sich dann mehr Leute für einen schlechter bezahlten Job entscheiden, zumindest wenn die Differenz zum aktuellen Job die Höhe des BGE nicht übersteigt. Und das könnten bei einer Familie mit drei Kindern durchaus 3000-5000 Euro netto sein. Die Frage ist, ob die Steuereinnahmen dann noch ausreichen, um das BGE zu finanzieren. Das kommt aber auch sehr auf das Steuermodell an, dass mit dem BGE eingeführt würde. 

 

Der IT-Bereich wird eh relativ gut bezahlt - Du sprichst also nicht von der Masse. Das durschnittliche(= ca. Hälfte der Menschen drunter) Bruttoeinkomemn lag 2017 bei monatlich €3770 (Quelle).

 

Wir werden ja jetzt in Italien den großen Feldversuch haben. Dieses dort "Bürgergeld" genannte BGE beträgt über €700 pro Monat. Der Theorie der BGE-Befürworter dürfte die in Italien eh schon hohe Arbeitslosenquote zumindest nicht steigen bzw. besser gesagt, da Nichtsuchende sich nicht melden, die Quote der Erwerbstätigen dürfte nicht sinken. Warten wir es ab. 

bearbeitet von rorro
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vor 12 Minuten schrieb OneAndOnlySon:

Zum Thema BGE: Ich habe keine Ahnung, wie sich ein BGE auf solche Entscheidungen auswirkt. Es ist zumindest nicht ganz unwahrscheinlich, dass sich dann mehr Leute für einen schlechter bezahlten Job entscheiden, zumindest wenn die Differenz zum aktuellen Job die Höhe des BGE nicht übersteigt. Und das könnten bei einer Familie mit drei Kindern durchaus 3000-5000 Euro netto sein. Die Frage ist, ob die Steuereinnahmen dann noch ausreichen, um das BGE zu finanzieren. Das kommt aber auch sehr auf das Steuermodell an, dass mit dem BGE eingeführt würde. 

In seiner simpelsten Form würde das BGE für Deutschland ca. 64-82 Mio./Monat kosten.

Bekämen vom Säugling bis zum Greis alle den gleichen Betrag wäre die Förderung von Familien mit Kindern enorm.

 

Ob es verfassungsmäßig wäre, für Kinder abweichende Beträge anzusetzen bliebe zu diskutieren.

 

Natürlich wäre auch denkbar, daß das BGE nur für Erwachsene zu zahlen und das Existenzminimum für Kinder alternativ gedeckt wird.

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vor 3 Minuten schrieb Flo77:

In seiner simpelsten Form würde das BGE für Deutschland ca. 64-82 Mio./Monat kosten.

Bekämen vom Säugling bis zum Greis alle den gleichen Betrag wäre die Förderung von Familien mit Kindern enorm.

Das wären aber doch nur rund 1 Euro pro Einwohner, oder habe ich gerade einen Knoten im Kopf?

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Für mich ist diese Diskussion aus aktuellem Anlaß ziemlich spannend, aber leider fühle ich mich nach dem Lesen dieser vielen Seitenimmer noch nicht in der Lage, ein Urteil abzugeben.

Tendenziell bin ich weiterhin eher ein bisschen skeptisch, ob es möglich ist, ein BGE einzuführen, auch, wenn es mir persönlich gut gefallen würde.

 

Aktuell stehe ich vor der Frage, mit über 50 Jahren, nach jahrzehntelanger freiberuflicher Tätigkeit nochmal beruflich umzusatteln. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen, am schwerwiegendsten ist aber wohl, dass eben die Arbeitszufriedenheit mit meinem Hauptauftraggeber gerade den Bach runtergeht.

Mit einem BGE gäbe es in dieser Hinsicht kein Zögern, ich würde die Zusammenarbeit vermutlich definitiv beenden.

Ohne BGE ist es natürlich sehr riskant, man muss alle Aspekte des sozialen Überlebens genau durchdenken. Es fehlt schlicht der Spielraum ein gravierendes Wagnis einzugehen.

 

Die Folge ist also, dass man eine nicht zufriedenstellende (und meiner Meinung so auch sinnlose) Arbeit fortsetzt, das Geld des Kunden verbrennt und Möglichkeiten abcheckt, irgendeinen Absprung zu finden, der nicht in den Ruin führt. Das ist das Minus.

Das Plus ist allerdings eine volkswirtschaftlich wirksame Disziplinierung, man verzichtet auf Experimente, alles geht seinen geordneten Gang. Ich denke, dass das auch der ausschlaggende 'Vorteil der Hartz-Gesetze war, der einfach zu einem relativ günstigen Lohnniveau für ein Hochindustrieland führte und so zu einem enormen Aufschwung in Deutschland.

Möglicherweise wird das durch langfristige Nchteile erkauft, es gibt hierzulande eine ziemlich niedrige Investionsrate, was Forschung, Entwicklung, Digitalisierung, Infrastruktur etc angeht. Wenn viele tendenziell beruflich eher den Kopf einziehen, wenn es um Innovation und Risiko geht, ist die Frage, aus welchen Reserven man schöpfen will, wenn ein Abschwung einsetzt.

Es besteht die Gefahr, dass wir das bald erfahren werden.

Ob das BGE aber ein Mittel dagegen wäre, ist halt sehr schwer zu klären, weil man in meinen Augen nicht weiss, ob die dadurch freiwerdenden menschlichen Ressourcen gesellschaftlich eben eher in Innovation und Risikobereitschaft umgesetzt werden oder in vermehrte Lethargie. Die finnischen Ergebnisse dieses kurzen Versuches scheinen mehr Zufriedenheit der Empfänger erbracht zu haben, man müsste allerdings mal wissen, woher diese genau rührt. Einfach aus dem Wegfall von Frustration und Angst durch den milderen ökonomisch-sozialen Druck oder durch neu aufgenommene Tätigkeiten, die Wirtschaft und Gesellschaft irgendwie zugute kamen?

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42 minutes ago, Shubashi said:

Einfach aus dem Wegfall von Frustration und Angst durch den milderen ökonomisch-sozialen Druck oder durch neu aufgenommene Tätigkeiten, die Wirtschaft und Gesellschaft irgendwie zugute kamen?

Nach den letzten Veröffentlichungen ausschließlich ersteres.

 

Werner

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Dei langfristigen Nachteile der Hartz-Gesetze sehe ich eher darin, daß es sich um gut verpackte Industriepolitik handelt (ohne daß das falsch sein muß). Denn die aus dem Niedriglohnsektor folgenden Minirenten werden staatlich (also von uns allen) aufgestockt werden müssen.

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Nicht nur die Hartz-Gesetze, sondern ein guter Teil der Politik der letzten Jahrzehnte ist gut verpackte Industriepolitik (bis hin zur Migrationspolitik mMn).

Im Grunde ist die tendenz die, der Industrie ein großes Heer konkurrierender Arbeiter zu schaffen, so dass diese die Lohnkosten so weit wie möglich drücken kann.

Wir haben zwar theoretisch weniger Arbeitslosigkeit als vor 20 Jahren, dafür inzwischen aber einen riesigen Niedriglohnsektor.

Und die Industrie jammert weiter nach nach Nachschub, indem sie uns das Märchen vom Fachkräftemangel erzählt, der unser sicherer Untergang sei, wenn nicht sofort in großer Zahl Billiglöhner aus dem Ausland importiert würden.

Dabei gäbe es genug Bewerber, wenn die Arbeitgeber zu angemessenen Löhnen bereit wären.

 

Werner

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vor 54 Minuten schrieb Werner001:

Nicht nur die Hartz-Gesetze, sondern ein guter Teil der Politik der letzten Jahrzehnte ist gut verpackte Industriepolitik (bis hin zur Migrationspolitik mMn).

Im Grunde ist die tendenz die, der Industrie ein großes Heer konkurrierender Arbeiter zu schaffen, so dass diese die Lohnkosten so weit wie möglich drücken kann.

Wir haben zwar theoretisch weniger Arbeitslosigkeit als vor 20 Jahren, dafür inzwischen aber einen riesigen Niedriglohnsektor.

Und die Industrie jammert weiter nach nach Nachschub, indem sie uns das Märchen vom Fachkräftemangel erzählt, der unser sicherer Untergang sei, wenn nicht sofort in großer Zahl Billiglöhner aus dem Ausland importiert würden.

Dabei gäbe es genug Bewerber, wenn die Arbeitgeber zu angemessenen Löhnen bereit wären.

 

Werner

 

Ich weiss nicht recht - ich denke gerade konkret darüber nach, ob ich zu meinen "roots" studentischen Jobbens im sozialen Sektor zurückkehren könnte/sollte.

Das wäre also definitiv kein "überbezahlter", aber eben "sinnvoller" und harter Job.

Auch wenn aktuell viele Stellen unbesetzt sind, ich formal die Qualifikation erfülle und bereit wäre, erstmal einige Zeit auch in eine selbst bezahlte Fortbildung zu investieren: das Geld wäre wohl kaum der entscheidende Grund, es nicht zu versuchen. Für Arbeitgeber ist es einfach praktikabler und risikoloser, Leute einzustellen, die man sich über Jahre optimal heranziehen kann oder die eben optimal auf eine Stelle hin qualifiziert sind. Geld ist dabei nicht das entscheidende.

In der Industrie ist das womöglich sogar eher noch weniger ausschlaggebend, die Lohnkosten sind z.B. in der Autoindustrie nicht gerade niedrig, machen aber dennoch  idR kaum 15% der Stückkosten aus. Ich denke, es ist eher das Gesamtpaket: möglichst effizient aus einem großen Pool gut qualifizierter Kräfte auswählen zu können, ist attraktiv, wenn es dann noch günstig geht, umso besser! Deshalb beginnt Fachkräftemangel schon dann, wenn sich für jeden Job nur noch einstellige bis gering zweistellige Bewerberzahlen finden statt dreistellige.

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3 minutes ago, Shubashi said:

Deshalb beginnt Fachkräftemangel schon dann, wenn sich für jeden Job nur noch einstellige bis gering zweistellige Bewerberzahlen finden statt dreistellige.

Dann wird vielleicht über Fachkräftemangel gejammert, aber das ist keiner.

Wenn sich für jede offene Stelle 100 Bewerber finden, heißt das, dass 99 Bewerber keine Stelle bekommen.

 

Werner

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vor 3 Minuten schrieb Werner001:

Dann wird vielleicht über Fachkräftemangel gejammert, aber das ist keiner.

Wenn sich für jede offene Stelle 100 Bewerber finden, heißt das, dass 99 Bewerber keine Stelle bekommen.

 

Werner

 

Jammern gehört zum Geschäft. Die 99 Bewerber mit Absage sind halt nicht das Problem des Unternehmens.

(Weswegen weder die Aussagen der Wirtschaft zum BGE noch der Betroffenen allein ausreichen, um es zu bewerten.)

Von daher finde ich solche Modellversuche gar nicht schlecht, der Fehler scheint mir allerdings zu sein, nur Arbeitslose auszuwählen.

Prinzipiell jede/r innerhalb einer gewissen Einkommensbreite sollte daran teilnehmen dürfen, und die Zeitdauer sollte nicht zu kurz sein.

Ein einziger Versuch mit zu engen Kritereien scheint mir wenig aussagekräftig. Wenn man bedenkt, was in Deutschland für "Rentenreformen" so verballert wird, bei der die Bedürftigkeit der Beschenkten auch keinerlei Rolle spielt, dürfte man dafür ruhig mal ein paar Millionen ausgeben. Der Erkenntnisgewinn wird höher sein.

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vor 52 Minuten schrieb Werner001:

Dann wird vielleicht über Fachkräftemangel gejammert, aber das ist keiner.

Wenn sich für jede offene Stelle 100 Bewerber finden, heißt das, dass 99 Bewerber keine Stelle bekommen.

 

Werner

In besten Fall bekommen die 99 eine andere Stelle bei einem anderen Arbeitgeber. Ob ein Jobangebot zu mir passt, kann ich in der Regel erst im Gespräch einschätzen. Dass ich eine Bewerbung verschicke, bekundet grundsätzliches Interesse aber noch keine Absicht, die ausgeschriebene Stelle auch anzutreten. 100 Bewerber je Stelle halte ich aber für etwas viel. 10-20 fände ich optimal. 

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vor 7 Stunden schrieb OneAndOnlySon:

Das wären aber doch nur rund 1 Euro pro Einwohner, oder habe ich gerade einen Knoten im Kopf?

Kein Knoten, aber was sind schon drei Nullen unter Freunden.

 

Es wären natürlich bis zu 80 Mrd/Monat.

Bzw. 960 Mrd./Jahr.

 

Dagegen stehen aktuell rd. 40 Mrd. Kindergeld und rd. 40 Mrd. Leistungen nach Hartz4. Alleine damit wäre das BGE für rd. 6,7 Mio. Bürger für ein Jahr gedeckt.

 

Eigentlich müsste man auch die Rentenzahlungen dazurechnen. Wobei es wie gesagt vom Modell abhängt, wie hoch der Bedarf und die zur Verfügung stehenden Mittel tatsächlich sind.

 

Zumal mMn immer im Raum stehen muss, daß das BGE nicht von der Verantwortung für den eigenen Lebensunterhalt entbindet.

 

 

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@Shubashi

Ich muss mich mehr oder weniger gezwungenermaßen beruflich umorientieren (mal wieder). Das BGE würde diese Übergänge definitiv verwinfachen, wobei ich ohnehin davon ausgehe zu den Nettoempfängern zu gehören, bis die Kinder aus dem Haus sind. Dann allerdings würde ich (je nach Modell) sicherlich zu den Finanzierern gehören - und so Gott will meine Kinder mit meinen Enkeln zu den Empfängern.

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vor 42 Minuten schrieb Flo77:

@Shubashi

Ich muss mich mehr oder weniger gezwungenermaßen beruflich umorientieren (mal wieder). Das BGE würde diese Übergänge definitiv verwinfachen, wobei ich ohnehin davon ausgehe zu den Nettoempfängern zu gehören, bis die Kinder aus dem Haus sind. Dann allerdings würde ich (je nach Modell) sicherlich zu den Finanzierern gehören - und so Gott will meine Kinder mit meinen Enkeln zu den Empfängern.

 

Tja, ein bisschen nervös bin auch, mit BGE könnte ich das ganze cooler sehen - bei mir wäre es finanziell mit Sicherheit ein downgrading, aber wieder eine erwas sinnvollere Arbeit zu machen statt einen "bulls**t Job" wäre wahrscheinlich auch nicht schlecht. 

Außerdem besteht natürlich die Möglichkeit, über Teilzeit auch verschiedene interessante Berufsfelder nebeneinander zu betreiben. BGE würde auch das erleichtern, v.a. wenn nicht gerade hochprofitable, aber dennoch nützliche Dinge treibt.

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vor 12 Stunden schrieb Long John Silver:

Meine Meinung zum Thema Bedingungsloses Grundeinkommen fuer alle: eine inhumane Idee. Inhuman, weil sie ein Menschenbild konstruiert, das sich voellig kontraer dazu bewegt, dass die meisten Menschen selbststaendig sein wollen und nicht von irgendeinem Staat Almosen oder der Gemeinschaft abhaengig sein wollen. Das mag fuer die meisten als Uebergang funktionieren, bis sie wieder der eigene Herr in ihrem Umstaenden sein koennen, fuer eine bestimmte Anzahl funktioniert es nicht, entweder weil die Umstaende es verhindern oder sie es verlernt haben oder gar nicht anstreben, selbststandig zu sein. 

 

Das Bedingungslose Grundeinkommen (Richard Nixon machte damals bei uns den Vorstoss, kam aber nicht durch. Auf Bundesstaatebene wurde es in einigen Staaten einige Zeit praktiviert, aber fuer bestimmte Gruppen von Beduerftigen. Soweit ich mich entsinne, auch mit sinnvollen Ergebnissen, jedenfalls nicht mit dem, dass die meisten Empfaenger ueberhaupt nie wieder arbeiten wollten).

 

 Auf der Ebene der Beduerftigkeit macht es fuer mich auch Sinn,  wenn es zeitlich begrenzt ist bzw. eine zeitliche Begrenzung nur unter bestimmten Umstaenden aufgehoben werden kann).  Ein Bedingungsloses Grundeinkommen fuer ALLe halte ich fuer Entmuendigung und kuenstliche Infantilisierung von Menschen. 

Das setzt aber voraus, dass man mit BGE zwangsläufig vom Staat abhängig ist. Das ist gar nicht unbedingt gesagt, viele würden das BGE zusätzlich mitnehmen. Und auch jetzt schon bin ich ja " abhängig" vom Staat in dem Sinne, dass dieser für Bildung gut, Sicherheit usw sorgt.

Menschen funktionieren ohnehin nicht alleine, wir sind zumindest an einigen Punkten im Leben, immer abhängig von anderen.

 

Ein garantiertes Geld würde vielleicht( ja,böses Wort) dafür sorgen, dass mit Krankheiten oder verdeckten Talenten besser umgegangen wird. Dass man mehr auf sich selbst hört. Und manchen boete es die Chance, zu lernen, für sich selbst zu sorgen.

 

 

 

bearbeitet von mn1217
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Long John Silver
vor 11 Stunden schrieb mn1217:

Das setzt aber voraus, dass man mit BGE zwangsläufig vom Staat abhängig ist. Das ist gar nicht unbedingt gesagt, viele würden das BGE zusätzlich mitnehmen. Und auch jetzt schon bin ich ja " abhängig" vom Staat in dem Sinne, dass dieser für Bildung gut, Sicherheit usw sorgt.

Menschen funktionieren ohnehin nicht alleine, wir sind zumindest an einigen Punkten im Leben, immer abhängig von anderen.

 

Ein garantiertes Geld würde vielleicht( ja,böses Wort) dafür sorgen, dass mit Krankheiten oder verdeckten Talenten besser umgegangen wird. Dass man mehr auf sich selbst hört. Und manchen boete es die Chance, zu lernen, für sich selbst zu sorgen.

 

 

 

 

Du bist bei solchen Zuwendungen immer abhaengig, egal wie du den edlen Spender nennst. Auch die Sozialhilfe ist eine Art Almosen, aber da ist es auch gerechtfertigt. 

 

Ich bin eher dafuer, Menschen dazu befaehigen, so unabhaengig wie moeglich finanziell von der Gemeinschaft (oder Staat) zu sein und nicht noch welche zu "zuechten", die in eine solche Abhaengigkeit bei ihren Plaenen hinein gebracht werden. Das ist eine Sache der Einstellung. Mir persoenlich ist auch nicht klar, warum ich mich darauf  verlassen wollen sollte, dass  die Gemeinschaft mit ihrem Geld meine  individuellen Plaene finanzieren soll. Ich bin in der Hinsicht eher froh, dass ich so wenig wie moeglich mit dem Staat bzw. der Gemeinschaft zu tun habe, und es auch gluecklicherweise nicht brauche, sie um Hilfe zu bitten. 

 

 

 

 

 

 

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Ich empfinde keine Abhängigkeit,  wenn ich staatliche Zuwendungen bekomme. 

Warum auch? Ich ermögliche diese ja auch für andere .

Von einem Arbeitgeber total abhängig zu sein und alles für ihn tun zu müssen, weil es keine Absicherung gibt,ist schlimmer. Noch dazu, wenn Arbeitnehmer quasi keine Rechte haben und ständig gefeuert werden können. Dadurch wird doch niemand unabhängig.  Das ist eine andere Art von Abhängigkeit. 

 

Menschen können nicht alleine leben, sie sind soziale Lebewesen.  Solidarität ist für das Überleben der Spezies Mensch von Vorteil ( gewesen ).

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Long John Silver
vor 26 Minuten schrieb mn1217:

 

Menschen können nicht alleine leben, sie sind soziale Lebewesen.  Solidarität ist für das Überleben der Spezies Mensch von Vorteil ( gewesen ).

 

Bei letzterem bin ich sicher der letzte, der dir widersprechen wuerde 🙂

 

Ich persoenlich moechte die finanzielle Abhaengigkeit (vom Staat bzw. der Gemeinschaft) so gering wie moeglich halten. So lange sie nicht ueberlebensnotwendig waere. 

 

Aber das ist, wie gesagt, Sache der persoenlichen Einstellung. Ich will so wenig wie moeglich generell mit "dem Staat" zu tun haben. Individuelle Lebensentscheidungen sollten fuer mich nichts mit "dem Staat" zu tun haben und auch niemand anderes sollte sie finanzieren muessen (die Gemeinschaft). 

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