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Hat Gott eine Moral?


Long John Silver

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vor 1 Stunde schrieb Marcellinus:

Der Monotheismus, der mit dem Judentum aufkam (Echnatons Aton-Kult als eine kurzlebige Ein-Mann-Show laß ich mal raus), kam dagegen mit der Vorstellung, die höchste Macht sei nicht ein unpersönliches, unbeeinflußbares Schicksal, sondern ein persönlicher Gott, der nicht nur die Ordnung dieses Universums geschaffen habe, sondern sich auch engagiert, in Zu- oder Abneigung in das Leben seiner Geschöpfe eingreift, und ihnen zürnt, wenn sie ihm nicht schmeicheln.

 

Die Antike kannte Götter, von denen die einem wohlgesonnen waren, und andere eben auch nicht. Aber wenn ich nur einen Gott habe, ist er für alles zuständig, und da er als engagierte, anteilnehmende Person gedacht wird, hat das, was er tut, auch zwangsläufig eine moralische Qualität. Niemand verehrt eine boshaften oder launischen Gott.

 

Also haben Juden, Christen wie Moslems immer wieder versucht, sich das Verhalten ihres Gottes schönzureden, meistens, indem sie die Ursache, die „Schuld“ für unübersehbare Übel im Fehlverhalten der Menschen suchten, in irgendeiner ungetilgten Schuld, oder im Ungehorsam. 

 

Die Ursache für diesen Irrweg ist einfach, daß man versucht, zwei sich widersprechende Konzepte in eins zu denken, einmal die unpersönliche Ordnung des Universums und andererseits persönliche Mächte, an die ich mich um Hilfe wenden kann. 

 

Ok, jetzt verstehe ich, was Du meinst.

 

Allerdings ist dieser Monotheismus nicht so vom Himmel gefallen, sondern hat eine Entwicklung hingelegt. Und schon garnicht ist er von Anfang an als eine Beziehungsgeschichte zwischen jedem Individuum und dem persönlichen Gott gedacht gewesen. Es geht hier zunächst nur um ein Volk und seinem Gott, persönlich wird das nur mit einzelnen Personen, die jeweils in den seltensten Fällen dem entsprechen, was wir als Helden bezeichnen würden.

 

Was Moral, das heißt 'gottgefälliges Verhalten' ist, das variiert mitunter von Geschichte zu Geschichte, je nachdem, was der Verfasser gerade erklären wollte.

 

Allerdings gab es hier im Forum nur einen, der sich über das unmoralische Verhalten Gottes in speziell der Sindflutgeschichte erregte, Gott steht außerhalb menschlich-moralischer Ansprüche, und was das im einzelnen bedeutet, das würde den Rahmen hier sprengen. Und es geht dabei nicht um einen 'bösartigen oder launischen' Gott. Denn das sind Kategorien, die einen Bezugspunkt im Individuum haben. Und das Individuum taugt nicht als Bezugspunkt. Weder im Poly- noch im Monotheismus.

 

Man kann sich fragen, wieso sich der Monotheismus entwickelt hat. Das ist eine überaus spannende Geschichte, die im Alten Testament erzählt wird. Er wurde zum Selbstläufer. Und wir sehen heute lediglich das Ergebnis.

 

Das Ding mit der persönlichen Beziehung, den handelnden und betenden Menschen, auf das dann dieser Gott mit Wohlwollen oder Schmollen reagiert, mit all seinen Implikationen, ist Folge monotheistischen Denkens, nicht Ursache, wie das dein Text von Harari annimmt.

bearbeitet von Higgs Boson
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vor 1 Minute schrieb Higgs Boson:

Man kann sich fragen, wieso sich der Monotheismus entwickelt hat. Das ist eine überaus spannende Geschichte, die im Alten Testament erzählt wird. Er wurde zum Selbstläufer. Und wir sehen heute lediglich das Ergebnis.

 

Oh, die Frage ist ganz einfach zu beantworten, und ein "Selbstläufer" war es keineswegs. Das Alte Testament, die Bibel der Juden, ist nur die Propagandaversion dieser Geschichte, wie übrigens das Neue Testament auch. Der Monotheismus schmeichelt dem Ego der Gläubigen: der einzige Gott, die höchste Macht im Universum, kümmert sich um mich, diesen kleinen Wurm, und interessiert sich für das, was ich tue. Und für die Herrscher bedeutet es, daß ihre Herrschaft von "Gottes Gnaden" ist, oder in schönstem Kirchenlatein: "Deus lo Volt!" Leider kommt dieser Vorteil zu einem Preis. Assmann nennt das die "Mosaischen Unterscheidung", die Unterscheidung zwischen der einen "wahren", und den vielen anderen "falschen" Religionen. 

 

Seitdem ist der Religionskrieg in der Welt, und die Verfolgung der Andersgläubigen. Im alten Israel war es die Zerstörung aller anderen Tempel und Altäre, im Christentum die  Zerstörungen aller anderen Kulte überhaupt, ihre Verächtlichmachung und im wahrsten Sinne des Wortes "Verteufelung", die Zerstörung ihre Kulturgüter und die Verfolgung, Vertreibung und Ermordung ihrer Anhänger. Und als das geschafft war, begann die Verfolgung der "falschgläubigen" Anhänger der eigenen Religion, und das so lange, wie es die weltliche Macht des Christentum es zuließ. Erst heute, wo auch die Macht über die veröffentlichte Meinung bröckelt, kommen die dunklen Seiten dieser Geschichte ans Licht, die der näheren wie der ferneren Vergangenheit. Von Selbstläufer keine Spur.

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Gerade eben schrieb Marcellinus:

 

Lesen bildet, manchmal auch das Lesen meiner Posts. ;)

 

Nein. Über die Wege, wie sich der Monotheismus entwickelt hat, war nix dabei.

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vor 45 Minuten schrieb Marcellinus:

Der Monotheismus schmeichelt dem Ego der Gläubigen: der einzige Gott, die höchste Macht im Universum, kümmert sich um mich, diesen kleinen Wurm, und interessiert sich für das, was ich tue. Und für die Herrscher bedeutet es, daß ihre Herrschaft von "Gottes Gnaden" ist, oder in schönstem Kirchenlatein: "Deus lo Volt!" Leider kommt dieser Vorteil zu einem Preis. Assmann nennt das die "Mosaischen Unterscheidung", die Unterscheidung zwischen der einen "wahren", und den vielen anderen "falschen" Religionen. 

 

Reicht das nicht? Es ist eine historisch sehr erfolgreiche Ideologie, man könnte auch und präziser sagen: eine adaptive Wahnidee. Ihr Motor ist einerseits der Vorteil für die Herrschenden, weil es ihnen vermeintliche Legitimation verschafft (das hat schon Konstantin fasziniert), und gleichzeitig sich hervorragend zur Mobilisierung von Volksmassen eignet. Das konnte man in der Frühzeit des Christentums ebenso sehen wie bei den Kreuzzügen, der Konquistada in Südamerika oder heute beim IS.

 

Allerdings ist diese Ideologie und die darauf beruhende Herrschaft wenig nachhaltig und kompromißfähig. Was man an den zahlreichen Religionskriegen beispielhaft sehen kann. Du kannst eben keinen Frieden schließen mit jemandem, der dem „falschen“ Glauben anhängt, und damit ein Diener des Teufels ist.

 

So war es auch kein Zufall, daß die einzige Partei, die dem Westfälischen Frieden nicht zugestimmt hat, der Papst war. Aber den Menschen war nach 30 Jahren Verwüstung und Tod der Frieden wichtiger als die Religion, und so hat man den Papst ignoriert. Das war der Anfang vom Ende der weltlichen Macht der Kirche.

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Gerade eben schrieb Marcellinus:

 

Reicht das nicht? Es ist eine historisch sehr erfolgreiche Ideologie, man könnte auch und präziser sagen: eine adaptive Wahnidee. Ihr Motor ist einerseits der Vorteil für die Herrschenden, weil es ihnen vermeintliche Legitimation verschafft (das hat schon Konstantin fasziniert), und gleichzeitig sich hervorragend zur Mobilisierung von Volksmassen eignet. Das konnte man in der Frühzeit des Christentums ebenso sehen wie bei den Kreuzzügen, der Konquistada in Südamerika oder heute beim IS.

 

Allerdings ist diese Ideologie und die darauf beruhende Herrschaft wenig nachhaltig und kompromißfähig. Was man an den zahlreichen Religionskriegen beispielhaft sehen kann. Du kannst eben keinen Frieden schließen mit jemandem, der dem „falschen“ Glauben anhängt, und damit ein Diener des Teufels ist.

 

So war es auch kein Zufall, daß die einzige Partei, die dem Westfälischen Frieden nicht zugestimmt hat, der Papst war. Aber den Menschen war nach 30 Jahren Verwüstung und Tod der Frieden wichtiger als die Religion, und so hat man den Papst ignoriert. Das war der Anfang vom Ende der weltlichen Macht der Kirche.

 

Nein. Reicht nicht. Denn die Frage nach dem Ego mag zwar heute für die Bekehrungsgeschichte von Individuen in evangelikalen Kreisen tatsächlich eine Rolle spielen, aber es erklärt nicht die Entstehung des Monotheismus.

 

Konstantin - da hatte sich die Idee schon lange durchgesetzt gehabt.

 

Als Motor in späterer Zeit, ja.

 

Das Individuum spielt in den Anfangszeiten keine Rolle. Lies das Buch der Richter. Dagegen ist die Sintflutgeschichte larifari, nur die ist halt bekannter.

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vor 4 Minuten schrieb Higgs Boson:

 

Nein. Reicht nicht. Denn die Frage nach dem Ego mag zwar heute für die Bekehrungsgeschichte von Individuen in evangelikalen Kreisen tatsächlich eine Rolle spielen, aber es erklärt nicht die Entstehung des Monotheismus.

 

Konstantin - da hatte sich die Idee schon lange durchgesetzt gehabt.

 

Als Motor in späterer Zeit, ja.

 

Das Individuum spielt in den Anfangszeiten keine Rolle. Lies das Buch der Richter. Dagegen ist die Sintflutgeschichte larifari, nur die ist halt bekannter.

 

Wann hast du dich das letzt Mal unvoreingenommen, will heißen nicht aus kirchlichen Quellen, mit der Geschichte des Römischen Reiches des 3. und 4. Jahrhunderts auseinandergesetzt? Das Christentum war eine Minderheit, wie es viele im Römischen Reich gab. Es wäre wieder verschwunden, wie auch andere Sekten verschwunden sind, wenn es nicht die Unterstützung des Kaiserhauses bekommen hätte (Voraussetzung Nr. 1), und den Willen und die Gelegenheit besessen hätte, alle anderen Kulte gewaltsam zu beseitigen (Voraussetzung Nr. 2). Das erste war schon öfter passiert, das zweite etwas absolut Neues und Unerwartetes, weshalb die Menschen sich dagegen auch nicht wehren konnten. Nur beides zusammen hat den Aufstieg des Christentums ermöglicht, und den Untergang der Antike eingeleitet, und damit 1000 Jahre Dunkelheit in Europa. 

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vor 5 Minuten schrieb Marcellinus:

 

Wann hast du dich das letzt Mal unvoreingenommen, will heißen nicht aus kirchlichen Quellen, mit der Geschichte des Römischen Reiches des 3. und 4. Jahrhunderts auseinandergesetzt? Das Christentum war eine Minderheit, wie es viele im Römischen Reich gab. Es wäre wieder verschwunden, wie auch andere Sekten verschwunden sind, wenn es nicht die Unterstützung des Kaiserhauses bekommen hätte (Voraussetzung Nr. 1), und den Willen und die Gelegenheit besessen hätte, alle anderen Kulte gewaltsam zu beseitigen (Voraussetzung Nr. 2). Das erste war schon öfter passiert, das zweite etwas absolut Neues und Unerwartetes, weshalb die Menschen sich dagegen auch nicht wehren konnten. Nur beides zusammen hat den Aufstieg des Christentums ermöglicht, und den Untergang der Antike eingeleitet, und damit 1000 Jahre Dunkelheit in Europa. 

 

AHHHHHHHHH!!!!

Wann ist der Monotheismus entstanden? Im 3. und 4. Jahrhundert?

 

Sorry, aber das klingt bei Dir gerade so, als ob irgendwer den Masterplan 'Monotheismus' aus der Tasche gezogen hätte. Alles darf sich entwickelt haben, ganz ohne dass jemand das geplant hätte (Gott bewahre!). Nur der Monotheismus, der war eine Idee, den man entworfen und einfach mal umgesetzt hat.

 

Das war der Vatikan. Mit der Zeitmaschine. Und der Heiratsurkunde von Maria Magdalena und Jesus.

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Lies die frühchristliche Schriften von Tertullian und Konsorten. Damals waren sie noch eine verschwindende Minderheit, aber schon besoffen vom Gedanken an die Verfolgung Andersdenkender. Lange waren sie eine Minderheit und wären es auch gebleiben.

 

Das Christentum hat sich im 4. Jahrhundert im Römischen Reich aus dem gleichen Grunde und mit den gleichen Mitteln durchgesetzt wie zum Beginn des Mittelalters in Mitteleuropa und im 15. Jh. in Südamerika: durch schiere Gewalt gegenüber Andersdenkenden, Zerstörung ihrer Tempel und Heiligtümer, durch Vernichtung ihrer ganzen Kultur.

 

Es ist damit zum Rollenmodell für alle totalitären Ideologien geworden, die seitdem unseren Planeten verwüstet haben, den Jakobinern und Bolschewiken ebenso wie dem Islamischen Staat heute. Die Methoden wie die Idee dahinter sind immer die gleichen: Wir sind im Besitz der alleinigen Wahrheit, alle, die nicht für uns sind, sind gegen uns und sie und jede Erinnerung an sie muß ausgelöscht werden.

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vor 1 Minute schrieb Marcellinus:

Lies die frühchristliche Schriften von Tertullian und Konsorten.

 

Und wie erklären Tertullian und Konsorten die Entstehung des Monotheismus ca. 1000 Jahre früher?

 

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Gut, Tertullian, der afrikanische Apologet, ist vielleicht nicht das beste denkbare Beispiel. Später selbst von der Kirche abgefallen und zum Montanismus bekehrt, sind insbesondere seine Spätschriften von einem polemischen, überaus scharfen Ton geprägt.

 

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 

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Am 2.4.2019 um 13:02 schrieb Long John Silver:

Gott ist von diesen Dingen nicht betroffen. Gott ist im Gegenteil hoechst unmoralisch im Sinne menschlicher Moralvorstellungen (ein Argument, was manche Atheisten auch vorbringen, dass dieser unser Gott sich in seinen Handlungen nach allem richte, nur nicht nach Moral). 

Das Allgemeine ist nicht moralisch. Das fängt bei Gott an und endet bei Vereinen. Nur der einzelne Mensch ist moralisch.

Das Einzelne ist moralisch.

Große herstellende Betriebe, wie in der Autoindustrie, die sind unmoralisch - siehe Dieselskandal. Ein Staat kann einen Ankläger einfach ausweisen und die Kirche bleibt trotz Missbrauch unerschüttert.

Gott ist da nur der Begriff für das Unrecht.

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vor 9 Stunden schrieb Higgs Boson:

 

Und wie erklären Tertullian und Konsorten die Entstehung des Monotheismus ca. 1000 Jahre früher?

 

 

Könnte es sein, daß du vom hundertsten ins tausendste kommst? Und hoffnungslos OT obendrein!

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vor 9 Stunden schrieb Studiosus:

Gut, Tertullian, der afrikanische Apologet, ist vielleicht nicht das beste denkbare Beispiel. Später selbst von der Kirche abgefallen und zum Montanismus bekehrt, sind insbesondere seine Spätschriften von einem polemischen, überaus scharfen Ton geprägt.

 

Dann vielleicht lieber der „heilige“ Augustinus? 

 

„Dass aller Aberglaube der Heiden vernichtet werden soll, ist das, was Gott will, was Gott befiehlt, was Gott verkündet!“

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Die nordafrikanischen Kirchenväter sind allesamt speziell. Tertullian, Cyprian, Augustinus ...

 

Und irgendwie ein Ironie des Schicksals, dass ihre Bistümer nur noch Schall und Rauch sind.

 

Aber wir wollen uns hier keineswegs in einer niveauvollen und differenzierenden Diskussion verzetteln.

 

Da die Assyrer aus dem kollektiven Gedächtnis der Menschheit verschwunden sind und man das nicht den Monotheisten anlasten kann, sollte man deren Einfluss auf die Entwicklung dea biblischen Monotheismus einfach unter den Tisch fallen lassen.

 

Man sollte sich in der Ausübung der freien Meinungsäußerung keinesfalls durch vertiefte Fachkenntnisse belasten.

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vor 2 Stunden schrieb nannyogg57:

Die nordafrikanischen Kirchenväter sind allesamt speziell. Tertullian, Cyprian, Augustinus ...

 

Und irgendwie ein Ironie des Schicksals, dass ihre Bistümer nur noch Schall und Rauch sind.

 

Genau das, der Osten und Süden, Syrien wie Ägypten mit Alexandria und Nordafrika, waren die aktivsten Gebiete des Christentums. Mit Ironie des Schicksals hat ihr Verschwinden nichts zu tun. Sie sind einfach im Islam aufgegangen. 

 

bearbeitet von Marcellinus
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vor 3 Stunden schrieb nannyogg57:

Da die Assyrer aus dem kollektiven Gedächtnis der Menschheit verschwunden sind und man das nicht den Monotheisten anlasten kann, sollte man deren Einfluss auf die Entwicklung dea biblischen Monotheismus einfach unter den Tisch fallen lassen..

 

Ich weiß nicht, was du mit den Assyrern hast. Deren Reich beruhte auf Eroberung, Ausbeutung und Versklavung, gewissermaßen die Heuschrecken des Altertums. Mit Religion hatte das nichts zu tun, jedenfalls nicht in einem universalistische Sinn, nur mit Raub. Da die Religionen damals primäre Religionen waren, zerstörte man mit einem Volk immer auch seine Götter. Ihr Reich ist lange vor dem Christentum verschwunden. Über die Entwicklung des Judentums habe ich mich aus guten Gründen nicht ausgelassen. 

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Am 13.4.2019 um 12:43 schrieb Marcellinus:

Da die Religionen damals primäre Religionen waren, zerstörte man mit einem Volk immer auch seine Götter.

 

Normalerweise haben die Assyrer ja ganze Arbeit geleistet. Auch Israel hatten sie hinweggerafft.

 

Allerdings, entweder haben sie geschlampt, oder bei der Zerstörung der Götter Israels ist irgendwas schiefgegangen....

 

Und Nein. Wir sind nicht vom hundertsten zum tausendsten, sondern genau am Punkt: Die Entstehung des Monotheismus. Allerdings nicht aus Gründen wie Harari annimmt. Ego-trip als Monotheismusursache wie Du es auch annimmst entfällt hier: Er entsteht im Scheitern.

 

bearbeitet von Higgs Boson
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vor 7 Minuten schrieb nannyogg57:

Die Assyrer waren die Erfinder des Religionskrieges.

 

Das kannst du sicherlich belegen, nur geht es darum hier nicht. Es geht um die Ausrottung ALLER anderen Kulte, und darauf hat jemand anderes das Copyright.

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Der alttestamentliche Monotheismus ist zunächst eine Sache, die sich nur auf ein Volk bezieht. Die ältesten Dokumente in dieser Richtung sind eher monolatristisch ausgerichtet und gestaltet nach einem assyrischen Vasallenvertrag. Die Assyrer wurden von ihrem Gott Assur motiviert, Eroberungskriege zu führen.

Es gab unter Josia und Hiskija tatsächlich Bemühungen, Kultstätten ausserhalb des Tempels zu Jerusalem zu zerstören, das lässt sich archäologisch nachweisen, danach war Essig, schon allein wegen des babylonischen Exils. Erst danach entwickelte sich der Monotheismus, aber immer mit dem Bezug auf das Volk.

Erst das Christentum hatte einen globalen Bezug. Positiv gesprochen hat es keinen exklusiven nationalen Hintergrund. Der eine Gott ist in gleichem Maß zuständig für alle Menschen. Unterschiede von Stand, Geschlecht oder Rasse spielen theoretisch keine Rolle. Negativ ist natürlich, dass man nun eine Mauer hat zwischen Gläubigen und Ungläubigen, und natürlich der Gedanke, alle Menschen durch Bekehrungen zwangszubeglücken. Das ist immer wieder passiert, wurde aber nicht unkritisch von anderen Gläubigen gesehen. Allgemeine Lehre war es übrigens nie. Das ist eine beliebte Projektion von Leuten, die gerne ihre Informationen zum Thema Religionsgeschichte aus Spiegelartikeln beziehen.

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vor 15 Minuten schrieb Higgs Boson:

 

Normalerweise haben die Assyrer ja ganze Arbeit geleistet. Auch Israel hatten sie hinweggerafft.

 

Allerdings, entweder haben sie geschlampt, oder bei der Zerstörung der Götter Israels ist irgendwas schiefgegangen....

 

Und Nein. Wir sind nicht vom hundertsten zum tausendsten, sondern genau am Punkt: Die Entstehung des Monotheismus. Allerdings nicht aus Gründen wie Harari annimmt. Ego-trip als Monotheismusursache wie Du es auch annimmst entfällt hier: Er entsteht im Scheitern.

 

 

Der Monotheismus ist in Ägypten entstanden. Erst am Hofe Amenophis III. als Aton-Kult in Konkurrenz zum vorher vorherrschenden Amun-Kult, dann unter seinem Sohn Amenophis IV., besser bekannt als Echnaton, als alleiniger Kult. Dieser Versuch ist gescheitert, hatte allerdings ein langes Nachleben in der Mythologie dieser Gegend als die Geschichte von einem Gott, der mächtiger sei als alle anderen.

 

Jan Assmann weist darauf hin, daß der jüdische Monotheismus ursprünglich nicht die Idee war, es gäbe nur einen einzigen Gott, sondern die Vorstellung eines eifersüchtigen Gottes, der seinen Anhängern nur helfen würde, wenn sie ihn exklusiv verehrten. Dieser Gedanke zieht sich durch das gesamte Deuteronomium, inklusive der Vorstellung, dieser Gott würde die Götter Ägyptens besiegen, wie er es schon einmal getan hat, und deren Pharao und seine Armee gleich mit. 

 

So zieht König Josia gegen den Pharao, und wird getötet, wie das AT ziemlich lapidar bemerkt. Da hast du dein erstes Scheitern. Es wird nicht das letzte bleiben. Allerdings ziehen die Israeliten, oder genauer gesagt, die Jahwe-allein-Bewegung daraus nicht den Schluß, dieser Glaube sei wohl ein Irrtum, oder ihr neuer Gott zu schwach, sondern die Vorstellung, ihr Gott sei immer wohl noch nicht mit ihnen zufrieden. Ein solcher Glaube ist durch die Wirklichkeit nicht mehr zu widerlegen. Daraus entstand dann erst über viele Jahrhunderte der Monotheismus.

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vor 17 Minuten schrieb nannyogg57:

Erst das Christentum hatte einen globalen Bezug. Positiv gesprochen hat es keinen exklusiven nationalen Hintergrund. Der eine Gott ist in gleichem Maß zuständig für alle Menschen. Unterschiede von Stand, Geschlecht oder Rasse spielen theoretisch keine Rolle. Negativ ist natürlich, dass man nun eine Mauer hat zwischen Gläubigen und Ungläubigen, und natürlich der Gedanke, alle Menschen durch Bekehrungen zwangszubeglücken. Das ist immer wieder passiert, wurde aber nicht unkritisch von anderen Gläubigen gesehen. Allgemeine Lehre war es übrigens nie. Das ist eine beliebte Projektion von Leuten, die gerne ihre Informationen zum Thema Religionsgeschichte aus Spiegelartikeln beziehen.

 

Nein, es war nicht allgemeine Lehre? Die allgemeine Praxis war es allerdings. Und die Idee stammte nicht aus dem Spiegel, sondern aus dem Judentum, dessen Jahwe-allein-Bewegung alle anderen Götter und selbst die Altäre Jahwes außer dem in Jerusalem zerstören ließen. Die Formulierung der "Mosaischen Unterscheidung" findet sich dann beim Ägyptologen Jan Assmann, indem er darauf hinweist, daß mit dem dieser "Mosaischen Unterscheidung" zwischen dem einen "wahren" Gott und den vielen "falschen" eben genau jene Mauer zwischen Gläubigen und Anders- und Falschgläubigen entsteht, die eine friedliche Austragung von Konflikten nicht mehr möglich machte, denn ein Friede mußte in dieser Welt bei den jeweiligen Göttern beschworen werden, und welche sollten das sein, wenn man die des anderen nicht anerkannte. Dieses Buch von Jan Assmann würde ich dir warm ans Herz legen, nicht den Spiegel, den kannst du vergessen. ;)

 

Auch die Juden waren übrigens überzeugt, daß es nur einen "wahren" Gott gäbe, nur war ihnen im Gegensatz zu den Christen egal, ob andere Völker an ihn glaubten oder nicht.

bearbeitet von Marcellinus
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vor 21 Minuten schrieb Marcellinus:

 

Der Monotheismus ist in Ägypten entstanden. Erst am Hofe Amenophis III. als Aton-Kult in Konkurrenz zum vorher vorherrschenden Amun-Kult, dann unter seinem Sohn Amenophis IV., besser bekannt als Echnaton, als alleiniger Kult. Dieser Versuch ist gescheitert, hatte allerdings ein langes Nachleben in der Mythologie dieser Gegend als die Geschichte von einem Gott, der mächtiger sei als alle anderen.

 

Jan Assmann weist darauf hin, daß der jüdische Monotheismus ursprünglich nicht die Idee war, es gäbe nur einen einzigen Gott, sondern die Vorstellung eines eifersüchtigen Gottes, der seinen Anhängern nur helfen würde, wenn sie ihn exklusiv verehrten. Dieser Gedanke zieht sich durch das gesamte Deuteronomium, inklusive der Vorstellung, dieser Gott würde die Götter Ägyptens besiegen, wie er es schon einmal getan hat, und deren Pharao und seine Armee gleich mit. 

 

So zieht König Josia gegen den Pharao, und wird getötet, wie das AT ziemlich lapidar bemerkt. Da hast du dein erstes Scheitern. Es wird nicht das letzte bleiben. Allerdings ziehen die Israeliten, oder genauer gesagt, die Jahwe-allein-Bewegung daraus nicht den Schluß, dieser Glaube sei wohl ein Irrtum, oder ihr neuer Gott zu schwach, sondern die Vorstellung, ihr Gott sei immer wohl noch nicht mit ihnen zufrieden. Ein solcher Glaube ist durch die Wirklichkeit nicht mehr zu widerlegen. Daraus entstand dann erst über viele Jahrhunderte der Monotheismus.

 

Ob der jüdische Monotheismus in Ägypten entstanden ist, bezweifle ich. Zumal ja so ziemlich alles, was die Erzählung der Vätergeschichten bis David und danach so wie es geschrieben ist, bezweifelt wird. Dass die Echnaton-Episode keine wirkliche Rolle spielt, hattest Du hier irgendwo bereits geschrieben.

 

Dass Jahwe nicht der einzige, sondern als der einzig relevante Gott angesehen wird, habe ich schon geschrieben. Und dass sich Monotheismus entwickelt hat, hatte ich auch schon geschrieben.

 

Und genau, das Scheitern und die Unwiderlegbarkeiten der daraus resultierenden Thesen (es sind viele, siehe Hiob, das ist eine kritische Auseinandersetzung mit den von Dir genannten Themen) sind genau das, was den Monotheismus zum Selbstläufer macht.

 

q.e.d.

bearbeitet von Higgs Boson
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