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Geistliche Leitung (nicht nur) in Jugendverbänden


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Chrysologus
Geschrieben

Auf Katholisch.de findet sich heute ein Kommentar zur geistlichen Leitung in Jugendverbänden. Dier Kommentar bezeiht sich darauf, dass die heute beginnende BDKJ-Hauptversammlung keinen Bundespräses als geistlichen Leiter wird wählen können, da es keinen Kandidaten gebe (ob dies an mangelnder Bereitschaft potentieller Kandidaten oder an mangelnder Freistellungsbereitschaft betroffener Diözesen liegt ist mir nicht bekannt).

 

Der Autor verweist auf die Vakanz im Amt des Bundeskuraten der DPSG - verschweigt dabei jedoch, dass es aktuell drei Bewerber:innen gibt (von denen ich einer bin).

 

Die Frage, die sich mir hier stellt (und auf die ich eine Antwort zu haben meine) ist jedoch, wofür es diese geistliche Leitung benötigt.

Higgs Boson
Geschrieben (bearbeitet)
vor 4 Stunden schrieb Chrysologus:

Auf Katholisch.de findet sich heute ein Kommentar zur geistlichen Leitung in Jugendverbänden. Dier Kommentar bezeiht sich darauf, dass die heute beginnende BDKJ-Hauptversammlung keinen Bundespräses als geistlichen Leiter wird wählen können, da es keinen Kandidaten gebe (ob dies an mangelnder Bereitschaft potentieller Kandidaten oder an mangelnder Freistellungsbereitschaft betroffener Diözesen liegt ist mir nicht bekannt).

 

Der Autor verweist auf die Vakanz im Amt des Bundeskuraten der DPSG - verschweigt dabei jedoch, dass es aktuell drei Bewerber:innen gibt (von denen ich einer bin).

 

Die Frage, die sich mir hier stellt (und auf die ich eine Antwort zu haben meine) ist jedoch, wofür es diese geistliche Leitung benötigt.

 

Für den Job bist Du zu fromm.

 

Ich wollte immer den Woodbadge-Lehrgang machen, aber der war damals grundsätzlich in der Karwoche - ohne die Möglichkeit die Gottesdienste zu besuchen, ich habe extra nachgefragt, dann halt nicht. Ich habe mich dann bei meinem StaVo beschwert, der grinste und zuckte mit den Achseln. Kann man nix machen, meinte er, die sind so...

 

(Wobei selbiger StaVo damals der Jugendband vorstand, Diplomtheologe im Kirchendienst, ein frommer Mann mit Ahnung. Der spielte grundsätzlich in der Fastenzeit ein Halleluja, daran habe ich mit im Laufe der Zeit gewöhnt. Nur als er es dann anfing in der Osterzeit zu unterlassen, wurde ich richtig sauer. Er lächelte, er lächelte immer, zuckte mit den Achseln, der war halt so 🤣)

 

(Mich hats nach der Geburt meiner Zwillinge aus der Pfadfinderarbeit rausgeschleudert. Ein Zwilling war schwerst behindert und ich hatte keine Zeit für nix mehr. Danach war die Zeit für mich dabei vorbei. Schade, aber mein Mann ist noch jedes Jahr beim JOTA dabei.)

bearbeitet von Higgs Boson
Higgs Boson
Geschrieben

In meinem Stamm wurden immer noch die alten Versprechen abgelegt, mit Gott, Kirche, Vaterland, und jeder war dazu aufgerufen, sich wenigstens darüber ein inneres Bild zu machen, mit was er selber die Begriffe füllt. War für unsere muslimischen Stammesmitglieder (in den 90ern) kein Problem. Aber dass das ein kirchlicher, ja katholischer Laden ist, das war im Stammesleben nicht zu übersehen. Aber Dein Ansatz der Erfahrung gemeinsamer Werte als Kirchenbild / gemeinsamer spiritueller Nenner ist sicher tragfähig. Du würdest das sicher gut machen.

 

Ich habe dann später die Royal Ranger kennengelernt, der verbliebene Zwilling ist bei denen gelandet.

 

Es gibt so unendlich viele Pfadfinder, so viele Prägungen, mit und ohne religiösen Hintergrund. Dass es am Ende bei der Zusammenarbeit aber auf die Zugehörigkeit im Ring ankam, fand ich etwas weird. Aber ich bin da jetzt endgültig raus und gehe mit meinen jungen Leuten auf Festivals. Da ist die Musik einfach besser 🤘

Geschrieben
Am 8.5.2025 um 09:18 schrieb Chrysologus:

Der Autor verweist auf die Vakanz im Amt des Bundeskuraten der DPSG - verschweigt dabei jedoch, dass es aktuell drei Bewerber:innen gibt (von denen ich einer bin).

 

Das war ja mal knapp.

Geschrieben

So kann man das vorsichtig sagen - der Kollege lag in drei Wahlgängen nur einmal vor mir, und dann nur mit einer Stimme. Aber so ist Demokratie eben, und es gelang, ohne die Bundesversammlung zu zerreißen.

Geschrieben
vor 1 Stunde schrieb Chrysologus:

ohne die Bundesversammlung zu zerreißen

Da dürfte sich einige gern was davon abschauen.

Geschrieben

Danke immerhin für diesen interessanten Einblick, von dem ich vermutlich einen Gutteil nicht verstanden habe - meine Pfadfinder-Kenntnisse gehen über Baden-Powell und Fähnlein Fieselschweif nicht hinaus.

Es fasziniert mich aber immer wieder, von mir völlig unbekannten Aspekten der Kirche zu hören - woran sich anscheinend auch unterschiedliche Sichtweisen von „Frömmigkeit“ knüpfen.

 

Geschrieben

Mein Nachdenken über geistliche Leitung meines Jugendverbandes endet ja nicht mit der verlorenen Wahl - einen Gedankensplitter möchte ich gerne mit euch teilen und würde mich über Kommentare dazu ebenso freuen wie über Hinweise, wohin man das weiter denken könnte oder auch wer das schon weiter gedacht hat.

 

Wenn Bischöfe oder andere Kleriker befragt werden, was sie trägt und was Ihnen Kraft für ihren Dienst gibt, dann folgt in den meisten Fällen (ich mag welche übersehen haben) der Verweis auf das Gebet und ihre Feier der Eucharistie.  Diese Sicht kenne ich nun so lange (und teilte sie wohl auch lange), dass mir erst unlängst auffiel, dass in den Worten dieser befragten Männer die Gläubigen, zu deren Dienst sie bestellt sind  und mit denen sie idealer Weise Euchariste feiern sollten, dass diese Gläubigen hier gar nicht auftauchen. Diese Verwunderung wiederum brachte mich zu der Frage, wie das denn bei mir ist, wie bei mir Gebet und geistlicher Dienst zusammen gehören.

 

Und mir geht es da dezidiert anders - die Begegnung mit den Menschen, für die ich (Mit-)Verantwortung trage, die Begegnung mit den Kindern und Jugendlichen und den Leiter:innen (die junge Erwachsene sind), für die ich Kurat bin, und den Eltern, die irgendwie ja auch dazu gehören, ist das, was mich in das Gebet drängt. Ich pflege das Gebet selten so intensiv und Regelmäßig wie am Rande von Freizeiten, Fahrten und Lagern. Zum einen ist es für mich auch ein bewusstes ausklinken für einige Minuten, ein Rückzugsraum, Neudeutsch Me-Time. Und ein Raum, die Anliegen, die an mich heran getragen wurden, die Erfahrungen, die mit mir geteilt wurden, vor den Augen Gottes zu bedenken. Und ein Ort, Segen für die mir anvertrauten zu erbitten. Aber mich tragen die Momente, in denen ich die Gruppen erlebe, mit denen und für die ich arbeite - sei es in der Gruppenstunde, auf einem Wölflingshike, im Lager oder mit tausenden in Westernohe.

 

Das ist nun alles nicht zu Ende gedacht - aber vielleicht kann jemand etwas damit anfangen und mir helfen, meine Gedanken zu ordnen.

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  • Thanks 1
Geschrieben
Am 23.6.2025 um 11:58 schrieb Chrysologus:

Das ist nun alles nicht zu Ende gedacht - aber vielleicht kann jemand etwas damit anfangen und mir helfen, meine Gedanken zu ordnen.

Ich bin bestimmt nicht in der Position, dir helfen zu können, du alter Hase 😉. Aber ich schreibe trotzdem was dazu.

 

Dein Beitrag war schön und hat mich wirklich berührt.

 

Ich glaube, dass es einfach ganz verschieden ist, dass da jeder anders ist. 

 

Bei mir persönlich ist es so:

Die Gottesbegegnung, das persönliche Gebet, die Zeit mit Ihm alleine erfüllt mich und gibt mir den Elan und auch die Freude für mein kirchliches Engagement. Stimmt ersteres nicht mehr, muss ich letzteres zurückfahren (nicht aufgeben, ich habe Verpflichtungen 😉).

 

Noch extremer ist es natürlich bei den kontemplativen Orden. 

 

Ich denke, dass alles gleich gut und wichtig und "richtig" ist. Jeder Mensch ist anders und die Art und Weise, wie und in welchen Situationen wir am besten mit Gott ins Zwiegespräch finden, ist es auch.

Geschrieben
vor 21 Stunden schrieb Kara:

Ich bin bestimmt nicht in der Position, dir helfen zu können, du alter Hase 😉.

 

Wenn ich auf dem Boden sitze und aufzustehen versuche, dannfühle ich mich manchmal sehr alt - aber diese Überlegungen sind neu für mich, und insofern sehe ich mich da nicht als alter Hase.

 

vor 21 Stunden schrieb Kara:

Ich glaube, dass es einfach ganz verschieden ist, dass da jeder anders ist. 

 

Das denke ich nun auch. Ich kann nur meine Überlegungen und Erfahrungen darlegen, ohne jeden Anspruch, dass andere das auch so erfahren müssen.

 

vor 21 Stunden schrieb Kara:

Bei mir persönlich ist es so:

Die Gottesbegegnung, das persönliche Gebet, die Zeit mit Ihm alleine erfüllt mich und gibt mir den Elan und auch die Freude für mein kirchliches Engagement. Stimmt ersteres nicht mehr, muss ich letzteres zurückfahren (nicht aufgeben, ich habe Verpflichtungen 😉).

 

Das ist eine - ich meine das nicht negativ - konventionelle Sicht der Dinge. So kenne ich das auch und so war das für mich auch lange selbstverständlich. Ich habe nun erstmals den Gedanken gehbat (und der speist sich aus eigenem, lange wohl unreflektiertem) Erleben, dass es auch umgekehrt gehen kann. Und den Weg finde ich gerade sehr spannend: Dass  es nicht mein Gebet ist, das mein Engagement trägt, sondern dass es das Engagement ist, dass mein Gebet trägt (und manchmal auch mein Gebet ist).

Geschrieben
vor 29 Minuten schrieb Chrysologus:

Wenn ich auf dem Boden sitze und aufzustehen versuche, dannfühle ich mich manchmal sehr alt

Ich weiß genau, wovon du sprichst!! Und ich bin erst Mitte 40 (wie soll das nur werden...).

 

vor 30 Minuten schrieb Chrysologus:

aber diese Überlegungen sind neu für mich, und insofern sehe ich mich da nicht als alter Hase.

Naja, immerhin betest du schon sehr lange. Ich erst seit ein paar Jahren 😉.

 

vor 32 Minuten schrieb Chrysologus:

Und den Weg finde ich gerade sehr spannend: Dass  es nicht mein Gebet ist, das mein Engagement trägt, sondern dass es das Engagement ist, dass mein Gebet trägt (und manchmal auch mein Gebet ist).

Ich finde das auch spannend. Und leider spricht man viel zu selten über solche Dinge. Finde ich. Das ist irgendwie schade.

 

vor 34 Minuten schrieb Chrysologus:

Dass  es nicht mein Gebet ist, das mein Engagement trägt, sondern dass es das Engagement ist, dass mein Gebet trägt (und manchmal auch mein Gebet ist).

In diesen Momenten führen dich die Menschen zu Gott, kann man das so sagen? Eigentlich ein wunderschöner Gedanke.

 

Ich frage mich gerade, ob sich das im Laufe des Lebens nicht auch alles verändern kann. Wie gesagt, bei mir sind es ja erst ein paar Jahre...

Geschrieben
Am 23.6.2025 um 11:58 schrieb Chrysologus:

Und mir geht es da dezidiert anders - die Begegnung mit den Menschen, für die ich (Mit-)Verantwortung trage, die Begegnung mit den Kindern und Jugendlichen und den Leiter:innen (die junge Erwachsene sind), für die ich Kurat bin, und den Eltern, die irgendwie ja auch dazu gehören, ist das, was mich in das Gebet drängt. Ich pflege das Gebet selten so intensiv und Regelmäßig wie am Rande von Freizeiten, Fahrten und Lagern. Zum einen ist es für mich auch ein bewusstes ausklinken für einige Minuten, ein Rückzugsraum, Neudeutsch Me-Time. Und ein Raum, die Anliegen, die an mich heran getragen wurden, die Erfahrungen, die mit mir geteilt wurden, vor den Augen Gottes zu bedenken. Und ein Ort, Segen für die mir anvertrauten zu erbitten. Aber mich tragen die Momente, in denen ich die Gruppen erlebe, mit denen und für die ich arbeite - sei es in der Gruppenstunde, auf einem Wölflingshike, im Lager oder mit tausenden in Westernohe.

Auch meine Gedanken und Erfahrungen zu dem Thema sind total ungeordnet, gehen aber glaub auch in diese Richtung. Ich steh noch ganz unter dem Eindruck der Exerzitien, die ich letzte Woche gemacht habe. Es gibt Zeiten, dass ist mir das Gebet ein großes inneres Bedürfnis. Und es ist viel mehr Geschenk. Also nicht ich schenke Gott meine Zeit im Gebet, sondern ich brauche diese Zeit. Und er beschenkt mich mit dem Gebet. Es betet in mir. Irgendwann wird das Gebet wieder karger, trockener und (bei mir) damit auch weniger. Die Zeiten, in denen mir das Gebet so wichtig ist, sind nicht immer Zeiten von Jubel, Trubel, Heiterkeit. Eher die Zeit von schwierigen Entscheidungen, Umbrüchen... Gebet ist das oft alles andere als Wellness und Seele baumeln lassen, sondern vielmehr ein Ringen und Loslassen, aber auch Freude und Dank. Alles Gleichzeitig. (Ach herrje... Schwer zu beschreiben.) Da ist dann immer irgendwie der Wunsch, auch über diese Phasen hinaus ein intensiveres Gebetsleben zu pflegen. Man könnte es als eine Art Versagen (ich schaffs halt nicht) ansehen. Aber ich weiß nicht, so wie es mir in manchen Zeiten geschenkt wird, wird es mir danach wieder genommen. Meistens tut das weh. Es ist ein Verlust. Aber eine der wichtigsten Einsichten, meiner Exerzitien, ist die Bedeutung des Loslassens. Ich kann mich nicht neu beschenken lassen, wenn ich versuche, mich am Vergangenen festzuhalten. Ich muss immer wieder ausatmen um neu einatmen zu können. Trotzdem klammert sich alles in mir daran, bis sich plötzlich ein Knoten löst. Und zack, ist wieder Platz für das nächste Geschenk.

(Sorry, bin heut im Schwurbelmodus...)

Geschrieben
vor 1 Stunde schrieb Aleachim:

(Sorry, bin heut im Schwurbelmodus...)

Nein. Es ist schwer, inneres Erleben in Worte zu fassen. Manchmal sagen mir Menschen nach einem sehr wortkargen Begleitgespräch so was wie: Danke, dass ich heute bei Ihnen schweigen durfte/konnte. Und damit ist dann alles gesagt - im guten Sinn des Wortes.

Und danke, dass Du Deine Worte gerade geteilt hast!

Geschrieben (bearbeitet)
vor 16 Stunden schrieb Aleachim:

(Sorry, bin heut im Schwurbelmodus...)

Ich finde das ganz und gar nicht schwurbelig - es geht mir da ganz genau so: Eigene Erfahrungen - erst recht in einem Bereich, über den wir leider zu selten jund zu wenig sprechen -so zu formulieren, dass mein Gegenüber das auch verstehen kann, das ist gar nicht so einfach. Wirklich gute Formulierungen enstehen erst im Laufe der Zeit, wenn man häufiger versucht hat, das auszudrücken.

 

Der Wunsch nach einem intensiveren Gebetsleben ist für mich ebenso nachvollziehbar wie ich glaube, dass dieser Wunsch ab einem gewissen Punkt besser nicht erfüllt wird: Gebet hat etwas ekstatisches, in den Begegenungen mit den Anderen erfahre iich mich selbst als lebendig, und diese Erfahrung drängt mich dazu, befähigt mich dazu, vor IHN zu treten udn IHM nahe zu sein. Und dann stehe ich vor IHM, vor dem gewaltigen Abgrund seiner Größe und Zugewandtheit, seiner vertrauten Fremdartigkeit, seiner Verheißung, dass es unendlich mehr gibt - und wie aus jedem Abgrund so auch hier gibt es die Verlockung, sich hinein zu stürzen - und das Wissen, dass das keine gute Idee ist. Dahin zieht es mich wieder und wieder - und doch weiß ich, dass ich mich wieder und wieder den Menschen zuwenden muss, weil diese Zuwendung mich wieder an den Abgrund führen wird und zugleich verhindert, mich in IHM zu verlieren.

bearbeitet von Chrysologus
Geschrieben (bearbeitet)
On 6/23/2025 at 11:58 AM, Chrysologus said:

Ich pflege das Gebet selten so intensiv und Regelmäßig wie am Rande von Freizeiten, Fahrten und Lagern. Zum einen ist es für mich auch ein bewusstes ausklinken für einige Minuten, ein Rückzugsraum, Neudeutsch Me-Time. Und ein Raum, die Anliegen, die an mich heran getragen wurden, die Erfahrungen, die mit mir geteilt wurden, vor den Augen Gottes zu bedenken. Und ein Ort, Segen für die mir anvertrauten zu erbitten. Aber mich tragen die Momente, in denen ich die Gruppen erlebe, mit denen und für die ich arbeite - sei es in der Gruppenstunde, auf einem Wölflingshike, im Lager oder mit tausenden in Westernohe.


Ich kann die Situation, dass ein Wechsel in der äußeren Situation auch zu einem inneren Wandel führt, sehr gut nachvollziehen. (Ich kenne Deinen äußeren Wechsel nicht genau, also bitte nicht böse sein, wenn ich auf Holzwegen wandeln sollte. Ich formuliere nur nach dem vagen Eindruck.)

Mit geht es in diesem Sinne ebenso, und ich meine mich da tatsächlich von Gott geführt zu sehen. Nicht, dass er bestimmte Aufgaben für mich vorgesehen hatte, ich bin unbedeutend, aber ich denke, wir sind immer wieder im Leben gefragt, uns zu wandeln. Und die äußere Situation erfordert dann auch, innerlich nachzukommen, weil die Aufgabe eigentlich zu groß ist. Wenn ich nicht intensiv gebetet hätte, wäre ich gescheitert, und das Gelungene ist mir für mein Gefühl v.a. auch „geschenkt“ worden, weil die Herausforderungen nie zu groß geworden sind. Ich sehe Kollegen, die zerbrochen, aber auch viele andere, die mir an Kompetenz um Lichtjahre voraus sind - wie ist meine Rolle in diesem „Spiel“, das helfen heißt? Ich denke, das zu bewältigen, steht wirklich in Gottes Hand, weil die Herausforderungen immer zu groß sein können - und ich zugeben muss, dass es niemals eine „Erfolgsgarantie“ gibt. Wenn wir mit und für andere wirken, gehört das dazu; Dankbarkeit, nochmal davon gekommen zu sein, dass es nicht über eigene Kraft oder die der anderen ging, eine echte Hilfe gewesen zu sein, die Hoffnung, dass auch das verlöschende Licht keine endgültige Niederlage ist. 
All das macht Gebet in meinen Augen intensiver und herausfordernder - und die spirituelle „me-time“ auch notwendiger.

Vielleicht ja doch ein Zeichen, dass wir die Aufforderungen, die das Leben von Zeit und Zeit stellt, erkannt haben?

Für mich hoffe ich jedenfalls, noch ein bisschen „mitspielen“ zu dürfen.

bearbeitet von Shubashi
Geschrieben
vor 17 Stunden schrieb gouvernante:

Es ist schwer, inneres Erleben in Worte zu fassen.

Ja. Aber es ist mir immer wieder ein großes inneres Bedürfnis, es trotzdem zu tun und ich bin unendlich dankbar, wenn ich beschenkt werde, mit einer Antwort, bei der ich das Gefühl habe, da ahnt jemand, was ich sagen will...❤️

Geschrieben
vor 1 Stunde schrieb Chrysologus:

Gebet hat etwas ekstatisches, in den Begegenungen mit den Anderen erfahre iich mich selbst als lebendig, und diese Erfahrung drängt mich dazu, befähigt mich dazu, vor IHN zu treten udn IHM nahe zu sein. Und dann stehe ich vor IHM, vor dem gewaltigen Abgrund seiner Größe und Zugewandtheit, seiner vertrauten Fremdartigkeit, seiner Verheißung, dass es unendlich mehr gibt - und wie aus jedem Abgrund so auch hier gibt es die Verlockung, sich hinein zu stürzen - und das Wissen, dass das keine gute Idee ist. Dahin zieht es mich wieder und wieder - und doch weiß ich, dass ich mich wieder und wieder den Menschen zuwenden muss, weil diese Zuwendung mich wieder an den Abgrund führen wird und zugleich verhindert, mich in IHM zu verlieren.

Vielen, vielen Dank Chryso... Das berührt mich sehr. Ich hab grad Tränen in den Augen.

 

 

Ich wollte etwas ähnliches auch schon schreiben, dass es sich anfühlt, als würde es zu einer Art Sucht werden. Ich hatte nicht die richtigen Worte dafür. Danke.

 

Und ich erinnere mich, dass @Weihrauch schon mal etwas ähnliches formuliert hat. Dass man manchmal am liebsten gar nicht mehr "zurück" möchte. Und doch genau spürt, dass es nicht richtig wäre, dauerhaft in so einem Zustand zu sein...

Geschrieben
15 minutes ago, Aleachim said:

Vielen, vielen Dank Chryso... Das berührt mich sehr. Ich hab grad Tränen in den Augen.

 

 

Ich wollte etwas ähnliches auch schon schreiben, dass es sich anfühlt, als würde es zu einer Art Sucht werden. Ich hatte nicht die richtigen Worte dafür. Danke.

 

Und ich erinnere mich, dass @Weihrauch schon mal etwas ähnliches formuliert hat. Dass man manchmal am liebsten gar nicht mehr "zurück" möchte. Und doch genau spürt, dass es nicht richtig wäre, dauerhaft in so einem Zustand zu sein...


Ein paar Mal hat der Pater am Ende der Exerzitien folgenden Witz erzählt:

„Der Ortspastor kommt von seinen Einkehrtagen zurück und ist begeistert und motiviert. Um ein deutliches Zeichen für seine Umkehr setzt er einen dicken Wackerstein in seinen Vorgarten und bringt die Inschrift darauf an: „Hier liegt der alte Adam!“

Eine Woche später klebt darunter ein Zettel, des nächtens von einem Gemeindmitglied angebracht:

“Auferstanden am dritten Tag!“

 

Ich denke nicht, dass unser Exerzitienmeister uns damit veralbern wollte, sondern einfach darauf hinweisen wollte, dass auch die besten Erfahrungen sich der Realität stellen müssen, und die Schule des Gebets die Wüstenstrecken zwischen den Oasen kennen muss. 
Die Schule der Zen-Praxis hat die immer wieder geübte Zurückweisung des Schülers sogar zu einem wichtigen Motivationsmittel gemacht - damit wir uns nicht an eine bestimmte Form klammern und eben auch in der Unerschütterlichkeit wachsen.

(Wahrscheinlich ist das alles längst bekannt, weil es eigentlich alle guten spirituellen Lehrer kennen. Ich wollte es nur noch mal erwähnen, denn der Weg ist lang und wenn der Geschmack der Wüste irgendwann auch ein guter Freund ist, wird es auch ein bisschen leichter.)

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