rorro Geschrieben 10. Mai Melden Geschrieben 10. Mai vor 2 Stunden schrieb Spadafora: https://www.youtube.com/watch?v=hNiZrYa-Sco der neue Papst sagt nicht wir müssen das II Vatikanum in der Kontinuität interpretieren. Die Kirche hat das Zweite Vatikanum nicht als Bruch empfinden vor 2 Stunden schrieb Spadafora: Er sagt wir müssen uneingeschränkt an dem Weg festhalten, den die Kirche nach dem zweiten Vatikanum eingeschlagen hat Alles andere wäre für einen Papst auch nicht stimmig. Ich gehe allerdings davon aus, er hatte bei diesem Satz nicht die Kirche in Deutschland vor Augen. 😉 Zitieren
Marcellinus Geschrieben 10. Mai Melden Geschrieben 10. Mai vor einer Stunde schrieb rorro: Am 2.5.2025 um 12:20 schrieb Marcellinus: Nein, es gibt keine angeborene Fähigkeit zum Autofahren, aber immerhin die angeborene Sehnsucht nach Mobilität. Das ist ein Teil unseres Problems. 1 Zitieren
rorro Geschrieben 10. Mai Melden Geschrieben 10. Mai (bearbeitet) vor 5 Minuten schrieb Marcellinus: Das ist ein Teil unseres Problems. Das sehe anders. Ohne Drang zur Entdeckung (Mobilität fängt beim Gehen an und versucht dann, die Grenzen des Zu Fuß Gehens zu überwinden) würden wir noch in Höhlen hausen. Denn die Entdeckung der Welt im Großen wie Kleinen ist ohne den Drang zur Mobilität, ohne den Drang Grenzen zu überwinden, nicht erklärbar. bearbeitet 10. Mai von rorro Zitieren
Marcellinus Geschrieben 10. Mai Melden Geschrieben 10. Mai vor 11 Minuten schrieb rorro: vor 16 Minuten schrieb Marcellinus: Das ist ein Teil unseres Problems. Das sehe anders. Ohne Drang zur Entdeckung (Mobilität fängt beim Gehen an und versucht dann, die Grenzen des Zu Fuß Gehens zu überwinden) würden wir noch in Höhlen hausen. Denn die Entdeckung der Welt im Großen wie Kleinen ist ohne den Drang zur Mobilität, ohne den Drang Grenzen zu überwinden, nicht erklärbar. Es ist aus meiner Sicht nicht eine Frage von entweder-oder (die Menschheit hätte sich nicht entwickeln können ohne die Fähigkeit zu wandern auf der Suche nach geeignetem Lebensraum), sondern eine von mehr oder weniger. Den Homo Sapiens macht vor allem eine Ruhelosigkeit aus, diese Wahnvorstellung, hinter dem nächsten Berg könnte das Gras noch grüner, die Welt noch besser sein. Das hat ohne Zweifel zu unserer Ausbreitung über den ganzen Globus geführt, ist aber weder uns als Art noch dem Globus besonders gut bekommen. Zitieren
Frank Geschrieben 10. Mai Melden Geschrieben 10. Mai (bearbeitet) vor 2 Stunden schrieb rorro: Am 2.5.2025 um 12:20 schrieb Marcellinus: Nein, es gibt keine angeborene Fähigkeit zum Autofahren, aber immerhin die angeborene Sehnsucht nach Mobilität Wenn man der Kirchenbindungsstudie glaubt, nimmt die Sehnsucht nach Spiritualität ab. Oder um es mit einem anderen Bild zu sagen: Die Frage ist zunehmend nicht mehr, ob das katholische oder evangelische Waschmittel das beste ist – auch nicht, ob es das christliche, muslimische, jüdische, atheistische oder welches auch immer ist. Immer häufiger lautet die Frage: „Waschmittel? Was ist das – und wofür brauche ich das überhaupt?“ bearbeitet 10. Mai von Frank Zitieren
Marcellinus Geschrieben 10. Mai Melden Geschrieben 10. Mai vor 48 Minuten schrieb Frank: Immer häufiger lautet die Frage: „Waschmittel? Was ist das – und wofür brauche ich das überhaupt?“ Oder wie Passanten in Leipzig anläßlich eines Kirchentags gefragt wurden, ob sie Gläubige seien oder Atheisten. Die Antwort: "Weder, noch! Normal eben." 😉 1 Zitieren
Frey Geschrieben 10. Mai Autor Melden Geschrieben 10. Mai vor 2 Stunden schrieb Frank: Wenn man der Kirchenbindungsstudie glaubt, nimmt die Sehnsucht nach Spiritualität ab. Oder um es mit einem anderen Bild zu sagen: Die Frage ist zunehmend nicht mehr, ob das katholische oder evangelische Waschmittel das beste ist – auch nicht, ob es das christliche, muslimische, jüdische, atheistische oder welches auch immer ist. Immer häufiger lautet die Frage: „Waschmittel? Was ist das – und wofür brauche ich das überhaupt?“ Die Frage „Waschmittel? Was ist das – und wofür brauche ich das überhaupt?“ fordert heraus, neu über die Grundlagen des Glaubens nachzudenken und sie zeitgemäß zu kommunizieren. Vielleicht ist es gerade diese radikale Infragestellung, die hilft, zum Wesentlichen zurückzukehren: Zu Jesus Christus, der Menschen einlädt, ihm nachzufolgen – nicht, weil sie müssen, sondern weil sie darin Leben in Fülle finden können. Zitieren
Frank Geschrieben 10. Mai Melden Geschrieben 10. Mai vor 15 Minuten schrieb Frey: Die Frage „Waschmittel? Was ist das – und wofür brauche ich das überhaupt?“ fordert heraus, neu über die Grundlagen des Glaubens nachzudenken und sie zeitgemäß zu kommunizieren. Vielleicht ist es gerade diese radikale Infragestellung, die hilft, zum Wesentlichen zurückzukehren: Zu Jesus Christus, der Menschen einlädt, ihm nachzufolgen – nicht, weil sie müssen, sondern weil sie darin Leben in Fülle finden können. Das scheint mir tiefer zu gehen. Ich bin Altenpfleger, kein Theologe – aber ich kenne in meinem Umfeld einige Theolog*innen, die in der Pastoral tätig sind. Und so, wie sie mir die Lage schildern, hat das, worüber wir hier sprechen, ganz konkrete Auswirkungen auf meinen Beruf. Als ich 2010 einen Palliative-Care-Lehrgang gemacht habe, wurde beim Thema Spiritualität noch selbstverständlich davon ausgegangen, dass sich Menschen – gerade am Lebensende – Fragen stellen wie: „Wo komme ich her?“ – „Wo gehe ich hin?“ – „Was soll das alles?“ Damals schon stellte sich nicht jede*r alle Fragen, aber die meisten Menschen stellten sich die meisten davon. Heute ist das oft nicht mehr der Fall. Solche Sinnfragen werden zunehmend nicht mehr gestellt – oder gar nicht mehr als relevant empfunden. Da kommst du mit Begriffen wie „Leben in Fülle“ oft nicht mehr weit. Ich sehe bei meinen in der Pastoral tätigen eine gewisse Ratlosigkeit – nicht, weil sie versagen, sondern weil sich der Boden, auf dem sie sprechen, bereits grundlegend verschiebt. In meinem Arbeitsfeld ist das noch anders: Ich begleite derzeit vor allem Menschen aus den Jahrgängen ab 1930 – da sind diese spirituellen Fragen oft noch da. Aber ich ahne, was auf mich zukommt. Was die Pastoralen jetzt erleben, wird auch für mich und meinen Berufsalltag Realität werden. 1 Zitieren
Frey Geschrieben 11. Mai Autor Melden Geschrieben 11. Mai vor 7 Stunden schrieb Frank: Das scheint mir tiefer zu gehen. Ich bin Altenpfleger, kein Theologe – aber ich kenne in meinem Umfeld einige Theolog*innen, die in der Pastoral tätig sind. Und so, wie sie mir die Lage schildern, hat das, worüber wir hier sprechen, ganz konkrete Auswirkungen auf meinen Beruf. Als ich 2010 einen Palliative-Care-Lehrgang gemacht habe, wurde beim Thema Spiritualität noch selbstverständlich davon ausgegangen, dass sich Menschen – gerade am Lebensende – Fragen stellen wie: „Wo komme ich her?“ – „Wo gehe ich hin?“ – „Was soll das alles?“ Damals schon stellte sich nicht jede*r alle Fragen, aber die meisten Menschen stellten sich die meisten davon. Heute ist das oft nicht mehr der Fall. Solche Sinnfragen werden zunehmend nicht mehr gestellt – oder gar nicht mehr als relevant empfunden. Da kommst du mit Begriffen wie „Leben in Fülle“ oft nicht mehr weit. Ich sehe bei meinen in der Pastoral tätigen eine gewisse Ratlosigkeit – nicht, weil sie versagen, sondern weil sich der Boden, auf dem sie sprechen, bereits grundlegend verschiebt. In meinem Arbeitsfeld ist das noch anders: Ich begleite derzeit vor allem Menschen aus den Jahrgängen ab 1930 – da sind diese spirituellen Fragen oft noch da. Aber ich ahne, was auf mich zukommt. Was die Pastoralen jetzt erleben, wird auch für mich und meinen Berufsalltag Realität werden. Deine Beobachtung trifft einen Kern gesellschaftlicher Entwicklung: Die klassischen Sinnfragen am Lebensende werden heute oft nicht mehr gestellt oder als weniger relevant empfunden. Das ist kein individuelles Versagen der Menschen in diesem Beruf, oder von Pastoralen, sondern spiegelt den Wandel hin zu einer pluralen, säkularen Gesellschaft wider, in der Spiritualität und Religion nicht mehr selbstverständlich sind, oder auch abgelehnt werden. Die Grundlagen, auf denen wir über Glauben und Sinn sprechen, verschieben sich. Menschen suchen heute oft individuelle Antworten und neue Formen von Sinn, die nicht unbedingt religiös geprägt sind. Es gibt aber auch die religiös Offenen, und es bleibt die Einladung Jesu zentral: Nachfolge ist kein Zwang, sondern ein Angebot zu einem erfüllten Leben – unabhängig davon, wie explizit Menschen diese Fragen stellen. Spirituelle Begleitung bleibt wichtig, aber sie muss sensibel für unterschiedliche Bedürfnisse und Weltbilder sein. Es geht darum, offen zu bleiben, zuzuhören und auch neue Wege der Sinnsuche zu begleiten – manchmal jenseits traditioneller Glaubenssprache. So kann das Wesentliche, die Beziehung und das Angebot von „Leben in Fülle“, auch heute noch relevant werden. Manchmal habe ich den Eindruck, dass wir dazu neigen, vom halbleeren Glas zu denken, anstatt vom halbvollen Glas. Zitieren
Frank Geschrieben 11. Mai Melden Geschrieben 11. Mai vor 2 Stunden schrieb Frey: Manchmal habe ich den Eindruck, dass wir dazu neigen, vom halbleeren Glas zu denken, anstatt vom halbvollen Glas. Das trifft es, soweit ich informiert bin, ziemlich gut. Soweit ich weiß, verfügt etwa die Hälfte der Menschen heute über kein „spirituelles Ohr“ mehr – also keine Resonanzfläche mehr für religiöse oder spirituelle Fragen. Und ja: Nicht alle, die noch Sinnfragen stellen, sind konfessionell gebunden. Manche sind religiös offen, andere bewusst religionslos. Da wäre durchaus noch Raum für „Mission“ – im Sinne von: Menschen zu Christus zu führen. Aber angesichts des Befunds, den wir hier diskutieren, frage ich mich, ob das überhaupt noch der richtige Erstansatz ist. Ja, natürlich: Menschen, die an Christus glauben, Gottesbegegnung zu ermöglichen, bleibt zentrale Aufgabe der Kirche. Aber vielleicht ergeben sich heute zwei zusätzliche Aufgaben, die danebenstehen – nicht im Widerspruch, sondern als Ergänzung: 1. Antworten geben für Menschen, die Sinnfragen stellen – aber ohne das „Axiom Gott“. Das bedeutet nicht, dass die Kirche aufhören soll, den Auferstandenen zu bekennen. Ganz im Gegenteil. Aber: Auf Nachfrage. Ungefragt kann das heute schnell übergriffig wirken – auch wenn es gut gemeint ist. 2. Orientierung geben in ethischen Fragen. Die berühmte Frage Kants – „Was soll ich tun?“ – bleibt ja bestehen. Auch hier könnte die Kirche etwas beitragen. Aber sie wird sprachloser, je mehr sie auf eine Antwort besteht, die allein auf dem „Axiom Gott“ beruht. Auch hier gilt: Die Kirche soll nicht aufhören, von Gott zu reden. Aber sie muss den richtigen Moment dafür erspüren, sonst wirkt sie belehrend und schreckt gerade jene ab, die eigentlich auf der Suche sind – nicht nach Glauben, sondern nach verantwortlichem Handeln. Ich lese gerade Laudato si’, und ich finde es sehr wohltuend, dass Papst Franziskus zuerst den Stand der Wissenschaft referiert, und die realen Auswirkungen von Klimawandel und Umweltzerstörung beschreibt – bevor er theologisch deutet. Das ist eine Haltung, die auch im Gespräch mit einer säkularen Gesellschaft Resonanz erzeugen kann.. Zitieren
Marcellinus Geschrieben 11. Mai Melden Geschrieben 11. Mai vor 4 Stunden schrieb Frey: vor 11 Stunden schrieb Frank: Als ich 2010 einen Palliative-Care-Lehrgang gemacht habe, wurde beim Thema Spiritualität noch selbstverständlich davon ausgegangen, dass sich Menschen – gerade am Lebensende – Fragen stellen wie: „Wo komme ich her?“ – „Wo gehe ich hin?“ – „Was soll das alles?“ Damals schon stellte sich nicht jede*r alle Fragen, aber die meisten Menschen stellten sich die meisten davon. Heute ist das oft nicht mehr der Fall. Solche Sinnfragen werden zunehmend nicht mehr gestellt – oder gar nicht mehr als relevant empfunden. Da kommst du mit Begriffen wie „Leben in Fülle“ oft nicht mehr weit. Ich sehe bei meinen in der Pastoral tätigen eine gewisse Ratlosigkeit – nicht, weil sie versagen, sondern weil sich der Boden, auf dem sie sprechen, bereits grundlegend verschiebt. […] Deine Beobachtung trifft einen Kern gesellschaftlicher Entwicklung: Die klassischen Sinnfragen am Lebensende werden heute oft nicht mehr gestellt oder als weniger relevant empfunden. Das ist kein individuelles Versagen der Menschen in diesem Beruf, oder von Pastoralen, sondern spiegelt den Wandel hin zu einer pluralen, säkularen Gesellschaft wider, in der Spiritualität und Religion nicht mehr selbstverständlich sind, oder auch abgelehnt werden. Das alles hat einen Grund. Das Angebot der Kirchen von „ewigem Leben“ und damit verbunden dem „Jüngsten Gericht“, stammt aus einer Zeit, in der das Leben kurz und wenig erfreulich war. Heute ist es erheblich länger (und gegen Ende sehr beschwerlich). Da ist weitere Verlängerung das Letzte, wonach einem der Sinn steht. Das Leben findet heute, im Guten wie im Schlechten, im Diesseits statt. Das einzige, was man da noch wünscht, ist ein gutes Ende. Aber gerade da sind die Kirchen nicht nur keine Hilfe, sondern ein Hindernis mit ihrer (auch von manchen Päpsten) demonstrierten Vorstellung, daß man am Ende des Lebens zu leiden habe. Dafür braucht man keine Kirchen; das können wir auch allein. Und so hört man nicht selten, wenn eine aus den Reihen der Alten gegangen ist, die Formulierung: „Es war aber auch eine Erlösung.“ Deshalb überrascht mich auch der Rückgang der Kirchen nicht; sie bieten ein Produkt an, für das es kaum noch Nachfrage gibt. Nicht, weil jemand etwas falsch gemacht hätte, und auch nicht wegen sicherlich schlimmer Verfehlungen des Klerus, sondern einfach, weil sich die Bedingungen geändert haben, unter denen die Menschen leben und sterben. 2 Zitieren
bw83 Geschrieben 11. Mai Melden Geschrieben 11. Mai vor einer Stunde schrieb Marcellinus: Das alles hat einen Grund. Das Angebot der Kirchen von „ewigem Leben“ und damit verbunden dem „Jüngsten Gericht“, stammt aus einer Zeit, in der das Leben kurz und wenig erfreulich war. Heute ist es erheblich länger (und gegen Ende sehr beschwerlich). Da ist weitere Verlängerung das Letzte, wonach einem der Sinn steht. Das Leben findet heute, im Guten wie im Schlechten, im Diesseits statt. Das einzige, was man da noch wünscht, ist ein gutes Ende. Aber gerade da sind die Kirchen nicht nur keine Hilfe, sondern ein Hindernis mit ihrer (auch von manchen Päpsten) demonstrierten Vorstellung, daß man am Ende des Lebens zu leiden habe. Dafür braucht man keine Kirchen; das können wir auch allein. Und so hört man nicht selten, wenn eine aus den Reihen der Alten gegangen ist, die Formulierung: „Es war aber auch eine Erlösung.“ Deshalb überrascht mich auch der Rückgang der Kirchen nicht; sie bieten ein Produkt an, für das es kaum noch Nachfrage gibt. Nicht, weil jemand etwas falsch gemacht hätte, und auch nicht wegen sicherlich schlimmer Verfehlungen des Klerus, sondern einfach, weil sich die Bedingungen geändert haben, unter denen die Menschen leben und sterben. Sehe ich anders. Hat für mich viel mehr mit der wachsenden und zunehmenden Fokussierung auf das Individuum, Konsum und Unverbindlichkeit zu tun. Das betrifft nahezu alle Gemeinschaften und Vereine. Nicht mal per se das Thema Mitgliedschaft an sich, es wollen aber immer weniger aktiv etwas machen, von der Übernahme von Ämtern ganz zu schweigen. Da müsste man ja Verantwortung übernehmen und hätte feste Termine. Außerdem ist die Gesellschaft eben mittlerweile sehr heterogen. Das ist für das Zusammenleben in dieser Hinsicht auch nicht förderlich. Zitieren
Frey Geschrieben 11. Mai Autor Melden Geschrieben 11. Mai vor 6 Stunden schrieb Marcellinus: Das alles hat einen Grund. Das Angebot der Kirchen von „ewigem Leben“ und damit verbunden dem „Jüngsten Gericht“, stammt aus einer Zeit, in der das Leben kurz und wenig erfreulich war. Heute ist es erheblich länger (und gegen Ende sehr beschwerlich). Da ist weitere Verlängerung das Letzte, wonach einem der Sinn steht. Das Leben findet heute, im Guten wie im Schlechten, im Diesseits statt. Das einzige, was man da noch wünscht, ist ein gutes Ende. Aber gerade da sind die Kirchen nicht nur keine Hilfe, sondern ein Hindernis mit ihrer (auch von manchen Päpsten) demonstrierten Vorstellung, daß man am Ende des Lebens zu leiden habe. Dafür braucht man keine Kirchen; das können wir auch allein. Und so hört man nicht selten, wenn eine aus den Reihen der Alten gegangen ist, die Formulierung: „Es war aber auch eine Erlösung.“ Deshalb überrascht mich auch der Rückgang der Kirchen nicht; sie bieten ein Produkt an, für das es kaum noch Nachfrage gibt. Nicht, weil jemand etwas falsch gemacht hätte, und auch nicht wegen sicherlich schlimmer Verfehlungen des Klerus, sondern einfach, weil sich die Bedingungen geändert haben, unter denen die Menschen leben und sterben. Ich habe mehr Vertrauen in die Kirche als in die Marktwirtschaft. Ich bin sicher, dass ich damit nicht alleine stehe. Zitieren
Marcellinus Geschrieben 11. Mai Melden Geschrieben 11. Mai vor 21 Minuten schrieb Frey: Ich habe mehr Vertrauen in die Kirche als in die Marktwirtschaft. Ich bin sicher, dass ich damit nicht alleine stehe. Dann ist doch alles gut, oder? Zitieren
Thofrock Geschrieben 13. Mai Melden Geschrieben 13. Mai Am 11.5.2025 um 19:15 schrieb Frey: Ich habe mehr Vertrauen in die Kirche als in die Marktwirtschaft. Ich bin sicher, dass ich damit nicht alleine stehe. Ein seltsamer Satz. Da würde ich entgegnen, dass ich glaube, Erdbeeren können besser Eishockey spielen als Pflaumen. Zitieren
Frey Geschrieben 13. Mai Autor Melden Geschrieben 13. Mai vor 39 Minuten schrieb Thofrock: Ein seltsamer Satz. Da würde ich entgegnen, dass ich glaube, Erdbeeren können besser Eishockey spielen als Pflaumen. Dein Vergleich wirkt auf den ersten Blick originell, verfehlt aber das Thema. Die Aussage, der Du widersprichst, bezieht sich auf zwei gesellschaftliche Institutionen – Kirche und Marktwirtschaft –, die beide reale, wenn auch sehr unterschiedliche Funktionen erfüllen. Vertrauen in eine Institution zu setzen, die sich auf Glaubenssätze, Moral und Tradition stützt, ist etwas grundlegend anderes, als einer Wirtschaftsordnung zu vertrauen, die auf Angebot, Nachfrage und individueller Freiheit basiert. Dein Beispiel mit den Eishockey spielenden Erdbeeren und Pflaumen ist zwar unterhaltsam, aber es suggeriert, dass der Vergleich zwischen Kirche und Marktwirtschaft ebenso absurd sei. Das ist nicht der Fall: Beide Institutionen prägen unser gesellschaftliches Leben, wenn auch auf unterschiedliche Weise (vgl. funktionale Differenzierung, Luhmann). Die Frage, welcher man mehr vertraut, ist durchaus legitim und spiegelt persönliche Wertvorstellungen wider. Sie zu diskreditieren, indem man sie ins Lächerliche zieht, trägt nicht zu einer sachlichen Debatte bei. Stattdessen wäre es sinnvoll, die jeweiligen Stärken und Schwächen von Kirche und Marktwirtschaft zu diskutieren – und zu akzeptieren, dass unterschiedliche Menschen dazu unterschiedliche Einstellungen haben können. Zitieren
Dies ist ein beliebter Beitrag. Higgs Boson Geschrieben 14. Mai Dies ist ein beliebter Beitrag. Melden Geschrieben 14. Mai Am 11.5.2025 um 10:37 schrieb Frank: Soweit ich weiß, verfügt etwa die Hälfte der Menschen heute über kein „spirituelles Ohr“ mehr – also keine Resonanzfläche mehr für religiöse oder spirituelle Fragen. Ich kann nicht mit Statistiken aufwarten, aber wenn man 'Spiritualität' auf 'Fragen zum Leben nach dem Tod' beschränkt, dann magst Du Recht haben. Aber Spiritualität ist mehr. Es umfasst alles, was über das eigene kleine Sein hinausgeht. Und so finden die größten spirituellen Events schon lange nicht mehr in den Kirchen statt. Egal ob Festival, Konzert oder Fußballspiel, das alles füllt die Leerstelle, die die schlecht besuchten Gottesdienste hinterlassen. Der spirituelle Focus hat sich verschoben. Ich kenne Jugendliche, junge Erwachsene, die (nicht religiös gebunden) nach einem Horrormovie eine 'theologische' Diskussion über Werte anfangen - untereinander. Die Fantasy Bücher lesen und danach Gut und Böse neu bewerten. Und die Frömmigkeit, die Taten der Nächstenliebe ersetzt, meiden, wie der Teufel das Weihwasser. Das sind Leute, die liegen so auf der Linie von Beispielsweise Jesaja, die könnten da eine Fortsetzung schreiben. Die glauben nix, aber sind massiv orthoprax. Spiritualität hat sich vom frommen Hintergrund gelöst, sie resoniert oftmals einfach nicht mehr mit kirchlichen Themen, aber sie ist nach wie vor da. 2 2 Zitieren
Chrysologus Geschrieben 15. Mai Melden Geschrieben 15. Mai Wir haben lange an der Idee festgehalten, dass der Mensch ein spirituell suchendes Wesen sei, Du beschreibst das auch sehr genau und dies deckt sich mit meinen Erfahrungen. Daraus erwuchs die Forderung, zumindest aber die leise Hoffnung, dass wenn es uns gelingt, unser Angebot richtig zu gestalten, dass wir dann als Antwort auf diese spirituell fragende Offenheit der Menschen wahrgenomen werden. Nun stellt die KMU 6 allerdings fest, dass es in breiten Teilen der Bevölkerung diese fragende Offenheit nicht zu geben scheint. Viele Menschen sind nicht spirituell interessiert - Festivals, Fußballspiele, Lagerfeurerabende und andere Events ersetzen gerade nicht Gottesdienste und Frömmigkeit, sie bedienen bei vielen ein Bedürfnis nach Exstase, aber es ist keine Sehnsucht nach Tiefe da. Und dann geht es in der pastoralen Arbeit nicht mehr darum, dass wir Menschen zu erschließen versuchen, dass wir eine mögliche Antwort auf ihr fragen haben, dann müssen wir und damit abfinden, dass es dieses Fragen nicht gibt. Da muss man aber nicht traurig stehen bleiben: Ich kann mit diesen Menschen Allianzen schmieden für viele Themen: Ich kann mein Leben und Sein als endlich wahrnehmen und dennoch einen Sinn darin erkennen, die Welt besser zu machen. Ich kann ein Gewissen haben, das micht prägt, ohne darin eine göttliche Stimme zu erkennen. Ich kann gut mit meinen Mitmenschen umgehen, nur weil die Menschen sind. Daher kann ich als Christ gemeinsam mit anderen vieles tun und erreichen - aber ich werde sie nicht missionieren können, weil der entscheidende Anknüpfungspunkt fehlt. Und ich muss dann den Verdacht aushalten, der andere könnte recht haben. 3 1 Zitieren
Weihrauch Geschrieben 15. Mai Melden Geschrieben 15. Mai vor 28 Minuten schrieb Chrysologus: aber ich werde sie nicht missionieren können, weil der entscheidende Anknüpfungspunkt fehlt. Der Mensch schreit nach Liebe. Wer diesen Schrei nicht mehr hört, hat den Glauben über die Liebe gestellt. Der Anknüpfungspunkt ist die Liebe - falls Gott noch die Liebe ist. 1 Zitieren
SteRo Geschrieben 15. Mai Melden Geschrieben 15. Mai Am 11.5.2025 um 19:15 schrieb Frey: Ich habe mehr Vertrauen in die Kirche als in die Marktwirtschaft. Ich bin sicher, dass ich damit nicht alleine stehe. Ich würde meinen, dass das Vertrauen in Kirche oder in Marktwirtschaft sich auf sehr verschiedene Zielsetzungen bezieht und auch dass das jeweilige Ziel im einen Fall eher individuelle und im anderen Fall eher kollektive Relevanz hat (individuelles Heil vs kollektiver Wohlstand). Insofern kann man die Aussage zwar machen, sie drückt nur eine individuelle subjektive Befindlichkeit bzgl. zweier voneinander unabhängiger Objekte aus. Zitieren
iskander Geschrieben 15. Mai Melden Geschrieben 15. Mai (bearbeitet) vor 5 Stunden schrieb Chrysologus: Und dann geht es in der pastoralen Arbeit nicht mehr darum, dass wir Menschen zu erschließen versuchen, dass wir eine mögliche Antwort auf ihr fragen haben, dann müssen wir und damit abfinden, dass es dieses Fragen nicht gibt. Theoretisch könnte man vielleicht auch versuchen, den Menschen bestimmte Fragen nahezubringen und ein Interesse überhaupt erst zu wecken. Ob das aber in der Praxis eine Option ist, ist natürlich eine andere Frage. bearbeitet 15. Mai von iskander Zitieren
Frey Geschrieben 15. Mai Autor Melden Geschrieben 15. Mai vor 7 Stunden schrieb SteRo: Ich würde meinen, dass das Vertrauen in Kirche oder in Marktwirtschaft sich auf sehr verschiedene Zielsetzungen bezieht und auch dass das jeweilige Ziel im einen Fall eher individuelle und im anderen Fall eher kollektive Relevanz hat (individuelles Heil vs kollektiver Wohlstand). Insofern kann man die Aussage zwar machen, sie drückt nur eine individuelle subjektive Befindlichkeit bzgl. zweier voneinander unabhängiger Objekte aus. Wer auf die Kirche vertraut, sucht Trost, Wahrheit und Orientierung für sein Leben und darüber hinaus. Wer auf die Marktwirtschaft vertraut, hofft auf Brot, Arbeit und irdische Sicherheit. Beide Ordnungen haben ihren Platz in Gottes Schöpfung, doch ihre Wege und Ziele sind verschieden. Das Vertrauen in die Kirche ist ein Vertrauen auf das Wirken Gottes inmitten der Menschen, auf das Licht, das nicht verlöscht. Das Vertrauen in die Marktwirtschaft ist ein Vertrauen auf die Vernunft und das Streben des Menschen nach dem Besitz im Irdischen. So ist die Unterscheidung recht: Es sind zwei verschiedene Gefäße, und jedes trägt seinen eigenen Schatz. Wer das eine mit dem anderen vergleicht, möge sich stets fragen: Wonach dürstet meine Seele – nach dem Brot, das vergeht, oder nach dem Brot, das bleibt? In der Stille des Herzens liegt die Antwort. Pax et bonum! Zitieren
Shubashi Geschrieben 16. Mai Melden Geschrieben 16. Mai 18 hours ago, Chrysologus said: Viele Menschen sind nicht spirituell interessiert - Festivals, Fußballspiele, Lagerfeurerabende und andere Events ersetzen gerade nicht Gottesdienste und Frömmigkeit, sie bedienen bei vielen ein Bedürfnis nach Exstase, aber es ist keine Sehnsucht nach Tiefe da. ….. Daher kann ich als Christ gemeinsam mit anderen vieles tun und erreichen - aber ich werde sie nicht missionieren können, weil der entscheidende Anknüpfungspunkt fehlt. Und ich muss dann den Verdacht aushalten, der andere könnte recht haben. Die Menschen werden eben stark von ihren Lebensumständen geprägt, in gewissem Sinne nimmt unsere sozial fortschrittliche und partizipative Gesellschaft v.a. auch die Angst vor existenziellen Bedrohungen des Alltags. Und was wären wir für Christen, wenn wir ihnen die Angst und Bedrohung zurückwünschten, nur damit „wir“ mehr Anhänger und Mitglieder hätten? Auf einer tieferen Ebene bleibt aber die Aufgabe der Sinnsuche und Sinnsedimentation - weil leider unser Lebensstil von den zahlreichen Abhängigkeiten einer hyperaffluenten, politisch stabilen Gesellschaft geprägt ist. Auch wir Christen müssen darauf eine Antwort geben - ohne dieses „gute Leben“ zu diffamieren, aber im Dilemma zu erkennen, dass es vermutlich vergänglich ist. Zitieren
SteRo Geschrieben 16. Mai Melden Geschrieben 16. Mai (bearbeitet) vor 20 Stunden schrieb Chrysologus: Wir haben lange an der Idee festgehalten, dass der Mensch ein spirituell suchendes Wesen sei, Du beschreibst das auch sehr genau und dies deckt sich mit meinen Erfahrungen. Daraus erwuchs die Forderung, zumindest aber die leise Hoffnung, dass wenn es uns gelingt, unser Angebot richtig zu gestalten, dass wir dann als Antwort auf diese spirituell fragende Offenheit der Menschen wahrgenomen werden. Nun stellt die KMU 6 allerdings fest, dass es in breiten Teilen der Bevölkerung diese fragende Offenheit nicht zu geben scheint. Viele Menschen sind nicht spirituell interessiert - Festivals, Fußballspiele, Lagerfeurerabende und andere Events ersetzen gerade nicht Gottesdienste und Frömmigkeit, sie bedienen bei vielen ein Bedürfnis nach Exstase, aber es ist keine Sehnsucht nach Tiefe da. Und dann geht es in der pastoralen Arbeit nicht mehr darum, dass wir Menschen zu erschließen versuchen, dass wir eine mögliche Antwort auf ihr fragen haben, dann müssen wir und damit abfinden, dass es dieses Fragen nicht gibt. Da muss man aber nicht traurig stehen bleiben: Ich kann mit diesen Menschen Allianzen schmieden für viele Themen: Ich kann mein Leben und Sein als endlich wahrnehmen und dennoch einen Sinn darin erkennen, die Welt besser zu machen. Ich kann ein Gewissen haben, das micht prägt, ohne darin eine göttliche Stimme zu erkennen. Ich kann gut mit meinen Mitmenschen umgehen, nur weil die Menschen sind. Daher kann ich als Christ gemeinsam mit anderen vieles tun und erreichen - aber ich werde sie nicht missionieren können, weil der entscheidende Anknüpfungspunkt fehlt. Und ich muss dann den Verdacht aushalten, der andere könnte recht haben. Der Mensch ist eben nicht wesenhaft spirituell suchend, sondern wird dies nur durch äußere Einflüsse natürlicher Art und - sofern er dabei richtig geleitet wird hinsichtlich "spirituell" (weil sich Leute alles Mögliche da drunter vorstellen) unter unabdingbarer Mithilfe der Gnade Gottes, die er aber erst mal annehmen muss. Ohne die Gnade Gottes geht also gar nichts, egal wie intensiv Missionare Menschen "erschließen" wollen, denn sowohl die Missionare als auch die zu Missionierenden können gar nichts Heilsrelevantes tun ohne die Gnade Gottes. Wenn sich die Missionare dann mit weltlichen Dingen begnügen, dann spricht das ja eine deutliche Sprache. bearbeitet 16. Mai von SteRo Zitieren
Chrysologus Geschrieben 16. Mai Melden Geschrieben 16. Mai vor 20 Stunden schrieb Weihrauch: Der Mensch schreit nach Liebe. Wer diesen Schrei nicht mehr hört, hat den Glauben über die Liebe gestellt. Der Anknüpfungspunkt ist die Liebe - falls Gott noch die Liebe ist. Das alleine reicht nicht, es sei denn, ich würde Feuerbachs Projektionshypothese bedienend die Chiffre Gott als einfache Antwort vorschlagen wollen. Die Empfänglichkeit für religiöse Deutungen setzt die Annahme, wenigstens aber die Hoffnung voraus, dass da mehr ist als wir sehen, dass es ein "Jenseits" (was immer das dann ist) geben könnte. Wem diese Perspektive fehlt, für den ist der Verweis auf Gott eine Variante von "bestimmt hat dich jemand lieb". vor 15 Stunden schrieb iskander: Theoretisch könnte man vielleicht auch versuchen, den Menschen bestimmte Fragen nahezubringen und ein Interesse überhaupt erst zu wecken. Ob das aber in der Praxis eine Option ist, ist natürlich eine andere Frage. Darüber könnte man nachdenken - aber das setzt dann einen ganz anderen Zugang zu dem voraus, was man Mission nenne könnte. Mit geht es eher um den Punkt, dass ein Konzept, das auf nicht mehr gestellten Fragen aufbaut, scheitern muss. Und dem muss die Kirche sich ehrlich stellen - viele Menschen suchen auf Festivals, in Fußballstadien und beim Sport nichts, an das ich als Kirche anknüpfen könnte. Daher bin ich auch sehr skeptisch bei jenen Formaten, die genau das versuchen: Wie machen ein religiöses Event in der Erwartung, dass ich die Menschen so schon auf die richtige Suche bringe. vor 11 Stunden schrieb Frey: Wer auf die Kirche vertraut, sucht Trost, Wahrheit und Orientierung für sein Leben und darüber hinaus. Wer auf die Marktwirtschaft vertraut, hofft auf Brot, Arbeit und irdische Sicherheit. Ich würde für mich weder das eine noch das andere unterschreiben. Kirche ist für mich die Gemeinschaft der von Christus ergriffenen, die als ergriffene ihrern Weg nur in Gemeinschaft suchen können, Markt hingegen ist ein funktionierenes Erklärungsmodell für interessengeleitete Interaktionen. Ich kann auf beides vertrauen, aber in völlig unterschiedlicher Weise. Zitieren
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