Frey Geschrieben 29. Mai Melden Geschrieben 29. Mai (bearbeitet) Das Erste Konzil von Nicäa im Jahr 325 n. Chr. war ein Wendepunkt der Kirchengeschichte – theologisch, politisch und institutionell. Es wurde von Kaiser Konstantin I. einberufen, der nach seinem Sieg über Licinius die Alleinherrschaft im Römischen Reich errungen hatte. Konstantin erkannte, dass die innere Einheit der Kirche auch für die Stabilität seines Reiches entscheidend war. Der unmittelbare Anlass war der erbitterte Streit um die Lehre des Arius aus Alexandria, der behauptete, Jesus Christus sei nicht wesensgleich mit Gott dem Vater, sondern ein geschaffenes Wesen. Diese Lehre, der sogenannte Arianismus, drohte die junge Kirche zu spalten und die mühsam erlangte Einheit des Reiches zu gefährden. Konstantin lud deshalb über 200, vielleicht sogar mehr als 300 Bischöfe und Theologen aus allen Teilen des Reiches nach Nicäa (heute İznik in der Türkei) ein. Die Anreise war für viele beschwerlich, doch die Bedeutung des Treffens war allen bewusst: Zum ersten Mal in der Geschichte versammelte sich die Kirche zu einem ökumenischen Konzil, um verbindliche Glaubensentscheidungen für die gesamte Christenheit zu treffen. Die meisten Teilnehmer kamen aus dem Osten des Reiches, aber auch einige Vertreter aus dem Westen waren anwesend. Im Zentrum der Beratungen stand die Frage: Ist Jesus Christus wirklich Gott, also wesensgleich („homoousios“) mit dem Vater, oder ist er ein Geschöpf, wie Arius lehrte? Die Debatten waren leidenschaftlich und kontrovers. Athanasius, damals noch Diakon, verteidigte die volle Göttlichkeit Christi mit Nachdruck: Nur wenn Christus wahrhaft Gott sei, könne er auch Heil und Erlösung bringen. Die Gegner, die Arianer, hielten dagegen, dass Christus zwar einzigartig, aber dennoch geschaffen sei. Kaiser Konstantin selbst griff moderierend ein und drängte auf eine Einigung. Am Ende setzte sich die Position der Trinitarier durch. Das Konzil verabschiedete das berühmte Nicäische Glaubensbekenntnis, in dem es heißt, dass Jesus Christus „wahrer Gott aus wahrem Gott, gezeugt, nicht geschaffen, wesensgleich (griechisch: homoousios) mit dem Vater“ ist. Diese Formulierung wurde zum Maßstab des christlichen Glaubens und ist bis heute in vielen Kirchen weltweit in Gebrauch. Der Arianismus wurde verurteilt, Arius und einige seiner Anhänger wurden exkommuniziert oder verbannt. Neben der Klärung der Christologie befasste sich das Konzil auch mit praktischen Fragen, etwa der einheitlichen Festlegung des Osterdatums und disziplinarischen Regeln für das kirchliche Leben. Die Kanones des Konzils erhielten unter der Autorität Konstantins Gesetzeskraft für die gesamte Reichskirche – ein Novum, das die Kirche institutionell und rechtlich auf eine neue Stufe hob. Das Erste Konzil von Nicäa markierte somit nicht nur eine theologische, sondern auch eine gesellschaftliche Zäsur: Die Kirche wurde zum stabilisierenden Faktor im Reich, ihre Lehre verbindlich festgelegt und ihre Einheit gestärkt. Die Nachwirkungen des Konzils prägten die Theologie und das kirchliche Selbstverständnis bis heute – und der Streit um die rechte Lehre, der in Nicäa seinen ersten Höhepunkt fand, sollte die Kirche noch jahrzehntelang beschäftigen. Dazu auch ein Podcast Tipp im Deutschlandfunk Nova: Das Konzil von Nicäa 325 n. Chr. bearbeitet 29. Mai von Frey 1 Zitieren
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