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Weckruf von Clódovis Boff


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Geschrieben

P. Clódovis Boff, Befreiungstheologe (allerdings nicht mehr der marxististischen Interpretation zuneigend - das Thema wäre einen eigenen Thread wert), hat einen imposanten Brief an die CELAM geschrieben, einen offenen Brief (den ich deswegen auch zitieren kann). Als ich ihn heute morgen las, war mir klar, daß er genausogut für die Kirche in Europa gelten kann. Die Reaktion in der Praxis dort vor Ort würde mich interessieren, ich bin aber skeptisch. Die Entscheider sind in den 80ern theologisch sozialisiert worden und hängen da noch fest, vermute ich (wie hierzulande auch).

Ich habe den Brief mal durch DeepL gejagt, die Übersetzung ist (etwas korrigiert) in Ordnung (Quelle des Briefs auf Spanisch).

 

Der Brief ist sehr lang, in seiner Gänze lesenswert:


 

Zitat

 

Liebe Brüder Bischöfe,

 

    ich habe die Botschaft gelesen, die Sie am Ende der 40. Versammlung Ende Mai in Rio veröffentlicht haben. Welche guten Nachrichten habe ich in dieser Botschaft gefunden? Verzeihen Sie mir meine Offenheit: keine. Sie, die Bischöfe des CELAM, wiederholen immer wieder dasselbe Lied: Soziales, Soziales, Soziales. Das tun Sie seit mehr als fünfzig Jahren. Liebe ältere Brüder, sehen Sie nicht, dass diese Musik schon langweilig wird? Wann werden Sie uns die gute Nachricht über Gott Vater, Christus und seinen Geist verkünden? Über Gnade und Erlösung? Über die Bekehrung des Herzens und die Meditation des Wortes? Über das Gebet und die Anbetung, die Verehrung der Mutter des Herrn und andere ähnliche Themen? Wann werdet ihr uns endlich eine wirklich religiöse und spirituelle Botschaft verkünden?

 

    Das ist genau das, was wir heute am meisten brauchen und worauf wir schon so lange warten. Mir kommen die Worte Christi in den Sinn: Die Kinder bitten um Brot, und ihr gebt ihnen einen Stein (Mt 7,9). Selbst die säkulare Welt hat genug von der Säkularisierung und sucht nach Spiritualität. Aber nein, Sie bieten ihnen weiterhin das Soziale und immer nur das Soziale; vom Spirituellen nur ein paar Krümel. Und dabei sind Sie die Hüter des wichtigsten Reichtums, den die Welt am meisten braucht und den ihr ihr in gewisser Weise vorenthaltet. Die Seelen verlangen das Übernatürliche, und Sie bestehen darauf, ihnen das Natürliche zu geben. Dieses Paradoxon zeigt sich sogar in den Pfarreien: Während die Laien gerne Zeichen ihrer katholischen Identität zeigen (Kreuze, Medaillen, Schleier und Blusen mit religiösen Motiven), schwimmen Priester und Nonnen gegen den Strom und treten ohne jegliche Erkennungszeichen auf.

 

    Dennoch wagen Sie mit großer Überzeugung zu sagen, dass Sie die „Rufe” des Volkes hören und sich der „Herausforderungen” der heutigen Zeit „bewusst” sind. Hören Sie wirklich zu oder bleiben Sie an der Oberfläche? Ich lese Ihre Liste der „Rufe” und „Herausforderungen” der heutigen Zeit und stelle fest, dass sie nichts anderes enthält als das, was gewöhnliche Journalisten und Soziologen sagen. Hören Sie denn nicht, wie aus den Tiefen der Welt heute ein gewaltiger Schrei zu Gott emporsteigt? Ein Schrei, den sogar viele nicht-katholische Analysten bereits hören? Ist es nicht gerade die Daseinsberechtigung der Kirche und ihrer Amtsträger, diesen Schrei zu hören und ihm eine Antwort zu geben, eine echte und vollständige Antwort? Regierungen und NGOs sind dafür da, sich um die sozialen Schreie zu kümmern. Die Kirche kann sich zweifellos nicht heraushalten, aber sie ist nicht die Hauptakteurin auf diesem Gebiet. Ihr Wirkungsbereich ist ein höherer: Sie muss genau auf den Schrei antworten, der Gott sucht.

 

    Ich weiß, dass Sie als Bischöfe Tag und Nacht unter dem Druck der öffentlichen Meinung stehen, sich als „progressiv” oder „traditionalistisch”, „rechts” oder „links” zu definieren. Aber sind das die richtigen Kategorien für Bischöfe? Sind sie nicht vielmehr „Männer Gottes” und „Diener Christi”? In dieser Frage ist der heilige Paulus eindeutig: „Die Menschen sollen uns als Diener Christi und Verwalter der Geheimnisse Gottes betrachten” (1 Kor 4,1). Es ist nicht überflüssig, hier daran zu erinnern, dass die Kirche in erster Linie ein „Heilsgeheimnis” ist und nicht einfach eine soziale Institution, ob progressiv oder nicht. Sie existiert, um Christus und seine Gnade zu verkünden. Das ist ihr Hauptziel, ihre größte und dauerhafte Verpflichtung. Alles andere ist zweitrangig. Verzeihen Sie mir, liebe Bischöfe, wenn ich Sie an etwas erinnere, was Sie bereits wissen. Aber wenn Sie es wissen, warum kommt dann all dies nicht in Ihrer Botschaft und in den Schriften des CELAM im Allgemeinen zum Ausdruck? Wenn man sie liest, kommt man fast unweigerlich zu dem Schluss, dass das große Anliegen der Kirche auf unserem Kontinent heute nicht die Sache Christi und sein Heil ist, sondern soziale Anliegen wie Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie, die Sie in Ihrer Botschaft wie eine Litanei erwähnen.

 

    Der gleiche Brief, den Papst Leo an den CELAM über dessen Präsidenten sandte, spricht unmissverständlich von der „dringenden Notwendigkeit, daran zu erinnern, dass es der Auferstandene ist, der unter uns gegenwärtig ist, der die Kirche beschützt und leitet und sie in der Hoffnung wiederbelebt“ usw. Der Heilige Vater erinnert Sie auch daran, dass die eigentliche Mission der Kirche, in seinen eigenen Worten, darin besteht, „vielen Brüdern und Schwestern zu begegnen, um ihnen die Botschaft der Erlösung durch Jesus Christus zu verkünden”. Wie lautete jedoch Ihre Antwort an den Papst? In dem Brief, den Sie ihm geschrieben haben, haben Sie diese päpstlichen Warnungen mit keinem Wort erwähnt. Anstatt ihn zu bitten, ihnen zu helfen, die Erinnerung an den Auferstandenen in der Kirche lebendig zu halten und ihren Brüdern das Heil in Christus zu verkünden, baten Sie ihn vielmehr, Sie in ihrem Kampf für „die Förderung von Gerechtigkeit und Frieden“ und „die Anprangerung jeder Form von Ungerechtigkeit“ zu unterstützen. Kurz gesagt, sie sagten dem Papst das alte Lied: „sozial, sozial...”, als hätte er, der jahrzehntelang unter uns gearbeitet hat, es noch nie gehört.

 

   Sie werden sagen: „All diese Wahrheiten sind selbstverständlich, man muss sie nicht ständig wiederholen.“ Das ist nicht wahr, liebe Bischöfe. Wir müssen sie jeden Tag mit neuer Inbrunst wiederholen, sonst gehen sie verloren. Wenn es nicht notwendig wäre, sie immer wieder zu wiederholen, warum hat Papst Leo dann daran erinnert? Wir wissen, was passiert, wenn ein Mann die Liebe seiner Frau für selbstverständlich hält und sich nicht darum kümmert, sie zu nähren. Dies gilt umso mehr in Bezug auf den Glauben und die Liebe zu Christus.
Sicherlich fehlt es in seiner Botschaft nicht an Glaubensbegriffen. Ich lese darin: „Gott“, „Christus“, „Evangelisierung“, „Auferstehung“, „Reich“, „Mission“ und „Hoffnung“. Allerdings sind diese Begriffe nur allgemein in das Dokument eingefügt. Sie haben keinen klaren spirituellen Inhalt. Vielmehr erinnern sie an die übliche Leier „sozial, sozial und sozial“. Nehmen wir zum Beispiel die ersten beiden Wörter, die für unseren Glauben grundlegend und mehr als grundlegend sind: „Gott“ und „Christus“. Was „Gott“ betrifft, so wird er nur in den stereotypen Ausdrücken „Sohn Gottes“ und „Volk Gottes“ erwähnt. Brüder, ist das nicht erstaunlich? Was „Christus” betrifft, so taucht er nur zweimal auf, und zwar beide Male nur beiläufig. Einmal, wenn sie an die 1700 Jahre von Nicäa erinnern und von „unserem Glauben an Christus, den Erlöser” sprechen, was an sich sehr wichtig ist, aber in ihrer Botschaft keinerlei Bedeutung hat. Ich frage mich, warum wir diese immense dogmatische Wahrheit nicht nutzen, um mit aller Kraft das Primat Christi-Gottes zu erneuern, der heute in der Verkündigung und im Leben unserer Kirche so wenig präsent ist.


   Ihre Exzellenzen erklären zu Recht, dass Sie sich eine Kirche wünschen, die „Heimat und Schule der Gemeinschaft” und darüber hinaus „barmherzig, synodal und aufbruchstüchtig” ist. Und wer wünscht sich das nicht? Aber wo ist Christus in diesem Idealbild der Kirche? Eine Kirche, die Christus nicht als Grund ihres Seins und Sprechens hat, ist nach den Worten von Papst Franziskus nichts anderes als eine „fromme NGO”. Ist es nicht genau das, worauf unsere Kirche zusteuert? Im besten Fall werden die Gläubigen, anstatt Agnostiker zu werden, manchmal evangelikal. In jedem Fall verliert unsere Kirche ihre Schafe. Wir sehen um uns herum leere Kirchen, Seminare und Klöster. In unserem Amerika haben sieben oder acht Länder keine katholische Mehrheit mehr. Brasilien selbst ist auf dem Weg, „das größte ex-katholische Land der Welt” zu werden, wie es ein bekannter brasilianischer Schriftsteller [Nelson Rodrigues] formuliert hat. Dieser anhaltende Niedergang scheint Sie jedoch nicht sonderlich zu beunruhigen. Mir kommt die Anklage des Propheten Amos an die Führer des Volkes in den Sinn: „über den Untergang Josefs sorgt ihr euch nicht" (Am 6,6). Es ist seltsam, dass Sie angesichts eines so offensichtlichen Rückgangs in Ihrer Botschaft kein Wort darüber verlieren. Noch schlimmer ist, dass die nicht-katholische Welt mehr über dieses Phänomen spricht als die Bischöfe, die es vorziehen zu schweigen. Wie könnte man hier nicht an die Anschuldigung der „stummen Hunde“ denken, die der heilige Gregor der Große vorbrachte und die vor einigen Tagen der heilige Bonifatius [in der Lesehore] wiederholte?


   Sicherlich befindet sich die Kirche in unserem Amerika nicht nur in einem Prozess des Niedergangs, sondern auch des Aufstiegs. Sie selbst bekräftigen in Ihrer Botschaft, dass unsere Kirche „weiterhin kräftig schlägt” und dass aus ihr „Samen der Auferstehung und Hoffnung” sprießen. Aber wo sind diese „Samen“, liebe Bischöfe? Sie scheinen nicht im sozialen Bereich zu liegen, wie man sich vorstellen könnte, sondern im religiösen. Sie finden sich vor allem in den erneuerten Pfarreien sowie in den neuen Bewegungen und Gemeinschaften, die von dem befruchtet werden, was Papst Franziskus als „Strömung charismatischer Gnade“ bezeichnet hat, deren bekannteste Form die Katholische Charismatische Erneuerung ist. Obwohl diese Ausdrucksformen der Spiritualität und Evangelisierung den Teil der Kirche ausmachen, der unsere Kirchen (und die Herzen der Gläubigen) am meisten erfüllt, haben sie in der Botschaft der Bischöfe nicht einen einzigen Gruß verdient. Doch gerade dort, in dieser spirituellen Keimzelle, liegt die Zukunft unserer Kirche. Ein beredtes Zeichen für diese Zukunft ist, dass wir im sozialen Bereich derzeit fast nur „graue Köpfe” sehen, während im spirituellen Bereich ein massiver Zustrom junger Menschen zu beobachten ist.

 

   Liebe Bischöfe, ich glaube schon Ihre unterdrückte und vielleicht empörte Reaktion zu hören: „Aber sollte die Kirche dann mit dieser angeblich „spirituellen“ Rede die Armen, die soziale Gewalt, die ökologische Zerstörung und so viele andere soziale Dramen jetzt beiseite lassen? Wäre das nicht ein Zeichen von Blindheit und sogar Zynismus?“ Einverstanden, Brüder. Dass sich die Kirche in solche Dramen einmischen muss, ist unbestreitbar. Die eigentliche Frage lautet jedoch: Wenn sich die Kirche in solche Dramen einmischt, tut sie das dann im Namen Christi? Sind ihr soziales Engagement und das ihrer Aktivisten wirklich vom Glauben und, auch wenn es redundant ist, vom christlichen Glauben geprägt? Wenn die Kirche sich in den sozialen Kampf einmischt, ohne von ihrem Glauben, dem christologischen Glauben, informiert und beseelt zu sein, wird sie nicht mehr tun als jede andere NGO. Sie wird also „mehr vom Gleichen“ tun und mit der Zeit wird es noch schlimmer werden: Ihr soziales Handeln wird inkonsequent sein, denn ohne den Sauerteig eines lebendigen Glaubens wird der soziale Kampf selbst pervertiert: Von einem befreienden wird er zu einem ideologischen und schließlich zu einem unterdrückenden Kampf. Dies ist die klare und ernste Warnung, die der heilige Paul VI. (Evangelii nuntiandi 35) vor der damals aufkommenden „Befreiungstheologie” ausgesprochen hat (eine Warnung, die, wie wir gesehen haben, von dieser Theologie überhaupt nicht beherzigt wurde).


   Liebe ältere Brüder, lassen Sie mich Ihnen eine Frage stellen: Wohin wollen Sie unsere Kirche führen? Sie sprechen viel vom „Reich”, aber was ist der konkrete Inhalt dieses „Reiches”? Da Sie so viel vom Aufbau einer „gerechten und brüderlichen Gesellschaft” sprechen (ein weiteres Ihrer Mantras), könnte man meinen, dass diese Gesellschaft der zentrale Inhalt des „Reiches” ist, von dem Sie sprechen. Ich ignoriere nicht den Teil der Wahrheit, der darin steckt. Allerdings sagen Sie nichts über den Hauptinhalt des „Reiches”, d. h. das Reich, das heute in unseren Herzen gegenwärtig ist und morgen seine Vollendung finden wird. In Ihrer Rede gibt es keine Eschatologie. Zwar sprechen Sie zweimal von „Hoffnung”, aber in einer so vagen Weise, dass angesichts der sozialen Ausrichtung Ihrer Botschaft niemand, der dieses Wort aus Ihrem Mund hört, den Blick zum Himmel erheben würde. Ich leugne nicht, liebe Brüder, dass der Himmel auch eure „große Hoffnung“ ist, aber warum schämt ihr euch dann, laut und deutlich, wie so viele Bischöfe in der Vergangenheit, über das „Himmelreich“ zu sprechen, und auch über die „Hölle“, über die „Auferstehung der Toten“, über das „ewige Leben“ und über andere eschatologische Wahrheiten, die so viel Licht und Kraft für die Kämpfe der Gegenwart bieten, zusätzlich zum letzten Sinn von allem? Nicht, dass das irdische Ideal einer „gerechten und brüderlichen Gesellschaft” nicht schön und großartig wäre. Aber nichts ist vergleichbar mit der himmlischen Stadt (Phil 3,20; Hebr 11,10.16), deren Bürger und Arbeiter wir glücklicherweise durch unseren Glauben sind und deren große Baumeister Sie durch Ihr bischöfliches Amt sind. Ja, Sie werden auch zur irdischen Stadt beitragen, aber das ist nicht Ihre Spezialität, sondern die der Politiker und Sozialaktivisten.


   Ich möchte glauben, dass die pastorale Erfahrung vieler von Ihnen als Bischöfe reichhaltiger und sogar vielfältiger ist, als es aus Ihrer Botschaft hervorgeht. Das liegt daran, dass die Bischöfe nicht dem CELAM (der lediglich ein Organ in ihrem Dienst ist) unterstehen, sondern nur dem Heiligen Stuhl (und natürlich Gott) und somit die Freiheit haben, ihren jeweiligen Kirchen die pastorale Linie aufzuerlegen, die sie für die beste halten. Dies führt manchmal zu einer legitimen Dissonanz mit der vom CELAM vorgeschlagenen Linie. Es gibt noch eine weitere Dissonanz: die zwischen den reichhaltigen Dokumenten der Generalkonferenzen des CELAM und der restriktiveren Linie des CELAM selbst. Mit Ihrer Erlaubnis würde ich noch eine dritte Dissonanz hinzufügen, die Ihnen näher liegt: die, die zwischen dem bischöflichen Lehramt und den theologischen Beratungsgremien auftreten kann und oft auftritt, also zwischen den Bischöfen und den Verfassern ihrer Dokumente. Trotz all dieser Diskrepanzen, die uns ein sehr unterschiedliches Bild von der Situation unserer Kirche vermitteln, scheint Ihre Botschaft zum 70-jährigen Jubiläum des CELAM ein getreues Spiegelbild der allgemeinen Situation unserer Kirche zu sein: einer Kirche, die dem Sozialen Vorrang vor dem Religiösen einräumt. Und Sie, die Bischöfe des CELAM, wollten Ihre 40. Generalversammlung nutzen, um Ihr „Engagement” zu erneuern, diesen Kurs fortzusetzen, d. h. dem Sozialen Vorrang einzuräumen. Und Sie haben beschlossen, diese Option mit aller Entschlossenheit und ausdrücklich wieder aufzunehmen, wie die dreifache Verwendung der Wörter „erneuern” und „Engagement” zeigt.

 

   Ich verstehe, liebe Bischöfe, ohne etwas rechtfertigen zu wollen, dass Sie, indem Sie zu Recht auf sozialen Fragen und ihren schmerzlichen Dramen beharrt haben, das Religiöse in den Hintergrund gedrängt haben, ohne natürlich dessen Vorrang zu leugnen. Dies war in der Tat ein Prozess, der fast unbemerkt und nicht ohne große Gefahr in Medellín [auf der Zweiten Generalkonferenz des lateinamerikanischen Episkopats 1968] begann und bis zu uns fortgesetzt wurde. Sie wissen jedoch aus Erfahrung, dass der Vorrang des Religiösen verloren geht, wenn man es nicht so schnell wie möglich aus diesem Schatten holt und es durch Reden und Taten ans Licht bringt. Das ist mit der zentralen Figur Christi geschehen: Sie wurde in den Hintergrund gedrängt. Wenn man ihn weiterhin als Herrn und Haupt der Kirche und der Welt bekennt, dann nur oberflächlich oder fast oberflächlich. Der Beweis für diesen langsamen Verfall liegt vor unseren Augen: der Niedergang unserer Kirche. Wenn wir diesen Weg weitergehen, werden wir immer mehr verfallen. All dies, weil leider, noch bevor die Zahl der Gläubigen zurückging, die Inbrunst des Glaubens, des Glaubens an Christus, das dynamische Zentrum der Kirche, nachließ. Wie Sie sehen, Brüder, sind es die Zahlen, die uns alle, aber insbesondere die Bischöfe des CELAM, dazu herausfordern, die allgemeine Ausrichtung unserer Kirche zu korrigieren, damit sie, wenn wir unsere Entscheidung für Christus mit Inbrunst wieder aufnehmen, wieder an Qualität und Quantität zunimmt.

  
   Es ist daher höchste Zeit, Christus aus dem Schatten zu holen und ihn ins volle Licht zu rücken. Es ist Zeit, ihm seinen absoluten Vorrang zurückzugeben, sowohl in der Kirche ad intra (im individuellen Bewusstsein, in der Spiritualität und in der Theologie) als auch in der Kirche ad extra (in der Evangelisierung, in der Ethik und in der Politik). Die Kirche unseres Kontinents muss dringend zu ihrem wahren Zentrum, zu ihrer „ersten Liebe” (Offb 2,4) zurückkehren. Ein Vorgänger von Ihnen, der heilige Bischof Cyprian, forderte dies mit den folgenden lapidaren Worten: „Stelle nichts über Christus” (Christo nihil omnino praeponere). Liebe Bischöfe, bitte ich Sie damit um etwas Neues? Keineswegs. Ich erinnere Sie lediglich an die offensichtlichste Forderung des Glaubens, des „alten und immer neuen” Glaubens: die absolute Entscheidung für Christus, den Herrn, die bedingungslose Liebe zu ihm, die besonders von Ihnen verlangt wird, wie er es von Petrus verlangte (Joh 21,15-17). Es ist daher dringend notwendig, einen starken und systematischen Christozentrismus klar und entschlossen anzunehmen und zu praktizieren; einen wahrhaft „überwältigenden“ Christozentrismus, wie es Johannes Paul II. ausdrückte. Es geht keineswegs darum, in einen entfremdenden Christomonismus zu verfallen (beachten Sie das Wort „Christomonismus“). Es geht darum, einen offenen Christozentrismus zu leben, der alles durchdringt und verwandelt: die Menschen, die Kirche und die Gesellschaft.

 

   Wenn ich es gewagt habe, mich direkt an Sie, liebe Bischöfe, zu wenden, dann deshalb, weil ich seit einiger Zeit mit Bestürzung wiederholte Anzeichen dafür sehe, dass unsere geliebte Kirche einer großen Gefahr ausgesetzt ist: der Gefahr, sich von ihrem spirituellen Wesen zu entfernen, zum Nachteil ihrer selbst und der Welt. Wenn das Haus brennt, kann jeder schreien. Da wir unter Brüdern sind, vertraue ich Ihnen noch ein letztes Mal etwas an. Nachdem ich Ihre Botschaft gelesen hatte, überkam mich ein Gefühl, das ich vor fast 20 Jahren hatte, als ich die wiederholten Fehler der Befreiungstheologie nicht länger ertragen konnte und aus tiefster Seele ein solcher Impuls in mir aufstieg, dass ich mit der Faust auf den Tisch schlug und sagte: „Es reicht! Ich muss sprechen.“ Es ist ein ähnlicher innerer Impuls, der mich dazu bewegt, diesen Brief zu schreiben, in der Hoffnung, dass der Heilige Geist etwas damit zu tun hat.

 

Ich bitte die Mutter Gottes, das Licht desselben Geistes auf euch, liebe Bischöfe, herabzurufen, und unterzeichne als Bruder und Diener:

 

P. Clodovis M. Boff, OSM
Rio Branco (Acre), 13. Juni 2025, Fest des heiligen Antonius, Kirchenlehrer

 

 

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Geschrieben

Wow, gewaltig 😍! Danke dafür! 

 

Besonders gefällt mir

 

vor 1 Stunde schrieb rorro:

"Mir kommen die Worte Christi in den Sinn: Die Kinder bitten um Brot, und ihr gebt ihnen einen Stein (Mt 7,9). Selbst die säkulare Welt hat genug von der Säkularisierung und sucht nach Spiritualität."

Ich werde noch was dazu schreiben, habe heute nur sehr wenig Zeit.

Geschrieben (bearbeitet)

Vielen Dank für die Postierung und Übersetzung dieses Briefes von Clodovis Boff. Du hast vollkommen recht, seine Gedanken über den Grundauftrag der Kirche sind ganz grundsätzlicher Art und treffen auch die Kirchen Europas in den Kern. 

 

In der Tat, muss sich die Kirche zu allen Zeiten und in allen Kulturen die Frage stellen: Was ist unser eigener, ganz spezieller Auftrag, was ist unsere besondere  "Mission" ? 

 

Die Worte des Auferstandenen: 

"Ihr sollt ( werdet ) meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde."

 

Manchmal hat man den Eindruck, die Kirche will bei allen möglichen politischen, gesellschaftlichen Fragen "mitreden"... um in irgendeiner Form auch heute noch von "der Gesellschaft", von den politischen Akteuren "anerkannt" zu werden, es geht  um die Frage ihrer bleibenden "Relevanz..."

 

In meinem Verweis auf Jürgen Habermas möchte ich ja gerade auf diesen kuriosen Sachverhalt aufmerksam machen: Habermas erkennt in seinem Blick "von außen", als dezidiert nichtreligiöser Zeitgenosse ( er bezeichnet sich als "religiös unmusikalisch" ),  dass der Kern der Religion und - das ist das Entscheidende - die bleibende "Relevanz" für eine nichtreligiöse Gesellschaft, eben gerade nicht im sozialen, politischen Engagement liegt, sondern in der gottesdienstlichen Praxis, der Liturgie...  

 

Clodovis Boff schreibt seinen Brief aufgrund seines brasilianischen Kontextes. Die katholische Kirche hat in diesem Land in den letzten 30 / 40 Jahren erschreckend viele Mitglieder verloren. Die Ursache sind natürlich sehr vielfältig. Aber auffällig ist doch, dass viele "Ex-Katholiken" eine neue spirituelle Heimat in evangelikalen Freikirchen finden, die sich schlicht um das "Seelenheil" der Gläubigen kümnern, wie fragwürdig das immer auch aussieht. Andererseits schlägt in Brasilien mit Sicherheit der eklatante Priestermangel und die fehlenden Berufungen zum Ordensleben durch, sodass die Kirche "vor Ort" oftmals nicht mehr im genügenden Maße "präsent" ist und die Menschen bei den evangelischen Kirchen anheuern. 

 

 

bearbeitet von Cosifantutti
Geschrieben

 

Boff (jr.) kritisiert in einem offenen Brief an die Bischöfe des CELAM (Lateinamerikanischer Bischofsrat) deren Fokussierung auf soziale Themen in ihrer offiziellen Botschaft und bemängelt das Fehlen einer explizit religiösen, spirituellen und christozentrischen Verkündigung. Er wirft den Bischöfen vor, über Jahrzehnte hinweg soziale Anliegen wie Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie zu betonen, während zentrale Glaubensinhalte – wie die Verkündigung Christi, Gnade, Erlösung und Eschatologie – vernachlässigt oder nur oberflächlich behandelt würden. Er sieht darin eine Ursache für den Niedergang der katholischen Kirche in Lateinamerika und fordert eine Rückbesinnung auf das religiöse und spirituelle Zentrum, insbesondere auf Christus als Mittelpunkt. Er warnt davor, dass die Kirche sonst Gefahr laufe, zu einer bloßen NGO zu werden, und fordert einen „überwältigenden Christozentrismus“. Der Brief endet mit einem Appell, Christus wieder ins Zentrum des kirchlichen Lebens und Handelns zu

 

Boff äußert eine tiefe Enttäuschung über die Entwicklung „seiner“ Kirche. Die wiederholte Betonung von „es reicht!“ und die Schilderung eines inneren Impulses, sich Gehör zu verschaffen, deuten auf einen hohen Leidensdruck und das Bedürfnis nach Sinn und Identität hin. Die Kirche wird als Institution beschrieben, die ihre eigene Identität verloren hat. Er projiziert seine Sehnsucht nach spiritueller Tiefe und Zugehörigkeit auf die Institution und beklagt deren „Verweltlichung“. Dies spiegelt eine klassische Identitätskrise wider, wie sie auch Individuen erleben, wenn zentrale Werte und Sinnangebote wegbrechen.

Frühere Zustände der Kirche („erste Liebe“, „Christozentrismus“) werden idealisiert und er fordert eine Rückkehr zu diesen Ursprüngen. Dies kann als regressiver Bewältigungsmechanismus verstanden werden, um mit der als bedrohlich empfundenen Gegenwart umzugehen.

Er weist die Verantwortung für den Niedergang der Kirche fast ausschließlich den Bischöfen zu. Die Komplexität gesellschaftlicher Veränderungen wird dabei ausgeblendet – ein typischer Abwehrmechanismus, um Ambivalenz und Unsicherheit zu reduzieren.

 

Der Brief ist durchdrungen von einer tiefen Sehnsucht nach Sinn, Transzendenz und spiritueller Erfahrung – grundlegende Bedürfnisse vieler Menschen. Die Argumentation ist jedoch einseitig. Boff stellt soziale Anliegen und spirituelle Verkündigung als Gegensätze dar, obwohl sie sich in der katholischen Soziallehre traditionell ergänzen. Die Reduktion des kirchlichen Auftrags auf reine Spiritualität ignoriert die biblische und theologische Tradition der „option for the poor“ und der sozialen Gerechtigkeit. Die Herausforderungen Lateinamerikas – Armut, Gewalt, soziale Ungleichheit – sind real und betreffen Millionen Menschen. Die Kirche kann sich diesen Problemen nicht entziehen, ohne ihre Glaubwürdigkeit zu verlieren. Der Vorwurf, sie agiere wie eine NGO, unterschätzt die spirituelle Motivation vieler kirchlicher Sozialinitiativen.


Boff verallgemeinert die Haltung der Bischöfe und ignoriert die Vielfalt kirchlicher Praxis in Lateinamerika. Viele Pfarreien, Bewegungen und Bischöfe verbinden erfolgreich soziale Arbeit mit spiritueller Erneuerung. Die Forderung nach einem „überwältigenden Christozentrismus“ und die Idealisierung vergangener Zeiten bergen die Gefahr, gesellschaftliche Entwicklungen und neue Formen von Spiritualität auszublenden. Die Kirche muss sich weiterentwickeln, um relevant zu bleiben. Er arbeitet mit starken Gegensätzen, emotionalen Appellen und apokalyptischen Bildern („Haus brennt“, „Niedergang“), was die sachliche Diskussion erschwert und zu einer Dramatisierung beiträgt.

 

Der Brief ist Ausdruck einer tiefen spirituellen Sehnsucht und einer Sorge um die Identität der Kirche. Er spiegelt klassische Muster von Enttäuschung wider. Inhaltlich bleibt er jedoch einseitig und verkennt die Notwendigkeit, Spiritualität und soziales Engagement als komplementäre Dimensionen kirchlichen Handelns zu begreifen. Eine zukunftsfähige Kirche wird beides brauchen: die klare Verkündigung des Glaubens und ein glaubwürdiges Engagement für die Welt.
 

Geschrieben
vor 7 Minuten schrieb Frey:

Die Argumentation ist jedoch einseitig. Boff stellt soziale Anliegen und spirituelle Verkündigung als Gegensätze dar, obwohl sie sich in der katholischen Soziallehre traditionell ergänzen.

Das dachte ich auch zuerst. Aber er geht ja nochmal darauf ein:

 

vor 2 Stunden schrieb rorro:

"Liebe Bischöfe, ich glaube schon Ihre unterdrückte und vielleicht empörte Reaktion zu hören: „Aber sollte die Kirche dann mit dieser angeblich „spirituellen“ Rede die Armen, die soziale Gewalt, die ökologische Zerstörung und so viele andere soziale Dramen jetzt beiseite lassen? Wäre das nicht ein Zeichen von Blindheit und sogar Zynismus?“ Einverstanden, Brüder. Dass sich die Kirche in solche Dramen einmischen muss, ist unbestreitbar. Die eigentliche Frage lautet jedoch: Wenn sich die Kirche in solche Dramen einmischt, tut sie das dann im Namen Christi? Sind ihr soziales Engagement und das ihrer Aktivisten wirklich vom Glauben und, auch wenn es redundant ist, vom christlichen Glauben geprägt? Wenn die Kirche sich in den sozialen Kampf einmischt, ohne von ihrem Glauben, dem christologischen Glauben, informiert und beseelt zu sein, wird sie nicht mehr tun als jede andere NGO."

 

Geschrieben

Wir hatten das Thema „Christentum in Latein- und Mittelamerika“ ja schon mal hier angesprochen, ebenso den Erfolg der Evangelikalen. 
Die größte dieser Gruppen scheint die „Universal Church of the Kingdom of God“ zu sein. Sie hat wohl etwa 8 Mio. Mitglieder in Brasilien und ist auch in den USA vertreten.

Wenn „Christus“ der Kern ihres Erfolges als katholisches Konkurrenzprojekt wäre, wie ist dann dieser Eintrag bei Wikipedia zu werten:

Quote

The church supported Jair Bolsonarofor president in the 2018 Brazilian general election,[12] which he won.

The UCKG has been accused of cult-like[13][14][15][16] illegal activities and corruption, including money laundering,[17]charlatanism,[18][7][19] and witchcraft,[7] as well as intolerance towards other religions.[20][21] There have also been accusations that the church extracts money from poor members for the benefit of its leaders.[22] In 2000, a London-based UCKG pastor arranged an exorcism which resulted in the death of a child and the conviction of her guardians for murder.[23][24] The UCKG has been subject to bans in several African countries. In 2017 it was alleged to have been adopting children in Portugal and taking them abroad illegally.


Ich denke, man sollte auch ins Auge fassen, dass die Menschen in der Abwendung von der katholischen Kirche von ganz anderen Gründen motiviert werden, als einem Vermissen katholischer „Christuszentriertheit“.

Geschrieben

Dieser Weckruf ist berechtigt. Die KIrche sollte sich mehr auf die charismatischen Gemeinschaften fokussieren, sonst wird sie von ihrer Konkurrenz aus dem Markt gedrängt. Als Laie brauche ich mich zum Glück nicht dafür zu interessieren, aber für Bischöfe sollte das schon ein Thema sein. Bisher war die Kirche recht gut darin, die Erfolgsrezepte anderer für ihre Zwecke fruchtbar zu machen. 

Geschrieben

Ich begrüße die Sehnsucht, die Herr Boff ausdrückt, denn wer Gott nicht sucht, dem kann er kein Vergelter sein. Aber das Evangelium ist doch bereits in der Welt? Keiner kann sagen, er wüßte nicht davon. Was erwartet Herr Boff also, dass seine Amtskirche hinzufügen möge? Erklärende Vertiefungen, Auslegungen hat sie im Verbund mit der globalen Amtskirche doch auch bereits hinzugefügt. Sie soll mehr darüber reden, ihre Verlautbarungen darauf konzentrieren? Aber die Offenbarung ändert sich doch nicht. Wenn man nur darüber redet, dann wiederholt man sich unendlich bis zum Sanktnimmerleinstag. Im Gegensatz dazu, ändert sich die Welt kontinuierlich und es gibt zu ihr immer Neues zu sagen.

 

Ich denke, Herr Boff hat ein typisch katholisches Problem: die Amtskirche muss für alles herhalten, weil sie die weltliche Autorität ist, auf die jeder Gläubige hoffnungsvoll blickt. Und wenn man ein spirituelles Problem hat oder eine Krise, dann muss das natürlich mit der Amtskirche zu tun haben. So gesehen erntet die Amtskirche genau die Frucht, die sie Jahrtausende lang ausgesät hat: Wir sind Mittler zwischen dir, Gläubiger, und Gott, und an uns vorbei oder ohne uns geht gar nichts.

 

Und wenn sich die Gläubigen anderen Kirchen zuwenden, die ihre Hoffnung vermeintlich besser erfüllen, dann hat das die gleiche Ursache: das Evangelium ist nie bei ihnen angekommen, deshalb fokussieren sie ihre Hoffnung auf ein irreführendes weltliches Objekt.

 

Geschrieben
3 minutes ago, Merkur said:

Dieser Weckruf ist berechtigt. Die KIrche sollte sich mehr auf die charismatischen Gemeinschaften fokussieren, sonst wird sie von ihrer Konkurrenz aus dem Markt gedrängt. Als Laie brauche ich mich zum Glück nicht dafür zu interessieren, aber für Bischöfe sollte das schon ein Thema sein. Bisher war die Kirche recht gut darin, die Erfolgsrezepte anderer für ihre Zwecke fruchtbar zu machen. 


Deswegen habe ich mal eine dieser Gruppen vorgestellt. Eine andere wichtige Gruppe sind z.B. die „Pfingstkirchen“ (engl. „Assemblies of God“), die aber wohl div. Spaltungen durchlaufen.

Deswegen frage ich hier ja, was speziell an den Erfolgen der evangelikalen Kirchen in Lateinamerika nachahmbar wäre, ohne z.B. Aspekte wie Kommerzialisierung, Korruption oder Schismata mit aufzunehmen, die eben wohl auch Teil des freikirchlichen Wachstums sind.

Geschrieben (bearbeitet)
vor 48 Minuten schrieb Shubashi:

Deswegen frage ich hier ja, was speziell an den Erfolgen der evangelikalen Kirchen in Lateinamerika nachahmbar wäre, ohne z.B. Aspekte wie Kommerzialisierung, Korruption oder Schismata mit aufzunehmen, die eben wohl auch Teil des freikirchlichen Wachstums sind.

Es gibt ja bereits Versuche in diese Richtung (die Gruppen im ICCRS). Diese und evtl. neu zu gründende Gruppen müssen dann eben versuchen, die Differenzen zwischen dem, was in charismatischen Kreisen gewünscht wird und der traditionellen katholischen Lehre irgendwie zu glätten. Mit der Aufrechterhaltung der Disziplin in religiösen Bewegungen hat die Kirche Erfahrung, daher denke ich, dass sie die Risiken managen kann.  

bearbeitet von Merkur
Geschrieben (bearbeitet)
vor 3 Stunden schrieb Frey:

 

Boff (jr.) kritisiert in einem offenen Brief an die Bischöfe des CELAM (Lateinamerikanischer Bischofsrat) deren Fokussierung auf soziale Themen in ihrer offiziellen Botschaft und bemängelt das Fehlen einer explizit religiösen, spirituellen und christozentrischen Verkündigung. Er wirft den Bischöfen vor, über Jahrzehnte hinweg soziale Anliegen wie Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie zu betonen, während zentrale Glaubensinhalte – wie die Verkündigung Christi, Gnade, Erlösung und Eschatologie – vernachlässigt oder nur oberflächlich behandelt würden. Er sieht darin eine Ursache für den Niedergang der katholischen Kirche in Lateinamerika und fordert eine Rückbesinnung auf das religiöse und spirituelle Zentrum, insbesondere auf Christus als Mittelpunkt. Er warnt davor, dass die Kirche sonst Gefahr laufe, zu einer bloßen NGO zu werden, und fordert einen „überwältigenden Christozentrismus“. Der Brief endet mit einem Appell, Christus wieder ins Zentrum des kirchlichen Lebens und Handelns zu

 

Boff äußert eine tiefe Enttäuschung über die Entwicklung „seiner“ Kirche. Die wiederholte Betonung von „es reicht!“ und die Schilderung eines inneren Impulses, sich Gehör zu verschaffen, deuten auf einen hohen Leidensdruck und das Bedürfnis nach Sinn und Identität hin. Die Kirche wird als Institution beschrieben, die ihre eigene Identität verloren hat. Er projiziert seine Sehnsucht nach spiritueller Tiefe und Zugehörigkeit auf die Institution und beklagt deren „Verweltlichung“. Dies spiegelt eine klassische Identitätskrise wider, wie sie auch Individuen erleben, wenn zentrale Werte und Sinnangebote wegbrechen.

Frühere Zustände der Kirche („erste Liebe“, „Christozentrismus“) werden idealisiert und er fordert eine Rückkehr zu diesen Ursprüngen. Dies kann als regressiver Bewältigungsmechanismus verstanden werden, um mit der als bedrohlich empfundenen Gegenwart umzugehen.

Er weist die Verantwortung für den Niedergang der Kirche fast ausschließlich den Bischöfen zu. Die Komplexität gesellschaftlicher Veränderungen wird dabei ausgeblendet – ein typischer Abwehrmechanismus, um Ambivalenz und Unsicherheit zu reduzieren.

 

Der Brief ist durchdrungen von einer tiefen Sehnsucht nach Sinn, Transzendenz und spiritueller Erfahrung – grundlegende Bedürfnisse vieler Menschen. Die Argumentation ist jedoch einseitig. Boff stellt soziale Anliegen und spirituelle Verkündigung als Gegensätze dar, obwohl sie sich in der katholischen Soziallehre traditionell ergänzen. Die Reduktion des kirchlichen Auftrags auf reine Spiritualität ignoriert die biblische und theologische Tradition der „option for the poor“ und der sozialen Gerechtigkeit. Die Herausforderungen Lateinamerikas – Armut, Gewalt, soziale Ungleichheit – sind real und betreffen Millionen Menschen. Die Kirche kann sich diesen Problemen nicht entziehen, ohne ihre Glaubwürdigkeit zu verlieren. Der Vorwurf, sie agiere wie eine NGO, unterschätzt die spirituelle Motivation vieler kirchlicher Sozialinitiativen.


Boff verallgemeinert die Haltung der Bischöfe und ignoriert die Vielfalt kirchlicher Praxis in Lateinamerika. Viele Pfarreien, Bewegungen und Bischöfe verbinden erfolgreich soziale Arbeit mit spiritueller Erneuerung. Die Forderung nach einem „überwältigenden Christozentrismus“ und die Idealisierung vergangener Zeiten bergen die Gefahr, gesellschaftliche Entwicklungen und neue Formen von Spiritualität auszublenden. Die Kirche muss sich weiterentwickeln, um relevant zu bleiben. Er arbeitet mit starken Gegensätzen, emotionalen Appellen und apokalyptischen Bildern („Haus brennt“, „Niedergang“), was die sachliche Diskussion erschwert und zu einer Dramatisierung beiträgt.

 

Der Brief ist Ausdruck einer tiefen spirituellen Sehnsucht und einer Sorge um die Identität der Kirche. Er spiegelt klassische Muster von Enttäuschung wider. Inhaltlich bleibt er jedoch einseitig und verkennt die Notwendigkeit, Spiritualität und soziales Engagement als komplementäre Dimensionen kirchlichen Handelns zu begreifen. Eine zukunftsfähige Kirche wird beides brauchen: die klare Verkündigung des Glaubens und ein glaubwürdiges Engagement für die Welt.
 

 

Der Text klingt irgendwie so, als hätte eine KI ihn geschrieben.

 

Und auch inhaltlich geht er am Anliegen von C. Boff (der Bruder von Leonardo) vorbei:

 

er stellt keinen Gegensatz von sozial versus christozentrisch auf, sondern erwartet, daß die erste Motivation, die eigentliche Existenzgrundlage für die Kirche, von ihr immer wieder lauthals verkündet wird. Auch beim sozialen Handeln, das er selbst als wichtig bezeichnet. 

 

Man kann bspw. aus säkularen, christlichen, islamischen oder auch buddhistischen Gründen ehrenamtlich Nachhilfeunterricht geben (gibt auch noch andere Gründe). Doch wer als Christ nie über seine Motivation spricht, ist als solcher austauschbar.

bearbeitet von rorro
Geschrieben

Die Kirche in einer Krise der fehlenden Spiritualität in einer nach Spiritualität suchenden Welt? Für Lateinamerika kann ich das nicht beantworten, aber bei uns habe ich dann doch eher den Eindruck als sei die Suche nach Spiritualität ein ziemliches Nischenphänomen.

Geschrieben
vor 3 Minuten schrieb Flo77:

Die Kirche in einer Krise der fehlenden Spiritualität in einer nach Spiritualität suchenden Welt? Für Lateinamerika kann ich das nicht beantworten, aber bei uns habe ich dann doch eher den Eindruck als sei die Suche nach Spiritualität ein ziemliches Nischenphänomen.

Für ein Wohlstandsevangelium gäbe es durchaus Bedarf, man braucht sich ja nur die Nachfrage nach NLP-Veranstaltungen anzuschauen. 

Geschrieben
vor 14 Minuten schrieb rorro:

 

Der Text klingt irgendwie so, als hätte eine KI ihn geschrieben.

 

Und auch inhaltlich geht er am Anliegen von C. Boff (der Bruder von Leonardo) vorbei:

 

er stellt keinen Gegensatz von sozial versus christozentrisch auf, sondern erwartet, daß die erste Motivation, die eigentliche Existenzgrundlage für die Kirche, von ihr immer wieder lauthals verkündet wird. Auch beim sozialen Handeln, das er selbst als wichtig bezeichnet. 

 

Man kann bspw. aus säkularen, christlichen, islamischen oder auch buddhistischen Gründen ehrenamtlich Nachhilfeunterricht geben (gibt auch noch andere Gründe). Doch wer als Christ nie über seine Motivation spricht, ist als solcher austauschbar.


Es fällt auf, dass der Hinweis „klingt wie von einer KI geschrieben“ rasch zur Hand ist, wenn Argumente nicht den eigenen Erwartungen entsprechen. Dabei kann eine gewisse analytische Distanz durchaus helfen, die Debatte aus dem Bann moralischer Empörung zu lösen und Raum für eine sachliche Auseinandersetzung zu schaffen.
Was die Kritik an C. Boff betrifft, so ist selbstverständlich anzuerkennen, dass er die spirituelle Motivation als zentrales Fundament kirchlichen Handelns betont. Allerdings scheint mir entscheidend, dass seine Intervention nicht bei einem konstruktiven Appell verbleibt, sondern in einer sehr öffentlichen und zugespitzten Kritik an den Bischöfen mündet – begleitet von einem deutlichen Gestus moralischer Überlegenheit. Die starke Dramatisierung („Haus brennt“, „Niedergang“) und das wiederholte „es reicht!“ wirken weniger wie ein Beitrag zum Dialog, sondern eher wie eine Form der Abgrenzung und Schuldzuweisung.


Gerade diese Form der öffentlichen Anklage, die suggeriert, den Schlüssel zur eigentlichen Identität der Kirche exklusiv zu besitzen, wirft nicht nur theologische Fragen auf, sondern ist auch pastoral wenig hilfreich. Es ist schwer vorstellbar, dass durch die öffentliche Bloßstellung kirchlicher Verantwortungsträger Menschen zur Kirche zurückfinden – vielmehr besteht die Gefahr, bestehende Gräben zu vertiefen und neue Vorbehalte zu schaffen.
Selbstverständlich sollte christliches Engagement stets aus einer spirituellen Quelle gespeist werden. Doch die Komplexität der Herausforderungen, vor denen die Kirche in Lateinamerika steht, lässt sich kaum auf einen Mangel an expliziter Christozentrik reduzieren. Die Vielfalt kirchlicher Praxis – von der Glaubensverkündigung bis zum sozialen Engagement – zeigt, dass viele Initiativen längst beide Dimensionen miteinander verbinden.
 

Ich nehme es als eine Art christlichen Populismus wahr - warum sollte jemand Bischöfen vertrauen, wenn sie auf diese Weise angegangen werden? Mich überzeugt das nicht.

 

Geschrieben (bearbeitet)
vor 14 Minuten schrieb Frey:

Es fällt auf, dass der Hinweis „klingt wie von einer KI geschrieben“ rasch zur Hand ist, wenn Argumente nicht den eigenen Erwartungen entsprechen. Dabei kann eine gewisse analytische Distanz durchaus helfen, die Debatte aus dem Bann moralischer Empörung zu lösen und Raum für eine sachliche Auseinandersetzung zu schaffen.

 

Häh? Ich habe meinen Eindruck geschildert, mehr nicht, ganz wertungsfrei (da ich selbst manchmal, wenn auch nicht im Forum, KI nutze). Interessanterweise hast Du meinem Eindruck ja nicht widersprochen.

 

vor 14 Minuten schrieb Frey:

Was die Kritik an C. Boff betrifft, so ist selbstverständlich anzuerkennen, dass er die spirituelle Motivation als zentrales Fundament kirchlichen Handelns betont. Allerdings scheint mir entscheidend, dass seine Intervention nicht bei einem konstruktiven Appell verbleibt, sondern in einer sehr öffentlichen und zugespitzten Kritik an den Bischöfen mündet – begleitet von einem deutlichen Gestus moralischer Überlegenheit. Die starke Dramatisierung („Haus brennt“, „Niedergang“) und das wiederholte „es reicht!“ wirken weniger wie ein Beitrag zum Dialog, sondern eher wie eine Form der Abgrenzung und Schuldzuweisung.

 

Es ist ein Appell. Das ist eine Textgattung, der die von Dir kritisierten Inhalte inhärent sind. Eine moralische Überlegenheit erkenne ich nirgendwo.

 

vor 14 Minuten schrieb Frey:

Gerade diese Form der öffentlichen Anklage, die suggeriert, den Schlüssel zur eigentlichen Identität der Kirche exklusiv zu besitzen, wirft nicht nur theologische Fragen auf, sondern ist auch pastoral wenig hilfreich. Es ist schwer vorstellbar, dass durch die öffentliche Bloßstellung kirchlicher Verantwortungsträger Menschen zur Kirche zurückfinden – vielmehr besteht die Gefahr, bestehende Gräben zu vertiefen und neue Vorbehalte zu schaffen.

 

Der Adressat sind die Bischöfe. Viele Bischöfe. Daher mußte er offen publiziert werden, da sie sonst nicht wirksam zu erreichen sind.

 

vor 14 Minuten schrieb Frey:

Selbstverständlich sollte christliches Engagement stets aus einer spirituellen Quelle gespeist werden. Doch die Komplexität der Herausforderungen, vor denen die Kirche in Lateinamerika steht, lässt sich kaum auf einen Mangel an expliziter Christozentrik reduzieren. Die Vielfalt kirchlicher Praxis – von der Glaubensverkündigung bis zum sozialen Engagement – zeigt, dass viele Initiativen längst beide Dimensionen miteinander verbinden.

 

Welche Quellen kennst du denn, um "Komplexität der Herausforderungen, vor denen die Kirche in Lateinamerika steht" beurteilen zu können?

 

vor 14 Minuten schrieb Frey:

Ich nehme es als eine Art christlichen Populismus wahr - warum sollte jemand Bischöfen vertrauen, wenn sie auf diese Weise angegangen werden? Mich überzeugt das nicht.

 

Uns hat das auch nicht zu überzeugen, wir sind nicht Adressat.

bearbeitet von rorro
Geschrieben
12 minutes ago, rorro said:

Man kann bspw. aus säkularen, christlichen, islamischen oder auch buddhistischen Gründen ehrenamtlich Nachhilfeunterricht geben (gibt auch noch andere Gründe). Doch wer als Christ nie über seine Motivation spricht, ist als solcher austauschbar.


Über Nachhilfeunterricht habe ich ehrenamtlicherweise noch nicht nachgedacht, allenfalls wäre das bei mir „Nachbarschaftshilfe“. Bei den meisten ehrenamtlichen Dingen, die ich tue, sehe ich keine „missionarische Situation“, in der Notfallseelsorge ist das sogar per Definition ausgeschlossen. 
Ist denn der Brief Boffs überhaupt missionarisch gemeint? Ich habe es so verstanden, dass die Person Christi stärker in den Mittelpunkt des kirchlichen Handelns gestellt werden sollte. Ich bin mir aber keinesfalls sicher, dass der Weg aus der katholischen Kirche in Brasilien etwas damit zu tun hat - Wohlstandevangelium, politische Mobilisierung, Eventliturgie, Wettbewerbsdenken zwischen kirchlichen Gruppen etc. könnte genauso Ursache sein für den Erfolg evangelikaler Gruppen und Organisationen sein.

Geschrieben
vor 7 Minuten schrieb rorro:


 

Zitat

Als ich ihn heute morgen las, war mir klar, daß er genausogut für die Kirche in Europa gelten kann.

Uns hat das auch nicht zu überzeugen, wir sind nicht Adressat.


So ganz kann ich Deiner Absicht nicht folgen.

Geschrieben
vor 40 Minuten schrieb Merkur:

Für ein Wohlstandsevangelium gäbe es durchaus Bedarf, man braucht sich ja nur die Nachfrage nach NLP-Veranstaltungen anzuschauen. 

NLP?

Geschrieben
vor 3 Minuten schrieb Flo77:

NLP?

Neurolinguistisches Programmieren und das, was kommerzielle Motivationsredner darunter verstehen. Es geht in diesen Veranstaltungen im Regelfall darum, innere Blockaden zu lösen und reich zu werden. 

Geschrieben
vor 2 Minuten schrieb Merkur:

Neurolinguistisches Programmieren und das, was kommerzielle Motivationsredner darunter verstehen. Es geht in diesen Veranstaltungen im Regelfall darum, innere Blockaden zu lösen und reich zu werden. 

Damit wären dann allerdings calvinistische Traditionen anziehender als römische.

 

Kann es sein, daß calvinistische Theologie an dieser Stelle schlicht simpler ist, als römische?

Geschrieben
vor 2 Minuten schrieb Flo77:

Damit wären dann allerdings calvinistische Traditionen anziehender als römische.

 

Kann es sein, daß calvinistische Theologie an dieser Stelle schlicht simpler ist, als römische?

Die originale oder die, die heute in den reformierten Kirchen vertreten wird? Die Reformierten haben die gleichen Probleme wie die anderen etablierten Großkirchen auch. Sie sind in Behördenstrukturen erstarrt und haben wenig Zugang zu dem, was Menschen heute umtreibt. Ihre Theologie interessiert zu wenig. 

Geschrieben
vor 3 Minuten schrieb Merkur:

Ihre Theologie interessiert zu wenig. 

 

Kennst du eine Theologie, die Menschen heute interessiert?

Geschrieben
vor 2 Minuten schrieb Merkur:

Die originale oder die, die heute in den reformierten Kirchen vertreten wird? Die Reformierten haben die gleichen Probleme wie die anderen etablierten Großkirchen auch. Sie sind in Behördenstrukturen erstarrt und haben wenig Zugang zu dem, was Menschen heute umtreibt. Ihre Theologie interessiert zu wenig. 

Die evangelikalen Kirchen vertreten soweit ich weiß in der Regel calvinistische Traditionen. Die haben zwar nix mit unseren reformierten Kirchen gemeinsam, aber die Theologie ist doch eher calvinistisch als katholisch.

Geschrieben
vor 2 Stunden schrieb Merkur:

Mit der Aufrechterhaltung der Disziplin in religiösen Bewegungen hat die Kirche Erfahrung, daher denke ich, dass sie die Risiken managen kann.  

Da hätte ich meine Zweifel. Möglicherweise könnte sie es, sie muss es aber auch wollen. Was passiert, wenn die Kirche es sehr ausdrücklich nicht tut (und vielleicht auch nicht will), lässt sich für unsere Nachbarkirche in Frankreich z.B. im CIASE-Bericht nachlesen.

Geschrieben
vor einer Stunde schrieb Frey:

So ganz kann ich Deiner Absicht nicht folgen.

Die dortigen Bischöfe sind der Adressat. Und unsere Bischöfe könnten es vom Inhalt her genauso sein.

 

vor 1 Stunde schrieb Flo77:

Die Kirche in einer Krise der fehlenden Spiritualität in einer nach Spiritualität suchenden Welt?

Ja, ich glaube, dass sehr viele Menschen heutzutage nach Spiritualität suchen. Nach etwas, das über ihr irdisches Leben hinausgeht. Es gibt z.B. so viele Kurse und Angebote, die im weitesten Sinn mit fernöstlicher Spiritualität zu tun haben, das boomt schon.

 

Nur die Kirche schafft es irgendwie nicht, diese Menschen abzuholen.

 

Es gibt ein relativ neues Video von Johannes Hartl über die hohen Erwachsenen-Taufzahlen neuerdings in Frankreich, Belgien und anderswo. Ich hab es noch nicht gesehen, werde ich mir die Tage mal ansehen. 

 

 

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