Frey Geschrieben Gestern um 17:06 Melden Geschrieben Gestern um 17:06 Am 1.7.2025 um 00:19 schrieb iskander: @Frey Nur kurz die Anmerkung, dass die Abduktion der Sache nach sogar auf Aristoteles zurückzugehen scheint, auch wenn sie sehr mit dem Namen von Pierce verknüpft ist. Das stimmt sicher. Ein Beispiel für die Unverzichtbarkeit der Abduktion in einem zudem ziemlich unproblematischen Fall: Wenn wir einen Stromkreis mit einem Stück Gold kurzschließen und dann die Lampe leuchtet, schließen wir daraus, dass Gold Strom leitet. Das ist ein Schluss nach dem Schema "Wenn A der Fall ist, dann ist auch B der Fall; B ist tatsächlich der Fall; also ist auch A der Fall (denn dass A der Fall ist, ist hier die einzig vernünftige Erklärung dafür, dass B tatsächlich der Fall ist)". (A = Gold leitet Strom; B = Die Lampe leuchtet.) Deduktiv ist dieser Schluss ungültig; es ist ein abduktiver Schluss. Aber wir kämen ohne solch fundamentale Schlüsse nicht zurecht und könnten ohne sie erst recht keine Wissenschaft betreiben. Das ist korrekt. Ergänzend dazu lässt sich sagen: Die Abduktion ist Fluch und Segen zugleich. Einerseits ermöglicht sie, was ich als „intuitive Forschung“ bezeichnen würde – sie bildet häufig den Ausgangspunkt wissenschaftlicher Erkenntnis und eröffnet neue Denkwege. Andererseits ist sie auch die Mutter aller Verschwörungstheorien. Detektive und Juristen bedienen sich abduktiver Schlüsse, um Indizienketten zu konstruieren – mitunter mit fatalen Folgen: Zahlreiche Menschen verdankten solchen Schlussfolgerungen ihre Inhaftierung oder sogar die Todesstrafe, ohne dass ein zwingender Beweis vorlag. In ihrer extremsten Form fanden abduktive Schlüsse etwa in den Hexenverfolgungen Anwendung, bei denen schon die Haarfarbe als vermeintlicher Beleg ausreichte, „weil es ja offensichtlich sei“. Die Abduktion ist aber tatsächlich der einzige Schlussmodus, der neue Ideen oder Theorien hervorbringen kann – doch bleibt sie immer unsicher und hypothetisch. Gerade diese Ambivalenz macht sie sowohl zur Triebkraft wissenschaftlichen Fortschritts als auch zur potenziellen Quelle folgenschwerer Irrtümer. Zitieren
Cosifantutti Geschrieben vor 4 Stunden Autor Melden Geschrieben vor 4 Stunden (bearbeitet) ORDINATIO SACERDOTALIS...... und die Folgen......, eine Spurensuche ( 8 ) Eine sehr interessante theologische Wortmeldung von einem bekannten "Ratzinger-Schüler" zur Thematik um die Frauenordination: Theologe Beinert fordert Gleichberechtigung bei Weihe - katholisch.de Daraus ( "Originalton" Beinert ) "Wenn sich herausstellt, dass nach Jesu Willen Frauen und Männer gleichgestellt, gleichberechtigt und von gleicher Erlöstheit sind, dann kann man auch die Frauenordination nicht mehr behindern." Der emeritierte Regensburger Dogmatiker erläuterte, "genau genommen, wären sonst Frauen nicht erlöst worden". Denn Erlösung meine christusförmig zu werden, also auch in persona Christi handeln zu können. "Darin besteht nach kirchenamtlichen Aussagen das Wesen der Weihe", sagte Beinert. Der Theologe betonte, da die Kirche "aus dem nachösterlichen Zusammenschluss der Jesus-Leute" entstanden sei, gebe die Botschaft Jesu die Form vor, die seine Gemeinschaft haben müsse. Jede Reform müsse also auf Jesus Christus ausgerichtet sein. bearbeitet vor 3 Stunden von Cosifantutti Zitieren
iskander Geschrieben vor 1 Stunde Melden Geschrieben vor 1 Stunde Am 3.7.2025 um 17:33 schrieb KevinF: Insgesamt stehe ich der Philosophie nun allerdings kritischer gegenüber, als je zuvor. Ist es aber denn etwas grundsätzlich anderes als Philosophie, wenn man das Induktions-Problem durchdenkt und zum Schluss gelangt, dass wir sozusagen unmittelbar "sehen" können, dass unser Vertrauen in grundlegende Naturgesetze, die seit jeher gelten, gerechtfertigt ist? Wie ich schon sagte, gibt es auch innerhalb der Philosophie vergleichbare Ansätze. Dein Vorgehen scheint mir mitunter wie folgt auszusehen: Du denkst über eine philosophische Frage nach und gibst eine philosophische Antwort. (Als "philosophisch" bezeichne ich sie nicht nur deshalb, weil entsprechende Gedanken auch von manchen Philosophen vertreten wurden, sondern auch, weil sie m.E. der Sache nach in die Philosophie gehören.) Und dann stellst Du Deine eigene Antwort sozusagen "der Philosophie" gegenüber, welche Du kritisch betrachtest. Aus meiner Sicht wäre es aus den dargelegten Gründen angemessener, wenn Du Deine eigene Lösung anderen philosophischen Lösungen und nicht "der" Philosophie entgegensetzen würdest; und wenn Du nicht "die" Philosophie kritisieren würdest, sondern philosophische Perspektiven, die Deiner eigenen Position widersprechen und aus Deiner Sicht wenig Sinn ergeben. In der Sache selbst würde ich (nochmal) folgende Punkt machen: - Es scheint intuitiv doch ziemlich plausibel zu sein, dass wir mit einer höheren Sicherheit darauf vertrauen können, dass die Naturgesetze morgen noch gelten werden, als dass sie "in alle Ewigkeit" gelten werden. Falls das so ist: Sollte das dann nicht irgendwie bei der Lösung des Induktions-Problems berücksichtigt werden? - Bei induktiven Schlüssen geht es ja nicht immer um Naturgesetze. Meine Überzeugung etwa, dass der nächste Rabe, den ich sehen werde, sehr wahrscheinlich schwarz sein wird, beruht ja nicht auf einer "Invarianz" oder einem Naturgesetz im engeren Sinne. Dennoch sind offenbar auch solche induktiven Schlüsse gerechtfertigt. Entsprechend würde ich meinen - und ich respektiere es natürlich, wenn Du es anders siehst - dass Deine Antwort zum Induktionsproblem nicht unbedingt alle Fragen beantwortet, die eine Antwort verdienen würden. Zitieren
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